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BERLIN Montag 23. Mai

1932

Der Abend

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Nr. 238

B 119 49. Jahrgang

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Verstaatlicht den Bergbau!

Die Forderung der Bergarbeiter

Bochum , 23. Mai. ( Eigenbericht.)

Auf einer Delegiertenkonferenz des Bergbau- Industriearbeiter­Verbandes für das Ruhrrevier am Sonntag in Bochum forderte der Vorsitzende des Verbandes, Husemann, erneut die Verstaat­lichung des Bergbaues.

Husemann führte unter anderem aus, die Monopolisierung im Bergbau sei außerordentlich stark vorgeschriften. Im Ruhrbergbau hätten sechs Gesellschaften 50 Prozent der gesamten För­derung in den Händen! Diese Macht sei jedoch von den Unter­

Autorennen in den Tod

Todessturz des Rennfahrers Fürst Lobkowicz

Bei dem internationalen Automobilren nen auf der Avus ereignete sich im Rennen der schweren nehmern nicht im Interesse des Volksganzen ausgeübt worden. Wagen ein Todessturz. Fürst Lobkowicz, der in

Allein durch Fehlinvestitionen seien im Ruhrbergbau Millionen ver­schleudert worden.

Seit 1913 habe sich die Belegschaft aller deutschen Bergbau­reviere von 989 000 auf 440 000 vermindert. Nebenher aber gehe eine ständige Steigerung der Produktivität der Arbeit. Der Schichtförderanteil in der Ruhr liege zur Zeit 65 Pro 3. über dem Stand von 1913. Wenn trotzdem nach Angaben der Unternehmer die Betriebe nicht erst jetzt in der Krise, sondern schon Jahre vorher unrentabel gewesen seien, so liege das nicht an den Arbeitern, sondern an der Verantwortungslosigkeit und Unfähigkeit der Wirtschaftsführer.

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Durch die Krise hätten sich die Verhältnisse so verschärft, daß es im Interesse des ganzen Volkes liege, die Staatsgefährlich keit der Bergbaukonzerne durch die Verstaatlichung zu be seitigen. Es sei ein offenes Geheimnis, daß der Bergbau besonders an der Ruhr in höchstem Maße sanierungsbedüftig sei. Ueber die Wiederflottmachung der Konzerne Ewald, König Ludwig und Lothringen werde bereits verhandelt. Selbst die mächtigsten Konzerne ständen jeden Tag vor der Illiquidität.

Eine rühmliche Ausnahme bildeten einzig die Unternehmen des preußischen Fistus. Noch versuche man, den Zusammen­bruch von sich abzuwälzen und ihn den Bergarbeitern aufzubürden. Wenn es aber dahin komme, dann würden die Unternehmer wieder den Staat um Hilfe anrufen, den sie so hassen, weil die Arbeiterschafi darin einige Rechte hat, den Staat, zu dessen Unterminierung sie Geldmittel in unbegrenztem, leider aber auch in unkontrollierbarem Maße zur Verfügung stellten.

Das würde darauf hinauslaufen, daß der Staat die Staatsfeindlichkeit einzelner Unternehmer, es brauche nur Thyssen genannt zu werden, ihre wirtschaftspolitische und kauf­männische Unfähigkeit auf Kosten der breiten Massen der deutschen Steuerzahler noch belohne. Der Bergarbeiterverband werde sich gegen eine solche Sanierung des Bergbaus mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln wehren.

Der Staat müsse sich, wenn er das Geld zu einer Sanierung hergebe, auch den entsprechenden Einfluß auf die Leitung der Betriebe fichern. Die Frage der Verstaatlichung sei nicht nur eine Frage des sozialistischen Prinzips, sondern eine Angelegenheit, die sowohl die Bergarbeiter als auch das ganze deutsche Volk angehe.

Eine den Ausführungen entsprechende Entschließung wurde einstimmig angenommen. Das Mitglied des Hauptvorstan­des, Marimöller, berichtete über den schwebenden Tarifftreit im Ruhrbergbau, über den wir an anderer Stelle berichten.

Do X morgen in Berlin .

Landung auf dem Müggelsee.

