Beilage
Sonnabend, 7. Mai 1932
96inno? 6
110 Der Abend
Spalausgabe des Vorwards
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In dem netten Buche Ferien vom Jch" von Paul Keller handelt die netteste Szene davon, wie ein fluger Arzt einen etwas jähzornig und herrschsüchtig veranlagten Patienten von den Untugenden der Nervosität und der Ungeduld heilt. Das geschieht durch die einfachste und doch komplizierteste Medizin der Welt nämlich durch einen Dackel. Der Nervöse bekommt den Sanatoriumsdackel zur Betreuung zugewiesen. Mit dem muß er ausgehen, aber ohne Leine, und den muß er auch zurückbringen. Das ist die ganze Be= handlung. Und der Mann geht mit dem Dackel los, und der Dackel geht auch eine Weile mit. Aber dann bleibt der Dackel irgendwo sigen, wo es ihm gerade paßt, und geht nicht mehr mit. Und dann sagt der Nervöse: ,, Kommst du hierher, Männe? Kommst du augenblicklich zum Herrchen, Männechen?! Willst du dich herscheren, du Rabenvieh!! Wenn du jetzt nicht kommst du Mistköter...???" Aber es handelt sich nicht um einen Mistköter, sondern um einen reinrassigen Dackel, und der kommt mitnichten. Und spätestens nach einer Woche sind Ungeduld, Herrschsucht und Nervosität des Patienten als aussichtslos aufgegeben und wie weggeblasen....
Nun, für jeden, der ein Automobil oder auch nur ein Brautomobil besigt und, wie alle Kraftführer, an den gleichen Untugenden wie jener Dackelbetreuer leidet, weiß ich eine viel einfachere Methode, die in kürzerer Zeit dasselbe Ergebnis erzielt. Er fahre im Herbst oder im Winter bei beginnender Dämmerung aus Berlin heraus in die Richtung nach Rheinsberg . Er braucht auch erst mitten in der Nacht loszufahren. Da werden ihm immerfort Ungetüme von Bauernwagen begegnen, hochbeladen mit Heu, und sie werden totsicher auf der falschen Seite der Straße fahren. Und der Auto- oder Brautomobilist wird hupen, daß der schwerhörigste alte Bauer in den stillen Dörfern überzeugt sein wird, er sei geheilt und höre die Posaunen des jüngsten Gerichts.
Aber die, übrigens unsichtbaren, Lenker der Heuwagenunge tüme werden nicht hören und nicht ausweichen. Und wenn der Kraftwagenfahrer, schon halb irre geworden vor aufgespeicherter Wut und verhindertem Tempo, dennoch die achtzig Kilometer bis Rheinsberg geschafft haben sollte, dann wende er um und fahre im Morgengrauen nach Berlin zurüd. Da werden ihm immerfort leere Bauernwagen begegnen, und die Lenker werden wiederum unsicht bar sein, und sie werden wieder auf der falschen Seite fahren, und sie werden wieder auf kein Hupen hören, nicht um die Welt. Wenn der tempomütige Berliner dann mit achtstündiger Berspätung wieder an seiner Garage angelangt ist, ist er in einer Nacht turiert. Und das tat kein Dackel, sondern das tat, das sei hiermit verraten, die Berliner Fuhre".
Dabei ist es nicht statthaft, auf die Berliner Fuhre zu schimpfen; denn unter diesem Namen verbirgt sich eine der ältesten Volksfitten der nördlichen Mart. Die Berliner Fuhre ist ein altes Gewohn heitsrecht der jungen Burschen. Sie dürfen sich einige Male im Winter den Wagen, sei er nun Eigentum oder sei er geliehen, voll Heu laden so viel das Ding irgend fassen will. Dann dürfen sie die Pferde vorspannen, die Pferde haben ja im Winter fast nichts zu tun, und das heu nach Berlin auf den Heumarkt fahren und dort an den Mann bringen. Sie brauchen dazu freilich zehn bis fünfzehn Stunden, denn mit Adergäulen läßt sich schlecht Trab fahren, und mit Heuwagen schon gar nicht.
