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Nr. 220 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Die Werbetruppe der Republik  

Reichsbanner auf dem Lande

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Donnerstag, 12. Mai 1932

größter Kaliblütigkeit der Führung der Reichsbannerfameraden, um Unheil zu verhüten. Ein Wanken und Weichen gab es jedoch nicht. Besonders schienen es den Gutsbesizern und Inspektoren die Flug blätter angetan zu haben, die sie selbst von den Straßen auflajen und vernichteten. Doch hat auch mancher Gutsarbeiter bie Hände gedrückt.

Aus der Arbeit des Gaues Berlin- Brandenburg Reichsbannerkameraden freudig gegrüßt und ihnen verstohlen die

Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold hat es ftets als eine seiner wichtigsten Aufgaben betrachtet, auch das flache Land für den republikanischen Staatsgedanken zu gewinnen. Die Republikanischen Tage, Fahnenweihen und Aufmärsche dienten nicht dem Zwed, eine Heerschau abzuhalten, sondern vornehmlich dazu, Landarbeiter und Kleinbauern für die Idee der Freiheit zu begeistern. Die Opfer, die besonders in materieller Hinsicht von den Reichsbannerkameraden gebracht wurden, find ungeheuer. Uneigen­nüßig hat die Werbetruppe der Republik   für den demokratischen Staat mit größter Hingabe auch auf dem flachen Lande die Trommeln gerührt.

Die Wirtschaftskrise in ihrem ungeheuren Ausmaß ließ es nicht mehr zu, daß die früher begonnene Arbeit in derselben Weise fort­gesezt werden konnte, da viele der Reichsbannerkameraden infolge ihrer Erwerbslosigkeit nicht mehr in der Lage waren, die Kosten für Landfahrten aufzubringen. Unsere Verarmung gab den Radikalen von rechts und links die Möglichkeit, ihre Hetze gegen das System" ungehemmt zu entfalten, hinzu kam, daß in weiten Kreisen der republikanischen Bevölkerung die Wichtigkeit der Bearbeitung des flachen Landes nicht start genug erkannt worden war. Lähmend auf die Arbeit der Reichsbannerkameraden wirften aber auch die Demonstrationsverbote, die doch in erster Linie zur Be­fämpfung der rechtsradikalen Ausschreitungen erlassen wur ben, sie machten eine staatspolitisch aufklärende Arbeit auf dem flachen Lande zur glatten Unmöglichkeit. Es darf mohl hier feſt= gestellt werden, daß keine Organisation sich so strifte an das Demon­strationsverbot hielt wie das Reichsbanner.

Es ist ein offenes Geheimnis, daß besonders auf dem flachen Lande die polizeilichen Organe dem Treiben der Rechts­ radikalen nicht so entgegengetreten sind, wie es in vielen Fällen bei durchaus belanglofen Sachen gegenüber den Reichsbannermitgliedern geschah. Sehr oft wurde in den Kreisen der Mitglieder des Reichs­banners die Frage aufgeworfen, wie es möglich ist, daß der Staat, für dessen Schuß das Reichsbanner sich in erster Linie einsetzt, dem Reichsbanner eine gleiche und zum Teil noch strengere Behandlung zukommen läßt als denjenigen, die den heutigen Staat unter allen Umständen stürzen wollen. Es wird nicht verstanden, daß sich das Uniform mie auch das Demonstrationsverbot gegen diejenigen richtet, die als Behüter des Staates aus eigener Kraft und mit eigenen Mitteln für diesen Staat gearbeitet und uneigennützig ge­wirkt haben. Die Aufhebung des Demonstrationsverbotes zu den Wahlen hat gezeigt, daß die Reichsbannerfameraden sofort wieder zur Stelle sind, wenn es gilt, für die Republik   einzustehen. Daß sich dann immer noch Behörden fanden, die trotz der Aufhebung des Demonstrationsverbots glaubten, Gesuche zur Genehmigung einer Propagandafahrt ablehnen zu müssen, erscheint mehr aus under­ständlich.

Schon das Ergebnis des ersten Wahlganges zur Reichs. präsidentenwahl hat sehr deutlich gezeigt, daß die Auffassung, die in den Kreisen des Reichsbanners in bezug auf die Landagitation vorhanden war, richtig ist. Von überall her ertönte der Ruf: ,, Hin aus aufs Land!" Mit Versammlungen allein ist es jedoch nicht getan. Die Berhe zung, die im politischen Leben eingeriffen ist, überschreitet alles, was in früheren Zeiten möglich war. Wenn die Nationalsozialisten rufen: ,, Rettet die deutsche Familie", so dari fest gestellt werden, daß durch diese politische Verhegung ein Riß in viele Familien hineingetragen wurde, der unüberbrückbar geworden ist. Nur wer diese Dinge aufmerffau beobachtet, tann sich ein Urteil darüber bilden, wie stark sich die maßlose und verlogene Agitation der Nationalsozialisten gerade in der Provinz auswirkt. Wenn es in früheren Zeiten noch möglich war, mit einer Kolonne von fünf bis acht Mann in einem Ort Flugblätter oder sonstiges Aufklärungs­material zu verbreiten, so wäre heute ein solches Beginnen das Ver­fehlteste, was man sich denken kann. Aus diesem Grunde blieb nichts anderes übrig, als durch Last auto kolonnen die jo, notwendigen Aufklärungsschriften auf das flache Land zu bringen.

