Beilage
Mittwoch, 30. März 1932
al Der Abend
Spalausgabe des Vorwards
Im Urwald verirrt
Ein brasilianisches Abenteuer Von Frh. von Dunger
Die nachfolgende Sfizze ist dent Buch Brasilianische Tage und Nächte von Waldemar Bonsels und Frb. von Dunger ( Verlag Reimar Hobbing, Berlin ) entnommen, das, wie kaum ein Reisebericht, die seltsame Welt des tropischen Amerika in glühenden Farben schildert.
wt.
Ein Spaziergang nur... Eines Nachmittags hatte ich mich, nur mit einem Schmetterlingsnetz bewaffnet, von der Lagerstatt der in schwüler Hitze schlafenden Gefährten getrennt. In das Didicht, das undurchdringlich für das Auge, tausendfältig verschlungen und verwoben ist, führte mur ein schmaler, von Menschenhand kaum gebahnter Pfad, der sich wie eingeengt zwischen hohen Mauern unter dem grünen Laubdach dahinwand. Rund um mich her spürte und ahnte ich die Gegenwart der Myraden von Geschöpfen. Sie waren da, vor mir, hinter mir, überall raschelte und knisterte es. lleber mir rauschte unsichtbar eine Schar Papageien dahin, die ich an ihrem Fittichschlag und ihren Rufen erkannte. Für Augenblicke umgab mich das hämische Gemecker einer Herde von Kapuzineraffen, die hoch oben in den Wipfeln ihre Bahn zog.
Haut, ein Angstruf entrang sich meiner Kehle, aber ich erschraf vor der eigenen Stimme, denn auch jeder Vogelruf, jedes Knaden im Gesträuch wurde zur Drohung und weckte die Erinnerung an Begegnungen mit giftigen Insekten und Schlangen.
An jenem Abend hätte ich gern mit jedem Affen getauscht! Wie weit hat die Zivilisation uns von der Natur entfernt! Ein paar Kilometer Urwald zwischen den Menschen und seiner gewohnten Hütte und er ist ein häuflein Unglück geworden und beneidet die Tiere des Waldes um ihre Sicherheit.
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Bor mir blinkte es auf: Licht, Menschen vielleicht? Ich suchte den Weg dorthin zu finden und stand nach einigen Schritten still, durch dorniges Gestrüpp gehemmt. Ein riesiger Glüh fäfer hing regungslos dicht vor mir im Buschwert. Nun leuchtete es hier und dort auf, und wohin ich mich auch wandte, streckten mir Büsche ihre Dornen entgegen und glühten mich Augen aus filbrig bestrahlten Blättern an. Tausend blaue Lichter zogen laut los in der feuchten, schwülen Luft, famen und verschwanden, als wäre ein Sternenhimmel lebendig geworden. Nun war der Verwirrung aller Sinne fein Halt mehr geboten. Die wandernden Das geht mit verblüffender Geschwindigkeit vor sich: Ebenachtlichter nahmen dem Geist jedes Gefühl für fern oder nah, ja, noch hörte ich das Brechen der Aeste, das Schimpfen, Klagen und für oben oder unten, Gang oder Stand wurden zum Schweben in einem magisch entflammten, düsteren All. Schwagen der Tiere über mir in den Wipfeln, im nächsten Augenblic schon herrschte wieder tiefe Stille, die wilde Jagd war vorüber. Nur hoch oben, unsichtbar, in den Wipfeln der Baumriesen, über. Nur hoch oben, unsichtbar, in den Wipfeln der Baumriesen, herrscht nie ruhende Bewegung, dort, wo die Sonne schien und sich das eigentliche Leben des Urwaldes abspielte, weit intensiver als in den Schattengründen, in die wir Menschen verbannt sind. Hier unten war es feucht und dämmerig. In dieser heißen Treibhausluft schien es mir, als fähe ich die Pflanzen frankhaft gedrängt und fast sichtbar in die Höhe streben.
Biele Pfade und fein Weg.