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Aber das macht nichts; seit alten Tagen ist alles auf diese Zeit verquafung eingestellt. Man fährt eben in der Abenddämmerung los und ist mit der Morgendämmerung in Berlin . Man macht sich ja auch den Wagen auf das gemütlichste zurecht: vorn wird beim Aufschichten des Heus auf funstvolle Art eine Höhlung gelassen, in der zwei fizende Männer bequem Platz haben, und dann wird die Höhlung mit Heu überdacht. Da drin sitzt es sich so mollig und warm wie zu Hause am Ofen, und man fann ein Schläfchen riskieren, denn die guten Pferdchen finden ihren Weg schon alleine wahrscheinlich hat so ein ländlicher Ackergaul auch mal Sehnsucht nach der Großstadt. Und in den frühen Marktstunden wird dann das Heu an den Mann gebracht, und wenn auch nicht mit viel, so doch mit etwas Geld tritt man die Rückreise an.
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Tritt man an? Sollte man antreten! Es ist aber seltsam, daß man sich trotz der wärmenden Höhlung, in der man gesessen hat, feltsam ausgefroren vorkommt, sobald man in Berlin auf dem Markte steht, und daß dem schlechterdings nichts abhelfen fann als eine innere Erwärmung. Sie wird an verschiedenen Stellen, mit verschiedenen Mitteln und unter sorgsam abgewogener Steigerung der Alkoholprozente so lange vorgenommen, bis einem der Wirt mehr oder minder freundlich klar macht, daß man tein Stammkunde und fein Einheimischer und also nicht kreditwürdig ist; dann besinnt man sich auf seine Pferde und auf seinen leeren Wagen und schockelt ins Heimatdorf zurüc wiederum zehn bis fünfzehn Stunden lang, iviederum ohne auf das Hupen nervöser Automobilisten zu hören, und wiederum unsichtbar für alle Schimpfenden denn an die Stelle der Höhle im Heu find die Pferdedecken getreten, unter denen man der Länge lang auf dem Wagenboden liegt und den Schlaf des Gerechten schläft. Und die guten Pferdchen haben nun auch schon wieder Sehnsucht nach dem warmen Stall und nach den Freuden des Landlebens und finden wiederum ihren Weg allein....
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Es ist zuzugeben, daß diese Schilderung jezt nicht mehr unbedingt zutrifft, weil die Krise wie in der Großstadt, so auch auf dem Lande das Idyllische und Unbeschwerte tötet. Das bißchen Geld, das für die riesige Fuhre erzielt wird, und das es teinem mirtschaftlich denkenden Unternehmer ratsam erscheinen lassen würde, solche Ber liner Fuhren einzurichten dies bißchen Geld wird dennoch dringend gebraucht, um einen Pflug zu reparieren, um Saatgut zu laufen, um eine rückständige Steuer zu zahlen, und darf nicht mehr vertrunken werden, ohne innere Erwärmung heißt es zurückkehren, und aus dem alten, netten Recht der jungen Burschen ist eine neue, schwere Pflicht gemorden.
Dennoch passieren bei der Berliner Fahre auch heute noch viele lustige Geschichten, und manchmal auch eine ernste Geschichte; und eine solche sei hier erzählt; fie flingt etwas sentimental und für manchen vielleicht rührjelig, und ich würde sich auch nicht erzählen, menn sie nicht wahr wäre.
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Da hatten sich also vor etwa fünf Jahren ein paar junge Burschen aus einem Dorf bei Lindom gegen den Geist der Berliner Fuhre vergangen, indem sie ein Mädchen mitnahmen. Denn die Berliner Fuhre ist eine Burschenangelegnheit und ein Burschenrecht, und Weiber haben bei dieser männlichen Veranstaltung nichts zu suchen. Nun, da war aber eine Magd bei einem großen Bauern, fleißig, sauber, geschickt, nur ein bißchen leicht in der Liebe aber das machte nichts, das sind viele auf dem Lande, das geht ein in das große immerfort zeugende Geschehen des ländlichen Jahresablaufs, und solange der Fleiß und die Anstelligkeit nicht darunter leiden, geht es keinen was an. Dieses Mädchen also, Käthe hieß sie, hatte es sich in den Kopf gesetzt, so eine Berliner Fuhre mitzumachen, und zwei junge Burschen fanden sich bereit und nahmen sie mit auf den Wagen.
