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G. P. 217%

Die Geschichte eines Verbrechens/ Von S. Richards

I. Ein Mann taucht auf und verschwindet. Der Blaue Peter" stieg ins Schau...! Mannschaften fädelten über das Fallrepp, zur Nachtzeit mußten alle an Bord sein. Die Seemachen begannen.

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Dundee Elijah schlenderte über das Vorded. Ein Block knarrte in den Rahen, der A. B. sah die Flagge steigen und rief in den Laderaum hinab: Heda... Warschaumann?... Dally, dally... Beeilt euch, sezen Blauen Peter", morgen geht's raus...!" In der Tiefe des Borschiffes rumorten die Stauer. Der Wahr­schaumann schwebte auf schwanken Brettern über dem schwarzen Loch, rief warnende kommandos hinunter und hörte die höhnenden Worte Dundees. Gott verdamm mich... Haifischfresser, du, fannst' n Heringsfaß kaum von' ner Rumtonne unterscheiden und willst hier dreinreden. Stau mal in zwölf Stunden ordentliche Ladung! Pfeifft auf die ganze christliche Seefahrt und bleibst zu Haus!" Elijah ärgerte sich: Landärsche...! Laßt euch vom Schiffer n'en Bibel­spruch und' n Bott Schmalz dazu geben, und haut ab mit den Niggern, runter vom Eimer, freuzverdammte Affen ihr!" Die Schimpfmorte hagelten auf die dicen Wollschädel der grinsenden schwarzen Schauerleute. Sie arbeiteten im gleichmütigen Trott. Bei Sonnenuntergang murden die Luten dicht geschlagen!

Die Glode bellte!

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Die Wachen traten im Vorschiff an, erregt und froh über die Ausfahrt. Der Maat schrie von der Brüde herab. Laut, mitleid­los durchschnitt sein Ruf das Stimmengemirr im Vorschiff: Wache flar...?" ,, Alles klar, Maat!" antworteten die Leute. Holz pantinen flapperten über die eisernen Treppen, die Windhuzen öffneten gähnend ihre meiten, roten Mäuler und stellten sie in den Wind. Die Heizer steckten die Feuer an, über Nacht mußte die Maschine vorgewärmt werden.

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Die untergehende Sonne hüllte sich in den Dunst des Hafens. Das ölige, träg dahin treibende Wasser des Stroms färbte sich all. mählich braunrot, wie die blinkenden Kupferkessel der Kombüse. Trunken und schwer trudelten die letzten Nachzügler über den Kai zum Schiffe hin.

Der Tag verdämmerte...!

Dundee Elijah setzte sich aufs Gangspill zu Mite Mitschel. Sie rauchten: bedächtig, mit tiefstem Genusse! Die Augen irrten über den Strom, schweigend musterten sie die schwarzen Dods und suchten über den Pier nach irgendeinem Gegenstand, an dem sich die müde Phantasie entzünden, der einen günstigen Gesprächsstoff abgeben könnte. Lange Schatten zogen über den Hafenplayz. Zwischen Stapeln getrockneter Häute, getürmter Kaffeefäde und den grauen Mauern gepreßter Baumwollballen gähnten unergründliche Schlünde. Ein Hafenmächter tauchte aus den dunklen Schluchten der Warenberge, sicherte vorsichtig wie ein Tier über den Kai und verlor sich wieder im Nachtschatten des ruhenden Hafens. Die Nacht brach auf!

Hie und da, zwischen dem Wirrwarr von Schornsteinen, Masten, Rahen und flatternder Wäsche brannten trübe Laternen: grün, rot, gelb. Die Bulleys der Schiffe funfelten wie goldene Ketten in die Nacht hinein.

Dicht vor der Bugvertäuung des Dampfers tauchte ein 3otteliger Kopf ins Lampenlicht. Ein grauer Rumpf, undefinierbare kon turen, schoben sich langsam hinterher. Unsichtbare Augen buch­stabierten mühsam den Namen des Schiffes, dann nickte der ftruppige Kopf. Gedanken fanden Bestätigung!

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Kompaßrose erreichte. Dann sprang Licht auf, der Tag meldete sich: fafrangelb, purpur auf grau! Der Hafen erwachte!

Eilige Barkassen und Küchenboote, flinte Dampfer schnitten den Strom. Langfam, erschredt auffreifchend über den frühen Auf­bruch, schwangen die Krane ihre langen Greifer aus. Leichter, mit schweren Lasten, schoben sich wie Küchenschaben über das Wasser. Der Blaue Peter" zerrte taunaß am Gaffelstock und meldete eine frische Brise an.

