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Arbeiter- oder Adelspartei? Das wahre Gesicht der Natiotialfoztotifien. Aus dem neu erschienenen Mtgliederverzeichnis des PreuMchsn Landtags stellen wir lest, daß die nationalsozialistische Fraktion von der Spitze her folgende oirstokratische Gliederung ausweist: l Vrinz: August Wilhelm , Prinz von Preußen 3 Freiherren : Freiherr von Eltz-Rub-snach, Freiherr von Gregory. Frecherr oon Kanne. l Graf: Graf von Helldorf. Z sonstige Adlige: von Neindorff, von Wedel-Parlow, von Woyrjch. Die Aristokratie hat es danach sehr gut verstanden, Anschluß an dieseArheiterpartei" zu finden! Für rührselige Tanten beiderlei Geschlechts verbreitet die Nazi- presse die sentimentale Nachricht, daß der Prinz Auwi zugunsten verwundeter SA.-Leute auf seine Diäten verzichtet habe. Nach- dem sein Herr Papa beim Hohenzollernvergleich«in Vermögen von schätzungsweise IZö Millionen Mark, davon 15 Millionen Mark in bar, Rest hauptsächlich in landwirtschaftlichen Grundstucken und städtischen Miethäusern herausgepreßt Hot, ist ein Verzicht aus ganze 7500 M. in Jahr allerdings eine Heldenleistung. Als seinen Wohnsitz gibt der Herr übrigens an: Villa Liegnitz, Pots» dam-Sanssouci . Auf Stroh scheint er noch nicht schlafen zu müssen! Totschlag aus Rache. Vier Altonaer Kommunisten verurteilt. Hamburg , 26. Mai. (Eigenbericht.) In Altona wurde am Donnerstag der Kommunist Böhlefeldt wegen versuchten Totschlags M 2 Jahren Gefäng- n i s verurteilt. Drei feiner Komplicen erhielten Gefängnisstrafen zwischen einem Jahr drei Monaten und einem Jahr. Die Angeklagten hatten vor einiger Zeit aus Rache für die Er- schießung des kommunistischen Pürgerfchastsmitgliedes Hennig einen planmäßigen Ueberfall auf ein Nazllokal unternommen und zwei Nationalsozialisten zum Teil erheblich verletzt.

