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Nr. 185» 49. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Freitag, 22 April 1932
Bleikugeln billiger als Bröl Tragisches 8nde einer Wals'/ Ton Wilhelm SCeydrich
Aus der Suche nach einem Nachtlager bin ich über den Zaun gestiegen, der den Rangierbohnhos umgibt. Ein Wagen zweiter Kasse von wegen der Polsterbänke ist schnell gefunden. Vor- sichng krieche ich in das nächste Wtcil, und natürlick) liegt dort schon einer der Länge lang und schnarcht. Wenn der Junge uns bloß niemanden auf den Hals schnarcht", denke ich, während ich mich auf der anderen Bank ausstrecke. Von welcher Sorte der Schlafkomerad sein mag, ist mir gleichgültig. Wenn man ohne eine» Heller im fremden Lande herumwalzt, ist man nicht mehr ängstlich vor seinesgleichen. Nach wenigen Minuten fallen mir die Augen zu. Am nächsten Morgen werde ich durch einen Rippenstoß auf- geweckt und sehe mich erst einmal verwundert um. Mir gegenüber sitzt ein junger Bursche, zieht sich die Stiefel an und lacht. Na, Koller, ausgeschlafen? Wird Zeit, daß wir uns dünn machen." Ein Landsmann! Sofort geht es los mit Fragen nach Nam' und Art, woher und wohin. Nach Mailand  ? Großartig! Wollen wir ein Stück zusammen tippeln?" Gemacht! Hast du Puttputt?" Nein." Paßt samos! Ich auch nicht. Zu essen gibt es überall. Also ziehen wir los!" Mein neuer Freund ist von ProfessionCalzolario" Schuster! Er ist schon zwei Jahre auf der Walze und will sich nun heimwärts schlagen. Genau wie ich. Aufs Fechten versteht er sich wie kein zweiter. Er braucht nur seine muntern Augen spielen lassen und gleich bekommt er von den Weibern  , was er braucht. Hier und da arbeiten wir auch für ein Abendessen und ein Nacht- quartier, wie es gerade paßt. Karl flickt den Leuten das Schuhzeug aus, und ich repariere Fahrräder und Nähmaschinen, so gut es geht. Wir leben gewöhnlich einen guten Tag. Nur Geld ist nicht zu haben. Die annen Luder besitzen selber keins. Aber wandern ohne Geld ist nirgends ein Vergnügen. Geld ist die beste Legitimation, kann sogar einen Paß ersetzen. Wir waren längst nicht mehr berechtigt, im Lande zu verweilen. Meine letzte Lira war kürzlich für einen Gendarmen draufgegangen, der das entdeckt hatte: aber für einen Fetzen Buntpapier lieh er mich laufen. Wenn solch ein Biest aber schlechter Laune war, dann konnte er uns die gemeinsten Scherereien machen. Wir wußten das und nahmen uns in acht. Sowie«in Kara- binicrs auftauchte, verschwanden wir lauttos. Und doch wurden wir eines Tages geschnappt. Voghera   ist nur ein kleines Nest zwischen Genua   und Mailand  , aber ich werde es mein Lebtag nicht vergessen. Wir hatten den Tag über unziemlich gefastet. Karl hatte beim Metzger ein Stück Wurst gefachten und war jetzt beim Bäcker, um sein Glück zu versuchen. Ich stand Schmiere in der Dämmerung. Gerade als er mit seinem Brot wieder herauskommt, sehe ich den Gendarnien um die Ecke biegen. Karl, hat ihn auch gesehen, ober er geht ruhig weiter, ohne sich um ihn zu kümmern. Mensch," sage ich,laß' uns machen, daß wir fortkommen! Der Teckel ist in den Laden gegangen, um nachzufragen, was du gewollt hast. Wenn der uns hier noch findet, sind wir geliefert!" Verflixt!" Wie zwei schwarze Katzen huschen wir durch die Dunkelheit davon, sausen die Landstraße entlang, so schnell wir können. Erst weit draußen vor dem Nest, als wir glauben, genügend Raum
