Gesamtergebnis: S03. 46 067( Reichstagswahl 42011). Dntl. 317( 14 705). Jentr. 5 687( 5 147). PD. 40 713( 45 560). Volksp. 340( 3 294). Nat. Front 854( 3969). Staatsp. 3 105( 5 167). Natsoz. 36 041( 20 017; 10. April: 42.218). Chr.- S03. 1 205. Sup. 420. Abt. 114: Soz. 5 703. Dntl. 756. 3entr. 573. KPD . 5 172. Volksp. 67. Nat. Front 102. Staatsp. 242. Natsoz. 3573. Chr.- Soz. 136. SAP. 73.
Abt. 115: Soz. 6 336. Dnif. 774. 3entr. 735. KPD . 7 700. Bolfsp. 54. Nat Front 128 Staatsp. 282. Natsoz. 4 291. Chr.- Soz. 124. SAP. 57. Abt. 116: S03. 3 823. Dntl. 730. 3entr. 402. PD. 2827. Volksp. 61. Nat. Front 75. Staatsp. 237. Natsoz. 2 995. Chr.- S03. Abt. 117: Soz. 5 229. Dntl. 921. 3entr. 624. KPD . 4 307. Volfsp. 85. Nat. Front 119. Staatsp. 360. Natio3. 3 685. Chr.- Soz. 202.
130. SAP. 33.
SAP. 39,
Abt. 118: S03. 6314. Dntl. 1 361. 3entr. 767. KPD . 4879. Boltsp. 111. Nat. Front 141. Staatsp. 381. Natso3. 4 894. Chr.- S03. 177. SAP. 44.
Abt. 121( Karlshorst ): S03. 3 480. Dntl. 1815. 3entr. 811. KPD . 1767. Bolfsp. 210. Nat. Front 192. Staatsp. 648. Natio3. 5 485. Chr. Soz. 105. SAP. 19.
Abt. 122( Biesdorf ): Soz. 1089. Dntl. 320. 3entr. 116. KPD . 657. Volksp. 22. Nat. Front 33. Staatsp. 87. Natio3. 840. Chr.- S03.
37. SAP. 8.
Abt. 122a( Biesdorf- Süd): Soz. 526. Dntl. 78. 3entr. 92. KPD . 678. Volksp. 8. Nat. Front 11. Staatsp. 42. Natjoz. 384. Chr.Soz. 8. SAP. 6.
Abt. 123( Kaulsdorf ): Soz. 1571. Dntl. 283. 3entr. 110. KPD . 849. Volfsp. 32. Nat. Front 26. Staatsp. 104. Natio3. 1 245. Chr. Soz. 16. SAP. 18.
Abt. 123a( Kaulsdorf- Süd): Soz. 324. Dntl. 28. 3entr. 40. KPD . 207. Valfsp. 1. Staatsp. 21. Natioz. 157. Chr.- Soz. 2. SAP. 3.
Abt. 124( Mahlsdorf- Süd): Soz. 2 886. KPD . 1899. Volfsp. 39. Nat. Front 83. 1.632. D.- Hann. 42. Chr.- S03. 35. SAP. 6.
Dntl. 425. 3entr. 226. Staatsp. 137. Natsoz.
Abt . 124a: S03. 714. Dntl. 201. 3entr. 59. KPD . 589. Volksp. 7. Nat. Front 24. Staatsp. 57. Natsoz. 696. Chr.- Soz. 4. SAP. 8.
18. Kreis Weißensee.
Gesamtergebnis: So3 . 12 153( Reichstagswahl 1930: 10 958) Dntl. 2 725( 5 245). 3entr. 1739.( 1 680). PD. 12 983( 14 185; 10. April 11 638). Boltsp. 275( 1231). Mat. Front 265( 1 468 Wirtsch.p.). Staatsp. 869( 1357). Jaffoz. 13 485( 6 171; 10. April 14 995). Chr.- Soz. 291( 130). S20. 159.
Ubf. 125: Soz. 9 360. Dntl. 1988. 3entr. 1 286. Volksp. 225. Nat. Front 276. Staatsp. 658. Chr.- Soz. 265. SAP. 130.
PD. 10 393. Ratsoz. 10 273.
Schwächere Wahlbeteiligung als am 10. April.
