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Len haffentlassen.

Beil angeblich fein Fluchtverdacht vorliegt!

Röln, 26. April.  ( Eigenbericht.)

Der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete eh. ber in der Nacht zum Sonnabend mit anderen Nazis wegen eines Ueberfalls auf den Führer der deutschen  Sozialdemokratic, Otto Wels  , festgenomemn wurde, ist am Dienstag auf Beschluß der Strofkammer aus der Saft entlassen worden. Die Haftentlassung erfolgte, weil das gegen Leh beabsichtigte Schnellverfahren am Mittwoch nicht durchgeführt werben fann, da der als Zeuge geladene Abg. Weis auf Anordnung der be handelnden Aerzte die Reise nach Köln   nicht antreten durfte.

Der Beschluß des Kölner   Landgerichts ist tief bedauerlich. D5 er durch die Veränderung der Rechtslage geboten war, die mit der Aufhebung des Schnellverfahrens eintrat, bleibe dahingestellt. Braf­tisch läuft er darauf hinaus, daß ein faschistischer Raufbold sich vom Schnellverfahren und von der Vorführung aus der Untersuchungshaft heraus drücken kann, wenn er nur so turios dies flingt den Ueberfallenen genügend ver handlungsunfähig schlägt, so daß dieser nicht postwendend am Zeugenstand zu erscheinen vermag.

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Das sollte der Sinn des Schnellverfahrens eigentlich nicht sein, daß man es wohl für einen leichten Schlag oder für ein Schimpfwort anwenden kann, aber gerade dann nicht, wenn ein ernsthafter Terroraft, wenn eine wirklich gefährliche Körperverletzung vorliegt.

Im vorliegenden Fall wird die Situation weiter dadurch er­Schwert, daß der Hauptraufbold Ley nach der Haftentlassung wieder in erheblichem Umfang durch seine Immunität als Reichstage­abgeordneter gedeckt ist. Das einmal eingeleitete Verfahren gegen ihn kann allerdings fortgeführt werden( falls nicht der Reichs­tag ausdrücklich seine Einstellung beschließt), da Ley auf frischer Tat verhaftet wurde. Nach den Erfahrungen aber, die mit den faschistischen Helden bisher gemacht worden find, ist anzunehmen, daß Herr Ley, einmal im Besitz der Freiheit, einer gerichtlichen Borladung zum Verhandlungstermin nicht Folge leisten wird. Eine zwangsweise Vorführung aber fann nur mit Genehmigung des Reichstages erfolgen, ebenso die Bollstreckung einer Gefängnisstrafe an dem nicht Inhaftierten. Ehe biese erfolgt, vergehen soundso viele Monate. Mit anderen Worten: die Sühne dieser besonders gemeinen und per merflichen Lat   wird für den Hauptschuldigen bis zu einem fehr entfernten Zeitpunkt aufgeschoben. Gerade auf Naturen von der Art des Sauf- und Raufboldes Dr. Len wirft aber nur ein

schneller und energischer Denkzettel!

Hugenberg 19

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Wir wollen euch

nicht mehr!

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Hugenberg

Wir brauchen euch nicht mehr!

einst und.

.. jetzt

Teilweise 40- Stunden- Woche?

Ein Entwurf des Reichsarbeitsministeriums.

Nach Information des Deutschen Handelsdienstes wird zur Zeit| industrie und Vervielfältigungsgewerbe, Leder- und Linoleum­ordnung ausgearbeitet, durch die die 40- Stunden- Woche gewerbe, Musikinstrumenten- und Spielwarenindustrie, Nahrungs­im Reichsarbeitsministerium der Entwurf einer Motver- industrie, Kautschuf- und Asbestindustrie, Holz- und Schnitzstoff­für bestimmte Gewerbezweige eingeführt wird. Entwurf joll bereits am 28. d. M. einer Besprechung in den Länder minifterien unterzogen werden.

Der

die Gewerbezweige umfaßt, bei denen in Zukunft die Mehr Die Berordnung zerfällt in zwei Gruppen, von denen die erste zulässig ist, noch von einer besonderen Genehmigung arbeit über 48 Stunden wöchentlich, foweit jie tariflich der zuständigen Behörden abhängig gemacht werden soll. Die Ge­andere Maßnahmen, insbesondere die Neueinstellung von Arbeit Vey nehmigung darf nur dann erteilt werden, wenn den Arbeitgebern nehmern, nicht zugemutet werden könne. Die zweite Gruppe um­faßt die Gewerbezweige, bei denen die wöchentliche Arbeitszeit auf 40 Stunden herabgesetzt wird.

