Reichsbanner und Arbeitsdienst
Eine Rede Höltermanns in Hamburg .
Hamburg , 23. Mai. ( Eigenbericht.) Der Gau Hamburg des Reichsbanners veranstaltete am Sonntag in Bergedorf seine diesjährige Gaufonferenz, auf der der Bundesführer des Reichsbanners Karl Höltermann sprach. Höltermann ging aus von der Darstellung der bisherigen Arbeit der Eisernen Front und streifte die Frage, welche neuen Aufgaben hier gestellt seien. Diese Aufgaben, so führtes er aus, lassen sich nicht aussuchen. Sie zwingen sich uns auf. Darum müssen wir auch den Führern des heutigen Preußen zurufen: Haltet die Stellung! In der außenpolitischen Diskussion stehen heute die Ostfragen im Vordergrund. Ein gefährliches Spiel wird gegenwärtig in Danzig gespielt Unsere Stellung in der Ostfrage ist klar. Es ist moralischer Landesverrat, wenn die deutschen Nationalisten uns beschuldigen, wir seien bereit, Danzig und Ostpreußen an die Polen auszuliefern, wenn man weiß, daß die nationalsozialistischen Führer der einstigen SA. im Grenzgebiet Auftrag hatten, nur bei kleinen Ueberfällen durch die Polen sich zur Wehr zu setzen, bei großen Angriffen jedoch sich zurückzuziehen, damit die SA. ihrem Führer Hitler erhalten bleibe, so ist das Landesverrat und Desertion schon vor Kriegsausbruch. Wir müssen Aufklärung über den Osten schaffen. Damit nur wird die Gefahr geringer, daß die Nationalsozialisten
Landtagseröffnung
Heil Hitler!
Die Nazi- Fraffion trainiert auf Parlamentarismus"
den Versuch unternehmen, aus Danzig ein Fiume zu machen, das heißt, über Danzig zur Macht in Deutschland zu kommen.
Die Verleumdung des Reichsbanners im Zusammenhang mit Danzig soll neues Material" gegen das Reichsbanner schaffen, nachdem das dem Reichspräsidenten übermittelte Material sich als absolut unbrauchbar erwiesen hatte, um damit das Verbot des Reichsbanners erreichen zu können. Bei diesem Material handelte es sich um Fälschungen und Spigelarbeit.
Wir möchten nur wiffen, ob die Gelder zur Bespihelung des Reichsbanners nur von Hugenberg oder auch von amtlichen Stellen hergegeben werden!
Der Sturm gegen das Reichsbanner wurde mahrscheinlich in derwetterede der Bendlerstraße inszeniert. Das Verbot sollte das Reichsbanner als die Nahtstelle, die Arbeiterschaft und Staat verbindet, treffen, um die Arbeiterschaft vom Staat зи trennen und wieder in die alte Opposition zu drängen. Im Januar dieses Jahres erklärte der Reichswehrminister a. D. Groener, ich würde mir ein Verdienst um die innere Befriedung erwerben, wenn ich meine Gedanken im Reichsbanner durchsetze. Heute muß ich antmorten: Ich bedaure, daß sich der Herr Reichswehrminister Groener in seinem Laden nicht hat durchsetzen können. Eine der größten Fragen, die gegenwärtig im Mittelpunkt des Rampfes steht, Iautet:
Wie können wir der Erwerbslosigkeit Herr werden? Diese Frage ist eine Frage der Eristenz eines jeden einzelnen von uns, sie ist die Frage der Existenz der deutschen Demokratie und des deutschen Staates. Die Jugend hat ein Recht auf Arbeit. Neuer dings geht man an den Ausbau des freiwilligen Arbeitsdienstes heran. Wenn auch noch so viel Bedenken gegen den freiwilligen Arbeitsdienst bestehen, so müssen wir uns doch entscheiden, ob wir mitmachen oder fernbleiben wollen. Wollen wir nicht auf diesem Gebiet den Kampf um die deutsche Jugend und die deutsche Zukunft aufnehmen?