Die Wahlbeteiligung am Vormittag ließ diesmal, ähnlich wie bei den zweiten Reichspräsidentenwahlen, wieder zu wünschen übrig. Jn manchen Gegenden, in denen viele Laubenkolonisten und Siedler wohnen, herrschte zwar in der ersten Stunde von 8 bis 9 Uhr ziemlicher Andrang zu den Wahlurnen, doch waren das im ganzen nur Ausnahmen. Im allgemeinen hatte der frühere Wahlbeginn feineswegs eine stärkere Wahlbeteiligung am Vormittag zur Folge. Am Nachmittag wurde fast durchweg der Andrang zu den Wahlurnen stärker. Der Regen frug wohl dazu bei, daß das Straßenbild ruhiger wurde, aber die Wähler ließen sich durch das schlechte Wetter nicht abschrecken. Immerhin dürfte in Berlin die Beteiligung von über 80 Pro3., wie sie am 10. April bei der zweiten Reichspräsidentenwahl festgestellt wurde, bei den Preußenwahlen nicht erreicht werden.
Mit Ausnahme der westlichen Bezirke, vom Hansaviertel über Charlottenburg , Wilmersdorf bis Tempelhof , ist in den weitaus meisten Stadtteilen eine verhältnismäßig schwache Wahlbeteiligung zu verzeichnen gewesen. In der fünften Nachmittagsstunde setzte zwar an vielen Stellen noch einmal ein stärkerer Andrang ein, und es bildeten sich auch vielfach Schlangen, doch dürfte diese Tatsache an dem Gesamtbild der schwächeren Beteiligung wohl wenig geändert haben. Es ist auch kein Zweifel, daß viele Wähler nicht daran gedacht haben, daß die Wahlhandlung bereits um 5 Uhr nachmittags geschlossen wurde. Man konnte wiederholt bemerken, wie die Polizei, die Punkt 5 Uhr den weiteren Zutritt zu den Wahllokalen verhinderte, zahlreiche säumige Wähler abweisen mußte. Wie immer wurden um 5 Uhr nur noch diejenigen Wähler an die Urnen gelassen, die bei Wahlschluß schon im Stimmlotal waren.
Besonders die Arbeiterfamariter leisteten tatkräftige Wahlhilfe. 489 Arbeitersamariter, die eingesetzt waren, führten 218 Transporte von Kranken und Gebrechlichen zu den Wahllokalen aus.
Am Rande der Weltstadt.
Hoch oben im Norden Berlins , aber noch zum Verwal= tungsbezirk Pantom gehörig, liegt Buch, die in ihrer Weiträumigkeit faum zu übersehende, einer eigenen Stadt glei chende Anlage für die Alten, Siechen und Kranken der Stadt Berlin . Hierher sind vor kurzem auch die Insassen des Friedrich Abt. 127( Hohenschönhausen): Soz. 2484. Dnil. 685. 3entr. Wilhelm- Hospitals, die vielen alten Mütterchen, aus der Palisaden402. RBD. 2 304. Volksp. 44. Nat. Front 79. Staatsp. 196. Natsoz. 2784 Chr.- Soz. 26. SAP. 27.
19. Kreis Dankow.
Gesamtergebnis: S03. 24 972( Reichstagswahl 21 799). Dntl. 7182( 12 194). 3ente. 2 561( 2 225). PD. 17 135( 18 144). Bolfsp. 721( 2351). Nat. Front 466( 2 439). Staatsp. 2 715( 3 942). Katso3. 26 813( 11 773; 13. März: 22 231; 10. April: 30 183). Abt. 128: S03. 7 089. Dntl. 1565. 3entr. 793. KPD . 4 227. Volksp. 184. Nat. Front 159. Staatsp. 737. Natjoz. 7 446. D- Hann. 15. Chr.- Soz. 137. SAP. 75.
Abt. 129: S03. 7 538. Dntl. 2 659. 3entr. 791. KPD . 5 123. Volksp. 214. Nat. Front 234. Staatsp. 964. Natjoz. 9 309. Chr. Soz. 175. SAP. 93.
Abt. 139( Heinersdorf ): So3 . 817. Dntl. 152. 3entr. 75. KPD . 683. Volksp. 17. Nat. Front 12. Staatsp. 63. Natsoz. 908. Chr.- Soz. 10. SAP. 10.
