Der Oberstleutnant als Verleumder 1000 Mark Geldstrafe für Beleidigung Otto Brauns
Es war ein wenig erhebendes Schauspiel, wie der Oberst» leutnant a. D. Flöter, der den traurigen Mut hatte, den Minister- Präsidenten Braun in der übelsten Weise zu verleumden, vor dem Schöffengericht Schöneberg , mit den Worten des Oberstaatsanwalts Tautz zu sprechen, einen Zurückzieher machte und sich von dem Zeugen sagen lasien mußte:„Herr Oberstleutnant , Sie waren Soldat, Sic sollten doch zu Ihren Worten stehe n." Herr Oberstleutnant Flöter aus Ostpreußen befand sich im De- zember vorigen Jahres als Vertreter der„Reichszentrole Land- aufenchalt für städtische Kinder" in Berlin auf einer Werbetour. Unter anderem besuchte er. auch die Kaufleute H. und F. Sie klagten über schlechte Zeiten, man kam in ein politisches Gespräch. die Koufleute meinten, wenn erst die Nationalsozialisten ans Ruder kämen, regierten sie alles in Grund und Boden, worauf der 5)err Oberstleutnant erwiderte: Bei den obersten Stellest sei es jetzt auch nicht ganz richtig. Da sei zum Beispiel eines schönen Tages der Ministerpräsident Braun noch Rominten zur Jagd gekommen. In dem einzigen Hotel am Orte habe man ihm als Sozialdemokraten «in Zimmer verweigert, und da habe er den Regierungspräsidenten von Allenstein kurzerhand veranlaßt, das Hotel, einen früheren Gutshof, das nicht mehr als 26 000 M. wert war, für 230 000 M. auf Staatskosten zu erwerben— bloß um den Hotelbesitzer eins auszuwischen. Die beiden Kaufleute sagten dem Herrn Oberstleutnant sofort auf den Kopf zu, daß das Unsinn sei. Herr F. erzählte von diesem Gespräch einem bekannten Herrn und so kam diese Ber- leumdung ohne Zutun der beiden Kaufleute zu Ohren des Minister- Präsidenten Braun. Dieser stellte Strafantrag wegen Beleidigung. Als Herr Oberstleutnant davon erfuhr, richtete er an Braun ein Entschuldigungsschreiben: er habe nicht die Absicht gehabt, ihn zu beleidigen. Ministerpräsident Braun sagte sich aber mit Recht: diesem Mtweibergewäsch muß ein Ende bereitet werden und nahm seinen Strafantrag nicht zurück.
Oberstleutnant Flötcr erklärte vor Gericht, er habe durchaus nicht die Absicht gehabt, den Ministerpräsidenten zu beleidigen, es habe ihrti auch fern gelegen, gegen ihn den Vorwurf der Korruption oder der willkürlichen Verfügung über Staatsgelder zu erheben. Das Gericht lehnte den Antrag der Verteidigung auf Ladung des Ministerpräsidenten Braun und einiger anderer Zeugen, die bekun- den sollten, daß das 5)otcl in Romintcn tatsächlich vom Regierung?- Präsidenten zur Hebung des Fremdenverkehrs mit 240 000 M. gc» kauft worden sei, als unerheblich ab. Der Staatsanwalt beantragte gegen den Oberstleutnant zwei Monate Gefängnis, und das Gericht verurteilte ihn zu 10 00 M. Geldstrafe, für die im Rtchtbeitreibungsfalle 50 Tage Gefäng- nis treten. Die Erzählung des Angeklagten, so hieß es in der Urteilsbegründung, enthielt den schwersten Vorwurf, den man gegen einen hohen preußischen Beamten erheben kann, den Vorwurf der Korruption. -i° Vor dem gleichen Gericht hatte sich der Herausgeber der„Deut. schen Aktion"," Georg Fritsche. wegen Aufreizung zu Gewalt- tätigkeiten zu verantworten. Die„Deutsche Aktion" ist das Organ einer kommunistischen Splittergruppe, die zwischen völkisch und kommunistisch hin- und herpendelt. Georg Fritsche hatte in seinem Korrespondenzblättchen, das fünf- bis- siebenmol im Jahre verschickt wird, in einem Artikel unter anderem erklärt, das Eisenbahnatientab in Jüterbog werfe seine Schatten voraus: man hätte die Richtigen nicht erwischt: aus dem Tempelhofer Felde stünden schwarze Flug- zeuge bereit, die hoffentlich beim Start nicht versagen würden Die Staatsanwaltschast erblickte irt diesem Geschwafel die Verherrlichung des Terrors und erhob Anklage auf Grund der Notverordnung wegen Aufreizung zu Gewalttätigkeiten. Das Schöffengericht«chöne- berg verurteilte Fritsche zur Mindeststrafe von drei Monaten Gefängnis.
