Morgenausgabe
Ar. 150
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49.Jahrgang
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Vorwärts
Berliner Boltsblatt
Donnerstag
31. März 1932 Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.
Die einipalt. Millimeterzeile.30 1. Reklamezetle 2. M. Kleine An zeigen" bas fettgedrudte Wort 20 Bf. ( zulässig zwei fettgedruckte Worte), jebes weitere Bort 10 Pf. Rabatt It. Tarif. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte Arbeitsmarkt Milimetergeile 25 Pf. Familienanzeigen Milli meterzeile 16 Pf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, mochentäglich von 8 bis 17 Uhr. Der Verlag behält sich das Recht der Wblehnung nicht genehmer Anzeigen vorl
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zufähliche Belaffung, die ihnen sowohl die Erlangung der Aufenthaltsgenehmigung und Erwerbserlaubnis in jedem beliebigen
Im Zusammenhang mit dem Ansteigen der Lebens mittelpreise fam cs in Leningrad zu Tumulten vor zahl= Land erschwerte als auch ihre Freizügigkeit beschränkte. reichen Geschäften, die zum Teil von der Arbeiter Der grausame Terror der Dittatur, die sozialdemokratische Parteibevölkerung geplündert wurden. Mehrere Ge- mitglieder unerhörten Qualen in Gefängnis und Depor schäfte der ,, Zorgsin", die Gebrauchsgegenstände nur tationsorten unterwirft und den anderen Teil zur Berbanmung ins gegen Goldwährung verkauft, wurden gestürmt. Ausland verutellt, fonnte die Partei nicht zwingen, ihre so Die OGPU. hat im Zusammenhang mit der Blünzialistisch- proletarische Einstellung preiszugeben, oder von ihrem Bro. derung von Zucker und Buttergeschäften in gramm abzuweichen, das je de bewaffnete Intervention, alle gegenrevolutionären Attentate auf die Einheit und das Moskau und Leningrad etwa 150 Verhaftungen innere Regime der Union und alle Akte einer diplomatischen, wirtschaftlichen oder finanziellen Bioda de entschieden vermirft. Bei alledem wollten sie das formale Band mit dem von der Dit: fatur terrorisierten revolutionären Lande nicht zerreißen, das durch den Sowjetpaß symbolisiert wurde. Jetzt wird dieses Band gewalt sam zerrissen vom Präsidium des Zentralexekutivkomitees.
vorgenommen.
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Diese Meldung, die von ernster Gärung im russischen Proletariat zeugt, tommt nicht überraschend. Die Teue rungsmelle, die sich als Folge des Fortschreitens der Inflation über Rußland wälzt, drückt die Lebenshaltung der Arbeiterschaft gewaltig herab. Die Löhne halten mit den Preisen nicht entfernt Schritt. Die Er bitterung richtet sich vor allem gegen die Einrichtungen, die geschaffen worden sind, um ausländische Baluta nach Ruß land zu bringen. Der Haß gegen die Fremden, die verhältnismäßig glänzend versorgt werden, während der Arbeiter hungert, wird immer stärker. Das Staliniche Experiment am lebenden Körper des russischen Volkes ist an einer gefährlichen Grenze angelangt!
Sozialisten im Eril.
Ausbürgerung.
Die Auslandsvertretung der SDAPR. brandmarkt den Versuch, die russischen Sozialdemokraten des Bürgerrechts zu berauben, als
einen
Aft wilder Barbarei und Willfür, der in unseren Tagen ein Analagon gerade noch findet in den Taten des zügellosesten Faschismus.
Danzigunterm Hafenfreuz
Ein Probierland des Faschismus.
Während im Reiche die Entscheidungsschlacht zwischen dem Faschismus und den Verteidigern der Volksrechte fich dem tlärenden Stadium näherf, ist es nicht unwichtig, die Aufmerksamkeit der politischen Deffentlichkeit auf ein selb= ständiges Staatswesen außerhalb der Reichsgrenzen zu richten, in dem die Nationalsozialisten länger als Jahresfrist eine ebenso entscheidende wie unheilvolle Rolle spielen. Die durch den Friedensvertrag vom deutschen Reiche abgetrennte und dem Schuße des Bölkerbundes unterstellte Freie Stadt Danzig mit ihren rund 400 000 Einwohnern bietet ein Schulbeispiel dafür, was das Volk zu erwarten hat, wenn die Nazis zu Einfluß und Macht gelangen. Danzig ist in Aufbau, Verwaltung und Gerichtsbarkeit seit seinem Bestehen dem Deutschen Reiche angeglichen Wenn es sich auch um ein nur kleines Staatsgebilde handelt, so bieten sich hier mit deutschen Verhältnissen gute Bergleichsmöglichkeiten.
