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BERLIN Freitag 15. April 1932

Der Abend

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SA. - Banditen wüten!

Hitler ist grenzenlos stolz auf sie/ Ueberfälle auf sozialdemokratische Zeitungen/ Neue SA - Bluttaten Raubüberfälle

Chemnik, 15. April. ( Eigenbericht.)

3m Zusammenhang mit den Tumultszenen in Chemnih am Donnerstagabend verdient hervorgehoben zu werden, daß die Chemnizer Naziführer alles getan hatten, um die Haken­Freuzbanden aufzupuffchen. So wurden in den zeitigen Nachmittags­stunden von den Fenstern des Braunen Hauses, das im Zentrum der Stadt liegt, Ansprachen gehalten, deren

Sinn war,

daß die SA. sich von niemandem verbieten lasse. Dann wurde noch das Horst- Wessel- Lied durch Cauffprecher vom Fenster herab gespielt. Die Wirkung blieb nicht aus. In der dritten Nachmittagsstunde

wälzte sich eine Kolonne von etwa 200 Mann nach der ,, Volksstimme",

tie aber von dem herbeigerufenen Ueberfallkommando auseinander. retrieben wurde. Einige Berhaffungen wurden vorgenommen. In der achten Abendstunde kam die Kolonne in einer Stärte von über 400 Mann wieder. Unter den Rufen Brüning verrede" und Schupo verrede" versuchten sie das Ein­gangstor zum Parteisekretariatsgebäude zu rammen, um so in das gangstor zum Parteisekretariatsgebäude zu rammen, um so in das daneben liegende Grundstück der Bolksstimme eindringen zu

fönnen.

Der Angriff wurde von den noch im Betrieb An­wesenden abgeschlagen. Die alarmierte Polizei nahm wiederum Verhaftungen vor.

Nach neun Uhr abends tamen die Banden zum drittenmal. Sie wagten sich aber nicht an die Boltsstimme" heran, als fie merkten, daß das Gebäude unterdessen von der Polizei be­setzt worden war.

Hafenkreuzfahne mit Stinföl.

Breslau , 15. April. Die Polizeipreffestelle teilt mit: In der Nacht zum Donnerstag, den 14. April, hörten Wächter in der Jahrhunderthalle ein verdäch­tiges Geräusch und beobachteten, als sie sich der Schallrichtung näherten, daß zwei Männer sich nach der Straße zu von der Jahr­hunderthalle schleunigft entfernten. Durch die jofort von der Polizei vorgenommene Absuchung wurde auf dem Podest der Jahrhundert­halle eine gefüllte Fünfliterflasche, die mit einer Abreiß­vorrichtung versehen war, vorgefunden. Bei der weiteren Durch­fuchung im Laufe des Tages fand man im Kuppelbau eine zu fam­mengerollte Hatentreuzfahne sowie Flugblätter duf dem Sims liegend auf. Die Flugblätter enthielten einen Auszug aus dem Programm der NSDAP . Bon der Jahue aus führte eine Schuur an der Wafferleitung entlang nach unten, die bis etwa zwei Meter zum Erdboden reichte. Durch einen chemischen Versuch ist festgestellt worden, daß die Flasche mit animalischem Stinföl gefüllt war. Die Fahne war über der Rednertribüne angebracht. Es hat jedenfalls die Absicht bestanden, die Flasche ebenfalls dort unter­zubringen und während der Versammlung, in der Ministerpräsident Braun fprach, die Fahne zu entrollen, die Flasche zur Entladung zu bringen und hierbei eine Störung der Bersammlung hervorzurufen."

Nazi- Angriff auf Braunschweiger Volksfreund.

Braunschweig , 15. April. ( Eigenbericht.)

Die über das Berbot der SA. wild gewordenen S.- Leute ziehen jest zu allerlei Gewalttaten aus. So meldet der am t- liche Polizeibericht, daß in der letzten Nacht ein& auf­mann von einem S- Mann, der mit sämtlichen Hakenkreuzab­zeichen geschmüdt war, unter Borhaltung eines Revolvers bedroht wurde. Dem Baufmann wurde eine Attentasche mit Inhalt ge­raubt. Eiwa 100 Nationalsozialisten zogen vor das Bolts­freund Gebäude, um dort Rache zu nehmen. Sie griffen

Auch in Kiel!

