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Morgenausgabe

Rr. 192a

A 97

49. Jahrgang

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Der Vorwärts" erscheint wochentäg lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin  und im Handel mit dem Titel Der Abend". Jllustrierte Sonntagsbeilage Bolt und Zeit"

Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

Montag 25. Apríl 1932

10 Pf.

Die efuipalt. Millimeterzeile 30 Bt. Reklamezeile 2.- M. ,, Kleine An­zeigen" das fettgedruckte Wort 20 Bf. zulässig zwei fettgedrudte Worte, jedes weitere Wort 10 Bf. Rabatt It. Tarif. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Millimeter. zeile 25 Pf. Familienanzeigen Milli. meterzeile 16 Pf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochentäglich von 8 bis 17 Uhr Der Verlag behält sich das Recht der Ab lehnung nicht genehmer Anzeigen vorl

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Auf des Messers Schneide

Die Rechte nahe an der

Das ziffernmäßige Ergebnis der Preußenwahlen war gestern nacht gegen 2 Uhr endgültig festgestellt. Nach den Stimmenzahlen, die auf die Parteien entfallen, wäre der Ansturm der Harzburger auf Preußen mit einer kleinen, aber sicheren Mehrheit abgeschlagen.

Die Berechnung der Mandatsziffern fonnte gestern nacht nicht mehr zu Ende geführt werden, da sie

durch die zahlreichen fleinen Splitter und die Listenver­bindungen sehr erschwert ist. So besteht die Möglichkeit, daß Volkspartei und Staatspartei, die ungefähr die gleichen Stimmziffern erreicht haben, sehr verschiedene Mandats­ziffern zuerteilt erhalten, und zwar zuungunsten der Staats­partei. Unter diesen Umständen ist es möglich, daß die Mehrheit gegen die Rechte ganz außerordentlich fnapp wird und unter Umständen nur eine einzige

Stimme befragen fönnte!

Die Dinge stehen auf des Messers Schneide. Erst eine genaue Berechnung wird ergeben, wie nahe die Rechte an die Mehrheit herankomunt.

Die Nationalsozialisten haben noch zugenommen, sie sind jetzt im protestantischen Teil Deutschlands   die bürgerliche des Reiches, steht noch als Zwerg die Partei Hugenbergs, alles andere ist wegradiert. Die bürgerliche Sammlung gegen das Proletariat ist unter Hitlers   Fahnen so gut wie vollzogen.

Partei. Neben ihr, dem Riesen, der stärksten Partei

Der im Zeichen des Hakenkreuzes geeinten bürgerlichen Reaktion steht ein gespaltenes Proletariat gegen­über. Sozialdemokraten und Kommunisten sind zusammen ungefähr ebenso start wie die Nationalsozialisten allein, aber fie stehen gegeneinander im schärfsten Kampf, während der Nationalsozialismus einen einheitlichen Block bildet.

Im katholischen Teil Deutschlands   hat sich das Zentrum gegenüber dem Nazisturm völlig behauptet, ja es hat stellen­meise sogar noch Gewinne zu verzeichnen. Das Zentrum ist die einzige bürgerliche Partei, die den Nazis gegenüber noch als selbständiger politischer Faktor in Betracht kommt.

Das Zentrum fann nach links feine Mehrheit bilden, weil die Kommunisten für eine Mehrheitsbildung nicht in Betracht kommen. Es fönnte nach rechts eine sehr starke Mehrheit bilden wenn die Nationalsozialisten foalitions­fähig mären. Die Entscheidung über die weitere Entwid. Jung liegt jetzt in erster Linie beim Zentrum.

Aber wie immer diese Entscheidung fallen mag, auf alle Fälle stehen wir in Breußen und in ganz Deutschland   vor schweren Kämpfen, die nur unter sozialdemo­fratischer Führung zum Siege geführt werden können.

Alles her zur Sozialdemokratie!

Berlin   in Preußen voran!

Sozialdemokratie stärkste Partei und gewinnt 60 000 Stimmen.

Die Sozialdemokratische Partei   kann mit Stolz auf das Wahlergebnis in Berlin   blicken. Sie hat nicht nur ihre Po­fition von der Reichstagswahl vom 14. September 1930 ver­teidigt, sondern hat darüber hinaus noch rund 60 000 Stimmen

gewonnen!

