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Beilage

Donnerstag, 26. Mai 1932

Der Abend

Spalausgabe des Vorwards

Walter Friedländer

Lebensraum der arbeit- lofen Jugend! Die Jugend in Sowjetrußland

Wirtschaftsnot und wachsende Arbeitslosigkeit haben in steigen­dem Maße die Einrichtungen der Sozialpolitik gefährdet und ihre Leistungen für die Arbeiterschaft aufs äußerste bedroht. Auf diese Gefahren ist an dieser Stelle vielfach hingewiesen worden. Durch das ungeheuerliche Anwachsen der Arbeitslosigkeit und die hier durch herbeigeführte verhängnisvolle Lage der öffentlichen Finan­zen, namentlich der Gemeinden, sind aber auch die Ansätze zu einer Hilfe für die erwerbslosen Jugendlichen in eine kritische Lage geraten, während die wachsende Jugendnot gerade hier einen Ausbau und eine wesentliche Verstärkung dieser Hilfsaktion unbedingt notwendig macht. Die Jugendwohl fahrt steht heute, gerade für ihre Einrichtungen für die jugend­lichen Erwerbslojen, vor außerordentlich wichtigen, neuen Auf­gaben, während ihre Leistungsfähigkeit durch den Zusammenbruch der kommunalen Finanzen auf das schwerste gefährdet ist.

Es ist fast befremdlich, daß weite Kreise der Bevölkerung heute dem Problem der jugendlichen Arbeitslosen mit verhältnismäßig geringem Interesse gegenüberstehen. In den ersten Jahren nach dem Kriege war unter günstigeren Verhältnissen die öffentliche

Referat über ein Buch/ Bon J. P. Mayer

Kollektiv

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Kommune.

Es ist viel über die neue Somjetjugend diskutiert worden, aber| Armee betrieben. In den Kriegsschulen werden aus dem Mann­keine Arbeit ist aus einer so überlegten und ernsten Haltung heraus schaftsbestand die Tüchtigsten herausgefiltert und in führende Po­verfaßt worden, wie das soeben erschienene Buch von Klaus fitionen gebracht. Heute kommen bereits im Durchschnitt auf einen Mehnert: Die Jugend in Sowjetrußland"( S. zaristischen Offizier sechs proletarische Offiziere. Fischer Verlag, Berlin  , 274 Seiten, fart. 4,80 Mark). Mehnert  ist geborener Reichsdeutscher und heute 26jährig; er beherrscht die russische   und die deutsche Sprache; er lebte mit seiner Familie bis zum ersten Kriegswinter in Rußland  . Als Freund junger Kommu­nisten hat Mehnert in den letzten Jahren mehrmals Sowjetrußland bereist und die Erlebnisse und Erfahrungen dieser Reisen zur eigenen inneren Klärung niedergeschrieben.

Die neue Elite.

Von besonderer Bedeutung sind die Beobachtungen, die Mehnert über das Kollektiv- Dorf und die städtischen Kommunen mitteilt. Er meint, daß die Widerstände der Bauern gegen die Kollektivie­rung nicht in erster Linie aus dem Eigentumsgefühl der Bauern in bezug auf Grund und Boden herrühren. Ich glaube, daß Mehnert sich hier irrt, denn der Erfolg der Oktober- Revolution wurde doch vor allem durch die Enteignungsparole gegenüber dem Großgrundbesiz erreicht. Aber das ist in diesem Zusammenhang nicht entscheidend. Entscheidend ist allein, ob der Hunger der Bauernschaft nach Gebrauchsgütern, deren wichtigste sie heute entbehren muß, in nächster Zukunft befriedigt werden kann. Nur dann wird die Kollektivierung des Dorfes, die heute bis zu 60 Prozent erreicht ist, eine dauernde sein können.