Kiel, 15. April .( Eigenbericht.)

Im Zeichen des Stinföls.

Der Stolz des Herrn Hitler.

Die Nationalsozialisten haben faff jeden Tag Bersammlungen angekündigt. Es scheint nun Uebung zu werden, daß nach den Ver- Ich bin grenzenlos stolz, euer Führer zu sammlungen die Nationalsozialisten in geschloffenen Trupps sein!" so erklärte Hitler der S2. am Tage nach seiner die Stadt durchziehen und Ueberfälle auf Reichsbanner- Niederlage vom 10. April. Der Stolz des Herrn Hitler betätigt leute vornehmen. Gestern sprach hier kube. Nach der Berfamm- fich nach der Auflösung in der ihm eigenen Art- siehe lung zogen die aufgepulichten Jünglinge durch die Straßen, wobei fie auch einen Ueberfall auf das Gebäude der Bolks­3eitung versuchten. Sie wurden indessen von der Schuhwache der Polizei zurückgedrängt. Ihr einziger Erfolg bestand in einer zertrümmerten Fensterscheibe.

Naziflamauf in Karlsruhe.

Karlsruhe, 15. April.

Die Zusammenrottungen, im Stadtinnern nahmen in den späten Abendstunden des Donnerstag einen derartigen Umfang an, daß die Polizei gezwungen war, ganze Straßenzüge im Stadt innern durch einen starten Polizeifordon abzu riegeln. Auf der Hauptverkehrsader, der Kaiserstraße, wurde jeg­Polizeiüberfallwagen und berittene Polizeimannschaften jagten durch licher Berkehr mit Ausnahme des Straßenbahnverkehrs unterbunden. die Straßen. Die nach Tausenden zählende Menschenmenge wurde in die Seitenstraßen abgedrängt, mobei faft überall vom Gummitnüppel Gebrauch gemacht werden mußte. Mehrere Personen wurden verletzt und eine große Anzahl verhaftet. Auch in Krefeld lärmen Nazi- Lümmels.

Krefeld, 15. April.

Bor der Großdeutschen Buchhandlung fammelten sich gestern gegen 19 Uhr Nationalsozialisten an die vorbeigehende Polizei­beamten mit Schmährufen beschimpften. Als Beamte des zuständigen Polizeireviers einschritten, veranstalteten die Nationalsozialisten Rundgebungen gegen die Beamten. Sie beschimpften den Reichskanzler Dr. Brüning und den preußischen Innen­minister Severing. Die Kundgebungen setzten sich den ganzen Abend über fort. Die Polizeibeamten mußten mehrmals die Rhein­und Hochstraße fäubern und mehrere Festnahmen vornehmen. Kurz vor 10 Uhr abends zog ein nationalsozialistischer Trupp vor die Wohnung des Regierungsrats Boß, des ständigen Ber­treters des Polizeipräsidenten, der allerdings nicht anwesend war, lärmte und warf mit einem Ziegelstein ein Fenster des beleuchteten 3immers ein, in dem sich Frau Boß befand. Nach der Tat er griffen die Burschen schleunigst die Flucht.

2000 SA .- Ausrüstungen befch'agnahmt. Düsseldorf, 15. April.

Die auf Grund der neuen Berordnung angeordnete Auflösung der militärähnlichen Organisationen der NSDAP. ist von der hiesi gen Bolizei völlig reibungslos durchgeführt worden. In der Zeug­meisterei fonnten etwa 2000 Ausrüstungen für SA .- Leute sichergestellt werden.

Wählerinnen und Wähler!

Wollt ihr in Preußen ein Parlament, in dem ge­brüllt, gejohlt, gesungen, gepfiffen kra­keelt, Radau gemacht und geprügelt wird? Dann wählt Nationalsozialisten oder Kommu­nisten!

