Moralische Oberpostdirektion. Eine Zehnjährige als Velastungszeugin. Zwei Umstände fesselten kürzlich in einen Beleidigungsprozeß: Die moralische Oberpostdirektion und die dramatische Aus- sage einer Zehnjährigen über Dinge, die sie vier Jahre vorher, also im Alter von sechs Iahren erlebt haben wollte. Diese Dinge waren aber nicht nur für den Ausgang des Beleidigung-- Prozesses entscheidend, sondern auch für das Schicksal einer jähre- langen Ehe. Im Hintergrund des Prozesses, der übliche nieder- trächtige Tratsch und Klatsch der lieben Nachbarinnen in einem Miethaus. � Der Nachbar K. pflegt Umgang mit der Frau des Postbeamten N.: sie führt ihm in Abwesenheit der Ehefrau die Wirtschaft. K.s Frau wünscht nicht diesen Verkehr. Die Nachbarinnen ergreifen ihre Partei, man will Verschiedenes über das«hewidrige Verhalten des Mannes mit der Frau des Postbeamten wissen. Im Ehe- scheiimngsprozeß erhält K.s Frau recht: die Ehe wird wegen ehe- widrigen Verhaltens des Mannes geschieden. Der Klatsch und Tratsch gehen weiter. An die P o st d I r e k t i o n fliegt ein Brief, vier Nach- barinnen sind die Verfasser: Die Frau des Postbeamten treibe Ehe- bruch mit Herrn K.: der Mann dulde es und ziehe daraus gleich einem Zuhälter Geld. Was tut die Postdirektion? Sie läßt den Wisch in den Papierkorb wandern?! Weit gefehlt! Der Postbcamte hat sich zu rechtfertigen. Also erhebt er gegen die vier Briefschreiberinnen Privatbelcidigungsklage. Die vier Nachbarinnen sitzen auf der Anklagebank. Ihnen gegen- über als Nebenkläger der Postbeamte. Hauptzeugin sein zehnjähriges Pflegekind. Der Richter befragt die Kleine mit größter Vorsicht. Sie will aus ihrem Bettchen Verschiedenes beobachtet haben, was sich zwischen Pflegemutter und Nachbar zugetragen haben soll. Der Anwalt des Postbeamten bezweifelt, daß die Aussage des Kindes über Dinge, die vier Jahre zurückliegen, für das Gericht von Bedeutung fein können. Di« Kleine wird Herrn K. gegenübergestellt: sie bleibt bei ihrer Aussage. Herr K. ist bereit, unter seinem Eide zu beschwören, daß er mit der Post- beamtenfrau keinen Verkehr gehabt habe. Auf den dringenden Vor- halt des Vorsitzenden verweigert er aber schließlich die Aussage: er könne ja doch nicht sagen, wie alles gewesen sei. Der Postbeamten- frau wird die Aussage des Kindes und die Aussageverweigerung des Herrn St vorgehalten: sie wird auch auf ihr Äussageverweige rungerecht aufmerksam gemacht. Sie ist bereit zu beschwören, daß zwischen ihr und Herrn K. keine intimen Beziehungen bestanden. Die noch so energischen Vorhaltungen des Richters können sie davon nicht abbringen. Diesen interessiert aber gar nicht mehr die Aus- sage der Frau: er ist auf Grund der Aussage der Kleinen und der Aussageverweigerung von K. bereits davon überzeugt, daß Ehebruch getrieben worden ist. Der Postbeamte ruft in höchster Erregung, daß er nun Schluß machen würde: wenn das wahr sei, so lebe er morgen nicht mehr. Der Richter schlägt«inen Vergleich vor: die Angeklagten verbleiben bei der Behauptung vom Ehe- bruch der Frau, nehmen aber diejenige von der Zuhälterei des Mannes mit Bedauern zurück... Der Berichterstatter wartet das Ende dieser Verhandlung nicht ad. Er begreift nicht, wie man auf Grund der Aussagen eines zehn- jährigen Kindes über Tatsachen, die vier Jahre zurückliegen, eine richterliche Entscheidung treffen und das Familienleben«ine» Ehe- paare» zerstören kann. Schädigender Hausklatsch sollte unter Strafe gestellt werden. Der Vergleich war, wie vom Richter