Das Himmelfahrtsweiter. Veränderlich. — Abwechselnd heiter und bewölkt! Das trüb« und zum T«it regnerische Wetter in den ersten Mai- tagen dürfte bald, wenn nicht alle Anzeichen trügen, wärmerem und heiterem Wetter weichen. Es hat sich ein starkes Hochdruckgebiet gebildet, das von Island bis zur Biskaya -Bucht reicht. Dieses Hoch wird vermutlich sehr bald den Charakter unseres Wetters günstig beeinflussen. Zunächst ist für den morgigen Himmelfahrtstag allerdings noch mit recht wechselvollem Wetter zu rechnen. Aus der Dstseite des langgestreckten Hochs hat sich nämlich vom nördlichen Eismeer her eine Lustströmung südwärts in Bewegung gesetzt, die bald große Teile Mitteleuropas erreichen dürste. Mit dieser Luftströmung werden aus Skandinavien kleinere Störungen mit herangeführt, so daß für den Himmelsfahrtstag typisches„Herrenpartie-Wetter" herrschen wird. Teils heiter— teils stark wolkig bei vereinzelten geringen Regenschauern heißt die Prognose des Amtlichen Wetterdienstes. Die Temperaturen werden aller Voraussicht nach zwischen 12 und IS Grad Wärme, vielleicht auch etwas darüber liegen.
Zuchthaus über Kürstenwalde. Das Urteil gegen die„?ioten weiter". Leipzig , 4. Mai. In dem Strafverfahren wegen der„Zersetzungsarbeit" im Reiterregiment 9 zu Fürstenwalde verkündete der Vorsitzende des 4. Strafsenats, Reichsgerichtsrat Coenders, am Mittwochmorgen fol» gendes Urteil: Es werden verurteilt wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens in Tat- «inheit mit Vergehen gegen das Republikschutzgesetz: der frühere städtische Angestellte Willi Schulz aus Berlin zu drei Jahren Zuchthaus und zehn Iahren Ehrverlust, neun weitere Angeklagte werden zu Festungsstrafen von einem Jahr drei Monaten bis zu zwei Iahren sechs Monaten verurteilt, endlich noch wegen vorsätzlichen Verbrechens gegen§ 92 Abf. 1 des Militärsttafaesetz- buchs der frühere Obergefreite Fritz E n g w i ch t aus Letschin (Oderbruch ) zu zwei Monaten Gefängnis. Nach Vertündung des Urteils erhob sich unter Führung des angeklagten Schriftsetzerlehrlings Arndt ein Tumult im Ge» r i ch t s f a a l. Arndt forderte die anwesenden Zuhörer aus, mit ihm einzustimmen„Trotz alledem ein dreifaches Rot Front", und Arndt fttmmte daraufhin das Lied an„Wacht auf", in das eine Anzahl Zuhörer mit einzufallen versuchte. In der Urteilsbegründung wies der Vorsitzende die Behauptung zurück, daß der Senat die kommunistische Ge» s i n n u n g b e st r a s e. Die Verurteilung erfolge wegen der straf- baren Tat, die allerdings vielfach auf kommunistischer Gesinnung beruhe. Dabei sei die deutsche Strafgesetzgebung noch äußerst milde im Vergleich zu derjenigen anderer Staaten. Der Begriff der Zer- setzung sei nicht, wie von kommunistischer Seite wiederholt behauptet wurde, vom Senat konstruiert. Es sei nachgewiesen, daß ein zentraler Zersetzungsapparat vorhanden ist, der die innere Zermürbung und Unbrauchbarmachung von Polizei und Reichswehr erstreb«. Hier habe der Angeklagte Schulz gearbeitet, der seine Tätigkeit geradezu büromäßig betrieben habe. Die Gemeinheit seiner Gesinnung werde beleuchtet durch den in der von ihm herausgegebenen Zersetzungsschrift„Der Rote Reiter" den Angehörigen des Reiterregiments 9 in Fürstenwalde gegebenen Rat. beim Uebungsschießen mit Platzpatronen Kiesel st eine in die Gewehrläufe zu stecken, um so die Offiziere zu erledigen. Nicht aus eigenem Antrieb, son- deim gewisiermaßen auf Befehl von oben her habe Schulz die so» genannte Aktivgruppe mit den Angeklagten Frost, Hutler und Schütze aufgebaut. Wie siegessicher die Angeklagten waren, geht insbesondere aus der Aeußerung des Angeklagten Marktwitz hervor: „Wir machen jetzt einen großen Schlag, dann können die Soldaten stempeln gehen." Der Vorsitzende wies dann daraus hin, daß der Senat den Darstellungen und Feststellungen des Oberreichsanwalts im wesentlichen gefolgt sei. Allen Angeklagten mit Ausnahme des Schulz und des früheren Obergesreitcn Engwicht wurde lieber» zeugungstäterschaft zugebilligt.
