gelegt. Clauffen ist der Beruntreuung von Geldern der Auslands. anleihe des Zentralausschusses, die er zu verwalten hatte, in drei Fällen angeflagt. Paul Jeppel und Kods wird Betrug in zwei Fällen sowie Bilanzverschleierung zur Last gelegt, Pastor Müller Untreue zum Nachteil der Mülheimer Baugenossenschaft, deren Aufsichtsratsvorsigender er war.
reiches Werk.
Die Anklage, die von Oberstaatsanwalt Dr. Sturm unb Staatsanwaltschaftsrat Dr. Eichholz vertreten werden wird, kann sich zwar mit den fünf Bänden der Sklarek- Anklage nicht messen, ist aber mit ihren 162 Seiten ebenfalls ein recht umfang messen, ist aber mit ihren 162 Seiten ebenfalls ein recht umfang Den Vorsitz der Verhandlung führt Landgerichtsdirektor Jasper. Von den Hauptangeklagten wird der 65jährige Pastor D. Cremer von Rechtsanwalt Dr. Philipp Möhring verteidigt, mährend der bisherige Rechtsbeistand des ehemaligen General direktors Jeppel, Rechtsanwalt Dr. Pindar, fürzlich die Berteidigung niedergelegt hat. Mit drei Verhandlungstagen in der Woche hofft man den umfangreichen Prozeßstoff bis zu den Gerichtsferien, also bis Ende Juli, bewältigen zu können. Zu den bisher von der Staatsanwaltschaft geladenen 54 3eugen tommt noch eine große Anzahl von Zeugen der Verteidigung, doch wird der end gültige Umfang der Beweisaufnahme voraussichtlich erst im Laufe des Brozeffes nach Klärung einiger grundlegender Rechtsfragen festgelegt werden können. Die Verhandlung findet, solange der Stiaref- Prozeß noch schwebt, zunächst im Kleinen Schmurgerichtsjaal des Alten Kriminalgerichtsgebäudes statt.
Gorgt für Arbeiterschutz!
Es wird noch immer viel zu wenig getan. In Berlin tagt die Deutsche Gesellschaft für Gewerbehygiene". Sie beschäftigt sich mit den Fragen des Arbeiterschuhes in den Betrieben.
Gemiß ist es in den letzten Jahrzehnten gelungen, die Unfall und Krankenziffer in den Betrieben herabzumindern. Das Ber dienst hierfür gebührt Gewerkschaftlern und Wissen. schaftlern in gleichem Maße. Man muß bedenken, daß noch vor 30 Jahren alle Maßnahmen auf dem Gebiete der Gewerbehygiene mit dem größten Mißtrauen betrachtet wurden. Nur durch lang.
jährige Bemühung fonnte die Arbeiterschaft ihre Forderungen auf diesem Gebiete durchsetzen, und beim Unternehmer mußte sich erst die Erkenntnis durchsetzen, daß Gewerbehygiene auch wirtschaft. Tiche Erfolge nach sich zieht. Die Großindustrie fah dies zuerst ein, und heute erklären alle Unternehmer, zur Gewerbehygiene pofitiv eingestellt zu sein. Wie weit dies.gerade bei mittleren und fleinen Betrieben zutrifft, ist freilich fraglich.
Hauptrebner des Tages war Ministerialrat Dr. Riebe, ber
Das verräterische Photo
Der Verhaftete leugnet!
Die Suche der Berliner Kriminalpolizei nach den Autobanditen,| mutung Nahrung, daß die Täter in der Nähe von Bepernid zu suchen beraubten und 4000 m. erbeuteten, scheint jetzt von Erfolg zu sein. Polizei auf den Händler W., der in Bernau - Süd ein Grundstück hat. die am 29. April den Geldbriefträger Schnieder in 3epernid feien. Nach ziemlich zwanzigtägiger Ermittlungsarbeit stieß die Unter dem dringenden Berdacht der Täterschaft ist am Sonnabend Berschiedene Verdachtsmomente gaben zur Festnahme des Händlers ein 42 Jahre alter Händler Auguff Wacze witi aus Bernau feft- Beranlassung. Ueberraschenderweise wurde bei W. eine Photographie genommen worden. W, leugnet noch, er ist jedoch so gut wie über. gefunden, die sein Grundstück darstellt, auf dem außerdem eine fleine dunkle Limousine zu sehen ist. Offenbar hat sich W. das Photo aus führt, Eitelkeit angefertigt, um sich gelegentlich als Autobefizer" aufzuspielen. Das wurde ihm jetzt zum Verhängnis. Das Auto murde als dasjenige erkannt, mit dem die Banditen den Ueberfall auf den Geldbriefträger ausgeführt hatten. Der Polizei sind noch weitere Dinge befannt, die aber im Interesse der Untersuchung vorläufig noch geheimgehalten werden. Den Komplicen des Festgenommenen ist man bereits auf der Spur.
