Kilippo Turati Oer Schwur des alten Führers Turati verdankt«s einem Zufall, daß er seinen wesentlich jüngeren Freund M a t t e o t t t uni nahezu acht Jahre überlebt hat. Der Mord, der an diesem verübt wurde, wäre an jenem oerübt war- den, wenn nicht«in Zwischenfall Turati gehindert hätte, den Standat in öffentlicher Kammersitzung aufzudecken, den Maiteotti aufdecken wollte, bevor ihn der Mord daran hindert«. Mit der Korruption werde der Faschismus aufräumen, Hab« er schon gründlich aufgeräumt. Das konnte man in allen faschistischen Blättern bis zum U-berdruh oft lesen, und der Duc « selbst drohte, die schwersten Strafen für Verbrechen des Amtsmißbrauchs zu« gunsten persönlicher Vorteil« einzuführen. Da begann man im Mai 1925 über eine Afsär« des Innen- Ministers Da F i n z i zu sprechen. Der Mann hatte unHeim« liche Summen oerschwendet, Millionenbeträg«, über die er weder dank Ministergehylt, noch dank seiner eben erfolgten Heirat, noch aus Grund privaten Vermögens verfügt«. Man hatte ihn öfter in Spielsälen der Badeorte gesehen, und phantasiebcgabte Leute redeten von einem ganz aus- geklügelten System, dem er Millionengewinne verdanke. Das(De- rücht von dem System und den Gewinnen stimmte nicht, ober Tat- fache blieb, daß Da Finzi den italienischen Spielsälen, diese dem Minister viel zu danken hatten. Die faschistischen Innenminister waren für die Duldung von öffentlichen Kasinos, in denen Hasard - spiele zugelassen werden, nicht zu haben. Zuerst zeigte auch Da Finzi keine Neigung, die bestehenden Verbote durch Konzessionen zu durch- brechen. Innerhalb eines Jahres war er anderer Meinung ge- worden. Das Lehrgeld für die Umstimmung haben die Pächter und Besitzer bezahlt. Turati sprach von zwei Millionen Lire. Als das geschah, existierten noch sozialistische und demokratische Zeitungen. Verlautbaren durften sie darüber nichts: Bequeme Zu- stünde, um weiter Korruption zu„bekämpfen". Da Finzi lieh in Deutschland ungezählte wagganladungea von Glas und Papier aufkaufen und sie in Italien lagern. Das ging damals fast zollfrei zu machen. Hinterher bot er seinen Einfluß auf. um Mussolini für schwere Protektionspolitik zu gewinnen. Einfuhr von Glas und Papier wurde mit hohen Zöllen belegt, und nun verkauft« Da Finzi— natürlich durch Strohmänner zu Preisen, die unter der Wirkung des Schutzzolls stark gestiegen waren. Auch darüber drangen Mitteilungen in die Oeffentlichkeit. F a r i n a c c i, damals noch Günstling des Duce und oberster Rat im faschistischen Direktorium, wollte Da Finzi, seinen Rivalen, stürzen. Mussolini war nicht zu haben, und die Großindustriellen suchten den Minister mit allen Mitteln zu halten. Er hatte zuletzt noch mit einem Glanzstück seine besondere Eignung zum saschisti- schen Minister bewiesen. Bereits im Frühjahr 1924 begann die Arbeitslosigkeit der italienischen Wirtschast zuzusetzen. Mussolini prahlte, daß es so etwas im Faschistenstaat kaum gäbe und bald gar nicht mehr geben werde. Die Zunahme der Er- werbslosen ging ihm deshalb sehr auf die Nerven, den Industriellen. well sie— damals noch eine verhältnismäßig hohe Quote für Erwerbslosenunterstützung zu zahlen hatten. Der pfiffig« Da Finzi wußte Abhllfe. Al» arbeitslos sollte nur derjenige gelten und be- härdlich anerkannt werden, wer„definitiv" entlassen war. Nun
