Bei den Preußenwahlen Hauptffoß gegen Gozialdemokratie! Der Hauptfeind der Kommunistischen Partei ist nicht der Faschismus, ist nicht das Großlapital. Der Hauptstop" soll, mie befannt, gegen die Sozialdemptratie und gegen die Ge mertschaften, also gegen die Masse des arbeitenden Volkes gerichtet werden. Das geht auch aus den Anweisungen hervor, die die Frauenabteilung des Zentralfomitees der Kommunistischen Partei ant 18. März 1932 an alle Frauenabteilungen der Bezirksleitun gen gerichtet hat. Es wird dort wörtlich gesagt:
,, uf allen Gebieten unserer Massenarbeit unter den Arbeiterinnen und peritätigen Frauen muß der Hauptstoß ge= führt werden gegen die Sozialdemokratie unb bie reformistischen Gemertschaftsführer. In allen Fragen, Lognabbau, Notoerordnungen, imperialistischer Krieg usw. müffen mir die verräterische Stellung der SPD. entlarven und auf. zeigen, daß die SPD. die attibfte foziale Hauptstü ge der Bourgeoisie ist. Sie sucht die Massen mit dem ungeheuer lichen Schwindel der Sozialisierung, der Berstaatlichung der Bergmerte ufm. von den Tagestämpfen abzuhalten und in die Notverordnungs- Hindenburg - Front einzureihen. Der Krisenton. grez des DGB. nuß entlarnt werden als Betrugsmanöver der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie gegenüber der hungernden Arbeiterklasse. Der Arbeitsbejchaffungsplan des AD B. ftellt die Forderung des Kampfes gegen die Doppelverdiener, also des Stampfes gegen die verheirateten Arbeiterinnen, in den Bordergrund. Wir müssen deshalb aufzeigen, daß die SPD. und Gewerkschaftsführer eine frauenfeindliche Politit treiben. Die Breußenwahl muß ausgenugt werden, um alle die Formen der sozialfaschistischen Politit der Braun Seve= ring Regierung vor den Frauenmassen aufzurollen. Der arbeiterfeindliche Preußenetat mit seinen ungeheuerlichen Einschränkungen auf dem Gebiet der Sozialfürsorge( Streichung aller Positionen für das Bolf und Erhöhung der Positionen für den Staatsapparat zur Unterdrückung der Arbeiterklasse) muß als ein Wert des Sozialfaschismus gefennzeichnet werden. Notmendig ist schnelles Reagieren und Ausnüßung der verräterischen Politik der SPD .- und Gewerkschaftsführer, im Betrieb, an der Stempelstelle, in den Arbeitervierteln zur massenhaften Loslösung der sozialdemokratischen Arbeiterinnen von der Politit ihrer Führer und ihre Einreihung in die rote Einheitsfront."
Nachdem so die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften für alle llebel verantwortlich gemacht worden sind, die jemals in Deutschland und der übrigen Welt passiert sind, folgt der übrige Kampf". Und der sieht so aus:
Unseren Kampf gegen die Nazis und gegen das Zentrum müssen wir verstärken... In der Bekämpfung der Nazis müssen wir aufholen."
Das ist alles, was gegen den Faschismus gesagt wird. Kann man sich also darüber wundern, daß im zweiten Wahl gang der Bräfidentenmahl hunderttausende kommunistische Wähler gleich zu Adolf Hitler gelaufen sind, weil man dort den Hauptstoß gegen die Sozialdemokratie und die Gewertschaften noch besser führen fann als bei Thälmann?
Wachs gegen Eisen?
Der Machtkampf um Preußen.
In Nr. 60. der Täglichen Rundschau", dem Organ bes Christ lid fozialen Boltsdienst", stellt der Reichstagsabgeordnete Professor Strathmann folgende Brognose über den Ausgang bes am 24. April zu entscheidenben Rampfes um Braußen":
Rann ein halbwegs nüchterner Politiker glauben, bag ein ann von der Willensftärfe und polififchen Befähigung Ollo Brauns, demgegenüber Sitler beinahe weiches ads ist, fich durch die Wahl Hitlers verblüffen ließe und seine Macht stellung aufgäbe? Sier handelt es sich nicht um moralische oder gefühlsmäßige Bewertungen, sondern barum, fich flar zu werden über das Wahrscheinliche. Es müßte merkwürdig zugehen, wenn Otto Braun nicht mittel und Bege fände, seine Herrschaftsstellung in Preußen zu behaupten. Dann wird ein Kampf auf Tod und Leben zwischen Braun und Hitler beginnen. In diesem Kampf wird Braun fiegen. Denn er ist an illen stärter, im Denten müchterner und hat die reale staatliche Macht."
Sp So urteilt ein politischer Gegner über den Führer Preußens und über den süddeutsch- braunschweigischen Machtanwärter, der Breußen mieder preußijd)" machen will! Das Urteil foll wahr fein: Am Sonntag wird Otto Braun gewählt!
Wahn.
Die gefränfte Unschuld.