" Warum fommt ihr nicht öfter zu uns?" In dem Gebiete des Gaues Berlin Brandenburg  waren nicht weniger als 52 Lastkraftwagen mit je mindestens 20 Mann Besagung zwei Tage hintereinander unterwegs. Fast überall wurde den Reichsbannerfameraden gesagt: Warum fommt ihr nicht öfter zu uns?" Wie viele haben tennenlernen müssen, mit welchem: Terror auf dem flachen Lande gegen alles, was republi­tanisch ist, gearbeitet wird. Da trifft man oft auf eine Einheitsfront vom Pfarrer bis zum Gemeindediener. Ein Pfarrer in Beerfelde   ließ sich beim Verbreiten republikanischer Flugblätter

durch unsere Kameraden zu Aeußerungen hinreißen, die auf teine allzu gute Kinderstube schließen ließen. Die Aufklärungsarbeit, die das Reichsbanner geleistet hat, war auch den Herren Kommunisten in den Landorten sichtlich unangenehm. Für gewisse Einheitsfront Prediger mag von Interesse sein, daß in manchen Orten die Kozis die Nazis beim Provozieren auf das beste unterstützten. Die ausge zeichnete Disziplin der Reichsbannerkameraden verhinderte, daß es zu erften 3wischenfällen auf diesen Agitationsfahrten gekommen ist. llebereinstimmend wird berichtet, daß in einem großen Teil der reaktionären Gutsdörfer sich nur starte Kolonnen durchsetzen können. Orte, die nicht mit dem Lastwagen erreichbar waren, wurden durch größere Radfahrertrupps bearbeitet.

Ein besonders trauriges Kapitel bildet der nördliche Teil des Kreises Kalau  , N.-L. In der Kreisstadt selbst war das Auftreten ber Nazis herausfordernder als in irgendeinem anderen Ort der Provinz Brandenburg  . Die Kaiauer Kameraden mit ihrem rührigen Borsigenden an der Spize arbeiteten jedoch unermüdlich, sie kamen 14 Tage hintereinander faum aus den Stiefeln. Am schlimmsten sieht es in den Spreewalddörfern aus. Hier bedurfte es

In der gesamten Provinz Brandenburg mit der Grenzmart Posen- Westpreußen   wurden durch diese Agitation 1834 Orte erfaßt. Manche der Wagen legten eine Strecke von 350 Kilometer und dar über in diesen beiden Tagen zurück. Nicht einer der Reichsbanner­fameraden war mißmutig oder verärgert. Alle waren von den Gedanken beseelt, daß die Arbeit fortgesetzt werden muß, wenn der Hitler- Sput gebrochen werden soll. Nur durch dauernde Aus­flärungsarbeit, die nicht nur durch Versammlungen, sondern auch durch schriftliche Propaganda getrieben werden muß, besteht die Möglichkeit, die irregeführten Wähler wieder zur Vernunft zu bringen. Die Reichsbannerkameraden sind bereit, diese Aufklärungs­arbeit zu verrichten. Sie sind gewohnt, vom Staat teinen Dank für ihre Mühen zu erhalten. Es wäre allerdings Pflicht, derer dankbar zu gedenken, die ihre Kraft und ihre ganze Persönlichkeit in den Dienst des Volksstaates gestellt haben. Mit Freude und Genug tuning können die Reichsbannerkameraden von sich sagen: Wir haben unsere Pflicht getan, sorgt nun dafür, daß wir in der Zukunft frei von allen Demonstrations- mud Uniformverboten für die demo­fratische Republik   weiter werben können.

Neuordnung im Rathaus.

Umbildung der Deputationen.- Auswirkungen der Ortssatzung.

Der Magistrat hat in feiner letzten Sitzung beschlossen, auf Grund der Novelle vom 30. März 1931 und der neuen Orfs­jagung die Zahl und die Zusammensetzung der gemischten Deputationen der Stadtgemeindeverwaltung zu ändern.

heblich verletzt. Die Verunglückten, der Klempner Erwin Schelide aus der Grenzstraße in Strausberg   und der Lehrling Gerhard Briewe aus der Kaiser Friedrich- Straße in Pantom, sowie ein zehn Jahre alter Schüler Meinhard Lesch mer aus der Lothringer Straße 18, der bei den Arbeiten zugesehen hatte, wurden mit stelle gebracht. Bei dem Jungen stellten sich die Verlegungen als so schwer heraus, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte.

