Ein Handwerkerbrief aus demOsten
" In meiner Not als Handwerker in der Stadt Stolp ....."
Von einem Stolper Handwerksmeister erhalten mir , olgenden Notruf, der van den traurigen Folgen der letzten Ofthilfeaktionen und deren Mißbrauch durch die Gutsbesitzer Zeugnis ablegt:
In meiner Not als Handwerker in der Stadt Stolp in Pommern möchte ich mich einmal an Sie wenden in der Hoffnung, daß Sie meine Worte richtig verstehen werden und das Sie vielleicht in der Lage sind, durch Ihre Zeitung oder durch einen Ihrer Abgeordneten im Reichstage unserer Not hier Abhilfe zu verschaffen und die Angelegenheit in der Deffentlichkeit zur Sprache zu bringen. Durch das Sicherungsverfahren, in welches die meisten Güter des Kreises Stolp eingetreten sind, ist
ein furchtbarer Zuffand bei uns enfffanden, so daß das Geschäft jetzt in unserer Stadt völlig still steht.
28ir bekommen von den Gütern, die im Sicherungsverfahren find, feinen Pfennig unserer Rechnungen bezahlt. fo daß wir nicht wissen, wie wir unsere Lieferanten bezahlen fallen, die uns schon mit Pfändung drohen und wir kaum noch das Geld haben, auch nur unseren notwendigsten Lebensunter balt zu bestreiten. Ich habe über die Sache auch oft mit meinen Kollegen gesprochen, und wir sind alle der Meinung, daß auch piele Güter ins Sicherungsverfahren gegangen sind, die bisher noch gara gut gestanden haben und zu denen man noch Vertrauen hatte, nur um ihre Schulden nicht zu bezahlen.
Warum werden nicht die überschuldeten Güter, deren Besizer immer großartig gelebt haben und als große Herren aufgetreten find, zu Siedlungen, nach denen hier im Kreise große Nachfrage ift, mit Staatshilfe aufgeteilt? Dann fönnten die Schulden bezahlt werden, viele Menschen fänden wieder Arbeit und Brot
und Handel und Wandel fämen wieder in Gang. So aber bleibt alles stehen und die Arbeitslosen nehmen täglich zu. Die Siedler müßten bei der jetzigen schlechten Zeit auch beffer in der Wirtschaft durchkommen als die jezigen Befizer, da die Siedler viel sparsamer leben, alles felbft arbeiten und jeden Pfennig in die Wirtschaft stecken.
Breisfenfung nicht durchgeführt murbe, fall non feiten Ses Reidys tommiffars für Preisüberwachung nicht eingegriffen merden, meil bie Entwidlung der Preissenfung auf bem freien Marti meiter abe gewartet werden soll.
Die Reinigung bei Schultheiß .
Die Zementbeteiligungen werden verfauft.
Die Gefundung des Schultheiß- Ronzerns foll in erster Linie durch Abstoßung wesensfremder Betriebe herbeigeführt werden. Dazu liegt die Mitteilung vor, daß die Aftienbeteiligungen an der Bereinigte Portland 3ement und Raltwerte Echimicom Silesia und Frauendorf A.-G.", die den michtigsten Bestandteil des norddeutschen Zementfartells darstellt, perfauft worden ist. Es handelt sich um 4,5 Millionen bis 5 Millionen des 15 Millionen Mart betragenden Aftienfapitals der Silesia- Gesellschaft Schultheiß dürfte insgesamt etwa 10 Millionen von den 15 Millionen Aktien be= Die Besizer, die unter Sicherungsschuß sind, dürften unserer seffen haben. Käufer ist ein Konsortium, dem eine Anzahl nordAnsicht nach nicht piel besser in ihrer Lebenshaltung gestellt werden deutscher Zementfabriken somie schlesische Brauntohlen- und Mantanals die Kleinrentner in der Stadt, da beide aus Staats- und Steuer- Unternehmungen angehören. Zwischen den Käufern und dem geldern unterstützt werden. Die Befizer wollen nur mit diesen Schultheiß- Konzern ist auch eine Vereinbarung zum späteren Er. Geldern ihre Güter umschulden und dadurch dieselben für sich erwerb des Restes der Silefia- Beteiligung getroffen worden. halten, während wir alle taputt gehen, wenn der Sicherungsschus Bertauf soll zu 75 Broz. bes Nominalwertes erfolgt ein, so daß längere Zeit bestehen bleibt. Wir haben schon in der Inflation der Schultheiß- Konzern etwa 3% Millionen Mart erhalten mird. unser Geld damals restlos verloren, während es den Gutsbesizern sehr gut ging, denn für einen Zentner Roggen befam man damals viel zu kaufen, und sie ihren Besiz und ihr Vermögen erhalten haben. Jetzt soll es wohl so ähnlich, aber mit anderen Mitteln gemacht werden.
