Nr. 196* 49. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Mittwoch,%7. April 1932
Wie lange noch Weizenteuervng? Gchieles Zögern wird auch agrarpolitisch immer unerträglicher.
� Seit Wochen klettern die Weizenpreiss stetig nach oben, auch gestern geschah das Bieber. Das Reichsernährungsministerium hat die schon seit langem notwendige Revision seiner Weizenpreispolitik aber immer noch nicht vorgenommen. So geht das nicht mehr weiter. Die Preise für Weizen und Weizenmehl entwickelten sich seit dem 1. März 1SZ2 wie folgt: » Weizen Weizenmehl Dotierung««-n der Berliner Produktenbörse in I!. oro Tonne pro Ivo lex 1. März 1922. �. 244—246 31,25—34,50 Mitte März...... 248—250 31,25—34,75 23. April........ 263—265 32.00—35,50 26. April........ 267—269 32,25—36,00 Die wirtschaftliche und sozial« Gesamtlage ver- langt, daß die von uns feit Wochen und Monaten geforderten Maßnahmen gegen die überhöhten Weizcnpreife und ihr noch weiteres Steigen getroffen werden. Anscheinend war aber das Reichsernährungsministerium bisher so stark mit der Verbilligung des chühnerweizens beschäftigt, daß es darüber den Brotweizen völlig vergessen und ruhig mit angesehen hat, wie durch die Verteuerung des Weizen- mehls zwangsläufig der Konsum immer mehr«inge- schränkt wird. Die Schrumpfung des Verbrauchs an Weizen- gebäck muß sich natürlich zum Schaden der Landwirte auswirken, denn ist erst einmal der Verbrauch zurückgegangen, so wird er sich nicht sofort wieder Heden, wenn nach der Ernte plötzlich große Vor- räte vorhanden stnd. Eine übermäßige Steigerung der Weizen- preise wirkt sich also infolge der damit verbundenen Verbrauchs- einschränkung für die Landwirtschast ungünstig aus. Welche Maßnahmen müssen aber ergriffen werden, damit die Ernährung der Bevölkerung, soweit sie in Weizen besteht, stcher- gestellt und der Weizenpreis gesenkt wird? Das Wichtigste ist die Senkung des Weizen- Zolles. Ob eine Herabsetzung des Zolles von 250 auf 180 Mark l« Tonne aber genügt, erscheint uns sehr zweifelliaft, denn guter Weizen kostet auf dem Weltmarkt 110 Mark je Tonne, so daß ex
also einschließlich Zoll im Inland mindestens auf 290 Mark zu stehen kommt. Ein solcher Preis für Auslandsweizen bedeutet aber, daß der Preis für Jnlandsweizen noch weiter klettern kann. Eine vernünftige Weizenpreispolitik muß aber zur Zeit nicht nur im Interesse der Verbraucher, sondern auch im Interesse der weizenbauenden Landwirtschaft auf eine Senkung der Weizenpreise, nicht aus ihre Steigerung bedacht sein. Außerdem ist zu bedenken, daß der Anteil ausländischen Weizens an der Ge- samwermahlung in den kommenden Monaten größer sein wird als bisher, so daß eine weitere Preissteigerung des Mehls eintreten wird, wenn der Zoll nur auf 180 Mark gesenkt wird. Deshalb fordern wir, daß der Weizenzoll aus 150 Mark fest- gesetzt wird. Ferner ist der Vermahlungszwang zu senken, und zwar aus 60 Prozent. Praktisch beträgt der Vermahlungszwang schon jetzt für die Großmühlen, die Auslandsweizen vermählen, durch den sogenannten Austauschweizen ein Verhältnis von 70 Proz. Ganz indiskutabel erscheinen uns die Pläne, für die ganze Zeit bis zur neuen Ernte durch«in Einfuhrkontingent nur 100 000 Tonnen Weizen hereinzulassen. Abgesehen davon, daß durch eine solche Regelung der Weizenpreis wieder stark in die chöhe getrieben würde, halten wir auch den Einfuhrbedarf für weit größer. Es wäre also notwendig, dieses unzureichende Kontingent zu erweitern. Will man außerdem, wie ein verantwortungsbewußter Wirt- schaftler handeln muß, nicht ganz ohne Vorräte in das neu« E r n t e j a h r eintreten, so muß dafür gesorgt werden, daß aus- reichende Weizenmengen eingeführt werden können. Das Reichs- ernährungsministerium glaubt aber seine Aufgabe erfüllt zu haben, wenn es dafür sorgt, daß, wenn das erste Fuder Weizen aus der neuen Ernte eingefahren wird, dos letzte Weizenkorn aus der alten Ernte vermählen sst. Wie lange soll es noch dauern, bis der Weizenzoll ausreichend gesenkt wird, um den Weizenpreis zu ermäßigen und damit jede weitere Verbrauchseinschränkung zu vermeiden? Wir hoffen, daß wir dies« Frage heute zum letztenmal stellen mußten.
