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Söckchen als Scheidungsgrund Eine verjüngte Frau und ein verzopfter Mann

Frau Gertrud Z., eine junge, graßgewachsene Dame, die sich vor dem Scheidungsrichter gegen den Borwurs der Untreu« zu verteidigen hat, lenkte gleich beim Betreten des Verhandliings- saales die oUgemcine Aufmerksamkeit a»f ihr« langen, elegant be» schuhten Beine, die u» b e st r u m p f t ivarc». Sie waren ebenso gebräunt wie das Gesicht ihrer Eigentümerin und ließen daraus schließen, daß diese dem heute so verbreiteten weidlichen Hang zum Sport und möglichst luftiger Bekleidung Kuldige. Aber gerade diese Merkmale, vor allem die Söckchen, die Frau Gertrud Z. an hatte. hatten die Tisersucht des schon ziemlich bejahrten Kaufmanns Max 3. erregt und ihn nach Wochen schwieriger Nachforschungen veran- laßt, gegen seine jung« Frau eine Scheidungsklage«inzureichen, In seiner Klageschrist ging Herr Z. sehr ausführlich auf die Söckchenmode, die uns seit zwei Iahren beschert wird,«in. Er erging sich zunächst in den Betrachtungen früherer Zeiten, al» die Frauen noch lang« Röcke und dunkle, zuchtige Strümpfe trugen. Er betonte, welch mißbilligende Gefühle Ihn durchbebten, al» zum erstenmal jung« Mädchen und Frauen in unbestrumpftem Zustande ihm auf der Straße begegneten, lind er fügte mit Stolz hinzu, daß seine Frau damals ebenfalls mißbilligend bemerkte:Ich ver» stehe diese heutigen Frauen nicht mehr. Ich bin ja auch jung, ober so t!«f bin ich noch nicht gesunken, um meine Beine ani der Straße entblößt zu zeigen! Das schickt sich für kleine Kinder, aber nicht für unsereins!" Herr Z. war selig über diese, wie er sie nannte,Vernunft- gemäßen Ansichten" seiner Gattin. Bor lauter Freude kaufte er ihr damals ein Dutzend echter Bcmberg-Strümpfe mit Gold- stempel, was jedermann zu würdigen verstehen wird, der jemals für seine Frauechte" Strümps« zu kaufen hatte.

Wie groß mußte daher mein Entsetzen sein," jchrieb Herr Z. in seiner Klageschrift weiter,als mir meine Fvau im Herbst des vorigen Jahres plötzlich in Söckchen entgegentrat." Es war ein schöner Herbstmargen gewesen: Herr Z. wollte eben ins Geschäft gel)«» und vorher, wie üblich, seiner Frau den Abschiedskuß geben. Er fand sie in dem kleinen Vorgarten des 5)auscs: sie stand an den niedrigen Zaun gelehnt, in kurzen Söckchen und kurzem Rock und blickte aufmerksam auf die Straße. Herr Z. sagte kein Wort, aber an jenem Tag verließ ihn nicht der Gedanke, daß mit seiner Frau etwas Unheimliches vorgefallen fei. Auch in den näch» st«» Tagen war sie nicht wiederzuerkennen! fortwährend trug sie andere Söckchen, bald blaue, bald rosa, bald grüne, und auf seine Frage, die er schließlich nicht länger zurückhalten konnte, was denn die» alles bedeuten solle, erklärte sie ihm:Jede Frau mutz trachten, daß ihre Beine verjüngt werden. Das kann nur durch Ein- Wirkung der Sonne auf die bloße Haut geschehen." Jetzt wußte Z. sofort, daß dies fremde Gedankengänge waren, die nicht von ihm stan>mten, Eine Frau, die Söckchen trug, konnte seiner Meinung nach auch nicht sehr moralisch sein. Daher war es seine Pflicht, ein Detektivbüro niit weiteren Schritten zu betrauen. Diesem gelang es erst nach Monaten, den wahren Zusammenhang zu er- Nutteln . Herr Z. l>atte recht: die Borliebe für Söckchen stammte nicht von ihm, sondern von einem sehr netten jungen Menschen. den Frau Gertrud beim Tennisspiel kennengelernt hotte. Obwohl Untreue nicht nachgewiesen werden konnte, war Frau Gertrud gestern mit der Scheidung einverstanden. Sie meint«. mit einemverzopften" Mann wolle sie nicht länger leben und blickte anzüglich auf ihr« gelben Söckchen. Worauf die Che im gegenseitigen Einvernehmen geschieden wurde.