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Mitten im Strom röhrte die heulende Sirene eines großen Schleppers. Der Alte steckte den ungewaschenen Kopf aus der Achterhütte und rief über Deck: Alle Mann Bereitschaft!" Eilig erschienen die Mannschaften auf dem Bootsded, die Gig wurde eingeschert. Der Schlepper übernahm die Bugtrosse. Knarrend holte das Spill das Stahltau ein. Wütend biß sich der Schlepper im Strome fest. Eine dunkle Rauchfahne quoll aus dem Schornstein der Southern Pearl" und wedelte zum Kai hinüber, ein Abschieds: gruß der schwarzen Bande", die vor den Kesseln im Schiffsbauch rumorte. Das Schiff sette ab und ließ sich, müde vom langen Liegen, langsam durch das Gemirr des Hafens schleppen.

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Der Hafenschlauch weitete sich, der Schlepper warf die Trosse los. Ein leises Beben ging durch das Schiff, die Maschine tam auf volle Fahrt. Flaggen tippten zum Gruß, mit fofettem Wiegen steuerte die ,, Southern Pearl" in die offene See hinaus. Der Wind pfiff durch die sonnige Luft. Gischt sprigte in dicen Schwaden hoch, die durchscheinenden Schaumwellen frochen über die Bad zum Schanzkleide hin. Der Himmel strahlte in fröhlichem Blau, die Bogen wechselten von der schmuzig- gelben Tönung der Mississippi­Mündung in das tiefe Grün des meritanischen Golfs hinüber.

Wie Bogelsang erhob sich vom Ausgud ein Lied: ,, The bisquits was

as bord

as brass

And the beef as salt as Lot's wife's arse. Oh

Jonny Jonny Lever Oh...!"

Das Meer Teuchtete ht feltfamem Gegenfas zu diesem auf. rührerischen Liede still und feierlich im zauberischen Golde der glühenden Sonne. Als der Maat die erste Strophe hörte, wurde er fuchsrot vor Zorn.

Unterdessen glitt das Land mehr und mehr zurück und versant im Dunste des Meeres. Die Möwen flogen davon. ,, Segler backbord boraus.!" meldete der Gast in der Tonne. Jm Süden, dwars zum Schiffsturs, tauchten weiße Segel auf.

,, Londoner Teetlipper...!" bestätigte der Alte die Meldung. Die geblähten Segel und hohen Masten standen scharf über den Horizont. Im Kielwasser der Brigg blizten tausend grüne Funken. Der Segler trieb steuerbord ab und verging in der Ferne wie ein sanfter Schatten...!

Das Schiff stampfte durch die See. Drei Tage später lag die Southern Peart" querab von den Insein. Mit großer Fahrt wurde

Bahama Kanal passiert.

II. Der blinde Paffagier.

Leuchtfeuer tasteten zum Schiff hinüber, suchten, fingerten und verloren sich wieder im ewigen Kreislauf der Lampen. Die Bogen gingen immer höher, die harte Dünung des nahen Atlantic war schon im Rhythmus des Wellenschlages zu spüren. Die Mannschaft saß in der Messe: spielte, rauchte und döfte. Die drei Unzertrenn lichen: Dundee , Mitschel und Sandy Bottom lagen auf der Bad, sahen ins Wasser und erzählten. Sandy erging sich in langen Episteln über die Frauen von Jackson- Square. Dundee brummelte und mischte sich grunzend ins Gespräch: Doch... Schiet. Was sind das schon für Weiber jetzt, drüben, in New Orleans ?... Die turzhaarigen Knaben sind doch keine Weiber mehr... mas? Dürre Handspaken sind's, ausgetrodnete Spiere, aber feine Weiber. Was willst du mit denen an Land anfangen? Hm...?" Mürrisch zog er sich wieder aus dem Gespräch zurüd. Lja... Dundee .. haft gut reden. Bist abgetakelt. Junge Weiber drehen den Kopf nicht mehr nach dir. Aber ich... wir...?"

Die Unterhaltung erstarb.

Unter der Bad gingen die Leute in die Kojen. Eintönig tappter die Schritte der Wache über die Brücke. Im Schiff war Ruhe! Jählings fegte ein Pochen durch die Decks!

Die drei horchten auf. Noch ehe sie sich befannen, flang es mieder. Ein merkwürdig fnappes Pochen. Mife sprang auf. ,, Ber­dammt noch mal, mer pocht zu nachtschlafender Zeit.?" Das Klopfen fegte wieder ein, schneller noch als zuvor, nervöser, un­bekümmert.