Mehnerts Buch ist vor allem deshalb so eindrucksvoll, weil der Verfasser von vornherein seine Aufgabe einschränkt. Er will nur die Jugend in Sowjetrußland darstellen und dennoch weitet sich seine Arbeit zu einer allseitigen Darstellung der neurussischen Lebensordnung, weil die russische   Jugend in alle Kanäle des russi schen Lebens vorgedrungen ist. Von den russischen Einwohnern sind heute 90 Millionen in dem aktionsfähigen Alter zwischen 16 und Eingehender find Mehnerts Erfahrungen mit Jugend­60; von ihnen find die Sechzehn bis Sechsunddreißigjährigen zur Kommunen, unter denen Lebensgemeinschaft junger Menschen jungen Generation zu rechnen. Es sind 60 Millionen! Von diesen zu verstehen sind, die bereits in die heutige Sowjetrepublik fozia­bezeichnet Mehnert etwa 10 Prozent als die aktive und vorwärts- listische Keile eintreiben wollen. Die Einkünfte der Kommune- Mit­strebende Elite. Mehnert gibt zu, daß diese Elite, die zum großen glieder werden zusammengelegt, Lebensunterhalt und Lebens­Teil im sowjetrussischen Jugend- Verband organisiert ist, gegenüber führung versuchen die Verwirklichung des kommunistischen   Ideals der Masse mancherlei Vorteile hat, aber dennoch ist diese neue russische Elite ihrem Wesen nach nicht exklusiv, sondern auf das engste mit der Masse verbunden... Sie wurde in einem ständigen Blut der Masse aufgefrischt. Sobald sich bei jemandem die ersten Anzeichen beginnender Massenfremdheit zeigen, sucht man ihn durch eine Rückversetzung in Reih und Glied, in untergeordnete Arbeit in Industrie oder Landwirtschaft wieder zur Massennähe zu erziehen". Diese jungen Menschen tragen alle Entbehrungen, die ihnen der sowjetrussische Aufbau auferlegt; der Staat, für den sie eintreten, ist ihr Staat, den sie für kommende Generationen zu einem sozialistischen   Staat ausbauen wollen.

Student

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Staat Wissenschaft.

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follektivierten Lebens".

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Klaus Mehnert   gibt den Inhalt eines Kommune Tage= buchs wieder, aus dem die Schwierigkeiten des, kollektivierten ordnung kann man sich leicht verständigen. Die Jungens über­nehmen das Holzhacken, während die Mädchen als Kompenfation Strümpfe stopfen. Bügeln dagegen müssen Jungens und Mädels. Schwieriger wird es erst, das seelische Leben der jungen Menschen zu ordnen. Aus Kameradschaftsbeziehungen werden Be­ziehungen der Liebe, auch Ehen werden geschlossen. Die engen Wohnverhältnisse bedingen die Trennung in ein Männer- und Frauenschlafzimmer. In schwerer seelischer Not schreibt die Kom­munardin Tanja ihrem Mann: Ich will ein persönliches Glück haben, ein kleines, ganz einfaches und ganz gesetzliches. Ich sehne mich nach einer stillen Ecke mit dir allein, um mit dir zusammensein zu können, wenn wir es wünschen, damit wir uns nicht vor den anderen verstecken müssen, damit unsere Beziehung voller, freier und fundierter werden kann. Kann denn die Kommune nicht ver­ist in dieser erschütternden Briefstelle die letzte Tiefenschicht des stehen, daß das eine menschliche Notwendigkeit ist?" Wahrscheinlich forcierten Kollektivismus berührt. Es hat überdies den Anschein, als ob man heute in Sowjetrußland diese sozialistischen   Inseln nüch terner beurteilt als vor einigen Jahren; im Zusammenhang damit tonstatiert Mehnert auch eine strengere und durchaus gezügelte Auf­fonstatiert Mehnert auch eine ſtrengere und durchaus gezügelte Auf­faffung sexueller und erotischer Beziehungen.

