Degners Geheimfonds. Sklareks waren gute Rennsport! eute.
Interessanter gestaltete sich die langgezogene Verhandlung im Sklarek-Vrozetz. als einige Leumundszeugen über den Ruf der Sklareks als Geschäfts- und Sportleute gehört wurden. Rechtsanwalt und Notar Graf v. Bredow stellt« den Sllareks als Rennsportleuten ein sehr gutes Leumundszeugnis aus. Aus der Rennbahn hätten sie sich in erstklassiger, einwandfreier Weise be- tätigt, und ihm sei niemals aufgefallen, daß sie an Schiebungen oder Wettmanipulationcn beteiligt gewesen seien. Der Zeuge be- zeichnete es als unerhört, daß man den Derbysieger„Lupus " in der Zwangsversteigerung für 20 000 Mark weggegeben habe. Graf v- Bredow bestätigte weiter, dah die Skareks auf der Rennbahn, woher er sie nur kenne, durchaus nicht protzig, sondern absolut bescheiden aufgetreten seien, so daß man sogar erwogen hätte, sie im Union -Club aufzunehmen. Der bekannte Rennsportmann v. Tepper-Laski bezeichnete die Sklareks, die er feit 1923 vom Turf her kennt, als sportlich einwandfreie Leute und bestätigte, daß die Sklarekschen Pferde große Rennen, u. a. auch das Derby ge- wonncn, und daß sie sicherlich Verdienste um den Rennsport er- warben hätten. Den Derbysieger„Lupus ", der beim Konkurs für 20 000 Mark verkauft worden ist, bewertet der Zeuge auf min- destens 100 000 Mark. Willy Sklarek:„Wir haben dock; mit unseren Pferden Rennpreise In Höhe von 256 000 Mark erzielt." Zeuge:„Bezüglich der Gewinne haben sie tatsächlich an erster Stelle gestanden." Auch der bei den Sklareks früher beschäftigt gc- wesene Jockey James Cooter bestätigte, daß der Stall erst- klassig geführt wurde und meinte, daß die 20 000 Mark für den „Lupus " ein lächerlicher Preis seien. Der Fabrikant Wagner, der Inhaber einer Damenkonfek- tionsfabrik, bekundete, daß das Renommee der Sklareks so gut war. daß Geschäfte mit ihnen beinahe als Geschäfte mit der Stadt sell'er betrachtet werden konnten. Er hätte den Sklareks ohne weiteres gegen Akzepte einen Warenkrcdit in Höhe van 70 000 Mark ein- geräumt. In der Nachmittogssitzung wurde der Vertreter H e i n r i ch t, «in Freund des Angeklagte» Stadtrot D e g n e r, als Zeugs ver- nommen. und zwar zu der von Degner aufgestellten Behauptung.
daß er während der Inflation im Besitz von Devisen, D o l- l a r s und Pfunden gewesen sei. Degner b« st reitet näm- lich, von den Sklareks Geld erhalten zu haben und will auch seine Wohnungseinrichtung aus Mitteln gekauft haben, die er von seiner Mutter erhalten habe.-Auf den Vorhalt, daß die alte Mutter kaum das Geld während der Inflatio», wertbeständig angelegt haben könne, hatte Degner erklärt, daß er in seiner Eigen- schaft als Parteifunktionär der KPD . die Möglichkeit hatte, sein Geld in Devisen umzuwechseln und sogar teilweise s e in Gehalt selbst in Devisen erhalten habe. Der Zeuge i) e i n r i ch t bestätigt das und bekundete, daß Degner in den Iahren 1923 bis 1921, als die KPD. verboten war, einen Fonds einer Hilfsorganisation internationalen Charakters für die Unterstützung politischer Flüchtlinge zu verwalten gehabt bätte und aus diesem Grunde auch über Dollars und Pfunds verfügen konnte. Die Gc- hälter seien ebensalls eine Zeillang in Devisen bezalzlt worden. Alz Grund, weshalb die Gelder von der Partei in ausliutdischen De- Visen gezahlt wurden, gab der Zeuge an, dah dadurch die Reise- route der Geldempfänger verwischt werden sollte. Degner sagte hierzu, daß er zu der betreffenden Zeit 8000 Mark in De- visen in eigenem Besitz gehabt habe. Auf die Fyagc des Staatsanwalts, weshalb er das nicht in der Vermögenssteuer- crkläruvg angegeben habe, meinte er. daß er zum Iohresc>ndc nur noch 5000 Mark gehabt habe. Staatsanwalt:„Der Devisen- besitz mußte doch auch abgeliefert werden." Degner:„Slus bc- greislichen Gründen habe ich das damals nicht getan." Staats- a n w a l t:„Sie haben doch eine Eingabe bei der Steuer gemacht. daß Sie Ihre Mutter, die völlig mittellos sei, vollkoinnwn unter- stützten und für ihre Lebensbedürfnisse aufzukommen hätten." Degner:.Nachdem mir meine Mutter ihr, wie ich annahm, letztes Geld gegeben hatte, Hab« ich sie auch unterstützt, so daß der Inhalt der Eingabe richtig ist." Zu der'Angelegenheit des von chvi verwalteten Geheimfonds erklärte Degner weiter, daß er wäh- rcnd des Verbotes der Partei in den Jahren 1923 bis 1924 einen Geheimfonds verwaltet habe.„Ich habe bisher darüber geschwiegen. weil ich nicht als politischer Verräter gelten wollte, nachdem mich die Partei noch der Sklarek-Affäre als Wahlballost über Bord geworfen hatte."
