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Deutsches Reich . Der Kaiser und Stöcker. Daß Stöcker sich lange Zeit der Gunst des jetzigen Kaisers zu erfreuen hatte, ist bekaNnl. Trotzdem ist es werlh, hierfür eine erst in letzter Zeit bekannt gewordene Reminiszenz wieverzugeben. Pastor W- Krüger veröffentlicht im.Reichsboten"persönliche Erinnerungen an Oberhofprediger Dr. Kögel". Krüger ist sowohl der Schwager Kögek'z als auch der Schwager Stöcker's. Pastor Krüger also schreibt: Es war im Sommer des Jahres, in welchem die sogenannten Etöcker.Prozeffe" in der Oeffentlichkeit das größte Aufsehen machten. Der Gedawl« lag nahe, daß Kaiser Wilhelm in Erwägung, daß einer der ihm nah« stehenden Hosprediger fort und fort einen so gewaltigen Rumor und eine tets erneuerte Preßfehde hervorrust, eine Aenderung in der amtlichen Stellung Stöcker's wünschen und b-e w i r k e n werde. Die Stellungnahme Kögel's und das gleichzeitige Eintreffen eines in gleichem Sinu-e gehaltenen Schreibens des jungen Prinzen Wilhelm a n den kaiserlichen Groß- vater hatte zur Folge, daß Stöcker damals nicht veranlaßt wurde, die Stellung alsHof» Prediger aufzugeb« n." Zun» Untergang desIltis" schreibt eine Lokalkorrespondenz:Die Katastrophe dürfte sich nur wenige Meilen von der Stelle abgespiell haben, wo im vorigen Jahre die Schlacht bei Wei-Hei-Wei stattgefunden hat. Fast noch in Sicht dieses Hafens hat der Taifun das Schiff erfaßt. Unser Ge- währsman», der viele Jahre hindurch das gelbe Meer defahren, erwähnt ferner, daß die zwölf Personen, welche die furcht- bare Katastrophe überlebt, durch chinesische Dschunke» auf- gefischt worden sein müssen. Diese kleinen chinesische» Fahrzeuge feie» überaus seetüchtig und vermögen selbst einem derartig furchtbaren Orkan stand zu halten. Vor etwa Jahresfrist war übrigens auch ein anderes deutsches Kriegsschiff, der Kreuzer 3. KlasseAlexaudrine", infolge eines Taifuns dem Untergang nahe und der Orkan traf das Schiff fast an derselben Stelle im Meer, wo jetzt derIltis" untergegangen. Glücklicher- weise war daS seetüchtige Schiff nur von einem Ausläufer des Taifun? erfaßt worden und es konnte unter Verlust der Vor- fegel-Takelage stark havarirt, den nächsten Hafen erreichen. Unser Gewährsmann glaubt aus der Retlung der 12 Matrosen schließen zu könne», daß der entsetzliche Sturm nur wenige Minuten angehalten hat. Das Kanonenboot ist beim schönsten Wetter hinausgefahren und mit rasender Geschwindigkeit ist dann der Taifun, der sich durch ein kleines Wölkchen am Himmel an- fänglich kennzeichnete, über das Schiff hergefallen, hat daflelbe mit unwiderstehlicher Gewalt im Kreise umhergewirbelt und es so iu den Grund gezogen." Ueber die Vorarbeiten für die nächste ReichStagS- Gesfion niachen dieVerl . Pol: Nachr." einige Mittheilungen. Bon den vorzulegenden Gesetzentwürfen hat der Bundesrath einige bereits vor längerer Zeil zur Berathung und Beschluß- faffung zugestellt erhalten, so die Novellen zum Gerichts- verfassungs-Gesetz. zur Konkursordnnng und zur Z i v i l pr o z e ß-O r d n u n g. DieErörterung dieser Vorlagen hat nun schon Monate hindurch die zuständigen Bundesraths- Aus- schüsse