ereignet. Aus verschiedenen Cafés wurden Ausländer auf die Straße befördert. Ernsteren Charakter nahmen die Kundgebungen jedoch nicht an.
Doumers Laufbahn.
Paul Doumer wurde am 13. Mai 1931 zum französischen Staatspräsidenten gewählt, hätte also in menigen Tagen auf eine einjährige Amtszeit zurückbliden fönnen. Am 22. März 1857 wurde er in Aurillac als Sohn eines Arbeiters geboren. Er war von Hause aus Professor und Publizist, wandte sich dann der Politik zu und war über 40 Jahre Deputierter für das Aisne Departement . Seit 1912 war er bis zu seiner Wahl zum Staats: präsidenten Senator für Korfita. 1895 bis 1896 hatte er das Portefeuille der Finanzen inne. Bekannter wurde er jedoch erst später als Generalgouverneur von Indochina , wo er, wie auch sonst, eine außerordentliche Tatkraft entwickelte. Bereits 1906 fandidierte er bei der Wahl zum Präsidenten der Republik, unterlag jedoch gegen Fallières.
Während des Krieges trat er nicht weiter hervor. In dem fiebenten Rabinett Briand war er von 1921 bis 1922 Finanz minister und setzte als solcher auf der Pariser Konferenz außer ordentlich hohe Entschädigungsforderungen an Deutschland durch. Auch in dem Novemberkabinett Briands von 1925 hatte Doumer das Amt des Finanzministers inne. Bon 1927 bis zum Mai 1931 war Doumer Präsident des Senats. Zum Präsidenten der Republik wurde er gegen Briand gewählt. Nachdem Briand bereits im ersten Wahlgang eine Niederlage erlitten hatte, verzichtete er auf eine Kandidatur im zweiten Wahlgang, so daß Doumer mit 504 Stimmen gegen den radikalen Kandidaten Marraud, der mur 334 Stimmen erzielen konnte, zum Staats. präsidenten der französischen Republit gewählt wurde.
Der Anschlag auf Doumer ist nicht der erste Anschlag auf einen französischen Präsidenten. Am 24. Juni 1894 wurde Präsident
Junkers ftillgelegte
Ueber 1200 Arbeitskräfte des Flugzeugwerks entlaffen
Dessau, 7. Mai. ( Eigenbericht.) ein Drittel und noch stärker gefallen. Der Erlös des staatlichen Die Junkers- Krise hat nunmehr zu einschneidenden Erzbergbaues und der Hütten im Harz dedt nur noch Maßnahmen geführt. Nach wochenlangen Verhandlungen 25 Proz. der Selbstkosten. Würde die Preußag diese Werke, die im Reichsverkehrsministerium wurde beschlossen, das etwa 3000 Mann beschäftigen, durch Zuschüsse in Gang halten, so Flugzeugwerk stillzulegen. Diese Stillegung, bald gefährdet. Deshalb sieht man sich zur Stillegung der wäre die staatliche Gesamtbelegschaft von rund 22 000 Mann als= von der etwa 850 Arbeiter und über 400 An Erzbergmerte Rammelsberg und Bergwerksw oh l- gestellte betroffen werden, ist am Freitagabend fahrt mit rund 500 Mann gezwungen. Im Unterharz werden erfolgt. Es handelt sich jedoch, wie verlautet, nur um die vorhandenen Bestände noch aufgearbeitet, jedoch werden im eine vorläufige Maßnahme! Laufe dieses Jahres noch etwa weitere 1500 Mann arbeitslos werden.
Im Reichsverkehrsministerium ist man der Auffassung, daß die Weiterführung und finanzielle Stützung des Wertes mur möglich ist, wenn eine völlige Reorganisation des Betriebes herbeigeführt wird. Diese Reorganisation soll mit der vorläufigen Stillegung erreicht werden. Es wird damit gerechnet, daß das Flugzeugwerk in einigen Wochen wieder betriebsfähig ist. Db und in welchem Umfange die jetzt zur Entlassung kommenden Arbeiter und Angestellten wieder zur Beschäftigung kommen, ist allerdings sehr fraglich. Man rechnet damit, daß nur ein Teil der bisherigen Belegschaft wieder aufgenommen wird. Die Stillegung hat nur für das Flugzeugwerk Geltung. Alle übrigen Werke des JunkersKonzerns werden vorläufig weitergeführt. Sadi
Carnot von dem italienischen Anarchisten Caferio durch Stillegung preußischer Staatsbetriebe.
Dolchstiche ermordet; am 14. Juli 1922 fand ein erfolglofes Revolverattentat eines Rommunisten auf den Präsidenten Millerand statt.
Deutsche Beileidsfundgebungen.