Zehnjähriges Schulmädchen ermordei.
Das Osram-Museum. Vom 2. Mai ob erhält Berlin ein neues und eigenartiges Museum, dos der großen Oeffentlichkeit an den Werktagen von 9 bis 4 und am Sonnabend von 9 bis 1 Uhr geöffnet ist. Es handelt sich um das in der E h r e n b e r g st r a ß e. 1 1/ 1 2, in der Nähe des Bahnhofs Warschauer Brücke, befindliche O s r a m- M u f e u m. das zum ersten Male einen umfassenden Uebcrblick über die geschicht- liche Entwicklung und die Herstellung der Glühlampe gibt. Nur wenigen ist bekannt, daß der deutsche Uhrmacher G o e b e l in New Jork bereits im Jahre 1854 als erster Glühlampen herstellte und seinen Laden mit ihnen beleuchtete. Ein Jahr vor Edison baute der Amerkianer S w a n eine brauchbare elektrische Glühlampe, die dann zusammen mit der von Edison 1879 herausgebrachten Lampe die Grundlage zu der heutigen Glühlampeninduftric bildete. Das interessante Museum besitzt nicht weniger als rund 20 000 Aus- stellungsstücke von der ersten Goebel-Lampc bis zu den mo- dernsten Ausführungen, deren größte für eine Leistung von 5 0 0 0 0 Watt gebaut wurde, während die kleinste medizinischen Zwecken dient und einen Kolbendurchmesscr von wenigen Milli- Nietern hat. Die Ausstellung der heute gebräuchlichen Sende-, Ver- stärker- und Empfangsröhren ergänzt die lange Reihe der gezeigten Typen. Ein„Sonnenscheinraum" dient zur Darstellung d'cr chera- pcutischen Anwendungsmöglichkeitcn verschiedenartiger, in der Me- dizin benutzter Lampen einschließlich der Hochleistungs- Röntgen- röhren. Die zweite Abteilung des Museums enthält all« zur Lainpenherstellung notwendigen Apparate und Maschinen, so daß man die Entstehung der modernen Wolsramlampe, die ein technisches Gerät von höchster Präzision ist, bis ins einzelne verfolgen kann. Zahlreiche Prüfungen, denen die halb- und ganz- fertigen Lampen innerhalb der Produktion unterliegen, kamt der Besucher selbst vornehmen. Jeder, der dieses Museum aufmerksam durchschreitet, wird einen Einblick in einen Schoffenskreis erhalten, dessen Ilmsang Erstaunen und Bewunderung hervorrufen muß. Die technische Entwicklungsarbeit, die auf diesem Gebiete geleistet wird, kommt einem vielseitigen organisierten Erfinden gleich. Der Weg von der primitiven Goebel-Lampe zur modernen Wolfrmnlampe ist tbpisch für den Weg. den die Technik in einem Zeitraum von nahezu drei Mcnschenaltern zurückgelegt hat. Das Osram-Museum, das einen ausgezeichneten Anschaungs- Unterricht vermittelt, wird in Berlin sicherlich viele Freunde finden. Ludwig Sternaux verurteili. Schimpferei ist keine Theaterkritik. Der B-Ieidigungsprozeß des Verfassers de, Dramas ,.§ ZI 8" Dr. Cr e d e gegen den Theaterkritiker des„Lotal-Anzeiger", Ludwig Sternaux, konnte cirdlich zu Ende geführt werden. Herr Sternaux, durch die Credc-Aussührung in seinen besten Gefühlen verletzt, gefiel sich in einer Schimpferei nicht nur gegen das Stück, sondern auch gegen den Verfasser selbst. Er sprach von„einem Herrn Crcdc", der..angeblich Ar st" ist und„wegen ff 218„vorbestraft", sprach ferner von„infantiler Hintertreppen- Phantasie" des Verfassers und von seiner„skrupellosen Perfidie". In der ersten Verhandlung kam ein Vergleich zustande. Herr Sternaux erklärte, daß er nicht die Absicht gehabt habe, Dr. Erede zu beleidigen. Der Vergleich scheiterte an der Kostenfrage. In der zweiten Verhandlung beantragte Rechtsanwalt Klee für Dr. Erede, daß das Theaterstück von zwei Schauspielern, die er stellen wollte, im Gerichtssaal vorgelesen werde und daß zwei Sachverständige sich über das Stück