zwischen uns und die italienische   Gerechtigkeit gebracht zu haben, halten wir inne, um uns zu verpusten. So," meint Karl,bis hierher kommt er uns nicht nach- gelaufen. Letzt können wir Abendbrot essen." Gemütlich lassen wir uns auf einem Sandhaufen nieder, und Karl packt aus, Brot, Wurst und ein Stück Ziegenkäse. Wein hatten wir noch in der Flasche. Kaum aber ist unser Hunger gestillt, als plötzlich, wie aus der Erde hcrvorgewachsen, der Gendarm vor uns auftaucht. Eine Taschenlampe blitzt auf und nagelt uns fest. Ich sehe, wie der Kerl zufrieden grinst, weil er uns so völlig überrascht hat. Aufstehen! Wer seid ihr? Eure Papiere!" Karl faßt sich zuerst und erhebt sich langsam. Auf deutsch   sagt er zu mir:Wir ergeben uns nicht... Gib acht auf mich..." Nicht miteinander reden!" schnauzt der Gendarm ihn an. Mein Kamerad versteht nicht italienisch. Ich habe ihm nur gesagt, was Sie wollen," erwidert Karl. Und dann wieder zu mir: Jetzt paß' Achtung!" Wir tun beide, als ob wir nach unseren Papieren suchen. Und als der Gendarm eine Sekunde lang nicht auf ihn achtet, versetzt Karl ihm plötzlich einen Fußtritt in den Magen, daß der Mann aufschreit und kopfüber in den Graben kollert. Lauf' was du kannst!" schreit Karl. Springt nach rechts! ich nach links, und wir galoppieren in verschiedenen Richtungen über die Felder davon, so schnell es gehen will. Es blieb nichts übrig als zu rennen, denn wenn wir nach dieser Geschichte gefaßt wurden, war uns ein Jahr sicher.
Ich setze mit wilden Sprüngen durch das Maisseid. Hmter mir tobt und wettert der Gendarm. Ich höre ihn kommaiidieren. Es fällt ein Schuß noch einer ich stolpere falle springe wieder auf jage weiter... Bis ich ein Gebüsch erreiche, hinter dem ich mich niederwerfe und atemlos lausche. Nichts alles still auch Karl scheint entkommen zu sein. Aber da fällt mir plötzlich ein, daß ich nach dem zweiten Schuß einen Aufschrei gehört habe... Heißer Schrecken ersaßt mich. Vorfuhtig schiebe ich mich hinter dem Busch hervor und spähe nach der Straße hinüber. Dort drüben wandert der Schein der Taschenlampe suchend umher. Ich erkenne den Gendarmen, wie er sich bückt und dann etwas auf der Erde enllangschlcift... Dann entfernt er sich eilig der Stadt zu. Der Mond war aufgekommen. Nach einer Weile krieche ich nach dc>- Straße hinüber und schleiche im Graben gebückt zurück. In der blassen Dämmerung sehe ich einen liegen, das Gesicht nach oben, regungslos. Zaghaft fasle ich»ach dem Arm, der schlasf neben dem Körper liegt. Er fühlt sich wie Gummi an. Und als ich ihn anhebe, fällt er kraftlos zurück. ... Blut sah ich nicht. Die Kugel mußte in den Rücken ge- troffen haben. Ich kauerte stumm bei dem toten Kameraden und starrte in das braune Gesicht, das wie versteinert aussah. Ich dachte überhaupt nichts dabei. Mir war, als ob ich selber tot wäre... Noch einer Stunde etwa hörte ich das Rollen eines Wagens und kroch wieder davon. Sie hiellen bei dem Toten an und luden ihn aus den Wagen. Polternd fuhren sie wieder davon. Ich sah ihnen nach, bis die Nacht sie verichluckt hatte. Dann riß ich mich zusammen und setzte meine Wanderung fort einsam Karl wurde jetzt gefahren.. Ich fror, obwohl es eine warme Sommernacht war, die über den fruchtbeschwerten Feldern lagerte... Anderntags war ich in Mailand  ...