Die furchtbare Abjakftodung und das gewaltige Sinten gewiffer Welthandelspreise zwingt nun auch die preußische Staatsverwaltung zur Stillegung von Werten. Die Bern= fteinwerte in Ostpreußen haben seit 1925 der ,, Preußag" einen Berlust von ungefähr 12 Millionen Mart gebracht. Der Absatz ist besonders im Orient und im Fernen Often gegen 1927 um etwa 70 Prozent zurückgegangen. 70 Prozent zurückgegangen. Man sieht sich nun gezwungen, die Bernsteingewinnung einzustellen, während die Verarbeitung je nach eingehenden Aufträgen weitergeführt wird. Not standsarbeiten werden durchgeführt. Der Tagbau bleibt erhalten. Dafür wären 125 Man erforderlich, jedoch werden bei starter Kurz Weitere Beileidstelegramme find abgesandt worden vom Reichsarbeit etwa 340 Mann von den jetzt beschäftigten 450 weiter be präsidenten an Frau Doumer und vom Reichskanzler an Minister- schäftigt werden. präsident Tardieu.
Im Auftrage des Reichspräsidenten sprach heute vormittag Staatssekretär Dr. Meißner beim franzöfifchen Botschafter François- Poncet vor, ebenso Reichskanzler Dr. Brüning. Der preußische Ministerpräsident Otto Braun hat, da nach der Reichsverfassung die Beziehungen zu den ausländischen Mächten und ihren diplomatischen Vertretern Reichs- und nicht Länderfache sind, sein Beileid in der Form zum Ausdruck gebracht, daß er der Witme des verstorbenen Staatspräsidenten in einem persön lichen Telgramm kondolierte.
Das Reichspräsidentenpalais, die Reichskanzlei, das Auswärtige Amt und die Presseabteilung der Reichsregierung sowie der Reichstag haben halb mast geflaggt. Am Tage der Beisetzung flaggen außerdem auch sämtliche Reichsministerien.
Das Börsen- Wochenende.
Anhaltender Optimismus.
Die Börse schloß zum heutigen Wochenende fehr freundlich. Jm Bordergrunde stand wieder stärkeres& aufinteresse für Rentenwerte, das die Kurse für Kommunalobligationen feilweise bis um 2 Proz. in die Höhe trieb. Auch der Pfandbriefmarft fonnte fleinere Kursbefferungen erzielen. Die Pfandbriefe der Hannoverschen Boden erreichten 78 bis 78% Proj.
Auch auf dem Attienmarkt herrschte bei allerdings geringem Geschäft durchaus zuversichtliche Stimmung. Die Währungserperimente in den Vereinigten Staaten merden dahin ausgelegt, daß eine Flucht aus dem Dollar der Mart zugute tommen und amerikanisches Kapital sich wieber mehr für deutsche Werte interessieren fönnte. JG. Farben erholten sich nach der gestrigen Abschwächung zunächst von 97 bis 98%, verloren aber dann wieder 4 Proz. Um 1 Uhr wurde ein Kurs von 98% Proz. notiert. AEG. fonnten sich gleichfalls erholen, wenn auch der höchste Rurs von 27% nicht behauptet wurde. Stärferes Interesse bestand für Raliwerte, von denen Salzbethfurt 144 gegen 142 Proz. erreichten. Reichsbank waren gleichfalls mit 116% be= festigt. Reichsbahnvorzugsaktien blieben mit 76 Broz. unverändert.
Bremen, 7. Mai.
In der Sigung der Bremischen Bürgerschaft tam es zu einem Zwischenfall, als der Kommunist Krohn zu einer von ihm eingebrachten Interpellation das Wort nahm und ungeachtet der Ermahnungen des Präsidenten, seine Ausführungen zu beenden, weiter redete, bis er schließlich nach dreimaligem Ordnungsruf aufgefordert wurde, den Saal zu verlaffen. Krohn leistete dieser Aufforderung nicht Folge, sondern sprach weiter, auch nachdem der Prädent die Sigung aufgehoben hatte. Es mußten zwei Polizeibeamte herbeigerufen werden, die den Abgeordneten unter Anwendung von Gewalt aus dem Saal entfernten. Der Tumult der Kommunisten steigerte sich hierauf so sehr, daß der Präsident fich genötigt sah, gegen vier weitere fommunistische Abgeordnete die po lizeiliche Ausweisung aus dem Saal zu verfügen. Nach Wiederbeginn der Sigung teilte der Präsident den einstimmigen Beschluß des Vorstandes mit, daß die vier Ausgewiesenen für vier Sigungen ausgeschlossen werden und für die Dauer von drei Monaten ihrer Abgeordnetendiäten perluftig gehen.
Ein Protest.
Gegen das Verbot der„ Gottlofenbewegung". Genosse Professor Dr. Fuchs Kiel schreibt uns: Nur mit tiefem Bedauern fann ein religiöser Mensch, einer, der feine Kirche liebt, die Tatsache dieses Verbotes hin
nehmen.
