Was gibl es Heues? Sin lieberblick/ Ton Georg Grau 5n der Astronomie sucht man seit einigen hundert Jahren nach dem Stammbaum unseres Planetensystems, ohne sich über diesen Punkt einig zu werden. Nach der bekannten„Gezeiten- theorie" von Jeans(„Sterne, Welten und Atome") veröffentlicht jetzt der Amerikaner Dr. G u n n eine neue chypothese. Er geht davon aus, daß 25 Proz. aller von uns beobachteten Fixsterne Doppelsterne sind, die sich anscheinend durch Rotation und Zer- reißung gebildet haben. Auch unsere Sonne, die einst viel größer war, wird durch dieses Stadium gekommen sein. Sie rotierte, wurde immer länger, bis sie zersplitterte Das Zwillingsgestirn mag im Weltenraum untergetaucht sein, während sich die dazwischen- liegenden Massen zu Planeten formten. Man kann gespannt sein, war die anderen Astronomen zu dieser Theorie sagen werden. Einen entscheidenden Wendepunkt erwartet man von der Fertig- stellung des neuen Spiegelteleskops, das mit einem Durchmesser von fünf Meter eine Sehkraft besitzt, die 360 300mal stärker ist als das menschliche Auge. Mit diesem Wunderinstrument wären wir im- stände, jeden Wolkenkratzer auf dem Mond zu erkennen, sofern es dort welche gäbe. Wir werden doppelt so tief in den Raum sehen können, also ungefähr 280 Millionen Lichtjahre, und die Zahl der heute sichtbaren Nebel— H u b b l e schätzt sie auf zwei Millionen — wird sich um das achtfache steigern. Ueber die neu entdeckten Planetoiden ist an gleicher Stelle aus- führlich berichtet worden. Wir wissen herzlich wenig von der Ge- staltung dieser winzigen Weltenbummler. Prof. P i ck e r i n g vom Campbell Observatorium erzählt uns jetzt ein paar äußerst inter - essante Dinge von dem in Berlin 1838 entdeckten Eros . Er besteht anscheinend aus einem Zwillingsgestirn, dessen Teile etwa iO Kilometer auseinander liegen und sich gegenseitig um eine gemeinsame Achs« drehen, wodurch der rätsechafte Lichtwechsel entsteht. Das Seltsame ist aber die außerordentliche Dichte und Schwere dieses Zwerges, der kaum Berlin überdecken würde. Sein Gewicht würde also den schweren Elementen entsprechen. Pickering schwankt zwischen Blei, Silber, Uran oder Gold, da die Größe nicht genau zu er- Mitteln ist. Daß der Eros «in fliegender Metallklumpen ist, verrät auch die eigentümlich glänzende Oberfläche. * Einen breiten Raum in der T e ch n i k nimmt heute die Photo- zelle ein. Dieses„künstliche Auge", das cherz der Fernsehapparat«, zeigt schon über hundert Anwendungsmöglichkeiten, wie bei Zähl- Vorrichtungen, automatischen Bremsen, Anzünden von Beleuchtun- gen. Man benutzt es auch als Nebelauge für Flugzeuge, da es eine tausendfach größere Sehschärfe als das menschliche Auge besitzt. Scheinwerfer auf Flugplätzen, Lichter von Städten werden dem Flugzeugführer durch die dicksten Nebelwände mitgeteilt. Neuer- dings bietet die Photozelle auch den Blinden ihre chilfe an, indem sie die kostspielige Blindenschrift überflüssig macht. Die Photozelle gleitet über das Schwarz und Weiß der Buchstaben und bewirkt durch Stromstöße Veränderungen auf einer Tastplatt«. Die abge- leuchteten Buchstaben springen in gleicher Anordnung als kleine Stifte auf einer Platte hervor und können von dem Blinden leicht abgetastet werden. Wie man den Blinden mittels der Photozelle Helsen will, soll auch den Tauben Erleichterung geschaffen werden. Der amerika - Nische Physiologe Dr. B e d e l l hat einen Apparat konstruiert, der es Menschen, die an einem defekte.» Mittelohr leiden, ermöglicht, auf normale Weise an der tönenden Welt teilzunehmen. Es wird ein Radioapparat benutzt, der die elektromagnetischen Schwingungen in Schallvibrationen umwandelt. Eine Metallscheibe, die man gegen den Backenknochen drückt, oder eine Röhre, die zwischen