Alle Beamten erhalten zwei Tage Urlaub.
Die Berliner Polizei hat bei der Breußenwahl wieder Sohnesliebe im Dritten Reich/ Der Totschläger des Achtzehnjährigen
schwere Arbeit leisten müssen, lag die Berliner Polizei doch weit über den Rahmen des üblichen Wach- und Patrouillendienstes hinaus mehrere Tage in steter erhöhter Alarmbereitschaft. Der Chef der Ber liner Polizei, Polizeipräsident Grzesinski , stattet jetzt in einem Aufruf an die Beamten allen Hütern der Ords nung seinen Dant ab.
|
Die S2. ist aufgelöst. Ihre Waffen aber hat sie behalten.| Bruder, die übrigen Waffen ihm. Im Gerichtssaal hieß es plögVor dem Schnellrichter lag gestern eine ganze Sammlung. Einer nach dem anderen betraten die früheren SA.- Leute den Gerichtssaal, behaupteten wie eingelernt, sie hätten die Waffen bloß für den eigenen Schuh getragen, der Naziverteidiger sagte seinen Spruch her und so ging es den ganzen Tag.
Der Aufruf Lautet: Der dritte Wahlkampf innerhalb meniger Da waren zum Beispiel gleich vier Nazis. Am Sonnabend, Wochen liegt hinter uns und damit für die Beamten, Angestellten dem 23. April, hatten sie im Berkehrslokal ihre Instruktionen für und Arbeiter aller Dienststellen meiner Behörde schwere und an- Mariendorf . Alle vier per Rad. Sie famen einer Schupo= den Wahltag erhalten und befanden sich auf dem Heimweg nach strengende Tage. Bar schon zu den Reichspräsidentenwahlen am 13. März und 10. April umfangreiche Arbeit, besonders von den streife verdächtig vor und siehe da, man fand bei einem eine Beamten der Schupo, der Politischen Polizei und der Kriminal- Armee pistole mit 29 Schuß Munition, beim zweiten eine polizei, zu leisten, so steigerten sich die Anforderungen während der Selbstlade pistole mit 6 Schuß, beim dritten einen scharf Borbereitungszeit für die Landtagswahlen in noch größerem Um geladenen Revolver und beim vierten einen Gummiknüppel. fange. Alle politischen Organisationen und Parteien entwickelten Die Waffen wollten sich die Burschen zu verschiedenen Zeiten an eine selten dagewefene Bropagandatätigkeit, die leicht zu ernsten geschafft haben, der Gummifnüppel, hieß es, set im Verkehrslotal Auswüchsen hätte führen können. Gründliche Vorarbeiten, um ausgehändigt worden. Für den Gummifnüppel gab es 2 Wochen fangreiche, vorbeugende Tätigkeit und stete Wachsamkeit der Polizei Gefängnis, für die Revolver erhielten zwei Angeklagte je 7 Mobeamten haben vor allem den reibungslosen Berlauf der Wahl- nate Gefängnis, der dritte 6 Monate Gefängnis. vorbereitungszeit und des Wahltages selbst ermöglicht. Es ist mir daher Herzensbedürfnis, allen Beamten, Angestellten und Arbeitern meiner Behörde für die aufopfernde Tätigkeit während des letzten Wahlkampfes und für die freudige Pflichterfüllung
meinen besonderen Dank und meine besondere Anerkennung auszusprechen. Als Ausgleich für die geleistete Mehrarbeit bewillige ich allen Beamten, Angestellten und Arbeitern meiner Behörde zwei dienfifrele Tage, bie in Berbindung mit dem bevorstehenden Ur. Iaub oder auch einzeln, unter Berücksichtigung der dienstlichen Belange, genommen werden fönnen.
BVZ." erzählt Märchen.
lleber einen angeblichen ,, Krach in der SPD. - Rathausfrattion" erzählt die Berliner Bolkszeitung" eine ebenso verworrene wie phantastische Geschichte. Das einzig Wahre ist, daß der letzte Ber liner Bezirksparteitag einen Borschlag des Bor standes , den Borfigenden der Rathausfrattion, Genossen Fiata u, in den Landtag 3ut entfenden, bedauerlicherweise abgelehnt hat. Dieser ablehnende Beschluß gründet sich auf eine frühere Entschließung, wonach ,, Doppelmanbate" nicht zuläffig sein sollen. Da ihm jede persön liche Spize fehlt, darf man erwarten, daß Genoffe Flatau den Vorfig in der Stadtverorbnetenfraftion, den er niedergelegt hatte, wieber übernehmen wird.
