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Waffersnot in Rumänien .

Acht Eisenbahnlinien außer Verkehr.

Bukarest , 5. April.

Im Laufe der lehten Nacht haben die Ueberschwemmun­gen, von denen Rumänien heimgesucht ist, im ganzen Land tatastrophale Ausmaße erreicht.

In Siebenbürgen ist die Szamos überall aus den Ufern getreten und hat in Klausenburg das ganze Industrie­viertel mit den größten Fabriken der Stadt überschwemmt. Der jüdische Tempel von Klausenburg steht unter Wasser. Die Brücken werden mit großer Mühe von den Pionieren gestützt. Mehrere Dörfer im Szamostal sind vollkommen zerstört. Die Zahl der Opfer ist noch nicht festzustellen.

Die gleichen Nachrichten laufen vom Marmarostal ein. Fast fämtliche Brücken über die Marmaros sind zerstört. In Marmaros- Sziget tam es beim Zusammenbruch einer Brücke zu einer Panit und blutigen Schlägereien zwischen Flüchtlingen, die noch im letzten Augenblid die einstürzende Brücke überschreiten wollten. Auch in Rischinem stehen Stadt­viertel unter Wasser. Ein großer Teil der Einwohnerschaft kampiert auf den Dächern ihrer Häuser. Auch für Czernowitz besteht große Ueberschwemmungsgefahr. Das Wasser ist überall im Steigen begriffen. Bisher find acht Eisenbahnstrecken außer Berkehr gesetzt.

Die Stimme der Mieter.

Wirkliche Mietsenfung muß fommen!

Der in Berlin versammelte Gesamtvorstand des Reichs= bundes Deutscher Mieter( Siz Berlin) fordert erneut die beschleunigte Fortführung der durch die Bierte Notverordnung vom 8. Dezember 1931 eingeleiteten Mietsentu ng. Vordringlich ist die Zurückführung der Mieten für Wohn- und Geschäftsräume in Alt- und Neubauten auf die Höhe der Vorfriegsmieten. Die Durch­

führung dieser Maßnahme ist um so eher möglich, als die Mietfejt

segungen bei Alt- und Neubauten zu einem großer Teile auf be= hördlichen Maßnahmen beruhen, soweit dies aber nicht der Fall ist, durch behördliche Maßnahmen entscheidend beeinflußt werden können.

Ferner fordert der Bundesvorstand wiederholt die Rückgängig­machung des durch die Notverordnung vom 8. Dezember 1931 er= folgten Abbaues des Mieterschutzes und des Systems der Laienbeisiger, sowie die Förderung der Borarbeiten für die Schaf­fung eines zeitgemäßen sozialen Miet- und Wohnrechts als Dauer­recht. Gegen den Abbau der Hauszinssteuer zum alleinigen Nutzen des Hausbesiges erhebt der Bundesvorstand erneut schärfsten Protest; er fordert nach wie vor, daß jede Senfung der Hauszins­steuer in vollem Umfange zur weiteren Senfung der Mieten ver­mendet und daß die reichsgefeßlichen Vorschriften dementsprechend geändert werden. Die vorgeschlagene Wohnsteuer wird als durchaus unsozial entschieden abgelehnt.

Der Kleinmohnungsbau muß energisch gefördert und durch Gewährung staatlicher Mittel unterstützt werden, um die steigende Wohnungsnot zu lindern und Arbeit zu schaffen. Die sogenannte Erwerbslosensiedlung fann faum als zeitweiser Not: behelf angesehen werden und wird zur Schaffung von weiteren Elendspierteln führen. Die schleunige Beendigung dieses Systems durch eine vollwertige Unterbringung der Erwerbs- und Wohnungs­losen ist unerläßlich.

100 Zentner Schmugschriften befchlagnahmit.

In einem Kellerraum am Kurfürstendamm wurden von der Polizei nicht weniger als 100 Zentner unzüchtiger Buch profpefte beschlagnahmt. Der Mieter des Kellers, ein Buchhändler Möller, hat sich seiner Verhaftung durch die Flucht nach Paris entzogen.

Drei Schwarzbrennereien wurden in Brühl in Baden aus­gehoben. Ein großer Teil der unter Umgehung des Monopolgefeßes hergestellten Branntweine wurde nach Norddeutschland, namentlich ins Rheinland, verschoben. Bis jetzt find elf Per= sonen festgenommen worden. Die Untersuchung ist noch im Gange.