Der Gelbbriefträger hatte an dem Bormittag des Ueberfalles einen Betrag von 4000 m. in seiner Tasche, der für Rentner und Unterstügungsempfänger in Zepernick bestimmt war. Als der Mann ahnungslos am Schillerpart in Zepernick , einer sehr ruhigen Gegend, entlangging, fam in schneller Fahrt eine dunkelblaue Limousine heran. Der Führer des Wagens stoppte furz ab und aus dem 3nnern sprangen zwei mit Bistolen bewaffnete und mastierte Männer heraus. Die Banditen drohten, daß sie Schnieder, bei dem geringsten Widerstand niederschießen würden.
Der Beamte mußte seine Tasche hergeben und bie Räuber fuhren in Richtung Bernau dapon. Db. gleich alle Bolizeiftationen von dem verwegenen Ueberfall sofort in Renntnis gesezt und alle Durchfahrtsstraßen und Chauffeen fontrol liert wurden, tauchte der Wagen nirgends auf. Das gab der Ber.
anstalten und Rotereien zeigten. Die neuen Defen haben hier zu einer Umgestaltung der Verhältnisse von Grund auf geführt. Es muß hinzugefügt werden, daß die hygienische Aus. gestaltung der Arbeitsräume befondere Beachtung vers dient. Hier wird noch viel gesündigt.
Waldbrand bei Döberik.
Zahlreiche Feuer
25 Morgen Kiefernfchonung vernichtet. Zwischen Döberih und Seeburg wurden gestern nach mittag durch ein Großfeuer über 25 Morgen mehrere Jahre alte Kiefernfchonungen ein Raub der Flammen. wehren waren flundenlang mit der Eindämmung des Brandes, der fich über eine Länge von mehreren kilometern erftredie, beschäftigt. Bei der großen Hike arbeiteten die Feuerwehrleute förmlich in Schmeiß gebadet.
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Die Schießerei in der Gürtelstraße in Lichtenberg , die ein Tobesopfer und vier Verlegte gefordert hat, fonnte noch immer nicht aufgeflärt werden. Der Polizeipräsident hat 1000 M. Belohnung ausgefeßt, die ausschließlich für Personen aus dem Bublifum bestimmt sind, die an der Aufklärung des nächtlichen Feuerüberfalles auf das Lokal beitragen.
Er wollte Bilderstürmer sein.
„ Der Mensch muß sich aus der Masse abheben!" 3m Kaiser- Friedrich- Museum in der Monbijouffraße wurde gestern ein Mann feffgenommen, der angeblich geplant hatte, einige berühmte Bildwerke zu zerstören. Es ist ein 47 Jahre alter Photograph Karl Schmuting aus der Gneisenaustraße.
Der Berhaftete hatte sich durch verdächtige Aeußerungen in einem Café Unter den Linden bemerkbar gemacht. Er erschien tatsächlich in dem Museum und wurde von Kriminalbeamten sofort festgenommen. Auf der Polizei wurden seine Personalien festgestellt. Schmuting führte allerlei wirre Reben und gab unter anderem aud an, daß er früher einmal in einer Jrrenanstalt gewesen sei. Bei einer Durchfuchung fand man bei dem Mann mehrere Zeitungs.
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ausschnitte und beschriebene Zettel. Auf dem einen stand:„ Der anderen wurde die Frage aufgeworfen: ie werde ich be. Schonungenfch muß sich aus der Maffe abheben." Auf einem rühmt?" Der Festgenommene erklärte, daß er ehemals Photo graph im Pariser Louvre gewesen sei und mit Bildern genau Bescheid wisse. Er wollte nach dem Mefferattentat Selbstmord begehen.