Das ist der mirkliche Tatbestand. Alles, was die„ Berliner Volkszeitung" darüber hinaus zu erzählen weiß, insbesondere über die Rolle, die Genosse Künstler in dieser Angelegenheit gespielt haben soll, ist Schwindel und übelster Sensationsschmus. Es ist übrigens nicht das erstemal, daß die Berliner Boltszeitung" in ihren journalistischen Manieren den Spuren des Angriffs" und der ,, Roten Fahne" folgt.
Einsturz des Neußer Römerturms.
Neuß, 26. April. Der Römerturm hinter dem Neußer Obertor, ein histo risches Baudenkmal, ist plötzlich zusammengestürzt. Bei dem Einsturz fiel ein großer Teil des Gerölls gegen die Rückwand des Klosters ber Auguftinerinnen, in dem sich eine Nähschule be findet. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen, da der Einsturz fidh ereignete, als meder Schwestern noch Schülerinnen im Garten waren. Eine Schwester, die am Ende eines schmalen Höfchens am Waschsaß stand, wurde durch den starken Luftdruck zu Boden gemorfen, fam aber mit dem Schrecken davon. Das kleine Kloster, das nunmehr bedenkliche Risse in Decken und Wänden aufweist, mußte geräumt werden.
Robert- Koch - Platz. Aus Anlaß der fünfzigjährigen Wiederkehr des Tages, an dem Robert Roch seine epochemachende Entdeckung des Tuberfelbazillus veröffentlicht hat, hat die Stadt Berlin den Luisenplatz, der bekanntlich das Denkmal des großen Gelehrten trägt und an dem das Kaiserin- Friedrich- Haus für das ärztliche Fortbildungswesen gelegen ist, in Robert- Koch- Blah" umgetauft.
511
Von
ROMAN S.Rosenfeld
bruch
Aus dem Russischen übertragen von Werner Bergengruen . ,, Ma, was denn? Was heißt Deutsche ? Die sind genau so wie andere Leute, haben Augen, Arme und Beine." ... Das ist wahr. Aber solange man noch keinen zu sehen gefriegt hat, da denkt man, sie sind schlimmer als die Teufel. Eielleicht mit Schwänzen und Hörnern. Da sieh doch, sie find so harmlos, daß sie fein Wässerchen trüben.
Ja, soweit schon ganz harmlos. Aber weil sie wieder mit Kanonen oder Maschinengewehren loslegen, dante schön für die Harmlosigkeit."
..Sie friegen eben Befehl, dann legen sie los. Wenn du Befehl kriegst, schießt du ja auch. Oder bist du zu deinem Bergnügen an die Front gekommen?. Wir sind nicht aus freien Stücken hier und sie auch nicht."
,, Natürlich, niemand tommt mit Willen her. Solche llen her. Gal Dummtöpfe gibt es sehr wenige. Alle merden eben ge zwungen. Unsere und die Deutschen und die Franzosen und alle anderen."
Aber wenn alle einfach nicht mehr gingen? Dann hätte der Krieg ein Ende."
Ja, gewiß. Probier es nur einmal." Dann lehrt das Gespräch wieder zu den Gefangenen zurück. Die Deutschen werden wieder in Marsch gesetzt. Sie müffen antreten, werden gezählt und von einer fleinen Estorte umgeben. Wir nehmen freundschaftlich von ihnen Abschied und geben ihnen noch ein bißchen Tabal mit. Sie flappen die Kragen hoch und ziehen die Köpfe zwischen die Schultern. Bor ihnen liegt ein langer, beschwerlicher Weg tief ins Innere des Landes, nach Sibirien , in die Ferne und Ungewißheit.
Einen scharfgeladenen Revolver fand man auch bei der Durchsuchung der Wohnung des Laubenkolonisten R. Der Mann Außerdem fünfmal wegen ist seit 1923 Mitglied der NSDAP . Diebstahl vorbestraft, einmal wegen Widerstand gegen die Staats
gewalt und einmal wegen gefährlicher Körperverlegung. Mit dem das seiner Laube galt, erwehrt haben. Das Urteil gegen ihn lautete auf 2 Monate Gefängnis.