vorgeschlagen, zustande- gekommen! Kurzsihung bei Gklareks. Hoffmann soll seine Sklarek-Garderobe mitbringen. Im Sklarek-Prozeß fand gestern nur eine Fomalsißung von etwa 20 Minuten Dauer statt, um das Verfahren ungefährdet über die Ofterfeiertage zu bringen und die dreitägige Frist zu wahren. Zeugen waren zu dieser Sihuug nicht geladen, die man mit der Erörterung der verschiedensten Angelegenheiten ausfüllte. Zunächst wurde vom Vorsitzenden eine Anweisung des Stadt- lxmkdirektors H o f f m a n n zur Verlesung gebracht, die dieser neulich überreicht hat und in der er die Girokassenletter über ihr Tätigkeitsgebiet aufklärt. Diese Anweisung oerbreitet sich über die verschiedenen Arten der Konten und Buchungsmöglichkeiten und ist, wie der Vor- sitzende bemerkte, für allererste Anfänger ihrem Inhalt nach be- stimmt. Der Vorsitzende ersuchte dann den Angeklagten Hofsmann bei der Erörterung der Zuwendungen, die nach Erledigung des Konkursteils erfolgt, die noch in seinem Besitz befindliche S k l a r e t- Garderobe zur Verhandlung mitzubringen, damit sie dem von ihm benannten Sachverständigen Schneidernleister Kofahl zur Begutachtung vorgelgt werden kann. Hofsmann hatte nämlich be- hauptet, daß die Qualität dieser Kleidungsstücke gar nicht so erst- klassig gewesen sei. so daß der von ihm mit den Stlareks verein- barte Preis angemessen war. Leo Sklarek nahm dann in einer längeren Erklärung zu den Aussagen des Stadtbankdirektors Dr. Zetzel Stellung. Zetzel habe seinerzeit eine Erbschaft gemacht und hätte dafür 3000 Mark E r b s ch a f t e st e u e r an das Bezirks-
dinet arbeitslosen Vortragoliinstlerill verdanken wir folgende amil. sant« Schilderung au» der geit, da es noch Engagements gab. Das mar im Jahre 1925, o. d. g. D.(vor dem großen Dalles), im Jahre des Heils, wo Ostern noch Ostern war und somit ein Feiertagsgeschäft winkte. Vom Montag angefangen, lief man sich bei verschiedenen Agenten die Hacken ab, mn ein O st e r- g e s ch ä f t zu ergattern. Mir lachte das Glück in Gestalt eines Kontraktes für ein Cafe in Schivelbein in Pommern . Sonnabend mittag drückte mir der Agent den Konttakt in die Hand. Kontrakt ist eigentlich etwas übertrieben, es war ein Neiner Wisch, auf dem geschrieben stand:„Fräulein Mimi K« s a n o ist für die Zeit von Ostersonnabend bis Ostermontag einschließlich mit einer täglichen Gage von 8 M. als Soubrette für mein E t a- b l i s s em e n t engagiert. Im Auftrag« der Direktion. 1. sf).* Bei Ucbcrgabe des Zettels mochte mich der Agent noch auf schleunigstes Abdampfen bereit— der Zug ging um 2 Uhr nachmittags—, sprach was von„gut«m Haus, angenehmer Direktion, viel Betrieb� unv was der üblichen suggestiven Attribut« mehr waren, dann schob ich von dann«n. Die Reise war lang und trostlos, noch viel trostloser aber die Stätte meines künftigen Wirkens. Nicht, daß die Ortseimvohner sich allesamt in ihren Häusern verkrochen hätten, im Gegenteil, die ganze Stadt war auf den Beinen: allerdings nicht meines Gast- spiels wegen, sondern es war Fahnenweihe am Ostersonntog und alles schon am Vorabend solch wichtiger Ereignisse in höchster freudiger Erregung. Das„Etablissement", das mein«„Kunst" dem Volke zu vermiteln die Ehre hatte, war«in gong abseits vom Ver- kehr gelegenes winziges Kaffeehaus ländlichen Zuschnittes. Vorn ein Raum mit einem Billard, dahinter ein kleinerer Raum mit Tischen und Stühlen, in der Mitte die Theke, im Winkel das Klavier, Schluß. Auf einem Stuhl in einer finsteren Ecke druselie laut und vernehmlich«in dicker, hemdsärmliger