Der kaum noch erkennbare Pfad wandte sich bald nach rechts, bald nach links endlos hin. Ich war nicht mehr sicher, ob ich ihn wußte, ihn verfolgte, oder ob ich ihn bahnte. Mir schienen Stunden vergangen zu sein, als ich plöglich erkannte, daß jede Schlucht und Deffnung vor mir, jeder Raum zwischen zwei Stämmen und jede Lücke gegen den Abendhimmel ein Pfad sein konnte. Nun hemmte ein mächtiger Gummibaum den Schritt in der Dämmerung. Es mußte einst ein beschrittener Pfad gewesen sein, der zu jenem Baum führte, denn ich sah die Anzeichen am verwundeten Stamm. Bald jedoch erkannte ich, daß es einer jener halbgebahnten Wege war, die ziellos verlaufen und so rasch verschwinden, als sie entstanden sind. Meine Bemühungen, mich weiter durch das Dickicht zu schlagen, gab ich rasch wieder auf, denn jede Erschütterung durch den Schlag meines Buschmessers entfesselte ein Heer von Insetten, und feines von ihnen war harm fos, alles stach, biß, sprizte cder ſtant. Nun galt es, den alten Weg zurück zu finden, und noch waren Mut und Tatfraft genug vorhanden, um mich den Erfolg als sicher glauben zu lassen.
Wieder zog rauschend und kreischend eine Papageienherde über mir in den Wipfeln dahin. Sie mochten zu ihren Futterplätzen eilen oder zu der Stätte ihrer Nachtruhe. Ich versuchte zögernd einige Schritte in der Richtung ihres Fluges, ein unmöglicher Versuch, mehr nur ein Wunsch, von dem ich mir sogleich sagte, daß er völlig undurchführbar sei. Und doch drängten meine Füße, meine Hände, der ganze Körper vorwärts. Nur kein Stillſtehen und Ueberlegen! Doch immer wieder mußte ich haltmachen. Bald hemmte mich ein fumpfiger Tümpel, bald versperrten mir undurchdringliches Aeste und Wurzelgewirr und die Neyze der Lianen den Weg. Im Halbdunkel wurden sie zu Schlangenleibern, und Hand und Fuß zögerten in leisem Schauer.
Ich schaute um mich, nein, noch fonnte ich der Versuchung widerstehen, Rast zu machen und mich für die hereinbrechende Nacht niederzulaffen, einer Versuchung, die mehr Befürchtungen als Hoff nung auf Schlaf zuließ. Solange meine Füße mich trugen, wollte ich den unsichtbaren Scharen der Insekten, Moskitos, Zecken und Ameisen nicht zur Beute fallen. Daß die nackten Körper der Indianere diese Räuber und Fleischfresser ertragen fönnen, wollte mir wie ein Wunder erscheinen, obgleich sie Mittel gegen diese Quälgeister haben. Manche schmieren sich mit Schlamm ein, andere verwenden start riechende Pflanzenextrakte.
Nachts im Kreise.
Noch war die Nadel meines Kompasses erkennbar und ich versuchte der Richtung zu folgen, die sie mir nach meinem Ziel wies. Im mußte Baumriesen umgehen, über Wurzeln flettern, Schlingpflanzen durchhauen, und jeder Schritt mußte durch Anstrengungen erobert und erfauft werden, die mich zitternd vor Schwäche und Müdigkeit immer wieder haltmachen ließen. Ich folgte einem kleinen Wasserlauf, dessen Anblick mich mit Zuversicht erfüllte, denn vielleicht führte er zu einem größeren Fluß, durch den die Drientierung leichter wurde. Doch schon nach einigen Windungen verlief das Wasser in einen schwarzen, schlam migen Tümpel, auf dessen unbewegter Fläche fremdartige Pflanzen regungslos schwammen, die wie Tiere wirften und Wurzeln sich wie Schlangenleiber hindurchwanden. Es raschelte vor und hinter mir, überall schien es sich um meinetwillen zu regen und mich zu verfolgen. Ich vermochte nichts mehr deutlich zu unterscheiden, alles war in graugrüne Schatten verschwommen, und die Nacht brach rasch herein.