beschäftigt. Sobald der Bundesrath mit diesen Arbeiten fertig sein wird, dürfte auch die Veröffentlichung des Wortlauts der Entwürfe, mindestens jedoch der Novelle zur Ronkurs- ordnung. erfolgen. Nimmt man hinzu, daß der Reichstag noch aus dem letztverflossenen Tagungsabschnitte eine umfangreiche. hauptsächlich die Juristen angehende Arbeit in der Novelle zum Gerichtsverfassungs- gesetz und zur Strafprozeßordnung, in welcher die Entschädigung unschuldig Verurtheilter, die Wiedereinführung der Berufung in Strafsachen u. s. w. behandelt werden, in zweiter und dritter Lesung zu erledigen hat, so dürfte man in der An­nahme kaum fehlgehen, daß auch der zweite Theil der Ende 1895 begonnenen Reichstagstagung den Juristen wieder die meiste Arbeit verschaffen wird, um so mehr, wenn noch eine Reform des Militär-Strafprozesses in Frage käme. Was die Vorbarbeiten für andere dem Reichstag im Herbste vorzulegende Entwürfe betrifft, so sind dieselben gegenwärtig wohl nur beim Auswanderungsgesetz so weit gefördert, daß man mit einiger Gewißheit aus die Einbringung desselben rechnen dürfte. Zur Gehaltsaufbesserung der Beamten will dieOstdeutsche Rundschan" von gut unterrichteter Seite erfahren haben, daß die Aufbesserung vom!. April I89S ab in kraft treten soll. Die Ausbesserung für die Subaltern- beamten soll in der Weis« geschehen, daß das Anfangsgehalt um 300 M. und das von» Tage der Anstellung ab nach 18 Jahren zu erreichende Höchstgehalt um 600 M. erhöht wird. Bei den meisten königlichen Subalternbeamte» wird demnach das Jahres- gehalt ausschließlich des gesetzliche» Wohnungsgeld-Zuschusses bei der Anstellung 2100 M. und das Höchstgehalt 4200 M. betragen. Die gleichzeitige Gehaltsaufbesserung der höheren Beamten werde wohl auch eine entsprechend höhere sein. Die LandrathS-Kandidatur im Wahlkreis Westhavelland-Brandenburg wird auch von derKöln . Ztg." aus'stiefste beklagt" und schließlich bemerkt:Wie lange mag die Regierung eS mit ansehen, daß im Lande auf und ab der Glaube entsteht, ein Landrath im alten Preußen könne sich bei Wahlen alles und noch einiges mehr heraus- nehme»." Die Dauer der Prozesse betrug in erster Instanz bei den preußischen Landgerichten: weniger als eine Woche bei S9L0 Wechselprozessen und 282 sonstigen Prozessen; eine Woche bis ausschließlich einen Monat bei 22 382 Wechsel- Prozessen und 19Sö9 sonstigen Prozessen; einen bis ausschließlich 2 Monate bei d8 Wcchfelprozessen bezw. 55 742 sonstigen Pro­zessen; 2 bis ausschließlich 3 Monate bei 20 Wechselprozessen und II 796 sonstigeu Prozessen; mehr als drei Monate bei 7 Wechselprozessen und 10 016 sonstigen Prozessen. Von alle» durch kontradiktorisches, die Sache erledigendes Endurtheil für die Instanz beendeten Prozessen hatten seit Einreichung der Klageschrift(bezw. Ladung zur Terminbestimmung) bis zur Ver- kündiguug jenes Urtheils gedauert: weniger als 3 Monate 8213, 3 bis ausschl. 6 Monate 9646, 6 bis ausschl. 12 Monate 10 581. I bis ausschl. 2 Jahre 4737, über 2 Jahre 1357 Prozesse. In der B« r u f u n g S i n st a n z betrug der Zeitraum zwischen Einreichung der BerufungSschrift zur Terminbestimmung und dem ersten Verhandlungstermin für die 1895 in der Berufungsinstanz an- hängig gewordenen Sachen in 11 Fällen weniger als 1 Woche, in 459 1 Woche bis ausschl. 