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Beilage

Freitag, 1. April 1932

HedbroH bau- Aut

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Der Abend

Spalausgabe des Vorwards

Was kümmert uns die Erde?

Ein geographischer Umblick/ Von Wilhelm Tietgens

Was uns die Erdoberfläche fümmert? Sie ist unser Lebens­und Wirtschaftsraum, der Grund, auf dem all unser Menschenwert aufgebaut ist! Ja, noch mehr, sie ist in all den vielen wirtschaft lichen und politischen Kämpfen der Jahrhunderte Kampfobjeft ge­mesen, denn wer über Teile der Erdoberfläche herrscht, herrscht über Menschen. Mit der Beziehung auf den Menschen wird die Be trachtung der Erdoberfläche plöglich zu einer der grundlegendsten und vielseitigsten Wissenschaften. Die ganze Fülle menschlichen Wollens und Ringens zeigt sich durch die Erdoberfläche bestimmt. In engster Wechselbeziehung mit der Geschichte, der Wirtschaft, der Technik, der Politik steht die Erdoberfläche nicht fremd und inhalts­leer neben dem Leben, sondern voll der spannendsten Probleme im Mittelpunkt der Geschehnisse, so daß nur die völlig falsche Auffassung erdkundlicher Darstellung und geographischen Unterrichts bisher ein allgemeines geographisches Interesse verhindert hat.

Handlung des Romans in eine Landschaft hineingestellt und nur von ihr aus zu verstehen( mie in Leonhard S. Woolf: Ein Dorf im Djungel", seinerzeit im Vorwärts" veröffentlicht, oder Ramon 3. Sender: Kampf um Marotto").

Die Landschaft ist nicht nur Zusammenklang von Landform, Klima, Vegetation und Tierwelt, sondern sie prägt und formt den Menschen, der in sie hinein­gestellt ist, der von ihr abhängig ist, auch wenn er sich bemüht, sie zu beherrschen.

und Handeln des Menschen beeinflußt und die daher in der Ge­Die Landschaft wird ein Stüd Leben, eine Kraft, die Denken, Wollen schichte, im Erleben, in den Romanen" der Menschen wiederzu­finden iſt.

Die unmittelbare Gewalt der Landschaft und die Bedeutung des Geographischen wird noch deutlicher, wenn die Handlung des Romans aufgebaut ist auf die( wenn auch oft vergebliche) wirts schaftliche Ausnügung dieser Landschaft( Dorf im Djungel") oder um die geopolitische Eroberung dieses Teiles der Erdoberfläche( Kampf um Marotto"). So sieht man auch in der Handlung von Romanen die geographischen Faktoren wirksam werden und versteht die Menschen aus der Gestaltungs­fraft der Landschaft, man erkennt also die enge Berbindung zwischen der Erdoberfläche und den Menschen, zwischen dem Wohnhaus und dem Bewohner, zwischen Geographie und den vielfachen Formen menschlichen Lebens.

Neuerdings find meite Kreise bemüht, diese Berkennung der geographischen Betrachtungsweise zu überwinden. Neue Wissens­zweige sind entstanden: die Wirtschafts geographie zeigt die vielfachen Grundlagen und Zusammenhänge des gesamten Wirt schaftslebens, die Geopolitit bringt eine Zusammenschau der geographischen und politischen Wechselbeziehungen. Beide Arten geographischer Betrachtungsweise wenden sich also in erster Linie an den wirtschaftlich und politisch interessierten Menschen, Um so erstaunlicher ist es, daß die Arbeiterschaft, die im allgemeinen wirts schaftlich und politisch sehr start interessiert und in diesen Gebieten oft sehr gut bewandert ist, die geographische Betrachtungsweise der wirtschaftlichen und politischen Entwidlung noch sehr vernachlässigt. Man findet wohl des öfteren in Vorträgen und Kursen wirtschaft- beschreibungen, die es sich geradezu zur Aufgabe stellen, licher Art ein furzes Eingehen auf geographische Grundlagen, auch bringen die Tageszeitungen schon hin und wieder geographisch be­ftimmte Artikel. Darüber hinaus ist aber bei uns die geographische Betrachtungsweise unserer Umwelt noch wenig bekannt.

