Nr. 182.

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für 1896 unter Nr. 7277.

Vorwärts

13. Jahrg.

Insertions Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Betttzelle oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Fest­tagen bis 9 Uhr vormittags geöffnet. Fernsprecher: Amt 1, r. 1508. Telegramm Adresse: " Sozialdemokrat Berlin".

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Handwerksbeglückung.

Donnerstag, den 6. August 1896. Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3.

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sucht man den Handwerksmeistern Aufgaben zuzuweisen, des Marktes, die billige Beschaffung der Rohmaterialien, die nicht nur nicht ihren Fähigkeiten entsprechen, sondern die Möglichkeit, die Konjunkturen auszunügen fehlen, alles Viele Jahre haben Zentrum und konservative Partei auch die Durchführung der Arbeiterschutz Gesetzgebung er. Vorzüge, die dem Fabritbetrieb das Uebergewicht den Reichstag in jeder Session gezwungen, zur Handwerker- schweren und zu Konflikten mit der Gewerbe Inspektion garantiren; nach wie vor wird der Handwerker nur durch frage Stellung zu nehmen, unzählige Innungstage, Hand- stetigen Anlaß geben werden. Lehrlingszüchtung und Ausbeutung, durch Ausdehnung der werkerkongresse, Meisterversammlungen haben ihre For- Würde das„ Suum cuique"( jedem das seine) nicht nur Arbeitszeit, Druck auf die Löhne, Verwendung schlechten müssen. Hieran derungen formulirt, im Handelsministerium hat man lange eine todte Wappendevise des preußischen Staates, sondern Materials sich über Wasser halten müssen. Zeit die Handwerkerfrage, freilich mehr dem Zwange fol- leitender Grundsatz seiner Staatsmänner sein, so hätte man kann und wird die neueste der so zahlreichen Gewerbe­gend als mit dem Glauben an einen Erfolg für das Hand- bei Ausarbeitung eines Gesetzes, das die Verhältnisse des Hand- Novellen nicht das mindeste ändern. Man sieht es ja auch an werk, studirt, und nun liegt das Werk in der auch von werkes zu regeln bestimmt ist, doch nicht außer Acht Desterreich, wo eine mehr als zehnjährige Erfahrung mit einem uns veröffentlichten Innungsvorlage der Beurtheilung der lassen dürfen, daß die Arbeiter im Handwerke weit mehr ähnlichen Gesetze, wie es nun bei uns geschaffen werden Deffentlichkeit vor. Anlaß zur Klage haben als die Meister. Gerade die mit soll, bewiesen hat, daß Innungen dem Handwerk nicht So ziemlich alles, was von den Handwerkern und amtlicher Unterstützung der Reichsregierung unternommenen aufhelfen können, daß der so sehnlichst erstrebte Zwang ihren parlamentarischen Vormündern gefordert wurde, mit Untersuchungen des Vereins für Sozialpolitik über die Lage nicht dazu geführt hat, daß die Handwerker ihre Interessen Ausnahme des Befähigungsnachweises, ist von der Re- des Handwerks haben gezeigt, daß Arbeitszeit und Lohn in wirklich nugbringender Weise wahrnehmen. gierung dem Entwurf einverleibt worden. Falls die höhe der Arbeiter im Handwerk bedeutend ungünstiger ist Bei der großen Bedeutung, die die österreichischen Er­Innungsfreunde des Reichstages nicht die Aufnahme des als in der Fabrikindustrie. Man bearbeite nur einmal die fahrungen für die Beurtheilung des neuesten Versuches, das Befähigungsnachweises in die Gewerbe- Ordnung schon in Statistik der Gewerbegerichte und man wird erstaunt sein Handwerk zu retten haben, wollen wir in einem nächsten dieser Session erzwingen wollen, dürfte der Entwurf zu sehen, daß die Handwerksgehilfen weit mehr Anlaß zu Artikel auf dieselben zurückkommen. sehr bald Gesetz werden, da die konservativen Parteien, Klagen haben als die Fabritarbeiter. Die Schöpfer der Innungsvorlage scheinen selbst au das Zentrum, die Antisemiten, Polen und die dem Bunde Während jetzt den Gehilfen noch häufig vor den Erfolgen derselben für die Gesundung des Handwerks zu der Landwirthe verpflichteten Nationalliberalen eine Ma- Gewerbegerichten ihr Recht wird, dürfte das Rechtfinden zweifeln, sonst hätten sie ihre Sozialistenfurcht nicht fo jorität für den Entwurf bilden dürften. tünftighin für die im Handwerke thätigen Gehilfen unvorsichtig verrathen. In einer ganzen Reihe von Bes Was wird nun das Ergebniß eines solchen Gesetzes für bedeutend erschwert werden. Nach dem Entwurfe wird ſtimmungen wird für die Auflösung der Innungen, die der die deutsche Industrie, das Handwerk im speziellen und für die Zahl der Innungs- Schiedsgerichte bedeutend zunehmen. Regierung nicht genehm sind, das heißt deren Mitglieder die Arbeiterklasse sein? Es ist uns bekannt, daß man im Handelsministerium sehr ihrer Mehrzahl nach Sozialisten geworden sind, Borsorge Die deutsche Großindustrie wird, ohne nach diesem Ge- wohl weiß, daß die Innungs- Schiedsgerichte sehr häufig getroffen. Ja, besondere polizeiliche Maßregeln werden seze gerufen zu haben, vielfach demselben unterworfen sein, Urtheile gefällt haben, die dem Geifte des Gesetzes nicht getroffen, indem 8 Tage vorher jede Junungs- Ver­sie wird zum theil sich zum Eintritt in die Jnnungen be- entsprechen, daß eine Strömung vorhanden war, welche die sammlung angezeigt werden soll; demnach scheint die quemen müssen, durch die Bestimmungen derselben in ihrer Gewerbegerichte auch für die zwischen Innungsmitgliedern Regierung zu fürchten, daß die Jnnungsmitglieder bald Bewegungsfreiheit gehemmt und vielfach durch Auflagen be- und Gehilfen derselben schwebenden Streitfälle zuständig wo anders ihr Heil suchen werden, als im Vertrauen auf laftet worden. Ohne irgend welchen Nugen aus diesen Be- erklären wollte. Diese Strömung hat leider nicht gesiegt und das Heil von oben. ftimmungen zu ziehen, wird sie über so manche Unbequem- das gerade Gegentheil wird eintreten, die Zahl der von den lichkeiten zu flagen haben. Mit keinem Worte ist in der Junungs- Schiedsgerichten abzuurtheilenden Fälle wird er Borlage von einer Abgrenzung der Fabrik vom Handwerk heblich zunehmen. die Rede.

