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Tr. 24949. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Der Gesamtverband steht fest.

Für Einheitsfront gegen Einheitsfrontphrasen.

Die Generalversammlung der Berliner Bezirks- und Orts perwaltung des Gesamtverbandes am Freitag im Gewerk­schaftshaus wich diesmal von dem Charakter einer Bierteljahress Generalversammlung erheblich ab. Die ganz natürliche Ursache da­für war die Dezember Notverordnung, die für die ersten vier Monate des Jahres jede selbständige Tarifpolitik der Gewerkschaften zwangsweise unterbunden hatte und demzufolge auch der sonst üblichen ausführlichen Berichterstattung über die Lohn­und Tarifbewegungen im verflossenen Quartal die Grenzen 30g.

Ueber die lohn- und tarifpolitische Tätigkeit der Bezirks- und Ortsverwaltung während des ersten Vierteljahres in der Privat industrie fonnte der Bevollmächtigte Genosse Schaum in seinem Geschäftsbericht in der Hauptsache nur mitteilen, daß die Organisation alle bedrohten Positionen hartnäckig perteidigt hat.

In den öffentlichen Betrieben dagegen wurde wegen der neuen Forderungen auf Angleichung an die Reichsarbeiterlöhne ein Kampf um die Existenzgrundlage der Arbeiterschaft geführt, der an Heftigkeit die Kämpfe bei weitem übertraf, die aus den gleichen Gründen im vorigen Jahr ausgefochten worden sind. Genoffe Schaum rief den Generalversammlungsdelegierten noch ein­mal die wichtigsten politischen Vorgänge, vor allem die Bedeutung der Wahlkämpfe im ersten Quartai, in Erinnerung, die die anderen Ereignisse überschatteten.

Die besondere Aufmerksamkeit der Versammlung lenkte er aber auf die rein politischen sowie auf die wirtschafts- und sozialpoli­tischen Ereignisse, die dicht bevorstehen, und die höchste Aufmerksam felt und Aktivität der Arbeiterschaft verheißen. Alle Anzeichen deu= ten darauf hin, daß die gemertschaftlich organisierte Arbeiterschaft in der allernächsten Zeit noch Proben ihrer Kampftraft und Diszi­

Die Justizbürobeamten.

11. Berbandstag des Reichsverbandes.

Am Sonnabend begann in Berlin der 11. Verbandstag des Reichsverbandes der Justizbürobeamten und deren Anwärter. Als Bertreter des preußischen Justizministeriums nimmt Ministerialrat Dr. Willers an der Tagung teil. Der Führer der Spizenförper­schaft der freigewertschaftlichen Beamtenverbände, der auch der Reichsverband der Justizbürobeamten angeschlossen ist, Genoffe Albert Falkenberg vom ADB., verwies in feiner Begrüßungs­ansprache auf den Ernst der augenblicklichen politischen Lage, ins­besondere auf die schicksalhafte Bedeutung der heutigen Zusammen­funft zwischen dem Reichspräsidenten und dem Reichstanzler fowie auf das gerade jegt besonders notwendige

Zusammenhalten aller freiheitlich gesinnten Beamten mit der fortschrittlichen Arbeiter- und Angestelltenschaft.

plin ablegen muß, von denen vieles, wenn nicht alles, für den Be­stand der Arbeiterbewegung abhängen dürfte. Für ein unehr liches Einheitsfrontgerede ist jest teine Zeit; es gilt vielmehr, daß sich die gewerkschaftlich organisierte Arbeiter und Angestelltenschaft unter sich einig ist. Eine bessere in­heitsfront als die freien Gewerkschaften gibt es nicht. Der stürmische Beifall bewies die Uebereinstimmung der Ver­sammlung mit diesen treffenden Ausführungen.