1 Monat, in 20311 1 bis ausschl. 2Monate, in 4190 2 bis ausschl. 3 Monat und in 6263 Fälle» 3 Monat und mehr. Dagegen hatten von allen durch kontradiktorisches. die Sache erledigendes Endurtheil für die Instanz beendeten Prozessen seit Einreichung der Berusungsschrift zur Termin- bestimmung bis zur Verkündigung jenes Urtheils in der Be- rufungsinstanz gedauert: weniger als 3 Monat 3468, 3 bis ausschl. 6 Monat 8200, 6 Monat bis 1 Jahr 6865, 12 Jahre 1712 und über 2 Jahre 270 Prozesse. Zu den Begnadigungen von Polizisten be- merkt der streng konservativeReichsbote": Wir möchten hoffen, daß diese Angaben amtlich berichligt werden können; wenn sie zutreffend sind, so glauben wir all- gemeiner Zustimmung sicher zu sein, wenn wir in aller Ehrfurcht feststellen, daß Begnadigungen dieser Art dem Rechtsgesühle des Voltes nicht besser entsprechen, wie die eine zeitlang stehend ge- übten Begnadigungen verurtheilter Duellanten. Es ist eine wichtige Pflicht des Herrschers und der Regierung, ihre Be- amten und Diener dort zu schützen, wo sie in treuer, legaler Ausübung ihrer Pflicht gehandelt haben. Unsere revolutionär unterwühlte Zeit erfordert dies besonders. Aber wenn man ungesetzliche Ausschreitungen von Beamten in Schutz nimmt und die von einem ordentlichen Gericht dafür erkannten Strafen abschwächt, so setzt man sich selbst mit in das Unrecht und schafft eine Art Privileg für Pflichtvergessenheite» der unteren Organe, welches die bürgerlichen Kreise verletzen muß und sicher nicht erzieherisch auf den Geist der Beamtenschaft ein- wirkt. Es mag für dieselbe manchesmal schwer sein gegenüber dem leidenschaftlichen Toben sozialistischer Umstürzler ruhig Blut zu behalten, aber nur wenn sie selbst de» Fuß unverrückt beim Markstein des Gesetzes hält, wird sie die bürgerliche Ordnung recht hüten können." Wir wolle» dazu nur bemerken, daß die in letzter Zeit be- gnadigten Polizisten durchaus nichts mit sozialistischen Um- stürzlcrn zu thun hatten. Sie wurden bestraft, weil sie xbeliebiges Publikuni mißhandelt hatte» nnd wurden begnadigt aus Gründen, die wir nicht kennen, aber sicher nicht deshalb, weil sie sich b l o s an sozialdemokratischen Umstürzlern vergriffen hatten. Ober- Verwaltungsgericht und Sozial- d e m o k r a t i e. Zu der eigenthümlichen Entscheidung des Ober- Verwallungsgerichtes in Sachen des Kolberger Strand- schlosses schreibt dieKölnische Volks-Zeitung": Die Enlfcheidlrng des Ober-Verwaltungsgerichts scheint uns sehr zweischneidiger Natur zusein. Mit dernotorisch" grundsätzlichen Bekämpfung der Grundlagen der bestehenden Staats- und Rechtsordnung ist das so eine eigene Sache. Haben nicht wirUltra- motanen" noch vor ei n ige ic Jahrennotorisch" die Grundlage» von Staat und Reich bekänipft, nnd thun wir es in den Augen vieler pro- testantischer Fanatiker nicht auch heute noch? Es könnte die Zeit kommen, wo auch die Ueberlassung eines Saales an dieZenlrumspartei vom Ober-Verwaltungsgericht alsBe- günstigung" des Umsturzes ausgelegt würde. Hat doch Ober- bürgermeister Kaufmann»n Bonn schon