Abt. 131( Niederschönhausen ):" Soz. 4931. Dntl. 1816. 3entr. 556. RPD 3 487 Boltsp. 167. Nat. Front 160. Staatsp. 580. Natfoz. 5 989. D.- Hann 4. Chr.- Soz. 145. SAP. 44.
Abt. 132( Blankenburg ): Soz. 654. Dntl. 118. Zentr. 46. KPD . 552. Volksp. 6. Nat Front 14. Staatsp. 81. Natsoz. 452. Chr.- Soz. 15. SAP. 4.
Abt. 133( Buchholz): Soz. 1060. Dntl. 428. 3entr. 92. KPD . 1583. Bolfsp. 24. Nat. Front 44. Staatsp. 85. Natsoz. 1047. Chr.- Soz. 15. SAP. 8.
Abt. 135( Karom): S03. 696. Dntl. 125. 3entr. 43. KPD . 617. Boltsp. 7. Nat. Fornt 11. Staatsp. 38. Natsoz. 600. Chr.- Soz. 8.
0. Kreis Rein dendorf.
Gesamtergebnis: So3 . 28 092( Reichstagswahl 26 837). Dnfl. 5578( 8 731). 3entr. 3 932( 3610). SPD . 25 621( 28 103). Bolfsp. 905( 3 466). Nat. Front 592( 2 902). Staatsp. 2 435( 4055). Matfo3. 27 334( 12 802; 10. April: 29 779). Chr.- Soz. 611. Sup. 434. Abt. 136: G03. 8 793. Dnti. 1393. 3entr. 1 107. KPD . 8 375. Volksp. 199. Nat. Front 287. Staatsp. 682. Natsoz. 7 209. Chr.
Soz. 109. SAP. 180.
Abt. 137: Soz. 4797. Dntl. 644. 3entr. 452. KPD . 4 480:
Rolfsp. 74. Nat. Front 94. Staatsp. 265. Natfo3. 3 488. Chr.- S03.
70. SAP. 107
Abt. 138( Hermsdorf): Soz. 2101. Dntl. 1337. 3entr. 495. KPD . 1237. Volfsp. 231. Nat. Front 85. Staatsp. 443. Natsoz. 4 259. Chr.- S03. 103. SAP. 19.
Abt. 139( Tegel ): Sn3. 5 697. Dnil. 1 139. 3entr. 1 185, KPD . 4903. Bolfsp. 204. Nat. Front 125. Staatsp. 479. Matfo3. 6543. Chr. Soz. 148. SAP. 54.
Abt. 139a( Freie Scholle): Soz. 865. Dntl. 50. Zentr. 39. KPD . 265. Volksp. 10. Nat. Front 2. Staatsp. 49. Natsoz. 304. Chr.- S03. 11. 5203. 13.
Abt. 140( Borsigwalde ): Goz. 1508. Dnil. 162. 3entr. 153.
APD. 1906. Boltsp. 23. Nat. Front 17. Staatsp. 102. Natsoz. 919. Chr. Soz 61. SAP. 18.
Abt. 140a( Wittenau ): S03. 2 429. Dntl. 313. Bentr. 197. KPD . 2 252. Boltsp. 70. Nat. Front 52. Staatsp. 210. Natio3. 2050. Chr.- Soz. 73. SAP. 27.
Abt. 141( Rosenthal): S03. 888. 1.093. Bolfsp. 21. Nat. Front 32. Chr.- Soz. 27. SAP. 10.
Dnil. 191. 3entr. 75. APD. Staatsp. 76. Natsoz. 1003.
Abt. 143( Waidmannsluft): Soz. 1033. Dntl. 319. Zentr. 228. KPD . 1112. BVolksp. 63. Nat. Front 16. Staatsp. 126. Natsoz. 1554. Chr.- S03. 19. SAP. 6.