Was ist Augriffswaffe? Diesmal Frankreich gegen de VrovckKre. Genf . 26. Mai.(Eigenbericht. Als von einer Unterkommission der Abrüstungskonferenz der deutsche Vorschlag entsprechend den Bestimmungen des Versailler Vertrages die gesamte Militärluftfahrt als Angriffswaffe zu er- klären, abgelehnt worden war, wurde der sozialistische Senator de Brouckere-Belgien in der deutschen Rechtspresse heftig an- gegriffen, weil, er sich erlaubt hatte, die Unzweckmäßigkeit der devt- ichen Formulierung festzustellen. Am Donnerstag zieht dagegen d'.e französische Presse auf Befehl gegen de Bromfe« >az. well er ein Verschleppungsmanöver der französischen Delegation durchkreuzte. Die von de Brouckere herbeigeführte Entscheidung betrifft den Unterschied zwischen den Flugzeugen mit und ohne Angrisss- charakter. Frankreich wallte nur ein Kennzeichen gelten lassen, näm- lich das Leergewicht des Flugzeugs, um nehen allen Jagd­flugzeugen auch emsn, Teil, der Bomben fl.ugzeu.ge retten. zu können. Die Kommission aber nahm mit 19 gegen 18 Sttmmen die Formel de Vrouckeres an, die außer dem Leergewicht noch die Motoren stärke und deren Verhältnis zu den. Tragflachen als Kennzeichen bestimmt. Als Maffigli- Frankreich wieder mit einem neuen endlosen Fragebogen kam. mies ihn de Brouckere energisch zurück. Ebenso sprachen der deutsche Vertreter Branden- bürg und der Vorsitzende de Valloton- Schweiz energisch gegen eine neue Verschleppung. Die Kommission für chemische Sämpfmütel hat am Donnerstag beschlossen, alle den Organismen von Menschen. Tieren und Pflanzen schädlichen Stoffe, einerlei womit sie zur Wirksamkeit gebracht werden, samt den dazu notwendigen Spezialapparaten der qualita- tiven Abrüstung verfallen zu lassen. Das gleiche gib von sämttichen Bakterien gleich welcher Verwendung und von den Mitteln zur Erregung von Bränden. Die Marinekommission hat als erste ihren Benchtsentwurf fertiggestellt. Sein« einzige Schisfskakezorie ist darin einheitlich beurieili. Sicht dessen sind die Meinungen der Delegationen hintereinander aufgezählt. Danach kann vom Linienschiff bis zum U-Boot und der elektrischen Treibmine alles verboten werden oder alles erlaubt bleiben. Interessant ist in diesem Bericht die dauernd wieder- kehrende Feststellung, daß der politische Angriffswille eines Staates entscheidet, ob eine Schifsskategorie ein« Angriffs- waffe darstellt oder nicht. Oeuischland und Rumänien . Um die Neuregelung der Wirtschastsbeziehyngen. Zwischen Deutschland und Rumänien sind die Handels­beziehungen bisher nur durch«in provisorisches Abkam- wen geregelt, da der im vergangenen Sommer abgeschlssfene Handelsvertrag mit Vorzugszöllen für die Einfuhr rumchri- fchen Getreides noch nicht in Kraft gesetzt worden ist. Wäh- rend Deutschland sich seit längerer Zeit zu einer Ratifizierung dieses Handelsvertrages bereit erklärt hat. zögert die rumänische Regierung noch, weil sie die Klärung der Wirtschaftsprobleme innerhalb des Danaubeckens abwarten will. Da sich Rumänien besonders an der Festsetzung der zweijährigen Geltungsdauer des abgeschlossenen Handelsvertrages stößt, hat es den Vorschlag gemacht, die Vorzugszölle in das bestehende pro- visorische Abkommen einzuglieden, und dabei eine Kündig unzs- frist oon vier Wochen sestzusetzen. Die Annahme dieses Bor- schlag«? würde aber Rumänien einseitig begünstigen. da es seinerseits wphl in der Loge wäre, nach der Ernte in kürzester Frist große Getreidomengen zu den Vorzugszöllen noch Deutschland zu werfen, während dos deutsch « Industrie-Exportge- s ch ä f t in so kurzer Zeit gar nicht in Bewegung gesetzt werhen konnte. Daher hat die deutsche Regierung vorgeschlagen, den Hon- delsvertrag ühsr die Borzugszölle mit vierwöchentlicher Kündigung mit der Klausel in Kraft zu fetzen, daß im Falle einer rumänischen Kündigung die in dem Abkommen vor gesehenen rumäniMn Bor- zugsznll« für deutsche Jndusttieprpdukte npch eine bestimmte Zeit in Krait bleihen. Je nach her Dauer des Pre- ferenxoertrages soll dieser Zeitraum ftjr die Geltungsdauer der rumänischen Borzugszölle sechs, neun oder zwölf Monate betragen. Die griechische Regierungskrise ist beendet. Papanastasio rft Ministerpräsident. Außen- und Kriegsminister. Warwaressos Finanzminister.

Triumph der Kaust.

Chor der Naziabgesrdneten:Hurra, wir sind die stärkste Partei!" Hernot und die Sozialisten. Zur Vorgeschichte des Schrittes von Renaudel, Krot und Kroffard. Keine Spaltungsgefahr.

