Einzelbild herunterladen
 

10 Jahre umsonst gearbeitet!

Was man den Hausangestellten zu bieten wagt.

Die Sozialdemokratische Partei   somohl wie die Freien Gewerkschaften dürfen das unbestrittene Berdienst für sich in Anspruch nehmen, feit Jahrzehnten unermüdlich und un­erbittlich gegen die entwürdigenden Berhältnisse angekämpft zu haben, unter denen die deutschen   weiblichen Haus angestell­ten unter der alten Gesindeordnung zu leiden hatten.

Es ist im gemeinschaftlichen Kampf von Sozialdemokratie und Gewerkschaften gelungen, dieses Schandmal deutscher   Unkultur zu Fall zu bringen. Es waren und es sind immer wieder bürgerliche Frauenvereine, die fich gegen diesen Kampf wenden, Aus dem nach stehend geschilderten Fall mögen aber die bürgerlichen ,, Bnäbigen" ersehen, welche bebauerlichen Fälle immer wieder portommen und wie die Gutmütigkeit und Gutgläubigkeit der weiblichen Hausange stellten immer wieder ausgenutzt wird.

Das Berliner   Arbeitsgericht hatte sich nämlich mit recht eigenartigen Umständen und Bedingungen einer Bebens stellung" zu beschäftigen, die eine Wirtschafterin vor zehn Jahren bei einer alleinstehenden 60jährigen Frau eingegangen war. Die Wirtschafterin sollte ein Gehalt von monatlich 50 mt. erhalten. Nachdem sie 4 Jahre lang zur Zufriedenheit ihrer Dienstherrin tätig gewesen war, wurde zwischen beiden die Bereinbarung getroffen, daß die Angestellte solange im Hause bleiben follte, bis die alte Frau das Zeitliche gefegnet hätte. Für diese

7 Jahre Zuchthaus für ein paar ühren. paar Uhren. Eigentumsvergehen werden besonders schwer bestraft.

Schwere Strafen wurden in der Berufungsverhandlung von der Straffammer Illa beim Landgericht II in Moabit   über die Räuber aus der Dreibundstraße verhängt. Am 15. Dezember fuhren vier Männer vor dem Geschäft des Juweliers Brodowsky in der Dreibundstraße 45 in einem gestohlenen Auto vor, überfielen den Juwelier, raubten mehrere goldene Uhren und flüchteten dann in dem Auto. Auf die Verfolger hatten fie fofort ein Schnellfeuer eröffnet, ohne glücklicherweise jemand zu verlegen. Die vier Täter wurden er mittelt und in der ersten Instanz zu folgenden Strafen verurteilt: Der Führer Berbelom erhielt 5% Jahre Zuchthaus, der zweite, Sasse, 5% Jahre Gefängnis, der dritte, Wendt, 2 Jahre Ge fängnis, und der vierte, der erst später verhaftete Schillath, wurde zunächst noch nicht in das Berfahren einbezogen. Die Räuber hatten Berufung eingelegt und hofften auf eine Milberung der Strafen. In der Berufungsverhandlung murden sie aber bitter enttäuscht. Das Gericht tam nicht nur zur Erhöhung, sondern auch zur Berschärfung der Strafen, ein Berfahren, das, wenn es bei den unerträglichen, manchmal schlimmeren Roheits- und Gewalttatsverbrechen der Magis angewendet würde, diesem Spuf sehr schnell ein Ende machen mürbe. Werbelom murde nämlich zu 7 Jahren 7 Monaten Zuchthaus, Sasse zu 5 Jahren 1 Monat Zucht­haus, 2Bendt zu 3 Jahren 6 Monaten Gefängnis und Schillath zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Schlägereien zwischen Nazis und Kommunisten.

Im Laufe des geftrigen Tages tam es an verschiedenen Stellen der Stadt zu schweren Schlägereien zwischen Hafen freuzlern und Kommunisten, bei denen mehrere Beteiligte Berlegungen erlitten..

In der Zionstirchstraße in Berlin   N., in der Ber nauer Straße und in der Swinemünder Straße ent spannen sich wiederholt zwischen etwa 100 Links- und Rechtsradikalen blutige Auseinandersetzungen. Mehrmals räumte die Polizei die Straßen und nahm einige Rädelsführer fest. In einem Falle wurde ein 26 Jahre alter Peter Schonermann aus der Dragoner straße durch einen Stich in die Halsschlagader verlegt. Sch. fand

18

Oskar Wöhrle  

Jan Hus  .