lediglich seinAmt ver- wirkt", daß er nicht erklären wollte,gern" an maigesetzlicher Be- kämpfnng ultramontaner Umsturzbestrebungen mitzuwirken. Man sage nicht, das sei eine übertriebene Schwarzseherei. Gebranntes Kind scheut das Feuer. Was heute der einen Partei passirt, kann morgen der anderen passiren; es braucht blos wieder eine politisch oder religiös aufgeregte Zeil zu kommen, und ohne Umstände wird eine Partei aus dem Frieden gesetzt und für eine Ausnahmcpartei erklärt. Einer sonderbaren Illusion giebt sich das Ober-Verwaltungs- gericht auch hin, wenn es meint, die Hergabe eines Saales sei eine Begünstigung der Sozialdemokratie, die Verweigerung also eine Bekämpfung sei. Umgekehrt dürfte es ziem- lich richtig sein, wenigstens in Fällen wie der vo> liegende. Die Sozialdemokratie kann nur Agitations- st off daraus entnehmen, wenn ihr ein städtischer Saal verweigert wird, den alle anderen Parteien benutzen dürfen. Ein helles Streiflicht wirft die Darlegung des Ober-Verwaltnngsgerichts auch auf ein etwaiges künftiges Sozialistengesetz. Wirthe, die ihr Lokal zu sozialdemokratischen Versammlungen hergeben, machen sich derBegünstigung" schuldig und müßten gewärtigen, daß sie die Konzession verwirkt hätten. Und wie steht es denn mit Beamten, welche den Bund der Landwirthe unterstützen? Aus dem Bunde tönt doch vonZeit zu Zeit das Wort des Herrn Ruprecht-Ransern heraus:Wir müffen all Sozialdemokraten werden!" Daß tausende von kleinen Beamten bei den Wahlen für die Sozialdemokraten stimmen, ist auch kein Geheimniß. Müßte denen nicht etwas näher nachgegangen werde»? Wir meine», man sollte auf dem vom Ober-Verwaltungsgericht gezeigten Wege nicht vorangehen. Man holt sich da doch nur Niederlagen. Nicht indem man die Sozialdemokratie als Ausnahmepartei behandelt, besiegt man sie, sondern indem man die Ursachen beseitigt, denen sie ihre Existenz verdankt." Zur Einfuhr amerikanischen Pferde- s l e t s ch e s. Auf den Wunsch des Reichskanzlers haben Er- Hebungen darüber stattgefunden, ob Maßnahmen gegen die Ein- fuhr überseeische», vorzugsweise amerikanischen Pferdefleisches nach Deutschland zu ergreife» seien, dessen Transport vornehmlich über Belgien geht. Deutsche Fleischerfachblätter hatten über amerikanische Reisende berichtet, welche i» den verschiedensten Städten Deutschlands , namentlich am Rhein und in Hamburg , Absatzgebiete für diese Waare zu errinaen bemüht gewesen seien. Die Erhebungen sollen nach derFrankfurter Zeitung " jedoch er- geben haben, daß es vorläufig nicht nöthig sei, Abwehrmaßregeln zu ergreifen. Geheim. Das Halle'scheVolksblatt" theilte kurz vor der Wahl mit, daß den Bediensteten und Arbeitern der Halle'sche» Bahudirektion diesmal Schwierigkeiten betreffs ihrer Belheiligung an der Wahl in den Weg gelegt würden. Es ist jetzt in der Lage, diese Mittheilung durch Abdruck des folgenden Schriftstücks zu beweisen: Halle a. S.. den 24. 6. 96. Königl. Eisenbahndirektion No. G. 634 Pr. Geheim! Am 80. Juni d. I. von vormittags 10 bis nachmittag? 