Das Feuer wurde gegen 15 Uhr entbedt, als aus der Schonung am Rande des Truppenübungsplages Döberig eine mächtige Rauchsehr interessante Bilder von Betriebsverbesserungen zeigte, die durchfahne emporftieg. Bon Landbewohnern wurde die Feuerwehr alar. Forderungen der Arbeiterschaft herbeigeführt worden sind. 3wei miert. Die Wehren von Charlottenburg , Spandau , Groß- Glienice, Drittel aller Unfälle fönnen heute durch technische Fortschritte ver. Gladom und mehrere freiwillige Wehren eilten unter Leitung des mieden werden. In der Konstruktion der Maschinen, in der Ge. Oberbaurates Scheele an die Brandstelle. Die Flammen hatten in staltung der Arbeitspläge, in Sauberkeit und Beleuchtung sowie in der Zwischenzeit ein Gebiet pon über 25 Morgen erfaßt. Dit der Formung der Werkzeuge ist es vorwärtsgegangen, Es gibt Spaten, Sand und Ruten gingen die Wehrleute dem Brand zu heute Schräg stanzen", die so konstruiert sind, daß der oder Leibe. Nach über vierstündiger angestrengter Tätigkeit gelang es die Arbeitende unter gar feinen Umständen mehr mit den Händen endlich, den Brand zu lokalisieren. Eine starte Brandwache mußte unter den Stempel kommen fann, was früher zu abscheulichen Ber zurüdgelaffen werden, da sich immer wieber Brandnester zeigten mundungen führte. Das Blech, das zu stanzen ist, wird auf einen und die Flammen an verschiedenen Stellen erneut aufzüngelten. Schieber gelegt, der es dann unter den Stempel leitet. Die dadurch Ein zweiter Waldbrand entstand in den gestrigen Nach erzielte Sicherheit gegenüber der Gefahr von Berlegungen beträgt, mittagsstunden in den Jagen 59/60 des Grunemalb forstes, man tann es sagen, 100 Prozent. Durch die Neueinrichtung ist unmeit des Hochschulsportplages, Auch an dieser Stelle war in aber gleichzeitig eine Leistungssteigerung erzielt worden. einer jungen Kiefernfchonung Feuer ausgebrochen, das sich schnell In einer anderen Bilderreihe werden Betriebe vorgeführt, die früher auszubreiten drohte. Dem tatkräftigen Eingreifen der Feuerwehr durch Staubwirtungen und Abgase für die Arbeitenden war es zu danken, daß großer Schaden verhütet wurde. In beiden und die Nachbarschaft Krankheitsquelle und Aergernis waren. Jetzt Fällen konnte die Entstehungsurfache der Brände bisher nicht fest. find Absaugvorrichtungen hergestellt, die den Staub auf gestellt werden. nehmen und ihn sogar industriell nugbar machen. So fonnte eine Bleihütte durch eine Rückgewinnungsanlage, die eine einmalige Anschaffungssumme von 200 000 m. erforderte, Jahr um Jahr Abfallstoffe im Wert von rund 70 000 m. wieder nuzbar machen. Ebenso günstig liegt es bei der Rückgewinnung von Lösemitteln. Fluß verunreinigungen sind gleichfalls vermeidbar geworden. Bei einer Tertilfabrik wurden 97 Pozent der Faserabfallstoffe, die man früher ins Wasser warf, zurückgewonnen.
Todessturz im Großkraftwerk Klingenberg.
Im Großtreft mert Klingenberg bei Stralau Rum melsburg ereignete sich am Pfingstsonnabend ein schwerer Unglücksfall. In den frühen Nachmittagsstunden war der 37 Jahre alte Anstreicher Wilhelm Bahse aus der Eichbornstraße 15 in Reiniden dorf- West in etwa 20 Meter Höhe an einer Verladebrüde mit Malerarbeiten beschäftigt. B. verlor plöglich den Salt und stürzte topfüber in den Hof hinab. Bewußtlos wurde der Ber unglückte ins Lichtenberger Krankenhaus gebracht, wo er bald nach
Bon besonderem Interesse waren Borführungen, die dem Beschauer die Beseitigung der Rauch- und Gasbelästigungen in Gas- feiner Einlieferung an den Folgen eines Halswirbelbruches star b.
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Fragen summen jetzt auf ihn los wie Bremsen und laut flüglige Hummeln. Der Ritter macht eine Bewegung, als ob er sie mit der Hand verscheuchen wolle:
,, Ich sehe Wein in der Kanne! Laßt mich erst mal den Gaumen verfühlen. Ich bin heut, bei Weichung der Nacht, aus Ravensburg weggetrabt und habe seitdem außer einer Schüssel Hirsbrei noch nichts hinterm Halszapfen!"