Nun reckten sich mir gebrochene Aeste entgegen. Schwache Merkmale eines Pfades wurden kenntlich, doch faum, daß ich diesen rettenden Zeichen folgte, stockte jählings mein Schritt: dieser durch schnittene Lianenvorhang, dort der halb umgesunkene Baumftamm, jene Wurzeln, die tannte ich wieder. Hier stand ich, als die Affenherde mich mit ihrem hämischen Gemedet nedte: ich war vielleicht schon seit Stunden im Kreis gegangen! Nun ließ sich der immer wieder und immer eindringlicher aufsteigende Gedanke nicht mehr unterdrücken, und es brauste mir in den Dhren, als wäre der ganze Wald von dem einen Wort erfüllt: Berirrt! Der Körper schien den Sinn dieses Wortes erfaßt zu haben, eine würgende Angst ließ ihn erzittern und erschlaffen, die Füße versagten den Dienst und Schweiß bedeckte mir Geficht und Hände. Im taumelte vorwärts, Dornen zerrissen mir Kleider und
Um mich her waren mehr und mehr die nächtlichen Stimmen erwacht. Leise und vorsichtig begannen die Heere der 3ykaden ihre Instrumente zu stimmen, die Laubfrösche in den Zweigen der Bäume ließen hier und dort ihre metallischen Ruse ertönen, und aus dem Unterholz und den Tümpeln antworteten die Stimmen der Waldfrösche und Kröten, Laute voll unheimlicher Kraft, voll melancholischer Klage von aufreizender Eindringlichkeit. Der nächtliche Chorgesang war voll und schaurig- wunderbar angestimmt
Ich
und der Wald vibrierte pon Millionen von Instrumenten. glaubte in einem Riesenorchester zu fizen, dessen Künstler sich unfichtbar gemacht hatten. Dazwischen tönte nah und schrill der Ruf eines Nachtvogels und weckte die Hoffnung, es möchte ein Zeichen der Gefährten sein, und plötzlich, wie abgebrochen Todesstille, die sekundenlang anhält, um dann mit doppelter Kraft das Orchester. einsetzen zu lassen. Gerettet!
Auch heute vermag ich noch nicht mit Sicherheit zu sagen, mie lange ich in diesem Zustand durch den nächtlichen Bald taumelte, zuletzt eher verzaubert als geängstigt, bald vorwärtsgepeitscht, bald wie gelähmt. Mögen es Minuten oder Stunden gewesen sein-- mir wurden sie zu Jahren, in denen ich alles an Verzweiflung, alles an fürchterlicher Einsamkeit erlebte und empfand, dessen ein Menschenherz fähig ist. Die letzten Eindrücke dieser Wanderung in der feindlichen, drohenden Urwelt, umgeben von nächtlichem Spuf, der mich narrte, von gespenstischen Gestalten und dunklen Händen, die ich von allen Seiten nach mir greifen fühlte, find mir zu einem übermächtigen Bild der dämonisch- dunklen Nacht des Urwaldes ver schmolzen, für das fein Vergleich und keine Bildhaftigkeit das Wesen
zu vermitteln vermögen.
Dann leuchtete in meiner Erinnerung der nächtliche Licht schein eines Feuers auf, rötlich beschienene Bäume am Rande einer Lichtung, eine Hütte und die Gestalten meiner Gefährten, die mich umringen.
Ich bemühte mich, dem orts- und landeskundigsten meiner Freunde das selbstsichere Angesicht eines tampfgewohnten Siegers über den Urwald und seine Schrecnisse zu zeigen, aber er schwieg, und seine dunklen Augen sahen erstaunt, spöttisch und wissend auf meine Tapferkeit.
Zechen im Bauernland
Westfälische Studie Von Karl Bahnmüller
Urzustand.