Wer denkt

Geographische Betrachtungsweise! hierbei nicht sofort an Aufbau und Anordnung der Gebirge, an Flüsse, Meère, klimatische Verhältnisse, vielleicht noch an Wald, Steppe, Büfte? Sicher sind dies alles geographische Faktoren, die bei der Betrachtung wirtschafts- geographischer oder geographisch­politischer Fragen mehr oder weniger berücksichtigt werden müssen. Sie gehören als nahezu unveränderliche Erscheinungen im Bild der Erdoberfläche sozusagen zum eisernen Bestand geographischer Ar­beiten. Die große Fülle der interessanten Probleme beginnt für die wirtschaftlich- politische Geographie aber erst bei den veränder. lichen Erscheinungen, bei den geographischen Faktoren, die der Mensch durch sein Handeln in Wirtschaft, Technit, Politik hervor­ruft, und zwar ständig neu hervorruft und gestaltet! Lage und Größe der Staaten, Berlauf der Grenzen, Dichte und Berteilung der Besiedlung, Art und Intensität der wirtschaftlichen Ausbeutung der Erde in Landwirtschaft und Industrie Aufbau des Verkehrs­netzes zur Ueberwindung der subjektiven Entfernungen, das alles find Werke des Menschen, die, obgleich durch geographische Ver­hältnisse bedingt, das Bild der Erdoberfläche ständig verändern und dadurch ständig neue geographisch- politische Fat­toren schaffen. Die Wirkung dieser Faktoren ist aus dem Leben der Völker wie der Individuen nicht mehr hinwegzudenken, und sie zu verfolgen, in Wort, Karte und Bild festzulegen und darzustellen, ist Ziel und Aufgabe der wirtschaftlich- politischen Geographie. So stellt sich also geographische Betrachtungsweise dar als der Versuch,

die Vielheit des wirtschaftlichen, politischen und gesell­schaftlichen Lebens von der Erdoberfläche her, von dem Wohnhaus und Lebensraum der Menschen aus zu betrachten und zu verstehen.

Sicher ist es nicht die einzig mögliche und ausschließliche Betrach tungsweise, viele andere haben neben ihr Berechtigung. Aber es ist eine Blidrichtung, aus der man viele Probleme lösen, fann und die gerade im wirtschaftlichen und politischen Leben höchste Beachtung verdient.

Run ergibt sich die Frage, wo und wie der wirtschaftlich und politisch interessierte Zeitungsleser das erforderliche Material findet, um die wirtschaftlichen und politischen Vorgänge in der Welt unter geo­graphischen Gesichtspunkten betrachten und verstehen zu können? Ich denke hierbei ausdrücklich an die große Masse der Zeitungslejer und nicht an den kleinen Kreis derer, die in Arbeiterbildungsschulen, Kurjen, Bolkshochschulen und ähnlichen Bildungseinrichtungen

ständige Teilnehmer sind und daher leicht Material und Anregung finden. Ich scheide damit auch einen großen Teil der wirtschafts­geographischen und geopolitischen Literatur aus. Sie ist im all­gemeinen nicht zugänglich, und es ist auch nicht jedermanns Sache und auch nicht unbedingt erforderlich, wissenschaftliche Bücher, Sta­

tistiken und Jahresberichte durchzuarbeiten, um in der Welt zu

die Volksbüchereien

an

durch Europa "). Denn es ist doch kein Zufall, daß Holland soviel Windmühlen und Käsemärkte hat, während in Belgien die Schlote der Fabriken in die Luft ragen und in London Dock an Dock und Warenspeicher an Warenspeicher die Ufer der Themse säumen! Das Gesicht der Städte und Länder, die Arbeit und Arbeitsmöglichkeiten eines Volkes sind in unzähligen Verbindungen geographisch bedingt.

Und schließlich ist auch das eine für politisch denkende Menschen michtige geographisch- politische Kenntnis, zu wissen, wie das Bolt arbeitet, wohnt und sich vergnügt. Der Aufbau anderer Länder in den einzelnen Ländern in allen seinen Schichten lebt, wie es und Staaten kann nicht plastischer und interessanter dargestellt wer­den als durch Schilderungen von Reisenden, die, wie Grisar, sich der vielseitigen Beziehungen zwischen Land, Bcik, Wirtschaft, Politik und Geschichte bewußt sind.