und Matteotti . im Grab des jungen Kämpfers. wurde es zur Regel, die betroffenen Arbeit« nur„vorläufig freizugeben", ob sie definitiv entlassen waren, blieb späterer Entscheidung der Geschäftsleiter vorbehalten. Diese ersolgte in den meisten Fällen aber erst nach einem Monat, zu einer Zeit, da die Anmeldefrist für Erwcrbsloscnuntcrstützung nach faschistischem Gesetz abgelaufen war. der Arbeitslose also weder Anspruch auf Unkerskützuug erheben konnte, noch statistisch als Erwerbsloser gezählt wurde. Mit diesem Trick Da Finzis operiert die italienische Schwerindustrie und die amtliche Statistik noch heute. Ihre letzt veröffentlichte An- gäbe— 985 000 Erwerbslose dürfte um gut eine halbe Million hinter der wahren Ziffer zurückbleiben. Am 1. Juni 1924 beschloß die Fraktion der Sozialdemokratischen Partei«ine Interpellation in Sachen Da Finzi. Diese Fälle schwerster Korruption wollte sie zur Sprach« bringen. Turati war als Sprecher ausersehen. Wie kein anderer war er dazu bc- fähigt, korruptivistische Zusammenhänge, die in der Verkettung von Wirtschaft und Politik des Faschismus liegen, vorzutragen. An Temperament und Rednergabe glich er— damals auch schon ein bald Siebzigjähriger— unserem Bebel. Zwei Tage später crellt ihn eine Trauernachricht. Sein Bruder war in Paris gestorben. Er mußte schleunigst abfahren. Familiär« Angelegenheiten hielten ihn länger auf, als er wollte Sa kannte er zur Kammersitzung. in der die Interpellation über Da Finzi anberaumt war, nicht mehr zurück fein. Der unglückliche Matteotti wurde damit statt feiner beauftragt. Einen Tag, bevor er diese Znierpellation anbringen konnte, wurde er ermordet. Die faschistischen Wortführer wußten, was der sozialdemokratische Vertreter enthüllen würde: Das zu sagen, wollten sie ihn hindern. Zweifellos wäre damals Turati den faschistischen Bravos ebenso zum Opfer gefallen, wenn er die Anklagerede gegen Da Finzi, gegen die Korruption der faschistischen Praxis gehalten hätte. Unsagbar Hot Turati unter dem vewnhisrin gelittev, durch Zuweisung einer polittsckien Ehroirpslülzt den Tod Mattcoms verursacht zu haben. Er hielt dem Ermordeten die Grabrede. eine der herrlichsten Gedenkreden, die jemals gehasten wurden. Am Grabe Matteottis hat Turati emen Schwur geleistet:„Mich mahnt die Asche des dahingegangenen Freundes, bis an mein Lebensende der Todfeind des Faschismus und des dreimal verfluchten Systems zu sein, über das er seinen Schutz, selbst seinen Mörderschutz, gebreitet hat, das System des Kapitalismus ." In Paris , in der freiwilligen Verbannung, ist er dieser Tod- feind geblieben. Dr. Bruno Altinann. Oas Beileid der deutschen Sozialdemokratie. An die Leitung der Italienischen Sozialistischen Partei ist am Mittwoch folgendes Telegramm abgegangen: Zn Filippo Turaii betrauert die deutsche Sozialdemokratie mik euch einen der gröhien, muligslen und charaklervollsten Kämpfer des internationalen Sozialismus. Sein Tod, fern von der geUet!en Heimat und von feinem Volke, wird uns Ansporn sein, i in Dienste der Freiheil die reaktionären Gewalten des Fajchis- mu« vernichlend zn schlagen. gez. Otto Wels.
behöpden, sondern in ebenso hohem Maße vor den G e» richten. Während die erst nach dem unerträglichen faschistischen Terror gebildete Schutzorganisation der Arbeiter- schast verboten wurde, machen die gelben Horden der Nazis nach wie vor die Gaffen Dmrzigs unsicher. Mehrere Morde und unzählige Ueberfälle gehen auf ihr Schuldkonto, aber trotzdem sind sie in s a st allen Fällen vor Strafe sicher.„Danzig hat keinen Rechtsboden, man spricht gegen eine Wand!" Das ist der Ausspruch eines bürgerlichen Juristen, der über die Rechtsauffaffung der Daipziger Justiz- behörden sein Urteil fällte..Schlimmer als unter dem Sa- zialistsngefetz"—- mit diesem Wort eines anderen Juristen find die Zustände in Danzig , wo die sozialistische Presse ge- knehelt und ihre Redakteure mit hohen Gefängnisstrafen be- legt werden, tresfeird gekennzeichnet. Die alte Hansastadt Danzig ist den Nazis ausgeliefert und hat in kurzer Frist ihren außen- wie innenpolitischen Kredit verloren. In ihren Mauern macht sich die f i n st e r st e Reaktion breit. Die Blicke Danzigs richten sich besonders in diesen Tagen nach dem deutschen Mutterlande, wo der Kampf zwischen Faschismus und Demokratie ausgefochten wird. Die Sieg der deutschon Demokratie bringt auch der Freien Stadt Danzig die Erlösung vom Hakenkreuz.