straße gekommen, die nun zum erstenmal draußen wählen sollten. Die Dreiftigkeit der Nazis ging so weit, selbst in diese stillen Bezirke ihre aufdringliche Propaganda zu tragen, und einer der Plakathelden brachte es fertig, jede der herankommenden alten Frauen noch besonders auf Liste 8 aufmerksam zu machen, ohne von dem Wahlvorsteher oder seinen Helfern behindert zu werden. Schon am frühen Morgen des Wahltages waren die Hitlerjungen auf den Beinen, um sich mit Rädern und Motorrädern wichtig zu machen. Daß fie fämtlich mit Gummifnüppeln ausgerüstet waren, hätte schließlich doch wohl auch dem Landposten auffallen müssen. Von der Tapferkeit dieser Knaben ein fleines Beispiel: Ihrer vier standen vor einem Wahllokal in Buch und gaben mächtig an. Plöglich warf einer sein Wahlplakat beiseite und stürmte davon. Nach einiger Zeit kam er wieder. Was war geschehen? Er hatte feinen Vater kommen sehen und war in voller Angst vor dem Zorn des Alten getürmt. Cine besonders verächtliche Rolle spielten vielfach die Kommunisten. Die Nazi haben für den Fall ihres Sieges zwei besonders
tüchtige und bewährte Parteigenossen in Buch schwer bedroht. Der Kommunist Damerom ging jedoch extra zu den Nazis, um sich vier handfeste Leute auszuleihen, die dem einen unserer Genossen die Knochen kaputt schlagen" sollten. In dem benachbarten Buchholz haben sich Nazi und Kommunisten gemeinschaftlich_photographieren laſſen.
Die Wahl in den städtischen Hospitälern hatte ihre besonderen Formen. Im Wahlvorstand saßen vielfach Schwestern, die still und gemessen ihres Amtes walteten Zu den bettlägerigen Alten begab sich ein fliegender Wahlvorstand" Den alten Frauen wurde ein Stimmschein ausgehändigt, nachdem man sich überzeugt hatte, daß sie im Besitz eines Wahlscheines waren. Dann wurde eine leichte Wand über das Bett gehalten und hinter ihr konnte die Wählerin ihr Kreuzlein in einen Kreis machen und den Zettel in einen Umschlag tun. In einer dieser Hospitalitenabteilungen und das war war der Wahl= bestimmt eines der ersten Berliner Wahlresultate aft bereits mittags um 12% Uhr beendet. 43 Stimmen waren abgegeben worden. Davon entfielen auf die Sozialdemokraten 34, auf die Deutschnationalen 5, auf das Zentrum 2, auf die Nazi 1 und auf die weitesten Kreisen unbekannte Liste 21c auch eine Stimme. In einer benachbarten Männer- Tuberkulöfestation des Hospitals Buch West waren die Kommunisten ziemlich stark, die Nazis so gut wie gar nicht vertreten.
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Der amtliche Wahldienst war im Bezirk Pantom sehr gut vor= bereitet worden. Bereits von 3 Uhr ab gingen die Resultate aus den Hospitälern in Buch in dem Wahlbüro im Panfower Rathaus, das dem Stadtrat Genossen Hiege untersteht, ein. In den einzelnen Ortschaften des Bezirfes in Pantom, Niederschönhausen , Heinersdorf , Buchholz, Karom, Blankenburg , Blankenfelde und Rosenthal , vornehmlich aber in Buch, maren unsere Genossen und Genoffinnen bis zur letzten Minute auf dem Posten und leisteten, Junge mie Alte, mie selbstverständlich auch im übrigen Berlin , aufopferungsfreudige Wahlhilfe.
Otto Wels , der gestern morgen aus Köln und Düsseldorf nach Berlin zurückkehrte, wurde bei seiner Ankunft auf dem Pots- damer Bahnhof von Parteigenossen und Mitgliedern der Eisernen Front auf das herzlichste begrüßt.
Ueber 2000 Reichsbannerleute hatten auf dem Platz vor den Bahnsteigen, in der langen Vorhalle und auf den Treppen vom Bahnhof herab bis auf die Straße in Fünfer- und Achterreihen Aufstellung genommen, um den Führer der Eisernen Front nach dem gemeinen Ueberfall durch nationalsozialistische Rowdies in Köln ihre Anteilnahme und ihre Solidarität zu befunden. Genosse Künstler begrüßte Otto Wels im Namen der Partei; er gab seinem Abscheu über das hinterhältige Verbrechen Ausdrud, wünschte dem Parteivorsitzenden baldige völlige Wiederherstellung und entbot ihm nach der Rückkehr von der Agitationstour durch das westliche Deutschland den Willtommensgruß. Otto Wels dankte stumm, er ist durch die Folgen des Ueberfalls im Gebrauch seiner Stimme behindert, und es wird längere Zeit dauern, bis er wiederhergestellt ist. Beim Verlassen des Bahnsteigs bereiteten die Reichsbannerfameraden und Parteigenossen Otto Wels herzliche Orationen.
