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Bericht von den Goethefeiern.

Lleberall fanden im Reiche Goethefeiern statt, darunter sogar...... eine würdige?

Massenabbau bei der AEG. Bis September sollen SV Prozent der Belegschaft entlassen werden.

Auf der gestrigen Generalversammlung der AEG. erklärte Generaldirektor Bücher zur allgemeinen Wirt- schaftslage und zur Situation bei der AEG. folgendes: An dem laufend:» Geschäftsjahr 1931/32 ist der Auftragseingang in den ersten fünf Monate« vom Oktober bis Februar weiter gesunken. Am Vergleich mit dem guten Nonjnuktnrjahr 1928/29 ist die Summe der neueingegaugene» Aufträge auf 49 Proz. zu­sammengeschrumpft. Die Verwaltung hat sich daher gezwungen gesehen, weitere umfangreiche Entlassungen von Arbeiter» und Angeftell- ten auszusprechen. Bis zum End« des laufenden Geschäftsjahres im September 1932 werden 80 Uppz. d er Brie g s ch a f t. die im Oktober Vergangeue» Jahres noch im Betrieb« stand, abgebaut sein." Diese Erklärungen des führenden AEG.-Drrekwrs wirken um so sensationeller, als die AEG. in den Heiden vorhergehenden Jahren bereits schärfste Abbaumaßnahmsn ergriffen Halle. So wurde im Geschäftsjahr 1929/30 die damalige Belegschaft von 60 400 bis auf 30 000 Mann, also um rund 17 Proz. ab» gebaut. In dem darauffolgenden Jahr bis zum September 1981 setzten sich die Massenentlassungen im verschärften Tempo fort und bei einem Abbau um rund 20 Proz. blieben im cherbst vergangenen Jahres nur nochlOOOOMann in den AEG-Betrleben. Nach den Erklärungen Dr. Düchers werden bis zum September dieses Jahres weitere 14 000 Mann zur Entlassung kommen, so daß damll der Belegschaflssiatttm der AEG. bis auf 26000 Alan» zusammen- geschrumpft sein wird. Zu diesen auf lange Sicht getroffenen Kündigungen ist allerdings zu bemerken, daß zum mindesten«in Teil dieser Ent­lassungen dann rückgängig gemacht wird, wenn sich im Perlauf des Frühjahrs und Sommers der Auftragseingang bessert. Die wirtjchaftspolitljchen Ausführungen Büchers unterschieden sich nicht von den Erklärungen anderer führender Privatwirtschaftler. Es ist aber geradezu grotesk, wenn ein Wirtschastler in der Stellung

des Herrn Bücher in einer öffentlichen Rede Zahlen aus der Bor- und Nachkriegszeit zum Vergleich heranzieht, die überhaupt u n- vergleichbar sind. Bücher errechnet, daß die AEG. von 1924 bis 1931 über 188 Millionen Mark an Steuern med Sozialabgaben ausgegeben habe. Dies bedeute eine jährliche Belastung des Kapitals um mehr als 11 Proz. Hätte die AEG, in diesem Zellabschnill die gleichen Steuer- und Soziallasten wie vor dem Kriege zu zahlen gehabt, so hätte sie 106 Millionen Mark gespart, füs Herr Bücher scheint bei seinen Zahlenkunststücken vollends vergessen zu haben. daß zwischen den goldenen Vorkriegszeiten und der jetzigen Krise ein l�sährlger Wellkrieg liegt, daß Deutschland den Krieg oerlpren hat. daß es schwere äußere Kriegslasten und»och schwerere innere MMM».. i zu trägen hat und daß es auch in den Siegerländern ein i n t« r« natienales Schulden Problem gibt, das die Äestehungs- kosten der doxtigen Industrien gleichfalls belastet. Vielleicht«rtun- digt sich Herr Bücher einmal bei seinen englischen und amerikanischen Kollegen, wie sich die öffentlichen Lasten in ihrer Kalkulation aus- wirken Wenn sich aber der Leiter der AEG. zu der Behauptung per- steift, daß die Aussaugung der Privatwirtschaft durch den Staat zvm Erliegen der großen Unternehmungen führen muß und daß die dann notwendig gewordenen Sanierungen nicht der llnfählgkeit Ihrer Leitung zuzuschreiben sind, so grenzt dies schon nahe an Demagogie. Herr Bücher weiß nichts davon, daß Konzern skandale von ungeheuer- lichen Ausmaßen Deutschlande wirtschaftlichen Kredit im Auslande untergraben haben. Cr weiß auch nichts davon, daß Milliarden Kapitalfehlleitungen in Verbindung mll einer beifpiel- losen Ausbeutungspolitik der Monopole dl« Krise In Deutschland auf die Spitze getrieben haben. Man muß schon sagen, daß»s«ine miserable Verteidigung ist. wenn ein Konzernfsiter, der feinem ganzen Werdegong nach die wirtschaftlichen Zusammenhänge kennen muß, zu derartigen Entstellungen seine Zuflucht nimmt!