Oer Nekannie des Nrässdenienmörders. Vernehmung vor der Berliner politischen Polizei. Kein Verdacht. lieber die gestrige Vernehmung des zur Zeit in Verlin vohnendcn Russen Valentin Zatowless. der aus Ersuchen der Pariser Polizei als Bekannter Gorgulofs» zu einem Ver- hör durch den Leiter der Abteilung I. Regierungsdireklor Goercke, vorgeladen wurde, erfahren wir folgende Einzelheiten: Jakowleff unterhält sowohl in Berlin wie in Paris ein Geschäft mit Seidenstrümpfcn und war hier auch in einschlägigen Handclskreisen bekannt. In den letzten Jahren hatte er allerdings hauptsächlich in Paris gelebt, wo er eine von ihm geleitete anti- bolschewistische Zeitschrift„Rabat "(Sturmglocke) herausgab. Er batte auch«ine politische Organisation, die Grüne Bauernpartei Rußlands , gegründet, die den Gedanken einer De- kämpfung der Sowjets durch eine Bauernbewegung propagierte. ?!ach seiner Darstellung hat sich Gorgulofs, der auch in der„Sturm- glockc" mehrere Artikel veröffentlichte, um Aufnahm« in diese Organisation bemüht, doch habe er, Jakowleff, ihn schließlich, nachdem er in verschiedene Schriften Gorguloffs Einsicht genommen babe, abgewissen. Außerdem habe er mit ihm noch insofern eine Differenz gehabt, weil Gorgulofs auf den Namen Jakowleffs einem Pariser Drucker einen Druckaujtrag für 700 Franken gegeben Hab«, was Jakowleff, als ihm dies zu Ohren kam, sich energisch verbat. Im ganzen sei Gorgulosf zweimal bei ihm in seinem Pariser Büro in der Rue Richert erschienen, sonst Hab« er mit ihm jedoch nicht das geringste zu tun gehabt. Seit November letzten Jahres habe er ihn überhaupt nicht wiedergesehen. Seit einigen Wochen hält sich Jakowleff wieder in Berlin auf, und zwar wohnt er hier in der Holsteinischen Straße und unterhält eist Büro in der Kleiststraße. Er leitet auch von hier aus ! e i>, e in Paris erscheinende Zeitschrift. Da er im Besitz eines ordnungsmäßigen Nansen-Passes ist und ihm auch wnst keinerlei verbotene politische Tätigkeit nachgewiesen werden kann, ist der Russe gestern nach längerem Verhör wieder entlassen worden. Ein Bericht Wer seine Vernehmung wird den mit der Untersuchung des Präsidentenmordes beauftragten Pariser Behörden zugeleitet. Autounfall des türkischen Boffchasters. Kemal Sami Pascha lebensgefährlich verletzt. Weimar , 11. Mal. Ein schwerer Autounfall ereignete sich am Mittwochnachmiitag � gegen 4 Ahr bei der klelnbahnstaiion Legeseid zwischen Weimar und Lad Berka. Ein sechssitziger Buickwagen, in dem sich der türkische Bokschafter kemal kemaleddin Sami Pascha und ein in Berlin , Rüdesheimer Platz S, wohnender Generalkonsul vr. Metzlng mit Frau und Tochter befanden, überschlug sich in der kurzen und sehr steilen Kurve bei Legefeld und geriet in de» Straßengraben. Der Botschafter und Frau Mehing wurden lebensgefährlich verletzt. Der Botschasler soll einen schweren Schädelbruch erlikken haben. Die verletzten wurden in besinnungslosem Zustande in Cas Sophien Haus in Weimar gr- bracht, wohin auch die beiden anderen Autoinsassen übergeführt werden mußten. Der Ehaussenr trug nur leichte Hautabschürfungen davon. lieber den Hergang des Unglücks werden folgende Einzelheiten bekannt. Die Unglücksstelle befand sich in einer Schlucht, durch die die Straße hintmrchführt. Die Straße wird von der Kieinbahnlinie Weimar— Bad Berka geschnitten. An dieser Stelle befindet sich ein. s�chrankenlpser Bahnübergang, den das Auto passieren mußte. Der Wagen ist hierbei schräg auf die Schienen geraten, und man nimmt an, daß durch den Anprall gegen die Schienen das linke Hinterrad zerbrach.