Der Tetzte Zag

Dieses tuchene Etwas ist ein Beutel, aus den Resten eines alten feidenen Meßgewandes geschnitten. Ein Bettel. beutel, vorn an der Spige einer langen Stange befestigt, die fich rudweise, Zoll um Zoll, immer näher, immer näher an Herrn Johann heranschiebt.

Der Bürgermeister, aus dem Totenschädel- Weiß heraus grau werdend wie frisch gebackener Rorschacher Sandstein, biegt sich vor der Stange zurück, als ob sie nicht lediglich harmloses Haselnußholz, sondern eine todbewehrte efchene Ritterlanze wäre.

Ja, wirklich eine Ritterlanze, nur daß an ihrem geriefel­ten Handende keiner aus der Ritterschaft hängt, sondern ein Ausfäßiger aus dem Siechenhaus, der auf diese Weise Almosen fammelt.

Bepflogenheiten eingeschlichen. Das Gefchentegeben und Geschenkenehmen im geschäftlichen Verkehr habe einen bedauerlichen Umfang angenommen.

In der Aussprache kam der Wille zum Ausdruck, den Erschütte rungen der Grundsäge kaufmännischer Ehrbarkeit mit allen Kräften entgegenzutreten. Hierzu müßten auch die Banttreife beitragen, indem sie bei der Kreditgewährung alle unlauteren Einflüsse aus­schalteten.

ihr die Einrichtung der aus vier Zimmern bestehenden Wohnung 3500 Personen wohnungslos geworden

Lebensstellung mußte die Wirtschafterin allerdings auf geldliche Gehaltsansprüche verzichten, und als Belohnung wurde versprochen. Im Jahre 1929 mußte die Wirtschafterin plötzlich die überraschende Feststellung machen, daß über ihre" Wohnungsein richtung bereits andermeitig verfügt worden war. Sie mar flug genug, sich schriftlich bescheinigen zu lassen, daß sie an sich Anspruch auf das rückständige Gehalt habe. Bor wenigen Monaten tam es zwischen der Bnädigen" und ihrer Wirtschafterin zu einem 3er mürfnis, das mit der Entlassung der Angestellten endete. Mit ihrem verbrieften Recht auf Gehaltsansprüche ging fie jetzt zum Arbeitsgericht, um fie hier geltend zu machen. Die Dienstherrin er Märte, daß fie trop der 10jährigen Beschäftigungszeit eigentlich mit ihrer Wirtschafterin niemals zufrieden gewesen sei, und wollte sich nicht mehr an ihre Unterschrift unter der Anerkenntnis erinnern. Das unter Berufung auf ihr schwaches Gebächtnis infolge ihres Alters Gericht gab jedoch der Klage der Wirtschafterin statt und bestä⚫ tigte ihr einen Lohnanspruch in Höhe von 3900 M. Db fie diefe Summe jemals erhalten wird, oder doch noch schließlich mit den alten Möbeln vorlieb nehmen wird, blieb ungeklärt.

Bürgerliche Berliner   Hausfrauenvereine haben sich vor kurzem im Ton höchfter Entrüftung über Unfittlichkeiten empört, die angeb­lich in einem Berliner   Negerrestaurant vorgekommen fein follten. Bielleicht interessieren sich die Damen auch einmal für diesen Fall. Oder ist es etwa nicht unfittlich, wenn eine arme Hausangestellte 10 Jahre lang umsonst gearbeitet haben soll.

Schwerverletzten am Leben zu erhalten. Die politische Einstellung im Lazarus- Krankenhaus Aufnahme. Die Aerzte hoffen, den

bes Niedergestochenen steht noch nicht einwandfrei feft.

und Kommunisten spielte sich am Senefelderplag ab. Ein Beteiligter Eine zweite Messerstecherei zwischen Hafenkreuzlern und Kommunisten spielte sich am Senefelderplaz ab. Ein Beteiligter fuchten Kommunisten das Nazilofal von Rarger in der Weißen erlitt einen Stich in den Arm, Unweit des Senefelderplazes ver burger Straße zu stürmen. Das lleberfallkommando verhinderte recht zeitig Blutvergießen und nahm mehrere Personen fest. Bei einer Schlägerei am Gartenplay, am Stettiner Tunnel, fielen 50 Nazis über Kommunisten her. Es gab mehrere Leicht verlegte. Drei Hafentreugler wurden von der Polizei nach längerer Verfolgung gestellt und der Politischen   Polizei übergeben. In den Abendstunden trat wieder Ruhe ein, da die Polizei einen ver­stärkten Patrouillendienst eingerichtet hatte.