13H Die
Hitler
Hitters
StaatsVerleumdung
„ Gofort flagen! Was mir diese Journaille als Aeußerung zu den amerikanischen Journalisten unterschiebt...
លោ
оп
Delmer Knickerbocker Mowrer
Hers
Rats
dind
... das habe ich nämlich wirklich gesagt!"
Breslau , 21. April .( Eigenbericht.) Die Provokationen der schlesischen Bevölkerung burch nationalsozialistische Banden nehmen troh der Auflösung der SA. kein Ende. Die Nazis erlauben sich gegenüber Andersdenkenden Frechheiten, die selbst das bei diesem Gesindel bisher gewohnte Mak übersteigen.
In Glogau sollte am Mittwochabend auf polizeiliche Anordnung das bortige Braune Haus, das joge. nannte Nordschlesierheim, geschlossen wer den. Als Polizeibeamte das Grundstüd betraten, fanden fie eine brüllende und singende Menge ehemaliger A. Beute im Garten vor. Der Bezirksleiter der NSDAP . Nitsch hatte sich auf das Dach gestellt und hielt von oben herab eine wüste sekrede. Als die Nazis schlienlich aus ihrer Kafcene entfernt woorden waren, marschierten fie in Stärfe von etwa 50 Mana, ohne von der Bolizei behindert zu werden, bewaffnet mit Spaten, Miit. gabeln, cifernen Rechen und Werten, bie fie geschultert trugen, auf den Marktplas. Im Zuge wurde ein sandwagen mit zweilebenden Schweinen geführt, auf deren Nüden man mit roter Farbe die Namen„ Braun" und ,, Severing" geschrieben hatte.
Der republikanischen Bevölkerung bemächtigte sich angesichts dieser Vorgänge allerſtärkste Erregung. Da die Polizei den Demonstrationszug, der erst nach einer Stunde in einem anderen Nazilokal endete, nicht aufIöste, sondern im Gegenteil allen Herausforderungen der Hakenkreuzbanditen freien Lauf lief, kam es mehr mals zu schweren Schlägereien. Die Polizei. beamten machten wiederholt von dem Gummifnüppel Gebrauch, jedoch in allen Fällen nur gegen Repu blikaner und andere Passanten, die von der Polizei empört die Entwaffnung der Sitler- Strolche forderten. Der Ortsvorsitzende des Reichsbanners, der die Bevölke rung und seine Kameraden beruhigen wollte, wurde von den Polizeibeamten ebenfalls ohne jeden Anius geschlagen!
,, Noch stehen wir alle im Bann des Erlebens dieser Nacht, da Masurens Bevölterung im rasenden Jubel und unbeschreiblicher Begeisterung und im Taumel heffter Ergriffenheit Adolf Hitler empfängt, wie nie zuvor irgendein Großer vom Bolt begrüßt wurde. 3n Joffwik, Kreis Ohlau , kam es am Mittwochabend zu Roch sehen mir vor unseren Augen die Triumphpforten in allen schweren 3usammenstoßen zwischen ortsfremden NationalDörfern und die masurischen Frauen mit ihren Rinfozialisten und der überwiegend republikanisch gesinnten Bevölkebern im Arm, wie sie sich vor das Auto des Führers merjen, um ihn zu sehen."
Für Braun- Gevering!
Im Hause der Technit sprach am Donnerstagabend in Königs berg Dr. Breitscheid vor einer sozialdemokratischen Wahlver fammlung. Breitscheid erklärte, die Eiserne Front habe es erreicht, daß der Ansturm des Faschismus auf das Reich abgeschlagen worden sei. Zur Präsidentschaftswahl habe die Barole gelautet:" Für Hinden burg, weil er nicht Hitler fei". Am tommenden Wahltag hieße fie: Für Braun und Severing, weil sie Braun und Severing feien".
In der Auseinandersegung mit den Nationalsozialisten erklärte dann der Redner, auf ostpreußische Fragen eingehend, er glaube nicht daran, daß Bolen einen Angriff auf Ostpreußen plane, und bei allen Bedenken gegen den Bölterbund fei er überzeugt, daß dieser start und millens genug fei, einen solchen Angriff abzuwenden. Er wende sich aber gegen die Behauptung, daß etma die Sozialdemokratie Ostpreußen jemals auf geben würde. Wenn sich die Litauer im Memelgebiet Heber griffe gegen das Deutschtum erlaubten, so fämte das baher, daß sie fich sicher fühlten wegen des deutschen Gegensages zu Polen . Es ginge nicht an, daß Deutschland im Gegensatz zu feinen beiden östlichen Nachbarn stände!
rung der Gemeinde. Etwa 80 bis 100 ehemalige S.- Ceute 30gen tobend und lärmend durch die schmalen Straßen und versuchten, durch wüßle Schimpfworle Andersgefinnte zu provozieren.