Dies war seit Menschengedenken die erste Berliner Fuhre, die aufs hupen hin auswich, und das war schon fein gutes Zeichen; denn die drei Infaffen schliefen nicht, wie es Gitte und leberlieferung gebieten, sondern neckten und lächerten die ganzen 15 Stunden lang. Sie tamen nach Berlin , verkauften ihr Heu und neckten und lächerten| weiter. Als aber den jungen Burschen das Geld ausgegangen war, erwies es sich, daß Käthe noch bleiben wollte und auch bleiben fonnte; denn es hatten sich inzwischen Kavaliere für sie gefunden, die sie freihielten. Es gab eine Prügelei, bei der die beiden Dörfler den fürzeren zogen, und die Berliner Fuhre schwankte zurück unter zwei blessierten Lenkern und ohne Käthe....
Ueber Räthes Berliner Schicksal ist nicht viel zu erzählen. Es war das übliche. Immer mehr Kavaliere, immer meniger Freude daran, immer weniger Liebe, immer mehr Not, am Ende nur noch die Räuflichkeit. Das kräftige Naturrot der Baden mußte längst fünstlich erzeugt werden, an die Stelle des Mehlstaubs trat der Reispuder, und in ihrem talten Zimmer träumte Käthe nur selten vom warmen, guten Dunst der Ställe. Was sie geworden war, blieb sie fünf Jahre lang.
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Dann, eines Wintermorgens im Vorjahr, als die Not sie schon zur aussichtslosesten Stunde auf die Straße trieb, fing sie sich zwei Kavaliere, gute Freier, denn sie waren vom Land. Als die reichlich betrunken waren, stellte es sich heraus, daß sie mit einer Berliner Fuhre gekommen waren, aus einem Dorfe der Rheinsberger Gegend. Da begann Käthe, aus Spaß zunächst, das dort heimische Platt zu sprechen; die beiden fielen johlend ein und gaben ihr, was sie hatten, und hätten ihr gern noch mehr gegeben. Allmählich aber, wie sie so Platt miteinander redeten und von Kühen und Wintersaat und Spargelstechen sprachen allmählich packte es Räthe; etwas, gemischt aus Müdigkeit an diesem Leben und Sehnsucht nach anderem Leben und Verzweiflung und Weh und Heimatbedürfnis- so etwas packte sie. Sie fragte, ob im Dorf wohl eine Magd gebraucht würde? Ja, eigentlich nicht, aber sie könnten sie wohl unterbringen, antworteten die beiden und hielten es für einen Scherz. Aber in ihrer Trunkenheit duldeten sie es gern, daß Käthe mit auf den Wagen stieg, und als die beiden einschliefen, lenkte das Mädchen die Pferde. So kam es, daß Käthe nach fünf Jahren auf einer Berliner Fuhre in die Mark zurückkehrte, wie sie einst auf einer Berliner Fuhre in Berlin eingezogen war. Schon hinter Oranienburg wischte sie sich mit unnötigem Kraftaufwand die Schminke und den Puder von den Backen, und bei Rheinsberg hatte sie durch den scharfen Landwind wahrhaftig schon wieder ein natürliches Rot. Als sie im Dorfe antamen, spannte sie mit fundiger Hand die Pferde aus, brachte sie in den Stall und pflegte sie und ein paar Tage später hatte sie tatsächlich eine Stellung.
Heute ist sie mit einem jungen Burschen aus dem Dorfe verheiratet, und nicht mit dem schlechtesten, und auch Käthe ist nicht die schlechteste Frau. Man redet ihr nichts mehr nach, Fleiß und Tüchtigkeit lassen vieles vergessen, und ich habe selbst gesehen, wie sie einer Berliner Fuhre nachwinkte, die im Abenddämmern aus dem Dorfe fuhr; sie lachte dabei, und fein besonders gearteter Gedanke war ihr anzumerken...