Niemals hat man einer Sache dadurch gedient, daß man ihr die geistige Auseinandersetzung mit der Kritik, auch der schärfften und ungerechtesten Kritif, ersparte.
Niemals hat man einer geistigen Bewegung dadurch gedient, daß man den Eindruck erweckte, fie tönne sich nicht selbst verteidigen, sondern brauche die Macht des Staates, um zu ersetzen, was ihr an Ueberzeugungskraft fehlt.
Immer wieder haben wir darunter leiden müssen, daß unsere Kirche und unsere christliche Frömmigkeit den vom Gesell. schaftssystem gequälten Waffen als Berteidiger dieses Systems erschienen. Welchen Eindruck muß es diesen Massen machen, wenn sie hier als Vorwand erscheinen, die politische Bropaganda einer Maffenbewegung zu hemmen?
Rann es ein Zeugnis von Kraft und Wahrheit für Frömmig
Rußland braucht Devisen.
Wie man sie beschafft.
Solange Rußland noch ausländische Maschinen und Fachleute braucht, solange die Sowjetunion diplomatische Vertretungen im Ausland unterhält, braucht sie auch ausländisches Geld. Seine Beschaffung ist desto schwieriger, je weniger russische Ausfuhr vom Ausland aufgenommen wird. Aber es gibt Wege dazu, die man doch nicht für möglich halten würde!
Die Auslandsdelegation der russischen Zionistisch- Sozialistischen Bartei in Tel- Awiw( Palästina) veröffentlicht zahlreiche Briefe aus der Sowjetunion, denen zu entnehmen ist, daß in unzähligen Städten massenverhaftungen der Juden, aber
auch anderer Bürger vorgenommen werden, von denen man glaubt, daß sie Berwandte oder Freunde im Ausland haben. Die Verhafteten werden bis zu 80 bis 100 in einer Belle zusammengepfercht und folange in diefer gräßlichen Haft gehalten, bis sie sich
irgendwie durch ein Lösegeld in Auslandsvaluta, besonders Dollars, lostaufen.
Die gleiche Stelle berichtet über die grenzenlose Verfolgung ihrer Mitkämpfer in Rußland. Es regnet jahrelange Verschidungen nach hochnordischen Gegenden, besonders nach den Saloniki- Inseln, auf denen bereits 120 000 politische und kriminelle Sträflinge unter Festan werden als Verbannungsorte benutzt, wohin die Gefangenen härtester Brutalität leben müssen. Auch der Kaukasus und Tur auf dem Etappenwege, wie in der 3arenzeit, durch die örtlichen Strafanstalten hingeschleppt werden.
Solche Methoden können der Sowjetunion bei den ausländischen Auf dem Weltmarkt find die Metallpreise feit 1925 auf demokratischen Sozialisten feine Sympathien werben!
Berwickelte Situation.
B
th
Run erklären Sie mir mal: da hab ich erft was gefagt, dann haben wir's dementiert, dann habe ich das Dementi dementiert, jetzt bin ich als Zeuge vor Gericht geladen, zum Donnerwetter, was ist denn nun die Wahrheit?"
stimmte
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keit und Kirche sein, wenn man offiziell feststellt, daß fie geschützt werden müssen, damit nicht eine solche Propaganda Worte! die Grundlagen der christlichen Kultur und die Freiheit also Worte!, der Ueberzeugung und des Gewissens erschüttere. Wir glauben, daß unsere Frömmigkeit Kräfte in sich trägt, die den Staat schüßen und erneuern fönnen, lehnen es aber energisch ab, wenn der Staat glaubt, daß er mit seiner äußeren Macht die inneren Kräfte schützen fönne. Es ist ein unmögliches Vorgehen, daß man be- ganz gewiß nicht zu billigende Entgleisun gen die auch von Freidenfern nicht gebilligt werden benutzt, um einem Kreis von Gliedern des deutschen Boltes ihr Recht auf Pflege und Vertretung ihrer Ueberzeugung, das ihnen von der Reichsverfassung garantiert ist, zu nehmen. Eine Regierung muß missen, daß sie damit auch Menschen trifft, denen dies eine sehr ernsthafte Gewissensfache ist, um die sie ringen und in der sich ihnen die Tiefe ihrer Lebensaufgabe erschlossen hat. Trotz aller Gegnerschaft sind mir solche Freidenfer immer wieder begegnet, denen ich nur tiefste Achtung entgegenbringen konnte. Ich kann der Regie: rung meines Volkes nicht das Recht zusprechen, solche Menschen so zu beleidigen, wie sie es in der Begründung dieser Notverordnung tut und so in ihrem Recht zu beschränken. Man kann nur wünschen, daß diese Verordnung, die für Religion und Kirche, für innere Einigung und geistiges Werden in unserem Volk gleich ge= fährlich ist, so bald wie möglich verschwindet.