Ton ßoelhes Brockhaus mmi Qroßen Brockhaus  
Die zweite Hälfte des Großen Brockhaus ist nun da. Soeben ist der 11. Band erschienen, und da dieses Erscheinen mit der Jahr- Hundertfeier für Goethe zusammenfällt, darf man wohl einen Ver- gleich zwischen dem Brockhaus ziehen, der inGocthesArbeits- zimmer stand, und dem, mit den» wir arbeiten können. Goethe nnterhiclt sich einmal mit Eckermann fünf Jahre vor seinem Tod darüber, was wohl Schiller zu Byron gesagt hätte. Im Augenblick wußte er selbst nicht, ob Byron zu Schillers Lebzeiten schon etwas produziert habe. Er nahm daher den Brock- Haus vor, überlas den Artikel über Byron und schloß daran Be- trachtungen darüber, was wohl Schiller zu einem ihm so verwandten Geiste dieses Ranges gesagt.habe. Schon zu Goethes Zellen hat also das Brock Haus-Lsxikon der zeitgencjjiichgn Produltion einen großen Plag eingeräumt,- beiin Byron starb 1824, und obwohl es in Deutschland   noch keine große Publizität gab, wußte der Brock- Haus schon damals, daß Byron in den Brockbaus gehört. Vergleicht man aber nun einmal den frühesten Brockhaus mll dem letzten, dann wird man erst getrahr, welch« ungeheure Erleichte­rung unser Leben auf so vielen Gebieten genießt. Welche Mühsal hätte es für Goethe bedeutet, sich Anschauungsmatenal über Tiere und Pflanzen zu besorgen, die durch eigene Lebensvorgänge Licht Ber  
Wann mit dem Bevolver Qroleske von Sdiih fflerallh
Als der Advokat Ernst Meilert durch plötzliches Knarren des Fußbodens von seiner Arbell aufgestört wurde und den Blick erhob, starrte ihm der blanke Laus eines Revolvers. entgegen, dessen Mündung nach der Mitte seiner Stirn gerichtet war. Dem Advokaten lief ein Schauer durch die Glieder und jähes Entsetzen bannte ihn in seinen Sessel. Er hatte nur die Kraft, die Augen ein wenig zu erheben, und so entdeckte er, daß sein nächtlicher Besucher eine schwarze Maske vor dem Gesicht trug. Im übrigen hatte er eine hochgewachsene schlanke Figur, die wie aus Erz gegossen schien. Und merkwürdig, diese eherne Ruhe teilte sich dem Advokaten mit, sein wildklopfendes Herz beruhigte sich mit einem Male. Wortlos schauten die beiden einander in die Augen So still mar es im Zimmer, daß das Ticken der großen Wanduhr sich wie ungeheuerliches Getöse anhörte. Was verschafft mir die Ehre Ihres so späten Besuches?" Ernst Meilert hatte seine Fassung wiedergewonnen und legte nun Ironie und Artigkeit in den Ton seiner Frage, denn aus der Haltung des Mannes mit dem Revolver sprach etwas, das an die Manieren eines anständigen Menschen erinnerte. Eine Angelegenheit, die Sie wenig, mich aber um so mehr interessiert." Die Stimme klang gebildet und schien dem Advokaten nicht unbekannt. Wo war er mit diesem Menschen nur schon zusammengetroffen? Ernst Meilert überlegte.Hm, sind Sie vielleicht der Klient eines gegnerischen Advokaten, der mir durch diesen Knalleffekt Be- weismaterial ablisten will?" Nein. Aber nehmen Sie an, es wäre so, dann stünde Ihr Leben doch augenblicklich in großer Gefahr?" Der Hohn knallte. Gewiß, gewiß," beeilte sich d?r Advokat zu versichern. Es wäre auch nicht minder gefährdet, wenn ich es auf Geld oder Schmuck abgesehen hätte, nicht wahr?" Sie sind vollständig im Recht." Stille. Unbeweglich stand der nächtliche Besucher. Der Mann mußte Nerven aus Stahl besitzen, denn die Rechte, die den Revolver hielt, zitterte noch immer nicht. Der Advokat begann die Ruhe zu ver- lisren, seine Stimme klang unsicher.Darf ich fragen, wie es mög- lich war, in so später Stunde die Uhr schlägt eben zehn in mein Arbeitszimmer zu dringen?" Durch den Garten. Sie wohnen zu ebener Erde, die Sommer- nacht ist schwül, das Fenster stand offen es war ganz einfach." Gestatten Sie, daß ich Ihre Worte bezweifle. Rolf, mein