Flach ausgebreitet und scheinbar unbegrenzt ist das Land der westfälischen Bauern. Wo immer es überschaubar ist, zeigt es sich gleichmäßig besprenkelt mit Wiesen, Aeckern und baumumstandenen Bauernhöfen. Diese Landschaft, die sich um Münster spannt, ist genau besehen vollkommen durch den Menschen gebändigt und geordnet. Darum spricht sie weniger von sich als von den Menschen, die sie besiedelt haben. Die Bauernhöfe liegen zerstreut wie Würfel auf der Tischplatte, inmitten ihrer Felder. Sie fleben nicht aneinander, fie beschüßen sich nicht gegenseitig wie die Behausungen der süddeutschen Bauern. Abgeschlosser und deutlich markiert sich das einzelne Besitztum. Was dem einen und was dem andern Bauern zugehörig ist, hebt sich flar aus dem Bilde der Landschaft. So ist selbst die Landesstatistik im Optischen erfaßbar: Dargeboten ist dem Anblick die Verteilung des Bodens in vorwiegend gleich große Anteile, die dem Tage werf, das eine Bauernfamilie zu leisten imftande ist, durchaus entsprechen. Gleichmäßig fast ist also das Mittel der bäuerlichen Produktion, der Boden, ausgewogen. Es gibt darum hier weniger als anderswo sozial Unterlegene und lleberlegene. Was dem einen zuteil geworden ist, besitzt auch der andere. Und so trägt diese wirtschaftliche Struktur in sich feine Widersprüche, die Veränderungen erzwingen Sie ist so beständig wie die Form der Bauernhöfe. Nicht anders als die Bäume, die fie umstehen, sind sie nach einem unveränderlichen Blane gewachsen. Unter einem Dach find alle Räume vereinigt und um die Diele herumgestellt, die ein mächtiges Tor verschließt. heinabe seit Jahrhunderten geht das Leben in ihnen feinen Gang. Es ist als ob hier alles endgültig bestimmt und geordnet ist.
Die ersten Zechen.
Unverwandelt
Südwestwärts aber tauchen zwischen Feldern und Bauernhöfen unerwartet, die Vorboten des nahen Ruhrgebiets, die ersten Zechen auf. Es sind die Vorwerke jener Macht, die das bäuerliche Land verwandeln wird. Von Zechenturm zu Zechenturm zieht sich die Linie, auf der ein Kampf entbrannt ist. Dahinter ist die Erde schon verwandelt: Nahe beieinander liegt Widerstreitendes. Breitspurig hocken Maschinenhäuser, Kokereien mit unverputzten Biegelfronten. Die eisernen Streben der Fördertürme frallen fich in den Boden, als müßten sie sich rechtfertigen und behaupten. Hart neben Feldern beginnen Kohlenhalden, Grubenholzpläge, Bahngleife. Ein kanal sticht in das ebene Land. Beiseite ge= stelltes Metallgerümpel, Ziegelsteine, Sand find vorläufig aufgetürmt. Die Reihen der ziegelroten Arbeiterhäuschen spulen sich gerade auf und enden unvermittelt an den alten, bäuerischen Dörfchen, die nur aus Kirche, Pfarr- und Küsterhaus, Kramläden und Wirtshäusern bestehen. Dann beginnen wiederum Felder, Wiesen Wirtshäusern bestehen. Dann beginnen wiederum Felder, Wiesen und Höfe, grüne und braune Inseln, die gefährdet find. Im Antlig dieser Kampfzone ist der Zwang zur unaufhörlichen Verände rung, ist Ende und neuer Anfang ebenso start ausgeprägt wie die Ruhe und scheinbare Endgültigkeit des Bauernlandes, bas 50 oder 100 Kilometer nordwärts noch unberührt ist.
Fern ist noch der Rand der um sich fressenden, großen Ruhrstadt, fern auch die Begleiter der Industriearbeiter, wo immer fie sich zusammenballen, die dunklen fensterlose Hinterhofmände die wie frierend auf einen Nachbar warten, der ihre Blößen bededt. Aber die Front der Ruhrstadt wird heranrüden, auch wenn sie jetzt in dieser Zeit zum Stillstand gekommen scheint. Sie wird ihre Vorwerke, die ersten Zechen einholen. Das Unver meidliche läßt die Bauern, die in diesem Kampfgebiet hoden, die die Felder zwischen Kohlenhalden und Arbeitersiedlungen bestellen, sich bedrängt und angegriffen fühlen. Sie erfahren es täglich, daß der gegenwärtige Zustand nur vorläufig ist, ein erstes Beginnen.
Feindliche Fronten.
