Kr. 150 49. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Reich gegen Oberhüttensabotage.

Der öffentliche Einfluß wird gesichert. Von der kleinen zur großen Lösung.

Das Reichsfabinett hat sich jetzt endlich gegen die Quertreibereien| faum rentabel gestaltet merden fönnen, so wird verständlich, daß der privaten Großaftionäre des Oberhüttentonzerns entschieden. Die Ballestrem  - Gruppe versuchte, die Berluste restlos auf die öffent Fiche Hand abzanmälzen, den öffentlichen Einfluß auf das Unter

nehmen auszuschalten und sich selber auf Kosten der öffentlichen Hand noch mehr zu bereichern als bisher. In Dentschriften und Auffäßen hat man es so dargestellt, als ob die selbstverständliche Forderung der Sicherung der öffentlichen Einflußnahme nach vorangegangenen Opfern mur ein staatstapitalistischer Borstoß Breußens auf Kosten der Privatwirtschaft wäre. Nachdem Reich und Preußen den Oberhütten bereits durch 3ins epfer eine Subvention von 20 Millionen Mark ge­währt haben, nachdem nunmehr in erster Reihe durch Mißwirtschaft eine neue einschneidende Sanierung mit einem meiteren Kapital­nerlust der öffentlichen Hand von 19 millionen Marf nach dem

Ganierungsplan erforderlich wird, war es eine Selbstverständlichkeit, daß die öffentliche Hand für diese großen Opfer und die weiter dem 1internehmen überlassenen 18 Millionen Mark eine Einflußnahme

und Mitverwaltung verlangte.

Das Reich hat sich jeht, wie man erwarten mußte, in cinem Kabinettsbeschluß grundfählich auf den Boden des von Reich und Preußen gemeinsam ausgearbeiteten Sanierungsplans gestellt.

Donnerstag, 31. März 1932

vorstehenden britischen Reichskonferenz in Ottawa   erwartet die Ber­waltung eine allgemeine Belebung des Seeverkehrs zwischen den Ländern des britischen Imperiums.

Staatshilfe für Kreuger: Bank.

die parlamentarischen Kontrollinstanzen des Reichstags auch gegen Heute wird der Beschluß des schwedischen Reichstags er über dem nom Reich jetzt grundsäßlich akzeptierten Sanierungsplan noch ernste Bedenken hegen. Der Haushaltsausschus

des Reichstags hat nach eingehendsten Beratungen in einer Resolution zum Ausdrud gebracht, daß er in dem vorliegenden Vorschlag der Reichsregie ung noch teine ausreichende und dauernde Sanie rung der oberschlesischen Wirtschaft fchen kann, daß hierfür vielmehr nur die Möglichkeit in einer 3usammenfassung und engeren Berbindung der Gruben- und Eisenbetriebe gegeben ist; er hat an die Regierung die Aufforderung gerichtet, eine derartige Lösung in den Verhandlungen anzustreben.

Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß eine Konsolidierung und Gesundung der weit übersetzten oberschlesischen Montanindustrie nur auf dieser Grundlage erreicht werden kann und daß der finanzielle Zusammenbruch von Oberhütten und Borsig umfassende Reorganisationsmaßnahmen zur Erhaltung der oberschlesischen In­dustrie unerläßlich machen. Die verantwortlichen Stellen sollten da­her mit aller Energie auf dieses Ziel hinarbeiten.

Zugleich ist durch die Beschlüsse der Reichsregierung und des Haushaltsausschuffes largestellt, daß seitens der öffentlichen Hand das Höchstmaß von Opfern erreicht, wenn nicht überschritten ist. Der Sanierungsplan ist zwar so gestaltet, daß eine Majori Biel zu lange ift die endgültige Bereinigung schon hingeschleppt wor sierung der öffentlichen Hand durch Ballestrem ausgeden. Oberschlesien   kann und soll nicht mehr warton. Für die fchloffen sein soll. Immerhin legt die vorgesehene Regelung der kleinere Läsung war der Rahmen bereits abgesteckt. Unverzüglich öffentlichen Hand außerordentlich große Opfer auf und gewährt ist klarzustellen, ob sich nicht sofort auch eine Gesamtlösung verwirt privaten Großaftionären schwer zu rechtfertigende Vergünstigungen. fichen fäßt. Die Situation liegt bekanntlich so, daß im Konkurs die. Aktionäre alles verlieren mürben und obendrein Ballestrem noch

für die Bürgschaftsverpflichtungen bis zu 8 Millionen Mart in An Millionenverlust englischer Großreederei

fpruch genommen werden fönnte. Die öffentliche Hand würde allein fchon auf Grund ihres Pfandrechtes ohne besondere Opfer das Wert meiterführen tönnen. Trotzdem sollen nach dem endgültigen Sanie­rungsplan Reich und Preußen auf 18 Millionen Mart verzichten und die Großaktionäre sollen andererseits tostenlos 4 Millionen Mark Attienkapital erholten. Der Ballestrem  - Konzern erhält für seine Gruben das mertvolle Belieferungsrecht für die Hüttenbetriebe, bringt aber feinerseits den Grubenbesig nicht in die neue Kom­bination mit ein.

englischerGroßreederei

Soffnungen auf die britische Reichskonferenz.