Revolver wollte er sich eines fommunistischen Steinbombardements,
Sohn läßt die Mutter schuldig werden.
Der Nazi M. befand sich im Verkehrslokal der NSDAP . Bei einer Razzia wurden Waffen festgestellt, natürlich gehörten sie niemand. Man nahm bei M. eine Haussuchung vor und fand einen Dolch, einen Gummifnüppel, eine Stahlrute, einen Schlagring mit scharfen Spizen. Vor der Polizei sagte er, der Dolch gehöre seinem
Die neue Wannseebahn.
Erfreulich schneller Fortgang der Elektrifizierung.
Die mit der Elettrifizierung der Wannseebahn verbundenen Bauarbeiten sind an verschiedenen Stellen aufgeverbundenen Bauarbeiten sind an verschiedenen Stellen aufgenommen und werden von Woche zu Woche weiter ausgedehnt.
An dem geplanten Umsteigebahnhof Ebersstraße, der der Berbesserung des Umsteigeverkehrs zwischen Ringbahn und Wann Bann seebahn dienen soll, sind die Arbeiten in vollem Gange. Zur Zeit merden hier die der Errichtung der neuen Bahnhofsanlagen im Wege stehenden Gebäudeteile der Häuser Ebersstraße 73/74 abge brochen, die baulichen Anlagen für den zweiten Zugang zum Um steigebahnhof an der Tempelhofer Straße hergestellt, die leber führung der Wannseebahn über die Tempelhofer Straße erweitert, die Bahnsteigmauern für den neuen Wannseebahnsteig errichtet, verschiedene Stützmauern usw. zur Herstellung des neuen Bahntörpers gebaut und die Gleife den einzelnen Bauabschnitten entsprechend in andere Lagen verschwenkt. Hand in Hand damit gehen die Arbeiten für die Herstellung des neuen Ringbahnsteiges und die Errichtung einer Bahnsteighalle.
lich anders. Sämtliche Waffen hätten bereits seinem seit langem verstorbenen Vater gehört. Später waren sie in den Besitz der Mutter übergegangen, folglich war die Mutter anmeldepflichtig. Nicht Ihn treffe also die Schuld, sondern die Mutter. Aus dem Zuhörerraum meldet sich die Mutter: Geben Sie meinen Sohn frei, bestrafen Sie mich. Und der Sohn?! Der schien damit einverstanden. Sohnesliebe im Dritten Reich! Der Richter vertagte die Verhandlung: die Sache schien ihm nicht genügend geklärt. Bei einer Razzia in einem anderen Nazi- Berkehrslokal stieß man auf ein 18jähriges Bürschchen mit einem Totschläger. wollte ihn zu Hause im Kasten gefunden haben, vielleicht hat er dem verstorbenen Vater gehört. Der ist aber bereits 17 Jahre tot und der Vormund, bei dem der Junge groß geworden ist, weiß nichts davon, daß der Vater im Besitz des Totschlägers gewesen wäre. Eine neue Verteidigungstaktit: die Waffen der jungen Nazis als ererbtes väterliches Gut. Die Sache wurde an die Jugend
Er
abteilung des Amtsgerichts Berlin- Mitte überwiesen. Die S2. ist aufgelöst, die Waffen aber hat sie behalten...
Eine ungetreue Kontoristin.
fabrik tätig und hat das ihr geschenkte Vertrauen in gröblichster sie nicht weniger als 28 000 m. veruntreut. Sie hatte die Weise mißbraucht. In den letzten acht Jahren ihrer Tätigkeit hat Lohngelder zusammenzustellen und verfuhr in der Weise, daß sie zunächst in den Listen die Endsumme mit Bleistift zusammen rechnete und den Betrag anmeisen ließ. Dann zog sie die Zahlen mit Tinte nach, wobei sie aber größere Beträge ausschrieb. Den auf diese Weise erlangten Mehrbetrag hat sie mit einem in der Fabrik beschäftigten Klempner gemeinsam verbraucht. Das Schöffen gericht verurteilte sie wegen Betruges und ihn wegen Hehlerei zu je 1 Jahr Gefängnis.