? vomPhilippard" gerettet. 50 Passagiere wahrscheinlich verbrannt. ??ep York , IS. Mai. Das Londoner Büro der französischen Schisfahrtsgesellschast Mcssagerie? Maritimes" teilt mit, daß die Zahl der geretteten Passagiere und Mitglieder der Besatzung de» verunglückten Dampfer,Georges Philippard" gegenwärtig 717 beträgt. Da sich zur Zeit der Katastrophe 7(57 Personen an Bord befanden, muß man demnach mit SO Verunglückten rechne». Der erste Bericht des Kapitäns desPhilippard" ist am Donnerstagnachmittag in Paris cingetroffen und am Abend nen dem Minister für öffentliche Arbeiten bekanntgegeben worden. Der Kapitän teilt mit: Am IV. Mal um zwei Uhr morgen» habe Ihm ein Passagier mitgeteilt, daß ein Brand in einer Kabine auf dem I>-Deck ausgebrochen sei. Trotz Inbetriebnahme oller Feuer- löschvorriäztungen habe sich der Brand ungeheuer schnell ausgedehnt. Er habe darauf stoppen und Befehl zum Räumen des Schiffes geben lassen. Zahlreiche Passagiere de» V-Decks hätten infolge der schnellen Ausdehnung de« Feuers nicht mehr die Kabinen ver- lassen können und seien darin umgekommen. Einige seien durch die Bullaugen in» Meer gesprungen und gerettet worden. Dann sei es gelungen, sechs Rettungsboote zu Wasser zu bringen. Wenn die ungeheure Schnelligkeit der Ausdehnung des Feuers nicht gleich zu Beginn Opser gefordert Hölle, wären alle Passagiere go- rettet worden.

Wechselsabrik ausgehoben! �wei raffinierte Gauner entlarvt. von der Dienststelle IV l des Berliner Polizeipräsidiums ist ein umsangreicher Schwindel mit wechseln aufgedeckt worden. Unweit des Alcxanderplahe, wurde ein« wechselsabrik" ausgehoben, die massenweise ungedeckte Wechsel a» zahlungsschwache Firmen in der Provinz aus- gab. Die Schadensumme dürste den Betrag von WZ 000 BI. iveil übersteigen. Die Kriminalpolizei beobmhtde seit längerer Zeit schon zwei Männer, die sich Kaiisleute nannten und schon bei verschiedenen Wechsclgeschäflen geminnt wurden. Häufig standen die beiden vor Gericht, worden aber jedesmal smgeiprodzen. Den Krinunalbeomten war aufgefallen, daß in dem Haus der beidenKaufleute" Ganoven verkehrten, die die Poil-ci schon lange kannte. Die beiden Betrüger hatten sich in der Näl)« des Alexanderplatzis«in« Wohnung gemietet und richteten sich dort ein« Bllrogcmetnschost ein. In den späten Abend» und Nachtstunden ging es dort wie in» Taubenschlag zu. Die beiden gingen nach tlnem bestimmten Plan vor, um in der Pro­vinz zahlungssch wache Firmen, die häufig schon direkt vor dem Konkurs standen, sür Ihre Zwecke zu gewinnen. Sie schickten teils Agenten in einzelne Städte, teils inserierten sie in den dortigen Zeitungen unter dem Decknamen einesBerliner B er sandhause s". Sie boten sich an, sogenannte GefälligteUs» Wechsel zu beschafsem Die Gauner hatten für die Wechsel Akzep- tanten gewonnen, die bei der Polizei längst bekannt sind und fast ausnahmslos den Offenbarungseid geleistet hatten. Für«in paar Mark unterzeichneten sie die Blankowechsel. DasBerliner Versandhaus" schickte de» Firmen die Wechsel In geschlossenen Kouverto per lllachnohme zu und ließ darauf jeweils löO M. und mehr erheben. Darin lagen die Wechsel, die oft über mchrere tausend Mark ausgestellt waren. Die löO M. und mehr berechneten die Betrüger für sich al» Spesen und Prozente. Die Firmen gaben ibrcrseiis die Wechsel sofort weiter. Die Mehrzahl dieser Wechsel wird jetzt Ende Mai und Mitte Juni platzin! Es stellte sich heraus, daß die Schwindler besonders Firme» in» Rheinland und an der Nordseeküstcbedient" halte».