Ziehet den Besuch von drei prominenten sozialistischen Abgeordneten. R e n a u d e l. Frossard und F r o t. bei herriot, die ihre Bereitwilligkeik zur KoaMionspoNlik aus der Grundlage eines noch zu vereinbarenden gemeinsamen Aktionsprogramms bekundet haben, ist bereits berichtet worden. Dieser Schritt ist zwar ungewöhnlich, könnte aber mm schlecht informlerkeu ausländischen Beurteilern als ein Vorbote von Spaltung innerhalb der Sozialistischen Partei gedeutet werden. Er bedarf daher, um derartigen Mihdeulungen vor- zu beugen, einer Erläuterung. Diese Aktion der Drei ist mchts anderes als die spontane Antwort ouf einen Aufsatz in dem Organ der französischen So­zialisten, demPopulaire", durch den der Generalsekretär der Par- tei, Paul Faure , in sehr pronnnzierter Weise die Partei noch vor dem Kongreß gegen jede Art von Koalitwnspalitik mit den Radikalen festlegen wollte. In diesem Artikel stellte Faure die Lage so dar. als glaubte in der Partei überhaupt kein ernsthafter Mensch mehr an die Möglichkeit einer Beteiligung der Sozialisten an der künftigen Regierung: er versuchte ferner den Eindruck zu erwecken, als ob die Eefamtpartei die vpn Leon Blum während des Wahlkampfes in feiner Rede in Narbonne formulierten Boraus- setzungen che M i n d e st b e d i n g u n g« n befrachte, deren hundert- prozentige Annahme durch die Radikalen erforderlich wäre, damit der sozialistische Kongreß die Koalition überhaupt in Erwägung ziehe. Da Faure mit Recht naraussah, daß ein« solche bsdingungs- lose Unterwerfung der Radikalen unter die sozialistischen Programm- punkte ausgeschlossen sei, zog er daraus die Schlußfolgerung, daß ein« Zusammenarbeil zwischen den beiden Parieien in der Re- gierung völlig ausgeschlossen sei. Der Artikel rvor gespickt mit spöttischen Bemerkungen Nicht nur gegen die Radikalen und ihren Führer Herriot , sondern auch gegen andersdenkende Sozialisten. Viele Soziolisten haben diesen an leitender Stell« desPopu- laire" veröffentlichten Aufsatz als einen Mißbrauch des Parteiorgans durch den Generalsekretär der Partei empfunden. Wahrscheinlich wäre dieser Aufsatz nicht erschienen, wenn Leon Blum , der zur Zeit einen dringenden Erholungsurlaub in Südftankreich verbringt, in Paris anwesend gewesen wäre. Mag sein, daß in der Sache Blum und wahrscheinlich sogar die Mehrheit der Parteimitglieder ebenso skeptisch über die Aussichten des Koalitionsproblems urteilen wie Paul Faure , ober auf keinen Kall würden sie, schon aus tak- tischen Gründen, einen so provozietenden Ton angeschlagen haben wie er, und keineswegs würden sie den Parteftag in der geschilderten Form festgelegt haben. Zahlreiche Bezirksparteitage haben am letzten Sonntag zu dem Problem in ganz anderer Weise Stellung genommen und sich bedingt für den Eintritt in eine Regierung Herriot ausgesprochen. Sie bekennen sich zwar ziMeist zu den

Formulierungen Leon Blum ? in Narbonne . aber offensichtlich>n her Absicht, die von ihm auszestellren Punkte als Diskussionsgrundlage vorzuschlagen, nicht aber als Diktat. das restlos oon der zahlenmäßig stärkeren radikalen Partei onze- nommen werden müsse. Hätte nur der Rechtsanwalt F r o t. der zum äußersten rechten Flügel der Partei zählt, Renauhel bogleitet, dann konnte man diesen Besuch bei Herriot als die Aktion jener Gruppe ansehen, die Koq- litümspplitik beinahe um jeden Preis erstrebt. Aber die Tatsache, daß auch F r o s s a r d, der sowohl auf Blum persönlich, w>« äuch auf denPopularre" und überhaupt in der Partei einen wachsende" Einfluß ausübt, sich an diesem Schritt beteiligt hat, beweist, daß die Kräfte innerhalb der französischen Sozialistischen Partei, die mcht bewußt alle Brücken zu den Radikalen noch vor dem Kongreß yb- brechen wollen, viel stärker sind, als es Paul Faure darstellt. Das ändert freilich nichts an der Tatsache, daß di« Aus- sichten für die Bildung einer reinen Linksregie- r un g unter Einschluß der Sozialisten nicht sehr groß sind. Da« liegt vor allem an der von Faure mtt Recht kritisierten schwankenden und zögernden Haltung Herriot « und der BUhrh-'t der Radikalen, an deren Angst vor Börsenmanövern der Hoch- finynz und nicht zuletzt an der Ungewißheit hinsichtlich der wetteren Eni. wicklung in veulschland. Jnsbrsöttdore in der Abrüstungsftage dürfte die Kluft zwischen Ra- dikglen und Sozialisten nicht leicht zu überbrücken sein, weil dys Argument, daß man nicht wissen könne, wie lange sich Brüning noch halten und ob er nicht demnächst durch«in« Hitler-Regierung abgelöst werden würde, olle Entschlüsse ouf diesem Gebiete lähmt Jedenfalls kann von einer bevorstehenden Spaltung bei den Sozialisten keine Rede sein. Sowohl Fyure wie Renaudel sind viel zu olle und parteitreue Sozialisten, als daß sie sich dem Potum der Kongroßmehrheit, wie es auch ausfallen möge, nicht fügen werden. Eine Erklärung der Drei. Paris .. Mai.(Eigenberichts Die sozialistischen Abgeordneten Renaudel. Zrot und Frofsard haben am Donnerslag folgende Erklärung verössentlichl. �lieber unsere Unterredung mit Herriol sind in der Presse unrichtige llnsormationen erschienen. Die Unterredung mit herriot war rein personlicher und privater Zlatpr. Sie konnte weder auf der eine« noch auf der andere« Seite zu irgendeiner Verpflichtung oder einem Vorschlag führen. Sie hytt« ferner uichks mit den Meinungsverschiedenheiten in der Soztalisti- schen Partei zu tun.