33]

Von

ROMAN S.Rosenfeld

bruch

Aus dem Russischen übertragen von Werner Bergengruen . ,, Na, aus welchem Gouvernement bist du denn? Aus der Gegend von Warschau ? Da sind wir ja Landsleute. Und da schämst du dich gar nicht, mit einem so liederlich ange­nähten Haken herumzulaufen? Und das will ein Landsmann sein! Das ist doch eine unglaubliche Wirtschaft. So läuft ein Schwein herum, aber fein Soldat. Pfui Teufel! Geh zum Feldwebel und mache ihm Meldung, er soll dich für zwei Stunden unter Gewehr stellen. Kehrt! Ohne Tritt marsch!"

Erwies sich der Soldat aber nicht als Landsmann, so nahm das Gespräch folgenden Verlauf: Aus welchem Gou­vernement bist du? Tomst? Und ich dachte schon, ein Lands­mann. Natürlich, kein Landsmann, sondern ein Kaffer! Bie sieht denn dein Koppelschloß aus? Und das will ein Schüße fein! Berdammte Schmeinerei! Melde dem Feldwebel: Zwei Stunden unter Gewehr! Rehrt! Ohne Tritt marsch!"

Er mar aufrichtig davon überzeugt, daß Rußlands Glück auf einer Armee mit blizenden Koppelschlössern und blanten Stiefeln beruhte. Offenbar bestand sein ganzer Wortschatz aus einigen Dußenden für den Dienstgebrauch unentbehr­licher Worte. Eines Tages ließ er plötzlich das ganze Ba­taillon mit Einschluß der Offiziere antreten. Die Mann­schaften, eben erst hundemüde vom Dienst eingerüft, stürzten wieder auf den Rafernenhof, traten an, ließen sich ausrichten, erstarrten beim Kommando Stillgestanden!" und marteten auf den Bataillonstommandeur."

Der Bataillonstommandeur erschien, merklich aufgeregt. Er zog seine Brille aus der Tasche und setzte sie fich auf die Nase. Darauf brachte er ein forgfältig zusammengefaltetes Blatt Papier zum Vorschein und las laut und vernehmlich einen Brief seiner in Warschau zurückgebliebenen Frau vor. Der Brief enthielt die zwar betrübliche, aber zweifellos

Doppelche einer Schwachsinnigen.

Sechs Monate Gefängnis mit Bewährungsfrist als Strafe.

In der Regel find es Männer, die sich der Bigamie| Umständen. Sie besaß keine Existenzmittel, war voll Sorge um ihre fauldig machen. Aus irgend welchen Gründen heiraten sie zum zweiten Male, ohne die erste Ehe gelöst zu haben, und ver­heimlichen wohlweislich vor der zweiten Frau, daß sie noch ver­heiratet sind. Diesmal war es umgekehrt. Die Frau war die Doppelehe eingegangen. Angeklagt waren aber sie und der Mann. Daß die 30jährige schwachsinnige Frau, obgleich noch verheiratet, sich hatte trauen lassen, war schließlich noch zu verstehen. Unbegreif­lich schien es aber, daß der vielfach vorbestrafte 2. es mit der Heirat plößlich derart eilig hatte, daß die Trauung im Gefängnis vollzogen werden mußte. Man war geneigt, ihm zu glauben, daß er angenommen habe, seine Braut sei vom ersten Mann bereits geschieden. Und vielleicht hätte das Gericht doch besser getan, sich auf den Standpunkt des Sachverständigen zu stellen, daß der Schwachsinn der Frau hart an der Grenze der Geisteskrankheit ſtehe. In Bigamieprozessen sollte man, wenn irgend möglich, zum Freispruch gelangen.