den Zähnen gehalten wird, übertragen die Vibrationen auf das akustische Nerven- Zentrum. Der sinnreiche Apparat läßt sich an das Radionetz an- schließen, kann aber auch benutzt werden, um sich mit dem Schwer- hörigen zu unterhalten. Das Prinzip ist folgendes: Nimmt man eine längere Nadel zwischen die Zähne und läßt die Spitze auf den Rillen einer Grammophonplatte laufen, so wird man auf diese Weise etwas hören können. Der Kopf arbeitet dann als lebendige Schalldose, denn die Vibrationen werden direkt auf die Gehör- schnecke geleitet. Leider kann man das„künstliche Ohr" des Dr. Bedell nicht immer bei sich tragen. Ueber eine„elektrische Fischfalle" berichtet Dipl.-Jng. ch o l z e r in der„Umschau". Man verankert zwei Elektroden im Wasser mit einer Spannung von nur zehn Volt. Der Fisch, der in das elek- irische Feld gerät, kommt betäubt an die Oberfläche und kann dort leicht abgefangen werden. In ein Gefäß gesetzt, wird er sich bald wieder erholen. Vom Standpunkt humaner Tierbehandlung ist dies vielleicht eine„ideale Narkose", wahrscheinlich weniger schmerzvoll als der Angelhaken. ie In der Physik geht es äußerst lebhaft zu. Die sensationellen Berichte überstürzen sich förmlich und offenbaren den ganzen Wider- spruch unserer Zeit: während das wirtschaftliche und soziale Ge- füge wankt, zimmert die abstrakte Wissenschaft ein neues Weltbild, das wohl in seiner ganzen Tragweite erst von unsern Enkeln ge- würdigt werden kann. Auf der Bunsengesellschaft in Münster schilderte der englische Physiker Chadwick seine neue Theorie über das Neutron, das den dritten(und wohl damit den letzten) Ur- baustein des Atoms darstellt. Neben das positiv-elektrifche Proton, um das das negatio-elektrifche Elektron kreist, gesellt sich ein drittes, «in„geschlechtsloses", spannungslosss Etwas. Es ist eine Synthese von Materie und Energie wie etwa der Knall einer Explosion. Der Neutronenstrahl, dieser Ausgleich zwischen zwei Polen , soll Aehn- lichkeit mit der kosmischen Höhenstrahlung haben, also jenen noch wenig erforschten Strahlen, die den Raum durchfluten und am Aufbau der Materie entscheidend beteiligt sind. lieber Fortschritte in der Atomzertrümmerung sprach R u t h e r- f o r d. Diese rein theoretischen Versuche sind bedeutungsvoll, aber hier von praktischen Auswirkungen zu sprechen, ist mehr als opti- mistisch. E d d i n g t o n verwies kürzlich auf der Weltkraftkonfercnz alle diese Hoffnungen auf die„Atomzertrümmerung als Kraftquelle der Zukunft" in das Reich der Träume. In diesen Tagen wurde auch von einem Frankfurter Ingenieur berichtet, daß ihm mittels der„Hittorfschen Röhre" Atomzertrümmerungen gelungen seien, wobei hohe Energien erzielt wurden. Daß die nachzuweisen waren, ilt durchaus denkbar, daß man aber mit ihnen eine Maschine in Bewegung setzen kann, gleicht vorläufig einer Zukunftsvision. Der Physiker P a n e t h sprach über die„3 f a t o p i e" der Materie, eine seltsame, vor kurzer Zeit entdeckte Eigenschaft des Stoffes. Sie besagt, daß die Atome eines Elements in ihren Ge- Wichten unterschiedlich sind.&t handelt sich um Mischproportionen, die immer mehr zu der Auffassung führen, daß die Element« gar nicht so„elementar" sind, sondern Mischungen eines letzten Etwas, vielleicht einer..prima materi«" eines Urftoffs. An der Schwelle dieser Fragen wird der Physiker zu einem Alchemisten im modernen Gewand, der wie seine mittelalterlichen Vorgänger nach dem„Stein der Weisen " sucht. * Aber die eigentlichen Abenteurer der Wissenschaft sind die Archäologen. Kein Zoll historischen Bodens entgeht ihrem Spaten. Die Amerikaner sind dank ihrer Mittel hier besonders
SlaUettis Sfrluibahn und Tod Erinnerungen an den EquilibriHen/ Ton Jakob iMaringer