Wolfshund, hätte Sie nicht kampflos zu mir gelangen lassen. Er traut nur Menschen, denen ich in seiner Gegenwart wenigstens ein- mal die Hand reichte." Ihre Worte bestätigten die meinen. Sie reichten mir oftmals in Rolfs Gegenwart die Hand. Da ich Ihres verzeihen Sie Leichlsinns wegen schon damals diesen Besuch plante, war es meine Sorge, mir den Hund gewogen zu erhalten." Ernst Meilerts Hände suchten unbemerkt die Lade zu erreichen, in der seine scharf geladen« Pistole log. Aber ein:.Halt, nicht rühren!" ließ ihn wieder seine unbeweglich« Haltung einnehmen. Der Advokat wollte nun die Sache von der humoristischen Seite anpacken.Eigenllich sind Sie zu bedauern. Machen sich da Anstrengungen mll dem krampflxrften Zielen, aber losdrücken dürfen Sie ja doch nicht, weil die Detonation alle Hausbewohner herbei- rufen würde." Ich danke Ihnen, daß Si« mich an die drohende Gefahr er- Innern, aber Ihre freundliche Warnung ist übcrflüfsig. Die Frau Gemahlin befindet sich in Gesellschaft, die Köchin ist von ihrem Ausgange noch nicht heimgekehrt: bleibt nur das Kindermädchen, und das wird sich nicht vom Beitchen des kleinen Viktor fort- wagen. Der arme Kleine. Sie lassen ihn unversorgt zurück und auch Ihre Frau wie wird si« sich kümmern und sorgen müssen, um eine hast weg? menschenwürdig« Existenz zu fristen, da Sie ihr kein Kapital hinterlassen unö..." Ernst Meilert wirrüe«s eisigtalt und dann wieder siedeiiühelß, seine Nerven drohten zu zerreißen und die Beherrschung verließ ihnSie Teufel!" schrie er aufspringend,was mar!ern Sie mich so? Schießen Sie los, machen Sie dieser unerträglichen Situation ein Ende!" Er besann sich.Nein, nein, schießen Sie nicht, nehmen Si« alles, was Sie wollen, aber lasten Sie mich am Leben denken Sic an meine Frau und mein Kino!" Seine Stimme brach in innerer Bewegung. Der nächlliche Besucher ließ den Revolver sinken und löste die Maske vom Gesicht.Weil ich an Ähre Frau und an Ihr Kind dachte darum kam ich," Herr. Herr Müller...?" Entgeistert sank der Advokat in den Sessel zurück. Gewiß, Artur Müller, Beamter der Bersicherungsgesellschaft für Unfall und Ab'ebenReaby" Birher erwiesen Sie sich allen meinen Vorstellungen gegenüber unzugänglich: ich glaube, der heutige Besuch hat Sie überzeugt. Hier ist das ausgefüllt« Formu- lar, in d«m Sie Ihr Leben zugunsten von Frau und Kind ver- sichern lassen. Darf ich iroi Ihre Unterschrift bitten?"
aussenden. Im neuen.Brockhaus-Band vermittelt eine farbige Tafel diese erstaunlichen Phänomene. Ueberhaupt ist die beispiellose technische Entwicklung des letzten Jahrhunderts die Voraussetzung für die entsprechende Entwicklung eines solchen Lexikons, das dem Besitzer um so mehr nützt, je mehr er es benutzt Niemals über das hinweggehen, was man nicht weiß, bei jedem zweifelhaften Begriff, bei jeder unbestimmten Person, bei jedem Mangel einer Anschauung das Lexikon in Anspruch nehmen, das ist eine Methode. seine Kenntnisse außerordentlich aufs schnellste und bequemste zu erweitern. In einem autobiographischen Roman erzählt Strind« b e r g, wie er das Konversationslexikon schätzen gelernt hat und es an Stelle der Schule fetzen wollte. Und später in seinem Leben sah er zu seinem Erstaunen,wie die gelehrtesten Männer sofort zum Vrockhaus.griffen, während Ungebildete stundenlang nach' einer einfachen Tatsache suchten". Im 11. Band des Großen Brockhaus, der mit L beginnt und mit Mähris schließt(das ist ein Mädchen, dessen Seele nachts den Körper