Gesamtergebnis.

Mehrheit!

Insgesamt 22 402 844( 26 587 672) Stimmen, davon entfallen auf:

...

Reichstagswahl 1930

Linkserfolg in Hamburg  !

Befestigung der bisherigen Regierung. Hamburg  , 24. April( Eigenbericht). Der Ausfall der Hamburger   Wahlen zeigt gegenüber dem Er­

Sozialdemokraten. 4674943( 4989 488) gebnis der Bürgerschaftswahl vom September Deutschnationale.1524936( 1968 856) Zentrum......3374 441( 3 158 131) Kommunisten 2819 602( 3141 547) Deutsche Volksp 330 825( 1004 118) Wirtschaftspartei. 191021( 803 141), Landvolkpartei  ... 176 816( 579 182) Nat. Front( Junge Rechte)

eine erhebliche Verbesserung der Mandatsverhältnisse zugunsten der gegenwärtigen Regierungskoalition,

51801

Deutsche   Staatsp. 332 441( 680946) Nationalsozialisten 8008219( 3982 657) ( 3982657) Chr.- Soz. Volksd. 255 066( 509 328) Volksrechtspartei. 44229( 118070)

Groß- Berlin.

Abgegebene Stimmen: 2740 743

Reichstagswahl 14. Sepibr. 1930

Sozialdemokraten... 797 000( 738094) Denischnationale... 225513( 351277) Zentrum 109 118( 97997) 648 077( 739 235) 26294( 99112) 11078( 65527) 8471

Kommunisten Deutsche Volkspartei  . Wirtschaftspartei Landvolk

-

obgleich die Nationalsozialisten auch in Hamburg   mit 6000 Stimmen Borfprung vor den Sozialdemokraten zur stärksten Partei geworden find. Dieser Gewinn der Nationalsozialisten erfolgte ausschließ lid auf Kosten der übrigen Rechtsparteien, und lich zwar der Deutsch   nationalen, der Wirtschaftspartei und des Boltsdienstes. Er bedeutet also teine Stärkung ber Rechten, während der Gewinn der Sozialdemokraten, der sich seit September auf 12 000 Stimmen beziffert, und der Geminn der Staatspartei, die mit einem Mehr von 17 000 Stimmen gegenüber September sich gut geschlagen hat, eine Stärkung der jeßigen Regierungsfoalition bedeutet. Die Leidtragen­den dieses Wahlkampfes sind die Kommunisten, die mit 50 000 Stimmen Berlust eine derbe Quittung für ihr verräterisches Treiben erhalten. Die Mandate in der neuen Bürgerschaft verteilen sich wie

folgt:

Sozialdemokraten Nationalsozialisten Kommunisten Staatspartei.

.

4

Deutschnationale Deutsche   Bolkspartei Wirtschaftspartei Christlichsoziale Zentrum

also

49( 46)

51( 43)

.

26( 35)

18( 14)

7

( 9)

5

( 7)

1( 2)

1

4

( 2)

2( 2)

Der bisherige geschäftsführende Senat, der aus So­

zialdemokraten, Staatsparteilern und Volksparteilern besteht, kann ajo auch in Zukunft, selbst wenn die Bolkspartei nach rechts ab erfekt werden, auch wenn die Kommunisten durch Abgabe ungültiger Stimmzettel Helfersdienste letsten sollten. nämlich den 62 Stimmen der Sozialdemokraten, Staatsparteiler und 3entrum bisher evtl. 63 Stimmen der Rechtsparteien einschl. der Bolkspartei gegenübergestanden hätten,

schwenken sollte, nicht mehr durch einen Rechtssenat

Während

zählen jetzt Sozialdemokraten, Staatsparteiler und Zentrum 69 Stimmen, denen höchstens 65 Stimmen von rechts gegen­übertreten können.