Keine Klärung bei Borfig. Gefährliche Forderungen einiger Äankgläubiger.— Äer- gleichstermin vertagt. Das Amtsgericht Weddinz hatte zum Dienstag den ersten gerichtlichen Bergleichstermin der A. Borstg Smbch., Tegel , im Kriegexvereinshaus angesetzt, zu dem etwa 500 Gläubiger erschienen waren. Der Vorsitzende verlas zunächst den bekannten Vergleichsvorschlag und im Anschluß daran erstattet« der Vertrauens- mann des Konkursverwalters Dr. Haupt nochmals einen eingehenden Bericht über die Vorgeschichte der Zahlungseinstellung bei Borsig. Im Zusammenhang mit diesem Bericht erklärte Dr. Haupt, daß es Borsig in den letzten Monaten vor dem Zu- fammenbruch gelungen sei, die Unkosten im Verhäit>"s zu dem sinkenden Umsatz herabzudrücken. Er gab hierbei nuherordentlich wichtige Zahlen über die teisluagssieigerung der Belegs chast bei Borsig in den leisten Iahren. So stiegen die Arbeitsleistungen bei einem Umsatz von 27.6 Millionen Mark se Sops der Belegschaft von S700 M. im Iahre 1924 aus 9900 M. im Iahte 1927, aus 10 900 M. im Iahte 1929, auf 11 300 M. im Iahre 1930 und erreichten im vergangenen Iahr 12 400 M. Der Redner erklärte dann weiter, daß der vorgelegte Quoten- vergleich die Voraussetzung für die Sanierung des Vorstg-Unter- nehmens bllden solle, während«in reiner Liquidationsvergleich jede Möglichkeit des Wiederaufbaues ausschließe. Der Status habe sich seit Dezember nicht verschlechtert, vielmehr sei sogar eine leichte B e s s e r u n g zu verzeichnen. Wenn ein Ver- gleich nicht zustande käme und über Borsig Konkurs verhängt würde, so könne nur mit einer Quote von 2,3 Proz. ge- rechnet werden, da die Masse der Halbfabrikate, die jetzt zur Auf- arbeitung des Auftragsbestandes von 10 Millionen Mark verwendet werden, nur noch Schrottwert besäße und darüber hinaus die ausländischen Besteller bei Nichtersüllung der Austräge mit vor- läusig noch gar nicht abschätzbaren Regreßansprüchcn austreten konnten. Der Vertreter der Spargläubiger erklärt«, daß die Sparer dem Vergleich nur dann zustimmen könnten, wenn die auf der Bauernheide ruhende Srundschuld von IV Millionen Mark ab
gelöst würde. Hierüber sind Verhandlungen noch im Gange.. Vdn den Warengläubigern waren 62 Proz. für den Bergleichsoorschläg, während gesetzlich 75 Proz. erforderlich sind. Verschiedene Banken- gläubiger erklärten sich gleichfalls nicht für die Annahme des Vergleiches und verlangten, daß die vorhandene Restmasse zu ihren Gunsten liquidiert würde. Mit einer Erfüllung dieser Forderung wäre aber das Schicksal Borsigs besiegelt, und es liegt nicht nur im Interesse der zur Zeit wieder beschäftigten 1000 Mann und der Erhaltung des Werkes überhaupt, sondern auch im ureigen st en Interesse sämt- licher Gläubiger, daß die betreffenden Bankengläubiger ihren gefährlichen Vorschlag zurückziehen. Auf Antrag des Sparerausschusses wurde darauf die Ver- tagung des Termins beschlossen, bis die Lage wegen der Ablösung der Grundschuld auf der Bauernheide geklärt ist. Der zweite Bergleichstermin wird am 10. Mai stattfinden. (Ktahlhandlung Ziavene muß sanieren. Avchgewinne aus Kopitolherabsesiung zur Äerlvstiilgung verwandt. Die Berliner Stahlhandelsgesellschaft Raoene Stahl A.