Herr, fönst war niemand weit uttd breit zu sehen. So mußte ich den Schlaf dieses Gerech- ten stören— es war der Herr Direktor in eigener Person! Beim Anblick meines Handtösferchens, das meine Abendgarverobe und sonstige Utensilien enthielt, meinte der Gewaltig«:„Und wo sind Ihre Toilette n?" Woraus ich auf den Koffer wies und mir damit die erste direktorial« Mißfallensbezeugung erwarb. Oer Elitegast. Der Abend kam, mit ihm jedoch leider keine Gast«: draußen regnete e» wie mit Kannen, Grund genug für die Einwohner, zu Hause zu bleiben und auf ein besieres Morgen zu hoffen. Un- entwegt und unermüdlich entlockte der Pianist seinem alters- schwachen Instrument stark belegte, heftig tremolierende Töne, um-
sonst, es wurden der Gäste nicht mehr. An einem der vorderen Tische saß ein G a st, um den der Direktor heftig herujnscherwenzelte, rückwärts hatte sich ein schüchtern agierendes Liebespaar etabliert, das war alles. Als der Elite gast Anstalten traf, auf, zubrechen, winkte mich der Direktor auf die„B ü h n e"— dies ein kleiner, aus schwindelnder Höhe befindlicher Podest, den zu erklimmen mir nur mit Hilfe eines Stuhles gelang. Knacks, riß bei diesem Bergmanöoer mein Rock ein, egal, ich war droben und sang. Unheimlich hohl klang der Ton in diesem„Grabgewölbe" menschlicher Lust, aus allen Ecken und Winkeln schienen mich höhnende Fratzen anzuglotzen in meiner gräßlichen Einsamkeit da oben auf dem Nudelbrett. Das Lieb�paar scherte sich den Teufel um mich und meine Vorträge, es nützte den Augenblick des Un- beachtetfeins zu zärtlich-schäkerndem Getue, nun blieb nur der Vordermann als Zielscheibe meines Humors. Aber sein Gesicht war eisern, unbeweglich, feindlich, wi« mir schien. Der Angstschweiß stand mir auf der Stirn: Wenn das nur gut geht! Und dl« Angst. sie sollt« bald zur peinlichen Gewißheit werden.... Oer feindliche Gast als Helfer in der Not. Mein Logis befand sich in einem Häuschen am Waldesrand, idyllisch für den Sommer und sein« Abende, etwas graulich jedoch in herben Norfrühlingsnächten. Bei der trüben Kerze Schein— elektrisches Licht gab es hier noch nicht, verfügte ich mich sodann in ein Lager mit zwei- oder gar dreifachen Unter- und Oberbetten. Am nächsten Morgen, zu ziemlich früher Stunde energisches Klop- fcn an meinem Zimmer. Ich öffne, draußen steht die Direktrice. „Fräulein, Ihr Repertoire gefällt mir absolut nicht"— das Guten Riorgen erachtete die Dame als überflüssig—„und überhaupt, ich löse den Kontrakt." Meine Einwände, daß ich ja Repertoirewechsel vornehmen könnte, ließ sie erst gar nicht gelten, sondern schob grüß- los, wi« sie gekommen, wieder ab. Um mir mein Recht zu holen, suchte ich nachher sofort die Stadt nach einem Anwalt ab und siehe da— es war der Herr von gestern. Ich trug ihm die Sache vor. wobei mir durch den Kopf schoß, daß ja nur e r mir diese Suppe eingebrockt l)aben könnte, worauf er lächelnd meinte:„Das ist«in alter Trick von der Frau, Sie sind nicht die erste, sie ver- sucht das immer, wenn das Geschäst schlecht geht." Damit ging er zur Schreibmaschine, spannt« einen Briefbogen ein, schrieb«in paar Zeilen und übergab mir diese: in dem Brief war zu lesen. daß die Kontraktlösung unzulässig sei und das Vertragsverhältnis einzuhalten. Merkwürdigerweise folgte der Uebergabe dieses Briefes kein Wutausbruch und ich mimte also lustig weiter Am Sonntagabend hob sich das Geschäft merklich. Am Montag ward es noch besser, die Direktrice ward von Gast zu Gast liebenswürdiger zu mir und wir schieden als Freunde.