Von Retter zu Retter! Rohr sucht eineu König. Der Pommersche Landbund und vor allem sein redseliger Führer von Rohr haben ausgesprochenes Pech auf ihrer Suche nach dem großen, dem allergrößtenFührer". In den eigenen Reihen scheinen nur Redner, aber keineFührer" aufzutreiben zu sein. Nach der Staatsunuvälzung 1918 fing es mit dem Kummer an. Da hielt es keiner der pwnmerschen Landbündler für zweckmäßig. sich noch sonderlich für Wilhelm II. eln,zusegen, dem sie vorher zu» jubelten und als den ängestamnüen Führer des deutschen Volkes feierten. Sogar die redseligsten Landbundfuhrer ließen ihn im Stich. 1920 tauchten einige neueFührer" am, denen sich alle Lieb« der Herrschaften von: Pommerschen Landbund zuwandte: Luden- dorff und Kapp. Bon Ludendorfi spricht heute die öffentliche Meinung nur noch in Tönen des Mitleids. Der Name Kapp wird nur noch in Verbindung mit dem Kapp- Putsch genannt, aber nicht im guten Sinne. 1922 eilldeckle der Pommersche Landbund«inen neuen Führer. aber auch nicht in Pommern , sondern in Bayern . Wie ein über» schwenglicher Backfisch schwärmte damals der Pommersche Land- bund für den bayerischen Generalstaatskommissar von Kohr. Im Januar 1922 schrieb derPommersche Landbund": Zu prächtigem Hohenzollern weiter zerriß die Sonne am Frellag, dem 20. Januar, die Wolken, als mll dem Zuge von Berlin her jener große Unbekannt« einlief, der auf dem Programm der Generalversammlung als Redner über die wirtschaftlich« und politische Lag« Deutschlands stand, nämlich mll angegeben war." Auch noch im Oktober 1923 himmelte der Pommersche Landbund wie folgt: Und wlr stehen heute nllht an auszusprechen, daß für uns die Rettung nur noch vurch einen Mann kommen kann, der wie der bayerische Generalstaatskommissar in klarer polllischer Erkenntnis alle jene Konsequenzen zu ziehen gewillt ist, dl« das deutsche Volk mit einem Schlage aus dem Elend herausführen können." Der Reller Kahr Ist inzwischen sang- und klanglos verschwunden. Wieder einmal stand der Pommersche Landbund ohne Retter da. 192ö wandte der Pommersche Landbund seine Lieb« einem anderen Manne zu. Sein Name ist H i n d e n b u r g, der, wie am 13. März d. I. über 18 Millionen Deutsch « bezeugten, ehrlich be- müht war und ist, mit den aufbauwilligen Kräften in Deutschland über die 1914 geborenen Schwierigkeiten hinwegzukommen. Doch der Pommersche Landbund sucht einen Retter besonderer Art. Darum ist auch Hindenburg für ihn erledigt! Auf der Suche nach einem neuen Retter und Führer wandte er feine Liebe H i t l e r zu. Sie glich aber der einer verschmähten Jungfrau. Trotzdem von Rohr sich mehrere Male den Nazis förmlich an den Hals geworfen hatte, hielten sie ihn nicht einmal für würdig, als Präsident der Pommerschen Landwirtschaftskammer ge- mähst zu werden. Danach fit H i t 1 e r zum mindesten für von Rohr erledigt! Neuerdings will von Rohr wieder ganz von vorne an- sangen. Auf der 14. Generawerfammlung des Pommerschen Landbundes in Stettin rief er ganz verzwefiest nach dem König! In seiner Rede heißt es: .Wer Soldat und Preuße ist, der ist zugleich Diener des preußischen König». Gerade die Zerrissenheit dieser Tage auch in der nationalen Front zeigt uns. wie uns der König fehlt, der uns zur Demut z w i n gt und fein Amt nicht von Menschen entlehnt, sondern von Gott ." s Der unfchuldsvlille Leitartikler der.Pommerschen Tagespost" trifft den richtigen Ton. indem er über die Rede Rohrs sägt,.es waren alle» Gedanken, die nur darauf warteten, in dieTatumgsfstzt zu werden". Wtt nachFührern" undRettern" dauernd außerhalb der eigenen Reihen suchen muß. ist es einfach nicht wert, gerettet zu werden. Wenn nun Rohr keinen König findet, so ist zu befürchten, daß er eines schönen Tages in unerforschte Gebtete wandert, um sich«inen Götzen zu suchen, den er nach Belleben verprügeln kann, wenn auch er seine Wünsche nicht erfüllt!