6 Uhr findet in den zum Reichstags- Wahlbezirk Halle a. S. ! gehörigen Orten die Nachwahl eines Reichstags-Abgeordneten tatt. Die Herren Jnfpektions- und Bureauvorstände werden ersucht, die nachgeordneten Beamten nnd Arbeiter auf den in Frage kommenden Stationen in geeignet erscheinender Weise auf ihre Pflicht zur Ausübung ihres Wahlrechts aufmerksam zu machen und den dazu erforderlichen Urlaub zu gewähren. Hinsichtlich der in> Arbeitsverhältniß stehenden Personen wird noch aus- drücklich darauf hingewiesen, daß für die durch A u S- Übung des Wahlrechts versäumte Arbeits - zeit Lohn nicht zu bewilligen i st. Die Arbeiter werden deshalb ihr Wahlrecht möglichst außerhalb der Be- schäftigungszeit auszuüben haben. G. S e y d e l. Warum ist dieser Erlaß als geheim gekennzeichnet. Sollten die Beamten noch einiges zwischen den Zeilen heraus- lesen? Zur Frage des Bernstein-MonopolS schreibt auffallend verspätet die halbamtlicheVerl . Correspondenz" jetzt: Einen Vortheil hat der Prozeß Westphal bereits gezeigt, indem die Regierung zu Königsberg dem Besitzer Finck zu Bardau bei Palmnicke», einem Nachbar des Geh. Kommerzienraths Becker, die Erlaudniß zur Eröffnung eines Bernstein - Bergwerks auf seinem Grundstück erlhcilt hat. Diese Mittheilnng ist unzutreffend. Nach Auskunst der Re- gierung zu Königsberg :. Pr. sind seit dem 31. Oktober 1890 weder von dem genannten Besitzer Finck, noch von anderer Seite Anträge auf Gestattung der Eröffnung eines Bernstein -Bergwerks gestellt worden. Den dicserhalb von den Interessenten vor dem angegebenen Zeitpunkte gestellten Anträgen gegenüber hat die Staatsverwaltung zu keiner Zeit sich ablehnend verhalten.. Cleve, 61. Juli. Amtliches Wahlresultat. Bei der heutigen Landtags-Ersatzwahl wurde Pfarrer Dr. H e v e l i n g zu Pfalzdorf(Z., gemäßigt) mit 120 Stimmen gewählt, gegen von Monschaw zu Goch (Z., gemäßigt), der 56 Stimmen erhielt. Saarbrücken , 29. Juli. (Frankfurter Zeitung .) Während das Berliner Organ des Freiherrn v. Stumm, diePost", der oberen Kirchenbehörde ein Vorgehen gegen die Verfasser der schon erwähnte», bereits in zweiter Auflage erschienenen Schrift: Freiherr v. Stumm-Halberg und die evangelischen Geistlichen im Saargebiet" anempfiehlt, bemerkt das Neunkirchuer Organ Stunim'S, dem königl. Konsistorium znKoblenz sei eine Beschwerde- schrift gegen verschiedene in der Broschüre enthaltene Ans- lassungen, die das Blatt als Unwahrheiten und Entstellungen bezeichnet, von feiten Stunnn's eingereicht worden. Warum bringt er diese Beschwerden nicht gleich in Form einer Er« widerung in den ihm zur Verfügung stehenden Blättern an die Oeffentlichkeit? Marschunfälle. DenDresdener Nachrichten" wird aus Bautzen unterm 29. Juli berichtet: Das 4. Infanterie- Regiment Nr. 103 hielt am gestrigen Tage eine Felddienstübung mit Kavallerie in der Gegend von Plieskowitz- Doberschütz- Kreckwiy ab. Zum Schluß wurde bei letzterem Orte Biwak be- zogen, Zelte ausgeschlagen und abgekocht. Die Mannschaften erhielten frisches Fleisch, Kartoffeln und Bier. Auf dem Marsche vom Biwak zur Garnison wurden 52 Mann marschunfähig, da- von 3 von der jetzt übenden Lehrer-Kompagnie. Sämmlliche unter ärztlicher Aussicht zurückgelassenen Leute wurden auf sofort herbeigeholten Wagen dem Garnison -Lazareth zugeführt. Be- dauerlicherweise ist der Soldat Lehrer