Ouesterberg über Httlers Forderungen. Die Harzburger wollten sich dem Nazidittai beugen.- Stahlhelm hat genug von der Tagespolitik. Auf einer milkcldeulschen Führerlagung des Stahlhelms mühte sich der durchgefallene präsidentschastskandidat Du est er- berg noch Kräften ab, plausible Gründe für feinen Reinfall zu finden. Die Nazis hätien bei den Verhandlungen, so führte Duesterberg aus, über eine Einheitskondidotur der Harzburger Front nicht nur den Posten des Reichspräsidenten , des Kanzlers und Außenministers, sondern auch das Wehrministerium für sich gefordert. Zu allem Halle man ja gesagt, nur die wehr- macht Hobe man nicht politisieren lassen wollen, weshalb er. Duefter. berg. schweren herzen» die Kandidatur übernommen habe. Da die Stahlhelm-Vundesleilong den Ausgang de» zweiten wohlgaogcs als feststehend ansehe, gebe sie dt« Abstimmung frei. Nach den Preußenwahlen wolle sich der Stahlhelm wieder ganz «ig der Tagespolitik zurückziehen.
Mske schreitet ein. Gegen die Dorchörechung des OsterfriedenS durch die Nazis. Hannover . 50. März.(Eigenbericht.) Di« Pressestelle des Ok>«rpräsidium» teilt mit: Di« durch die Rsrordnung dos Harrn Reichspräsidenten getroffene Maßnahme zur Sicherung de» Ostersriedens wird von nationalfozia- üstlscher Seite dadurch durchbrochen, daß diese zur politischen Pro- paganda für diese Zwecke in erhöhter Auflage hergestellte Zeitungen durch ihre Anhänger in Häusern perbreiten läßt. Der Oberpräsident hat die Polizeiverwaltung angewiesen, die Verbreitung zu unterbinden. Es wird daher darauf aufmerksam gemacht, daß derartige Propaganda bis zum 5 April nicht nur durch die Polizei verhindert wird, sondern daß sich der bei ihr Betroffen« nach der Notverordnung vom 47. März 1932 auch strafbar macht.
Wozu Hitlers Privatarmee da ist. Ein bankrotter Hitker-Kreund rückt aus. Döban. 50. März.(Eigenbericht.) In Miltitz bei Kamenz , einem stillen Bauerndörfchen der Wende:, gab sich seit einiger Zeit der Gutspächter Zfchweigert die redlichste Müh«, sich eine zweifelhafte Be- rühmcheit zu verschassen. Wiederholt machte er sich durch G e- wolttätigkeiten bemerkbar, in Kamenz war er wegen seines skrupellosen Verhaltens ein« stadtbekannt« Persönlichkeit. Bei der anstrengenden Arbeit, Ruhe und Ordnung in Äamenz nach Kräften zu stören, blieb dem Nazimann natürlich keine Zeit für seine Ar- beiten als Landwirt. Die Wirtschaft des Gutes ging den Krebs- gang, das Sichsrungsverfahren blieb als letzter Ausweg übrig. Und die Hoffnung auf das Dritte Reich. Doch die Hoffnung auf das Dritte Reich wurde am 13. März zerschlagen. Zfchweigert mußte auf gerichtlichen Beschluß das Gut räumen. Wie dieser Nazi-Zschweigert auszog, ist ein Musterbeispiel nazistischer Willkür und Roh« he it. Vom Gericht war ausdrücklich angeordnet worden, daß er das Vieh nicht mitnehmen durfte. Trotzdom wurde alles, was nicht niet- und nagelfest war, fortgeschleppt. Am Frei» tag, dem 18. März, wurde Zfchweigert vom Gerichtsurteil ver- ständigt, schon einige Stunden später waren etwa 40 bis 50 S A.