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BERLIN  Sonnabend

9. April

1932

Der Abend

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Ar. 167

B 83 49. Jahrgang

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Meuchelmordpläne in der SA  .

Auch Röhm verdächtig und femereif?

Herr Bell, der außenpolitische Mitarbeiter von Hitlers  Stabschef Röhm, schreibt uns unter Bezugnahme auf unseren Artikel ,, Verräter verfallen der Feme  ":

,, Sie haben in Nr. 166 einen Auszug aus den Mitteilungen der ,, Münchener Post" über die Tscheka­Organisation im Braunen Hause wiedergegeben. Da­bei ist auch meine Person genannt worden, mit dem Hinweis, daß ich seit längerem offenbar verdächtig sei. Im Zusammenhang mit der Ueberschirst ,, Ver­räter verfallen der Feme  " könnte der Eindruck ent­stehen, als ob ich ein Verräter sei. Ich verwahre mich gegen jede solche Unterstellung auf das entschiedenste. Im übrigen mache ich darauf aufmerksam,

daß der Mordanschlag nicht auf mich allein geplant war, geplant war, sondern vor allem auf Graf Dumoulin und den Stabschef Nöhm."

"

Wir hatten bei unserer Wiedergabe der Mitteilungen der Münchener Bost" feineswegs die Absicht, uns in die Streitigkeiten zwischen der politischen Leitung der NSDAP  . und der Leitung der SA.   über die Verwendung der SA. ein­zumischen. Die Namen der Fememörder Schulz und Schweikart haben jedoch selbstverständlich bei uns sofort die Erinnerung an die Taten dieser Leute hervorgerufen. Die Opfer der Schulz und Genossen sind von ihnen als Verräter angesehen worden. Ob sie deswegen wirklich Verräter waren oder ob sie nicht unschuldig gemeuchelt worden sind, ist eine ganz andere Frage. Die Zuschrift des Herrn Bell zeigt jeden­falls, daß diese Leute von ihren finsteren Methoden nicht lassen können, und daß sie ihr gefährliches Treiben von damals in der NSDAP  . fortsetzen.

Die Fahrt ins Dritte Reich

500000

100 ARK MILLIARDE

100

MILIONEN

SO

Billion

20007

MARK

100 MIRIONEN

nflation!

PAPIER  

Die Inflation fährt mit!

OWEN

MINIARD

10000 MARK

Deutschen   Zuckerbank A.-G. Köhler sitzt außerdem noch in Im übrigen hat jetzt der Staatsanwalt das Wort! verschiedenen anderen Produktionszweigen, die zum deutschen   Zucker­geschäft gehören, als mehrfacher Aufsichtsrat. Als stellvertretender Berhaftungen in München  . Borsitzender des Aufsichtsrats der deutschen   Zuckerbank A.-G. gehört er zu den sogenannten Oberprominenten in der deutschen   Zucker­industrie.

München  , 9. April.

Die Polizeipressestelle teilt mit: Ein in München   wohnender Fabrikant, der sich noch vor Jahresfrist als Standartenführer der S2. be­tätigt hat, forderte vor Ostern mehrere Mitglieder der NSDAP  . auf,

einige unbequem gewordene Führer der Partei aus der Welt zu schaffen,

Wir fragen: Hat Herr Köhler nur seine Sympathie" erklärt, oder zahlte er auch der Nazibewegung bares Geld? Diese Frage ist besonders wichtig deswegen, weil die deutsche Zucker­industrie erst wieder durch eine Verordnung der Reichsregierung für 1932 mit einem hohen 3uckerzoll weiter geschützt worden ist Die Sozialdemokratie hat immer verlangt, daß in Deutschland   der Zuckerpreis herabgesetzt werde, damit der Zucker­umsag steige. Statt dessen wird die deutsche Zuckerindustrie weiter durch einen so hohen Zuckerzoll geschützt, daß sie mit ihren Preisen um das Mehrfache über dem Weltmarktpreise liegt. Deutschland   20,50 m. Der hohe Preis erschwert den Absatz des Buckers und die Rübenbauern tönnen ihr Rohmate­rial nicht mehr abseßen. Dazwischen sigt, wie die Made im toren schreiben Sympathieerklärungen sicherlich mit metallischem Speck, die Zuckerindustrie und verdient, und ihre Generaldirek­Beigeschmack für die Nazibewegung.