745 km Giunöengeschwindlgkeit. Rom , 18. Mai. Wie verlautet, hat Leutnant N e r1 von der italienischen Fliegertruppe bei einem Probeslug über dem Gardasee , wo sich die italienische Schule für Schnellflug befindet, eine Stundengeschwindig- keit von etwa 716 Kilometer erreicht. Diese» Ergebnis liegt etwa 10 Proz. über der bisherigen englischen Höchstleistung. Der Versuch soll demnächst unter aintlicher Kontrolle wiederholt werden.

Ltngeireuer Kommunalbeamier. 55 000 Mark unterschlagen. Rhcydk, IS. Mai. Der 42jährige hiesige Gemeindesekrctär Heinrich P a u l u s s e n wurde wegen Verdachts der Veruntreuung von Kirchen- g e l d e r n verhaftet. Bei einer außerordentlichen Revision durch die Kirchenbchördc war in der Geincindekasse ein Fehlbetrag von 66 iM M. entdeckt worden, über den Paulussen sich nicht aueweisen konnte. Es handelt sich um K i r ch e n st e u e r g e ld e r und Gelder, die Paulussen als Geschäftsführer des evongelischen Wochenblattes verwaltete. Paulussen erklärt, daß der Fehlbetrag be! den Kirchen» steuern ihm unabsichtlich unterlaufen und nur auf einen Buchung»- fehler zurückzuführen sei. Für das Fehlen von Geldern bei dem Reservefonds des Wochenblattes fehlt bisher jede Erklärung.

Gklarekrprozsß weiier verzögert. Auch Willy Sklarek soll schonungsbedürftig fein. Nachdem vorgestern die Erkrankung de« Angekiaglea S o h l die Fortführung de« Sklarrk-prozesseo verzägerl hatte. Ist gestern ein neuer Zw'schensall clngekreten, der die VerHand- hingen noch welker hinausziehen kann: Willy S kl a r e k ist nach Ansicht seines Arztes fchonungsbedürflig. Dos Befinden des früheren Bürgermeisters Kohl hat sich im Lonle des vergangenen Tages nicht verschlechtert, man kann aber nach Ansicht der Aerzte auch nicht von einer direkten Besserung sprechen, jedoch soll Lebensgefahr im Augenblick nicht mehr direkt bestehen. Als Folge der Verzögerung steht noch nicht fest, ob dl« bisherigen Dispositionen, daß die Strafanträge am Montag, 22. Mai, zu erwarten find,«ingeholten werden können. Hinzu kommt nämlich, daß sich inzwischen der behandelnd« Arzt Willy Sklorets, Professor Eitron, an dos Gericht gewandt und darauf hingewiesen hat. daß Willy Sklarek infolge seiner Zuckerkrank- h e i t nicht in der Lage sei, einer vier- bis fünfstündigen Verhanb- lung zu folgen, wenn incht eine BceintriieHligung seiner Vechand» limgsfähigkeit eintreten solle. Dieser Hinweis des Arztes ist bisher im Sklaret-Prozeß offiziell

nach gar nicht zur Sprache gekommen, weil man durch dl« Ver- gistung Kohl» in Anspruch genommen war. CF» ist aber anzunehmen. daß in der heutigen Verhandlung darüber diskutiert wird und daß sich das Gericht wohl oder übel wiederum für einige Zeit auf ver- kürzt« Vcrhandlungszeiten beschränken wird.

Zwei tödliche Fenstersiürze. In der B a r f u» st r a ß e 14 spielte sich gestern ein furchi- borer Vorfall ob. Vom Balkon de« dritten Stockwerke» stürzte sich die 66 Jahre alte Frau S. auf die Straße hinab, wo sie mit zer- schmetterten Miedern bewußtlos liegen blieb. Durch die Feuerwehr wurde die Lebensmüde ins Virchow-Krankcnhau» gebracht, wo sie bald nach ihrer Einlieferung gestorben ist. Nervenzerrüttung ist das Motiv zur Tat. Ein ähnlicher Selbstmord ereignete sich im Haufe Illsiter Straße 18. Dort sprang die 70 Jahre alt« Frau N. au» dem 4. Stockwerk des Seitenflügels auf den Hof hinab. Schmerverletzt wurde die Frau durch die Feuerwehr in das Krankenhaus am Friedrichshain gebracht, wo sie kurze Zeit nach ihrer Aufnahme W»rb. Zlm Eharlottenbnrgcr Ufer 15 wurde gestern das Ehepaar Sch. durch Gas vergiftet tot aufgefunden. Die Lebensmüden haben offenbar schon mehrere Tag« tot in der Wohnung gelegen. Da» Motiv zur Tat ist bisher nicht bekannt. Wieder Auto auf dem Bürgersteig. In der N e a n d e r st r a ß« geriet gestern nachmittag ein P r i v a t a u t a auf den Bürgersteijj. Dabei wurde ein Passant, der üöjährige Bruno S c e r m e r s k i. vom Wagen erfaßt und erheblich verletz» Der Verunglückte erhielt auf der nächsten Nettungsstelle erste Hilfe. Das Auto wurde von der Polizei sichergestellt. ttattee Bog - gut bis zum letzten Tropfen# dabei coffeinfrei deshalb vollkommen unschädlich«