und die Kritik des Herrn Sternaux äußerten. I» der Verhandlung am Freitag wurde das Stück mit großer Eindringlichkeit von der Schauspielerin Lorra und dein Schau- spieler K a u d e r vorgelesen, worauf sich die als Sachoerztändigen erschienenen Schriftsteller Arnold Zweig und der Vorsitzende des Verbandes der Theaterkritiker Dr. Faktor gutachtlich äußerten. Arnold Zweig erklärte, daß er der Aufführung nickst bei- gewohnt halie, doch aus der Vorlesung des Stückes dessen Tugenden und Fehler wohl erkannt habe. Es habe gewisse Schwächen, ober auch gewisse Stärken. Dem Verfasser sei es leidenschaftlich darum zu tun gewesen, für seinen Standpunkt zu kämpfen. Von Perfidie könne keine Rede sein. Es geh« auch nicht an, bei andersgearteter politischer Gesinnung den Charakter des Verfassers anzuzweifeln. Las Niveau der Kritik des Herrn Sternaux reiche in keiner Weise an das Niveau des Stückes selbst heran. Ist das Stück nicht gut.
Ich bin wieder bei meinem Regiment. In der sechzehn- ten Konipagnie hat sich nichts verändert. Dieselben Menschen, dieselben abgerissenen Mäntel, dieselben bartbewachsenen. schmutzigen Gesichter, dieselben mnden-Augen. Tschaika sieht gedunsen aus, gelb und grau geworden. Er ist bereits Oberstleutnant, macht sich aber nicht viel daraus. Und wie oft hat er früher davon geträumt, wie er als Siabsoffizlcr feinen Abschied nehmen und dann nur noch malen will. Auf den Achselstücken— sie werden aus Gründen der Sicherheit neuerdings schmucklos und unauffällig getragen— hat er jetzt seine zwei Streifen und drei Sterne, behelfsmäßig mit Tintenstift gezeichnet. Unsere Armee gehl zurück. In den letzten Monaten sind große und kleine Städte, ganze Kreise und Gouvernements aufgegeben worden. Die Angriffe der Deurschen prassoln mit unerhörter Wucht und Wildheit auf uns ein. Auf kleine Frontadschnitte kommen Hundorte von Maschinengewehren, Geschützen und Flugzeugen. Wir fühlen die Ilcberlegcnheit hes Feindes- Die Ssidaten wissen nicht, was sich außerhalb chrsr Kompagnie abspielt: st« lstchen nickst einmal eine Vorstellung davon, was im Ahfchnitt der eigenen Brigade, des eigenen Regiments vor sich geht. Oft halten sie einen Mißerfolg für einen Sieg und umgekehrt. Jetzt wissen aber alle, daß die Armeen zurückgehen. Die Soldaten haben es bereits gelernt, die Etappe und die Aoin- mandobehörden im Hinterland zu hassen. Ununterbrochen wird am Ausbau unserer Gräben ge«
so war die Kritik einfach schlimm. Dr. Faktor war gleichfalls der Ansicht, daß der Vorwurf einer skrupellosen Perfidie in keiner Weise gerecht erscheine. Dem Verfasser log es nicht daran, etwa besonders hervorzuheben, daß nur die Proletariersrau unter dem § 2l8 leide. Es ging ihm darum, überhaupt gegen den§ 218 anzukämpfen. Dos Gericht kam zur Verurteilung des Kritikers Sternaux wegen Beleidigung und erkannte auf eine Geldstrafe in Höhe von 50 Mark. Auf den elektrischen Stuhl geschleift. Ein Aeitrag zum Etreik um die Todesstrafe. New gor!, 29. April. In Eddyville im Staate Kentucky sollte ein steger. der zusammen mit zwei anderen zum Tode durch den elektrischen Stuhl verurteilt worden war, zur Hinrichtung abgeführt werden. Als die Wärter bei ihm erschienen, schleuderte er ihnen zunächst einen Eimer mit heißem Wasser ins Gesicht und leistete daun noch zwei Stunden lang verzweifelten Widersland, wobei er sich eine» Eisen- röhr» bediente, dos er von der Wasserleitung losgerissen halte. Er konnte erst überwältigt und zur Hinrichtung geschleift wer- den, nachdem die Wärter von Tränengasbomben Gebrauch gemacht halten.