Das Flugschiff Do X, das nach Ueberquerung des Atlantik gestern abend in Spanien ( im Hafen von Vigo ) gelandet ist, wird morgen in Berlin erwartet. Das Flugschiff, das von England kommt, soll im Laufe des Vormittags auf dem Müggelsee landen, wenn nicht unvorhergesehene Zwischenfälle sich ereignen. Die genaue Stunde der Ankunft steht zur Zeit noch nicht fest. Von der Wasserschutzpolizei sind umfassende Vorkehrungs­maßnahmen zur reibungslosen Durchführung der Lan­dung bereits getroffen worden.

Ozeanfliegerin Earhart in London .

Die Ozeanfliegerin Miß Earhart traf am Sonntagnachmittag mährend eines heftigen Gewitters auf dem Flugplatz Hanworth bei London ein. Wie Frau Earhart erzählt, hatte sie von der fünften Stunde ihres Ozeanfluges an, mit großen Gefahren und Schwierig feiten zu kämpfen. An dem Rumpf ihres Flugzeuges jezte sich Eis an, das das Gewicht des Apparates erheblich vermehrte. Hinzu fam, daß der Höhenmesser versagte. Sie war infolgedessen ge­zwungen, trog starten Rebels sich in einer Höhe von nur 30 bis 100 Metern über dem Meeresspiegel zu halten. Obendrein war die Vergaserröhre led geworden.

der Tschechoslowakei beheimatet ist und einen Bugatti Südkurve einen Reifendefekt, der den Wagen zum Wagen fuhr, hatte bereits in der ersten Runde in der Schleudern brachte. Die Räder berührten den Rasen

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Der verunglückte Rennwagen

ſtreifen, Fürst Lobkowicz verlor die Gewalt über den mit etwa 190 Kilometer Geschwindigkeit dahinrasenden Wagen, der sich mehrfach überschlug und völlig zertrüm mert außerhalb der Bahn liegen blieb. Der Fahrer wurde in hohem Bogen auf das Gleis der Wannseebahn geschleudert und zog sich so schwere Verlegungen zu, daß er bereits auf dem Transport nach dem Krankenhause it a r b. Der erst 25 Jahre alte Rennfahrer hatte bereits vor drei Jahren seine erfolgreiche Tätigkeit als Auto­rennfahrer begonnen.

Der Todessturz in der Südkurve.

Untersuchung des Unglücks.

von dem er sich jedoch bald wieder erholte. Inzwischen war Lob­ kowicz dann, sich mehrmals überschlagend, mit seinem Wagen über den Mittelstreifen und die Gegengerade bis an das Reichs­bahngleis geschleudert worden. Sein Bugatti raste über den Gegenkurs fast unmittelbar vor der schon aus der Südkurve hat der Bugatti von Bouria, der weit vorne lag, Splitter von den herauskommenden Spize des Feldes, und wie erst jetzt bekannt wird, zu Bruch gehenden Rädern des Wagens Lobkowicz ' abbekommen, so daß der blaue Bugatti des Franzosen nachher aussah, als wenn er beschossen worden wäre. Es war noch ein Glück, daß der Renn­fahrer selbst von den herumfliegenden Trümmern nicht getroffen wurde. Ziemlich dicht hinter dem Fürsten Lobkowicz lagen übrigens Stud und Campbell, die aber durch das Unglück nicht weiter behindert wurden. weil Lewy nach rechts gedrückt wurde und Lob= fowicz nach links aus der Bahn herausraste, so daß für die folgenden Fahrer der Weg frei war. Auf jeden Fall dürfte das Unglück in erster Linie auf eigenes Verschulden des tschechischen Rennfahrers zurückzuführen sein, der offenbar mit den Eigenheiten der Avus doch noch nicht völlig vertraut war.

Das große Rennen beendete der Mercedesfahrer von Brauchitsch in sensationeller Manier gegen seinen schärfsten Konkurrenten Caracciola auf Alfa Romeo als Sieger. Das Rennen der kleinen Wagen bis 1500 Rubitzentimeter fuhr der Eng­länder Earl Howe auf Delage ganz überlegen nach Hause. In dem großen Rennen mußte sich Caracciola den Sieg Brauchitschs in letzter Minute gefallen lassen, nachdem er fast immer, doch stets von dem Mercedes bedrängt, geführt hatte.

