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Komm, heiliger Geist! Aus der pfingstnummer eines Pastorenblattes. D's PfingstnAmmsr d?ZR e i ch s b o t e n", Tages- zeitung für das evangelisck)e Deutschland  ", ist schon gestern abend erschienen. Wir sind daher in der angenehmen Lage, eine gedrängte Uebersicht ihres Inhalts heute schon geben zu können. Auf der ersten Seite befindet sich ein Artikel:Sturm und Feuer. Lum deutschen Pfingsten": So deutsche Seele heb zu beten an. Ich weiß, du hast dich satt gesehen an sündhaftem Getue, du hast dich satt gehört an törichtem Gerede.'Du millst nun wieder gesund werden und gewillt und getrost zu guter frommer Tai---- Komm, heiliger Geist, cherregott, und gieß' Deine Gnaden ins deutsche Gemüt. Auf der zweiten und drstten Seite entlädt sich sodann das deutsche Gemüt" folgendermaßen: Ein paar heißspornige nationalistische Abgeordnete, Heines, Krause, Steg mann und Weitzel, hatten sich dazu hinreißen lassen, den herausfordernd im Reichstagsrestauront sitzenden Klotz eine Ohrfeige zu geben und ihm nach- her, als er sich udter dem Schutze ncrn Hausinspektoren in den Wandelgang an der rechten Seite des Hauses, den die National- fozialisten innehaben, wagte, noch einige Rippenstöße versetzt... Die Sache verhält sich so, daß Klotz ihnen unvermutet vor Augen kam. Sein Anblick mußte bei der Art von schriftstellerischer Spezialität, wie sie Herr Klotz gegen dl« Nationalsozialisten betreibt. aus die imtionalsozialistisck�n Abgeordneten im höchsten Grade erregend wirken. Sie handelten daher in spontaner Zorn­aufwallung ohne kühl« Ueberlegung, wenn sie ihm ein paar Maul- schellen gaben. Hat man so das Hauptblatt genossen, so wird man in der rechten Stimmung sein, sich auch an der Beilage zu er- bauen. Sie bringt einen ArtikelKomm, heiliger Geist", der also schließt: Wir wollen uns eins im Glauben und eins in der Liebe suhlen. Wir wollen Jesum unfern Herrn heißen. Wir wollen das Wort Gottes an unser Herz dringen lassen. Wir wollen brennende Herzen in uns tragen. Wir wollen nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkiindigen. Dazu bedarf es der bewegenden Kraft des heiligen Geistes. Um sie wollen wir täglich, aber ganz beson- ders heiß zu Pfingsten bitten:Komm, h e i l i g e r G c i st!" Schließlich liest man auf der umstehenden Seite in einem AufsatzDas Fest der Kirche": Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, ist der Geburtstag der Kirche. Iehl wiffeu wir, was Heiliger Geist heißt und was Kirche ist. Wir danken für Aufklärung und verweisen im übrigen darauf, wie sich unser Freund Prof. D. Fuchs-Kiel an anderer Stelle dieses Blattes mit einer solchen Art von Kirche und Christentum auseinandersetzt.