Krankreich vor den Wahlen. Sozialisten zur Verantwortung bereit. Paris , 22. März.(Eigenbericht.) In einer öffentlichen Wahlversammlung erklärte der sozialistisch« Abgeordnete R e n a u d e l:Wenn die Linksparteien bei den nächsten Wahlen loyal die republikanische Disziplin beobachten, wird die Reaktion eine schwere Niederlage erleiden. Die Sozialistische Partei wird berell sein, daraus alle Folgen zu ziehen. Wenn da» Land dem Sozialisnms eine Mehrheit gibt, würde die Partei nicht zögern, alle Verantwortungen der Regierungsmacht zu übernehmen. Wenn die Sozialistische Partei die stärkste Partei einer republikanischen Mehrheit werden sollte, würde sie es ohne Zweifel nicht ablehnen, die Bildung einer Koalitionsregierung zu versuchen. Wenn schließlich aus den Wahlen sine Parlomentsfraktion bervor�ehl die einen notwendigen Teil für die Bildung einer demo- lratischen Mehrhell darstellen würde, würde die Sozialistisch« Partei die Zweckmäßigkeit einer Beteiligung an einer Koalitionsregierung prüfen, die dann«in« Fortsetzung der Einigung der Linksparteien im Lande sein würde." Mandschurische Schreckensherrschaft. Ein chinesischer General hingerichtet. Tschangtschun. 22. März. In Klein wurde durch ei» Militärgericht der chine- tische General Ljusin wegen Hochverrats gegen die mandschurische Regierung zum Tod« verurteilt und er- schössen. Der General soll geheime Beziehungen ,u der Kuomintang unterhalten haben. Englische Regierunczserklärunq. London . 22. März.(Eigenbericht.) Außenminister Sir John Simon teilt« dem Unterhaus mit. daß der Frieden in Oftasien im wesentlichen wiederher- gestellt sei. Tokio Hab« berell- befohlen, den größten Tell der Truppen von Schanghai zurückzuziehen. Di« japanischen Kriegs- schisse in den chinesischen Gewässern würden unmittelbar auf einen Stand vermindert werden, der nur wenig über dem nor- malen liege. In der mandschurischen Frag« wart« der Völkerbund noch den Bericht seiner Untersuchungskommission ab. Dierprozeniiges Bier sür USA . will der Unterausschuß des Jndustrieausschajse« des Senat, au» wirtschaftlichen und fiskalischen Gründen sowie zur Förderung der Mäßigkeit und Einschränkung der Kriminalllät erlaubt sehen.