- L e u t« auf dem Gute, die beim Auszug behilflich fein sollten. Ueber dem Gutshof war gewissermaßen der Belagerungs- zustand verhängt. Sämtliche Zugänge wurden von Nazis bewacht. Niemand durfte in die Näh» des Hofes kommen. Sofort wurde ihm dedeutet, abzurücken, wenn er nicht etwa» in die Schnauze haben wolle. Di« Braunjacken zerrten das Vieh aus den Ställen, fingen unter großem Getöse die Hühner und drehten ihnen die Köpf« ab. Ein Teil des Viehes wurde auf Lastautos verladen und weg- gefahren. Bei den Fahrzeugen wurden die Nummernschilder verhängt, damit ihre Herkunft nicht festzustellen war. Der Rest des Viehes wurde von den Nazis weggetrieben, darunter auch eine Kuh, die zwei Stunden vorher gekalbt hatte. Sämtliches Getreide und sämtliche Futtermittel wurden mit- geschleppt, nicht ein Hälmchen blieb zurück. Der Nazi-Landtags- äbgeordnsie und Landwirt Krahl aus Kamenz hatte das Vieh für 4500 Mark gekaust, in dem Glauben, daß das Vieh Zschweigert gehöre. Krahl konnte nur mit Mühe sein Geld retten, nachdem er über dili Eigentumsverhältnisse ausgeklärt worden war. Sieben D t ü ck ,N i e h waren schon bis Königsbrück getrieben worden, die größere Meng« wurde In Kamenz von der Polizei angehalten und sichergestellt. Da» Vieh in Königsbrück war bei einem Naziführer untergebracht. der 450 Mark guttertosten oerlangt« vor der Herausgab« des Viehes. Auch hier mußt» Krahl eingreifen, um«inen großen Stau- dal zu oerhüten. Am anderen Tag« wurde das Vieh wieder noch Miltitz zurückgebracht.
Gegen die Rozi-hehpresfe. Die folgeirdsn natia nali ozlaliftischsn Blätter sind auf funk Tage verboten worden:„Frankfurter Volts- biatt",„Nassauer Volksblatt'.„Neue Kreiszeitung in Liebemoerda", »Noipfchlesifche Tageszeitung".
Moritz-Iarnow verurteilt. Drei Monate Gefängnis wegen Beleidigung des Genossen Kuitner. Das Schöffengericht Berlin-Schöneberg verurteilte den Herausgeber des Schmähwsrkes„Gefesselte Justiz' Moritz am Mittwoch wegen Beleidigung des sozialdemokratischen Landtags- abgeordneten Kuttner zu drei Monaten Ge- f ä n g n i s. Zarnow hat in einem Artikel behauptet, daß Kuttner in einer Unterlassungsklage gegen ihn, die am 30. Januar d. I. vor dem Kammergericht verhandelt worden war, bereit gewesen sei, einen Meineid zu leisten. In der Begründung des Urteils führte der Vorfitzend« au», daß die Tendenz des Artikels die Neigung zeige,«inen politischen Gegner schwer zu beschimpfen. Aus diesem Grunde könne dem Angeklagten der ß 193(Wahrung berechtigter Interessen) nicht zugebilligt werden.
Eine interessante Liste. Die Nazikandidaten für die Preußenwahl. „Nachdem der Führer der Partei, Adolf Hiller, die Listen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei für den Preußischen Landtag in der von dem Chef des Personalamte». Hauptmann a. D. Loeoer, M. d. R. und mir vorgelegten Reihenfolge genehmigt hat, gebe ich hierdurch als preußischer Wahlleiter der Partei die Spttzenkandidaturen für den preußi- schen Wahlkampf bekannt. An der Rechevfolge der Aandi- daturen wird nichts mehr geändert. Die Kandwaturen gellen hiermit als parteiamtlich. Berlin , den... Wilhelm Kub«, M. d. L.. Wahlleiter der NSDAP , für Preußen." Unter dieser wilhelminisch anmutenden Präambel oerkündet die „Nationalpost" die Kandidatenlisten der Nazis für die Preußen-' wählen. Bor der Reichspräsidentenwahl vom 15. März hieß es an allen Litfaßsäulen:„Hitler wird Reichspräsident." Er ist es nicht geworden. Er hat nicht einmal die 13 Milliiven Stimmen erreicht, die er am Vorabend der Wahl als sicher vorausgesagt hatte. Das Mundwerk der Nazis ist durch die Niederlage nicht kleiner geworden: Die„Nationalpost" schreibt über die Nazilisten in Balken- form:„Die Männer des kommenden Preußen." Ebensowenig wie Herr Hillcr jemals Reichspräsident wird, ebensowenig sollen diese Leute jemals Preußen regieren! Dafür wird die Arbeiterschaft sargen. Die ausgestellten Listen aber bieten allerlei Jitteressantes. Sie weisen rund 160 Namen aus. Nach den Berussbezeichnungen kgnn