Schon durch die 3insherabießung für die achtprozentigen landschaftlichen Zentralgolbpfandbriefe auf 6 Proz. haben die Gutsbefizer eine große Erleichterung erfahren, während die BeWir Handwerker und Gewerbetreibenden empfinden es als ein fizer der Goldpfandbriefe die Leidtragenden sind. Auch diese Maß unbeschreibliches Unrecht, daß viele Besizer, die im Siche- nahme hat in unseren Kreisen sehr viel böses Blut gemacht rungsverfahren sind, noch recht gut leben, mit Diener, Mam= und wird als ungerechtigkeit betrachtet. Manche meiner Kollegen fell und mehreren Mädchen, während sie behaupten, auch haben das Menige, was sie gespart hatten, in Goldpfandbriefen für nicht einen Pfennig ihrer Rechnungen bezahlen zu können, so daß sich und ihre Kinder angelegt, und jetzt sehen sie sich schon in den mir dadurch in die größte Not geraten find. Die Gutsbefizer geben Zinsen betrogen. Diese Papiere sind gerade von den fleinen Leuten für ihren Lebensunterhalt und Aufwand noch viel zuviel Geld aus, getauft worden, da die Sparkassen sie empfohlen haben. So wie und sie könnten noch viel sparen, um ihren Verpflichtungen nach= es gemacht worden ist, ist es nur eine einseitige Bevorzugung der zukommen. Wenn ein Befizer hier im Kreise, der 20 000 Morgen großen und lebervorteilung der fleinen Goldpfandbriefbefizer; Treu in mehreren Gütern hat, unter Sicherungsschuß geht und mit und Glauben fin so zerstört morden. Wir müssen ja alle glauben, Chauffeur, Auto und Diener meiter feben tann und nichts bezahlt, daß wir meiter betragen werden sollen! Wenn überhaupt hier nicht so ist das mehr als unerhört. Für die Großen mird alles bald etmas wiridh Brafiifches gefchieht, gehen mir alle in furger getan und mir Kleinen müssen faft verhungern Zeit taputt, denn die jetzigen Zustände fann feiner von uns lange mit unseren Familien. aushalten."
Versteckte Hypothekenbank- Gewinne.
Der peinliche Zwang zur Bilanzklarheit. Der jeht veröffentliche Jahresabschluß der Rheinischen Hypothekenbank 2-6. in Mannheim , liefert einen weiteren Beweis für die Notwendigkeit der Aktienrechts- und Bilanzreform. 200lgemein verstärkt sich der Eindrud, daß befanders bei den Bilanzen der Hypothekenbanken in den vergangenen Jahren Berichleierungsmethoden Platz gegriffen hatten, die der Deffentlichkeit jeden Einblick in die wirklichen Vermögensverhältnisse
die Tatsache, daß allein die offenen Reserven jetzt über 12,4 millio nen Mart hinausgehen, während das zur Zeit umlaufende Kapital noch nicht 10 Millionen erreicht. Die merkwürdigen Buchungen, mit denen in der vorliegenden Bilanz den offenen Refernen meitere 2,4 miffionen zugeführt wurden und die gleichfalls undurchsichtigen hohen Abschreibungen auf die eigenen Attien, ftehen im Biberspruch zu der Bilanzreform und bedlirfen auf der Generalversammlung dringend der Aufklärung. Es hieße dem Gesetz Hohn spredjen, wenn man unter dem Zwang, versteckte, Gewinne aufzulösen, neue Ber stede in der Bilanz schafft.