Zukunft. Sie flagte 2. ihr Leid. Er hatte mit ihr Mitleid, bea hauptete er. Sie habe ihn gebeten, sich mit ihr trauen zu lassen, dann bekäme sie vom Wohlfahrtsamt eine Wohnung, Stillgeider usw. Bei der Gefängnistrauung versprach er, von nun an ein ordentlicher Mensch zu werden. Sein Bersprechen hielt er nicht. Es hielt ihn auch nicht bei seiner schwachsinnigen Frau. Er beging weiter Einbrüche und nebenbei wohl auch Ehebrüche. Das letztere behauptete allerdings er von ihr. Im Jahre 1930 reichte er Ehescheidungsklage ein unter Berufung auf den Ehe­bruch der Ehefrau. Sie reichte die Widerklage ein unter Be­rufung auf die Einbrüche des Ehemannes. Die Klagen waren noch nicht entschieden, als S. wieder ins Gefängnis tam. Bon hier aus machte er seinem Anwalt die Mitteilung, er habe jetzt feſt­gestellt, daß seine Ehe nichtig sei, seine Frau sei zur Zeit der Trauung mit ihm bereits verheiratet gewefen. Das Gericht erklärte die Ehe für ungültig, die Aften gingen an die Staatsanwaltschaft. So tamen beide auf die Anklagebant wegen Bigamie. Die erste Ehe der Frau war unterdes im Jahre 1928, also ein Jahr nach der Verheitratung, in Abwesenheit der Frau wegen ihres Ver­schuldens geschieden worden. Das Schöffengericht Berlin- Mitte glaubte der Angeklagten S. nicht, daß sie die erste Ehe schon vor 1927 als geschieden betrachtet habe, und dem Angeklagten L. nicht, daß auch er derfelben Ansicht gewesen sei. Es verurteilte beide zu je sechs Monaten Gefängnis, billigte ihr eine Be­währungsfrist zu, ihm, weil er in Strafhaft saß, jedoch keine. Was wird nun aus der Schwachsinnigen mit dem unehelichen Kinde?

Die S. heiratete im Jahre 1924 den Schiffer ihres Vaters, eines Schiffseigners. Vielleicht war dieser Schiffer schon vor der Ehe Säufer; vielleicht wurde er es, als er sich davon überzeugte, wie schwachsinnig seine Frau war. Vier Wochen genügten, um die Ehe­leute auseinander zu bringen. Seitdem haben sie sich nicht mehr gesehen. Zwei Jahre später, im Jahre 1926, reichte sie die Ehe scheidungsklage ein. Was aus der Klage wurde, intereffierte sie weiter nicht. Als sie aber Anfang 1927 2. fennenlernte, sagte sie ihm, fie habe mit dem Mann nur vier Wochen zusammen gelebt und sei von ihm geschieden. 2. hatte wieder mal einen Einbruch begangen. Er fam in Strafhaft. Die S. befand sich in anderen| Es ist bereits ihr zweites.

Kino- Freivorstellungen für jedermann.

Eine sehr eindringliche( aber nicht aufdringliche) und wirkungs­volle Filmpropaganda betreiben jetzt die Bereinigten Hindenburg­Ausschüsse für die kommende Reichspräsidentenwahl. Bereits seit Montag bis einschließlich Sonnabend, dem 9. April, laufen in 26 deutschen Großstädten, und zwar in Freivorstellungen für jedermann eine Anzahl ausgesuchter Filme. In dem einen wird des Reichspräsidenten Hindenburgs ernsthaftes Bemühen um die Einheit und Geschlossenheit unseres Boltes von Beginn seiner Tätigkeit im Kriege an bis heute überzeugend dargestellt. In einem zweiten ,, 5) e im fehr" betitelten Film, von Dr. Benfuß, wird die letthin unbegreifliche Tatsache, daß sich ein Bolt in seiner höchsten Not nicht zusammenschließt, sondern zuläßt, daß verräterische Schurten es zerspalten und dem Ausland gegenüber ohnmächtig machen, lebendig demonstriert. Ein ganz einzigartiger Alpen . machen, lebendig demonstriert. Ein ganz einzigartiger Alpen film schließt die Darbietung, die man, da sie in den Vormittags: und Mittagsstunden stattfinden wird, für die vielen Arbeitslosen vielleicht noch durch einen fröhlichen Film etwas anregender machen fönnte. In Berlin finden von heute ab, und zwar jeweils um 11, 12.30 und 14 Uhr, in folgenden Kinos Freivorstellungen statt: Metropalast, Alhambra Badstraße, Alhambra Kurfürstenstraße, Alhambra Kurfürstendamm , Mozartsaal, Kristallpalast Prinzenallee, Elysium, Kamera, Piccadilly, Luna Filmpalast, Tauenzienpalast, Marmorhaus, Capitol, Emeltapalast, ferner in Spandau im Havelfino, Odeum, Walhalla und Concordia . Es wäre sehr münschenswert, wenn gerade in den Arbeitervierteln im Osten und Norden und auch in den Außenbezirten noch mehr Kinos hinzu­fämen.

Naziflugzeug verunglückt.