Die Kontoristin Erna B. war zehn Jahre bei einer Maschinen
lage des Gleises usw. Die neue Gleislage wird zur Zeit örtlich abgesteckt und festgelegt.
Verkehrsschupo verunglückt.
Der an der Kreuzung Friedrich- und Zimmerstraße dienste tuend: Berkehrsschupo, Hauptmachtmeister Simoneit, wurde am Dienstag durch einen unglücklichen Zufall erheblich vers daß der Verkehrsschupo zwischen die Trittbreter der beiden Wagen legt. Zwei sich freuzende Autos fuhren so dicht aneinander vorbei, geriet. Der Beamte mußte mit schweren Beinquetschungen zur nächsten Rettungsstelle gebracht werden, wo ihm erste Hilfte zuteil murde. Ein tödlicher Unfall ereignete sich gestern auf dem Gelände der Berliner Brennstoff- Gesellschaft in der Müllerstraße 84 im Norden Berlins . Dort tam der 68 Jahre alte Mitfahrer Franz Liepold, Weigandufer 5, beim Besteigen eines bereits in Fahrt befindlichen Lastautos zu Fall und geriet so unglücklich unter die Räder des schweren Fahrzeuges, daß der Tod auf der Stelle eintrat.
Guballa die voreheliche vierjährige Tochter seiner Frau. Der In der Bastion Litauen ermordete heute mittag ein gewisser Mann hatte das Kind seit langem mißhandelt, weshalb die Frau die Trennung von dem Manne betrieb. Nachdem der Mörder das Kind getötet hatte, überfiel er seine Frau und verletzte sie erheblich im Geficht. Die hinzukommende Schwiegermutter wurde gleichfalls von ihm angefallen. Der Täter wurde verhaftet.
Auf dem hinter dem Personenbahnhof Wannsee liegenden neuen Abstellbahnhof Wannsee find gleichfalls die Bauarbeiten in größerem Umfange aufgenommen. Zur Zeit werden die neuen Gleisanlagen abgesteckt und festgelegt und das Planum für die Verlegung des Borortgleises Potsdam- Wannsee und die neue Gleisabstellgruppe hergestellt. Der Bau von verschiedenen Stüßmauern ist begonnen. In Vorbereitung ist der Bau eines großen Wagen schuppens mit Wagen- Reparaturmerkstatt. Der neue Abstellbahn hof Wannsee soll der Aufstellung, Reinigung und Instandsetzung der elektrischen Wagenzüge dienen, die dort sozusagen ihre Heimatlich stattgefundenen Führung durch den Zentralviehhof veranstaltet
station haben werden.
Auf der Wannseebahnstrecke sind bauliche Maßnahmen zur Er möglichung der vollen Fahrgeschwindigkeit der elektrischen Züge eingeleitet. Diese Arbeiten bestehen in der Hauptsache aus der Berflachung der Gleisfrümmungen, Berbesserung der Höhen
Besichtigung des Zentralschlachthofs. In Ergänzung der türz das Bezirksamt Schöneberg am Sonnabend, dem 30. April d. 3., eine Besichtigung des Schlachthofs. Treffen um 14,30 Uhr am Ausgang des Ringbahnhofs Landsberger Allee . Für die Teilnehmer der Führung vom 17. April gegen Borzeigung der Teilnehmerkarte unentgeltlich, sonst 15 Pf.
das Feld kroch, das war gleich gefährlich. So ging ich mit Das Kreuz, das ich für diese Unternehmung bekam, war die Belohnung dafür, daß ich zufällig nicht draufgegangen war.
Wir sind jetzt ganz nah an den Stellungen. Der Wind| im Graben hockte oder in der nächtlichen Dunkelheit über trägt das Gewehrgefnatter zu uns herüber. Die Nähe der Feuerlinie mit ihren neuen Kämpfen erfüllt uns unmerklich mit einer drückenden Unruhe. Ich denke darüber nach, daß es weder Tapferfeit noch Feigheit gibt. Es gibt nur mehr oder meniger starte Nerven. Aber nach einigen Gefechten ist da fein Unterschied mehr. Da kommt die Gleichgültigkeit und der instinktive Fatalismus über einen. Die Helden sind die, die bewußt oder instinktiv die Zufälligkeit allen Geschehens im Kriege erkannt haben. Nur im Anfang lassen wir uns von jeder pfeifenden Kugel, jeder heulenben Granate, jedem summenden Motor oder donnernden Einschlag in Schrecken setzen. Wir haben uns fallen lassen wie Steine, wir haben stundenlang dagelegen, die Nase in die Erde gewühlt, oder stundenlang auf dem Grabenboden gelegen und uns mit dem Spaten gedeckt.