Sandy Bottom glitt auf das Berded hinunter und horchte die Ladelufe ab. Nichts regte sich- ( Fortsegung folgt.)

Millionen in Luftschlössern"

Die letzten Elemente find entdeckt!- Die Tausendmarkscheine der Natur

Alome

als erige Junggesellen- Radiumrausch in Kanada - Der Rat des großen Bunsen Neben dem wenig erfreulichen Alltag geschehen Dinge, von| Mangel an gesellschaftlichen Talenten ausgedrückt werden. Argon ist denen der Zeitgenosse faum etwas merkt. Das war immer so: der Stern im Geschichtskalender wird erst später gesetzt, die großen Tage des wissenschaftlichen Fortschritts werden erst von den Enkeln ge­bucht. So wird man einst lesen: In den Jahren 1931 und 1932 wurden die beiden legten Stoffe der 92 Elemente gefunden. Damit wurde das theoretische Gebäude der Materie voll­ständig..."

Professor Allison hat also jetzt die beiden Lüden Nr. 85 und 87 der 92teiligen Elemententafel ausgefüllt. Er taufte die beiden Mite...? Dundee wandte sich Mitschel zu ,,,' n komischer Kauz nach dem Staate Virginia , wo er geboren wurde, und nach Alabama , von ihm gefundenen Substanzen Virginium und Alabamine, an dessen Polytechnischem Institut er seine Entdeckungen machte. Jahrelange Arbeit war notwendig, um diese äußerst seltenen Stoffe in der Retorte aufzufangen. Hundert Kilogramm Meerwasser ergaben noch kein Milligramm des dem Jod verwandten Alaba­mine. Die Feststellung der neuen Substanzen wurde durch ein magneto- optisches Verfahren erzielt, das Stofffpuren von einem trillionstel Teil aufzuzeigen vermag.

da unten. Wette,- hat noch nichts Warmes im Bauch gehabt...!" Mite baumelte mit den Beinen im Tafte zur Melodie von Auld long Syne", die er vor sich hinfummte, stoppte und sah zum Kai hinüber. Gringo...", stellte er abweisend fest, gibt genug von der Sorte hier. Davongelaufene Mutterföhnchen, lungern herum und wissen nichts als Betteln und Stehlen." Umständlich transportierte er seinen Briem von backbord nach steuerbord hinüber, spudte über die Reeling und schwieg. Tja...", fnurrte Elija, ist schon so! Sollte an Bord gehen, Heuer nehmen!... An Land werden die Jungens Vagabunden und Diebe. Harte Arbeit ist's, aber...

das verbreitetſte Edelgas der Atmosphäre( auf hundert Kilo Luft fommt ein Kilo Argon), doch seine Gewinnung wurde erschwert, meil es feinerlei chemische Verbindungen eingehen will. Ein echter Junggeselle! Aber man zähmte ihn bald und gebraucht heute Argon in großen Quantitäten zum Füllen von Glühlampen.

Das Zehn- Elettronen- Element Neon, das Neue", tommt seltener vor. Es ist nur zu 0,0018 Proz. in der Atmosphäre ent­halten und wird durch Verflüssigung der Luft gewonnen, wobei es als Gemisch mit Helium zurüdbleibt. Die technische Bedeutung dieses der orangeroten Reklameröhren bewundern. Das Gemisch ist ein chemischen Kunststücs können wir an jeder Straßenede in Form

besonders guter Elektrizitätsleiter und was dort so wundervoll leuchtet, ist das Neon.

Die seltensten Edelgase aber find Krypton ,,, das Verbor gene" und Xenon ,,, bas Fremde", von denen wir noch recht wenig wissen. Ramsay stellte fest, daß Krypton zu 0,0001 Broz. und Xenon sogar nur 0,000009 Proz. in der Luft enthalten sein können. Viele Tonnen flüssiger Luft mußte man herstellen, um nur wenige Kubitzentimeter jener Gase zu erhalten. Vor kurzer Zeit bewiesen neue Meßverfahren, daß die Rechnung nicht stimmte und der Pro­

die See...", er überlegte weitere Worte ,,, die See... gibt Charakter. nicht viel auf der Erde; sie sind die Tausendmarkscheine der Materie. zentsatz ein höherer sein müßte. Die Elektrotechnik wird sich auch

unb das ist alles, was der Mensch heute braucht!" Mike antwortete nicht.