und stellte zu diesem Zwed Geld mittel zur Verfügung. Die Erhebungen der Polizei führten am 7. April zur Fest- Auf dem Weltmarkt kosttet der Zentner Zuder 5 M., bei uns in nahme von sechs Personen, die dem Amtsgericht München   zur Haftfragelösung vorgeführt wurden. Inwieweit die in der Münchener Poff" vom 8. April 1932, Nr. 81, unfer der Ueberschrift Tscheta- Organisation im Brauen Haus" ge­machten weiteren Ausführungen zutreffen, wird geprüft.

Groener bei Hindenburg  .

Der Herr Reichspräsident empfing heute den Herrn Reichsminister Dr. Groener zum Vortrag.

Nazi- Zucker.

Sympathie des Zucker- Gewaltigen für die Arbeiterpartei". Sogenannte prominente Sympathisierende haben kürzlich für den tomischen Regierungsrat aus Braunschweig   einen Aufruf veröffent­licht. Dazu bringt die Nazi- Presse möglichst täglich kleine Nachträge. Heute sind es wieder ein Dutzend Freunde der nationalsozialistischen ,, Arbeiterbewegung  ". Dabei handelt es sich um sechs Adlige, frühere Oberpräsidenten, Generalleutnants und General­majore, jezige Majoratsbesizer und Ritterguts. besizer. Die anderen sechs geben als ihren Beruf an, daß sie Superintendent, Professor, Diplomingenieur und ähnliches seien. In dieser Liste ist der interessanteste sympathisierende Mitläufer der Generaldirektor Dr. Oskar Köhler  .

Der Herr Generaldirektor Dr. Oskar Köhler regiert in der Zuckerfabrit Maltsch- Dießdorf G. m. b. 5. Er sitzt weiter als Geschäftsführer in der Delitzscher Rübensamenzucht G. m. b. H und ist stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der

Das alles nennt sich dann Arbeiterbewegung!

Man hat genug...!

Der große Adolf vor leeren Bänken.

Hitler   erlebte am Freitagabend in Köln   ebenso wie in Frank­ furt   eine Enttäuschung. Er sprach in der Messehalle, wo während feiner letzten Rede kurz vor dem 13. März 25 000 Personen, diesmal

aber höchstens 9000 bis 10 000 Personen erschienen waren. Davon waren nicht weniger als 1000 S2.- Leute, die man aus der weiteren Umgebung herangezogen hatte.

daß die Bevölkerung von den Nazis genug hat!

erst recht die Wahlen 14 Tage später seien von höchst wichtiger Ent scheidung, vielleicht sogar von historischer Bedeutung. Der Kampf gehe nicht um zwei Personen, sondern um die Repräsen­tanten zweier verschiedener Weltanschauungen: Demokratie oder Diktatur! Ein Erfolg Hitlers   müßte die Krise nicht nur zur Katastrophe, sondern auch 3m Bürgerkrieg führen. Hindenburg   sei nicht der Mann der Sozialdemokratie, aber er habe die Verfassung geachtet und gebe die Garantie, daß er auch in Zukunft nicht enttäuschen werde. Wenn Hitler   die Macht ergreifen sollte, dann würden, so betonte Löbe, ihm in den Hammerschaften neue Gegner erstehen. In jeder Fabrik, in Gas- und Elektrizitäts­werken, auf der Eisenbahn usw. werde Arbeit dem Dritten Reich nicht zur Verfügung stehen. Auch der Mittelstand und der Beamte mögen bedenken, daß bei einem Uebergang ins Dritte Reich Späne fallen würden. Man solle nicht glauben, daß die Republikaner   von 1932 sich so in die Mäuselöcher verkriechen werden, wie sich die Monarchisten 1918 in die Mäuselöcher ver= frochen hätten.