Es gilt, die ungeheure Kraft, die in der Jugend steckt, zu speichern für die Demokratie! Oder wollen wir sie den anderen
überlassen zur Ausnutzung gegen die Demokratie? Der Arbeitsdienst erfordert nicht nur Menschen, sondern auch Produftionsmittel, um Menschen in Tätigkeit zu bringen. Hier ist die Aufgabe, wo unsere Propaganda einsetzen muß. Ich vermag nicht einzusehen, daß wir Betriebe stillegen lassen müssen, wo wir all die Dinge herstellen können, die wir für die Erwerbslosen brauchen! Natürlich kann der Arbeitsdienst allein uns nicht genügen. Wir müssen das Problem der Erwerbslosigkeit als Ganzes sehen und von diesem Gesichtspunkt an ihre Bekämpfung gehen. Dazu gehört außer dem Arbeitsdienst die Einführung der 36- StundenWoche, ferner ist neben den Bestrebungen auf Arbeitsbeschaffung die Frage der Dauerversorgung der älteren Er werbslosen, die nicht wieder in den Produktionsprozeß ein gereiht werden, zu lösen. Wir wehren uns dagegen, daß ein großer Teil der ehemaligen Kriegsteilnehmer feinen Lebensabend auf den Stempelstellen verbringen muß! Es ist erforderlich, daß wir vor. auslegungslos an die Dinge herangehen, sie neu durchdenten und
so mithelfen, im neuen Deutschland nicht ein Volk in Waffen, son
dern ein Bolt in Arbeit zu schaffen!
Dachstuhlbrand in der Brandenburgstraße. Der Dachstuhl des Borderhauses Brandenburgstr. 9 geriet am Sonntagabend aus noch unbekannter Ursache in Brand. Bier Löschzüge waren mit der Bekämpfung des Feuers beschäftigt. Die starte Berqualmung machte die Zuhilfenahme von zahlreichen Rauch Schugapparaten notwendig.
Kammerkonzert neuer Mufif
Milhaud- Schnabel- Berg
Das letzte Konzert der Internationalen Gesellschaft für neue| beweist es- doktrinär, intellektuell bemüht, ohne viel eigene oder Musik brachte Kompositionen von Darius Milhaud , Arthur gar eigenartige musikalische Phantasie. Die hat Alban Berg in Schnabel und Alban Berg - Werke längst bekannter Autoren überreichem Maß. Sein Kammerkonzert für Geige und Klavier also, die auch stilistisch kaum etwas Neues boten. Von Milhaud, mit Begleitung von 13 Bläsern( von Kolisch und Steuerdem glänzenden Musikanten, war eine von Paul Hammerstein mann gespielt, von Stiedry eraft geleitet) ist in der prismanicht eben hervorragend gespielte Orgelsonate zu hören, in der( wie tischen Besprechung der Harmonik, in all der geschmackvollen Subin den seligen Zeiten Schumanns) eine Reverie", eine Träumerei, tilität der Instrumentation, in all dem phantastischen Raffinement, zwischen raschen, rhythmisch bewegten Sägen steht, deren erster eine der raffinierten Phantastik des Klanglichen, ganz sicherlich ein toccataartige Sekundenorgie, deren letzter ein sich polyphon gebär- Meisterwerk. Nur bleibt das alles kraft- und wirkungslos: der dendes zwischenspielreiches Finale ist. Eine Träumerei mit Aus- Uebersteigerung, der zu weit getriebenen Entwicklung wegen. nügung aller Orgeleffekte, leisester Register, farbigster Schattierungen und keineswegs im Titel nur romantisch. Im ganzen: ein recht durchschnittliches Opus des interessanten und amüsanten, des sonst reichlich amüsanteren und interessanteren Franzosen.
Schnabel und Berg entwickeln den spätromantischen Ausdrucksstil ins Grenzenlose, verdichten ihn ins kaum mehr Enträtselbare, ohne ihn durch den polyphonen Unterbau entscheidend zu verändern, ohne ihm dadurch zu architektonischer Plastit zu verhelfen. Was da erklingt, ist ein mit dem Ohr nicht mehr entwirrbares Dschungel von Tönen, dessen tropische Farbenfülle( bei Berg insbesondere) das einzig Erfreuliche, oft hinreißende ist. Der Rhythmus tausendfältig variiert ist ohne tragende Kraft; die Harmonikeine ununterbrochene, wenn auch aufs subtilste schattierte Folge von Disharmonien bleibt ohne Wirkung; die Thematit überspannt die Intervalle und rast in ewiger Ekstase durch den als grenzenlos empfundenen Tonraum; die Polyphonie ist feine reale Gewalt, sondern papierenes Spiel, das man in der Partitur analysiert, aber nicht hört was bleibt, ist eben nur impressionistischer Farbenzauber und Rausch; auch der aber stumpft nur zu bald ab.