Nach der Novelle von 1931 sind die Deputationen nicht mehr dem Magistrat als Organe unterstellt, sondern dem Oberschweren Brandmunden durch die Feuerwehr zur nächsten Rettungs bürgermeister. Auf Grund der Ortsjagung hat sich auch die 3uständigkeit der bestehenden Deputationen geändert. Die bisher geltenden Sagungen der Deputationen müssen deshalb durchmeg einer Umarbeitung unterzogen werden. Ihre Neufassung mird nach Beschlußfassung durch den Magistrat der Stadtverordneten versammlung zur endgültigen Entscheidung unterbreitet werden.

Der Magistrat schlägt folgende Umbildung der Deputationen vor: die bisherige Deputation für Siedlungs und Woh nungswesen mit der Deputation für Hochbau und Siedlungs­mesen zu einer Deputation für hochbau- und Siedlungs. wesen", die bisherige Deputation für Straßenreinigungs- und Fuhrwesen mit der Deputation für Verkehrswesen in einer Deputation für Verkehrswesen" und die bisherige Deputation für Markthallen und Marktwesen und die für den Bieb und Schlachthof mit der Deputation für Handel, Gewerbe und Landwirtschaft zu einer Deputation für Handel, Ge­werbe und Landwirtschaft zu vereinigen. Die übrigen Deputationen bleiben bestehen.

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Die Kommission zur Begutachtung und Belohnung praktisch verwendbarer Vorschläge, der Aufsichtsrat des Werkes Buch, die Werkdeputation und der Beirat des Statistischen Amies sollen auf­gelöst werden. Die Aufgaben dieser Organe werden künftig im Dezernatswege erledigt. Jede der Deputationen soll fünftig aus 22 Mitgliedern, und zwar aus 5 Magistratsmitgliedern und 17 Stadtverordneten bestehen, jedoch mit der Maß gabe, daß an die Stelle von Magistratsmitgliedern auch Bezirks amtsmitglieder und an die Stelle von Stadtverordneten auch Bürgerdeputierte treten können. Die Ernennung der Bezirksamts­mitglieder ist genau wie die der Magistratsmitglieder Sache des Oberbürgermeisters, die Wahl der stimmfähigen Bürger( Bürger­deputiette) erfolgt durch die Stadtverordnetenversammlung.

Der fozialdemokratische Stadtverordnete Woywod hat sich aus Gesundheitsrücksichten gezwungen gesehen, sein Stadtverordneten mandat niederzulegen. Sein Nachfolger in der sozialdemokratischen Rathausfraktion ist Stadtarzt Dr. Korach.

Drei Berletzte bei einer Explosion!

In der Küche der Wohnung des Kaufmanns K. in der Lothringer Straße 9 wurden gestern nachmittag von einem Klempner und einem Lehrling Lötarbeiten vorgenommen. Die Lampe   explodierte plöglich und die beiden Handwerker wurden er­

Rauchen Sie lieber

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Allen Packungen liegen' bei:

Berlins Kunstwochen.

Programm liegt vor.- Bolfstümliche Veranstaltungen.

In den Tagen, vom 21. Mai bis 7. Juni wird Berlin   im Zeichen der diesjährigen Kunst wochen stehen. Oper, Schauspiels und Konzertveranstaltungen mit besonderer Note werden während dieser Zeit dem künstlerischen Leben der Reichshauptstadt das Ge­präge geben. Das genaue Programm liegt jetzt vor..

Die Staatsoper Unter den Linden bringt am 21. Mai unter Klemperer die Hochzeit des Figaro", am 24. Mai Ariadne auf Nares" unter Blech und am 5. Juni als Neueinstudierung Verdis ,, Sizilianische Besper" unter Kleiber. In der Städtischen Oper inszeniert Gründgens am 1. Juni Offenbachs   ,, Banditen" unter der musikalischen Leitung Breisachs, und Intendant Ebert am 7. Juni Berdis Macbeth  " unter Sticdry. Zu volkstümlichen Preisen fonzertiert am 24. und 26. Mai die Kapelle der Staatsoper unter Kleiber im fadelerleuchteten Schlüterhof des Berliner   Stadtschlosses.

Das Schauspielhaus bringt am 21. und 22. d. M., nach mittags 3 Uhr, unter der Regie Legals Goethes Geschichte Gott­friedens von Berlichingen", und am 28. Mai Goethes Egmont  " unter der Regie von Fehling. Daneben ist im Zeichen des Goethe­jahres am 24. Mai der Zelter Festakt in der Singakademic mit dem Festvortrag Professor Dr. Schünemanns unter Mit­wirkung der Zelter- Chöre besonders bemerkenswert. Schließlich wird das Orchester der deutschen Musikbühne in den Räumen des Schlosses Monbijou am 27. Mai Szenen aus Faust", Mufit von Fürst Radziwill, Haydns ,, Teilung der Erde" und Bachs Brandenburgisches Konzert V" aufführen.

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Als Abschlußveranstaltung dirigiert Klemperer Beethovens 9. Symphonie am 6. Juni in der Staatsoper am Platz der Republik bei besonders billigen Eintrittspreisen.

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