Dann haben wir begriffen, daß man sich freilich in acht nehmen muß, soweit es möglich ist, aber daß doch alles vom Bufall abhängt, von tausend zufälligkeiten.
Wieviel Leute sind heil aus Duzenden von Gefechten gekommen, aus dem furchtbarsten Feuer, aus grauenhaften Sturmangriffen, und dann saßen sie in der Reserveſtellung und plötzlich fam eine Kugel, Gott weiß woher, und warf ste um. Unsere Kompagnie war einmal nach einem blutigen Sturmangriff, als völlige Stille herrschte und fein Feind mehr in der Nähe war, beim Gewehrreinigen. Da erfchoß einer seinen Landsmann aus Unvorsichtigkeit im Handumdrehen.
Für tapfer gelten diejenigen, die ruhig in den Tod gehen und mit vollem Bewußtsein ihr Leben hingeben. Bon folchen Leuten weiß ich nichts. Die Leute gehen, weil es teinen anderen Ausweg gibt. Ausnahmen sind solche wie Major Mosdwishenski, deren Hirn eben von fanatischem Patriotismus und vom Militärreglement umnebelt ist.
Orden und Ehrenzeichen bekommen die Helden wider Millen, die gezwungenermaßen einer Gefahr entgegengehen und zufällig heil zurüdtommen.
Der Oberleutnant der dreizehnten Kompanie sollte ein Auftlärungsfommando aus Freiwilligen zusammenstellen und rief mich auch. Ich ging mit, weil mir alles einerlei war. Ich hatte keine Luft, zu sterben und legte es durchaus nicht darauf an, mein Leben hinzuopfern, aber ob man nun
Eine lange Reihe von Sanitätswagen und zweirädrigen Karren fommt uns entgegen. Sie bringen Verwundete aus der Stellung. Viele sind bewußtlos. Bei jeder Unebenheit des Weges machen die Karren einen Sprung, und die Berwundeten stöhnen laut auf. Sie haben noch viele Werst bis zur Eisenbahnstation vor sich. Die Fahrt ist qualvoll, für Schwerverwundete tödlich. Bei vielen ist das Blut durch die Berbände gesidert und bildet große rote Fleden. Einer hat sich im Delirium die Binde abgerissen. Der Wagen muß anhalten, und der Sanitätsunteroffizier legt dem Verwundeten mit vieler Mühe hier an Ort und Stelle einen neuen Verband an.
Wir lösen heute zertrümmerte und abgekämpfte Truppen ab. Dieser Alptraum nimmt kein Ende. Niemals fommen wir aus diesem verherten Kreise von Grauen, Tod und Blut hinaus. Der Anblick der Verwundeten, ihr Leiden und Stöhnen und das Bewußtsein dessen, daß wir zur Ablösung zusammengeschossener Formationen marschieren, das alles lastet auf uns und zerrt an unseren Nerven. Die Stunden vor einem Kampf sind immer schrecklicher als der Kampf selbst, und wir denten voller Ungeduld: möchte es doch so schnell, so schnell wie möglich losgehen, so schnell, so schnell wie möglich vorüber sein.
Wir werden vom Wege ab in den Wald geführt. Da stehen wir zwischen den Bäumen und sehen den auf dem Bege vorüberziehenden Infanterie- und Artillerieformationen zu.
Die Formationen fluten in ununterbrochenen Strömen der Stellung zu. Artillerie, Patronenwagen, Karren, Küchen, Sanitätswagen. Und dann wieder Infanterie.
Wir müssen weiter. Wir marschieren jetzt nicht mehr auf dem Wege, auch nicht in der Richtung der Gräben, sondern durch den Wald, immer weiter vom Wege ab.
Die Sonne geht unter, der Wald leuchtet purpurrot. Eine grelle Flamme schimmernden Goldes übergießt Baumstämme und Laub.
Die Reihen entlang geht ein Geflüster: Leifer leiser... picht!" ( Fortsegung folgt.)