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Schnabel ist in allen diesen Dingen das von dem Rolisch Quartett ganz herrlisch uraufgeführte Streichquartett
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Hier ächt sich der Irrtum einer ganzen Generation: der Irrtum, Musik wäre ein Ding an sich, ein absoluter Wert könnte in sich selbstautartisch sozusagen immer weiter entwickelt werden; der irrtümliche Glaube, Musik hätte ihre gemeinschaftsbildende Kraft in sich und könnte warten: ob sie auch in Jahrzehnten, ja in Jahrhunderten erst verstanden würde und die Gemeinschaft fände, deren Beglückung sie in sich trägt. Das Gegenteil ist der Fall. Lebendige Kunst ist keine Angelegenheit einsamer Gehirne und zukünftiger Gemeinschaften, kein absoluter Wert, unabhängig von menschlicher Existenz, und feine Geheimreligion sie ist eine sehr relative, auf uns, auf das Heute und Hier bezogene Sache. Mit derart quälender Einseitigkeit aber, mit derartiger Uebersteigerung einzelner fünftlerischer Faktoren vermögen wir ganz und gar nichts anzufangen. Nirgends gibt es Entwicklung ohne Grenzen: am allerwenigsten aber in der Kunst.
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In einem von der Funkstunde übertragenen Konzert erwies Eugen Jochum bei der Interpretation der Fünften Sinfonie von Anton Bruckner seine außerordentliche Begabung und sein großes Können. Der Sinfonie ging das von Edwin Fischer prächtig interpretierte C- Moll- Konzert Beethovens voraus. A. W.
Wie der„ Kladderadatsch" getauft wurde Fogazzaro , die Duse, Novelli und Zacconi, für den Gedanken aus
Der Tod des Kladderadatsch- Berlegers Rudolf Hofmann ruft die Geschichte dieses ältesten und berühmtesten Berliner Witblattes, an der er so reichen Anteil gehabt hat, in die Erinnerung. Es war ein Kind des ,, tollen" Jahres 1848, und an einem schönen Maientage wurde dieser richtige Berliner Junge" geboren. Aber vorher mußte das Kind einen packenden Namen erhalten, und den befam es auf eigenartige Weise, wie A. Schwarz in dem Kulturbild ,, Der Kladderadatsch und seine Leute" erzählt. An einem Apriltage des Sturmjahres 1848 saßen an einem kleinen Tisch der Hippelschen Weinstube, in der sich damals die Schöngeister und Literaten vereinigten, der junge Verlagsbuchhändler Alfred Hofmann, der Vater des jetzt Dahingeschiedenen, der Schriftsteller Julius Echweizer und der damals bereits durch seine Lokalpossen bekannte und beliebte Dichter David Kalisch . ,, Kladderadatsch!" klang mit einem Male die leute Stimme Kalischs durch das Lokal. Kladderadatsch!" wiederholten die beiden Zechgenossen unwillkürlich, als die Scherben ihrer vor Schreck den Händen entfallenen Gläser unter dem umgestürzten Tisch sich flirrend mit den Scherben der zerbrochenen Weinflaschen mischten. Der llebeltäter, ein böser Hund, der in wilder Jagd das Unheil angerichtet und den Tisch umgeworfen hatte, war längst auf und davon.
,, Kladderadatsch!"
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so soll unser Wigblatt heißen ,,, von dem ich die erste Nummer schon im Kopfe habe," nahm Kalisch das Gespräch wieder auf, nachdem man sich von dem Schrecken erholt hatte.„ Diesen wundervollen Titel hat uns die gütige Vorsehung geschenkt!"„ Na, auf den Hund sind wir mit unserm Blatt schon vor seinem Erscheinen gekommen. Doch das scheint mir ein gutes Omen", meinte Hofmann trocken. ,, Aber da fällt mir ein: Am Ende wird sich meine fünstlerische Ausbeute auf der Leipziger Ostermesse doch noch bezahlt machen. Denkt euch, ich habe für unser Blatt schon den besten originellsten Titelkopf, einen richtigen Kladde
radatschkopf, der früher als„, Anekdotenjäger" die Welt unsicher
machte und in dem auch schon der Hund seinen versteckten Play hat." Damit entfaltete Hofmann aus seiner Tasche den charakteristischen Kopf, der das Titelblatt jeder Nummer des Kladderadatsch ziert. Er hatte diesen Holzschnitt mit anderen, wie den später
ebenso berühmt gewordenen Figuren Müller und Schulze, von einem Buchhändler in Leipzig erworben. Der Hund fand sich richtig in dem Grübchen der dicken Pausbacke, und damit war die ,, Kladderadatsch" am 7. Mai 1848 folgte.
denkwürdige Gründungssigung beendet, der das Erscheinen des
Die fühnste Polarexpedition.