Genosse 3ietemann trat mit einer genauen Erläuterung des Kassenberichts den Gerüchten entgegen, daß die finanzielle Kraft, der Organisationen im Schwinden sei. Die Mehrausgabe von rund

Gonntag, 29. Mai 1932

Der Kampf wird nunmehr in verschärfter Form weiters geführt werden. Die Stimmung der Streifenden ist sehr gut. Kein einziger ist bisher in die Betriebe zurückgekehrt. Alle Anstrengun­gen der Unternehmer, durch Streifbrecher von außerhalb ihre Be­triebe in Gang zu bringen, sind gescheitert. Ihre angebliche Kon­furrenz, die getarnten und Winkelwurstfabrikanten, benutzen die Unternehmer jezt als Rausreißer zur Belieferung ihrer Kund­schaft, weil sie mit ihren paar Streitbrechern selbstverständlich nicht in der Lage find, genügend Wurst- und Fleischwaren herzustellen.

Die gesamte arbeitende Bevölkerung Berlins wird weiter Sol is darität üben und von Firmen, die Fleisch- und Wurstwaren aus den bestreiften Betrieben vertreiben, solche nicht faufen. Es find das folgende Firmen: Warenhaus Tiez, Kaufhaus des Westens, Butterhandlung Nordstern, Pommersche Meiereien, Butterhandlung Hoffmann, Bolle und der Beamtenwirtschaftsverein. nächsten Tagen werden wir weitere Firmen nennen.

In den

11000 Mart im erſten Quartal sei zwar nicht erfreulich, aber an- Betriebsratswahl bei der Rollgesellschaft

gesichts der steigenden Arbeitslosigkeit durchaus verständlich, und vor allem nicht gefahrdrohend für die finanzielle Widerstandskraft des Verbandes. Die Organisation ist immer noch start genug, jeden Kampf finanzieren und auch ihren sonstigen Verpflichtungen nach tommen zu können.

Die Diskussionsreden einiger SAP.- Leute und sonsti­ger Oppositioneller" waren völlig belanglos und abseits vom Thema liegende Schwäßereien.

Zu Beginn der Versammlung hatte der Bevollmächtigte Ge­nosse Ortmann eine Erklärung abgegeben, die sich auf die Ueberschreitung von Befugnissen einiger Hauptvorstandsmitglieder bezog, was der kommunistischen Presse Anlaß gab zu gemeinen Ber­dächtigungen und Verleumdungen der Führer des Gesamtverbandes. Genosse Ortmann empfahl der General­versammlung, den Bericht des Verbandsbeirats abzu­warten, der zur Klärung dieser Fragen zum 11. Juni einberufen worden ist. Dieser Empfehlung trat die Generalversammlung auch bei.

Die Nazizellen Richtlinien. Eine Berichtigung.

Am 20. April erfolgte die erste Veröffentlichung der ,, Bertrau­lichen Richtlinien... gegen Betriebsmargismus" in Abschrift. Diese Abschrift, deren Teri inzwischen vielfach verbreitet wurde, meist nun an einer Stelle einen Flüchtigkeitsfehler auf, was sich jetzt bei einem Vergleich mit dem Driginal ergeben hat. Es handelt fich um eine Auslassung an folgender Stelle der Abschrift:

,, Die vornehmste Aufgabe der Nationalsozialisten im Betrieb ist der Kampf für unsere Bewegung und die Vernichtung des Feindes. In welcher Gestalt uns der Feind auch gegenübertritt, ob KPD. , RGO. oder die sozialdemokratischen und die sich in ihrem Schlepptau befindlichen halbmargistischen, sogenannten christlichen Gewerkschaften, automatisch zu den ,, Christlichen " übergehen, ist nur aus dem Grunde, um ebenfalls Kämpfer mitten ins feindliche Lager zu schicken."

Der legte Sag lautet richtig:

In welcher Gestalt uns der Feind entgegentritt, ob KPD. , RGO. oder die sozialdemokratischen und die in ihrem Schlepptau befindlichen halbmarristischen christlichen Gewerkschaften, unser Stampf gilt allen diesen Gebilden. Wenn wir auch dem einzelnen Pg. empfehlen, im Falle des Hinauswurfs aus den marg. Gemert­fchaften automatisch zu den Christlichen " überzugehen, so doch aus dem Grunde, um ebenfalls Stämpfer mitten ins feindliche Lager zu schiden."( Die Unterstreichungen rühren von uns her, um die Er gänzung fenntlicher zu machen. D. R.)