Eins ist jedoch bei dieser geographischen Betrachtungs­weise nahezu unumgängliche Notwendigkeit: der Ge­brauch der Atlaskarte, die uns ein Bild der Erdober. fläche vermittelt.

Leider haben wir keinen guten und doch billigen Atlas, der auch die wirtschaftlichen und geopolitischen Zusammenhänge klar zur Dar­stellung bringt, hier hätten Parteiverlage gerade für politische Bildungsarbeit noch eine Aufgabe zu lösen. Um so notwendiger ist es, daß unsere Tages- und Zeitschriftenpresse einschließlich der Diese Verbindung ist natürlich leichter zu erkennen in Reise- bisher noch völlig abseitsstehenden Gewerkschaftspresse von Zeit zu

von Land und Leuten" zu erzählen, ganz besonders, wenn in großen Zügen ein Land, also ein politisch und wirtschaftlich in sich gezeichneten Buch von Otto Manchen helfen: Reise ins begrenztes Stück Erdoberfläche, beschrieben wird( wie in dem aus­afiatische Tuma"). Aber selbst die Reiseberichte, die mehr von den fcheinbar beiseite lassen, fönnen uns sehr viel sagen( wie etwa Erich Leuten" als vom Lande" erzählen, die also das Geographilche Grisar in seinem Bildbericht: Mit Kamera und Schreibmaschine

Zeit die wirtschaftlichen und politischen Vorgänge geographisch be­trachtet und nach Möglichkeit kleine Stizzen mit abdruckt. Denn wohlgemerkt: die großen wirtschaftlichen und politischen Kämpfe Wenn es unser Ziel ist, für unseren Wohn- und Wirtschaftsraum find Machtkämpfe um die Erdoberfläche, um die Wirtschaftsbezirke! eine neue, bessere Wirtschafts- und Lebensordnung aufzubauen, und dazu verhilft uns auch die geographische Betrachtung wirtschaft­dann müssen gerade wir über diesen Raum genau Bescheid wissen. licher und politischer Borgänge.

Modell des Weltraums

Ein Spaziergang ins Nichts/ Von Georg Grau

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Dieses Weltraummodell gibt uns ein ungefähres Bild von den wirklichen Größenverhältnissen unserer tosmischen Wohnung. Sie besteht nicht, wie es den Anschein hat, aus einem dichten Gewimmel flimmernder Sterne, sondern aus trostloser Leere, einem grauenhaften Nichts! Und wenn wir uns über das glitzernde Sternenmeer dort oben freuen, ist es eitles Blendwerk, nichts als eine optische Täuschung.