-G. oeren Kapital sich in Den Händen der Eisenhändler Raven« und Otto Wolfs und der Sächsischen Gußstahlwerke Döhlen be- findet, hat im Geschäftsjahr 1931 einen neuen Verlust erlisten. der aber nicht bekanntgegeben wird. Aus den Vorjahren bestand schon ein V e r l u st o o r t r a g von 0,2 Mill. Mark. Jetzt wird das Kapital von 1,5 auf 0Z Mill. Mark herabgesetzt durch Einzug von Aktien, die zum Teil im Besitz der Verwaltung waren und zum Teil von oen Großaktionären zur Verfügung gestellt wur- den. Daraus muß«in Buchgewinn von mehr als 0,3 Mill. Mark entstanden sein, da nach Abdeckung der Verluste noch ein Ileberschutz von 0,1 Mill. Mark verbleibt, der zu Abschreibungen verwondt wird. Die Umsätze in Siemens-Marlm-Stahl und in Edelstahl haben sich etwa auf der Vorjahrshöhe gehalten. Di« Verlufte scheinen vor allem in Ausfällen an Forderungen entstanden zu sein, Venn diese erscheinen mit 0,48 Mill. Mark erheblich niedri- ger als im Vorjahr(0,86 Mill. Mark).-
Arbeitslose Milliarden. ??sch den Märzbilanzen der Banken. - Wann kommt die ArbeilSbeschaffunciSanleihe? Es gibt gegenwärtig m Deutschland eine ziemlich große Geld- fülle. Niemand traut sich aber, Kredite zu geben, niemand mag sein flüssiges Geld fest anlegen, weil immer noch das Mißtrauen in das. was wirtschaftlich und politisch werden wird, sehr groß ist. Das Elend der gegenwärtigen Loge, daß Geld, Kapital und Ar- beitskräfte nicht zusammengebracht werden kön- n e n, dauert noch immer fort. Eine Illustration dazu sind die Vilanzübersichten der deutschen Banken von Ende März. Die Summe aller fremden Gelder ist bei den fünf Ver« liner Großbanken gegenüber Ende Februar gestiegen, und zwar um 13 aus 7289 Millionen, bei samtlichen berichtenden privaten Kreditbanken sogar um 55 auf 9138 Millionen. Daß dies der Aus- druck größerer Flüssigkeit ist, zeigt sich sofort auch in dem Rückgang des Akzeptgebrauchcs der Banken zur Geldbeschaffung bei den Groß- danken um 40 aus 863 und bei sämtlichen Banken um 45 auf 964 Millionen Mark. Als ein Fortschritt ist die Vertrauens- festigung zwischen den Banken selb st zu werten, die in der Erhöhung der gegenseitigen Bankeinlagen bei den Großbanken beispielsweise um rund 91 Millionen Mark, bei sämtlichen Privat- danken sogar um 130 Millionen Mark zum Ausdruck kommt. Das heißt, daß der Geldmarktoerkehr selbst sich gegenüber den Zeiten der innerdeutschen Vertrauenskrise wieder sehr verstärkt hat. Die größere Flüssigkeit zeigt sich auch bei der Anlage dieser fremden Gelder. Äassenbe stände, Guthaben bei Roten - danken und Guthaben bei anderen Banken sind bei den Großbanken zusammen um 107 auf 655, bei sämtlichen Privatbanken um 116 auf 8(14 Millionen erhöht. Der Lage entsprechend zeigt sich bei den eigentlichen Wirtschaftskrediten im ganzen ein Rückgang. Wechselbestände sind bei den Großbanken um 122 auf 1380, bei sämtlichen Privatbanken um 83 auf 1996 Millionen gesunken. Die Vermehrung der