Meinung von der dringenden Notwendigkeit des Ausbaues der Jugendwohlfahrtspflege hingegen allgemein überzeugt. Es ist zwar im Vorwärts" wiederholt auf die dringende Notwendigkeit der Aufrechterhaltung und des Ausbaues der Hilfsmaßnahmen für die jugendlichen Arbeitslosen hingewiesen worden. Im allgemeinen Bewußtsein der Bevölkerung wird aber die Not, Zermürbung und Berzweiflung der großen Zahl von jugendlichen Erwerbslosen, die mit fast einer Million nicht zu hoch geschätzt wird, zumeist noch ohne das notwendige Verständnis und die tätige Anteilnahme verfolgt, die heute unbedingt verlangt werden muß. Alle theores Filterprozeß aus ihr herausgezogen und immer wieder mit dem Lebens" flar ersichtlich sind. Ueber die Dinge der äußeren Lebens­tischen Betrachtungen über die Lage der jugendlichen Arbeitslosen sind zu stark auf die augenblickliche Finanznot gerichtet und lassen die Sorge für später eintretende Schäden aus dem Auge, die doch für das Schicksal der jetzt heranwachsenden jungen Generation ent­scheidend sind. Die Hilfe für die jugendlichen Arbeitslosen darf| nicht um einer kurzfichtigen Tagespolitik willen preisgegeben mer­den. Vor allem muß erstrebt werden, durch großzügige Ar­beitsbeschaffung den jungen Menschen, die mit aller Kraft nach Tätigkeit und eigenem Verdienst verlangen, wieder Gelegen­heit hierzu zu geben. Solange das noch nicht allgemein möglich ist, muß trotz aller Finanznöte auch heute eine vorausschauende Auch der russische Student steht unmittelbar an der Front. Jugendwohlfahrtspolitik auf längere Sicht verlangt werden, für Die Proletarisierung der Hochschulen ist eine der wichtigsten Aufgaben des Fünfjahresplanes. Seit 1923/1924 die das Reich Mittel aufbringen muß. Es sind in dem neuen Haushaltsplan des Reiches Ansätze für körperliche und geistige den von 15,3 Prozent auf 30,2 Prozent gestiegen; ist der Anteil der Arbeiterschaft an der Gesamtzahl aller Studieren: Fortbildung vorgesehen, die unter strenger Ausscheidung von 26,3 Prozent der Studenten werden heute von der Bauern­26,3 Prozent der Studenten werden heute von der Bauern staatsreindlichen Bestrebungen hierfür als Ausgangspunkt verwandtschaft gestellt, 37,3 Prozent von den Angestellten, die selbst werden können. Es wäre verhängnisvoll, wenn wir über die redend nicht mit unserem Mittelstand" verglichen werden können. Nöte des Augenblick's vergessen, daß die heutige Jugend in furzer Die übrigen Anteile an der Studentenschaft, also in erster Linie Frist die wichtigsten Leistungen und die Hauptverantwortung für der ehemaligen bürgerlichen Kreise, betragen heute nur noch 5,8 das Schicksal des ganzen Volkes tragen muß. Prozent, während sie im Studienjahr 1923/1924 noch 36,8 Prozent betrugen. Die Proletarisierung des Lehrkörpers schreitet dagegen wesentlich langsamer fort. Die Studenten werden in den Ferien als Stoßbrigaden an der Wirtschaftsfront eingesetzt. So haben allein im letzten Jahr 20 000 Studenten im Ural   mitgeholfen, die Planziffern zu erreichen. Der Student bleibt damit in ständiger Verbindung mit den Aufgaben der Allgemeinheit: das Zusammen­gehörigkeitsgefühl wird gestärkt. Die Vorbildung der zu den Uni­verſitäten strömenden Massen bezeichnet Mehnert noch als bedenk­lich gering. An den Hochschulen herrscht eine starke, allein auf die Praris zugeschnittene Spezialisierung. Die allgemeinbildenden Fächer sind auf ein Mindestmaß beschränkt worden, nur Politif. Dialektik, Leninismus, Volkswirtschaft und Sprachen werden ge­duldet und nehmen etwa ein Zehntel, in landwirtschaftlichen Hoch­schulen, in denen in erster Linie junge Bauern Aufnahme finden, bis zu einem Drittel der Arbeitszeit in Anspruch. Auch Militär­wissenschaften sind selbstverständliches Pflichtfach für alle Studenten und Studentinnen."

Das Reichsministerium des Innern hat fürzlich in einem Erlaß an die Länder darauf hingewiesen, wie notwendig es ist, die Kräfte zu erhalten, die sich für die Gesundheit und den Schutz der Lebenskraft der Jugend in der sozialen Arbeit gebildet haben. Es ist aber erforderlich, darüber hinaus in den breiten Massen der Bevölkerung allgemein das Gewissen dafür wach zu rufen, welche schwere soziale und kulturelle Schädigung uns bedroht, wenn jetzt die heranwachsende Generation kaum vor Hunger und Krankheit geschützt wird, ohne daß ihre Entwicklung zu tüchtigen. gefunden, arbeitskräftigen Menschen gesichert wird. Es ist fast un­begreiflich, daß auch die wohlhabenden Schichten des Volkes heute sich kaum Gedanken darüber machen, wie infolge der Arbeitslosig­keit und Not der jungen Generation die Zukunfts und

