Ein Volksstück« Ärnö Gzep: ,/l Im Gehirn von Ernö Szep funktioniert die Maschine, die genau das fabriziert, was ein wirksames Theater braucht: auch das Gute, auch das Mißlungen«, auch das Echte, auch das Verdrehte, was Szep liefert, ist solche theatralische Feindrechslerei. Er füllt jedes Winkelchen der Bühne aus, nicht immer ganz erfreulich, doch stets so, daß etwas Merkwürdiges zu sehen ist. Er ist also der geborene Kulissenlieferant, und er stammt aus Ungarn . Darum schadet es nichts, sein Volksstück im Sommer zu spielen, auch an der Volksbühne nicht. Zur Vertiefung ist es zu warm, aber für Erheiterung und Sentimentalität gerade die richtige Tem- peratur. In dieser Temperatur gedeiht die Klari aus dem Blumen- laden. Sie ist ein braves, hübsches Mädel, ein Mädel au» echtem Kulissenstosf. Sie arbeitet von früh bis spät, damit der arbeits- lose alte Vater die Miete hat. Neu ist nur an dem alten Stück das Bild, in dem das Arbeitslosenamt gezeigt wird. Aber auch das ist kein Lebensbild, sondern ein koloriertes Kulissenbild, und als solches wird es auch belacht, beweint, bewundert, nicht ganz ernst genommen. Klaris Vater, der alte Glaser und Vergolder, erbt vom Vater eine goldene Uhr, ein schon klappriges Stück, aber feine ganze Seele hängt daran, und erst recht, weil er nichts mehr verdient und immer trübseliger wird. Der Alte ist ein verschnörkelter Mensch, ein bißchen Künstler, ein bißchen Narr, ein bißchen herzkrank. Schon der Beruf, den ihm der Theatervater zuteilt, stempelt ihn zu einem Sonderling. Der Alte soll nur mit feinen und roman - tischen Sächelchen zu tun haben. Darum denkt er auch nur an seinen Augapfel, an die hübsche Blumenbinderin Klari. Daß sie ihm und dem lieben Gott keine Schande macht, daß sie keusch und ehrlich bleibt, das ist seine Sorge. Sie ist zwar imstande, dem teuflischen Strizzi zu wiederstehen, der sie ins Laster hinunterschleppcn will, aber nicht dem treuherzigen Spitzbuben. Dieser verhängnisvolle Lausbub heißt Karl, und er ist Uhrmacher. Durch einen Kniff stiehlt er dem Alten die Uhr. Justament gleich hinterher läßt sich die Klari von ihm aus einer Gartenbank den ersten Kuß stehlen. Justament gleich hinterher entdeckt sie, daß der Kußdieb auch der Uhrendieb ist. Damit seine Klari nicht zugrunde gehe, will der Alte auf die irdische Gerechtig- keit verzichten. Das Schicksal will es nicht. Justament gleich hinterher wird Karl ertappt— in der besten Bilderszene des Stücks—, und er sitzt schon im folgenden Bild hinter Gittern.