Das Familienhaus
Reportage über eine Werkwohnung/ Von S. Pepper
Der Geruch der Glashütte steht scharf und stechend in der Luft. Qualm wälzt sich vor den fleinen Fenstern des Hauses. Der of ist ein fahles Stück Erde ohne ein bißchen Rasen oder einen Baum; nur ein paar nadte, schief in die Erde gerammte Wäschepfähle ragen in die Luft. An den Leinen flattert Wäsche, zerrisse nes Zeug, blaue Arbeitshosen, Socken, Hemden, denen die Farbe ausgegangen ist, und bunte, große Bettbezüge. Der Wind zerrt daran, und die Kleider der Frauen blähen sich in grotesken For men, madeln hin und her, und die leeren Aermel treiben ein Spiel seltsamer Gesten. Und der Wind bläst um die Mauern des Hauses; mie große, offene Wunden sehen die Stellen aus, wo der Bug herabgebrödelt Der Hof läuft gehorsam ist, und es find viele solcher Stellen. neben dem Hause her, er begleitet es auf seiner ganzen Länge, dieser traurige Hof mit den kahlen Wäschepfählen und der schwar zen Erde, die der Wind zu bösen Staubwolfen aufwirbelt.
Der Länge des Hauses läuft auch die Straße nach, und über diese Straße holpern schon am frühen Morgen die schweren Fuhrwerke, die mit Kohlen vom Güterbahnhof fommen und sie in die Hütte bringen. Das rattert und dröhnt auf dem rauhen Kopfpflaster, am Vormittag und am Nachmittag, und es iſt ſelten, daß fich das Fuhrwerk eines Bauern einmal in diese Straße verirrt. Und auch die Frauen, die zum Markte wollen, und in anderen Häusern des Ortes wohnen, benügen andere Wege, und sie zeigen diese Straße, an der das Familienhaus liegt, höchstens einmal einem Besucher als eine besondere Sehenswürdigkeit und betonen dabei, daß sie schon mindestens ein halbes Jahr nicht mehr hier langgegangen seien. Denn diese Straße hat einen schlechten Ruf; sie ist schmutzig und holprig, und es ist nichts zu sehen dort als die Wände der Hütte und die Wäschepfähle im Hoje, an deren Leinen fast jeden Tag die Arbeitswäsche aus dem Familienhaus hängt.
Diese Straße mit dem rauhen Pflaster, die zwischen der Hütte und dem Familienhaus hindurchführt, ist eine Straße der Ar beit, niemand geht an den Abenden dort spazieren und nur die Holzpantoffeln der Glasmacher klappern drüber hin.
Die Geräusche der Hütte flingen bis in die Wohnungen des Hauses; aus den Packräumen, deren Fenster nach der Straße zu liegen, kommt das Gekicher der Mädchen, in der Schleiferei freischt das Glas, sprödes Glas, in das sie schneiden und das aufheult dabei. Aber darauf achten sie im Familienhaus schon längst nicht mehr. Sie hören nur noch das schrille Pfeifen der Sirene, die zum Beginn der Arbeit ruft, oder die Frauen mahnt, das Essen aufzutun für die Männer.
Auch jetzt heult die Sirene noch an jedem Morgen, und viele Male am Tage, aber es sind nur noch wenige im Familienhaus, die ihrem Ruf zur Arbeit folgen. Es sind so wenige, daß man sie an den Fingern der beiden Hände abzählen kann. Die Sirene herrscht nicht mehr über sämtliche Bewohner des Hauses wie früher einmal.
Da darf man gar nicht dran denken!
Damals waren des Tages über nur wenige Frauen in dem großen Hause und überhaupt keine Männer.
Damals steckten sie alle in der Hütte und die Sirene bestimmte über ihren Tag.
Damals standen sie vor den Defen, in denen das flüssige Glas bradelte, fie maren im Padschuppen, auf den Schüttungen und den Kohlenhalden, fie luden das Glas in die großen Waggons, und jeden Abend kam eine schwarze Lokomotive das Anschlußgleis entlang und holte die bepadten Wagen ab, und es war auch nicht ein Fleckchen im ganzen Betrieb, wo nicht gearbeitet murde.