Schurtereien.

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Im Zusammenhang mit der überraschenden Haftentlassung des Len muß auf besonders infame Aeußerungen des Goebbels Blattes, Angriff hingewiesen werde. Dies Organ für politische Hege leistete fich angesichts der schweren Verlegung, die Bels durch den Raufbold Len und seine Kumpane erlitt die Be­hauptung, die nächtlichen Schläger hätten sich gegen die Bropotation des SPD  - Führers Wels zur Wehr ge fegt". Dafür fäßen sie in Untersuchungshaft, mährend sich Der Bonze els immer noch in Freiheit befindet!" Un anderer Stelle heißt es:

,, Sie brechen in ein großes Gefahret aus, weil der SPD  .. Führer Wels, der in einem Zotal nationalistische Gäste propo 3iarte, Dielleicht einen Schlag erhielt."

Anstatt sich der Roheiten ihres betruntenen Gauleiters unb Abgeordneten zu schämen, magen es die journalistischen Hand fanger Hitlers noch, den Mißhandelten zu beschimpfen. Wir hängen Das Zeugnis besonderer Gemütsroheit hiermit niedriger!

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Zurück aus Cayenne  .

Unter die erste Gruppe fallen: Bergbau, Salinenwesen, mit Bergbau verbundene Werte, Industrie der Steine und Erden, Her­ftellung von Eisen-, Stahl- und Metallwaren. Maschinen, Appa­rate- und Fahrzeugindufirie, elektrotechnische Induftrie, Fein­mechanit und Optik, chemische Industrie, Textilindustrie, Papier­

G

Baunebengewerbe, aus dem Handelsgewerbe Großhandel  , Ein- und und Genußmiffelinduffrie, Bekleidungsgewerbe, Baugewerbe und Ausfuhrhandel, Banten, Privatversicherungen. Unter die zweite Vapierindustrie und Bervielfältigung, Mälzereien und Brauereien, Gruppe fallen: Bergbau, Salinenwesen, Steine und Erden, Chemie, Bauunternehmungen und Bauhandwerk.

Dieser Entwurf ist weniger als eine halbe Maßnahme. bei der Reichsbahn bestehen. Er nimmt alle öffentlichen Be­Er läßt auch weiter den Skandal der 93stündigen Dienstschicht triebe, die mit gutem Beispiel vorangehen sollten, von jeder Sonderregelung aus und er beschränkt die 40- Stunden- Woche auf einen engen Kreis, momie im Baugewerbe und in der Industrie der Steine und Erden der größte Teil der Be­triebe ganz ftilliegt, oder mo die 40- Stunden- Woche im Braugewerbe- tariflich bereits vereinbart und durch­geführt ist. Es ist unerfindlich, warum die 40- Stunden- Woche nicht auch auf die anderen Gruppen ausgedehnt wird.

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Neuer Leiter der Bolfsbühne.

An die Stelle von Karlheinz Martin   tritt Heinz Hilpert.  

mie

Die Boltsbühne mählte gestern an Stelle des ausscheidenden| bühne ist erfreulicherweise zu dem Schluß gekommen, daß der Verein. Karlheinz Martin  , der an die Reinhardt- Bühne geht, den Regisseur start genug fei, um trotz der Krise das Theater meiter Daß als Trägerin des der Reinhardt- Theater, Heinz Hilpert  , zum fünstlerischen Leiterhin in eigener Regie zu führen. des Theaters am Bülowplah. Heinz Hilpert   hat die Wahl ange­nommen. Die geschäftliche Verwaltung des Theaters geht auf eine Gemeinnüßige Theater- Betriebsgesellschaft über, deren Anteile fämtlich im Besitz der Boltsbühne bleiben. Zum Träger der Kon­zeifion des Theaters wurde der langjährige Borsigende der Bolfs­bühne e. V., Unterstaatssekretär a. D. Kurt Baate, bestimmt. alle Beschlüsse wurden einstimmig gefaßt.