Schweres Molorradunglück. Gfenbahndeamter tödlich verunglückt. Auf der Fahrt nach seiner Dienststelle ist gestern der 47 Jahre alte Eisenbahnbeamte Ernst Demnin aus der Stephan- straß 23 in Moabit tödlich verunglückt. D. prallte in der Haupt- straße in Rosenthal mit seinem Motorrad mit einem Lastauto zu- sammen. Das Rad wurde völlig zertrümmert und der Verunglückte blieb mit einem Halswirbelbruch bewußtlos liegen. Durch die frei- willige Feuerwehr Wilhelmsruh wurde D. ins Reinickendorfer Krankenhaus gebracht, wo er bald nach seiner Einlieferung starb. — Bor dem Hause Müller st raße 61 im Norden Berlins wurde am Mittwochnachmittag der 11 Jahre alte Karlheinz Stein- Hauer aus der Ostender Straße 26 von einem Auto überfahren. Mit einem Schädelbruch wurde der Junge bewußtlos ins Paul- Gerhard-Stift gebracht.— Ein weiterer schwerer Straßenunfall ereignete sich gestern an der Ecke Caprioistraße und Roter- straße. Dort wurde der 13jährige Schüler Horst Lahn aus der Beymestraße 3 von einem Lastauto überfahren. Mit lebensgefähr- lichen Verletzungen mußte das Kind durch die Feuerw/Hr ins Krankenhaus am Friedrichshain . gebracht werden. Berlin ist höflich! Franzöfin macht der Berliner Schuhpolizei Komplimente. In einer großen Pariser Tageszeitung erzählt die französische Schriftstellerin Ninon S t e i n h o f. die sich durch die Uebersetzung moderner deutscher Theaterstücke und um ihre Aufführung auf Pa- riser Bühnen verdient gemacht hat, von dem Leben in der deutschen Reichshauptsladt 1S32. Ein kleines Erlebnis, das sie wieder- gibt, wird auch die Berliner interessieren und erfreuen:„Ich fahre
Die Forderung der vierzehn rurrenden Trommeln wird zwar immer schwächer, und die grillen, schrillen Mädchen- schreie der Flöten verschwimmen darin wie Mohntropfen in einem riesenhaft wogenden Getreidefeld, aber immer.noch klingt her, klingt her, klingt her dies: Lum! Bum! Zum! Bum! Hus muß ster— den! Hus muß ster— den! 2. Huß muß sterben! Diesmal sind es keine prallbäuchigen Ratsknechts- trommeln, deren straffer, hartnäckiger Mannesrhythmus diese Blutsforderung immer und iinmer wieder gegen die Häuser- fronten der schmalen Konstanzer Gassen wirft, nein, diesmal ist es lediglich eine aus Bronze gegossene. Klopferkeule, die dröhnend gegen das Tor' im Quartierhaus der Böhmen stößt, in harten, unwilligen Schlägen: Hus muß ster— den! Der Gewappnete, der da anklopft, scheint es eilig zu haben: denn als ihm nicht unverzüglich aufgelan wird, läßt er den Stößel noch wuchtiger und noch gesammelter dröhnen. Das ganze Haus erdröhnt unter der sich steigernden Wucht der Schläge. In der Giebelluke erscheint schließlich ein grämliches Gesicht, und eine grämliche Stimme fragt blechern hinunter:„Wer ist denn der Narr, der zu nachmittagschlafen- der Zeit ehrliche Christenleute mit blödem Klopfwerk aus ihrer Lerdauungsruh schreckt?!" „Dieser Narr wird dich mit dem Kolben lausen, wenn dn nicht alsobald ausmachst!" Bei diesen Worten hebt sich drohend ein eiserner Handschuh gegen die Giebelluke. Das grämliche Gesicht am Ausguck verschwindet. Sehr schnell verschwindet es, denn es hat in dein, zornigen Ein- äugigen da unten den Ritter Jan von Trocznow erkannt, einen Herrn, nicht minder gefürchtet wegen der Schärfe feines Schwerts, als wegen der Schärfe seines Mundes. Eilige Schritte poltern die ächzenden Stiegen hinunter. Kurz darauf dreht sich der mächtige Schlüssel im Schloß, ein Vorleybalken wird zurückgeschoben, knarrend weicht die Tür nach innen, das grämliche Gesicht versucht, ein paar freund- liche Falten zu ziehen und spricht ,zur Begrüßung:„Tritt ein, Ritter! Der Esel freut sich des seltenen Gasts!" „Der Esel wird gut tun, seine Ausstoßer für sich zu behasten!" „Oho, Sturm im Land?" „Sturm genug! Vor allem Unzeit zu tappsigen Redens- orten!" „Ich schweige ja schon!" sagt der Esel und beugt ergeben den Rücken......