Nissen in der Nacht ver- schieden, während sämmlliche andere Mannschaften sich der Sicherheit wegen noch in Pflege, aber außer jeder Gefahr be- finden. Die Lehrer-Kompagnie ohne Gepäck nur mit langgelegter Zellbahn und Kochgeschirr hatte der Felddienstübung selbst nicht beigewohnt, sondern war zum Biwak niil der Regiments- musik nach dem B'/s Kilometer entfernten Kreckivitz marschirt und nach dem drei Stunden währenden Biwak mir dem Regiment direkt zur Garnison zurückgekehrt, so daß deren Gesamintinarsch- leistung 11 Kilometer(in zwei Abtheilungen) etwas über zwei Stunden betrug. Lübeck » 31. Juli. Der Bau des Elbe-Trave» Kanals auf der Strecke Lübeck -Mölln hat heut« begonnen. Schweiz. Zürich » 29. Juli. (Eigener Bericht.) Bei einem großen Theile der Demonstranten gegen die I t a l i c n e r scheint nicht blos Empörung über deren Rohheilen bestimmend für ihr Vor- gehen gewesen zu sein, sondern auch der Haß gegen sie als Arbeiter, wodurch der Krawall zum Pendant des Berne r Krawalls von 1393 geworden ist. Die Jtalie.er werden eben von den Unternehmern vielfach den einheimischen Arbeitern vor- gezogen, so daß manche derselben arbeitslos sind, während lausende von Italienern Arbeit und Verdienst haben. Ferner richtet sich die Demonstration auch gegen die Polizei, welche die Italiener in bezug auf Schriften und Wohnung fast gar nicht kontrollirt nnd endlich auch dagegen, daß diese so gut wie keine Steuern zahlen, weil sie sich einfach nicht melden, während sonst jeder Arbeiter Steuer» zahlen muß. So erhalten die Vorgänge einen sozialen und wirthschaitlichen Hintergrund. Es sind nun mehr als 20 italienische Wirihschnften demolirt, desgleichen Straßenlaterne», Polizeiposten zc. Offenbar hat an diesen Verwüstungen die Hefe der Gesellschaft, Zuhälter und der- gleichen den größten Antheil. Infolge der Zlbreise zahlreicher Italiener stehen nun nicht wenige Bauten still, so auch die neue Kirche in Wiedikon-Zürich . Die Leitung der sozialdemokratischen Partei in Außersihl hat folgende Plakate anschlagen laffen: An die Arbeiter von Zürich III. Wir richten die dringende Bitte an Euch, den gegenwärtigen Exzessen, diesen Jtalienerhatzen, fernzubleiben. Bietet nicht Hand dazu, daß all' die Ungerechtig- keile», die da mitunterlaufen, schließlich der Arbeiterschaft in die Schuhe geschoben werden können. Sorgt doch dafür, daß Ihr bei allen politischen Aktionen zu Eurem Rechte kommt, anstatt Euch in einem Kampfe zu ereifern, der doch nur ein Bruder- kämpf ist. Sorgt dafür, daß vonoben" herab, resp. behördlicher- seils endlich Ordnung geschaffen werde betreffs derJlalienersrage" sowohl bezüglich Steuerengagement als in sanitätspolizeilicher Beziehung. Eure unterzeichneten Vertrauensleute entschlagen sich jeder Verantwortung sur vorkommende gesetzwidrige Uebergriff« und erwarten diesbezüglich speziell von der organistrten Arbeiter- schait eine disziplinirre und unseren Tendenzen entsprechende Aufführung. Also vor allem: Ruhig Blut." Frankreich . Paris , 31. Juli. Die katholische Pvesse ist entrüstet über den Vorschlag des Kultusministers, wonach allen jungen Geistlichen der Stadt die Verp flichtung auferlegt wird, während 23 