! der Volksbühne ie goldene Llh?" Dort bereut er leider nicht, sondern enthüllt der ihn besuchenden Klari, daß er im Gefängnis nur neue Berbrecherkünste aus- probiert. Da wird die Klari von der dumpfen Verzweiflung ge- packt. Traurig geht sie ins Nachtlokal als ein Opfer des furcht- baren Strizzi, traurig zieht sie sich die Dirnenfetzen an. Und die Musik spielt, und es kommt der Käufer, der Unschuldsschänder, der viehische Viehhändler, der mit ihr die herzzerreißende Szene aufführt Cr will die Reine mit seiner Gier beglücken. Ungeduldig guckt er auf die Uhr, Siehe, es ist die Uhr, die Karl gestohlen hat! Die Uhr des Vaters! Damit der arme, kranke Vater seine Uhr zurück bekommt, ergibt sich Klari dem Wüstling. Sie bringt dem Vater die Uhr. Er sieht sie und stirbt vor Freude und am gebrochenen Herzen. Das ist die ewige und unvergängliche, die ur- alte und ewig neue Märchenverlogenheit. Das ist ein Volksstück, kein ganz reines Produkt und schon etwas ranzig. Doch es hat in den letzten Jahrhunderten seine Wirkung nie verfehlt. Zehn lose Szenen folgen auseinander, Also ist auch die Form die gleiche geblieben. Auch die Darstellung muß stets die gleiche sein,«ine derbe, von dem Regisseur R a b e n a l t beherrschte Dar- stellung. Luise Ulrich , das feit einer Saison in Berlin um- schwärmte Naturtalent, spielt die brave und verlorene Klari. Sie hütet sich sogar vor Vorstadttönen, sie spricht vor allem entzückend den heimischen Oesterreicherdialekt, der nötig ist. Hübsch, naiv, auch wohl zu naiv, fällt sie von der Jungfernschaft ab und hinein in das unvergnügliche Laster. Sie hat eine treuherzige Manier— Vorsicht ist allerdings geboten, daß es nicht alsbald allein zur Manier werde. De K o w a, der den lasterhaften Karl spielt, leidet dar- unter, daß er nur hoffnungslos Hochdeutsch reden kann. Dadurch wird er zu literarisch für seine Volksstücksrolle. Aber S t e p a n e k, der ja eigentlich ein Wiener Operettenkomiker ist, fühlt sich in seine Mädchenhandlerrolle famoe ein. Er ist der richtige Jungserngott- seibeiuns, das Unikum und Monstrum der gefühlvollen Gemeinheit. Jedes ordentliche Volksstück braucht solche Schreckenssigur. Almas, der vorzüglich Maske macht, dessen von Natur gebrochene Stimme stets merkwürdig klingt, spielt den alten Vater nicht nur aus dem Theaterherzen, sondern aus einem tieferen und menschlicheren Grund. Aus einem Rührstück macht er häufig ein psychologisches Kabinettstück. Schließlich kommt für Stück und Darsteller jener Erfolg, der beweist, daß alle sommerlich befriedigt sind. Hochdorf.
Em Manifest der Sozialisten. Die Schuld der Ziadikaleu wird einstimmig festgestellt. Paris , 2. Juni. (Eigenbericht.) Der Sozialistische Kongreß ist gestern abend mit einer kurzen Sitzung abgeschlossen worden, in der unter ungeheurem Bei- fall eine von der Entschließungskommission nach einem Entwurf des Abgeordneten D e a t— der zum rechten Flügel gehört— ausgearbeitete Kundgebung fast einstimmig angenommen wurde. Die Kundgebung beginnt mit der Feststellung, daß die Sozialistische Partei bei den Wahlen einen Steg errungen hat, auf den sie stolz sein könne, um zwar um so mehr, als niemals eine Wahlschlacht unter ähnlichen Bedingungen geliefert worden sei. Der Sozialismus habe zugleich den Verleumdungen der Rechten, der Spaltungspropaganda und der verbrecherischen Taktik der Kommunisten, den Hetzkampagnen einer von den Industriellen bestochenen und subventionierten Presse, den gemeinsamen Pressionen der Unternehmerschaft und einer Regierung stand- gehalten, die den Rundfunk monopolisiert, das Verfahren der offizi- ellen Kandidatur angewandt und zu einem die Währung bedrohen- den Erpressungsmanöoer Zuflucht genommen hatte, das normalerweise die verantwortlichen Minister vor den Staats- gerichtshof führen müßte.