Der Umlauf an Goldpfandbriefen wird mit 314,71 gegen 296,64 peillionen im Vorjahr angegeben, der Umlauf an Kommunaloblige verwehrten. tionen auf 29,95 gegen 29.8 Millionen. Demgegenüber betragen die Die mit einem Stapital non 12 Millionen Mart arbeitende Rheinpothefandarlehen 315,7 gegen 303,4 Millionen und die Darlehen nische Hypothekenbant nimmt für 1981 alna fünstliche Gans an Kommunen 36.3 gegen 34.9 Weionan Mart. Die Gehälter fung ihrer Dividende von 10 auf 6 Prog. por. Der Rein bar drei Vorstandsmitglieder betrugen 209 000 m., also geminn beträgt im Borjahr rund 2 Millionen Mart, würde also rund 70 000 m. je Stopf. einer Dividende non etwa 16 Proz. entsprachen. Es werden aber vormeg 800 000. für ein Wertberichtigungstonto"" abgezweigt, ferner weitere 500 000 22. für weitere Rückstellungen verwandt, so daß von dem Reingewinn nur ein Bruchteil, nämlich 585 000 m. für die Dividendenzahlung übrig bleiben. Schließlich ist man auch in den Kreisen des privaten Hypethekenbanttapitals dem Krisenjahr 1931 cine niedrigere Dividende schuldig.
Der 3mang zur Bilanztlarheit wird bei der Bermal tung mehr als peinlich empfunden. Man hat sich ge nötigt gesehen, den für die Geschäftsverhältnisse bei Hypothekenbanten unnerständlich hohen Posten Kreditoren( Schulden) flarzu stellen, und es ergibt sich die erstaunliche Tatsache, daß dieser Bi lanzposten non 11,6 auf 1,39 Millionen Mark zusammengeschrumpft ist. Das heißt, daß unter den bisher mit 11,6 millionen ausgewieje nen Schulden mehr als 10 Millionen Reserven verstedt waren. Kenn zeichnung für die Reserveanhäufung bei dem Unternehmen ist auch
Die Preissenfung für Tabakwaren.
Nachdem von der 3igarettenindustrie bie für Marten artikel auf Grund der Notverordnung vom 8. Dezember 1931 porgeschriebene Sentung pon 10 Prozent porgenommen warben ist, hat der Reichskommiffar für Breisüberwachung feine Beranlassung gesehen, weitere Maßnahmen zur Sentung der Sigarettenpraise durchzuführen. Die Nachprüfung der Braise für 3igarren burd) den Reichskommissar für Preisüberwachung hat ergeben, daß durch meg bei gleicher Qualität die Preise erheblid) gesenkt worden find, fo daß ein Eingreifen durch den Reichskommiffar für Breisüber wachung nicht erforderlich wurde. Da die bei Rauchta bat bestehende Breisbindung auf Grund der 4. Notverordnung vom 8. Dezember 1931 aufgehoben worden ist, weil die zehnprozentige
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Der
Kleiner Reingewinn.- 27,5 mill. Mark Umsah. Trotz der starten Absatzschrumpfung im Flugmotorenbau legt die Bayerische Motoren- Werte A. G. einen verhältnis mäßig günstigen Jahresabschluß für 1931 por. Auch der Rückgang des Gesamtumiages auf 27,5 gegen 36,5 mill. Mark im Vorjahr hielt sich in erträglichen Grenzen. Die Berringerung der Betriebsgewinne von 7,8 auf tnapp 5,9 Mill. Mart murde durch Senkung der Unkosten, Steuern und Zinsen, die mit 3,7 Mill. Mark nahezu um 30 Proz. abgebaut wurden, mehr als mettgemacht. Nach unverändert hohen Abschreibungen von 2,04 Mill. verbleibt ein kleiner Reingewinn von inapp 64 200 Mart. der sich einschließlich des Gewinnvortrages vom Vorjahr auf 747 541 Mart erhöht. Hiervon werden über 641 000 Mart einem Wertberichtigungstonto überwiesen.