Oskar J&f VAS. Noch langt der Mammon nicht, zu einer der siebenhundert Konzilshuren zu gehen. Außerdem, die Kinder! Sie haben die letzten Tage keinen warmen Löffelstiel mehr im Ranzen gehabt. Da kann ich einen Hauptfall, wie jetzt mit den Böh- men, gar wohl gebrauchen. Der Vogt wird Augen machen wie gesottene Eidotter so groß, wenn ich ihm die Klopfwilrste so brühwarm aus dem Sudwasser lange!Vogt!" werde ich sagen,ich habe hier eine Neuigkeit, die unter Brüdern hundert Goldgülden wert ist!" Da wird er seine hündischen Backentaschen nach unten verziehen und schmerzlich wider mich bellen. Aber er soll Rachentöne finden, wie er will, niedriger als auf fünfzig Gulden lasse ich mich nicht runter- handeln. Er darf sogar froh sein, wenn er sa billig davon- kommt: denn für die Stadt ist meine Zeitung mindestens das Fünfzigfache wert. Eigentlich, wenn ich's recht bedenke, gäbe es in diesem Fall außer der Vogtei auch noch andere Abnehmer. Meine Nachrichten sind für die königliche Kanzlei van nicht minderem Belang. Und erst die Väter des Konzils! Denen gehen die Kiefer mit Geräusch, und sie werden mit sämtlichen Krummstäben wackeln, wenn sie des böhmischen Vorhabens inne werden. Aber wie wär's, wenn ick) die Kum- panei gor nicht ans Messer lieferte, sondern mich von ihr kaufen ließe? Wirklich, ein Gedanke Gottes! Die frommen Väter aber mögen in die leere Bratröhre gucken und zu- schauen, wo sie neues Gansfleisch herkriegen! Aber haben die Lichter der Kirche eine solche Untreue verdient? Hand auss Herz, die Väter sind im Grunde diejenigen, die uns am besten bezahlen. Es wäre daher nur ein Gebot der Anständigkeit, sie unter der 5)and aufs gröbste vorzubreiten. Den Knüppel aber, den sie dann schmeißen wollen, müßten sie selbskner- stündlich selber schneiden. Wenn ich aufrichtig einen lieber- schlag mache, so Hab ich am ltbendtgen Hus mehr verdient, als das am toten jemals möglich fein wird. Schon am ersten