im Auto mit einem Bekannten, der eben erst das Fahren gelernt» hat. Es ist gegen Abend. Wir halten an einer Ecke, weil die Ampel über der Straßenkreuzung„Rot" zeigt. Ein Schupo kommt auf unseren Wagen zu. Welchen Verbrechens sind wir schuldig? Der Polizist nähert sich mit Würde, grüßt und sagt:„Es würde besseren Eindruck machen, wenn Sie wohl Ihre Lampen einschalten wollten.' — Er grüßt wieder und oerschwindet. Wahrhastig, man kann nicht mehr sogen, daß man In Berlin nicht höflich sei!"
Anerkennung für tüchtige Schupos! Der Berliner Polizeipräsident Albert Grzesinski hat wieder mehreren Beamten der Berliner Schutzpolizei für ihr gewandtes und unerschrockenes Verhalten im Dienst seine besondere Auer- k e n n u n g ausgesprochen. So war es den Wachtmeistern Borr- mann. Helle, Wiegrefel, Wistädt und Treptow des lleberfalltommandos„Messestadt" der 1. Schupobereitschast Jnspek- tion West sowie dem Führer des lleberfallkommandowagens Ober- Wachtmeister August in von der Fahrtbereitschaft der Schupo Gruppe West in der Nacht zum 6. März in gemeinsamer Zusammen- arbeit gelungen, 81 T«ilnehmer eines Dsmonstrationszuges einer radikalen Partei, die vorher Ausschreitungen gegen politisch Anders- denkende begangen hatten, festzunehmen. Mehrere Schuß- und Hieb- waffen sowie verbotenes Propagandamaterial konnten sichergestellt und dadurch weitere Störungen der öffentlichen Ruhe und Sicher- heit verhindert werden. In einem zweiten Falle gilt die Belobigung des Polizeipräsidenten den beiden Polizeioberwachtmeistern Ge- l ä z i u s und Brczeczinski vom 42. Polizeirevier. Geläzius. der sich bereits in mehreren kritischen Situationen bewährt hat. gc- lang es mit seinem Kameraden, einen Einbrecher aus frischer Tat festzunehmen. Das Einbruchswerkzeug und das Diebesgut wurden sichergestellt.