(Starker Beifall.) In dem nächsten Absatz heißt es zu der Frage der R e- gierungsbeteiligung:„Der Kongreß hat«ine lebhafte Anstrengung gemacht, um den von Millionen Bürgern klar aus- gedrückten Aktionswillen in die Tat umzusetzen. Die Wähler waren um so mehr enlschlossen, im Innern den Widerstand der Seldkräske zu brechen und im Auslande die Uebellalen der reaktionären und kriegerischen Kräfte zu verhindern, als der wirtschaftliche Zu- sammenbruch und die politische Umwälzung in Ländern wie Deutsch land die internationale Lage zu verschärfen drohen. Der Kongreß müsse feststellen, daß die Antwort der Radikalen die Einigung über die sofortige Notwendigkeit einer gemein- samen Regierungsaktion unmöglich macht, den dringenden Problemen die von den Arbeitern und Demokraten dieses Landes erhofften Lösungen zu bringen. In den Erklärungen des Präsidenten der Radikalen Partei, Herriot , ist an keiner Stelle der Gedanke zum Ausdruck gebracht worden, daß die Anwesenheit von Sozialisten in der kommenden Regierung ein Element der Energie sei und in gewissem Grade den notwendigen Kühnheiten die richtig« Form geben könnte. Der einzige Wunsch, den die Sozialistische Partei am Beginn der neuen Legislaturperiode aussprechen will ist, daß die Arbeiterklasse, die Demokratie und der Frieden nicht zu sehr unter diesem Ausmaß an Klugheit und Vorsicht zu leiden haben. Es wird nicht von der Partei abhängen, daß die Unmöglichkeit einer Zusammenarbeit in der Regierung einen Einfluß aus ihre Be- ziehungen zur Radikalen Partei im Parlament ausübt. Die sozialistische Parlamentsfraktion erhält gemäß der Tradition der Partei den Auftrag, das von dem Kongreß formulierte Programm zu verteidigen und demgemäß ihre Haltung gegenüber den Regierungen zu bestimmen. Ihre Stimmabgaben werden ebenso wenig wie in der Vergangenheit von irgend- einer Gegenseitigkeit bedingt sein. Ebenso wie die Partei bei den Wahlen die Parole ausgegeben hat, die Reaktion zu schlagen, wird sie im Parlament alles tun. was in ihrer Macht steht, um der Welt der Arbeit da, Schlimmste zu ersparen und der Bourgeoisie ein Maximum von Verbesserungen und Reformen zu entreißen. In dieser ernsten Stunde stellt die Sozialistische Partei fest, daß alle ihre Grundsätze in den Ereignissen selbst die tragischste Bestätigung finden." Die Kundgebung schließt mit den Worten:„Genossen! Eine neue Schlacht beginnt. Ihr werdet sie mit uns führen! Mit uns werdet ihr siegen!" Zu Beginn der Sitzung waren sämtliche Borschläge betreffend die Zusammensetzung der Parteiorganisation einstimmig anpenom- men worden. Der aus 33 Mitgliedern bestehende Verwaltungs- a u s s ch u ß(erweiterte Parteioorstand) unterscheidet sich von dem früheren insofern, als der rechte Flügel in ihm stärker ver- treten ist. Er verfügt über 16 Sitz« gegenüber den bisherigen acht. Zu Delegierten für die Internationale wurden Bracke, Longuet und Renaudel, zu Stellvertretern Blum, Ziromfky und Grumbach er- nannt. Leon Blum wurde zum polltischen und Compere-Morel zum Verwallungsdirertor des„Populaire" ernannt.
Zwei Krauen wollen durch Gist sterben. Am Stettiner Bahnhof und auf der Lutherbrücke. In den gestrigen späten Abendstunden wurden an zwei ver- schiedenen Stellen Berlins zwei Frauen vergiftet aus- gefunden. Sofort herbeigerufene Aerzte sorgten für lieber- führuug in die Eharile. Passanten bemerkten gestern abend aus der L u t h e r b r ü ck e am Spreeweg eine Frau auf dem Steinpflaster, die dort zu- sammengebrochen war. Man brachte sie zur nächsten Unfallstation, wo der Arzt Vergiftung durch Lumin al feststellte. Es handelt sich um eine 33 Jahre alte Frau Marie W. aus der Put- lttzstraße. Welche Gründe die Frau veranlaßt haben, Gift zu nehmen, steht noch nicht fest. Ihr Zustand ist glücklicherweise nicht besorgniserregend. Im zweiten Falle handelt es sich um eine etwa 30 Jahre alte Frau, die angeblich Rottraut Sparr« heißt. Sie hatte sich am Stettiner Bahnhos in einem Hotel ein Zimmer ge- nommen und kam dann nicht mehr zum Vorschein. Al« man sich um sie kümmerte, fand man die Frau unter schweren Vergiftungs- erscheinungen im Bett liegend auf. Sie wurde gleichfalls zur Charit? gebracht, wo die Aerzte eine Morphiumvergiftung feststellten. Die Frau liegt sehr schwer darnieder. Ueber die Motive konnte bisher nichts in Erfahrung gebracht werden.