Auch diese Beamtenorganisation ist, wie aus dem Geschäfts­bericht des Verbandsvorsigenden BoHlad hervorging, durch die wirtschaftliche und innerpolitische Strife an der wirksamen Bertretung der Interessen ihrer Mitglieder start gehemmt worden. Die Zeit feit dem letzten Verbandstag nor zwei Jahren war bis jetzt mit Spar und Rotverordnungen reich gesegnet, durch die piele in langen Jahren erzielten Errungenschaften der Beamtenschaft zunichte gemacht worden sind. Benn es auch hier und dort gelang, einige Härten in den Notverordnungen nachträglich zu mildern, so muß doch im allgemeinen gefagt werden, daß die Bemühungen der Organisation, das fortwährende Abgleiten in der Besoldung zu ver­hindern, infolge des rein machtpolitischen Rüdwärtskurses der Reihrer Betriebszellen- Richtlinien durch Berichtigungen auf gierungsgemalten erfolglos maren.

Der einzige Lichtbid in der zurückliegenden Zeit war die Ein­

führung der

neuen Dienffftrafordnung in Preußen,

beren wichtigste Neuerung ist, daß die Dienststrafgerichte nicht mehr an die Feststellungen in einem vorausgegangenen Urteil der Straf gerichte gebunden sind. Für die Mitgliederwerbung war die Zeit der Spar- und Notverordnungen äußerst ungünstig, da viele Beamte die Organisation für die materiellen Verschlechterungen verantwort lich machten. Auch die Zusammenschluß estrebungen mit den fog. Splitterorganisationen haben zu feinem folg geführt. Zum Teil hat sich sogar gezeigt, daß trok gegenteiliger Behauptungen über­haupt fein ernsthafter Berschmelzungswille vorhanden war.

Die Mitglieder des Reichsverbandes haben aber trotz der trüben Zeiten und Erfahrungen den Mut nicht verloren, sondern treten auch in das neue Geschäftsjahr mit dem alten Wahlspruch: Vorwärts und aufwärts! Die Aussprache zu dem Geschäftsbericht wurde in durchaus sachlicher Weise der Tätigkeit des Verb. ndsvorstandes gerecht.

"

Die NSDAP . fucht zwar der ihr unangenehmen Beröffentldung Grund§ 11 des Pressegesetzes entgegenzuwirken, doch müssen der artige Berichtigungen nicht der Wahrheit entsprechen. Die gemert schaftlich organisierten Arbeiter und Angestellten in den Betrieben werden sich jedenfalls nach diesen Richtlinien richten.

Es geht um die Wurst.

Zum Streit in den Berliner Wurstfabriken. Der Schlichter hat dem Antrag der Wurfstfabri tanten, den Lohnabbauschiedsspruch für verbindlich zu erklären, a b gelehnt, und zwar heißt es in der schriftlichen Entscheidung des Schlichters ,,, meil die geseglichen Voraussetzungen nicht vor­liegen". Damit dürfte amtlich festgestellt sein, daß die jetzigen Löhne als durchaus tragbar angesehen werden. Das ist ja auch zweifellos der Fall, denn sonst hätte nicht ein erheblicher Teil der Unternehmer die Forderung auf Weiterzahlung der alten Löhne bewilligt. Auch die Firma Otto Stern heimer, Lehrter Straße 27/30, hat diese Forderung bewilligt.

Eine freigetverffchaftliche Mehrheit.

Für die zur Durchführung der bahnamtlichen Rollabfuhr in Berlin in Verfolg des Schenker- Bertrages mit der Reichsbahn ge­gründete Berliner Rollgesellschaft m. b. 5. hat die Wahl zum Betriebs-, Arbeiter- und Angestelltenrat folgendes Ergebnis ge­habt.