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2. p. Schwarz wieder in Deutschland  . Einer Mitteilung der Reichsvereinigung ehemaliger Striegs­gefangener zufolge ist der von den Franzosen nach Cayenne  verschickte deutsche   Kriegsgefangene Alfons Paul Schwarz 24. April nach elfjähriger Gefangenschaft in Deutschland   angekommen. Schwarz, der im Jahre 1921 vom Kriegsgericht Chalons   zu lebenslänglicher Deportation nach der Teufelinjel verurteilt worden war, weil er als in Der so oft als schwerfällig verschriene Apparat" der Volks­Frankreich geborener Elsässer den Krieg auf deutscher bühne hat überraschend schnell die durch den Fortgang Karl Seite mitgemacht hat, wurde am 9. März d. I. durch den heinz Martins notwendig gewordenen Entscheidungen ge­Präsidenten der französischen Republik betroffen. Man kann der Volksbühne zu diesen Entscheidungen nur gnadigt. Er traf am 2. April in Baramaribo in Holländisch   Glück wünschen. Guyana   ein, wo das deutsche   Konsulat für seine am 7. April erfolgte Berschiffung nach Europa   sorgte.

Japan   siegt im Bölkerbund.

Er beschränkt sich aufs Zusehen.

Genf  , 26. April.  ( Eigenbericht.)

Die verschiedenen Meldungen, die eine Verpachtung des Theaters an einen privaten Unternehmer prophezeiten, haben sich nicht bewahrheitet. Richtig ist, daß solche Pachtangebote diskutiert murden. Besonders mußte eines ernst genommen werden, hinter dem zusammen mit dem jungen Schauspieler und Regisseur Ludwig Achaz der aus der Volksbühne ausscheidende lang jährige Geschäftsführer des Vereins Heinrich Rest stand. Eine folche Verpachtung hätte freilich nur eine Rotmaßnahme sein fönnen, hervorgerufen durch die wirtschaftliche Krise, die jede Führung eines Theaterbetriebes mit erheblichem Risiko verbindet.

Das Jdeal ist zweifellos die Bewirtschaftung des Theaters durch den Verein Volksbühne selbst; nur sie verbürgt, daß die fünft. lerischen und fulturellen Zendenzen der Organisa Großlerischen tion flar zum Ausdrud gelangen fönnen. Die Leitung der Volks

Das Neunzehnerfomitee der Völkerbundsversammlung, das die Ausführung der Beschlüsse über die Räumung Shanghais   über. machen fall, hat am Dienstag dem energischen Drud Japans  völlig nach gegeben. Es ist feine Rede mehr davon, daß das gemischte Komitee der in Shanghai   intereffierten Groß mächte den Zeitpunkt der Räumung durch die Japaner an Ort und Stelle bestimmen soll. Es wird lediglich beauftragt werden, die Räumung, sobald fie erfolgt, zu übermachen und darüber zu berichten.

Im übrigen ging aus dem Bericht in der Geheimsizing des Komitees hervor, daß der Abschluß des Waffenstillstands vor Schanghai   für Mittwoch ermartet wird. Zur Entscheidung der mei teren Maßnahmen dringen die neutralen und die kleinen Mächte im Neunzehnertomitee auf Abhaltung einer Bollversammlung des Völkerbundes, mährend die Großmächte lediglich eine öffentliche Sigung des Neunzehner- Komitees zugestehen wollen, um die Spannung zwischen Japan   und dem Bölkerbunde nicht zu ver­fchärfen.

Neuer Vormarsch in der Mandschurei  .

Mostau, 26. April. Wie aus Mukden gemeldet wird, hat die Regierung Buji  ein Telegramın nach Tokio   gesandt, in dem sie erflárt, daß fie das japanische Oberkommando um militärische Unterstügung bitte, ba ihre Armee noch nicht genug organisiert sei, unt gegen die Auf ständischen tämpfen zu tönnen.

Die mandshurische Bolizei hat mehrere Chinesen verhaftet, die mit den chinesischen   Mitgliedern des Bolterbunds ausschusses in Verbindung stonden. Die Verhafteten merden des Hochperrats angeflagt. De Bemühungen Wellington Kus um thre Befreiung maren erfolglos

Reichstag am 9. Mai.

216 Anträge auf Aufhebung der 3mmunität.

Der Aeltestenrat des Reichstags beschäftigte sich Dienstag abend mit der Frage des Termins für den Wiederzusammentritt des Reichstags. Es wurde beschlossen, daß die erste Sisung am 9. Mai, nach mittags 3 11hr, stattfinden soll.