Joddok von Mähren schiebt einen Becher hinüber, der von Lacemboc langt nach der Kanne und schenkt ein. Wie ein goldener Strahl läuft der Nierlinger aus dem hellen Zinn in das grauere. Während er noch bernsteinig glänzt im Scheine des Lichts, fragt 3izka:
Zunächst, wie steht es mit Hus?" Schlecht!" sagt der Notar.
"
Diefes Schlecht!" fällt nieder mit der Schärfe eines Richtschwerts, das auch dem letzten Strang Hoffnung das dünne Hälslein abschneidet.
Zizka , der den Becher auf einen Zug geleert und hart hingestellt hat, vergißt ob dieser Antwort gänzlich das Lippenwischen und das so gern geübte föstliche Nachschmeden des Weines mit der Zungenspiße.
"
hört habe.
Schlecht?" fragt er in einem Lone, als ob er sich ver. Jawohl, schlecht!" bestätigt der lange Notar und schaut eindringlich seine Fingernägel an, als ob er aus beren schwarzen Rändern Kraft fände zum Weiterreben. Wir haben sichere Kundschaft, dem Magister wird morgen von den Bätern das Urteil gesprochen."
"
Unmöglich!" fährt klirrend der Ritter auf, und sein Auge fängt zu gloften, an wie Blut, in die gesammelt der Wind pfeift.
Kepta stimmt seinem Sekretarius mit bitterem Lachen bei. Start preßt er die Handflächen zusammen. Es scheint, als ob er zornig etwas zerdrücken will. Er fehrt sich voll zu Bizka.
,, Unmöglich, sagst du. Dieser Antwort hören wir an, daß du lang aus der hiesigen Pfaffenluft weg warst. Wisse denn, Bruder, bei diesem Konzil und dessen Beschaffenheit ist nichts unmöglich!"
,, Besonders nicht, wenn es gegen uns Böhmen geht!" Dieser leidenschaftliche Schrei kommt aus der dunkelsten Ede. Bizla sieht das Gesicht des Rufenden nicht, aber er fennt diese Stimme. Bei Slovo und bei Pantra hat er sie gellen hören. Unvergeßbar prägte sie sich ein. Der junge Sternberg ist das, Stechpeter genannt. Im Herrenhaufen immer in vorderster Reihe, draufhauend, lossprizend von einer Unbekümmertheit, als wäre der Graben schon genomSchatten der Nachhut. men und alles erfochten. Im Rat dagegen sonst immer im
Unmöglich, daß Hus Leides getan werde!" 3izka schlägt an die Tasche, die ihm am Roller hängt. Unmöglich; denn ich trage hier die Dokumente, um die ihr mich schicktet. Nummer eins, ein Schutzschreiben König Wenzels, Nummer zwei ein Einspruch an das währende Konzil, von über zweihundert Rittern und Freiherren Böhmens gezeichnet!"
Er legt die Tasche auf den Tisch, knüpft sie auf, entnimmt ihr die Dokumente und breitet diese aus.
Peter, der Notar, schiebt ein Licht heran, um beffer lesen zu können. Bedächtig fährt er mit dem Zeigefinger die Schriftzeilen ab. Vierzig Augen folgen dieser Bewegung.
,, Schade um das schöne Bergament und schade um die schöne Tinte!" durchbricht er zum Schluß ein wenig spöttisch die Stille, Böhmen und Böhmens Adelsschaft ist meit, werden die frommen Bäter sagen. Der Ketzer aber ist nah. Besser die Gans in der Hand, als zweihundert Schwäne im trünnige Schuft Palecz gejubelt: Du bist im Eisen, Hus, böhmischen Land! Wie hat doch dieser meineibige, abund mir werden dich nicht lösen, bis du auf Heller und Pfennig bezahlt haft!" Das heißt also sterben! Soviel versteh ich mein Kirchenlatein! Ja, onders stünde die Sache, wenn die Herren ihre Wehr gezücht hätten, statt der Unterschriftsfeder. Mit den Waffen hätten sie Lärm machen müssen! Das ist die einzige Sprache, die die im Dienst der Kirche hart gewordenen Pfaffenohren heutzutag noch ver
stehen."
,, Und Hussens freies Geleit, von Sigmund bestätigt?" Kepfa schnippt verächtlich mit den Fingern:
,, Der Luxemburger hat es gebrochen, wie alles, was er
verspricht!"