Vom D-Zug zerstückelt! Unweit der Station Ruhleben ereignete sich heute früh ein schweres Unglück, bei dem der 37 Iahre alle kolonnenführer Hein rich Schiemann aus der pullißstraß« 1 in Woabil von einem D-Zug überfahren und völlig zerstückelt wurde. Der tödlich Verunglückte war der Führer einer sogenannten„StSpfko'onne", die den Steinschlag aus dem Bahnkörper neu befestigt« In der Frühstückspause gegen g Uhr sind offenbar die beiden Sicherungsposten eingezogen worden Dadurch ist das Herannahen des D-Zuges, der den Lehrter Bahnhof um 8.40 Uhr verläßt, überhört worden. Bisher konnte noch nicht geklärt werden, wie Schiemann unter die Räder des Zuges geraten ist, da sich die Arbeiter der Kolonne zu beiden Seiten der Schienenstränge aufgehalten hatten. Die Leiche ist von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt worden.
Die Ziele des neuen Gtratospharenfiugs � Professor Piccard hat neue Pläne für Höhenausstiege, von denen einer bei Zürich und der andere in der Hudson Bah vor sich gehen sollt Er hosst hierbei noch höhere Höhen als das letzte Mal zu erreichen. Die Teilnahme der ganzen Welt ist auf den zweiten Strato- sphärenflug gerichtet, durch den Prof. Piccard mit seinem Assistenten Kipfer seine so erfolgreich begonnene Erforschung der höchsten Luftschichten fortsetzen will. Dieser neue Flug erscheint not- wendig, da man noch immer nicht in die Geheimnisse der Weltstrahlung näher eingedrungen ist. Bekanntlich hat der Jnnsbrucker Universitätsprofessor Dr. Heß vor 20 Jahren nach- gewiesen, daß die Intensität der Erdstrahlung schon in einigen hundert Metern Erdentfernung aufhört, die Ionisation der Lust dagegen immer mehr zunimmt und in S Kilometer Höhe schon das Mehrfache von der Menge aus dem Erdboden beträgt. Er schloß daraus auf eine Strahlung, die aus dem Weltall kommen müsis und viel durchdringender ist als jede andere bekannte Strahlung. Diese Weltraumstrahlung, deren Einfluß auf die Lebewesen noch unbekannt ist, fällt bei Tag und Nacht mit ziemlich gleicher Stärke, die allerdings sehr gering ist, auf alle Punkte der Erde. Nähere Auf- klärung war nur zu erwarten durch Messungen in viel höheren Luft- schichten, als bisher erreicht waren. Hauptsächlich zu diesem Zwecke unternahm Piccard seinen ersten F'ug in 16 000 Meter Höhe, und dem gleichen Ziel wird sein zweiter Flug gewidmet sein. Unterdessen werden die Ergebnisse des ersten Piccard-Fluges in der Station sürStrahlenforschung geprüft und durch- gearbeitet, die Professor Heß auf dem Hafelekar errichtet hat. Ueber die Bedeutung dieser Station berichtet Dr. Hans Psifter in„Rcclams Universum":„Die nähere Erforschung der Sonnenkomponente der Ultrastrahlung sowie überhaupt aller Strahlungsschwankungen Ist die Aufgabe der Station", erklärte Professor Heß,„obwohl das Hafelekar um rund 1000 Meter niedriger ist als das Jungfraujoch, ist doch die Intensität der Ultrastrahlung Immerhin noch etwa drei- mal so groß wie am Meeresspiegel, und es ist genügend viel weichere Strahlung vorhanden, so daß auch Schwankungen dieser weniger durchdringlichen Sirahlungskomvonenten mit Erfolg studiert werden können." Die Prüfung der Messungsergebniss« des ersten Strato- sphärenfluges ist noch nicht beendet, aber es ist zu erwarten, daß dadurch die Kenntnisse von der Intensität der Ultrastahlen in 16 000 Meter Höhe einwandfrei ermittelt werden.