Seipel-Zninge gegen Oeuischland. Hilfsdienst für antideutsche Politik. Ein Wiener Presseprozeß hat eine neue Intrige des Herrn Dr. Selpel und feiner Leute gegen Deutschland enthüllt. In diesem Prozeß ist nämlich zutage gekommen, daß einer der engsten Freund« Selpel», der gewesene Vizekanzler Schmitz, es war, der seiner- zeit einen streng vertraulichen Schrill der D e u t s ch« n G e s a n d t» s ch a f t in Wien durch Wellererzählung an Journalisten zur öffent- lichen Kenntnis gebracht hat. Als im Juni die Regierung Dr. E n d e r gestürzt wurde, weil sie die vom Parlament ihr verliehenen Vollmachten mißbraucht hatte, dem Staat die Haftung, für die älteren Schulden der zusammengebrochenen Creditanstalt auf- zuhalsen, sollte Seipel die neue Regierung bilden. Damals er­schien bei ihm der reichsdeutsche Gesandtschastsrat Dr. Clod iu» um Seipel mitzuteilen, daß die Reichsregierung das Der- bleiben Schobers als Außenminister wünsche. Seipel wünschte da» freilich nicht, seine Regierungsbildung kam nicht zu- stände, sondern es folgte das Kabinett Buresch I. Selbstverständlich war die Unterredung Clodius-Seipel streng vertraulich. Trotzdem hat Seipel sie Herrn Schmitz weiter- erzählt, und dieser hat einem christlichsozialen Wiener Blall Mit» teilung davon gemacht. Auch in einem Budapester Blall des wegen schwerer Delikte aus Wien geflüchteten B e k e s s y erschien diese Mitteilung. Seipel wurde vor der Hauptverhandlung in einem Wiener Presseprozeß. der an diese Veröffentlichungen anknüpfte, als Zeuge vernommen und hat offenbar ohne von der ihm zustehenden Amtsoerfchwiegenhell Gebrauch zu machen diesen Sachoerhalt bestätigt. Der beklagte Dr. Neubacher, Führer der Anschluß» bewegung in Wien , verzichtete im Interesse dieser Bewegung auf die DurchMrmtg des Beweises. Trotzdem ist die Aussage Seipel» wiederum vvn an.schlußseiyd lichen Zeitungen ver- ösfentlicht worden. Damit ist der französischen Polittk«in Mittel gegeben, reichsdeutsche Einmischung in die innere Politik des«selb»

ständigen" Deutschästerreich zu behaupten und daraus ein Recht für Frankreich herzuleiten, da» gleiche zu tun. Selbstverftäichlich kann aber das freundschaftliche Verhällnis zweier Staaten nicht so eng sein, wie das zwischen zwei Staaten, die nur durch ausländischen Zwang von der Bereinigung abgehalten werden können, die der Bolksmille in beiden Ländern fordert. Gerade seht spielt der stille, aber zähe Kampf gegen da» Donau - blockprojekl Tardieus: hiernach sollen die vonanstnaleu durch Gewährung kurzfristiger Kredite zu ernst geweinlen VerHand- langen über gegenfeilige Vorzugszölle gebracht und nach deren Erfolg die Kredite langfristig gemacht werden. Außerdem sollen dtef« Staaten unter Budgetkontrolle des Völkerbundes gestellt werden. Deutschösterreich hat 1923 bis 1923 Erfahrungen damit gemacht, als der Völkerbund ihm den Holländer Zimmermann als Finanzdiktätor aufzwang, der ausschließlich rücksichtslos kapllalisti« fchen Abbau trieb. Diesem französischen Projekt widerstreben Deutschland und Italien , wenn auch das letztere natürlich nicht im Interesse der Freihell Deutschösterreichs. In diesem Kampf spielt selbstverständlich die oft behauptet« Unabhängigkell Devtschäster- reichs eine große Rolle. Die.Seipelsch« Intrige soll Deistschlands Berufung auf dies« Selbständigkell der deutschen Donaurepubfik zunichte machen!

Die Deutsche Liga für Nkenschcnrechle hat aus ihrer General- Versammlung in den Vorstand gewählt: Dr. Oscar Cohn, Helmuth von Gerlach, Professor E. I Gumbel, Polizeioberst o. D. Hans Lange, Dr, Walter Levintbal. Oberstudlendirekior Dr. Siegfried Kawerau . Otto Lehmann-RußbAdt, Dr. Rudolfe Olden, Carl von Osstetzki, Ernst Toller , Graf Cmll Wedel. Frau Adel« Schreiber- Krieger. Wahlersolge der tschechischen Sozialdemokraiie sind bei dm Ac- meindeergänzungswahlen eingetreten. In der Bergarbeiterstadt Kladno , wo früher dl« Kommunisten die Mehrheit hallen, sind setzt die Sozialdemokraten wieder die größte Partei. Auch in anderen Gemeinden haben die Kommunisten viel Stimmen verloren.