Deutsche Staatspartei 83 843( 145 260) Nationalsozialisten.. 764 840( 395988) Chriftl- Soz. Volksd.. 15411( 27522) foalition verbleibt, zählt. Diese insgesamt 74 Stimmen, Soz. Arbeiter- Partei. 8191 Haus- und Landwirte. 11286

422 Mandate.

Darunter wahrscheinlich 93 Sozialdemokraten. Nach einer Berechnung des Wolffbüros, die unter genauer Berücksichtigung der Wahlkreis- und Listen­verbindungen durchgeführt worden ist, umfaßt der neue Preußische Landtag 422 Abgeordnete. Sie verteilen sich auf die Parteien folgendermaßen: Sozialdemo: kraten 93, Deutschnationale 31, Zentrum 67, Kom 162, Deutsch   Hannoveraner 1,

Wenn die Volkspartei dagegen bei der jetzigen Senats­denen 60 Stimmen der Rechtsoppofition gegenüberstehen.

Sieg in Wien  !

Rote Mehrheit in allen Stadtbezirken!

Wien  , 24. April.  ( Eigenbericht.) Die Neuwahl des Wiener   Gemeinderates und Land­

tages hat den Sozialdemokraten einen glänzenden Sieg gebracht. Bisher hatten, jie 78 von insgesamt 130 Man­daten, von den auf 100. verringerten Mandaten besitzen die mehr als ein Drittel ihrer Mandate verloren haben, die Sozialdemokraten 66. Die Christlichsozialen,

Sie ist wieder stärkste Partei in Großmunisten 57, Deutsche Volkspartei 7  , Staatspartei 2. haben nunmehr 19 Mandate. Der Gesamtverlust der

Berlin  . Die Kommunistische Partei  , die bei der Nationalsozialisten legten Reichstagswahl rund 1000 Stimmen mehr erzielt hatte Christlich- sozialer Volksdienst 2. als die Sozialdemokratie, steht jetzt an dritter Stelle. Sie hat in Groß- Berlin- gewiß wider alle ihre Erwartungen!- mir Grund, mit dem Ergebnis zufrieden zu sein! Berlin   ist 91 000 Stimmen verloren. Leider hat die Sozial die Reichshauptstadt. Es hat sich gut geschlagen! Berlin  demokratie diese fommunistischen Verluste nicht voll auffangen in Preußen voran! fönnen.

Die völlige Zerschlagung der bürgerlichen Parteien mit Ausnahme des Zentrums ist auch in Berlin   eingetreten; Volkspartei und Wirtschaftspartei eristieren so gut wie über­haupt nicht mehr, die Deutschnationalen verlieren allein 126 000 Stimmen an die Nationalsozialisten.

Obwohl die Nationalsozialisten in Groß- Berlin rund 370 000 Stimmen gewonnen haben, besteht in Groß- Berlin eine sehr starke antifaschistische Mehrheit.

Das Berliner   Ergebnis ist das meitaus günstigste im Lande. Hätte das ganze Land mie Berlin   gewählt, so hätten

Die Reichshauptstadt muß dem Lande künftig als Bei­spiel dienen, das Berliner   Ergebnis muß anfeuernd vor allem für unsere Genossen im Lande wirken!

Die Berliner   Sozialdemokratie kann stolz sein auf das Berliner   Ergebnis! Der aufopfernde Einfaz der Berliner   Ge­nossen und die Werbearbeit der Eisernen Front hat ihr einen schönen Erfolg gebracht!

Wie es fommt, daß in Großstädten wie Berlin   und Hamburg   die Sozialdemokratie fich glänzend geschlagen hat, während sie im Lande schmerzliche Berluste erlitten hat, bedarf noch näherer Prüfung.

Christlichsozialen kommt den Nationalsozialisten zugute, die 15 Mandate erlangen. Eine besonders schmähliche Niederlage erlitten die Kommunisten mit ihrer elenden Sete; sie haben nirgends auch nur annähernd die Wahl­zahl für ein Mandat erreicht.

Nunmehr haben auch sämtliche Bezirksräte Wiens sozialdemokratische Mehrheiten, so daß auch die drei Ve­zirke, deren Vorsteher bis jetzt Christlichsoziale gewesen sind, fortan von Sozialdemokraten geleitet werden.

Im Bundesland Niederösterreich   ohne Wien   haben die Christlichsozialen ihre Mehrheit im Landtag ver Loren. Sie hatten bisher 31 von den 60 Mandaten, sind

aber in dem auf 56 Mitglieder verkleinerten Landtag nur 28. Die Sozialdemokraten haben 20 Mandate, was

einen Gewinn von einem Mandat bedeutet.