Das englische Forschungsschiff Discovery II" hat, wie aus Johannesburg gemeldet wird, die Kapkolonie verlassen, um die fühnste Fahrt anzutreten, die jemals im Südpolarkreis unternommen worden ist. Das Schiff will den ganzen antarktischen Erdteil umfahren, und zwar wird die Reise im Gegensatz zu den bisherigen Fahrten während der Wintermonate durchgeführt. Sie wird nicht die Route der Handelsschiffe oder Walfischfänger einschlagen, sondern ganz neue Pfade suchen, und das zu einer Zeit, da die furchtbarsten Stürme und die schlechtesten Eisverhältnisse in jenem Gebiet herrschen. Die Gelehrten verfolgen bei dieser kühnen Aufgabe neben meteorologische hauptsächlich biologische Zwecke. Man will die Lebewesen in allen Tiefen des Südpolarmeeres untersuchen und den Gehalt an Nahrung in den verschiedenen Gewässern feststellen. Diese Arbeit wird von großem Nutzen für den Walfischfang fein, denn man weiß noch sehr wenig über die Wanderungen der verschiedenen Arten von Walfischen, die die Antarktis bewohnen, und über die Nahrung, die durch die Strömungen durch den Ozean geführt wird.
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„ Der Waffenschmied " in der Neuen Welt. Die zu Pfingsten mit über viel Erfolg eröffnete Gartenbühne in der neuen Welt deren Leistungen an dieser Stelle ausführlich berichtet wurde seht ihre Arbeit als Deutsche Volksoper" mit einer anerkennensmert fauberen Aufführung von Lorgings Waffenschmied" fort, die dem zahlreich erschienenen Publikum viel Freude bereitet und Spaß macht. Das volkstümliche, ein wenig altväterlich- humorvolle Werf wird von Walter och tritt musikalisch eraft geleitet; d'Arnals König und Inge van der Straaten , Alfred Karen, Hans Wenzel betreut wieder das Szenische. Die Hauptrollen singen Käte Jötenund Gusti Kallfetz, mit viel Applaus( oft auf offener Szene) belohnt.
ar.
Ein Dante- Denkmal für Berlin ? Als zu Anfang dieses Jahr hunderts Wilhelm II. der Stadt Rom Eberleins Goethe- Denkmal zum Geschenk machte, erschien in der italienischen Zeitschrift„ Scena illustrata" eine Aufforderung, die kaiserliche Gabe durch ein Gegenillustrata" eine Aufforderung, die kaiserliche Gabe durch ein" Gegengeschent, ein Standbild Dantes, das in Berlin zur Aufstellung fommen sollte, zu beantworten. Obwohl sich hervorragende Ver.
des italienischen Geiſteslebens, unter ihnen Mascagni , gesprochen hatten, fam es nicht zu feiner Berwirklichung. Jekt nimmt ihn der Leiter der ,, Scena illustrata", Pilade Palazzi, wieder auf, indem er eine solche Handlung als Bekenntnis zum Geiste und zu seiner Bedeutung für Größe und Glück der Völker bezeichnet.
Warum Amerita Kriegsschulden nicht streichen will. Es ist wenig bekannt, daß Amerika ( USA .) allen Teilnehmern am Weltfriege lebenslängliche Renten versprochen hat und auch bisher zahlte. Die 650 000 Mann, die heute noch versorgt werden, bekommen heute jährlich mehr als vier Milliarden Mark ausbezahlt. Dabei tommen stets neue Forderungen, so z. B. wurde kürzlich die Forderung durchgedrückt, daß jeder ehemalige Soldat freie ärztliche Behandlung auf Staatskosten! hat, nachdem schon früher die Berufsausbildung vom Staat übernommen worden war. Sechs Milliarden Mark sind auf die Lebensversicherungen ausgezahlt worden. Nunmehr sollen zehn Milliarden Mark zur Auszahlung an die ,, Veteranen" kommen, von denen die meisten Europa nicht gesehen haben. Angesichts dieser Ausgaben ist in USA . die Streichung der Kriegsschulden höchst unpopulär.