Léon Jouhaug und Prof. Erik Nölting sprechen auf Einladung der Deutschen Liga für Menschenrechte" am Donnerstag, 12. Mai, 20 Uhr, im Lehrervereinshaus, Alexanderplay, nach den deutschen und französischen Wahlen das erste Mal zu dem Thema rieg und Faschismus". Den Vorsitz führt Helmuth von Gerlach. Rarten zu dieser Beranstaltung sind an der Abendtasse erhältlich.
Auto raft in Arbeiterfolonne.
Ein Zoter und mehrere Berlehte.
An der Ede Cothringer und Schönhauser Straße unweit des Rosenthaler Tores, ereignete fich in den heutigen Mittagsstunden ein folgenschweres Berkehrsunglüd, das ein Todesopfer und mehrere Berletzte forderte.
Auf der Straßenkreuzung war eine Asphaltiertolonne einer Berliner Straßenbaufirma mit Arbeiten beschäftigt. Uus noch unbekannten Gründen verlor der Führer eines herankommenden Privatautos die Herrschaft über die Steuerung und fuhr in die Arbeitertolonne hinein. Der 45 Jahre alte Arbeiter Gustav Bröger aus der Waldemarstraße 5 erlitt so schwere Berlekungen, daß er wenige Minuten später starb. Ein 44jähriger Asphaltierer Paul Schumann aus der Lehderstraße 62 in Weißenfee trug einen doppelfen Schädelbruch davon. Bewußtlos wurde er ins Krankenhaus am Friedrichshain gebracht. Außerdem erlitten mehrere Arbeiter der Kolonne leichtere Verlegungen, so daß sie nach Behandlung auf der nächsten Rettungsstelle wieder entlassen werden konnten. Der Automobilist, der seinen Wagen nicht gleich zum Halten bringen fonnte, prallte dann noch gegen ein haltendes Fuhrwerk; dabei wurde ein Pferd schwer verletzt.
Langsame Wetterbesserung!
Nach den vorliegenden Wettermeldungen scheint sich die allgemeine Wetterlage langsam zu bessern und zu stabilisieren. Für den morgigen Sonntag ist mit teils woltigem und teils heiterem Wetter zu rechnen; die Temperaturen dürften bei 15 Grab Wärme liegen. Im Reich ist es, mit Ausnahme des Nordwestens, wo seit gestern einigermaßen schönes Better herrscht, meist fühl. Nach der gegenwärtigen Druckverteilung zu urteilen, ist für Sonntag taum noch mit Regenfällen zu rechnen.
Die Zigeunerlager in der Müller, See, und Londoner Straße murden am Sonnabend früh einer eingehenden Kontrolle unterzogen. Die Veranlassung dazu waren die vielen Schießereien und Schlägereien, die sich in Dezernates IV. 4 anwesend, die auf der Suche nach gesundletzter Zeit dort zugetragen hatten. Gleichzeitig waren Beamte des betenden Zigeunerinnen" sind. Mit Unterstügung von Schupos wurden die einzelnen Zigeunerlager gründlich durchsucht. Alle Personen mußten sich ausweisen. Bier Zigeuner hatten überhaupt keine Papiere und wurden zum Präsidium mitgenommen. Waffen wurden nicht gefunden.
wurden die angrenzenden Lokale und Bartesäle der Bahnhöfe konIm Anschluß daran trolliert. Hier wurden zwölf Personen, die von auswärtigen Behörden wegen fleinerer Straftaten gesucht wurden, angehalten und festgenommen.
Die Untat des„ blonden Jack". Viel getrunken, nichts gegessen- das führt zu nichts Gutem.
Vor dem Schwurgericht I hat sich der 26jährige Klempner Jakob Pfaff, der in seinen Kreisen den Spihnamen„ blonder Jac" führt, unter der Anklage des Tolschlags zu verant worten. Der Angeklagte hat am 9. Januar im Männerhospiz in der Templiner Straße durch einen Messerstich seinen Freund, den Arbeiter Gerhard Schulz, erstochen.
Pfaff ist bereits mehrfach vorbestraft; er hatte Einbrüche per übt und auch Hausfriedensbruch begangen, mie er behauptet, immer in der Truntenheit. Auch am 9. Januar begann sein Mitschlafbursche Hoffmann und ein gewisser Luft, der im er schon morgens um 7 Uhr zu trinken. An diesem Morgen mar Gegensatz zu dem Angeklagten der schwarze Jack" genannt wurde, nach einer Bierreise mit einer Flasche Schnaps in sein Zimmer gefommen und hatte auf nüchternem Magen, im Bett liegend, eine viertel Flasche ausgetrunten.