Kesispiele in der Kamera. Die„Kamera", Unier den Linden, die ihrer Tradition, auch die älteren Filme und vorzüglich die stummen, auf dem Repertoire zu erhalten, unentwegt treu bleibt, gibt seit dem 31. Mai eine Serie solcher Filme, die sie mit Recht als Festspiele bezeichnet. Mit einer Neuaufsührung von Karl Deyers„Johanna von Or- l e a n s" begann sie und erfreute damit alle Verehrer dieses wage- mutigen und«igen« Weg« wandelnden Regisseurs. Sein gespensti- scher Vampyr-Film hat uns sa einigermaßen enttäuscht, so viele artistisch« Reize er auch bietet, und so hoch er über dem landee- üblichen Durchschnitt des trivialen Filme auch steht. Aber diese letzten Stunden der Johanna sind von einer unerhörten Ausdrucks- fähigkcit der Köpfe. Nie waren Großaufnahmen so berechtigt wie hier, wo eine Füll« interessanter Typen alles Leben in ihren Physiognomien tonzentrieren und die Darstellerin der Jungfrau in ihrem Gesicht tiefstes seelisches Leben spiegelt. Zugleich wurde ein neuer absoluter Tonsilm,„L i ch t e r t a n z" von F i s ch i n g e r, vorgeführt. Zu einer Melodie von Rubinstein, die hierzu besonder« geeignet schien, hat Fischinger die bereits wiederholt unternommenen Bersuchs, einen absoluten Film zu schaffen, auf höherer Stufe er- neuert. Man hat den Eindruck, daß es ihm noch besser als Ruit- mann und den anderen' Vorgängern gelungen ist, die abstrakte Sprache der Musik in sich bewegenden geometrischen Figuren nach- zubi'den. Dr. Bernhard D I e b o l d machte den Propagandisten in einem erläuternden Vortrag, in tem er sich al, einen wahren Wort- zauberkünstler erwies. Aber schließlich lassen sich diese Sachen auch einfacher sogen, und das vorgeführte Beispiel wirkt« an sich über- zeugend. Ob freilich die absolute Filmkunst, die nicht sich darauf beschränkt, die Natur nachzuahmen, sondern rein schöpferisch aus sich heraus neue Formen gestallet, in absehbarer Zeit die hoch-
gespannten Erwartungen des Redners erfüllen wird, sei dahin- gestellt. Auch das wenige, was bisher erreicht ist, lockt zu weiterem. Als weitere Festspiele sind vorgesehen:„Ealigari",„Homun- kulus",„Nju",„Der müde Tod",„Potemkin",„Gier nach Geld" u. a. » Im E a p i t o l läuft seit gestern wieder„Das Land des Lächelns" mit Richard Tauber in der Hauptrolle dieses Lehar - scheu Tonfilms. Der Repertoirefilm macht diesen Sommer große Karriere. Es scheint, daß die Theaterbesitzer einsehen, daß der Tonfilm sich festgelausen hat und daß es vorzuziehen ist, erfolgreiche ältere Filme neu zu beleben. r. Wieder verfilmtes Theater. Bavaria-Lichtspiele. Für Szöke S z a k a l l, diesen gemütlichen, echt komischen Herrn, hat man einen Sketsch verfilmt unter dem Titek„Besserer Herr gesucht zwecks.. Im Mittelpunkt steht Szöke Szakall , der sehr hoffnungssreudig auf ein Heiratsinserat kommt. Um ihn herum wird ein Netz der tollsten Verwirrungen gesponnen. So hält man ihn für den Mann, der mit einem Raketenflugzeug nach dem Nord- pol fahren will, und auch für den Mann, der mit einer verheirateten Frau Seitensprünge machte. Zuletzt bekommt er natürlich das lockende Ziel des