Heute ist das anders. Die weiten Hallen der Hütte gähnen bir ihre Leere entgegen, viele Rämme find verschlossen, und man
fann manchmal lange umherlaufen, ohne einem Arbeiter zu bes gegnen. Es ist eine Stille und diese Stille ist erdrückend und mie etwas Totes.
Und gleich über der Straße liegt das Familienhaus.
Da hocken sie nun herum in den kleinen Wohnungen, alte Glasmacher, die wegen Krankheit noch nie einen Tag ausgesetzt haben, die jungen Kerle und die Mädchen aus dem Packschuppen, und sie füllen die niedrigen Räume mit ihren Körpern und sind sich gegenseitig im Wege, stoßen aneinander an, wenn sie sich umdrehen, raufen sich um die Stühle, um einen Platz an den fleinen Fenstern, schauen aus Langerweile in die Töpfe auf dem Herde, und die Frauen schimpfen.
Die Ordnung des alten Arbeitstages, die von der Sirene der Fabrik beherrscht wurde, ist aufgelöst und die Menschen sind eingepfercht in den fleinen Stuben, reizbar und mißmutig, und feiner
weiß, wo er hingehört.
Früher wußten sie das; da gab es einen Feierabend, und dann aßen sie und frochen in die Betten, schliefen bis zum Morgengrauen und waren den Tag über in der Hütte. Alle maren sie in der
Hütte, und die Kammern des Familienhauses dienten ihnen nur zum Schlafen für die Nacht. Und sie wohnten zwar im Familienhaus,
aber sie waren schon lange teine Familien mehr, Männer und Frauen waren miteinander verheiratet und hatten Kinder, aber sie waren acht und zehn und zwölf Stunden am Tage in der Hütte und lagen mur in der Nacht zusammen unter demselben Dach. Und das Haus hieß trotzdem das Familienhaus, und niemand nahm Anstoß daran.
Auch heute heißt es noch so, und heute sind sie alle zu Hause, und der Betrieb liegt fast still, die Familien sind beisammen am Tage, und das ist früher nie vorgekommen, und sie merken, daß in dem Hause gar tein Plag für Familien ist. Und das Haus ist zwar groß, und es heißt Familienhaus, aber es ist keins. Es ist gebaut in der Zeit, wo sie alle zwölf und mehr Stunden in der Hütte waren und sich trotzdem einbildeten, Familien zu sein, denn sie waren verheiratet und hatten Kinder.
Jetzt sind sie alle zu Hause und gehen stempeln und könnten Familien bilden, jetzt haben sie Zeit dazu, im Werk werden sie nicht mehr gebraucht, ja, sie haben 3eit, Familten zu sein, aber es ist kein Plaz vorhanden für so etwas.
Das alte Haus mit den frummen Stiegen, den kleinen Fenstern und den niedrigen Räumen schüttelt gewissermaßen mit dem Kopfe und sagt, wo denkt ihr denn hin; es ist erstaunt über das Gedränge in seinem Inneren, und es muß sein Geheimnis preisgeben. Der Nimbus, eine Familienunterkunft zu sein, fällt von ihm ab, wie der Buß schon längst von seinen Wänden abgebröckelt ist. Dieses armselige Haus wird jetzt zum Verräter an der Geschichte von der heiligen und ewigen Familie, und es muß zugeben, daß es nur für arbeitende und abhängige Menschen gebaut worden ist, daß es seine Funktion erfüllen fonnte, solange noch Arbeit in der Hütte war, jetzt aber das Märchen von der Familie nicht mehr aufrechterhalten kann.
Und die Arbeiter fangen jetzt an, über den Namen Familienhaus zu lachen.
Wo wohnst du denn?" fragen sie einander auf dem Wege zur Stempelftelle.
Im Familienhaus wohn' ich", sagt einer. So, im Familienhaus, ich hab' gehört, dort haben sie gestern einen totgedrückt." Und die anderen lachen.
11nd die Burschen aus dem Familienhaus treiben sich auf den Straßen herum, die Männer stehen an den Ecken, es ist rein Blaz für sie in den Wohnungen, und sie gehen nur heim effent und verschwinden wieder.