Als einige Reichsbaunerleute sich die Unpöbeleien nerbaten und auch die Annahme von Flugblättern verweigerten, begannen die zahlenmäßig weit überlegenen Hifler- Banditen mit Spafen und anderen Waffen auf ihre Gegner und auch auf völlig unbeteiligte Leute einzuschlagen. Dabei wurde der Maurer Heinrich Loch fchwer verletzt. Als die Nazis durch das Dorf zurüdmarschierten, rief ihnen die Gutsbefigersfrau Janus 3u, fie möchten nochmals umtehren und mit der„ roten Peft" gehörig aufräumen. Der Ortsvorsitzende des Reichsbanners, der bei den Schlägereien zu vermitteln suchte, wurde mit Riemen, in deren Ende Bleikugeln eingelegt waren, niedergeschlagen.
Allmählich bemächtigte sich der Nazis ein vandalischer Rausch zustand. Alles, was sich ihnen in den Weg stellte, wurde beschimpft und geschlagen. Sie riffen Jaunlatten und Pfähle aus, warfen bei einem Kolonialwarenhändler die Schaufenster ein und beschimpften mehrere Frauen ohne jeden Anlaß mit Ausdrüden wie fatholische Sau". Als die Frauen fich diese Beleidigungen verbaten, boten ihnen die Hakenkreuzftrolche Ohrfeigen an. Ein Berfuch, einen tatholischen Geifflichen aus feiner wohnung zu holen, miglang den Nazis, da der Pfarrer recht seitig feinen Hund von der Kette losmachen fonnte.
Der Ueberfall der Nationalsozialisten auf 3offwih ist, wie einwandfrei festgestellt werden tonute, planmäßig ausgeführt wor
den. In den Händen der Nazis befanden sich Liften, auf denen die Namen von etwa 20 Zottwiher Republikanern verzeichnet waren, die man aus ihrer Wohnung holen wollte. Es handelt sich also um einen befonders traffen Fall bewußten nationalsozialistischen Terrors gegen eine ganze Gemeinde. Alle 100 Mann waren ausnahmslos uniformiert. Es find ehemalige SA.- Leute, die dem vor feiner Auflösung in Schlesien besonders berüchtigten Sturm 157 Guften angehörten. Aus dem gefchloffenen Auftreten des Trupps ist zu schließen, daß diefer Sturm frog Berbots heute noch besteht!
Die braune Mordpest.
Wie sie Desterreich aufnorden.
Wien , 21. April .( Eigenbericht.)
ls heute abend in dem Zudustriepet Liesing bei Wien auswärtige pitlerianer zu einer Versammlung Lommend, an einer Arbeitergruppe vorübertamen, ex. tönten aus dieser Zurufe. Sofort darauf stürzten sich die Safenfreugler auf die Arbeiter; fie staden einem unserer Genossen ins Herz. Er ist wenige Minuten später im Arbeiterheim, wohin man ihn brachte, gestorben. Ein zweiter Sozialdemokrat mußte mit Stichwunden in Rüden und Sinterkopf ins Krankenhaus gebracht werden.
Nazis überfallen fatholische Bersammlung.
Wien , 21. April .( Eigenbericht.) schen Stadt Krems zu schweren blutigen Zusammenstößen zwischen In der Nacht zum Donnerstag tam es in der niederösterreichi Chriftlichsozialen und Hakenkreuzlern.
Im Verlauf einer Wahlversammlung der Christlichsozialen ergriffen Hafrentreugler, als der Referent zu Worte fam, Seffelbene und Stuhllehnen und schlugen auf die Versammlungs. teilnehmer ein. Ein Wehrmann des Bundesheeres in Zivil wurde schmer verlegt, auch andere trugen schwere Verlegungen ba von. Die Situation wurde so bedrohlich, daß schließlich eine kompagnie des Bundesheeres mit zwei Maschinengewehren gegen die Nazis vorgehen mußte.
Brünings Genfer Besprechungen.
Aussprache mit Zardien, Macdonald und Hymans. Genf , 21. April .( Eigenbericht.) Der Reichskanzler empfing am Donnerstag nachmittag um 5 Uhr in Fortschung seiner Be. und die Abrüstungsfrage zunächst den belgischen Außenibrechungen über das Reparationsproblem minister Hymans und anschließend den französischen Ministerpräsidenten Tardieu. Am Freitag vormittag wird der englische Ministerpräsident Macdonald dem Reichskanzler einen Besuch abstatten, am Nachmittag wird die Aussprache mit Tardien im Beisein des Staats. fefretärs von Bülow fortgesekt.
Neuer Protestschritt wegen Memel .
Genf , 21. April .( Eigenbericht.) Die Reichsregierung hat den Signatarmächten der Me me I Konvention am Donnerstag eine neue Note überreicht, die sich mit der Verschärfung der litauischen Maßnahmen gegen das Memel
land befaßt. Insbesondere werden die ungesetzlichen Einschrän
fungen des Wahlrechts für deutsche Wähler und die auf. fallend große Zahl Litauischer Einbürgerungen zur Erhöhung der litauischen Stimmzahlen einer dringenden Untersuchung empfohlen.
Labour Wahlfieg in England.