Gegen Parteiwillfür­

für freie Betätigungsmöglichkeit der Presse.

Der Vorstand des Reichsverbandes der Deutschen Presse, der großen überparteilichen Organisation der Journalisten, beschäftigte fich am Sonntag auch mit dem Gewaltstreich, den der neugewählte nationalsozialistische Präsident des Anhaltischen Landtags gegen den Vertreter des Dessauer Volksblatts" am Sonnabend verübte und mit dem Verbot unseres Danziger Parteiblattes. Folgende Ent­schließungen wurden einstimmig angenommen:

I.

sident des Anhaltischen Landtags in Dessau den leitenden Nach übereinstimmenden Meldungen hat der neugewählte Prä­Redakteur eines dortigen Blattes vom Preffetisch des Landtags und damit aus dem Sigungsfaal verwiesen mit der Begründung, der be­treffende Journalist habe in feiner beruflichen Tätigkeit die Partei, der der Präsident angehört, beleidigt.

Der Vorstand des RDP. erblidt in dieser Anweisung des Prä­sidenten einen bisher unerhörten Angriff auf die freie journalistische Berufsausübung. Er erhebt des­halb auf das schärffte Einspruch gegen diese Ausweisung und gegen jeden gleichgerichteten Versuch, die freie Arbeit der Presse unter die willkürlichen Maßstäbe parteipolitischer Empfind­

Die Kriminalpolizei wird im Laufe des heutigen Tages an der Stelle der Avus, an der sich gestern der Todessturz des Fürften Lobkowicz ereignet hat, eine Ortsbesichtigung unter Hin- lichkeiten zu stellen. zuziehung von Automobilfachverständigen vornehmen und dabei auch nach Möglichkeit Augenzeugen des Unglücks zur Ber­nehmung heranziehen, insbesondere den Beobachtungsposten der Schuhpolizei am Forsthaus, der den ganzen Borgang mit ange­fehen hat.

Voraussichtlich wird man auch einige Rennfahrer hören, und zwar vor allem wohl den Dresdner Bugattifahrer Lewy, der um ein Haar in den Sturz des Fürsten mit hineingezogen worden wäre. Es scheint schon jetzt festzustehen, daß Fürst Lobkowicz die fleine Kurve vor den Tribünen am Eingang der Südschleife zu spät erkannt hat und dann, als er sie bemerkte, seinen Wagen zu scharf ab fing. Beim Schleudern seines Wagens ftreifte er noch ganz schwach mit dem rechten Hinterrad den rechts hinter ihm liegenden Bugatti von Lewy- Dresden , der noch mit großer Geistesgegenwart seinen dadurch in voller Fahrt nach rechts von der Bahn gedrückten Wagen halten und schließlich halb auf dem seitlichen Rasenstreifen zum Stehen bringen konnte, wobei ihm das rechte Vorderrad brach. Lewy selbst blieb unverlegt, erlitt aber einen Nervenschod,

II.

Der Vorstand des RDP. hat Kenntnis genommen von dem auf Volksstimme" durch den Senat der Freien Stadt und von den drei Monate bemessenen Verbot der Danziger Bedingungen, die für eine Abkürzung des Verbotes gestellt worden sind. Ist das Verbot, zu dessen fachlicher Grundlage der RDP. nicht Stellung nimmt, in feiner langen Dauer schon nicht mehr als eine politische Korrekturmaßnahme zu werten, sondern viel­mehr fast nur noch als wirtschaftliche Schädigung eines Unternehmens, so sind die Bedingungen, die für eine Abkürzung der Verbotsdauer gestellt wurden, ein so schwerer Eingriff in die Freiheit der politischen Haltung der Presse, daß gegen sie entschiedenste Verwahrung eingelegt werden muß.

Der Vorstand des RDP. begrüßt es, daß der Landesverband Danzig fofort die nötigen Schritte getan hat, um die Gefahren für die Pressefreiheit abzuwenden. Er gibt der Erwartung Ausdruck, daß diese Versuche mit Erfolg fortgesetzt werden.