Eine erste ärztliche Untersuchung bestätigte die Diagnose in Köln : Bruch des Schildknorpels und Bluterguß in die Stimmbänder.
Politische Zusammenstöße.
Ein Beteiligter getötet.- Insgesamt 400 Festnahmen.
In der Nacht zum Sonntag spielte sich in der Möckernstraße im Südwesten Berlins zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten eine Schießerei ab, die ein Todesopfer forderte. Vor dem Hause Mödernstraße 65 wurde der 22 Jahre alte Nationalsozialist Udo Curth aus der Kreuzbergstraße 24 bei einem Handgemenge mit Kommunisten durch einen Schläfenschuß niedergestreckt, en dessen Foigen er einige Zeit später im Urbanfrankenhaus star b. Der Täter wurde von der Politischen Polizei festgenommen. Vom
Berliner Polizeipräsidium wird zu dem Vorfall folgende Erklärung
abgegeben: In der Nacht vom 23. zum 24. April fam es in der Möckernstraße zu einem Zusammenstoß zwischen Nationelsozialisten und Kommunisten, Fei dem der Angehörige des Kampfbundes gegen den Faschismus, Franz Mels aus der Möckernstraße 71, den Natio nalsozialisten Udo Curth aus der Kreuzbergstraße 24 durch einen Schläfenschuß schwer verlegte. C. ist furze Zeit nach seiner Einlieferung im Urbanfrankenhaus gestorben. Drei Kommunisten, die an der Tat beteiligt waren und unter denen sich auch der Smüße befand, flüchteten in das Haus Mödernstraße 81, mo sie bald darauf in der Wohnung des Mittäters Karl Hoffmann ermittelt und festgenommen wurden. Nach Gegenübersiedlung mit zahlreichen 3eugen gab Mels auf eingehenden Vorhalt zu, den tödlichen Schuß abgegeben zu haben. Während die Nationalsozialisten behaupten, von Kommunisten angeschossen worden zu sein. stellen die Kommu nisten den Vorfall so dar, daß sie bei der Bemalung des Bürgersteiges von den Nazis gestört worden sind Cine endgültige Klärung dieser Fragen konnte noch nicht erfolgen.
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Bootsunglück auf der Havel.banger der links und rechtsradikalen Parteien, eingeliefert. Ein
Bater und Kind ertrunken- Bergebliche Rettungsversuche. Auf der Havel , unweit der kleinen Badewiese bei Gatow , ereignete fich am Sonntag nachmittag ein Paddelboolunglüd, das zwei Menschenleben forderte.
Der 27 Jahre alte Chauffeur Frizz Lehmann aus der Fehrbelliner Straße 18 im Norden Berlins hatte mit seiner 22jährigen Frau Charlotte und feinem anderthalbjährigem Töchterchen am Sonntag die erste Fahrt mit seinem Baddel boot das mit einem Außenbortmotor versehen ist, unternommen. Kurz vor Gatom hängte sich Lehmann mit seinem Boot an einen Wasserschleppzug. Offenbar infolge einer Unachtfamkeit beun Steuern geriet das Boot in eine Querlage und kenterte. Die Insassen stürzten ins Wasser. Die junge Frau flammerte sich geistesgegen märtig an das umgeschlagene Boot. Lehmann hielt das Kind im Arm; einige Zeit fonnte er sich noch über Wasser halten, dann rerließen ihn aber die Kräfte und er versant in den Fluten. Auf die verzweifelten Hilfeschreie der Frau, die inzwischen von der Unfallftelle weit abgetrieben war, eilte ein Segler hinzu. Dem Mann ge ang es, die Frau zu retten, Mann und Kind ertranken.