Wie ein großer Gaukler und Zauberer alter Zeit spannte er seinen Körper als blutrotes Seil über die Bühne, auf dem die Sonnenbälle stiegen und fielen, bis der Blitz aus dem heiteren Himmel der Götter dieses märchenhafte Seil zerriß und dieser Tänzer der Sterne selber wie ein roter Ball sich im Raum verlor. 1315 schlug Rastell! den bis dahin von Pierre Ameros ge- haltsnen Rekord im Jonglieren mit 3 Bällen. Aber dieser zehnte Ball kostete ihm nicht nur ungeheure Arbeitsanstrengung— er trainierte 13 Stunden täglich: er verkürzte sein Leben auch um Jahrzehnte. Rastelli war Equilibrist. Was er abends in 13 Minuten zeigte, war der Extrakt einer im täglichen Training gezüchteten Arbeitsleistung von Generationen. Ein glänzender Beweis für die Tatsache, daß jede menschliche Leistung auf ununterbrochener Arbeit beruht. Ein Beweis auch dafür, daß der menschliche Körper die physikalischen Gefetze bis zur scheinbaren Aufhebung für fabelhafte Leistungen beherrschen lernen kann, allerdings nie anders, als daß er dabei jedesmal ein Stück Leben verliert. Und in der Tat be- ruht die Magie der künstlerischen Leistung immer darauf, daß sie in der Ekstase Blut opfert. Deshalb bleibt sie unvergeßlich, und deshalb müssen wir uns immer wieder an sie erinnern. Den statischen Sinn trainierten Rastellis Vorfahren bereits, als sie sich als Seiltänzer und Schwebekünstler ausbildeten. Rastelli ging schon in der Jugend, nach einer Schulterverletzung, nicht mehr übers Seil. Der statische Sinn für alle Muskeln, Sehnen und Or- gane seines Körpers war durchgebildet und dominierte bereits in dem sonnenähnlichsten Organ des Körpers, den Augen. Das war das Unerhörte: dieser Kopf mit den Knospen und Blüten der Augen war selbständig geworden und begann mit den kleinen Sonnen- bällen zu spielen. Der Körper war jetzt ein Seil aus Stahl ge- worden, auf dem die Bälle tanzen konnten, im Gleichgewicht ge- halten durch die Augen. Und Bälle mußten es schon sein, dos Be- weglichste, was es nach dem Wasser gibt. Einen Menschen mit solch überlegenem statischem Sinn mußte die Bewegung der Kugel aufs äußerste reizen. Rastelli war leiden- schaftlich im Kreisen vieler kleiner Sonnen. Schon sein Name war dafür ein Symbol: Ra-stellen, die Stellungen des Sonnenkreises. Wäre es möglich gewesen, er hätte auch den höchsten Traum aller Gaukler erfüllt, zu fliegen, die Schwere des Körpers völlig auf» zuHeben. Denn was ist der Tanz, das Spiel mit dem Ball anders als der Versuch, davonzufliegen! Da das nur mechanisch möglich war, machte Rastelli , der In» dividualist und Dynamiker, das Umgekehrte. Er wird selber der Mittelpunkt der weggeschlcuderten und um ihn rotierenden Sonnen, die er wie durch ein Wunder lächelnder Ruhe immer wieder an- zieht. Die Bälle tanzten verzückt aus dem seinen stählernen Seil
seines Körpers, wie auf seinem seidenen Haar, und umgaben ihn schmeichelnd wie die Trabanten eines Gestirns. Jeder Ball war sein Lielling, mit dem er spielte. Es war der phantastischste Anblick und der Höhepunkt seiner Leistung, wenn er Bälle und Stäbe wie ein Zauberer in die Luft warf und mit den Augen nach ihnen jagte. Wie eine Sonne schleuderte er sie in den Raum, und alle kehrten sie zu ihm zurück ins Gleichgewicht. Wie ein Orkan setzte nach solcher Leistung der Beifallssturm ein. Ich hörte einmal, daß Rastellis Frau und seine Bekannten ihn als einen ungewöhnlich harmonischen und heiteren Menschen schilderten, ohne Hemmungen und Zwiespalt. Für einen Menschen ohne Nahrungssorgen, dessen Sinne in allen Funktionen durch tägliches Training seit Genera» tionen ausbalanciert sind, kann es nur noch ganz ungewöhnliche Störungen von außen geben. Gerade die Artisten sind als beson- ders liebenswürdig«, bescheidene und rastlos arbeitende Menschen bekannt, und