Vorsichtig tastete sich ein Ruf herauf: Hallo... Maat... hallo!" Niemand rührte sich. Wen ging der Ruf auch an? Se. ihr da oben...?" der fragende Ruf wurde lauter. Elijah beobachtete den Burschen, der die Hand wieder an den Mund legte und rief: ,, Was gibt's, Mann... Haben Feierabend... fommt morgen wieder!" ,, Hallo!... Seid ihr der Maat...?" forschte es herauf. ,, Affe... werd' mich hüten!... Maat... Maat... sigt achtern in der Hütte, hast noch nicht soviel fapiert im Hafen?" Der Bursche ließ nicht locker. ,, Seid voll, was?" Dundee zögerte, ob er antworten sollte, rieb sich das Kinn und rief: Ist voll...!" Eine Pause wartenden Schweigens lag über dem Schiff und dann rasselten die knappen neugierigen Fragen wieder auf das Deck. Scher dich zum Teufel, Klugschieter, du!... fomm, wenn wir raus sind, hab'n fein Auskunftsbüro für Vergnügungsfahrten!" Aergerlich wandte fich Dundee ab und ging zum Gangfpill zurüd. Mike verzog den Mund: Will'n marinierten Walfisch fressen, wenn das' n Gringo ist. Das Bürschchen weiß gut Bescheid, will nur aushorchen, hat mas auf dem Kiefer!" Der Vagabund war zwischen den Warenbergen verschwunden.

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Die Bugtrosse schwirrte! Wellenkreise zogen über den Strom und leuchteten silbrig auf. Das Schiff schien im Traum zu nicken! Dundee saß und sann. In den Nächten vor der Ausfahrt konnte er nicht schlafen. Unruhe war in seinem Blute, die See rief, das Meer, Tage harter Arbeit und unendlicher Einsamkeit.

Endlich ging er mit weichen breiten Schritten in die Messe. Die Kojen gähnten im Logis. In die Dunkelheit der schlafenden Menschen stach eine schweißig graue Hand hinein. Leblos stand sie dort, geisterhaft. Das Grunzen und Schnarrchen der Freiwachen flang wie ein Koyotentonzert in der fernen Steppe. Der Bachmann trat ein. ,, Gloď zwölf! Hopsa, Charley, raus! Klar bei der Boje... hörst du?... Auf die Beine Jungens,' s ist Tid...!" Er verlor sich wieder draußen im Dunkeln und tappte auf seine

Station zurüd.

3weimal hatten sich die Wochen abgelöst. Der dunkle, sternen­besäte Himmel über der Southern Pearl" hatte sich rundum ge= dreht. In der Ferne, dicht über den bunstigen Hängen der zum Hafen abfallenden Stadt, ward ein heller Streifen fichtbur, streckte fich gemächlich über den östlichen Horizont, bis er die Pole der

Elemente mit diesen hohen Atomgewichten gibt es überhaupt Darum meint der englische Physiker Jeans, daß unser irdisches Sein vornehmlich aus Kombinationen von nur 14 einfacheren Atom­arten vom Wasserstoff bis zum Eisen bestehe. Es sind gewissermaßen die genormten Schrauben, die unser Weltgefüge zusammenhalten. Alle anderen Elemente sind Ertrageschenke der Natur, Geschenke allerdings, deren Wert wir heute noch gar nicht ermessen fönnen. Es geht uns mit manchem dieser kostbaren Elemente noch wie einem Kind, dem man ein Fünfmarkstück in die Hand drückt, um sich in einem Zehnpfennigautomat etwas zu ziehen. Wir müssen erst lernen, mit den großen Geldstücken der Natur umzugehen, sie in ihren prat tischen Nugwert umzumechseln.

Auch die beiden von Professor Allison entdeckten Stoffe werden zunächst eine chemische Kuriosität bilden. So begann das Schicksal der meisten in den letzten Jahren entdeckten Elemente. Erst maren fie fostbare Museumsstücke, die man billigermeije abmog, dann dienten sie kiloweise der technischen und chemischen Massen­verwertung.

Nachdem man im Jahre 1930 das Helium im Sonnenspektrum entdeckt hatte, begann der Physiker Ramsay es auch auf der Erde zu suchen. Bald kam man auch auf die eigentliche Quelle dieses ,, Sonnenstoffs": durch Zerfall der radioaktiven Substanzen strömte fortgefeßt Helium in die Atmosphäre. Ein Kubifmeter dieses Gases fostete damals mehrere hunderttausend Mart, und man ahnte gewiß nicht, daß es menige Jahre später zu einem Preise von faum einem Dollar pro Kubikmeter die Riesenluftschiffe in den Aether tragen wird. Heute hat Amerika das Heliummonopol und beutet gründlich die Erdgasquellen in Teras aus, die ein Prozent reines Helium ergeben.