Tagung des Deutschen Verbandes für psychische Hygiene. In der Universität Bonn trat am Sonnabend der Deutsche Verband für sigende, Prof. Sommer aus Gießen , eröffnete die Tagung mit psychische Hygiene zu einer Tagung zusammen. Der Verbandsvorallgemeinen Ausführungen über die eugenischen Aufgaben der psychischen Hygiene und schloß mit dem Wunsche, die Tagung möge flare Richtlinien über die praktische Durchführung der Eugenik und Sterilisierung ergeben. In 14 Vorträgen wurden dann Fragen der daß erblich Belastete oder gar Geistestrante feine Kinder zeugen Vererbungslehre besprochen und im Zusammenhang damit gefordert, dürften. Nach Ansicht der meisten Fachleute sei das durch starke Belehrung zu erreichen.
Der erste Blinddarmoperateur. Professor Kuem me II, einer nischem Gebiet, beging am 22. Mai seinen 80. Geburtstag. Proder bedeutendsten Hamburger Forscher und Gelehrten auf medizifessor Kuemmell hat als Oberarzt am Marienfrankenhaus 1889 die
erste Blinddarmoperation ausgeführt.
Das Ukrainische Wissenschaftliche Institut, Französische Str. 28, hat einen Kursus der ukrainischen Sprache, verbunden mit Vorträgen über
ukrainische Landeskunde, errichtet. Der Kursus ist allgemein zugänglich und gebührenfrei. Einschreibungen Dienstags und Freitags, 16% bis 20 Ubr.
( Fernspr. Merfur 4214.) Eine allgemein zugängliche Lesehalle ist an Wochentagen von 10 bis 14 Uhr geöffnet.
Die Voltsbühne begeht Mittwoch die 25. Aufführung von Bruno Frants Sturm im Wasserglas" mit Hansi Niese und der übrigen
Premierenbesetzung.
Im Schlüterhof des Stadtschlosses findet Dienstag Schloßmusik ſtatt, die ausgeführt wird von der Kapelle der Staatsoper unter Leitung von Kleiber. Anfang 21 Uhr.
Fabrikgebäude der Industriewerke niedergebrannt.
Die Serie der Großfeuer vom Sonnabend fand ihre Fortsetzung mit einer Feuersbrunft, die mehrere Fabrikgebäude der Deutschen Industriewerke in Spandau in der Nacht zum Sonntag in Asche legte. Die Gebäude brannten trotz aller Anstrengungen der Feuerwehren bis auf die Grundmauern nieder.
Um 2.45 Uhr tam der verheerende Brand in einem langgestreckten zweistöckigem Gebäude, in dem sich das Modellager befindet, zum Ausbruch. Die Flammen fanden an den leicht brennbaren Holzmodellen reiche Nahrung und in kurzer Zeit brannte das Lagerhaus in seinem ganzen Umfange lichterloh. Auf Großfeueralarm" eilten 10 Lösch züge und das Spandauer Feuer. lösch boot an die Brandstätte. Inzwischen hatten die Flammen jedoch weiter um sich gegriffen. Der heftige Wind trieb ungeheure Flammengarben auf die angrenzende Aluminiumgießerei und Formerei. Zunächst gerieten die Dachstühle in Brand und von dort fraß sich das Feuer in das Innere der Gebäude weiter. Etwa 30 Schlauchleitungen größter Kaliber wurden insgesamt in Tätigkeit gesetzt und stundenlang ungeheure Wassermengen in das Feuermeer geschleudert. Da durch Funkenflug auch die übrigen benachbarten Gebäude sehr gefährdet waren, mußten überall starte Sicherheits- und Beobachtungsposten aufgestellt werden. Glüdlicherweise gelang es, eine weitere Ausbreitung des Brandes zu vers hindern. Nach dreistündiger Löschtätigkeit war das Feuer im großen und ganzen lokalisiert.
Bei den Löscharbeiten erlitten fünf Feuerwehrleute Berletzungen. Feuerwehrmann Palm von der Lügowwache und Brandmeister Knadow mußten mit Kopf- und Beinverlegungen ins Krankenhaus gebracht werden. Die Ablöschungs- und Aufräumungsarbeiten dauerten den ganzen Sonntag über an. Wie wir von der Leitung der Deutschen Werke in Spandau erfahren, tritt eine Störung des Betriebes nicht ein. Die gesamte Belegschaft arbeitet weiter, da man die vernichteten Betriebe in andere Werkstätten provisorisch verlegt hat.