45 Opfer eines Straßenbahnunfalls. Aus Prag wird gemeldet: In M ä h r i f ch- O st r a u sichren zwei Straßenbahnen infolge falscher Weichenstellung aufeinander. Der eine Wagen, in dem sich viele Schulkinder befanden, wurde fast gänzlich zertrümmert. Zwei Polizisten und zwei Frauen wur- den schwer verletzt, weitere 41 Personen, meist Schul« linder, trugen leichtere Verletzungen davon.
arbeitet. Die Sappeurc helfen uns. Holz und Stocheldraht wird nngefahren. Verbindungsgänge ausgehoben, Mafchinen- gewehrnester eingerichlet. Hinter unseren Gräben schanzt die Reserve. Solange noch alles still ist, treiben die Soldaten in den umliegenden Dörfern ihr Wesen. Sie klauen Hühner, Enten. Ferkel. Bei Tage sitzen sie vollständig nackt in der Sonne, lassen sich braten, trocknen ihre Fußlappen, flicken ihre Hosen und führen unendliche Gespräche. „Das steht fest, jetzt ist bald Frieden. Der Deutsche greift nicht an. nämlich weil er überlegt, ob er weiter kämpfen oder Frieden machen soll." „Die Deutschen werden nicht zuerst um Frieden bitten, die sind zu stolz dazu." „Aber was will denn der Deutsche noch mehr? Hat sich soviel Land eingesteckt und immer noch nicht genug. Hat Schuhe, hat was anzuziehen, hat zu fressen. Nicht so wie unsereiner." „Ja. aber unser Zar wird nicht um Frieden bitten." „Also, angenommen, es gibt keinen Frieden. Dann geht die Keilerei solange weiter, bis alle kaputt sind." Ich liege an der Brustwehr, lasse mich von der Sonne braten und höre dem Gespräch zu. ohne die Gesichter der Plaudernden zu sehen. Unter den Soldaten sind viele Neue. Wir haben sehr feste Stellungen, angelegt nach allen Regeln der Sappcurkunst. Man sieht deutlich, hier soll der Feind endgültig zum Stehen gebracht werden. Ueberwältigt er uns hier, dann gibt es überhaupt nichts, was ihm stand- holten könnte. In den Gruben gibt es tiefe Nischen zur Aufbewahrung von Munition und für die Tonnen mit Trinkwässer. Die Gröben haben starke Abdeckungen. Innerhalb des Graben- l systems sind Abflußrinnen für das Regenwasser geHaut worden. Weiter, in der Gegend der Verbindungsgräben, sind die Latrinen, und noch weiter die eingebauten Küchen. Vorne ist eine breite Zone von Drahthindernissen. Stellungen von solcher Festigkeit haben wir nie zuvor angelegt. Nachts hören wir fernen Geschützdonner. Und weit links von uns geht rotes Wetterleuchten über den schwarzen Horizont hin. Bald wird es erellgelb und wächst, als käme
Oer Täter verhastet und geständig. R i n t e l n a. d. Weser . 29. April. Seit einigen Tagen war die zehnjährige Schülerin H a r t t« a n n. die zusammen mit einer Freundin einen Spaziergang in die benach. borken Wälder unternommen halle , spurlos verschwunden. Trotz eifrigster stochsorschungcn konnte über den verbleib des Mädchens nichts festgestellt werden. Heule früh wurde der Gelegen- heilsarbetler Buchheim feflgeuommen, der nach kurzem verhör gestand, die kleine kiartmann nach einem Siltiichkeitsverbrechen er- mordet zu haben. Ihre Leiche wurde in einem Tannengcbüsch aufgefunden.