Bon den Betrieben litt die Abteilung Flugmotoren und der Steinwagenbau erheblid) unter her Strije, jebod) tonnten BMW . ihren porjährigen Anteil am Automobilmarkt behaupten lleber raschend gut hat sich dagegen die Motorrad.Abteilung ges halten, die nicht nur eine mengenmäßige, sondern auch eine werta mäßige Umfagsteigerung erzielte.
Die Bilanz hat sich fräftig verflüffigt. Insbesondere konnten die hohen Bankschulden von mehr als 7 Mill. Mart bis auf 3,3 mill. Mark zurück gezahlt werden und betragen zur Zeit menig mehr als ein Drittel bes Standes von 1929. Borräte und Fabrikate find gleichfalls erheblich gesenkt worden und werben nur noch mit 4,8 gegen 7.7 Mil ausgewiesen. Die hierfür erforderlich gewesenen Sonderabschreibungen find aus faufenden Betriebsgewinnen porgenommen worden, ohne daß hierfür stille Reserven in Anspruch genomunen wurden. Das Bilanzbild hat sich also allgemein verbessert. Das bisherige Aftientapital wird Don 16 auf 15 Will. verringert, da die Gesellschaft durch Auffäufe eigener Attien zur Zeit rund eine Million nominal besitzt, die eingezogen werden.
4 Proz. Garotti Dividende.
M
Im Gegensatz zu threm großen Stonfurrenten Stollmerd; her burch eine perfehlte Konzernpolitit schmere Berlufte erlitten hat, fann Die Garotti 2- G. in Berlin Tempelhof auch für 1931 wieder einen günstigen Abschluß veröffentlichen. Der Aufsichtsrat der Gesellschaft beschloß in seiner Bilanzfizung, der Generalversammlung eine Dividende non 4 Prozent vorzuschlagen. Im Vorjahre wurde eine Dividende von 7 Broz. gezahlt. Der Reingeminn beträgt bei wiederum sehr hohen Abschreibungen von mehr als 943 000 Mart rund 0.64 gegen 1,13 Millionen Mark im Borjahr. Die Bilanz der Gesellschaft ist wieder sehr füffig. Bel 2 Millionen Mart Bantguthaben und 3,4 millionen Mart Forderungen betragen die kurzfristigen Schulden nur rund 2 Millionen Mart.
Desterreich fündigt den Handelsvertrag mit Ungarn . Der österreichische Nationalrat beschloß, ben Handelsvertrag mit Ungarn mit bent 1. April zum 1. Juli 1932 zu fündigen, Berhandlungen über einen neuen Handelsnertrag sollen ungefäumt angebahnt werden.
Tausenden von Hausfrauen verkündet das Radio: Richtig wirtschaften heißt- Sanella nehmen!
Jeden Freitag vormittag: ,, Sanne und Ella" die vorbildlichen Hausfrauen, plaudern im Radio
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Einer der praktischen Ratschläge von ,, Sanne und Ella":
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Geben Sie Ihren Kindern statt teuren Brotaufstrichs und teuren Belags einfach Sanella aufs Brot, dazu frische Apfel! Das ist gesünder, schmeckt prachtvoll und spart Geld!
,, Sanne und Ella haben recht Sanella ist
wirklich köstlich als Brotaufstrich
haft und bekömmlich
- so nahrebenso wie alle
Speisen, die Sie mit Sanella bereiten! Also brauchen Sie wie Sanne und Ella" stets Sanella und lassen Sie sich ihre weiteren Ratschläge nicht entgehen! Verfolgen Sie sie in dieser Zeitung und im Radio wird Ihr Vorteil sein!
es
Lanella
MARGARINE
24
32
Pfd
Von
Millionen Hausfrauen
160.
bevorzugt!