Lebensmöglichkeiten genommen worden sind. So kommt es, daß verbitterte, hoffnungsarme Menschen ins Leben hin­austreten und beinahe notwendig zur scharfen Opposition gegen den Staat und die Ordnung getrieben werden, die ihnen keinen Lebens­raum zu bieten vermögen. Wir müssen uns klar darüber sein, daß die jetzt heranwachsende Generation der zukünftige Träger der ge= samten Kultur, Wirtschaft und Sozialpolitik ist und daß heute in der Krise der kapitalistischen   Wirtschaft die Jugend das wichtigste

Gut des Volkes ist.

Mit dem gleichen Nachdruck wie die Proletarisierung der Stu­denten wird die Proletarisierung des Offizierkorps der roten

der Arbeitslosigkeit nach der Scheinblüte in den Jahren 1924 bis 1927 ist die Jugendwohlfahrt in größte Bedrängnis geraten.

Die Gedanken einer umfassenden Hilfe für die Jugend müssen jetzt über die Kreise der amtlichen und freien Jugendwohlfahrtspflege hinaus in der ganzen Bevölkerung stärker erfaßt werden. Es genügt nicht, die verwah loften, unehe­lichen, schwergefährdeten oder schon kriminell gewordenen Kinder und Jugendlichen zu bewahren oder für einen kleinen Teil der Jugend in kurzfristigen Arbeitslagern einen freiwilligen Arbeitsdienst" einzurichten. Vielmehr ist es notwendig, daß die ganze Menge der durch Arbeitslosigkeit in Not geratenen Jugend und die durch Arbeitslosigkeit der Eltern gefährdeten Kinder in umfassendem Maße geschützt und gefördert werden.

Während die Sozialpolitik und Wohlfahrtspflege nach der Revolution in starkem Maße ausgebaut worden sind, konnte die Jugendwohlfahrtspflege mit dieser raschen Entwicklung nicht Schritt halten, weil es ihr an einer berufsständischen oder hinreichend starken Vertretung fehlte. Gerade von der Sozialdemokratie sind freilich die Interessen der Jugendwohlfahrt in allen Par­lamenten nachhaltig unterstützt worden. Die Widerstände, vor allem wirtschaftlicher Art, haben aber einen wirklichen Ausbau der Jugend­fürsorge und Jugendpflege verhindert, zumal die Notstände der In­flation und der späteren Wirtschaftskrisen immer wieder die auf­gestellten Pläne durchkreuzt und zerstört haben. Wenn jetzt der müssen die Kurse und beruflichen wie bildenden Veranstaltungen notwendige Abbau auf dem Gebiete der Jugendwohlfahrt wieder der Berufsschulen, der Arbeits- und Jugendämter, der Gewerk­mit Finanznöten begründet wird, so übersieht man hierbei, daß die der Berufsschulen, der Arbeits- und Jugendämter, der Gewerk­gesamten Kosten der Jugendwohlfahrtspflege nur einen verschwin- schaften ausgebaut und über ihre heutige engbegrenzte Zeit hinaus dend kleinen Teil der Mittel erfordern, die gegenwärtig für das Unterstützungswesen gebraucht werden.

Die Jugendwohlfahrt leidet im Vergleich zu anderen Gebieten besonders darunter schwer, daß die erzieherischen Notstände nach außen hin faum in Erscheinung treten und deshalb nicht von der großen Masse der Bevölkerung rechtzeitig und in ihrer Bedeutung erkannt werden. Nach den Kriegsjahren hatten sich zwar Gemein­den, Organisationen, Schule und Elternbünde zu einer pädagogischen Reformbewegung zusammengeschlossen, um die Schäden der Kriegs­zeit auszugleichen und die Jugend zu gesunden, tüchtigen Menschen heranzubilden. Der Optimismus, der damals zur Schaffung des Reichsjugendmohlfahrtsgefeges und zur Bildung der Jugendamter geführt hat, ist leider im Laufe der Zeit ge.. schwunden. Mit der wachsenden Verarmung, der Inflation und

Vor allem

durchgeführt werden. Auch die von vielen Jugendämtern und der Arbeiterwohlfahrt eingerichteten Werkheime für jugendliche Arbeitslose mit ihrer Verbindung von Werkstatt, sportlicher und kultureller Bildungsarbeit müssen unbedingt erhalten und noch

erweitert werden.