Abrüstuugsberichi im Llnierhaus. £ob0ur sagt: Sehr entmutigend. London  . 14. Mai.(Eigenbericht.) Im Unterhaus, das sich am Freitag bis nach Pfingsten vertagte, erstattekd der Außenminister Sir John Simon einen Be- .richt über die Abrüstungskonferenz.' Der Führer der Opposition, der Labour-Abgeordnete Lansburp, erklärt« in Erwiderung auf die Ausführungen des Außenministers, sein Bericht über die Entwaffnung sei der entmutigendste gewesen, den er je gegeben habe. Maxton protestierte dagegen, daß eine Debatte über derart wichtige Fragen, wie es die Abrüstungsfragen seien, so kurz vor der Vertagung des Parlaments abgehalten werde. Der Konservatwe Churchill   kritisierte die engiisch« Seeabrüstung und die in Genf   versuchte Methode, zwischen Angriffs» und Derteidi- gungswaffen eine Grenze zu ziehen. Auf die auch von Simon be- rührte deutsche   These der Gleichberechtigung in Rüstungsfragen ein- gehend, erklärte Churchill  , daß er eine Annäherung der Rüstungs- stände zwischen Deutschland   und Frankreich   bedauern würde. Denen, die beide Länder auf gleicher Rüstungsbasis sehen möchten, rufe er zu:Wollt ihr den Krieg?" Die Theorie der gleichen Rüstungen für Deutschland   und Frankreich   bringe die Welt in meßbare Distanz zp einer Katastrophe. Bürgerblock für Zugendausbeuiung. London  . 14. Mai. Lady A st o r(konservativ) beantragte im Unterhaus, die Be- Horden zu ermächtigen. Arbeitszeit, Ruhepausen und Ferien für Jugendliche beiderlei Geschlechts unter 18 Jahren zu regeln, denn 118 000 Jugendlich« hätten eine Arbeitszeit van m e h.r als 4 8 Stunden in der Woche und Tausende von ihnen arbeiteten 12 biSlS Stunden täglich. Innenminister Sir Herberl Samuel erklärte aber, bei der jetzigen Lage der Industrie fei diese an und. für sich zu be- grüßende Bestimmung leider nicht durchführbar.. Der Antrag wurde schließlich mit 198 gegen 68 Stimmen bei zahlreichen Stimmenthaltungen abgelehnt. Lady Astor   vor- ließ darauf in sichtlicher Entrüstung den Sitzungssaal. Englischer prolest in Moskau  . ZNoskwi(über Kowno  ). 14. Mai. Di« britische Regierung hat durch ihre Botschaft in Moskau  darauf hinweisen lassen, daß sich in letzter Zeit die kommunistische Propaganda in Indien   stark vermehrt habe. Diese Propaganda werde von Moskau   aus geleitet und verletze das Henderson-Dow- golewski-Abkommen üb�: die gegenseitige Nichteinmischung in innere' Angelegenheiten. Die Note fordert Aufklärung. Ausgeboten wie sauer Bier. Eine Nazizeitvng billig abzugeben. Frankfurt   a. IN.. 14. Mai.(Eigenbericht.) ImFrankfurter Generalanzeiger" finden wir in der Inseraten- ruürikGeschäfte" folgende kleine Chiffreanzeige:Tages- z-itung nationalsozialistischer Richtung, ausbau- fähig, Setzmaschine, Rotations- und Schnellpressenbetrieb, erst- klassiger Annoncen, und Jnseratenstmnm. konkurrenzlos, billig fofort zu oerkaufen.. Betriebsort Frankfurt am Main  . Erforderliche Anzahlung 2S 000 M. Offerten unter A 837 an die Expedition desFrankfurter Generalanzeiger"." Man nimmt allgemein an, daß es'sich mn das nationalsozia- listisch«Volksblatt" handelt. Wahrscheinlich zieht der Nazischwindel nicht mehr. Oder welchen Grund sollte der Verkauf des Nazi- blatte? haben? Stalins Urlaub. Wie aus Moskau   gemeldet wird, tritt der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Stalin  , am 1. Juli seinen Sommerurlaub an. Die Leitung der Partei wird in den bänden Molotom?. Gaganowitschs und Postyschews liegen.
Diverse pfingsiausslüge.
Bei einem Ausflug in das ihm unbekannte Gebiet der Volkswirtschaftslehre ist der Nazi Gregor Skraßer bös verunglückt.
Wir fuchcn den Bankier Schiberski auf Grund eines Haftbefehls wegen Sapitalfluchtvergehens." Ist ausgeflogen..
halt! 2Nehr als 200 21t. dürfen Sie nicht über die Grenze nehmen."Wiefo? hier im Führer steht doch: Ein Abstecher auf Schweizer   Gebiet ist außer­ordentlich lohnend."
Ausflug? Kommt für mich gar nicht in Frage. Mein Ausflug ist, wenn die anderen ausge­flogen find-."
Was wirb in Krankreich? Bürgerlicher Widerstand gegen Linksregierung.