Modelle geben uns die Möglichkeit, Zahlenzwerge wachsen und Erde um die Sonne mit ihren 960 Kilometer wird zu einem halben Zahlenriesen schrumpfen zu lassen, bis sie in unsere begrenzte Bor- Zentimeter. Da fich die übrigen Sterne mit ähnlichen Geschwindig stellung hineinpassen. Wir schneidern uns mittels veränderter Maß- feiten durch den Raum bewegen, wird jedes Staublörnchen in stäbe die Welt zurecht, um Unsichtbares fichtbar, Unbegreifliches be- 1000 Jahren einen Weg von rund 5 Metern zurücklegen Das greifbar zu machen. So fennen wir recht genau die Struktur der wäre der zehnmillionste Teil des Schneckentempos. Würden also Atome, ihre Kerngewichte und Elektronenzahl, ohne daß ein zwei Staubförner, die 200 Meter entfernt liegen, direkt aufeinander menschliches Auge je diese winzigsten Bausteine der Materie wirtzueilen, so würde ihr Zusammenstoß immerhin erst nach 20 000 lich gesehen hätte. Aber Berechnung ist keine Hererei; Zirkel und Jahren erfolgen können. Da die Gestirne sich aber in Kurven Lineal sind keine magischen Instrumente. Wir fönnen nach Be- bewegen, denken sie gar nicht daran, aufeinander loszugehen. lieben ein Atom auf die Größe eines Fußballs bringen und den Kosmos, wenn auch nicht in die Tasche steden, so doch anges messen zusammenschrumpfen lassen, um ihn anschaulich zu machen. Das versucht der bekannte englische Astrophysiker Jeans in seinem Buch: Sterne, Welten und Atome." Er entwirft hier ein Modell des Weltraums, allerdings nur jenes Ausschnittes, den unsere Riesenteleskope gerade noch abtasten können. Das sind ungefähr 140 Millionen Lichtjahre( ein Licht­jahr gleich 9,46 Billionen Kilometer!), womit natürlich nicht die Grenzen der Welt gezogen sind. Die Sichtbarmachung entfernterer Nebel ist balb zu erwarten, wenn die in Bau befindlichen Fern­rohre von fünf Meter Durchmesser den Raum durchbringen werden. Jeans verkleinert also die Maßstäbe des uns heute sichtbaren Raumes bis zu ihrer äußersten Grenze. Trotzdem geht dieses Modell auf keine Landkarte und bleibt ein phantastisches Riefenspielzeug. Nehmen wir als den Kern unseres Modells die Bahn der Erde um die Sonne und verkleinern wir diesen Kreis mit feinem wirklichen Radius von 150 Millionen Kilometer zu einer Stednadelfpipe von 0,15 Zentimeter. Kleiner geht es nicht, um eine gewisse Anschaulichkeit zu bewahren. Die Sonne wird jezt zu einem Staubförnchen von 0,008 Zentimeter, also zu einem praktisch bereits unsichtbaren Gebilde.

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Da bei unserem Staubförnchenmodell die Entfernung zwischen den einzelnen Bunften im Durchschnitt nicht weniger als 130 Kilo­meter beträgt, würden wir auf einer Fahrt von Berlin nach Hannover nur zwei einsame Staubförnchen antreffen. Die Möglichkeit, daß sich die beiden Staubförnchen treffen, ist noch viel geringer als zehnmal hintereinander das große Los zu gewinnen.

Man kann diesen Zufall faum in Rechnung stellen, und die Wahrscheinlichkeit fosmischer Zusammenstöße ist für unsere Zeit­begriffe gleich Null. Nach Jeans kann sich ein Stern über eine Trillion Jahre durch den Raum bewegen, bevor er Aussichten hat, mit einem Kollegen zusammenzustoßen.

Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei jenem ,, Kosmos en miniatur", dem Atom. Es ist auch grauenhaft leer. Stellen Sie sich ein Atom in der Größe des Eifelturms vor, so sind die Elet­

tronen nicht größer als Ping- pong- Bälle.

Von hier aus beginnt unser Spaziergang in den Weltenraum, Schnell haben wir unser Pla= oder richtiger seines Modells. netensystem verlassen. Es war ja nur ein winziges Pünktchen, und Paris . So verblüffend dünn ist das Sternenmeer gesät. In Sechs winzige Staubförnchen tummeln sich zwischen Berlin aber schon fängt unser Modell an erschreckend zu wachsen. Be: Abständen von vielen Billionen Kilometer tauchen die gigantischen Hause sein zu können. Es tommt also im wesentlichen das Material reits 205 meter müssen wir laufen, bis der uns nächste Fig Glutbälle auf, und man muß von der grenzenlosen Ein­in Frage, das unsere Zeitungen und Zeitschriften liefern und das stern auftaucht, Proxima Centauri, der in Wirklichkeit 4,2 Lichtsamkeit der Gestirne sprechen, die ewig ihre Kreise be­jahre von uns entfernt liegt. Immer weiter wächst unser Modell. Reiseschilderungen, natur wissenschaftlichen Erzählungen und unterhalten Biele, viele Kilometer müssen wir wandern, aber noch immer haben schreiben, ohne jemals einem Gefährten zu begegnen. der Literatur zur Verfügung stellen. Das ist für erdkundliche mir die Milchstraße nicht verlassen. Erst auf einer Fläche, die Betrachtung mehr als man glaubt, teden. Das ist für to groß wie der amerikaniſche Kontin me bitterie und bem leeren Raum ist. Bern mis amiſchen Ma­wir das Milchstraßensystem mit seinen Milliarden Sternen unter den Stillen Ozean. Das wäre etwa das Verhältnis der gesamten Rosmos, um ein Nebelgebilde. Nicht anders würde unser Milch­bringen. Und es handelt sich doch erst um eine winzige Insel des Sternenmaterie zu der Ausdehnung des Raumes. straßensystem einem fernen Beobachter erscheinen, der etwa im Nebel der Andromeda sein Fernrohr auf uns richten würde.

nur nach diesem ihrem geographischen Inhalt hin lesen können.