verläßt und schlasende Männer im Traum drückt und quält), in diesem Bande also sind es wiederum drei große Gruppen von Gebieten und Schlagworten, die uns besonders fesseln. Alphabetisch fallen in diese Reihe eine große Reihe Persönlichkellen, die entweder selbst Sozialisten sind oder zum Sozialismus in Beziehung stehen. Da finden wir den russischen Philosophen unö Sozialisten Peter Lawrow  , den französischen   Saint-Simonisten Pierre Leroux  (von dem unser Partoiarchiv wertvolle, unvcröffenilichte Manuskripte besitzt), dazwischen steht ein großes Kapitel über Ferdinand Lassalle  , da stehen die namhaften Abschnitte über Friedrich L i st. der immer moderner wird, über Lenin  . Legien, Leipart, Liebknecht, Paul Loebe  , Macdonald. Angesichts der unbestreitbaren Mühe zur sachlichen Objektivität ist in dem Kapllel über Karl Liebknecht   die Bemerkung, daß erbei einem vermeintlichen Fluchtversuch erschossen wurde", zurückzuweisen. Es sieht längst fest, daß Liebknecht planmäßig meuchlings ermordet wurde. Diese Wendung hat aus einer Neuauflage zu verschwinden. Aus der Welt der Wirtschaft greise ich zwei große Ab- schnitte dieses Bandes heraus. Landwirtschaft und Lohn. Heute, wo die Bauern wissen, daß Arbeiternot Bauerntod ist, und die Arbeiter, daß Bauernnot Arbeitertod ist, ist die Stellung der Sozialdemokratie zur Landwirtschaft vollständig anders als noch vor einem Jahrzehnt. Die Kapitel über Landwirtschaft umfassen sowohl die Produktion, ihre ökonomische Bedeutung, wi« ihre Ge- schichte und ihre Technik. Die landwirtschaftlichen Betriebssysteme werden in ihrer geographischen und wirtschaftlichen Bedingtheit erklärt. Di« Llleratur über jede Wirtschaftsform und die Landwirt- scherst selbst ist besonders reichhaltig. Bon den landwirtschaftlichen Genossenschaften kommen wir zu landwirtschasllichen Geräten, Hoch- schulen, Kreditorganifationen, zum Unterrichtswese», Versuchs­stationen, Vereinen. Kammern und schließlich zur Landwirtschaft-- Politik. Hier findet auch die sozialistische Agrarliteratur ihren Platz. In der Kapitelfolge über den Lohn findet zunächst einmal eine Abgrenzung zwischen allen Zahlungen statt, die einen Gehalts- charakter haben und dem eigentlichen Lohn im engeren Sinn als Entgelt für die Arbeitsleistungen des Arbeitnehmers. In einer Tabelle wird die Entwicklung der Lohnhöhe in verschiedenen Industrien zwischen 1927 und 1929 gezeigt. Zu den Kapiteln Lohn gehören dann die Sonderartikel über Lohnbuch, Lohnkampf, Lohn- Pfändung, Lohnschug, Lohnstatistik, Lohnsteuer. Lohnsystem« usw. Es ist also eine überaus komplizierte Aufteilung schon bei einem einzigen Begriff notwendig, der doch besonders knapp und eindeutig zu fein scheint. In Wirklichkeit sind aber alle Dinge so kompliziert geworden, daß sie nur»och durch eine sehr weitgehende Austeilung zu erfassen sind. Ein besonders schlagendes Beispiel dafür ist die außerordent- liche Reihenfolge der Begriffe, die sich an die Erklärung des Lichts anschließen. Allein die Erklärung des Lichtspielwesens mit zahl­reichen Tafeln ersetzt ein Buch. Llleratur. Kunst, Technik, Geographie und Geschichte, Städtebilder und Stadtpläne, Phänomene der geistigen und der materiellen Welt, Sport, Leibesübungen alles dies trllt dem Leser von Seite zu Seite entgegen. Aber die Ein- h.eitlichkeit der Darstellung, die gewiß von vielen Hunderten Mitarbeitern stammt, schließt diese lausenden kleinen Aussätze doch wieder stilistisch zusamm-n. so daß der Br�ckhaus. auch wenn er ein Extrakt ungezählter Bücher ist, auf den Leser doch wirkt wie ein einziges, in jich gejchlösjentj Bgtch. Felix LtSssinser.'