Ueber Heiligenhafen in Holstein erschienen am Dienstag zwei Flugzeuge, die durch Aufschriften für die Wahl Hitlers warben. Bei einem der Flugzeuge sette plöglich der Motor aus, so daß die Maschine zur Landung gezwungen wurde. Beim Auf fegen auf einem Stoppelfeld stellte sich das Flugzeug auf den Kopf und die drei Insassen wurden herausgeschleudert. Eine Person erlitt schwere Kopfverlegungen. Das Flugzeug wurde fast völlig zertrümmert.

wichtige Nachricht, Ljachezkis ehemaliger Bursche sei beim Zigarettenrauchen auf offener Straße gefappt worden. Jetzt sähe er der wohlverdienten Strafe entgegen.

Der Bataillonskommandeur, blaß und schweißbedeckt, sprach aufgeregt von der Schande, die ein Soldat mit einem derartigen Verstoß gegen die Vorschriften über die Häupter seiner Borgesezten, ja, des ganzen Regiments brächte. Er sprach davon, bis zu welcher Stufe der Verworfenheit ein Mensch sinken könne, wenn er Gott nicht mehr vor Augen habe und wenn infolgedessen auch Gott seinerseits die Hand von ihm abgezogen habe. Ueber dieses Thema verbreitete er fich länger als eine Stunde und wiederholte mit seiner heulenden Breßstimme bis ins Unendliche die gleichen abge­rissenen Worte.

Nachher hieß es bei den Mannschaften: Ach was, er felbft raucht, daß er heiser ist wie der Teufel, aber wenn unsereiner geraucht hat, dann schreit er gleich nach dem Kriegsgericht.

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Man sollte dem alten Aas nur einmal einen einzigen Tag lang feinen Tabat geben, da würde er Gott und Teufel vergessen."

,, Was seine Alte ist, das ist dieselbe Sorte wie er. Weiß Gott , wie oft sie ihn in die Fresse gehauen hat, um ihm das Rauchen abzugewöhnen."

,, Eine wirklich feine Dame hätte sich nie so ein frummes Luder ausgesucht. Aber wie der Herr, so's Gescherr."

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Drei Kinder durch Explosion getötet.

mährisch- Ost rau, 5. April.

Bier Kinder fuchten in der Nähe der Stadt Friedet auf einem Müllhaufen nach alten Töpfen, um sie beim Alteisenhändler zu verkaufen. Die Kinder fanden auch eine schwere Metall­flasche, die plöglich explodierte. Drei Kinder wurden auf der Stelle getötet, das vierte Kind schwer verletzt.

Kunterbunter Wintergarten.

Varieté bleibt Varieté! Das zeigte sich mit aller Eindringlichkeit in der neuen Programmform des Wintergartens, die in einer Art Revue von der Voraussetzung ausgeht, daß das Varieté seine Höchstleistungen erreicht hat, darin kaum noch zu über­bieten ist und nunmehr neue Wege gehen muß, um das Publikums­interesse machzuhalten. Den stärksten Beifall fanden nämlich gerade die Varieténummern. Von Handlung kann in dieser von Dr. Martin Bidel liebevoll propagierten ,, Rahmenhandlung" der Revue natürlich) gar feine Rede sein. Sehr deutlich ist die Reklame für ein Berliner Fremdenverkehrsunternehmen und für drei Berliner Zeitungsver­leger. Reklame soll sein, warum nicht; und wenn sie in miziger Form tommt, wird man sie gerne sehen und hören. Zwischenpausen find aber gut dafür. Mag Ehrlich, Paul Morgan und Senta Söne­ land wizelten, Grett Theimer und Tibor von Halmen tänzelten ganz nett. War das Ganze unzulänglich, so soll der Mut zum Experiment gelobt werden. Und die Absicht, dem Publitum Fröhlichkeit und Humor zu vermitteln, ist noch lobenswerter. Aber es ging alles noch funterbunt durcheinander. Um so heller erstrahlten dann die Varietésterne: Die herrlichen schottischen Duncan­Collies, die Drahtseilkünstler Collins und Ray, die dem Publikum Lachtränen entloden, und vor allem die Dier Karmas, darunter eine liebreizende Enfelin des einst welt­berühmten deutschen Zirkusbeherrschers Renz, die ihre schwierige Equilibristik mit bravouröser Sicherheit aufführte. Die lustigen drei Geschwister Allison, wackere Berliner Mädels mit amerita­nischem Ruhm, find großartige Springerinnen. Der Höhepunkt des Abends ist das phantastische Loie Fuller Ballett, durch einzigartige Lichteffekte zu wirklichkeitsentrückter Sput-, Zauber- und Märchenstimmung gesteigert. Großartig die tönende Filmrevue!