Auch wir sind dieser Ueberzeugung, wir zweifeln nicht, daß recht bald die enragirtesten. Innungsfanatiker von heute einsehen werden, daß alles, was sie erstrebt haben, ein Messer So kann man den Schluß ziehen, daß die Novelle zur ohne Schneide und Heft ist, daß das Handwerk heute nicht mehr Die Arbeiterklasse hat auch keinen Grund, über die Gewerbe- Ordnung von der Arbeiterschaft als eine neue gerettet werden kann, daß sie wie die Arbeiter den Glauben neue Vorlage erfreut zu sein, sie wird in eine Zwangs Schädigung ihrer Interessen betrachtet werden muß. an eine Besserung ihrer Lage in der heutigen Gesellschaft organisation gesteckt, die ihr sehr wenig Bewegungsfreiheit Wird aber der Entwurf wenigstens dem Handwerke vollständig verlieren und sich der Sozialdemokratie ans läßt und in der ihre Rechte in gar keinem Verhältnisse die erwünschte Früchte tragen? Wird das so lang ersehnte schließen werden. stehen zu denen der Unternehmer. So viel von den Rechten Gesetz, das bis auf eine alle ihre Forderungen erfüllt und Es mag vielleicht so manchem unangenehm sein, menn der Meister gesprochen wird, so wenig von denen der Ge- für die Erringung der letzten Forderung, des Be- wir heute eine Stelle aus den als hochoffiziös bezeichneten hilfen. Desto mehr ist aber zwischen den Zeilen von der fähigungsnachweises, zahlreiche Ansätze in den Be- Artifeln der Nordd. Allg. 3tg." über die Handwerkerfrage Beschneidung der Rechte der Gehilfen zu lesen. Der Stimmungen über und Gesellen Meisterprüfungen abdrucken, die im vorigen Jahre berechtigtes Aufsehen ge­Arbeitsnachweis und das Herbergswesen sollen in die Hände enthält, wird dieses Gesetz den längst verlorenen goldenen macht haben: der Zwangsinnung kommen. Damit wird nach dem unsere Boden dem Handwerk schaffen, seine Konkurrenzfähigkeit Wenn von mancher Seite die Zunftverfassung als ein Boll amtlichen Sozialpolitiker leitenden Prinzip, den Arbeitern gegen die Fabritbetriebe stärken, sein Absterben aufhalten? werk gegen das Umfichgreifen der Sozialdemokratie hingestellt wird, eine Aufgabe der Gewerkschaftsbewegung nach der anderen Jeder Kenner der sozialen Entwicklung wird diese fo liegt darin ein Widerspruch mit allen psychologischen und ge­schichtlichen Erfahrungen. Eine Fesselung des wirthschaftlichen zu entziehen, gehandelt. Dadurch, daß der Innung die Fragen verneinen, wird die Ueberzeugung aussprechen Lebens, wie sie den Zünstlern als Ideal vorschwebt, muß der Ueberwachung der Beobachtung der für die Beschäftigung müssen, daß an der Lage des Handwerks nichts Sozialdemokratie geradezu als Vorfrucht dienen. Und weiter er­der Gesellen( Gehilfen), Lehrlinge und Arbeiter, den Besuch geändert, daß alles beim alten bleiben wird, und giebt sich aus der Geschichte mit hoher Wahrscheinlichkeit, daß der Fortbildungsschule und die Regelung des Lehrlings- blos falsche Hoffnungen durch die neue Vorlage er der Befähigungsnachweis nicht ein geeignetes Mittel fei, um wesens erlassenen Bestimmungen", wie es in dem weckt werden dürften. Nach wie vor wird dem Handwerker dem Handwerk seinen goldenen Boden wieder zu verschaffen, daß amtlichen Deutsch so wenig schön heißt, überwiesen wird, die Maschine, die Arbeitstheilung, der Kredit, die Uebersicht also eine Erfüllung der zünftlerischen Forderungen den an sie anderen Drt. Dieser Tag wird in unserer Geschichte ein wichtiger sein."