Goebbels auf Koalitionsreisen. Gregor Straßer und seine„Schmachfehen". Bor der Berufungskammer des Landgerichts III sollten gestern der Möchtegern-Ministerpräsident S t r a ß e r und der angehende Staatsmann Goebbels als Angeklagte auftreten— der erster« wegen Beschimpfung der Reichsfarben, der letztere wegen Beleidigung des Polizeivizepräfrdenten Dr. Weiß. Weder der«ine noch der andere waren erschienen. Straßer war entschuldigt, Goebbels eigenmächtig weggeblieben. Sein Verteidiger erklärte, Goebbels habe zwar gewußt, daß er kommen müsse, eine höhere Pslicht habe ihn aber am Erscheinen verhindert. Goebbels sei nicht irgendeiner, sondern die p r o m i n e n- teste Persönlichkeit innerhalb der Partei,(!) also dürfe er nicht bei den Besprechungen über die Regierungsbil- d u n g in Preußen und auch über die mögliche Regierungsumbil- dung im Reiche fehlen. Cr fei am Sonntag mit dem„Führer" Hitler zu einer notwendigen Besprechung nach München gefahren. Der Staatsanwalt erklärte: Die Sache fei nach zweifacher Verurteilung durch beide Instanzen vom Reichsgericht z u» rückgewiesen worden, Goebbels' Anwesenheit sei notwendig. Die Verhandlung sei zu oertagen, die Staatsanwaltschaft behalte sich weitere Maßnahmen vor. Das Gericht vertagte zwar die Verhand- lung, beschloß aber, Goebbels von der Anwesenheit zu entbinden und noch weitere Akten in der Sache hinzuzuziehen. Die Verhandlung gegen Gregor Stratzer konnte zu Ende ge» führt werden. Dieser hatte in der..Berliner Arbeiter-Zeitung ", deren Herausgeber er war, einen Artikel„Von deutschen Frauen" erscheinen lassen, in dem er dem Verfasser Diplomlandwirt Hindier sagen ließ:„An unseren Drahtverhauen weht die Kriegsflagge des alten Reichs, nicht der Schmachfetzen des neuen Deutsch » l a n d s." Wegen dieses Gefühlsausbruchs gegen die Reichsflagge war der Diplomlandwirt vom Schöffengericht Oranienburg zu 200 Mark Geldstrafe verurteilt, Stratzer jedoch freigesprochen worden. Das Landgericht III als Berufungsinstanz verurteilte gestern Gregor Straßer ebenfalls zu 200 M. Geldstrafe. Der Erklärung des Herrn Straßer, er habe mit diesem Ausdruck bloß die rote Partei» fohne gemeint, fand bei den Richtern kein Verständnis. Vor dem Kriege— im kaiserlichen Deutschland von 1907— wurde ein sozialdemokratischer Redakteur, der in einer Polemik gegen den Reichslügenverband von dem„Schmutz- läppen der Hottentottenblocks" geschrieben hatte, zu vier Monaten Gefängnis verurteilt, weil das Gericht von der irrigen Meinung ausging, der Hottentottenblock sei mit dem Deutschen Reich kaiserlicher Prägung identisch. Gregor Stroßer kann sich durch das Urteil des Berliner Gerichts davon überzeugen lasten, um wieviel milder doch die Justiz des„Systems" ist gegen» libtt der ihrer kaiserlichen Vorgängerin.