man nicht weniger als 2 4 aktive Beamte feststellen, darunter einen Landgerichtsrat und Richter der Republik und zwei Pastoren. Hinzu kommen 14 pensioniert« Be« a m t e, von denen 10 dem früheren Offizierkorps angehören und von der Republik ihr« hohen Pensionen beziehen. B c i n q h« 2 5 P r o z. der Nazianwärter auf ein Londtagsmandot kommen also aus- der aktiven oder penfionierten Beamtenschaft. Unter den früheren Offizieren findet man u. a. neben General Litzmann den wegen Morde, zum Tode verurtellte« und von der Republik be-
gnadigten Ob« r l e u t n a n t a. D. Schulz. Besonder» groß ist die Zahl der Landwirt«. Dom Rittergmebesitzer bis zum Bauern findet man nicht weniger als 38, da» find wiederum bei- nahe 25 Proz. 21 Kandidaten, d. h. rund 17 Proz.. find Hand- werksmeister oder mtttelftändlerifche Kaufleute, 14mal findet man bürgerliche freie Berufe verzeichnet, neunmal ausgesprochene „Bonzen", hinzu kommt ein Fabrikant, einer, der al? Beruf nicht» al« Betriebsrat angibt, und als Kuriosität einen Adligen ohne De - ruf. Als Spitzenkandidaten in Magdeburg Dellef von Kaldcn in Wenau. Wo aber bleiben in dieser Arbeiterpartei die Arbester? O ja. man findet von ihnen nach den Berussbezeichnungen nickst weniger als zwanzig. Und an welchen Stellen find sie nominiert? Zwei stehen sogar an zwester Stelle, die übrigen viel, viel tiefer. meist ganz am Schluß. Da findet man in Magdeburg als d i e beiden letzten einen Schlosser und«inen Arbeiter, in West- falen-Rord. wiederum als letzt«, einen Schlosser namens Jrrgang (Ztame ist Vorbedeutung!) und noch einen Schlosser. D i« besseren Herren kommen vorHerl Eine sellsame Arbesterpartei, in der Tat. Ein« Kandidatur aber vordient besondere Erwähnung. Unter Nummer 2 für Berlin und Potsdam 11 steht zu lesen:„Graf Wolf Helldorf. Landwirt in Berlin ." Man weiß. wer Helldorf ist. Er war im Krieg Offizier, wurde 1925 national- sozialistischer Landtagsabgeordneter in Preußen, nachdem er sich 1920 beim Kapp-Putfch die reaktionären Sporen verdient haste. und tat sich am 12. September 1931 vom Kraftwagen aus als Oberhäuplling der hakenkreuzlertfchen Pogromisten am Kurfürsten- dämm hervor. Als bezahlter Berliner Führer steht er fest einigen Jahren im Dienst« der Hstlerschen SA., so daß er als Berufs- bezeichnung eigenllich„Truppenführsr einer Privat- armee" angeben müßte. Wie ist es mit der Landwirtfchaft des, Grafen Helldorff? Beschränkt sie sich auf die Jagdgründe im Bcr- liner Westen, in denen er durch feine Treiber harmlose Sta-sts- bürgsr verprügeln läßt? O nein, im Handbuch für den Preußischen Landtag steht stolz:„Gest 1921 Fideikommißherr auf Wolmirstedt (llnstrullal)." Jidelkommisse gibt es nicht wehr. Was aber ist mit Wolmirstedt . Ist es etwa, wie unwidersprochen behauptet wurde. in Grund und Boden gewirtschaftet worden und unter den Hammer gekommen? Di«„Landwirtschost" des Herrn Helldorff liegt in der Hede- mannftrohc.
Sanierungspläne für Oberschlesien . Das Neich soll neue Verhandlungen führen. Nach inehrstündiger Verhandlung wurde im Haushallsausschutz de» Reichstags die sozialdemokratische Entschließung angenommen, die folgendes besagt: Der 5. Ausschuß(Reichshaushall) stcht die Möglichkeit einer Sanierung der oberschlesifchen Wirtschall nur in einer engere» Verbindung Zwischen Kohl« und Eisen.-Er sieht In dem vorliegenden Borschlag der Reichsregierung leine ausreichende und dauernd« Sanierung. Er fordert deshalb die Reichsregierung auf, neue Verhandlungen auf der oben bezeichnete» Basis zu führen.