sicherlich ist gerade heute ein Mensch, der sich im körperlichen und seelischen Gleichgewicht befindet, eine Ausnahme- erscheinung, ein Wunder. Ja, es scheint sast, als dulde unser« furchtbare Zeit heute nicht einmal diese wenigen glücklichen Lieb- linge der Götter, die sie täglich zu Rekordleistungen herausfordert, bis sie vernichtet sind. Hat diese Zeit nicht auch das entzückende Spiel Rastellis mit seinen goldenen und silbernen Bällen früh- zeitig vernichtet? Aeußerlich ist die Erklärung für seinen frühen Tod leichter zu finden. Rastelli ist nach einer kleinen Zahnoperation einer Gehirnblutung zum Opfer gefallen Em Blutsturz ins Ge- Hirn. Ist das in der Tat nicht ein Absturz wie jeder andere? Wenn ein Mensch in so unglaublicher Weise den statischen Sinn von den Füßen, die ja Hände sind, bis zum Kops entwickelt, dessen Ober- und Unterkiefer ebenfalls wieder Hände sind, wenn dieser Sinn schließlich ganz im Kopse ruht, wo er faszinierend in den Augen zum Ausdruck kommt, dann genügt in solchem Fall unter Umständen schon die kleinste Zahnoperation, einen Blutsturz herbei- zuführen und das Körpergleichgewicht zu vernichten. Ein Organis- mus, in dem ein so ungewöhnlich seiner Sinn wie der der Statik bis in die Vegetation der Augen hochgezüchtet ist und wie eine Mimose die zauberhaftesten Leistungen hervorbringt, ist keinem gewaltsamen, äußeren Eingriff gewachsen wie der einer phlegma- tischen Natur. Wie ein Nachtwandler, der im Traum über die höchsten Dächer geht, wurde der Körper Rastellis durch diese Operation angerufen und stürzte in den Tod. Es gibt Pflanzen, die so zart sind, daß sie von keinem Instrument berührt werden können, ohne zu sterben. Und so verlieb denn ein Herr den Ball, auf dessen Blute so viele glänzende Bälle zu unserm Entzücken tanzten, um für immer zu Ball zu gehen, der nur die größten und verliebtesten Tänzer so früh und uns alle überraschend zu sich ruft.
3)as glück... Begegnung mit einem Prinzen/ Ton marieTherefe Wohnt das Glück in Afrika ? Paperlepap, nein. Nicht nur uns ollein geht es dreckig, auch den anderen Leuten in Asten und in Afrika , Australien und Amerika . Die ganze Welt nagt am Hungertuch. Nirgends liegt das Glück auf der Straße. Und wenn einer auch dreimal um die Welt herumläuft, er beißt sich doch immer wieder nur in seinen eigenen Schwanz— kriegt nur so viel vom Leben, als er Glücks- fähigkeit in sich selber mitbringt. Man braucht nicht dreimal um die Welt zu reisen, um diese Lebensweisheit zu erfassen. Immer- hin, der Globetrotter kann sie an allerhand exotischen Menschen illustrieren. „Wenn man Geld hat, ist die Welt überall schön, und wenn man keins hat, ist sie nirgends schön", sagt die Binsenweisheit. Das stimmt nicht, es gibt noch einen Ausgleich jenseits des Porte- monnaies. Das Glück fährt seUen erster Klasse. So kurz vor Weihnachten herum, zum großen Nationalfest, ißt ganz Amerika Truthahn. Nach dem dritten Glas Heimbräu und nach tiefem Nachdenken über soziologische Fragen sagte jemand bei dieser Gelegenheit:„Tde man who has a turkev and no appetite... is even with the man vvho has no turkev but an appetite."„Der Mann, der einen Truthahn hat, aber keinen Appetit, ist quitt mit dem Mann, der Appetit hat, aber keinen Truthahn." Hier haben wir den Ausgleich. Und der Mensch, der Geld hat, aber keinen Lebenshunger, ist quitt mit dem, der Lebens- Hunger hat und kein Geld. „Zum Beispiel ich mit Ihnen", lachte ich den märchenhaft reichen türkischen Prinzen an, der uns in Kairo in sein märchen- Haftes, maurisches Verlies geladen hatte. „Und Sie mit dem armen Teufel, der uns neulich um Zigaretten anbettelte. Sie sind(„dachte" ich zu dem Prinzen) tatsächlich zu faul, sich eine Zigarette anzuzünden, obgleich Sie rauchen möchten ... so raucht Ihr beide nicht." Wir hatten den Prinzen gebeten, sich bei unserem Besuch bei sich zu Hause zu fühlen und ruhig alle Viere von sich zu strecken, wie es seine Gewohnheit ist. Sein in England geschneiderter Anzug warf kein Fältchen, obgleich er sich nur so hineinlümmelte in sein Fauteuil. Maurisches Schnitzwerk im Rücken, glitzerndes Mosaik zu Füßen und in der Mitte des Saales ein über Marmor plätscherndes Springbrllnnlein. Wir hatten vorzüglich diniert an einer schnee- weißen Marmortafel, so groß, daß man das andere Ende der Tafel