Die Cunnard Cine in Liverpool  , eine der bedeutendsten Groß­reedereien Englands, schließt das Jahr 1931 mit einem hohen Millionenverlust von über 553 000 Pfund Sterling ab. Schon in dem noch verhältnismäßig günstigen Schiffahrtsjahr 1930 wurde nur ein fuapper Reingewinn erzielt.

In dem Jahresbericht wird besonders nachdrücklich auf den fcharfen Rüdgang des allantischen Passagierverkehrs bei fait Die Stellungnahme des Haushaltsausschusses. völliger Einstellung des Auswandererverkehrs Berücksichtigt man diese ungleichartige Behandlung der öffent- hingewiefen. Der Frachtverkehr fei auf fämtlichen Weltlinien frofi­lichen abfolut beficherten Gläubiger auf der einen Seite, die privaten noch zu Zuschüssen verpflichteten Aktionäre andererseits und berüd fichtigt man nod) ferner die Tatsache, daß bei der ungünstigen Stand ortlage die Eisenbetriebe einen Ertragsausgleich durch die Graben

los. Zwar hat sich der Berkehr von Australien   nach England in­folge des australischen Währungssturzes belebt, aber bei der scharfen Schrumpfung des englischen Exports mußten die Schiffe häufig leer nach Australien   ausfahren. Von der be­

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wartet. Beruhigung an den Börsen.

Der ungünstige Eindruck, den der vorläufige Sachverständigen­

bericht über die Lage des Kreuger- Konzerns in der ganzen Welt hervorgerufen hat und der sämtliche Streuger- Werte plötzlich um ein Drittel bis die Hälfte ihres Kursmertes stürzen ließ, hat die schwedische Regierung zu Stützungsmaßnahmen veranlaßt.

Zunächst wird die mit dem Kreuger- Konzern, besonders der Ericsson- Telephon- Gesellschaft verbundene Standinaviska Kredit A. B., eine der größten schwedischen Banken, ähnlich mie es in Deutschland   mit den Großbanten geschah, durch Staatsgelder gestützt. Um die Fortführung der Geschäfte zu ermöglichen, ge­währt der schwedische Staat der Bank eine verzinsliche Anleihe von 100 Millionen Kronen, übernimmt Werte der Bank von 114 Mil­lionen Kronen und veranlaßt die übrigen Banken, der Skandina­vista Kredit 2. B. noch 40 bis 50 Millionen Kronen zur Ver­fügung zu stellen. Man erwartet schon heute die Annahme der Regierungsvorlage im schwedischen Reichstag und die schleunige Verabschiedung in beiden Kammern. Der heute tagende Kronrat beschließt auch über die Ber längerung des am 14. März gewährten 3ahlungsmora toriums für die Hauptgesellschaften des Kreuger- Konzerns bis Ende April, die von den Beauftragten des Kreuger- Konzerns bei der Regierung beantragt worden ist.

Auf der Stockholmer   und den internationalen Börsen hat die Ankündigung der Staatshilfe für die Standinavista Kredit A. B. fofort beruhigend gewirkt, so daß die Werte des Kreuger- Konzerns bei großen Umfäßen und großer Kauflust beträchtliche Kurssteices rungen aufwiesen.

Ab 12. April wieder Börsenkurse.

am

Bisher gab es in der Burgstraße zwar schon wieder einen Börsenhandel, die Feststellung und Veröffentlichung von Börsen­tursen war aber noch verboten. Nachdem das preußische Handels­ministerium fürzlich gegen die Feststellung und Veröffentlichung Don Kursen nichts mehr einwenden zu wollen erklärt hat, be= schloß der Berliner   Börsenvorstand gestern, 12. April die amtliche Kursfeststellung wieder aufzunehmen. Zur gleichen Zeit wird die Regierung auch das Verbot der Kursver­öffentlichung wieder aufheben. Der Kurszettel wird nach dem April sehr viel fleiner als früher sein, da etwa ein Drittel der Werte ausfällt. Auch die Kurse der festverzinslichen Papiere merden veröffentlicht, doch streitet man sich noch dar­um, ob das täglich oder nur dreimal in der Woche geschehen soll.

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