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Rienzi.

Der letzte der römischen Volkstribunen. Roman von Edward Lytton Bulwer .

Entschuldigt, edle Herren, und ihr, ehrwürdiger Vater, wenn ich, noch unerfahren und von weniger Bedeutung oder Würde unter Euch, der erste zu sein mir erlaube, der den eben gemachten Vorschlag annimmt. Gern gebe ich jede alte Feindschaft mit irgend einem meines Standes auf. Glücklicherweise für mich hat meine lange Abwesen­heit von Rom die Erinnerungen an die Fehden, an denen meine frühere Jugend theil nahm, aus meinem Gedächtniß verwischt; und in dieser edlen Bersammlung sehe ich nur einen Mann( auf Martino di Porto blickend, der seine Augen zu Boden schlug), gegen den ich es für meine Pflicht gehalten, mein Schwert zu ziehen; das Pfand, welches ich ihm einst zuwarf, ist noch uneingelöset. Ich nehme es zurück. Künftig sollen meine einzigen Feinde nur die Feinde Roms sein!"

Mitbürger, die Ihr vor kurzem gehört habt. Jeder von uns, von welchem Rang er sein möge, hat an den Gewalt­thätigkeiten dieser unglücklichen Zeiten theilgenommen; laßt es unser Bestreben sein, nicht Rache zu suchen, sondern uns zu versöhnen und zu vereinigen. Und möge das Volk fich dann überzeugen, wie der wahre Vorzug eines Patriziers darin besteht, durch größere Macht seinem Vaterlande auch beffer dienen zu können."

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Das nenne ich brav gesprochen," sagte der Schmied. Wenn sie alle wären wie er!" bemerkte sein Nachbar. Er hat den Adel aus der Verlegenheit gerettet," sagte Bandulfo.

Er hat graue Weisheit unter jungen Haaren gezeigt," sprach ein alter Malatesta.

" Ihr habt den Strom abgewendet, aber nicht gehemmt, edler Adrian," flüsterte Monreal , als unter allgemeinen Beifalls bezeugungen der junge Colonna sich niederließ.

