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Morgenausgabe

Nr. 160

A 81

49.Jahrgang

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Der Vorwärts eridheint mochentag lith zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel Der bend", Juſtrierte Sonntagsbeilage Bolt und Zeit".

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Mittwoch

6. Apríl 1932

Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.

Die ein palt. Millimeterzeile 30 f Reklamezetle 2. M. Kleine in­zeigen" das fettgedrudte Wort 20 B1 zulaffig zwei fettgedrudte Worte), jebes meitere Bort 10 Bf. habatt It. Sarif. Morte über 15 Buchstaben zählen für amei Worte. Arbeitsmartt Millimeter. jeile 25 Bf. Familienanzeigen Midi­meterzeile 16 Pf. Anzeigenannahme im Sauptgeschäft Lindenstraße 3. mochentäglich von 8 bis 17 Uhr. Der Berlag behält sich dasRecht der Ah­lehnung nicht genehmer Anzeigen poz!

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Bartei Deutschlands

Redaktion und Verlag: Berlin SW 68, Lindenstr. 3 Vorwärts: Verlag G. m. b. H.

Hernspr.: Donhoff( A 7) 292-297. Telegramm- Abt.: Sozialdemokrat Berlin .

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Dokumente des Hochverrats. Severing enthüllt die Putschpläne der SA .

Der preußische Minister des Innern übergibt der Deffentlichkeit folgende Darstellung nationalsozialistischer Umtriebe:

Die Nationalsozialisten entfalten nach einheitlichen genauen Richt Tinien in ihrem fog. Nachrichten dienst eine Spigeltätig. feit, wie sie nicht umfangreicher gedacht werden kann. Das Schwergewicht dieser Tätigkeit liegt bei den Referenten I c" der Untergruppen( Gauftürme), denen besonders bestellte Nachrichten. warte bei den Standarten( Regimentern der SA.) und Sturmbannen ( Bataillonen) als Hilfsorgane zur Verfügung stehen. Nach einem Befehl dieser Abteilung Ic der Untergruppen(= Division ) Ost­mart in Frankfurt a. d. D. vom 2. Februar 1932 hat sich das Nachrichtenwesen auf jede Tätigkeit befreundeter oder sympathisie­render Berbände, auf die

Tätigkeit des Staates und seiner sämtlichen Ergane wie Regierung, Polizei, Reichswehr , sowie auf die Tätigkeit der Gegner"

zu erstreden. Zur laufenden Ergänzung einer bei der Untergruppe angelegten Kartei ist ständig über die Tätigkeit der einzelnen Organe und Führer zu berichten; bei den staatlichen Organen ist nach Möglichkeit die politische Einstellung, eventuell gegnerischer Art, festzustellen und zu melden.

Daß es sich bei dieser Art der Aufziehung der Bespigelung um die Auswirkung einer

zentralen Anordnung der obersten Führung handelt, zeigen die überall im ganzen Staatsgebiet gemachten Funde an solchen Spizelberichten und die Art ihrer Berwendung für die Partei. Dabei spielt die Ausspähung der Polizei, namentlich der Schußpolizei, eine Hauptrolle.

In Berlin , Köln , Hamborn , Oberhausen , Essen, Wuppertal , Altona , Harburg- Wilhelmsburg 3. B sind genaue bis ins einzelne gehende Aufstellungen über Stärke, Gliederung, Ausrüffung und Bewaffnung der Polizei, über Namen, Anschrift und politische Einstellung von Offizieren und Beamten der Schutzpolizei , auch der politischen Polizei usw. gefunden worden, die nach übereinstimmend gegliederten Fragebogen aufgestellt sind. Bon zentraler Parteistelle wird monatlich der Nachrichtendienst" in verschiedenen Unterteilen, 3. B. Information über den Gegner: KPD ." oder Information über den Gegner: System"(!) herausgegeben. Das Nachrichten­dienstblatt Dezember 1931 über KPD. enthält z. B. eine Dienstan­weisung für die Nachrichtendienstleitung des Roten Front tämpferbundes, die übrigens bezeichnenderweise in dem Be­schl des obersten EA.- Führers vont 9. Dezember 1931 Ic Nr. 7459/31 bei den nachgeordneten SA.- Gliederungen zum Gegenstand der Belehrung gemacht werden soll. Im Nach­richtendienstblatt Dezember 1931 betr. das System" werden die

-

nur durch Verlegung des Dienstgeheimnisses der Partei in die Hände gefallenen geheimen Berfügungen des Ministers und zweier Regierungspräsidenten im Wortlaut mitgeteilt; das Nachrichtendienstblatt Februar 1932 enthält den Abdruck einer vertraulichen und für den Dienstgebrauch bestimmten Denkschrift des Preußischen Polizeiinstituts über Kampf­vorbereitung und Kampfgrundsätze radikaler Parteien.