Um an Beispielen zu zeigen, wie erzählende Literatur geo graphisch gelesen werden kann, seien einige Bücher des Bücher: freijes, der parteigenössischen Buchorganisation, herausgegriffen. Es darf angenommen werden, daß diese Bücher den Borwärts"-Lesern weitestgehend bekannt sind, zumal sie alle im Abend" besprochen und teilweise Auszüge daraus abgedruckt wurden. Von diesen Büchern aus läßt sich das Gesagte leicht verallgemeinern.

Es bereitet keine Schwierigkeiten, zu erkennen, daß naturwissen­schaftliche Erzählungen und Darstellungen wie Grottemiz. Boliche: Der Mensch als Beherrscher der Natur", Beziehungen zur Wirtschaftsgeographie haben, auch wenn sie entwidlungs geschichtlich und wirtschaftstechnisch abgefaßt sind wie das Buch von Heinrich Cunow : Technik und Wirtschaft des europäischen 11rmenschen. Diese Art Bücher schlagen die Verbindung zur Birt­schaftsgeographie schon durch den Stoff, den sie behandeln.

Bo aber bleibt das, was wir suchen, in Erzählungen und Romanen, also in der Literatur, die ganz anderen Gesichtspunkten untergeordnet ist? Sicher muß vom Großteil dieser Literatur für unfere Swede abgesehen werden. Sehr oft aber find Menschen und

Nachdem wir unsere tosmische Insel verlassen haben, folgt eine lange einsame Wanderung durch das nichts. Erst nach 50 000 kilometer stoßen wir wieder auf ein ähnliches Staubförnchen­system, also nach einer Entfernung, die länger als der Aequator­umfang ist. Und immer brauchen wir mindestens den gleichen Weg von einem Sternenhaufen zum anderen, bis wir die zwei mit lionen Sternenfamilien beisammen haben, die der uns heute sichtbare Raumausschnitt in fidh birgt.

Unser Staubförnchenmodell erstreckt sich jetzt sechs Millionen Kilometer nach jeder Seite. Eine phantastische Zahl, und doch mikroskopisch flein neben der Wirklichkeit, denn aus Riefensonnen wurden Staub förner, aus 140 Millionen Lichtjahren sechs Millionen Kilometer.

Natürlich schrumpfen bei unserem Modell auch die Geschwindig feiten der Gestirne zu einem Minimum. Die jährliche Reise der

das Verhältnis

Aber in letzter Zeit hat man ein Fragezeichen hinter diesen leeren Raum gesetzt. Man hält ihn nur für relativ leer! Gas­massen von äußerst geringer Dichte schweben als Kalziumwolken zwischen den Sternen. Sie sind so dünn, daß auf einen Liter kaum ein Stoffmolekül kommt. An dieser sogenannten interstellaren materie" wird heute nicht mehr gezweifelt. Der amerikanische Astronom Russel nimmt fogar an, daß das gesamte Quantum dieser unendlich feinen Gasmassen größer sein müßte als die in den Sternen verdichtete Materie. Eine überraschende, aber noch nicht abgeschlossene Folgerung, die unsere Borstellung über die Struktur des Raumes in vielen Punkten ändern wird.

Wir befinden uns schließlich noch in den Anfangsstadien der astronomischen und astrophysikalischen Forschung. Was bedeuten die paar tausend Jahre, während der wir Astronomie treiben, gegen eine Zeitspanne, die noch vor uns liegt Darum fann die Kunde, die uns die Astronomie gibt, wie Jeans sagt, feinen Anspruch auf Endgültigkeit machen mir geben nicht so sehr die Ueberzeugungen eines reifen Mannes wieder als die ersten Eindrüde eines neu­geborenen Kindes, das gerade die Augen öffnet.

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