In letzter Zeit ist aus diesen Ueberlegungen der Gedanke eines Hilfswerks für die durch Arbeitslosigkeit be drohte Jugend aufgetaucht, der ernsthafte Förderung durch alle beteiligten Kreise, Reich, Länder, Gemeinden und Gewerk­

schaften verdient.

..Lebensvolle Schandliteratur

In zahlreichen Volksschulen Schlesiens ist das Lebensvolle Sprachbuch" von Schote- Missalt( Berlag Priebatsch- Breslau) in

Rußland   und wir.

Die starte Einheitlichkeit einer neuen Weltanschauung ist er­staunlich. Mehnert sieht deutlich die Grenzen, die für die Einzel­person gegeben sind: ,, eine Freiheit hat Rußland   nicht: die Freiheit der Gesinnung. Die Grenzen der Gesinnung sind ein- für allemal festgelegt, sie zu überschreiten, heißt Desertion." Dies ist die heutige Lage, die Konsequenz der Diktatur. Mehnert treibt aber die Problematik weiter, indem er die Frage stellt: Wird die Mensch­heit reif zur Freiheit, weil sie nur noch eine einzige Gesinnung hat bewachen?" Mit dieser Frage ist die letzte Differenz des deutschen  und es dann feiner Diktatur bedarf, die Grenzen der Gesinnung zu und des russischen Sozialismus angedeutet. Den jungen Russen ist dieser Unterschied völlig unverständlich. Sie wissen nichts von den anderen geistigen und wirtschaftlichen Voraussetzungen, die den besonderen Charakter namentlich der deutschen   gesellschaftlichen Kultur bestimmt haben. Die russische Revolution fann sicherlich nicht von Deutschland   aus imitiert werden. Auch Klaus Mehnert  kommt zu dieser Konsequenz. Wer aber wird bestreiten wollen, daß uns die russische Jugend nichts zu sagen hätte?

Gebrauch, dessen 2. Heft unter anderen eigenartigen Stilübungen folgende enthält: ,, Der Wert der Militärzeit.

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Die Militärzeit schafft dem Soldaten allerlei Mühsal und Ent­behrung; aber sie hat auch ihr Gutes. Das tägliche Ererzieren und Turnen, besonders das Springen und Klettern, macht stark und gewandt. Die Uebungen im Schießen und Fechten schärfen das Auge, und das häufige Baden im fühlen Strome(!), insbesondere das Im Ver­Schwimmen und Tauchen, stählt Muskeln und Nerven. fehr mit seinen Kameraden lernt der Soldat Verträglichkeit und Gefälligkeit. Der Dienst erzieht ihn zu strengem Gehorchen(!) und pünktlichem Befolgen aller Befehle. Das Marschieren mit Sang und Klang erfüllt das Soldatenherz mit Begeisterung für alles Gute und Schöne(!). So(!) ist die Militärzeit sowohl in leiblicher als auch in geistiger Beziehung eine ausgezeichnete Schule fürs ganze Leben."( Siehe Unteroffizier Himmelstoß.).

Ein geradezu vorbildliches Schulbuch für werdende SA.- Männer! Stilistisch mindestens ebenso wertvoll wie die ganze ruhmreiche Militärzeit von Anno dazumal.

Wer sich übrigens die reine Freude am Kathederdeutsch verflossener Zeiten bewahrt hat, der wird mit Bergnügen ein in vielen höheren Schulen noch heute verwendetes französisches Lehr­buch durchblättern, das in seinen Sprachübungen den Schülern fol= genden Gallimathias als ,, de utsche Uebungssäge" serviert: ,, Das Meer zertrümmerte die Barke des armen Großvaters. Bernhard, dessen Waden schwarz waren, wurde von seiner Mutter getadelt.

Das Lied der Mutter wärmt Pauls Hände(!).

Ich spalte und breche die Erde mit dem Pflug. Du spaltest und brichst die Erde mit dem Pfing. usm."

Ja, ich spalte und breche, menn ich dieses Deutsch   versetzt be komme. Die Barke des armen Großvaters ist zertrümmert; marum o. i. nicht auch das Bloez- Deutsch des armen Professors?