Tagen Militärdienste zu l e i st e n. Bisher waren die Geistlichen von der Militärdienst- Pflicht befreit. Belgien . Brüssel » 31. Juli. Die sozialistische Gemeindeverwaltung von Harbaumont beschloß, dem formellen Ersuchen des Ministers des Inner», bei de» Nationalfesten die Trikolore zu verwenden. nicht stattzugeben, sondern ausschließlich sich der rothen Fahne zu bedienen. England. London » 81. Juli. Ueber hundert Nnterhatts» Mitglieder aller Parteien unterzeichneten ein Gesuch an den Staatssekretär deS Innern Sir M. W. Ridley, um für I a m e s o n und Genossen die Vergünstigung auszuwirken, als Gefangene erster Klaffe behandelt zu werden, und zwar unter Hinweis auf die Unergennützigkeit der Beweggründe der Verurtheilten. wie unrecht sie auch immer gehandelt haben möchten, sowie auf die bereits in Südafrika erlitten« Gesängniß- strafe.- Italien . Rom , 31. Juli. Durch königliche Verordnung ist die Ein» leitung einer Enquete über die Verwaltung der Eisenbahnen verfügt worden. Rom , 31. Juli. (W. T. B.) Di«Gazetta ufficiale" ver- öffentlicht heute ein Dekret vom 30. d. M., durch welches die die Parlamentsfession vertagt wird. Rom » 31. Juli. (B. H. ) Aus Albano wird gemeldet, daß Crispi dort gestern von Kurgästen insultirt wurde. Amerika. Washington . 31. Juli. In Beantwortung einer Anfrage eines Zeitungskorrespondenten aus Arkansas äußerte der Schatz- sekretär Carlisle, im Falle der freien Silber- prägung würde die gesummte Valuta sofort aus die Silberbasis hinabsinken und die Checks und Tratten in Silberdollars oder deren Aequivalent gezahlt werden. Nie- mand könne annehmen, daß es die Pflicht der Regierung sein würde, den für Privatpersonen oder Korporationen unentgelt- lich geprägten Standard-Silberdollar aus gleichem Werth« mit dem Golddollar zu erhalten. Washington , 30. Juli. Der Präsident Cleveland er- ließ eine Proklamation, welche den Bürgern die B e- ivahrung der Neutralität Kuba gegenüber zur Pflicht macht und ankündigt, daß jede Verletzung der Neutralität streng verfolgt werden wird. Kubanisches. Nach einer über Madrid ein- zetroffene» Privatdepesche aus Havannah ist in der Hauptstadt )er Insel Pinos ein Waffen- und Mnnitionsdepot und dainit zu- ammenhängend eine Verschwörung entdeckt worden. Den Ver- ch w ö r e r n war es gelungen, sich des M i l i t ä r- K o m- Mandanten zu bemächtigen; derselbe wurde jedoch durch die Polizei wieder befreit und so der Plan zum Scheitern gebracht. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. Ein in New-Uork eingegangenes Telegramm ans Havannah meldet über die Unruhen auf der Insel Pinos, daß unter den dortigen Gefangenen gestern eine Revolte ausgebrochen 'ei. 300 andere Personen hätten sich heute der Bewegung an- geschlossen und bereiteten einen Angriff auf die Stadt vor. Die Streitkräfte der kubanischen In' urgenten. Das Madrider BlattLa Correspondencia" er- hält von einem Offizier aus Kuba einen Bericht, in dem die Streitkräfte der Insurgenten, ungerechnet eine Menge von rieineren über die ganze Insel zerstreuten Schaar«» ans 45 300 Mann geschätzt werden. Diese Zahl umsaßt aber nur die mit den Waffen in der Hand kämpfende» Insurgenten. Daneben f