Mensch und Ergebnisse der Tagu „Der Mensch allein ist ein primitiver Stümper, das Werkzeug allein ist eine Null, zusammen bilden sie eine Macht." So ungefähr sagte der bayerische Landesgewerbearzt Professor Dr Koelsch auf der Tagung„Mensch und Arbeitsgerät", die kürzlich von der Deut- scheu Gesellschast für Gewerbehygiene. Frank- surt a. M., gemeinsam mit dem Reichskuratorium für Wirtschaftlich- keit, Berlin , und dem Dortmunder Institut für Arbeitsphysiologie veranstaltet wurde. Man hat sich heute in mancher Beziehung freigemacht vom Optimismus früherer Zeiten, der manchmal zur Ueberrationali- sierung und zur Außerachtlassung körperlicher und geistiger Hemm- nisse geführt hat, die unüberwindbar waren. Gerade der Vertreter des Gewerbes auf dieser Tagung, Dr. Hotz vom Deutschen Hand- Werksinstitut in Hannover , betonte, einen wie geringen Ein- fluß die meisten derartigen Untersuchungen auf die Praxis gehabt haben. So blieben z. B. im Baugewerbe nur etwa 10 Proz. beein- flußbare Kosten übrig, und was in diesem und in vielen anderen Gewerben nach langwierigen Untersuchungen zahlenmäßig belegt und konstruiert worden ist, ist schon lange vorher dem Praktik» ge- fühlsmäßig bekannt gewesen. Andere Einrichtungen haben sich trotz ihrer Zweckmäßigkeit gegen jahrhundertealte Tradition nicht durch- setzen können, wie etwa das künstliche Schneiderknie, das die ge- zwungene, ungesunde, typische Schneidersitzweise abschaffen will und das die Praxis bisher durchweg abgelehnt hat: ähnliches gilt auch von der Schusterarbeit. Was bis heute erreicht ist, davon gaben die Ausführungen von Professor Koelsch ein buntes und anschauliches Bild. An die Stelle des nicht unfehlbaren gesunden Menschenverstandes treten immer mehr systematische Untersuchungen und Ueberlegungen. Es gilt nicht nur, die Arbeitslei st ung zu erhöhen, sondern noch viel mehr, den Energieverbrauch bei der Arbeit herab- zusetzen, vor allem die körperlich schwere Arbeit immer mehr verschwinden zu lassen. Wenn der L a st t r ä g e r früher Lasten bis zu 150 Kilogramm, in Rußland sogar bis zu 320 Kilogramm, trug, so ist, aus wirtschaftlichen Gründen, die For- derung von heute eine obere Grenze von 75 Kilogramm. Die gün- stigsten Arbeitsleistungen aber werden bei Lasten von 20 bis 25 Kilo- gramm erreicht. Aber in allen Fällen muß die Art der Last berück- sichtigt werden, etwa ob Sack oder Kiste, und die zu überwindende Bodenneigung. Von größter Wichtigkeit bei dieser und überhaupt bei allen Arbeiten ist die Einschaltung ausreichender und nicht zu seltener Ruhepausen. Von Bedeutung ist auch die Art, wie die Last getragen wird, besonders wenn die Träger Frauen und Mädchen sind: die beste Leistung ist beim Tragen auf dem Schulterjoch zu erzielen, die zweitbeste mit Hilfe der herabhängenden Hände. Erst dann folgen das Tragen auf dem Kopf oder im Rucksack, während das Ruhen der Last in der Hüfte oder auf einer Schulter oder vor dem Körper schädlich und unwirstchaftlich ist. Eingehende Studien sind auch über die günstigste Art des Hebens gemacht worden, ebenfalls über den Karrentransport, wobei sich gezeigt hat, daß Schieben viel geringeren Kraftverbrauch erfordert als Ziehen.