Tag, als er mit den böhmischen.Herren so stolzrofsig einge- ritten ist, haben Palecz und der Prozeßmichel aus Deutsch- Brod mich seinetwegen ins Brot gesetzt. Damals, ich kann mich noch auf die Stunde genau erinnern, Hab ich die erste Zlnzahtung bezogen, drei Schilter. Ihnen, den Klagpfaffen, ging die Hinterteile mit Grundeis. Sie sahen all ihre mit Mühe zurechtgemachten Felle davonschwimmen. Mit eigenen Ohren hatten sie vernehmen müssen, wie der heilige Vater, aus feiner weißen Seide heraus, zu Hussens aufwartenden Geleitsmännern sagte:Selbst wenn Hus meinen eigenen Bruder getötet hätte, so würde ich doch aus allen Kräften dafür sorgen, daß ihm während seines Aufenthaltes hier in Konstanz kein Leid zugefügt wird!" Das waren Worte, die keinem der beiden zur Lust erschollen, weder Palecz noch Michael. Sonst hätte ich nicht die Gegengruben legen müssen, in die Hus tappen sollte. Ich bin seiner Wirtin, der Fido, nachgelaufen, wie ein Kücken der Henne. Ich habe ausgeschnüsselt der Pfisterin Haus, um etwas Beweistätiges zu finden. Und ich Hab auch etwas gefunden. Denn obschon der Magister gc- bannt war, hat er sich doch beifallen lassen, in seinem Quartier die Messe zu lesen. Ich war fromm genug, mir diese Messe einige Mol« anzuhören. Ich Hab auch dafür gesorgt, daß außer mir auch noch andere Leute vom gleichen Eifer er- griffen wurden. Ich habe ihm, dem Kelchholter, wenn das Opfer vorbei war. durch ein paar verfängliche Fragangcln die Würmer aus der Nase gezogen. Ich muß gestehe», auf plumpere Weise ist mir noch nie ein Fisch, den ich sangen wollte» an den Köder gegangen. Es waren oollgewichtige Waffen, die ich Palecz und den andern Tanfurträgern aus der Kommission zur Verteidigung de? Glaubens in die Hand drückte, ijochwürdsn Michael wußte sie auch so gut zu ge- brauchen, daß er damit auf der Stelle den Bischof stößig machte. Herr Otto von Rötteln hat eine schnelle Hand. Ha. ich weiß noch, wie sein Generalvikar, Magister Hans Tenger, anschwitzte und mit ihm des Bischofs Ofnzial, Konrad Helye, und«i« beide den od des Besuches höchlichst überraschten Böhmen fragten, wieso er dazu komme, als Gebannter die Messe zu lesen? Er Hot sich unter diesem zwiefachen Griff gewunden wie ein Wiesel, das im Fangeisen sitzt. Schließlich bat ihm seine Magisterschnauze geholfen: denn cr wußte die Worte so aalig und listig zu stellen, daß ihn die beiden trotz

bestem Willen nicht sahen kannten. Da war groß Trauern im Lande der Bemühten, und Palecz, voller Galle gelb im Gesicht, hat gesprochen:Zagula, schaff uns, daß der Hund in Kett und Gewahrsam kommt! Ich schütt so viel Gold in deine Hand, als gehäufelt darin Platz hat." Das war«in Wort, das sich hören lassen kann: gehäufeltes Gold eine Hand voll! Ich habe von da an jeden Tag geübt, meine Hand tiefer und breiter zu machen. Und als sie tief und breit genug war, Hab ichs geschafft, daß dieser Ketzer-Ian hinter Mauer und Gitterstab kam. Listig Hab ichs geschafft. Da der Mann keine weitere Handhabe darbot, mußt ich sie selber beibringen. Und mit Hilfe Gottes gelang's. Am vierten Sonntag im No- vember Hab ich ausgestreut auf Gasse und Platz, unter den Brotlauben und an den Metzgerständen, in Bürgerschenken und in des Rats Stuben:Wißt Ihrs schon?! Hus, der Ketzer, ist auf und davon! Er hat ein Haar In der Konstanzer Suppe gefunden und will der Speis woanders genießen! Da haben sie mich stehen lassen und sind gerannt, nm die Stadttore zu schließen. Heinrich von Hin,, damals der Bürgermeister, hat mich höchsteigen an der Schulter gerüttelt:Ist's wahr, dn Hund?!" und als ich steif und fest bei meiner Aussag blieb, hat cr Sturm auf allen Kirchtürmen läuten lassen, und die Hellebardierer und Armbruster kamen wie bei einem Auf» stand gelaufen. Die Zünfte rannten in die Zunfthäuser, die Weiber und die allen Mannen schlössen die Fensterladen, und es war ein Gesurr, wie bei einem Volk schwärmender Imnien. Dabei saß die Weisel, um die es ging, ruhig in ihrem Stock in der Sankt Pauie-Gasfe, ohne eine Ahnung dessen, was sich da braute. Der Bürgermeister war ein um- sichtiger Mann. Er wies den Vogt an, Gewappnete genug in die umliegenden Häuser zu legen. Noch der Mahlzeit um eins hoben sie Hus aus und führten ihn mit dem Ritter von Ehlum zum Papst auf die Pfalz . Da ist er das letztmal großspurig zu Pferde gesessen. Aber, als er au, dem Bügel stieg und selten Boden spürte, da zitterte seine Hand und ließ schier den Zaum fallen, und als er seine Landsleute sah, die im Hof zu Haufen standen, da wollte er mit raschen Schritten unter sie lausen. Aber des Papstes Diener, die mit den silbergebuckelten Stöcken, führten ihn ins Haus und ver- riegelten auf der Stelle die Türen. Seit diesem Fang­tag hat die Gans den Weg in die Freiheit nicht mehr gefunden. (Fortsetzung folgt.)