Folgen der englischen Ueberschwemmungen.

London  , 26. Mai. Wie der Gesundheitsminister im Unterhause mitteilte, mungen ihre Wohnungen räumen. In Tollbar wurde mit der Aus. mußten in Bentley 2000 Personen infolge der Ueberschwem. räumung von 1500 Einwohnern aus ihren überschwemmten und schmer beschädigten Wohnungen begonnen. In Sheffield   find 2500 Bergarbeiter durch die Ueberschwemmung der Berg­merte arbeitslos geworden.

Neue Volksschule in Großsiedlung.

Alls im Jahre 1927 im nördlichen Teil von Zehlendorf  , der an den Grunewald   stößt, von der Gehag mit der Erbauung der Groß fiedlung am Fischtal begonnen murde, stellte sich alsbald das Feh len einer Boltsschule heraus. Hunderte von zugezogenen Familien mußten nicht, mohin mit den Kindern. Der Neubau einer Boltsschule mar unumgänglich notwendig, murde beschlossen und ir Angriff genommen und ist vor kurzem vollendet und vor einiger Tagen dem leitenden Reftor, Genossen Hans Holz  . übergeben worden. Die 3innommaldschule" liegt an der 11- Bahn zwischen den Bahnhöfen ,, Onkel Toms Hütte" und Krumme Lante". Ilm   der dringendsten Schulraummot abzuhelfen, hatte man zunächſt bis April 1930 10 Raffen als Sonderräume ausgeführt. Dann

Jahres 1931 konnten weitere Unterrichtsräume ihrer Bestimmung ruhte der Bau lange Zeit, obgleich bereits Fundamente und Keller­

mauern des übrigen Bauteils ausgeführt waren. Erst im Laufe des übergeben werden, und die Fertigstellung der Aula erfolgte im April dieses Jahres.

Im Inneren find infolge der vielfachen, aus Ersparnisgründen manche Aenderungen gegenüber dem Programm eingetreten. So angeordneten Einschränkungen und Umstellungen des Lehrplanes enthält der Bau statt der ursprünglich 20 Klaffen bereits jetzt des Lyzeums, das infolge Nichtausführung des schon seit Jahren 22 Stammtlassen der Voltsschule und noch 2 Klassen notwendig gewordenen Neubaues unter größter Raumnot leidet. Die Anzahl der technischen und Naturkunde Unterrichtsräume ift dagegen eingeschränkt morden; auch in der Ausstattung mit Mobiliar und Lehrmitteln mußte die größte Sparsamteit malten; so konnte 3. B. von beiden Turnhallen nur eine mit Geräten ausgestattet werden. Der schönste Raum ist die Aula, die bei Verwendung ein­fachster Mittel außerordentlich festlich wirkt.

Lehren aus den Skandalen."

Tagung des Vereins gegen das Bestechungsunwesen. In der Handelstammer hielt der Verein gegen das Bestechungsun mesen E. B., der in der legten Zeit wieber holt als Rebentläger bei großen Prozessen in der Deffentlichkeit hervortrat, seine Hauptversammlung ab.

sigenden, Ministerialrat a. D. Bohl. Zu den großen Zusammen Bon allgemeinem Intereffe waren die Ausführungen des Bor­brüchen der letzten Jahre, wie Nordwolle, Schultheiß= Pazenhofer, u. a. m. fagte er, daß neben dem Frieden von Bersailles verfehlte Maßnahmen der Regierungen und das Versagen der Wirtschaft selbst die Schuld trügen. Deutsche   Wirtschaftsführer wie Lahusen und Kazenellenbogen hätten das Vertrauen mißbraucht. Ein Aufschwung der deutschen   Wirtschaft sei nur mög. lich, wenn diese alle die Elemente ausmerze, die gegen Treu und Glauben verstoßen. Der Geschäftsführer Dr. Kessel bemerkte zum Sflaret- Prozeß, daß die außerordentliche Länge des Prozesses die Reformbedürftigkeit der Strafprozeßordnung erweise. In seiner Beurteilung über Einzelergebnisse des Sflaret. Prozesses zeigte sich der Rebner etwas temperamentvoll. Justizrat Dr. Fuld Mainz sprach über Zuwendungen bei Kreditgewäh rungen", wobei er vor allem den Favag Prozeß heranzog. In Deutschland   hätten sich bei der Kreditgewährung zum Teil üble