Motorradfahrer als Straßenschred!
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Bor dem Haufe Fridrichshain 28 murde gestern abend die 79 Jahre alte Frau Ditilie Ring aus der Höchste Straße 22 von einem Motorradfahrer zu Boden geschleudert. Die alte Frau stürzte so un glücklich, daß fie schwere Kopfperlegungen erlitt und auf dem Wege Bor seiner Wohnung in der Hoch ins Krantenhaus starb. ftraße 42 geriet der 77jährige Rentner Heinrich Simon unter die Räder eines Motorrades. S. fand im Birchowkrankenhaus Auf. nahme. Auf der Oftftbahnbrüde in Lichtenberg wurde ber 37jährige Telegraphenarbeiter Otto Präfe aus der Rüdigerftraße 42 von einem Motorradfahrer überfahren. P. erlitt schwere Quetschungen. Der Motorradfahrer kam zu Fall, während er selbst aber unverlegt blieb, murde sein Begleiter, ein Angestellter Fris Liersch, schwer verlegt. Die beiden Verletzten fanden im Lichtenberger Krankenhaus Aufnahme. Am Bahnhof Tiergarten wurde
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der 67 Jahre alte Arbeiter Paul Sattler aus der Beusselstraße 37 von einem Motorradfahrer überfahren. Mit einem Schädelbruch wurde S. ins Moabiter Krankenhaus gebracht. Es scheint höchste Zeit, daß die Polizei die rasenden Motorradfahrer mehr unter die Lupe nimmt.
Die nächste Ausgabe des Vorwärts" erscheint nach den Pfingstfeiertagen Dienstag früh.
Der Notar, den Unglauben und Zweifel sehend, der 3izla in Wellenfältchen ums Auge läuft, stimmt bekräf tigend bei:
Ja, Ritter, Repta, mein Herr, hat recht. Hier sind alle Säulen eingestürzt, die die Welt noch hielten. Dieses verdammte Stüd Erde, das das Konzil trägt, diese Synagoge des Antichrists, das ist kein Ort der Frommheit, fein Ort der Erneuerung der Kirche, das ist eine Stätte der Gleisnerei, ein Wald des Hinterhalts, eine Landschaff des Betrugs. Das Spiel, das hier mit Hus gespielt wird, ist abgefartet bis in den letzten Stich hinein. Ich hab's zuerst selbst nicht glauben wollen. Dummer Böhme, hab ich gesagt, du siehst vor lauter Türmen wieder mal Prag nicht! Aber die Beweise für die Abkartung, unsern Magister anlangend, sind mir mit solcher Heftigkeit um die Ohren geschlagen worden, daß mir der Schädel heute noch dröhnt!"
,, Beweise?"
,, Jawohl, Beweise!"
Ich meine vollgültige?" ,, Jawohl vollgültige!"
Peter, der Notar, ist ein wenig ärgerlich darüber, daß- der Ritter Zweifel in seine Worte segt. Seine Stimme wird schärfer.
,, Beweise, mit meinen eigenen Augen gesehen! Beweise, mit meinen eigenen Ohren gehört! Heut, auf den Tag genau, sind es vier Wochen. Am 5. Junius war der Magister auf unser vielfältig Drängen hin endlich aus seiner Turmhaft in Schloß Gottlieben zurück nach Konstanz gebracht worden, um sich hier in öffentlicher Sigung zu verantworten. Hörst du: öffentliche Gizung! Doch was machten die frommen feftorium bei den Barfüßlern füllten? So sehr sie sonst aufBäter daraus, die in mancherlei farbigen Rutten das Re einander loshauen mie giftige Teufel in ihren Seffionibus und fein gutes haar aneinander laffen ihrer vielschichtigen Meinungen wegen, hier, gegen Hus, waren sie sich einmal ausnahmsweise alle einig. Was zugegen war an Kardinälen, Bischöfen, Prälaten, Domherren, Webten, niederen Pfaffen und Doktores der Heiligen Schrift, badte zusammen wie Ei mit dem Mehlteig, nicht mehr auseinanderzubringen. Und weißt du, morin sie so mundersam einig waren? In der Abs ficht, die Verhandlung zwar öffentlich zu führen, aber unter Ausschluß des Beklagten."
,, Das geht doch nicht!"
( Fortsetzung folgt.)