In einem Befehl Nr. 45 der Standarte 60 in Essen vom 4. März 1932 wird u. a. binnen 4 Tagen eine listenartige Auf­stellung über: 1. Polizei, 2. Lehrer, 3. Pfarrer, 4 Bahnbeamte und Lokomotivführer, 5. Autobusfahrer, 6. Vorsitzende von Innungen, Militär- und sonstigen Schießvereinen, 7 Beamte des Bezirksverbandes, 8. Freimaurer und 9. Juden verlangt. Fassung der Nr. 7 deutet mit dem spezifisch bayerischen Begriff darauf hin, daß es sich um eine zentrale Anordnung

handelt.

Die

Die Polizei erfreut sich indes nicht nur der besonderen Aufmerk­famkeit des nationalsozialistischen Nachrichtendienstes. Mitunter wird jogar nach fommunistischem Vorbild

offene Zersetzungsarbeit

betrieben. Bei der Durchsuchung des nationalsozialistischen Partei­hauses Filzengraben in Köln beim Nachrichtendienstleiter Dahl hausen wurde eine Abhandlung Gehaltsabbau und Schutzpolizei". angebliche Zuschrift eines Schupabeamten, gefunden, in der ziemlich unperblümt dazu aufgefordert mirò, bie Dienstpflichten gegen über Angehörigen der NEDA. zu nermeigern och heut

in demselben Befehl, wo es heißt:

licher ist ein in Berlin verbreitetes, an die Berliner Schußpolizei| Anfang März 1932 forciert wird, erhellen aus einer Bemerkung gerichtetes, mit Die nationalsozialistischen Polizeibeamten Berlins " unterzeichnetes heftographisches Flugblatt, in dem es u. a. heißt: kein Gummiknüppel darf einen Nationalsozialisten treffen. Rein Bistolenfchuß gegen die für uns mitkämpfende SA ."

"

Ebenso bezeichnend sind, abgesehen von der Polizei, die anderen Hauptobjekte des Nachrichtendienstes. In einer in Hannover ge­fundenen Aufzeichnung über den Hergang einer daselbst abgehaltenen

Eiserne Front!

Freitag,

6 Uhr abends

Lustgarten!

,, Da infolge der Reichspräsidentenwahlen, besonders bei einem Siege des nationalsozialistischen Kan­didaten, mit einem Einsatz der SA. gerechnet werden muß, muß das Nachrichtenwesen, insbesondere auch der eigentliche Nachrichtendienst( Ic in Verbindung mit Abt. VII) schnellstens ausgebaut werden." Der technischen Ausgestaltung eines umfangreichen Nachrichten neges ist gleichfalls in den letzten Monaten und Wochen besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden. Als Nach­richtenmittel werden in einem in Stettin aufgefundenen Plam aufgezählt:

1. Meldegänger, Meldereiter, Krafiradfahrer und Kraftwagen: 2. Leucht- und Signalmittel;

3. Brieftauben;

4. Meldehunde;

5. Blinkverbindungen;

6. Fernsprechverbindungen und 7. Funkverbindungen.

Schon seit geraumer Zeit ist ein über das ganze Reich sich erstreckender Relais Dienst festgestellt worden, der die Verbin­dung mit fämtlichen wichtigen Führerstellen für die Reichsleitung sichern soll. Die Leitung liegt in der Hand des bei der obersten SA. ­Führung eingefeßten Inspekteurs der Motorstürme und staffeln". ders geheimes Stichwort anordnet. Das zuletzt bekanntgewordene

Führerbesprechung am 8. Februar 1932 werden als meldepflichtige der die Ingangsegung des Relais- Dienstes jeweils durch ein beson­Gegenstände bezeichnet:

I. a) Bahnschutz, beabsichtigter Einsatz, Bewaffnung, Stärke, Stichwort aus dem Februar 1932 lautete bezeichnenderweise Führung, Zusammensetzung pol.

b) Panzerzüge, Anzahl, Standort, Bewaffnung, beabsichtigter

,, Großmutter gestorben, Mag."

Ueber die systematische Ausbildung von Brieftauben

Einsatz, Führer( politische Einstellung), Bejagung( poli- liegen urkundliche Unterlagen z. B. aus Stettin , Beuthen D.- Schl..

tische Einstellung).

c) Bahnfunkanlagen, Anzahl, Standort.

II. a) Bostfernleitungen, überirdisch( Lage), Kabel( Lage). b) Pofijunkanlagen, Standort, Personal( Einstellung). Flughäfen:

III.

IV.

Neusalz a. d. Oder, Essen, Sterkrade , Biesbaden usw. vor. Zweck und Ziel der Einrichtung von Brieftaubenfiationen ist ,,, e in Netz pon Brieftaubenstationen zu errichten, um damit in jeder Lage Befehlsübermittlungen unbedingt sicherstellen 31: tönnen". In dem dem Brieftaubenwesen gewidmeten Abschnitt des in

a) offizielle, b) private. Zahl der Flugzeuge, Typen, Funt Stettin gefundenen Planes für ein Nachrichtennes heißt es

anlage.