Varls, Mtts Mai.(Eigenbericht.) Di« Ermordung des Präsidenten der Republik zwei Tage vor den Stichwahlen hat zwar deren Ausgang kaum beeinflußt, aber sie hat dennoch eine verworren« Situation geschaffen. Allein die Tatsache, daß die Präsidentenwahl noch unter Mitwirkung der alten Deputiertenkammer vorsichgehen muhte, die dem Volkswillen in keiner Weise mehr entsprach, ist allgemein als paradox elnpfunden worden. Es ist kaum anzunehmen, daß~der Senatspräsident Albert Lebrun   gewählt worden wäre, wenn die neue Deputiertenkammer das Recht, das neue Staatsoberhaupt zu bestimmen, gehabt hätte. Es mag zwar eine polemische Ueberkrelbung sein, wenn Löon Blum den neuen Präsidenten als den reaktionärsten bezeichnet, den Frankreich   seit mehr als 30 Jahren gehabt habe. Aber sicher ist, daß ein Mann wie Lebrun   seine Wahl nur den außergewöhnlichen Ver- Hältnissen verdankt, die die Ermordung Doumers gerade in dem Uebergangsstodium zwischen zwei Legislaturperioden geschaffen hatte. Nun ist Lebruns Wahl merkwürdigerweise gerade durch die Haltung der radikalen Fraktion des Senats ermöglicht worden, die einen starken Druck auf Painleve ausübte, damit dieser seine Kandidatur als Exponent der Linken zurückziehe. Aus dieser Haltung der radikalen Senatsfraktion sind sofort Schlüsse dahin gezogen worden, daß die Radikalen eine Koalition mit den Sozialisten gar nicht wünschten, sondern eine sogenannte Kon- zentralionsregierung. Das ist wohl möglich und vor allem teilen die meisten sozialistischen   Führer diese Auffassung. Aber vielleicht haben mehr personliche Erwägungen als weitgehende politische Ab- sichten die Haltung der Radikalen in Versailles   bestimmt. Es wird z.B. gemunkelt, daß einige radikale Senatoren die Beförderung Lebruns deshalb wünschten, weil dadurch sein Platz als Präsident des Senats frei würde, auf den der bisherige Vorsitzende des Haupt- ausschusses des Senats, Jeanneney, reflektierte, der selber durch Caillaux ersetzt werden soll. "Immerhin ist nicht zu leugnen, daß innerhalb der Radikaien Partei Kräfte am Werke sind, die einer Koalition mit den Sozialisten abgeneigt sind. Das gilt wahrscheinlich für Herriot  , sicher auch für C h a u t e m p s. Sogar Sozialisten, die auf dem rechten Flügel der Partei stehen, geben zu, daß die Aussichten für«in Zu» sämmenwirken mit den Radikalen nicht günstig sind, weil eben die große Mehrheit der Radikalen eine Konzentrationsregierung be- Vorzügen würde. Demgegenüber steht freilich der klare Dille der französischen  Wähler, die bewiesen haben, daß sie einen flchlbaren Kurswechsel wünschen und die daher kaum begreifen würden, wenn das Ergebnis dieses Linkensieges die Bildung einer Regierung mit der Tardieu-Gruppe und gegen die Sozialisten wäre. Außerdem ist zumindest eine Minderheit unter den radikalen Abgeordneten vorhanden, die eine Versöhnung mit der Partei Tardieus als einen Verrat an dem eigenen Parteiprogramm und an den Wählern empfinden und sie daher nicht mitmachen würde, lieber die Stärk« dieser Minder« heit gehen die Meinungen sehr auseinander. Pessimisten Meinen, sie beschränke sich letzten Endes auf Pierre Cot   und B e r g e r y, andere wiederum weisen darauf hin, daß nicht weniger als 4 9 weiße Stimmzettel in Versailles  -abgegeben wurden, die zweifellos von solchen Radikalen stammten, die Lebrun nicht wählen wollten; wahrscheinlich ist diese Zahl unter den neugewählten Ab- geordneten erheblich großer. Blum hat recht, wenn er die Radikalen davor warnt, auf eine sozialistische Spaltung zu speku- liere», und wenn er andeutet, daß eher die Radikalen durch die