Leblos liegt Herr Johann von Schwarzach da, turz und dick, gefällt, wie der entastete Stamm einer Eiche. lleber seinem gipsenen Gesicht, das der schwarze Bart wie gehäufelte Rohle umrandet, schwebt violett, ein unge­heurer seidener Falter, der Beutel der Aussäßigen, und eine Stimme tastet sich ans Ohr heran, in ihrem Klang noch ent­seglicher als das zerfressene Stück Fleisch, dem fie angehört: ,, Christen, gebt Almosen! Christen, gebt Almosen!"

ist

6.

,, Hus! Hus! Immer nur Hus!"

Der das Sigmund in die zwinkernden Augen schreit, 3izta. Seine Stimme, sonst dunkel und biegsam wie Stahl, flingt schrill und fippt schier vor Aufruhr und Erregung. Sein Auge fchließt Zorn.

Alle diplomatischen guten Vorsätze sind vergessen, alle flug zurechtgelegten Eingangsreden. So sehr vergessen, daß 3izka es sogar unterläßt, dem König in vorgeschriebener höfifcher Art Reverenz zu erweisen.

Sigmund find die fehlenden Verbeugungen nicht ent­gangen. Für ihn gibt es nichts zufälliges in der Welt. Für ihn ist sie nicht ein Durcheinander windender blinder Schleichen, die einen dunklen Fangtopf füllen. Für ihn ist fie ein Durcheinander mollender Kräfte. Hinter 3izfas unter laffenem Gruß vermutet Sigmund Absicht. Er sieht plöglich den Schatten seines erzürnten Bruder Wenzel im Zimmer. Aber Sigmund schweigt. Er zerbeißt das Rügemort auf den später. Seine Zeit wird fommen, er meiß es, Sigmund hat marten gelernt. Warten, warten und abermals marten! Nicht umsonst ist er König.

Der Vogt ist der Szene gefolgt. Er tritt ins Fenster und beugt sich mit einem gräßlichen Fluche hinaus. Doch, mitten im Wort, fällt er mit seinem Blick in ein furchtbares Auge, das, als einziger gesunder Fleck, aus einem grauenhaft zerfressenen Gesicht starrt strockenen Lippen und hebt sich die Pfefferkörner auf für Dieses Auge ist wie ein eiterbeklebter offener Mund, der ihn bewirft mit unauslöschlichem Haß.

So hart der Bogt sonst ist und aller Schreden des Lebens gewohnt, ihn, den nicht einmal der Wahnsinnsschrei eines Gefolterten dritten Grades rührt, er schaudert bei diesem Anblick. Er spürt den Finger der Angst, der ihn tuckernd in die Herzgrube stößt.

Eine Gänsehaut friecht ihm über den Rücken. Es schüttelt ihn, als stiege er unvermittelt aus der Sommerglut in Bündrichs untersten Eisteller. Der Fluch friert ihm auf den Lippen ein.

Noch immer starrt ihn das furchtbare Auge an. Als er endlich so viel Kraft hat, sich vom Fenster zu lösen und sich wieder ins Zimmer zu fehren, sieht er teinen Bürgermeister mehr.

Den baben Etel und Angst zu Boden geschlagen.

Und dieses Bartenkönnen gibt seinem räntevollen Wesen die eigentliche Stärke. Mag eine Partie für ihn noch so schlimm stehen, Sigmund wirft die Armbrust nicht weg, jolang noch ein Bolzen im Köcher steckt, sei's auch der arm­feligste. Gerade der letzte trifft vielleicht den 3med, es Inallt, und der Schüßenvogel fällt. Beispiele dafür waren schon genug da, er braucht nur an seine Gefangenschaft in Ungarn  zu denken. Wer hätte geglaubt, daß er aus dem feuchten, glitschigen Hungerturm, in dem er verderben sollte, je wieder herausfäme? Und er ist herausgefommen, sonst fäße er ja nicht da, diesen drei Böhmen   gegenüber, und vor allem nicht diesem verdammten Einaug, das wie ein blanter Dolch auf ibn einfticht. Run, es haben schon andere Dolche auf ibn

Die neue Schule wird bereits von etwa 1000 Kindern besucht. Leichtes Erdbeben in England.