Flußübergänge über Elbe und Weser :

a) seste Brücken.

b) Fähre.

Ergänzt und erläutert wird dieses Meldeschema durch einen in Göttingen gefundenen Befehl, in dem als ,, Arbeitsgebiet für Ic" bezeichnet werden:

,, Politische Parteien aller Art, Kampfverbände, Kurierdienst aller Arten der Parteien, Gegnerpersönlichkeiten und Führer, Anschriften derselben. Zeitungsleute der Gegnerpresse, private leberwachung, Waffentransporte, Uebungen der Gegner. Telegraphen Fernsprech zentralen, stationen, Berstärkeranlagen derselben( meist in Bostämtern), poli­tische Einstellung der bedienenden Personen.

Radio

Flugverfehr: Deffentliche, private Flughäfen, Zahl der Maschinen und Tnpen, Einstellung der Flieger und des Hafen­personals. Flughafen- Sende- und Empfangsstationen; Bersud), an die Bedienenden heranzukommen. Notlandeplätze und Fliegerleuchtfeuer feststellen.

Postmesen erfordert große Aufmerksamkeit, wichtige Fern­leitungen, z. B. solche anläßlich bedeutender Tagungen( Konferenz in Genf ), überirdische Kabel von Bedeutung, unterirdische Kabel, Wasserkabel, Postfunt.

Bahnschuh, Standorte, Stärke, Führer und Bewaffnung der Abteilung, Banzerzüge, Zahlen, Führer, Standorte, Führer, Besakung und Bewaffnung. Einsagabsichten...

Die Standarte 82 hat sämtliche Brüden, lebergänge, Furten usm. an der Leine festzustellen und an die Untergruppe zu melden."

Aus in Wiesbaden gefundenen aus dem März 1932 stammenden Richtlinien zum

Aufbau des Nachrichtendienstes

übrigens:

,, Ich möchte erinnern, daß der Leiter des militäri­schen Brieftaubenwesens Parteigenosse ist. Ich bitte,

diese Notiz vertraulich zu behandeln."

Das Blinkgerät und seine Verwendung für den Nach­richtendienst ist Gegenstand einer längeren Dienstanmeisung", deren Fassung und Beispiele die geplante Anwendung zu nichtfriedlichen 3weden einwandfrei dartun. Im Gausturmbefehl Nr. 4 der Unter­gruppe Gausturm Nordmark in Jhehoe vom 27. Januar 1932 heißt

es unter, I c 3":

..Betr. Blinken. Am 28. d. M. gehen den Sturmbannern ( nicht durch die Post) die Blinkgeräte und die Blinkvorschrift zu. Die Ausbildung im Blinken ist mit aller Macht vorzunehmen." Unter dem 5. März 1932 ergeht von der Untergruppe Nordmark eine ergänzende Anweisung betr. Blinkverbindung; dabei werden 4 verschiedene Blinklinien eingerichtet deren praktische Be­nugung übrigens in der Nacht vom 13. zum 14. März 1932 poli­zeilich festgestellt werden konnte und u. a. folgende Abkürzungen vorgeschrieben:

,, ha

ma

un

go

P(..)

io(..-)

-

mir halten,

-

I mir gehen vor( sind im Angriff), Unterstützung notwendig,

mir sind eingeschlossen, Achtung, hier Polizei,

hier alles in Ordnung." Ueber das Fernsprechwesen heißt es in dem bereits erwähnten Stettiner Plan:

Das Anschalten von Freileitungen oder Kabelfästen der RIB. ( Reichstelegraphenverwaltung) find Fertigkeiten, die einzelne Bgg.( SA. und SS.) unbedingt beherrschen müssen."

ist interessant die Anweisung, zu versuchen, in den Befiz von Stem­peln, Mitgliedstarten und Klebemarken des Antifaschistischen Kampf­Einrichtung eines eigenen Funfverfehrs. bundes zu kommen, um entsprechende Ausweise ausstellen zu fön­lleber die Herstellung und Inbetriebnahme von Kurzmellen nen; diese Hilfsmittel follen dazu dienen, besonderen Beauftragten. des Nachrichtendienstes, die als Kommunisten ausgebildet und als fendern ist Berschiedenes bekannt geworden. Auf Anordnung der Spigel in die Kommune" geschickt werden, ihre Arbeit zu erhöheren Führerstellen werden ehemalige unter ausgesucht und besondere Aus- und Fortbildung im Funkdienst vorgenommen. leichtern. Die Gründe für die Geschäftigteit und Eile, mit der Neuerdings wird Der Aufstellung besonderer der Nachrichtendienst gerade über diese Gebiete im Februar und Spesialformationen Gemight beigelegt. Vor allem wird die