„Mädel aus der Hölle." Theater in der Stresemannstroße. In Paris gibt es manchmal ein Genre von gespritzten, witzigen Luftspielchen, Aeinen, leichten Dingern, in denen die Herren Minister verspottet und böse Taten aus der ernsten Welt der Aktualitäten ans Licht gezogen werden. So etwas könnte auch in Deutschland , wo wir wenig gute Lustspiele besitzen, nicht schaden. Aber der Schwank„Das Mädel aus der Hölle", mit dem der als Autor von„Leutnant Blumenthal" bekanntgewordene Alfred Herzog zur Tagessatire ausholte, erfüllt die Voraussetzungen nicht. So etwas muß ein Leckerbissen sein, hier aber ist nur altes Graubrot. Eine Reihe von Zutaten aus den Gebieten des Fikms, der Zensur, des Finanzamts, der Wirtschaftsführer werden um die ältesten Schwankrequistten und Ueberraschungs- und Verwechslungsszenen herumgelegt, und es entsteht nichts als vormals übliches Sommertheater. Eine Satire über die Filmzensur, das wäre schon«in Lustspielstoff— aber Herzogs Pointe, daß ein Fiimzenfor in Erinnerung an eine ehe- malig« Etappennacht in Cambrai als grauer Sünder entlarvt wird, ist gar zu billig und ist auch im Tone verfehlt. Die zahlreichen Witze und Wigchen, unter denen viele als uralte Bekannte zu de- grüßen waren, wurden von Leo Pcukert, Ursula Grabley und Franz K l e b u s ch leidlich im Konversationston und am besten von Wolsgang Staubte heruntergespielt und fanden erheblichen Beifall des Frühlingspublikums. zw.
Albert Moll . Zum 20. Geburtstag am 4. Mai. Sanitätsrat Dr. Albert Moll ist eine der bekanntesten und prägnantesten Erscheinungen der Berliner Aerztewelt und ist aus dem wissenschaftlichen Leben der Stadt in den letzten Jahrzehnten nicht fortzudenken. Schon in jungen Jahren machte er aus sich aufmerksam durch sein Eintreten für den H y p n o t i s m u s— so lautet auch der Titel seines Hauptwerkes—, der damals noch als Humbug und Scharlatanerie verschrien war. Albert Moll wurde der Vorkämpfer des wissenschaftlichen Hypnotismus und mußte sich, wie alle Vorkämpfer, zuerst schwere Anfeindungen gefallen lassen— bis es ihm gelang, das Verständnis für dies« interessante Materie zu erwecken und die medizinische Wissenschaft um eine neue Me- thode zu bereichern. Neben dem Hypnotismus wandte Moll sein Hauptinteresse dem Okkultismus zu, dessen unnachsichtiger Kritiker er wurde. Nicht etwa, daß er okkulte Phänomene von vornherein abgelehnt und bestritten hätte,— wohl aber forderte er für die behaupteten Phänomene wissenschaftlich einwandfreie Be- weise. Um die Einführung der P s y ch o t e ch n i k hat Moll eben- falls nicht geringe Verdienste. Von seinen Schriften ist außer dem„Hypnotismus" das mehr- bändige Werk„Libido sexualis" hervorzuheben, und ferner die Neuherausgabe des Krafft-Ebingfchen Werkes„?s>cKopatbia sexua. Iis". Jahrzehnte hindurch führt Moll den Vorsitz der Psycho- logischen Gesellschaft, die noch heute unter dem Namen „Berliner Gesellschaft für Psychologie und Charakterologie" fort- besteht und durch wertvolle Vorträge in weiten Kreisen gewirkt hat. Leider erfreuen sich die neuen Richtungen der Psychotherapie, denen wir doch viel tieferen Einblick in das menschliche Seelenleben und größere Heilerfolge verdanken als dem Hypnotismus, nicht der gleichen Beliebtheit und Förderung durch die Gesellschaft, wie es früher neuen und fortschrittlichen Richtungen gegenüber der Fall war Im Festsoal des Aerztehauses findet heute abend ein« Fest- sitzung zu Ehren von Sanitätsrat Dr. Moll statt. Dr. L. H.