Am Donnerstag murben in Sheffield   in England und den umliegenden Gebieten leichte Erbstöße verspürt. Es wurde jedoch kein Schaden angerichtet.

Fleischvergiftung. Giftiges Hadfleisch. In Düsseldorf   ertrantten 25 Bar fonen infolge des Genusses von verdorbenem Hackfleisch an

Die Hammerschaft Ulstein veranstaltet am Sonntag, dem 29. Mai, von 4 Uhr nachmittags ab ein Sommerfest mit Fahnenweihe im Saal und Garten der Prachtsäle am Märchenbrunnen". Neben einem Kabarett Bro­gramm, in dem eine Reihe der bekanntesten Berliner   Künstler mitwirken, foftet nur 80 Pfennig: ein Teil des lleberfchuffes wird für erwerbslose werden Tanz, Kinderbeluftigungen, Tombola usw. veranstaltet. Der Eintritt Kollegen verwendet. Karten für Mitglieder und Gäste sind bei allen Ver trauensleuten der Hammerschaft Ulstein somie an der Nachmittagsfasse der ..Prachtsäle am Märchenbrunnen"( am Friedrichshain  ) zu haben.

Kaffee Bag ist seit 1930 31% billiger. Außerdem in jedem Paket ein Gutschein.

eingestochen, feine Blickdolche, sondern wirkliche Dolche, und er lebt doch noch! Eine Gewähr mehr dafür, daß er auch mit diesem wild darauf losgehenden Stier hier fertig merden wird. Wer seine Wut so blant zeigt, ist nicht zu fürchten. Nur ein Narr wirft seine schüßende Panzermehr ab und tritt nackt auf die Bühne. Für weit gefährlicher als diesen Mann mit der halben Stirne erachtet er den glaßtöpfigen Repta, der stumm auf seinem Stühlein hodt und gegen das lichte Fenster blinzelt, als ob er fein Wässerchen zu trüben ver­möchte. Und was für Broden hat ihm der Grundherr auf Chlum schon eingebrodt, noch heute hat er an manchem davon zu reißen und beißen! Auch Wenzel von Duba ist nicht zu verachten. Er spricht zwar pro Stunde faum ein Wort. Aber schon seine bloße Gegenwart wirkt wie Blei. Man wird so seltsam willenlos in seiner Nähe. Also aufgepaẞt dreifach und vierfach, Sigmund, bleib hinterm Graben! Biete feine Fläche, auf die diese böhmischen Häher zustoßen können! Denn zustoßgierig sind sie, das merkt ihnen ein Blinder an!

Schneller als Schwalbenflug durchflißen diese Ueber­legungen Sigmunds Gehirn. Nicht umsonst ist er berühmt für die Raschheit seiner Entschlüsse. Schon hat er die Stelle erspäht, wo er anfeßen muß, um die dreifach auf ihn gerich teten Lanzen dbzubiegen.

Er holt sein gewinnendstes Lächeln aus dem Repofi­torium, wirst es den Herren frank ins Gesicht und beginnt, leicht stockend, als ob er sich erst aus einer Verlegenheit lösen müßte: Laßt euch des pakigen Empfanges nicht verdrießen, liebe Herren, aber urteilet felber: Seit heute früh, da zum ersten Male die Tür ging, hör' ich nichts anderes mehr als Hus, Hus! Wer bei mir vorspricht, faum daß er den Rücken hebt: Hus! Hus! Hus! All meine anderen Geschäfte, dar­unter die dringendsten, bleiben liegen. In der Kanzlei gibt es Rückstand. Es scheint, als ob gar fein anderes Wort mehr in der Welt sei als Hus! Soll da nicht Unmut sieben?"

,, Wir glauben wohl, daß der Majestät das Wort Hus mie ein Pfahl im Fleisch fißt. Aber es liegt nur bei dir selber, König, den Schaft aus der Schwäre zu reißen!"

Ihr überschäßt mein Rönnen und meine Kraft, Barone! An mir liegt es nicht, daß die Sache zu feinem besseren Ende fam. Sus ist nicht in meinen Händen. Hus ist in den Händen der Kirche. Was ich für ihn tun fonnte, ist alles getan! Ja, im Vertrauen, ich lat mehr, als ich durfte. Ürteilet felber, ein Rezer

..Hus ist kein Rezer!"

( Fortiezung folgt.)