Auf der Tagesordnung steht die Beratung des von der Regie rung norgelegten Schulhentilgungsgefehes, burch das die Lee­Higginson- Anleihe( Kreuger- Anleihe) perlängert werden soll. In Berbindung mit der Beratung dieser Borlage soll eine politische Debatte stattfinden, die zugleich formell als erste Lesung des Reichshaushaltsplanes für 1932 gilt. Als Grundlage für diese Be. ratung wird der bis dahin fertiggestellte Etat entwurf bienen, obwohl diefer am 9. Mai vom Reichsrat noch nicht verabschiebet sein wird.

In der politischen Aussprache sollen ferner 2inträge mitbehandelt merden, bie bie Parteien noch einbringen merben. Bon den Kom. mumisten ist dazu bereits eine Interpellation angetüinbigt, die fich mit

Betriebes eine besondere gemeinnützige G. m. b. S. gebildet wird, ist ein rein formaler Aft, zumal nach unserer Kenntnis der Dinge der Theaterbetrieb schon immer seine von der Buchführung des Bereins getrennte Stassenführung hatte. Die Bildung der G. m. b. H. dürfte lediglich die Beweglichkeit des Theaterbetriebes erhöhen.

Mit der Wahl Heinz Hilperts zum Bünstlerischen Leiter des Theaters hat die Volksbühne bestimmt einen guten Griff getan. Heinz Hilpert  , seit mehreren Jahren der leitende Regisseur Reinhardts, darf als einer der begabtesten Regie künstler gelten. Wenn er als Inszenator klassischer Dramen auch vielleicht von anderen übertroffen wird, in der Ge= staltung moderner Werke aller Gattungen hat er taum feinesgleichen gefunden. Es sei nur auf Regieleistungen wie die beim ..Hauptmann von Köpenick  ", beim Goldenen Anfer" usm. ver­miesen. Er ist auf feine bestimmte Richtung festgelegt, nicht gleich Martin einem politischen Programmtheater verbunden. Ungewöhn lich vielseitig, höchst einfallsreich und von fultiviertem Geschmack, dabei persönlich ein in ihrer Urwüchsigkeit und in ihrer Ablehnung alles Cliquenwesens sehr sympathische Persönlichkeit. Heinz Hilpert   nahm einst vor dreizehn Jahren Boltsbühne seinen Ausgang. Hier fand er unter der Leitung Kayßlers sein erstes Engagement als Schauspieler, hier machte er seine ersten Versuche als Regiffeur. Es wird ihm sicher eine Genugtuung sein, nunmehr wieder als fünstlerischer Leiter an die Ausgangsstätte feines ruhmwollen Aufstieges zurückkehren.

von der

Die Berufung dieses würdigsten Nachfolgers für Karlheinz Martin   wird der Volksbühne viele neue Freunde und Anhänger zuführen. Möge fich Hilperts Tätigkeit in jeder Hinsicht fruchtbar für das Theater der merttätigen Massen entfalten.

dem Fall Kreuger beschäftigt. Von den Nationalsozialisten ist bereits ein Antrag auf Auflösung und Neuwahl des Reichstages. in Borbereitung. In der am 9. Mai beginnenden Reichstagsperiode, die zunächst nur vier Tage dauern soll, wird ferner auch ein Ge set über die Abfindung ausscheidender weiblicher Beamter beraten werden. Nach der Pfingstpause wird der Reichstag voraussichtlich erst in der letzten Mai- oder ersten Juni woche wieder zusammentreten.

Sodann beschäftigte sich der Aeltestenrat mit einem Telegramm der nationalsozialistischen Fraktion an den Reichstagspräsidenten Löbe, worin die sofortige Freilassung des in Köln   wegen des leberfalls auf Otto Wels   festgenommenen nationalsozia liftischen Reichstagsabgeordneten Dr. Len verlangt mirde Präfi bent Löbe teilte mit, daß er non diesem Telegramm dem Reiche innenministerium Renntnis gegeben habe, damit dieses prüfe, ob Dr. Ley tatsächlich auf frischer Tat ergriffen worden sei und ph deshalb seine Inhaftbehaltung gerechtfertigt fei. Der Aeltestenrat nahm diese Mitteilung lediglich zur Renntnis.

Dem Reichstag liegen, mie in der Zeltestenratsfizung mitgeteilt. murbe, zur Zeit 216 Anträge vor, in denen die 2ufhebung.der Immunität von 2bgeordneten, meist der tommunistischen und der nationalsozialistischen Frattion, gefordert mirh.