Von Sonnabend bis Sonntag wurden bei der Politischen Bolizei des Polizeipräsidiums annähernd 100 Personen meist Anhänger der links und rechtsradikalen Parteien, eingeliefert. Ein coßer Teil der festgenommenen ist im Gewahrsam behalten mor den und wird zu Beginn der Woche vom Schnell gericht abgeurtett werden. In einigen Fällen haben nationalsozialistische Rowdys wieder sozialdemokratische Blafate abgeriffen und schwarzrotgoldene Fahnen gestohlen. Mehrere Täter tonnten festgenommen werden. Auch zahlreiche Fensterscheiben mußten wieder daran glauben. Verschiedene Angriffe nationalsozialistischer Wegelagerer auf das Reichsbanner wurden erfolgreich abgewehrt. Hakenkreuzstrolche haben in der Nacht vor der Wahl in Char lottenburg in den Wohnungen von Parteigenossen, die Propagandafahnen für die Liste 1 und schwarzrotgoldene Flaggen heraus: gehängt hatten, durch Steinwürfe die Fensterscheiben demoliert und die Fahnen herabgerissen. In der Soorstraße wurden| eine Anzahl Fensterscheiben eingeworfen, in Siemensstadt gingen große Fensterscheiben in der Wohnung des sozialdemokratischen Stadtverordneten Katzenstein durch Steinwürfe von der Straße her
in Trümmer.
Nach Schluß der Wahl um 17 Uhr blieb es in den Straßen Berlins ruhig. Polizeiautos patrouillierten in allen Stadtteilen, und mehrmals mußten links und rechtsradikale Schimpfbolde festa
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genommen werden. Im großen und ganzen aber verlief der Abend völlig ruhig.
Gemeine Naziwahllüge!
Bon Nationalsozialisten wurde gestern in Berlin das Gericht verbreitet, daß 9 Hafenfreuzler im Verlaufe von Schlägereien er= schossen bzw. getötet worden sind. Nach Mitteilung der Polizei ist die ganze Sache erlogen und als niederträchtige Wahllüge aus propagandistischen Gründen von den Nazis selbst in die Welt gesetzt
worden.
Verbrechen in Steglik.
Architekt erich lagen aufgefunden.
Seit den geffrigen frühen Morgenstunden beschäftigt sich die Mordkommission des Berliner Polizeipräsidiums mit der Aufklärung eines schweren Berbrechens, das in der Nacht zum Sonntag in der Fronhoferstraße in Steglig verübt worden ist. Das Opfer, ein 39 Jahre aller Architekt Hugo Fred aus der Eofanderstraße in Charlottenburg , wurde auf Reichsbahngelände erschla gen aufgefunden. Kriminalkommissar Cissigkeit von der Mordinspektion ist mit der Klärung des Verbrechens beauftragt worden.
Als sich gestern früh furz nach 5 Uhr zwei Straßenbahnangestellte auf dem Wege zum Straßenbahnhof in der Birkbuschstraße befanden, entdeckten sie hinter dem Zaun, der die Straßen von der Bahnböschung trennt, den Körper eines Mannes. Blutspuren und Tuchsetzen an dem etwa 1,50 Meter hohen Drahtzaun ließen vermuten, daß der Mann über den Zaun geworfen worden war. Beamte des alarmierten 191. Polizeireviers erkannten sofort, daß ein Verbrechen vorlag. Kriminalkommissar Lissigkeit erschien alsbald mit einigen Beamten der Mordkommission an der Fundstelle. Die Untersuchung bestätigte die Vermutung einer gewaltsamen Tötung. Der Tod war durch wuchtige Schläge gegen den Kopf erfolgt. Der Schädel ist an einer Stelle völlig zertrümmert. Aus den vorgefundenen Papieren fonnte sehr schnell die Identität des Toten festgestellt werden. Trotz aller Bemühungen ist es noch nicht gelungen, auf die Spur der Täter zu kommen.
Fred, ein früher sehr wohlhabender Mann, der vor einiger Zeit von seiner Frau geschieden wurde, war geschäftlich vom Unglück verfolgt. Um fich einen Erwerb zu schaffen, hatte er vor 14 Tagen eine Stellung als Maurer angenommen. Aber schon nach dreitägiger Arbeitszeit hatte F. einen Unfall. Er 30g sich eine Verstauchung der linken Hand zu und mußte frant geschrieben werden. Am Sonnabendnachmittag und in den Abendstunden besuchte Freck in Steglitz eine Reihe von fleinen Gastwirtschaften. Es besteht die Möglichkeit, daß einer der Zechgenoffen Fred im Besige größerer Mittel glaubte und ihn an der Unterführung Birkbuschstraße niederschlug.