Löbe schloß, an die Eiserne Front gewandt, mit der Mahnung, flaren Kopf zu behalten und bereit zu sein, wenn notwendig, auch mit der Tat die deutsche Republik zu verteidigen, um flc fort: zuentwickeln zum sozialen Volksstaat.

Der Landtag einberufen.

Außerordentliche Sigung am Dienstag.

Der Preußische Landtag   ist am Sonnabend mittag. telegraphisch zu einer Plenarsizung für Dienstag, den 12. April, mittags 12 Uhr, einberufen worden.

Auf der Tagesordnung stehen nur zwei Gegenstände, und zwar 1. die Aenderung des§ 20 der Geschäfts­ordnung über die Wahl des Ministerpräsidenten und 2. der kommunistische Antrag, der sich gegen angebliche Wahlbeein­trächtigung wendet. Die Plenartagung wird voraussichtl: h nur einen Tag dauern.

Feftung für Scheringer. Der Strafantrag des Reichsanwalts

Leipzig, 9. April.

Im Hochverratsprozeß gegen den Reichswehrleutnant a. D. Scheringer beantragte der Bertreter der Reichsanwalt­schaft eine Festungshaftstrafe von Jahren unter An­rechnung von 6 Monaten der Untersuchungshaft.

KPD  . verschärft..."

Aber die Sozialdemokratie fährt ganz gut dabei. Die rechtskommunistische Zeitschrift Gegen den Strom" wagt es, folgende schlichte Wahrheit festzustellen:

Seit 4 Jahren wird unter der Flagge des ultralinken Kurses der Kampf gegen die SPD.   ,, perschärft". Das Ergebnis ist, daß die SPD  . dabei ganz gut fährt, ja, daß es ihr gelungen ist, die Scharten, die sie in bisherigen Wahlkämpfen gegenüber der KPD.   erlitten hat, wieder auszuwegen.

"

Man kann sich vorstellen, welche Flut von Schimpfwörtern des­wegen über die Brandleristen" niedergehen wird. Aber, wie es scheint, haben auch die vor ,, Verschärfungen" keine Angst. Es gelingt nichts mehr!

Wetter am Wahltag!

Die Kundgebung bewies, wie die am Vortage in Frankfurt   a. M., cußland und in den Balkanländern seit Tagen schon beständiges

Es fönnten Späne fallen...

Löbe im Wahlkampf.

Görlitz  , 9. April. In einer Rundgebung der Eisernen Front zur Reichspräsidenten­wahl sprach Freitagabend Reichspräsident Löbe   vor etwa 4000 Personen in der Görlizer Stadthalle; die Rede wurde in den anderen Saal und in den Stadthallengarten übertragen.

Löbe führte u. a. aus, die Wahl am kommenden Sonntag und

Voraussichtlich bewölft, aber wesentlich wärmer. Während in den südlicheren Zonen, in 3talien, Spanien  , Süd­Frühlingswetter herrscht, ist in Mitteleuropa   unter dem Einfluß eines starten polaren Luftstromes abermals ein er­heblicher Temperatursturz eingetreten.

Die sehr warmen Tage zu Beginn der Woche ließen berechtigte Hoffnungen auf schönes Frühlingswetter aufkommen. Der plögliche Kaltlufteinbruch aus dem hohen Norden machte diese Frühlingshoff­nungen jedoch wieder zunichte. Wenn die vorliegenden Wettermet­dungen zutreffen sollten, wird der polare Luftstrom durch einen milden maritimen Luftkörper abgelöst, der aus dem Nordosten kommt Die britischen Inseln sind bereits unter seinem Bereich geraten, und da der Warmluftkörper weiter oftwärts zieht, wird im ganzen Reich