Bei einer dieser Uebungsstunden gab 3ygankom, der uns bereits bis zu gänzlicher Erschöpfung geschliffen hatte, ein Kommando. Fast niemand führte es aus. Wir hatten ein­fach nicht mehr die Kraft, das Gewehr in die Höhe zu brin­gen. 3ygantom trat auf mich zu.

,, Warum führst du das Kommando nicht aus?"

Ich kann nicht mehr. Lassen Sie mich verschnaufen." Er ergriff mein Gewehr, riß und drehte es mir in den Händen herum, bis mir alle Gelente mehtaten, und spritzte mir dabei seinen Speichel ins Gesicht. Seit langem lagen Ge­reiztheit und Haß gegen 3ygantom in mir aufgespeichert, doch hatte ich mich zusammengenommen, getreu meinem Bor­faz, mir teine Blöße zu geben. Allein jetzt riß mir die Ge= duld. Ich verstand schon nicht mehr, was der Gefreite fagte, und als er, dicht vor mir stehend, mir mit Absicht auf den Fuß trat und mir das Gewehr brutal gegen die Schulter stieß, da kam eine rasende Wut über mich, mein Atem setzte aus, ich riß ihm das Gewehr aus den Händen, hob den Kolben und richtete das Bajonett gegen meinen Beiniger. Meiner selbst nicht mehr mächtig, brüllte ich los: ,, Laß mich zufrieden, du Lump, oder du kriegst das Bajonett in die Kehle!" 3ygantom sprang zurüd.

,, Du hast mohl Tollkraut gefressen? Stillgestanden!" Ich rief, ohne die Gewehrhaltung zu ändern: ,, Meinet­wegen zur 3wangsarbeit, aber vorher jage ich dir das Ba­jonett in die Kehle!"

Meine Miene, Stimme und drohende Haltung zeigten ihm, daß es mir ernst war. Er bekam es mit der Furcht und befahl: Schluß mit dem Dienst! Einrücken!"

Wir begaben uns in die Kaserne. Ich erwartete meine Berhaftung und fah bereits die wohlbekannten grauen Ge­weder an diesem Tage, noch am folgenden geschah etwas der gleichen. Ich brauchte auch nicht mehr am Dienst dieser Sondergruppe teilzunehmen, sondern egerzierte von da an im Zuge mit den übrigen.

3ygantow wütete. Er tam immer mehr auf den Ge­schmack und berauschte sich ganz gefährlich an seiner Macht über die ihm anvertraute Refrutengruppe. Die Energien, die er dabei entwickelte, gingen weit über die Erfordernisse des dienstlichen Betriebes hinaus. Mit sichtlichem Genuß jagte er uns zum Dienst, hielt uns länger fest, als es vorgefängnismauern, Gitter, Häftlinge, Eskortemannschaften. Aber fehen war und entließ uns immer mit offensichtlichem Be dauern. Benn er uns einige Stunden lang Gewehrgriffe üben ließ, fo verrentte er einem buchstäblich die Arme und zerbrach einem das Rückgrat. In den zitternden und den Dienst versagenden Armen schwankte das Gemehr hin und her, und 3ngantom fand darin einen neuen Grund für seine geräuschvollen Wutausbrüche. Er riß wie ein Rafender das Gemehr des vor ihm Stehenden an fich, stieß es mit Gewalt zurüd, schlug es einem gegen die Schulter, riß es nach oben, stieß es nach unten. Wenn er einen mit der Faust vor die Brust stieß, erging er sich in so unflätigen Schimpfworten, wie sie selbst in der Kaserne selten maren

Offenbar hatte 3ngantom dem Feldwebel den ganzen Borfall gemeldet, und der Feldwebel hatte die Meldung an Tschaika meitergegeben, Tschaifa aber den Gefreiten 3n­gantom irgendwie zur Ruhe gebracht und die ganze Sache niedergeschlagen. Die Kameraden meinten allerdings, 3y­gantom habe sich aus Furcht nor Rache überhaupt nicht ge­meldet und sich darauf beschränkt, mich an den Zugführer loszuwerden, ( Fortsetzung folgt.)