Bildung einer Konzentrationzregierung der Spaltung entgegen» gingen. Offenfichtlich zielt der Plan der Radikalen dahin, die Sozialisten für lein Scheitern der Linkskoalillon verantwortlich zu wachen. Das wird ihnen kaum gelingen.> Denn abgesehen davon, daß eine grundsätzliche Gegnerschaft gegen die Koalitionspolitik innerhalb der Sozialistischen Partei kaum mehr vorhanden ist, läßt sich auch nicht behaupten, daß die von Läon Blum in seiner Rede von Narbonne   während des Wahl- kompfss formulierten Bedingungen Verstaatlichung der Eisenbahnen und der Versicherungsgesellschaften, Ausbau de» sozialen Versicherungswesens für die Radikalen unannehmbar feien. Denn Blum hat vorsichtshalber nur solche Bedingungen formuliert, die wörtlich dem Partei- Programm der Radikalen entnommmen sind. Ihr« Ablehnung durch Herriot und seine Freunde würde eine Selbstent- laroung bedeuten. Die Radikalen fürchten, daß im Falle der Bildung einer reinen Linksregierung, die zahlenmäßig nicht nur leicht möglich, sondern die gegebene Lösung wäre, die Großbanken und die Groß- i n d u st r i e vor keinem Mittel zurückschrecken würden, um diese Regierung zu diskreditieren und zu Fall zu bringen. Das fron  - zösische Finanzkapital ist tatsächlich imstande, die zynische Dr»hung Tardieus. wonach das Linkskartcll die Zerstörung der französischen   Währung bedeuten würde, durch Börsenmanovixr und durch eine künstliche Jnflationspanik wahrzumachen. Die Re­gierung Tardieu hat eine furchtbare finanzielle Erbschaft hinterlassen, einen Fehlbetrag im Etat von mehr als 1 Milliarde Franken.- Es werden Sanier üngsmaßnahmcn unpopulär st er A r t alsbald erforderlich sein. Die Sozialisten sind sich bewußt, daß dieses erst« Koalitionsexpenment schwere moralische Belastungen mit sich bringen würde, während die Radikalen wenigstens der bisherigen Regierungsmehrheit mit der Verantwortung für die komssienben unpopulären Maßnahmen belasten wollen, um die Manöver des Finanzkapitals damit zu vermeiden. ' So ist die: Lage«iue Woche nach den Wahlen noch sehr undurch- sichtig und sie dürfte vor dem Ende des Monats, wo der sozialistisch« Parteitag und die Exekutive der Radikalen Partei ihre Beratungen abholten, keine, endgültig« Klärung erfahren. Die Untersuchung gegen Gorguloff. Paris  . 14. Mai. Verschiedene Russen, die behaupten, daß Gorguloff sich einen fremden Namen zugelegt habe und in Wirklichkeit in Sowjet- diensten stehe, sind vom Untersuchungsrichter verhört worden. Sic sollen jetzt dem Mörder gegenübergestellt werden. Es handelt sich um den tscherkeffischen Fürsten Sultan Kaletsch, den ehemaligen Kavallerieober st en Clisseff aus Labinskaja(dem kaukasischen Geburtsort des Mörders), einen Mann namens Franken, der demselben Kavallerieregiment angehört«, und den in Le Havr« wohn. hasten Astatkoff. Der nach Prag   entsandte Kriminalkommissar hat seine dortige Untersuchung abgeschlossen. Danach ist der Mörder 1927 in Sowjctrußland gewesen und bat dort unter dem Namen Ts ch e r ko w einer kommunistischen Organisation im Ge> biet der Kübankosaien angehört. Vor seiner jetzigen Ehe war Gor- guloff bereits dreimal verheiratet. Besonders die dritte Frau hat über ihren früheren Gatten äußerst ungünstige Aussagen ge. macht und ihn als Agenten bezeickmet, der der Kommunistisch«» Partei angehöre.