Die kurz nach den Reichstagswahlen durchgeführten Wahlen zum Danziger Volkstag hatten( wenn auch nicht in gleicher Stärke wie im Reiche) ein Anwachsen der National sozialisten zur Folge. Die aus den sogenannten Weimarer Parteien bestehende Regierungsfoalition verlor die Mehrheit und mußte einer nationalistischen, von Deutsch nationalen geführten Regierung
Stein Beschluß des Präsidiums des Zentraleɣekutivfomitees beraubt die russischen Sozialdemokraten, feiner tann fie berauben des unweichen. Die Nationalsozialisten, offiziell in der Regierung zertrennlichen Zusammenhanges mit dem revolutionären Lande, zu dessen Befreiung aus den Fesseln des Barismis fie in jahrzehntelanger Arbeit beigetragen haben, des ungertrennlichen Rufammenhanges mit der Arbeitertiaffe dieses Landes, deren Kampf fie all ihre Kräfte dargebracht haben, darbringen und dar bringen werden.
Ebensomenig fönnen irgendwelche Moskauer Beschlüsse die russische Sozialdemokratie zwingen, den Weg des Kampfes um die Organisierung der russischen Arbeiterklasse und um die demo Beg, in dem sie die einzige Chance der Rettung der Revo lution und der Erhaltung der in ihr von den arbeitenden Klassen gemachten Errungenschaften erblickt.
Ilmgefehrt wird sic
Das Zentralerefutivfomitee der Sowjetunion hat mit Beschluß vom 20. Februar 1932 37 namentlich aufgeführten politischen Emiratische Liquidierung der Diftatur zu verlassen, den granten das Sowjetbürgerrecht entzogen. Die Maßregel trifft neben Trotti fast ausschließlich Sozialdemokraten, u. a.: Raphael Abramowitsch, Theodor und Lydia Dan , Gregor Bienstock, Olga Domanewstaja, J. Eisenstadt- Judin, Peter Garwy, A. Jugow, B. Nikolajewski, Alerander Schifrin, Salomon Schwarz. Die Aus fandvertretung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands stellt dazu in einer Entschließung, die auch dem Zentralerefutintomitee der Sowjetunion zugeht, fest, daß diese Genossen sich nur deswegen im Ausland aushalten, weil ihnen die Sowjetregierung die. Grenzen der Union gesperrt und einige von ihnen gewalt= sam verbannt hat. Die Sowjetbürgerschaft hat diesen Genossen feinerlei Bergünstigungen oder Privilegien gegeben. Umgekehrt: die Sowjetvertretungen verweigerten diesen Sowjetbürgern nicht nur jedweden Schutz, sondern bemühten sich auch überall, wo ihnen das möglich war, sie zu schädigen.
Der Sowjetpaß war für diese Genossen, die im Ausland zu leben gezwungen find, nicht nur fein Privileg, sondern eine
der neue Akt der durch nichts gezügelten Willtür veranlassen, mit noch größerer Beharrlichkeit die Arbeiterklasse auf die immer mehr wachsende Gefahr hinzuweisen, die der Terror der von ihrer Allmacht berauschten Diktatoren für das Schicksal der Revolution bedeutet,
mit noch größerer Energie die Arbeiterklasse zur Beschreifung der von der Sozialdemokratie gewiesenen Wege zu ermahnen in der festen Ueberzeugung, daß ein Proletariat, das sich die Freiheit der Organisation und der Selbstbetätigung erfämpft haben wird, den russischen Sozialdemokraten mit der Freiheit der Parteiarbeit auch die formalen Rechte wiedergeben wird, die man ihnen jetzt zu
rauben versucht.
Absagen von allen Seiten.- Kein Geschäft zu machen.
Der Bersuch Hugenbergs, mit den Parteien rechts vom Zentrum ein Geschäftchen für die Preußenwahlen zu machen, ist schon im Anfang mißlungen. Es hagelt Absagen von allen Seiten.
Besonders gereizt antwortet ihm die Deutsche Volts partei. In ihrem Absagebrief heißt es: Wenn Abgeordneter Hugenberg den„ Beruf und die Hoffnung" in sich fühlt, die„ ,, bürgerliche Welt zu sammeln", so lassen seine Vorschläge teinen Hauch von ernsthaftem bürgerlichen Sammlungswillen verspüren. Wenn Abgeordneter Hugenberg meint, die ,, schwankend zu ihm kommenden sollen in seiner Partei ,, eingeschmolzen" werden und die mit anderen bürgerlichen Stimmen gemählten Abgeordneten als Hospitanten in die deutschnationale Landtagsfraktion eintreten sollen, so spricht das nicht von bürgerlicher Sammlungsbereitschaft, fondern von reiner Parteipolitif, zugeschnitten auf die durch volks parteiliche Sezessionisten in Westfalen - Süd geschaffenen Verhältnisse. Wollie Herr Hugenberg als Sammlungspolitiker ernst genommen werden, würde er eine weniger partei egoistische Offerte haben machen müssen. Il e ber den Verbleib der Doffsparteilichen Stimmen braucht sich der deutsch nationale Barteiführer teine Sorge zu machen. Die Stimmen der voltsparteilidhen Wähler werden auf ihre Wahl. treislisten und bei den Landeswahlvorschlägen voll zur Gel tung fommen. Hier besteht nicht die geringste Gefahr der 3er fpfitienung, zumal Herr Hugenberg felber mit dem
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Berlust der Hälfte der deutschnationalen Mandate rechnen muß, also taum in der Lage sein dürfte, anderen Parteien Sicherung zu versprechen."