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Gewiß!" murmelte Cecco del Vecchio zwischen den Zähnen. Rinder, ich segne Euch alle!" sagte der Vikar, die Hände ausbreitend.

Und einige Minuten darauf strömte das Volk aus der Kirche. Die Diener und Fahnenträger der Patrizier stellten sich vor den Stufen, die zur Kirche führten, auf, indem sie darauf bedacht waren, für ihre Herren den Vortritt zu ge­winnen, welche, in einzelne Gesellschaften zusammentretend, in denen keine Mischung feindseligen Blutes war, der Menge durch die Thüren folgten. Bald entstand jedoch wieder Lärm und Gedränge unter den feindlichen Trupps, sodaß die päpstlichen Beamten Mühe hatten, die Ordnung nur leidlich zu erhalten.

Aber Monreal's Aeußerungen gegen Adrian bestätigten sich, indem das Volk seine großherzige Aufforderung schon Wie meint Ihr das?" fragte Adrian. halb vergessen hatte, und nur bittere Bemerkungen über " Daß Eure Worte des Friedens, wie alle Versöhnungs- das Stillschweigen der anderen Patrizier machte. Was versuche der Patrizier, zu spät gekommen sind." war auch für sie übrigens dieser Kreuzzug gegen die Wege­Rein anderer vom Adel ließ sich vernehmen, obgleich lagerer? Sie tabelten den guten Bischof, daß er nicht ohne Das ist ebel gesprochen," sagte der Bischof laut. fie fich meistens geneigt fühlen mochten, die durch Adrian Weiteres zu den Patriziern gesagt habe:" Ihr seid die " Und," fuhr Adrian fort, indem er seinen Handschuh erregte friedliche Stimmung zu theilen, und durch Zeichen ersten Räuber, gegen die wir zu Felde ziehen müssen." Das unter die Patrizier warf, ich werfe, edle Herren, das und Flüstern seine Rede zu billigen schienen. Sie waren Mißvergnügen des Volkes war schon zu groß geworden, als wieder eingelösete Pfand unter Euch alle, um Euch zu einer zu sehr an die Unbeholfenheit eines ungebildeten Stolzes daß lindernde Maßregeln von Erfolg hätten sein können, edleren Ritterlichkeit, und auf ein weiteres Feld heraus- gewöhnt, um zu einer versöhnenden Sprache mit dem Volt es war bis zu jener Höhe gestiegen, in der sich das zufordern. Ich fordere jeden auf zum Wetteifer mit mir oder mit ihren Feinden sich entschließen zu können. Volt weniger nach Reform, als nach einem Wechsel sehnt. für die Wiederherstellung der Sicherheit unserer Straßen Raimund sab sich um, und da er nicht wünschte, daß ihr Es gibt eine Zeit, in der eine Revolution nicht mehr abs und der Ordnung des Staates. Es ist ein Rampf, in befremdendes Schweigen auffallen möge, erhob er sich zuwenden ist; fie muß eintreten, möge ihr Widerstand ges dem ich mich ungern besiegen lasse, in dem ich aber ohne wieder, um es, so gut er vermochte, zu entschuldigen." leistet werden, oder möge man versuchen, sie durch Kon Neid den Preis aufgeben werde. In zehn Tagen von Mein Sohn, Du hast als Patriot und als Christ ge- zessionen abzuleiten. Wehe dem Geschlecht, in dem die heute ab, ehrwürdiger Vater, verpflichte ich mich, vierzig sprochen; wie fühlen alle in dem billigenden Schweigen Revolution feine Früchte trägt, in dem der Blitzstrahl die bewaffnete Reiter zu stellen, welche den Befehlen zu ge- Deiner Standesgenossen, daß sie Deine Gesinnungen theilen. Höhen niederschmettert, aber nicht die Luft reinigt. Ver­horchen bereit sein werden, die für die Sicherheit des Laßt uns denn die Versammlung beendigen; ihr Zweck ist geblich zu leiden ist oft das Loos der edelsten Individuen; römischen Staates nothwendig sind. Und Ihr, o Römer, erreicht! Die Maßregeln, welche gegen die Wegelagerer aber wenn ein Bolt vergeblich leidet, so möge es sich selbst vergeßt, ich bitte Euch, jene beredtsamen Angriffe auf Eure zu nehmen sind, erfordern reifere Berathung an einem fluchen!

( Fortsetzung folgt.)