Siaiionskasse in Tefchen ausgsplüttSert. Olmüh. 29. April. Unbekannte Räuber überfielen heute die Stationskajse in Tesche». Sie b« t ä u b t e n den Starlonskassiercr mit Lecher und raubten aus der Stationskasse den Betrag von 900000 Kronen, der zur Lohnauszahlung vorbereitet war. Die Gendarmerie hat die Untersuchung aufgenommen. Der betäubte Kassierer hat erst naä) Stunden das Bewußtsein wiedererlangt.
Frühlingssest des.üabarcttklubs. In dem heut« abend in der„Neuen Welt". Hasenheide Ivb— l 14, unter Mitwirkung erster Kimstler und zahl- reicher bekannter Kompeiiisteit stattfindenden F r ü h l i n g S f c st de? kürz- lich von Mitgliedern des Z d A. gegründeten Berliner Kabarettklubs■ erhalten Mitglieder bei AfA-BundcS und des A G D B. gegen Vorzeigung ihres Mitgliedsbuches sowie unsere Leser aus Erund der letzten Abonnenteiiquitlung Aorzugskartcn zum Preise von 1,20 Mark an der Abendlasse. Erwerbslose 1 Mark.
es auf uns zu, bald wird der rote Schein wieder dunkler und verzieht sich. Den ganzen nächsten Tag über scheint der Geschützdonner näher zu kommen, und der Himmel hinter dem fernen Hügel- kämm ist mit schwarzem Nebelrauch bedeckt. Als der neue Tag graut und wir noch in unsere Mäntel gewickelt schlafen, da"krepiert fünfhundert Schritte von der Kompagnie ein riesiges Geschoß mit markerschüttenchem i Lärm. Heulen und Getöse. Der Einschlag hat eine solche Wucht, daß die Erde unter unseren Füßen bebt und wir beinah in die Höhe geschleudert werden. Alle springen wir gleichzeitig auf und glauben noch lange in der Luft einen dupfen Nachhall zu hören, als hätte eine gigantische Kirchenglocke geläutet. Vor uns, im leeren Raum, hat sich die große schwarze Wolke noch nicht verzogen. Allmählich löst sie sich von der Erde, teilt sich in Schwaden und verschwimmt. Im Osten flammen die ersten Purpurstreifen auf, noch von oben her durch dunkle Bläue überschattet. Unter den kleinen graublauen Wolken erscheinen goldige Lämmer- wölkchen. dann wird der ganze Himmel rosa, purpurn, blau, smaragd- und türkisfarben. Alle paar Minuten gibt es im Borgeländc unseres Re- gimentsabschnitts eine betäubende Detonation. Der Wind trägt uns den Rauch- und Sprengstofsgeruch zu. Jetzt explodieren auch schon hinter unseren Gräben feindliche Geschosse. Wir sitzen tief in unseren Höhlen, gegen die Wände ge- schmiegt. Die Detonationen werden immer häufiger, fast folgen sie einander ohne Pause. Eine ist ganz nah. sie macht einen so betäubenden Larm, als flögen tausend Zentner Wellblech in die Lust. Der Explosion folgt herzzerreißendes Aufstöhnen und Ge- schrei. Es ist sp lange zu hören, bis es vom Gebrüll des nächsten einschlagenden Geschosses verschlungen wird, erhebt sich darauf aber gleich von neuem. Mir ist, als höre ich es viele Stunden lang. Im Trommelfeuer der schweren Geschütze ist es nicht möglich, die Verwundeten zu holen, und so liegen sie in den zertrümmerten Gröben, halb verschüttet von Erde und Bohlenstücken, mit abgerissenen Gliedmaßen, und perbluten. Die spanischen Reiter sind an vielen Stellen kurz und klein geschossen.(Fortsetzung, folgt.)