Arbeitsgerät ig in Krankfurt a. M. Bei diesen Betrachtungen spielt das Arbeitsgerät eine untergeordnete Rolle, das Werkzeug, das eine Fortsetzung des Körpers, der Hand, fein soll. Viel zu langsam dringt die eigentlich so nahe liegende Weisheit durch, daß man bei der Werkzsugarbeit lieber sitzen als stehen soll. Hier Helsen , vor allem in kleineren und mittleren Betrieben, oft Improvisationen, wie Arbeits- stützen oder der Arbeit angepaßte Stuhlbauarten. Man hat durch Versuche festgestellt, daß z B. beim Löten eine Erhöhung der Arbeitsleistung um etwa 8 Proz. möglich ist, wenn man vom Stehen zum Sitzen übergeht. Daß der Griff des Werkzeugs der Hand angepaßt sein muß, ist selbstverständlich, und damit zusammen hängt das persönliche Verhältnis des Arbeiters zu seinem Werkzeug, aber auch die Notwendigkeit, ganze Werkzeugsätze mir möglichst gleichen Griffen auszustatten. Die Ausgestaltung des Arbeitsplatzes soll zu einer flüssigen, abgerundeten, pendelnden Bewegung zwingen. So hat man die einzelnen Tätigkeiten der Werkstatt durchforscht, hat das günstigste Gewicht und die beste Stiellänge der Hämmer festgestellt, aber auch den Einfluß des Lärmes, der Raumtemperatur und der minütlichen Schlägezahl bei der Hammcrarbeit. Es hat sich gezeigt daß, entgegen der ursprünglichen Ansicht der in Postanstaltcn vielfach verwandte Stempelhammer schlechter ist als der.itte Hand- stempel, während das Maschinenstempeln natürlich beide übertrifft. Es hat sich gezeigt, daß beim Feilen die höchste Leistung in etwa 60 Proz. der Körperhöhe erzielt wird. Man hat bei der Schaufel- arbeit die beste Stellung, das günstigste Lastgewicht festgestellt, zu schweigen von den Erfolgen bei der Maurerarbeit, die ja seit Taylor und Gilbreth das klassische Feld der Arbeitsphysiologie geworden ist. Man hat aber auch die gesundheitlichen Gefahren vieler Arbeiten nicht vernachlässigt. Schließlich sei noch das weite Gebiet der H a u s- f r a u e n tätigkeit genannt, das man durch zweckmäßige Geräte immer mehr erleichtert. Die Maschine steht in weniger inniger Verbindung init dem Arbeiter als das Werkzeug. Oft dient sie nur zur Verstärkung der Leistung, wie etwa das Preßlustgerät. Aber bei einer Revolver- drehbank kann von dieser Beziehung schon gar keine Rede mehr sein. Hier wird die grobe Muskelarbeit immer mehr ausgeschaltet und die Intelligenz des einzelnen eingespannt. Die Folge kann, vor allem bei der Bandarbeit, eine weitgehende Monotonie sein, die aber nach Koelsch nicht die ihr oft zugesprochene schädliche Rolle spielt. Der Durchschnittsarbeiter soll, meint der Vortragende, durchaus die auto- matische, große Hebung erfordernde, dafür aber Gedanken frei- gebende Beschäftigung vorziehen. Ebenso soll eine Gewöhnung an den Lärm nicht nur in der Fabrik, sondern auch bei der Schreib- Maschinenarbeit schon nach sehr kurzer Zeit eintreten. Das alles ist nur ein Bruchteil des auf dieser Tagung Vor- gebrachten, aber schon diese wenigen Einzelheiten, ausgewählt aus zahlreichen Industrien und Gewerben, lassen die Bedeutung der wissenschaftlichen Durchforschung der Einheit„Mensch und Arbeits- gerät", kurz der modernen Arbeitsphysiologie, klar erkennen. Oipl.-Inx. A. Lion, Berlin .