Auf ihren Feldern erstanden Arbeitertolonien, und wo vorbem Roggenhalme fich vor dem Winde bogen, wachsen nun
Kohltöpfe und hochstämmige Rosen. Wo der Pflug ungehindert Furchen zog, find Zäune errichtet, und dahinter ist der Boden in Beete formiert oder festgestampft. Im Wirtshaus, auf der Dorfstraße, im Gemeindeamt erschienen Menschen mit anderen Sitten und Bräuchen, Oberschlesier , Ost- und Westpreußen , Großstädter, Polen jogar. Sie sind da und nehmen Besitz davon, was die Eingeborenen zuvor ungeteilt besessen haben. Sie haben andere Bedürfnisse, andere Interessen und sie verstehen sie auch zu befriedigen. Die Bauern aber sind, weil ihre hergebrachte, offene, zerstreute Siedlungsweise fie stärker isolierte, die Unabhängigkeit und die Selbstverantwortung gewohnt. Sie seßen sich, wo immer es möglich ist, wider die zugewanderten Arbeiter. Wie in den Grenzländern, wo zwei Völker aufeinanderstoßen, wollen sie das Eigene, das Ererbte wahren. Grenzen werden gezogen, Schranfen errichtet, das Trennende betont. Man muß zueinander halten, glauben sie, der Bauer zum Bauern, der Alteingesessene zum Alteingefeffenen. Und so feiern die westfälischen Bauern zwischen den Arbeitern der Zechen ihre eigenen Feste, widersehen sich ehelichen Verbindungen zwischen Bauerstöchtern und Arbeitern und halten ihre eigenen Schuster und Schenken. Begraben sie einen ihrer Leute, dann bieten sie feinen auf, der nicht Eigentümer ist. Ihnen, die mehr als nur zwei Hände zum Arbeiten befizen erscheint die Arbeit um Lohn erniedrigend, und verwerflich ist alles, was des Bergarbeiters iſt. Scheel blicken fie auf den Konsumverein, auf die Gewerkschaften, unverständlich und unannehmbar sind ihnen die kommunalen Arbeiterforderungen. Die Bauernweisheit will dadurch einen Damm, eine Stüßmauer errichten, die das Abgleiten in die proletarische Eristenz verhindern sollen. Sieh, wie sie sich mühen. Sie schicken ihre Söhne auf die höheren Schulen. Sie arbeiten länger als die Arbeiter, halten zusammen, was sie ersparten, und gönnen sich weniger von jenen fleinen Genüssen, die sich die Arbeiter sorgenloser von ihren geringeren Mitteln erfaufen. So also wehren sie sich und meinen, es müßte ihnen gelingen, fich
zu halten.
Die Wandlung.
Dennoch gibt es schon da und dort Bauern, deren Land nicht mehr ausreicht, ihr Leben das ganze Jahr hindurch vom Boden zu fristen. Die Zeche hat ein Stück Feld beseßt, oder ein Arbeiter pflanzt Kohl darauf Liegen auch Cure in den Truhen, Papiere sind kein Land, das eine sichere Nahrung gewährt. Und für die Söhne, wenn deren mehrere vorhanden sind, reicht das übriggebliebene Land noch weniger. Und so schwer es fällt, fie müssen sich Arbeit um Lohn suchen, die ihnen so verwerflich erschienen ist Sie probieren es bei den Handwerkern, am Ende aber fahren sie doch ein in den Schacht. Und vor den Maschinen, Kesseln und unter Tage werden sie umgeschmolzen und erneuert. Ihre Gesichter werden Arbeitergesichter. Sie tauchen unter in der Masse der Industriearbeiter. Sie werden Teile und Mit glieder von Kolonnen, Belegschaften und Gewerkschaften. Das er zwingen die Zechen im westfälischen Bauernland.
Billige Neuauflagen
Der Verlag S. Fischer- Berlin hat zwei Romane, die schon vor dem Kriege erschienen, zum Preis von 2,85 m. neu verlegt. E handelt sich um Thomas Manns Königliche Hoheit und Johannes B. Jensens„ Der Gletscher" mit eine Borgeschichte, Das Verlorene Land", das eine der heiter- ironisch Versuch, im kaiserlichen Borkriegsdeutschland einen Abstecher auf das Gebiet der politischen Satire zu wagen, das andere die Bision des kulturellen Aufbruchs des Menschengeschlechts zur Eiszeit. Die Neu auflage ist in beiden Fällen begründet.
Das gleiche gilt von Gustav Meyrinks ,, Der Golem" der im Carl Schünemann- Verlag , Bremen , zum Preise von 2,85 M. neu erschienen ist. Acht Bildtafeln in Kupfertiefdruck von Profeffor Steiner Prag geben der Neuauflage einen besonderen Reiz.