herausgelegten Kredite(Debi- toren) um 107 auf 4827 Millionen bei den Großbanken und um 88 auf 6033 Millionen bei sämtlichen Privatbanken dürfte mit ver- mehrtet Gewährung von Wirtschaftskrediten deshalb nichts zu tun haben, weil die Steigerung fast ausschließlich bei der Dresdner Bank erfolgt ist, die gelegentlich der Fusion wahrscheinlich nur Um- buchungen vorgenommen hat. Von der zunehmenden Geldflüssig- keit hat auch die Börse noch nicht profitiert. Die für Börsenkredite herausgegebenen Gelder find bei den Großbanken weiter um 10 auf 89 und bei sämtlichen privaten Kreditbanken weiter um 11 auf 100 Millionen gesunken. Der Widerspruch zwischen der Geldfülle und der Arbeits- losigkest von Menschen und Kapital muß auch mit planmäßigen Staatsmaßnahmen zu lösen versucht werden. Das ist der Volkswirt- ichaftlich bedeutungsvolle Sinn der Arbeitsbeschaffung, um deren Durchführung Sozialdemokratie und Gewerkschaften jetzt schon seit Monaten kämpfen. Es ist Zeit für die große Arheitsbefchaffungs- anleihe. Warum zögert die Reichsregierung? Jubiläum in der Hagelversicherung. In 100 Iahren ein Msiko von S Milliarden. Die Berliner Hagel-Asseeuranz- Gesellschaft von 1832 bestand am 26. April 100 Jahre. Sie ist die älteste Aktiengesellschaft auf dem Gebiete der Hagelversicherung und hat in dem abgelaufenen Jahrhundert ein Risiko von 8 Milliarden Mark getragen. Die Gesellschaft arbeitet in Rorddeutschländ, im Freistaat Danzig und in den Niederlanden. Das Jubiläumsjahr 1931 war für die Hagelversicherung sehr ungünstig. Die Summe der ausgezahlten Entschädigun- gen belief sich auf 1,7 Millionen Mark, während es im Vorjahr nur 0,9 Millionen Mark gewesen waren. 60 Prozent Devisenzuteilung im Mai. Der Reichswirtschaftsmmiiter hat angeordnet, daß die Importeure für den Monat Mai 1932 den Höchstbetrag ihrer aflge- meinen Genehmigungen nur bis zur Höhe von 50 Proz. liegen 55 Proz. im April) in Anspruch nehmen dürfen. Für die diesen Betrag übersteigenden Zahlungsverbindlichkeiten werdgn die Firmen auf die Inanspruchnahme von Lieserantenkrediten und die Aus- Nutzung der Kreditmöglichkeiten des Stillhalteabkommens verwiesen. Diskussion um die Arbeitsbeschaffung. Di« Studiengesellschaft für Geld- und Kreditwirtschast veranstaltet am 29. April, abends 8 Uhr, im Großen Saal des früheren Herrenhauses einen Vortrags- und Diskussionsabend zum Thema Arbeirsbeschaffung, wo Direttpr Wildermuth von der Gesellschaft für öffentliche Arbeiten, Direkwr Fischer von der' Reichskreditgesellschaft und der frühere General Foupel vom Volksbund für Arbeitsdienst sprechen werden. Die Viag klagt gegen die Ilse Bergbau A.-G. Es ist damit zu rechnen, baß die Vereinigte Jndustrie-Unternehmungcn A.-G., Berlin (Viag), die Anfechtungsklage gegen die in der Generalversammlung der Ilse Bergbau Ä.-G. vom 19. April gefaßten Beschlüsse einreichen wird. Weiterhin soll in einer Feststellungsklage die Frag« geklärt werden, ob die 12 Millionen Schutzaktien berechtigt sind, in den Generalversammlungen mitzustimmen.
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