Ltnser neuer Roman. Von morgen ab erscheint in unserem Romanfeuilleton Oskar Wöhrles geschichtlicher Roman Jan Hus . Der letzte Tag. Einen Tag Mittelalter beschwört der Autor, den Tag, an dem Hussens Schicksal auf dem Konzil in Konstanz entschieden wurde. Ungeheuer farbig und lebendig ersteht dieser eine Tag mit seinen mannigfaltigen Strömungen und geballten Energien: Kaiser und Reich, die Kirche, die Böhmen , Hussens Freunde, das derb zupackende Leben der Bürger und im Mittelpunkt aller dieser Strebungen der eine Mann, das Symbol des tschechischen Volkes, Jan Hus . Dieses Stück Geschichte ist keine Flucht in die Romantik mit Butzenscheibenstimmung, sondern bis zum Bersten erfüllte Wirklichkeit.
Bedeuisame Atomzertrümmerunq. Im Cavendish-Laboratorium in der Universität Cambridge ist es zwei jungen englischen Physikern nach dreijähriger Arbeit zum erstenmal gelungen, mit Hilfe hochgespannter elektrischer Ströme Atome zu zertrümmern. Man würde diese sensationelle Mitteilung nicht zu glauben wagen, wenn sie nicht ausdrücklich von dem her- vorragendsten Fachmann auf diesem Gebiete, dem berühmten Physiker Rutherford , bestätigt würde. Rutherford ist bisher einer der erfolgreichsten Atomzertrümmerer gewesen. Er hat allerdings wie alle anderen Forscher für die Zertrümmerung von Atome» stets die Alphastrahlen des Radiums benutzt. Der Mensch fand sie in der Natur selbst vor, da er keine anderen Möglichkeiten hatte, die mit ungeheuren Energien gefesselten Atome zu zerschmettern. Die beiden englischen Physiker W a l t o n und C o ck r o f t haben nun zum erstenmal elektrische Ströme erfolgreich für die Atom- Zertrümmerung benutzt. Ist schon der Vorgang selbst von unabsehbarer Tragweite, so ist aber ein anderer Umstand geradezu märchenhaft. Es wurde festgestellt, daß bei der Spaltung der Atome Energiemengen srei� geworden sind, die viel größer waren als die Energie, die man zur Spaltung der Atome brauchte. Es ist also zum ersten Male ge- lungen, mit Hilfe einer Arbeit mehr Energie zu gewinnen als man hineingesteckt hat. Der erstaunliche Vorgang ist dadurch zu er- klären, daß in der Materie ungeheure Energien gefesselt sind. Durch die Zertrümmerung der Atome werden diese Energien frei, und es zeigt sich, daß man tatsächlich mehr Energie erzeugen kann, als man hineingesteckt hat. Die Erkenntnis des Wesens des Atoms hat das physikalische Weltbild der letzten 30 Jahre völlig revolutioniert. Ee scheint, als ob die Umwälzung noch lange nicht abgeschloffen ist. K. A.
Ein Drama erinnert an Briand und Stresemann . Im Pariser Theater L' A v e n u e wurde zur Erinnerung an Briand und Stresemann Fred A. Angermayers„Achtung, Parade!" ausgeführt, dem die frcmzösffchen Uebersetzer den Tttel „Niemals mehr so" gegeben haben. Die Veranstaltung ging von der Vereinigung„Die Freunde Briands" aus und war auch von Deutschen zahlreich besucht. Das Stück interessierte und löst« Beifall aus, jedoch keine Begeisterung. Es wurde ausgezeichnet gespielt. Der Ausführung ging vorauf ein Prolog von Maurice Rostand , in dem der Dichter ein offenes, freimütiges Bekenntnis zur deutsch - französischen Verständigung ablegte. E>n Slodttheoter mit steigender Besucherzahl. Das Stadttheater Frankfurt a. d. O. hat in der Spielzeit 1931/32, der dritten unter der Leitung des Intendanten Robert Bürkner ,«inen Besucher- zuwachs von 10 Proz. gegen die vorige Spielzeit und von 60 Proz. gegenüber der letzten Spielzeit vor Uebernahme des Theaters durch den jetzigen Intendanten erzielt. Die Einnahmen der Spielzeit 1931/32 haben das Etttt-Soll erheblich überschritten.