Der Landvolkführer Dr. Gerete erklärt öffentlich, daß es vollkommen unmöglich sei, auf diesen verletzenden Brief einzugehen.
Der zweite Reichsführer des Christlichsozialen Volksdienstes Hütser glaubt, daß es sich bei dem Vorschlag Hugenbergs um ein parteitaktisches Manöver handle, zumal dort Bedingungen gestellt würden, die für Barteien, die sich nicht schon zu 99 Prozent aufgegeben hätten, un annehmbar seien. Es handle sich um einen wohlüberlegten Stoß, um in den Reihen der Mittelgruppen, die sich gerade zu formieren im Begriff seien, Verwirrung und llnsicherheit hervorzurufen und die Wähler diejer Parteien dann auf seine Seite zu ziehen. Der Reichsleitung des Christ lichsozialen Volksdienstes, die am Dienstag in Berlin getagt habe, habe der Brief Hugenbergs noch nicht vorgelegen. Er würde aber sicher an den Beschlüssen der Reichsleitung nichts geändert haben, wonach der Volksdienst allein und ohne jede Bindungen an andere Parteien in den preußischen Wahllampf eintritt.
Es gelingt Hugenberg nichts mehr! Der Versuch, die eigene Bleife mit den Stimmen anderer Gruppen zu ver deden, ist gründlich gescheitert.
nicht vertreten, gaben ihr die parlamentarische Mehrheit und spielen schon dadurch, daß sie bei der Auswahl der Regierungsmitglieder( Senatoren) bestimmenden Einfluß ausüben, praktisch in ihr die ausschlaggebende Rolle. Hitler bestellte zum Gauleiter der Danziger Nazipartei den Reichstagsabgeordneten Forster, der im engen Einvernehmen, mit München die Danziger Politik beherrscht.
Seit dem Wahlfieg der Nazis fommt das von der Weltwirtschaftskrise besonders hart betroffene Danzig meder innen, noch außenpolitisch zur Ruhe. Das Berhältnis zu dem Nachbarstaat Polen , der das natürliche wirtschaftliche Hinterland des Danziger Hafens bildet, ist mit unerträglichen Spannungen geladen, die gerade in. letzter Zeit durch die ebenso unverantwortliche wie politisch ungeschickte, von der Naziparteipresse im Reiche geförderte Hezze auf den Siedepunkt gelangt ist. Danzig geht, wenn dem Razitreiben nicht schnellstens Einhalt geboten wird, einer dunklen Zukunft entgegen.
Innenpolitisch sehen die gelehrigen Schüler des Parteibuch beamten Hitler ihre Aufgabe darin, die Verwaltung mit ihren Anhängern zu besehen. Parteibuch ist Trumpf! Ohne Rücksicht auf die schlechten Staatsfinanzen und die Geeignetheit der Bewerber werden Beamtenstellungen für Nationalsozialisten gefordert. Ein unheimliches Spigeltum breitet sich in den Behörden aus, das jeden Beamten beschnüffelt, der nicht der Zelle" angehört. Der Drang nach der Futterkrippe geht so weit, daß sogar ein Regierungsmitglied mit Bezug auf die Nazifraktion des Danziger Bolkstages refigniert feststellen mußte: Sie sind nicht zu befriedigen, jeder will in eine Be amtenstellung."
Das System der Unterdrückung. Unterdrückung und Gesinnungs schnüffelei in der Danziger Verwaltung richtet sich mit be= sonderer Härte gegen die freigewerkschaftlichen Beamten und Angestellten. Die den Danziger Beamten entsprechend dem Vorbild der Reichsverfassung gewährleistete Koalitions und Gesinnungsfreiheit ist praktisch außer Kraft gefeßt. Reben vielen anderen Fällen ist das folgende Beispiel typisch: Die freigewerkschaftliche Organisation der Danziger Polizeibeamten faßte in einer Mitgliederversammlung eine Entschließung, die sich gegen die Abschaffung des hart erkämpften 8- Stunden- Dienstes richtete. Sie war in fachlicher und Schärfen vermeidender Form gehalten, so daß sie sogar von der sonst den Freigewerkschaftlern nicht freundlich gegenüberstehenden bürgerlichen Regierungspresse veröffentlicht wurde. Diese wahrlich bescheidene Betätigung der verfassungsmäßig garantierten Koalitionsfreiheit brachte dem gesamten Verbandsvorstand nach Vernehmungen durch die höchsten Träger der Exekutivgewalt eine Strafe von je einem halben Monatsgehalt ein. Dazu wurde das gegen diese unerhörte Maßnahme protestierende Bundesorgan des Allgemeinen Danziger Beamtenbundes auf die Dauer von fünf Monaten verboten und gegen den als verantwortlichen Schriftleiter zeichnenden Kollegen das förmliche Disziplinarverfahren mit dem Ziele der Dienstentlassung eingeleitet.
Einen ungemein günstigen Boden finden die Nazis nicht nur in den Bernehmungszimmern der Polizei