Von den im Betrieb beschäftigten 332 gewerblichen Ar­beitern ist nur eine freigemertschaftliche Vor fchlagsliste von den im Gesamtverband organisierten Ar­beitern eingereicht worden. Bon den 181 insgesamt beschäftigten An­gestellten sind drei Vorschlagslisten eingereicht worden. Von den 143 abgegebenen gültigen Stimmen bekam der Zentralver­band der Angestellten 85 Stimmen, der Gd2. 28 und der DHV . 30 Stimmen. Der Betriebsrat setzt sich zusammen aus: sechs freigemertschaftlichen Arbeitern und zwei freigewerffchaftlichen An­gestellten.

Der Arbeiterrat besteht aus sieben Mitgliedern des Gesamtverbandes. Den Angestelltenrat bilden vier Mitglieder des 3dA. und je ein Mitglied des GdA. und des DHV.

Tariffampf im Friseurgewerbe. Berliner Jnnungen tariffeindlich.

Die 14 3wangs- und freien Friseurinnungen in Berlin waren noch nie besonders tariffreundlich. Sie wurden jedoch durch die Ar­beitszeitverordnung veranlaßt, die ihnen bereits vordem durch Tarifvertrag zugestandenen Ausnahmen vom Achtstunden­tag beizubehalten. Heute aber legen sie offenbar selbst auf eine tarifliche Arbeitszeitregelung feinen Wert mehr, da sie glauben, sich auch ohnedem über die gesetzliche Arbeitszeitrege= lung hinwegsehen zu können, ohne irgendwelche behörd= liche Kontrolle oder gar Bestrafungen wegen llebertretungen der Arbeitszeitverordnungen befürchten zu müssen.

Ihre Weigerung zum Abschluß eines neuen Tarifvertrages be= gründen die Innungen damit, daß die heute von den Geschäfts­inhabern gezahlten Löhne derart niedrig sind, daß sie über= haupt nicht tariflich umschrieben werden können. An­statt der früheren tariflichen Mindestwochenlöhne von 30, 35 und 40 Mart möchentlich für gelernte Arbeiter, die ihr Handwerks zeug selber stellen und in sauberer Wäsche und Kleidung arbeiten müssen werben Wochenlöhne von 15 bis 30 Marf ge­zahlt. Für Aushilfearbeit des Sonnabends werden heute 6 Mart überhaupt fein 2ohn mehr gezahlt, sondern Prozente non anstatt der früher vereinbarten 13 Mart gezahlt. Teilweise wird dem Erlös aus der Bedienung der Kunden.

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Der größte Teil der Gehilfen ist heute arbeitslos und diese Arbeitslosigkeit wird in jeder Beise ausgenutzt, um die Löhne zu brüden. Dabei schneiden sich die Lohnsparer ins eigene Fleisch. Die gegenseitige Schmugtonfurrenz durch Preisunterbietungen hat einen Grad erreicht, mie er feit Jahrzehnten als überwunden galt. Im Zentrum Berlins laufen jegt Blafatträger umher, die die billigen" Friseurgeschäfte empfehlen sollen. Es fehlen nur noch die früheren 5- Pfennig- Barbiere, die jedoch bald wieder auftauchen, menn es noch eine Weile so weitergeht.

Bierzehn Innungen, aber feine Organisation der selb­ständigen Friseure in Berlin !

Ein großer Teil der noch beschäftigten Gehilfen schimpft zwar darüber, daß die Friseurfachgruppe im Gesamtver­band nichts tue, sucht sich aber weiterhin in seinen Klubs zu ver gnügen und phantasiert von einem freien Wochenende, das sich zur Schwarzarbeit eignete, um den schlechten Löhnen aufzuhelfen. Das RGOD.- Grüppchen sucht seine Phrasen bei den Arbeitslosen an­zubringen und erzählt ihnen von seinem Kampfausschuß".

Gründlichen Wandel in den trostlosen Berufsverhältnissen im Friseurgewerbe tönnte nur eine einheitliche Organisation der Selb­ständigen schaffen und eine starke freigemertschaftliche Gehilfenorganisation im Rahmen des Gesamtverbandes.

SALAMANDER macht die mode!

SALAMANDER HEISST:

GUTER GESCHMACK UND QUALITAT

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975 1250 1550

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