amt Lichtenberg zahlen sollen. Zetzel sei zu ihm gekommen und hätte ihn gebeten, ob er, Leo Sklarek, nicht mit dem zuständigen Stadtrat in Lichtenberg sprechen könne, daß die Steuer er- mähigt würde.- Nach Leo Sklareks Darstellung ist Zetzel dann dreimal auf diese Angelegenheit zu sprechen gekommen und Leo Sklarek hat schließ- lich den Angeklagten Stadtrat(Säbel gebeten, sich mit dem Steuer- dezernenten in Verbindung zu setzen. Was aus der Sache geworden ist, wisse er aber nicht. Rechtsanwalt Dr. K u r tz i g fragte Leo Sklarek, ob er etwa be- haupten wolle, daß Stadttat Gabel in der Angelegenheit des Stadt- bankdirektors Zetzel seine Hand zu einer Schiebung geboten hätte, was Leo Sklarek aber für ausgeschlossen hielt. Dier Ver- Handlung wurde dann aus Mittwoch. 9 Uhr, vertagt, wo die Be- weisausnahme über die Konkursvcrbrechen der Sklareks, also ein neuer Abschnitt, beginnt. V-Zug-Llnglück in Rumänien . «Siebzehn Personen verlehl. Bukarest . Zä. März. Ein schweres Eisenbahnunglück ereignete sich am Freitagabend in der Bäh« von Braila . Der um Hlo Uhr von Bukarest in Richtung Bratla abgehende pulmo u- Zug fuhr infolge falscher Weichenstellung bei Vadeni in voller Fahrt aus den Personenzug Gala h— B r a I l a auf. Die beiden Lokomotiven. ebenso wie die Sicherheilswagen und die Personenwagen, wurden mehr oder weniger zerirümmeri bzw. stark beschädigt. Zum Glück sind keine Talen zu beklageo. 3m ganzen wurden von dem hilss- zug l? zum Teil Schwerverwundete geborgen. Zur Zeil de» Unglücks war der veroniworlliche Chef de» Bahnhofs Valdovinesti nicht aus seinem Posten, sondern hielt sich in Braila auf. wo er später verhastel wurde. Außerdem sind die Lokotnolio- führer der beiden Züge und einige Weichensteller festgenommen worden.
Reichsbankvorsteher als Betrüger. so ovo Mark unterschlagen. Frankfurk o. M.. 26. März. In Mistend erg a. M. wurde der ZSjährlge verheiratet« Rcichsbankvorsteher Karl S a t o r verhastet und ine Unter- suchungegefängnis nach Aschafseuburg gebracht. Sator soll»ach den bisherigen Feststellungen Unter- schlagungen in Höhe von rund 50000 Mark begangen haben. Die Ausdeckung erfolgte in Abwesenheit Sators, der vor fünf Wochen einen Urlaub angetreten hatte. Vor Antritt quittierte er eine von der Post überwiesene größere Summe, die nach München gerichtet war. Die Rückbestäiigung an die Post von München aus, die in der Jett der Abwesenheit Sators erfolgen mußte, blieb aber aus. Auf diese Weise kamen die Unter- schlllgungen ans Tageslicht. Wirtschaftshilfe für Kriegsbeschädigte. Vor einiger Zell ging durch verschiedene Blätter ein« Notiz über die Unzulässigteit der Verpfändung von Militärrente». Die Wirtschaftshilfe für Kriegsbeschädigte, Berlin SW6l. Gitschiner Str. 107(früher Lindenstr. 108). legt Wert auf die Feststellung, daß die Notiz auf sie nicht zutrifft. Die W. H. gibt Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen im Einvernehme» mit den Fürsorgcstellcn Beschaffungedarlehen in Form von Scheckheften, mit denen der lebensnotwendige Bedarf an Kleidung, Wäsche, Schulen usw. in ersten Spezialgeschäften gekauft werden kann. Di« Darlehen müssen in 6 bis 7 Monatsraten durch Abtretung eines Teiles der Rente ohne eine Erhebung von Zinsen abgedeckt werden. Die W. 5). erfüllt somit in der jetzigen Notzeit eine soziale Aufgabe.__ Die Firma Hermann Tich bittet- uns mitzuteilen:„Mit Rück- ficht auf die schweren wirtschaftlichen Verhältnisse nehmen wir von jeder Feierlichkeit— aus Anlaß unseres bOjährigen Best e h e n s— Abstand. Wir bitten daher auch unsere Lieferanten und Freunde von allen äußeren Aufmerksamkeiten freundlichst absehen zu wollen."
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