Wollt ihr aber in Preußen ein Parlament, in dem vernünftig gesprochen und sachlich ge­arbeitet wird?

den Nachtwächter des Bolfsfreund" an und mishandelten ihn. Bei Dann wählt Sozialdemokraten: der sich entwickelnden Schlägerel wurde wieder scharf geschof­fen. Ein SA.- Mann schoß seinen Kameraden, den SA .- Manu Anton Berlin, an. Berlin, der einen Rüdenschuß erhielt, mußte in das Marineftift eingeliefert werden.

Liste 1: Braun- Severing!

Breslau. Die Hakenkreuzfahne im trauten Berein mit der Stinfölflasche, in diesem Zeichen treten, sie auf! Man muß noch das Messer und die Pistole hin zufügen! Mörderische Ueberfälle auf Reichsbannerleute und Arbeiterjugend haben nach der Auflösung bewiesen, daß Hitler tatsächlich stolz auf sie sein kann!

Sie toben jetzt auf den Straßen mit gemeinen Be­schimpfungen gegen den Reichspräsidenten, den Reichskanzler und den preußischen Innenminister, sie werfen Fenster ein, und ihre wahre Gesinnung geht aus den Kloakeninschriften hervor, mit denen sie die Wände der Nazikaserne verziert haben..

Hitler ist grenzenlos ftolz auf sie, und sie auf Hitler! animalischen Stinföls eigener Erzeugung nach der Reichs­Auch sie haben Grund dazu! Hitler hat eine Flasche voll regierung geworfen im Zeichen der Hakenkreuzfahne. Hitler und die S2. sie sind einander würdig. Hakenkreuz und Stinkölfie gehören zueinander!

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Noch immer GA.- Mord! SA

.- Mordfolonnen auf der Landstraße. Gestern abend ist in Neudorf bei Deutsch- Ehlau eine Versammlung der Eisernen Front gewesen. 70 Reichs­bannerkameraden aus Deutsch- Eylau waren zum Saal­schutz dorthin gegangen. Die SA. von Neudorf hat nach Deutsch- Eylau um Verstärkung der A. nachgesucht. Die Versammlung selbst verlief ruhig. Auf dem Rück­marsch begegnete den Reichsbannerleuten die von Deutsch­Ehlau an marschierende A. Hierbei wurde unser zurückgebliebener Kamerad Drosen von den Natio= nalsozialisten zusammengestochen. Er erhielt einen schweren Lungenstich und einige Stiche im Gesicht. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. Der Täter ist verhaftet.

Waffenfunde bei der GA. und SG. im Regierungss bezirk Arnsberg.

Dortmund, 15. April .( Eigenbericht.) Bel der Durchführung der Auflösung der militärischen Forma­fionen der NSDAP. Im Regierungsbezirk Arnsberg wurden von der Landeskriminalpolizei in den Büros der SA- Formationen zahl­reiche Ausrüftungsgegenstände fowie einige Mili­tärwaffen beschlagnahmt. Unter den beschlagnahmten Aus­rüftungsgegenständen befinden sich zahlreiche feldmarschmäßig verpadte Zornifter, Stahlhelme, Spaten und 3a­fanteriegewehre. In dem Büro einer S2.- Formafion wurde auch eine Ausbildungsvorschrift für die Reichswehr­Jnfanterie, die erst im Jahre 1931 herausgegeben ist, vorge­funden, die polizeilich sichergestellt wurde.

Naziüberfall in Wien.

Ein freifinniger Journalist mißhandelt.

Wien, 15. April. Chefredakteur Slebinder von der antifaschistischen und start fatirisch gehaltenen Wiener Sonn- und Montagszeitung" ist dieser Tage von einer Nazibanbe überfallen und mißhan= belt worden. Die Läter wurden verhaftet und polizeilich zu acht Tagen Arrest verurteilt; fie werden nach Berbüßung dieser Strafe wegen gefährlicher Drohung, leichter Körper­berlegung und Erpressung dem Landesgericht eingeliefert.