Warum brennt Helium eigentlich nicht, hört man oft fragen. Die Sphing der Natur gibt ihre Geheimnisse nicht so leicht preis und läßt sich ungern in die Karten schauen. Wir können immer nur die Tatsachen konstatieren, mehr nicht. Ebenso wie den Menschen wird auch jedem Element eine bestimmte Charaktereigenschaft angehängt. Wasserstoff, das einfachste Atom mit seinem einsam freisenden Elektron, ist so verliebt in den Sauerstoff, daß es sich sogleich mit ihm verbindet, um bei der nächsten Gelegenheit wie ein echtes Liebes­paar in Flammen aufzugehen. Helium dagegen, obwohl es nur ein winziges Elektron mehr hat, ist ein typischer Einzelgänger. Als Edelgas bleibt es ähnlich wie die edlen Metalle gegen fremde Ein­flüsse indifferent.

Roch ungeselliger benimmt sich das von Raleigh entdeckte Argon , auf deutsch : das Träge". Der englische Physiker meint, daß diese Bezeichnung nicht ganz paffe, denn die Bewegungen dieser Gasatome wären besonders lebhaft. Aber vielleicht soll nur der

bald dieser Edelgafe bemächtigen.

Millionen steden noch in der Luft, die wir atmen. Langsant beginnt der Mensch diese Luftschlösser auszubeuten, ihre Schäze zu heben. Sie werden einmal die Hauptquellen einer fünftigen Technik werden. Luft ist mehr als bloße Luft. In jedem ihrer Moleküle und Atome ruhen die Hoffnungen der Zukunft.

Doch auch mit den festen Elementen war es nicht anders. Als man die Metalle Cäsium und Rubidium( nach ihrer Spektral­linie das Blaugrüne und Dunkelrote genannt) entdeckte, hatten sie nur theoretisches Interesse. Heute sind sie wichtig für Radioröhren und unentbehrlich für die jetzt so aktuellen elektrischen Photozellen.

Eine Sensation erlebt das Radium in diesen Tagen. Man hat im Nordwesten von Kanada reiche Lager von radiumhaltiger Bechblende entdeckt, und es hat eine Jagd nach dem kostbaren Stoff eingesetzt, die an den seligen Goldrausch Alasfas erinnert. Auf acht Tonnen Pechblende kommt die erstaunliche Menge von einem Gramm Radium. Der augenblickliche Preis von 70 000 Dollar das Gramm wird bald weiter fallen. Damit wandert das Radiummonopol, das dem belgischen Kongo gehörte, jetzt auch nach Amerika . Die praf­tische Auswertung des Radiums befindet sich noch in den Anfangs­stadien; phantastische Energien birgt jedes seiner Atome. Sie wer­den einst unsere Maschinen treiben und die Welt umgestalten.

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Die Wichtigkeit der seltenen Elemente mit hohen Atomgewichten hatte bereits der große Bunsen erfannt. Eines Tages bat ihn einer seiner Studenten um Rat, welche wissenschaftlichen Arbeiten er für sein Doktoreramen wählen solle. Bunsen sagte: Arbeiten fie über die seltenen Erden!" Damit meinte er die damals nur mit dem Namen bekannten, neu entdeckten Elemente. Der junge Student er hieß Karl Auer von Welsbach folgte Bunsen und wurde zum Erfinder des Gasglühlichts und der Osramlampe. Seine Schöpfungen bilden die Grundlage der modernen Beleuchtungskunst. Wir haben jetzt alle Steine des fosmischen Baukastens bei­sammen, aus denen die Natur als phantafievolle Bastlerin die Dinge fügt. Ein Blick in ihre wundervolle Werkstatt macht den Menschen etwas bescheidener und zeigt ihm, daß er in Wirklichkeit noch ein Lehrling ist. Erst wenn er den 92 Elementen ihr letztes Geheimnis abgerungen haben wird, menn er das Wesen dieser seltsamen Klas viatur, auf der ein unbekannter Geist so herrlich spielt, begreift, darf er sich Meister nennen.

Sprechen wir nicht so stolz und selbstbewußt von unserem ,, tech nischen Zeitalter". Das fommt erst! Biel später... Georg Grau.