Heiratsinserats. Dieser Film ist, obwohl er sich Kurz-Tonfilm nennt, weiter nichts wie ein verfilmter Bühnensketsch. Für einen Filmsketsch müßte man aus andere Wirkungen sinnen und sie nicht allein der Zungenfertig- keit der Darsteller anvertrauen. Trotz eines Riesenaufwands an Kräften beschäftigt im all- gemeinen die Filmindustrie doch nur wenige echt filmische Begabun- gen. Als der stumm« Film aufkam, mußte er durchaus beweisen, ich kann mehr bieten als das Theater. Da huschte die Masse, damals ja noch geräuschlos, über die Leinwand. Da machten die Italiener („Die Herrin des Nils" und„Quo vsciis") und die Amerikaner („Die zehn Gebote",„Ben Hur" usw.) Filme, zu denen sie sich die Komparserie fast in der ganzen Welt zusammenborgten. Doch sah man sich die Massenszenen schließlich über, und als ein Mustapha Kcmal zur höchst persönlichen und faschistischen Propaganda In der Türkei gratis den nationalen Filmregisseuren Regimenter auf Regt- mentcr lieh, hatte man in Europa schon längst den verinnerlichten Film, der eine zurückhaltende Darstellung und rein optische Gesetze kannte. Wir lachten über die volkgeladenen Massenszenen, wenn wir an so zarte deutsche Leistungen wie„Der gläserne Pantoffel" dachten. Dann kam der Tonsilm und stürzte den Film von seiner mühsam erklommenen Höhe. Er sagt jetzt nur:„Wir können das Theater kopieren". Und da er sich nicht auf sich selbst besinnt, macht er dem Theater Konkurrenz und sich selbst kaputt. c. b.
Festakt im Ibero-Amerikanischen Instilut. Im Rahmen einer Feier wurden gestern im Ibero-Amerikanischen Institut die dem Institut geschenkten beiden Büsten der Förderer der deutsch -ibero« amerikanischen Kulturbeziehungen Bicente G. Ouesada und Ernesto Quesada übernommen. Ernesto Ouesada hat vor vier Jahren dem preußischen Staat seine wertvolle Bibliothek zum Geschenk gemacht und damit zur Gründung des Ibero-Amerikanischen Instituts den entscheidenden Anstoß gegeben. Er hat zuletzt als Honorarprofessor in Berlin gewirkt und war einer der fruchtbarsten Vermittler deut- scheu Geisteslebens in Südamerika , und der im Jahrs- 1913 ver- storbene Dater des Gelehrten, Vicente G. Ouesada, vertrat zuletzt die argentinische Republik als Gesandter in Berlin . Ein gelungenes Fernsehexperimenl. Das Londoner Metropole- Kino bot gestern seinen Besuchern eine ganz besondere Ueberraschung: der Schluß des Derbys wurde aus drahtlosem Wege auf die Kino- leinwand übertragen. Das Experiment, das erste dieser Art, kann, wenn man die großen technischen Schwierigkeiten berücksichtigt, als wohlgelunaen bezeichnet werden. Man sah deutlich, wie das sieg- reiche Pferd die anderen überholt« und in scharfem Galopp durch das Ziel ging. Die ZNünchener Kunstausstellung 1932. Die Münchener Kunst- ausstellung 1932 wurde gestern im Bibliothekfaal des Deutschen Museums eröffnet. Relnhardt-Gastsplel in der„Plaza". Zwischen den Direktionen des Deutschen Theaters und der„Plaza" wurde vereinbart, daß Mitte August eine der bekanntesten Klassiker-Jnszenierunaen Max Reinhardts in der „Plaza" mit namhaften Darstellern zur Austührung gelangt. «