Simaitis abgetreten. Memellandttag am 4. Lyn». Memei. 26 Mai . Der Präsident des litauischen Direktoriums. Simaitis. hat an den neuen Gouverneur G y l y s ein Schreiben gerichtet, in dem er den Rücktritt seines Direktoriums im Hinblick auf di« M e m e l- mahlen mitteilt. Gylys hat den Rücktritt genehmigt und Simaitts gebeten, die Geschäfte bis zur Neubildung des Direktoriums weiter- zuführen. Ferner hat Gylys den neuen Landtag für den 4. Juni vor- mittags 10 Uhr einberufen.

Moskau wiegelt ab. Govietpresse muß Gqito verherrlichen. Moskau (über Kcnpno), 36. Mai Die russische Preffe verbreitet die Meldung, daß Admiral S a i t o kein Gegner der Sowjetunion sei. Er habe vielmehr im Jahre 1928 dieGesellschaft zur FprsteryNg dar russisch-japanischen Bezishungen" geleitet und sich auch sonst viel mit politischen Fragen beschäftigt. Admiral Saito sollte erklärt hqben.'daß er die Wirtschaft- liche Zusammenarbeit zwischen Rußland und Japan besürwor- t e n werde. Die japanischen Truppen haben di« Stellungen bei Wufung» Schanghai geräumt. Kiangwan ist bereits vollständig geräumt. Ein japanischer Panzerzug ist zwischen Tschangtschu» und

Mulden durch Zerstörung der Schienen zur Entgleisung gebrocht worden. Sechs isponische Soldaten Wiarden getötet Und 17 schwer oerletzt. Der Poststreik breitet sich(mit Ausnahm« von Kanton) schnell über ganz China aus. Das Zenttalexekutivkomitee hat die D«- Mission des Präsidenten Wangtschingwci nicht an- genommen. Der Generaldirektor des Postwesens wurde seines Amtes enthoben. Weltfrieden! Zollabbau! Abrüstung! Manifest der britischen Gewerkschasten. Cond on, 26. Mai Der Generalrat des Gewerkschaftskongresses und die Exekutive der Arbeiterpartei veröffentlichen ein Manifest, in dem erklärt wird. die Wiederherstellung des internationalen Vertrauen?, die Voraus­setzung der Ueberwindung der Wirtschaftskrise, sei vollkommen un­möglich ohne Läsung des Problems der politischen Schulden. ohne Aufhören des übertriebenen Protektionismus. ohne Gargntierung des Frieden« in Ostasie« gegen d«n japanischen Imperialismus und ahne wesentliche Etappe aus dem Wege der Abrüstung. Diese vier Fragen seien eng verknüpft. Das Manifest schließt mit einem Appell an die Arbeitemgani. satlonen. aus die Regierungen dahin einzuwirken, daß sie einen Abrüstungsverkrag entsprechend den Forderungen der Arbelterbe wegnng und der sozialistischen Parteien der ganzen Welt abschließe«.