Diese Geste der Unterwürfigkeit scheint den Ritter zu be» sänftigen. Wenigstens ist seine Stimme um vieles gedämpfter, als er fragt:„Sind die Unsrigen hier?" ' Der Esel gibt nicht sofort Antwort. Erst schließt er die schwere torartige Tür, dreht zweimal den riesigen Schlüssel knarrend rundum, legt den Querbalken vor. späht durch den Sehschliß vorsorglich auf die Gaffe hinaus, und erst dann, als er die Gewißheit hat, daß von den Nachbarn keiner glotzend oder horchend herumfenstert, kehrt er sich dem Ritter zu mit dem Bescheid:„Komm, Herr, ich werde dich führen!" „Laß nur, ich finde mich selbst in den Saal!" Das grämliche Gesicht verwandelt sich mit einem Schlag zur lachenden Fratze:„Hundert Dickpfennige gewettet, Ritter, du findest dich nicht hin!" Der von Trocznow, der inzwischen in der dunklen Diele einige Schritte nach dem Saal hin getan hat, stutzt, bleibt stehen und kehrt sich überrascht um:„Du wettest, ich finde mich nicht hin? Was soll das heißen?" „Das soll heißen, daß die Söhne Cechs in der Zeit deiner Abwesenheit etwas zugelernt haben. Seit die Spürnasen der Väter des Konzils unseren Briefwechsel mit Hus aufdeckten, wissen wir, daß in diesem verdanimten Konstanz auch die Hauswände Ohren haben, und richten uns danach!" „Ihr richtet euch danach?" „Jawohl, Herr! Wir verlassen uns seitdem nicht mehr so sehr auf das Gemünzte im Geldsäckel und auf dessen Wirkungskraft. sondern auf das, was da drin steckt!" Bei diesen Worten deutet der Esel mit dem Zeigefinger nach der Stirn hin. Dem Ritter ist diese Bewegung trotz der schlechten Be- leuchtung nicht entgangen. „Also Kopfarbeit statt der Goldarbeit!" lächelt er.„Ruit , ich bin begierig, wie sie ausgefallen ist!" .Ausgezeichnet ist sie ausgefallen. Als die Luft hier zu zundelhaft wurde, mietete ich drüben auf der Ienfeite der Gaffe einen leerstehenden Weinkeller, und da ich wich von Kuttenberg her aus die Arbeit i.n Bergwerk verstehe, habe ich unterirdisch einen Stollen gegraben, Fach und Gemach gut abgesteift, versteht sich, und wenn nun was Geheimes zu bereden oder� zu beratschlagen ist, so versammeln sich die Herren eben drüben im verborgenen Saale Weinfaß !" „Und dort sind sie sicher?" „Sicher wie in Abrahams Schoß!" „Taugt deine Einrichtung was, so ernenn ich dich seicr- lichst zum Großmeister über tausend Kniffe und Pfiffe!" (Fortsetzung folgt.)
Anklage gegen Marianne Winkelftern. Die Staatsanwaltschaft I Berlin hat nunmehr gegen die Tänzerin Marianne Winkelstern , die vor einiger Zeit in der Kaiser-Friedrich-Straße Ecke Kanfftraße in Charlottenburg mit ihrem Kraftwagen den Oberingenieur Rudi off überfahren hatte, Anklage wegen fahrlässiger Tötung erhoben.
Als aber der Bürgermeister nach diesem Selbstgespräch aussteht und ins Fenster tritt, auf den Trubel der Straße zu schauen, ein paar tiefe Atemzüge zu tun und des wunder- baren Sommernachmittags aufatmender Brust zu genießen, dreht es ihm auf einmal unwillkürlich den Kopf nach links. Dort, von der Gegend des Fkschmarkts her, hört er die Ablösung der Torwachen aufziehen, die heute anscheinend mit besonderem Prunk geschieht. Der Lärm verstärkt sich. Aha, jetzt nehmen die Stadttnechte die Ecke und schwenken auf die Markfftätte ein. Bum! Bum! Bum! Bum! Im Marschtakt klingt das dumpfe Dröhnen der Trommeln Oer Spielleute. Dazwischen das Quirilieren ihrer Kurzflöten, die Schreie ausstoßen können, so schrill und grill, so gixend, wie ein Mädchen schreit, das unversehens von einem bärtigen Mann in den Arm genommen wird. Bum! Bum! Bum! Bum! Wieder ändert sich die Tonhöhe des Lärmens. Jetzt biegen die Stadtknechte nochmals ein. Richtig, jetzt marschieren sie hinüber zum Turm von Sankt Paul, wo schon seit Wochen Hieronymus von Prag , der gelehrte, wortge- mollige Magister, Hussens bester Freund, in enger körperlicher Haft liegt. 5ius! Herr Johann von Schwarzach verzieht das Gesicht, als hätte er beim Essen unversehens auf ein Sandkorn gebissen. Hus! Weiß Gott , den Böhmen hat er vor lauter Weltglanz vergessen gehabt! Jetzt fällt ihm plötzlich ein, was das Bum! Bum! Bum! Bum! der Trommeln der aufziehenden Stadtknechte zu be- deuten hat, dieier unheimliche, drängende, die Füße vorwärts- stoßende Vie»vicrteltakt:„Hus muß ster— ben! Hiw muß ster— ben!"