tätig und durchsuchen ihren eigenen Erdteil nach seiner geheimnis- vollen Vergangenheit. Am Monte Alban , in der Nähe der Stadt Oaxaca in Mexiko . stieß der Archäologe C a s o auf ein Grabgewölbe, das neben den Gebeinen von sieben Hauptleuten phantastische Kostbarkeiten enthielt. Sie wurden zunächst in der Bant von Mexiko deponiert und sollen einen reinen Materialwert von einer halben Million Mark besitzen. Die Grabbeigaben bestehen aus goldenen Brustplatten. Totenmasken und Ketten, teilweise in feinster Filigranarbeit. Die Gebeine der Hauptleute sind mit papierdünnem Goldblech überzogen, die Schädel mit Juwelen geschmückt und in Alabastervasen fanden sich Edelsteine, Korallen und Perlen. Ueber diesen Fund wird heftig diskutiert. Wie die Archäologin Muttal in diesen Tagen'behauptete, stammt das eine der Skelette von Cuauhtemoc , dem letzten König der Azteken , der in der Legende der„gefallene Adler" genannt wird. Sein Name fand sich auf beigefügten Juwelen und läßt sich auch aus anderen Anzeichen entnehmen. Nach der indianischen Geschichte bestieg Cuauhtemoc gerade den Thron, als Cortez in das Land ein- fiel. Der Aztekenkönig wurde gesangen genommen, um den Er- oberern den Ort seiner Schätze anzugeben Aber selbst nachdem man ihm die Füße verbrannt hatte, verriet er nichts. Später wurde er gehängt. Ueber diese Vorgänge ist man durch Briese Cortez' an
hätte mit dem Fernglas absuchen können... und nicht ein einziges Fleckchen war in diesem weihen Marmor, und in der Mitte der Tafel eine geschliffene Schale, rund und groß wie eine Kirchturm- uhr und gefüllt mit blutglühenden Rosen. Arabische Diener mit weißen Kitteln und roten Gürteln reichten uns die Menükarten. „Mir scheint, es gibt nur Makkaroni", sagte ich zu dem Prinzen, der sich gerne necken lieh. Wahrhaftig, so sieht sie aus, eine in arabischen Krickselkrakseln geschriebene Speisekarte. Der Prinz winkt« und. ließ mir eine französische Karte reichen. Diener gab es hier genug, aber nach Tisch verbannt man sie aus der Seh- in die Hörwette, man will doch nicht immer und immer ihre Gesichter um sich sehen. Um Feuer zu bekommen, hätte der Prinz also eine Anstrengung machen müssen... er hätte in die Hände klatschen müssen, aber er ist zu faul. Und in Cannes liegt seine Jacht, aber er fährt nicht hin, er ist zu faul. Und in Paris sitzt seine Frau, aber er fährt nicht hin, er ist zu faul. Und seine Frau fährt nicht nach Hause, dazu ist auch sie zu faul. Und so sorgt der liebe Gott für den sozialen Ausgleich in punkto Glück, indem das Individuum sich überfrißt. Und da war der arme Mann, der auch gerne ein« Zigarette rauchen wollte und auch keine kriegte, also quitt mit dem Prinzen. Wir fuhren hinaus nach Abukir zum Sonnenaufgang. Gluttot steigt hier die Sonne aus dem Wasser. In der Fahrttinne der ersten Strahlen, die auf dem Meere liegen, wollten wir der Sonne ent- gegenschwimmen. Wir rasten rücksichtslos und hätten fast einen jungen Araber überfahren, der am Wege schlief. Wir halten: ihm ist nichts geschehen. Er bettelt um Zigaretten.„Warum arbeitest du nicht, dann kannst du Zigaretten kaufen", sagt unser Prinz und gleich darauf:„Der Lausebengel!" „Was hat er denn gesagt?" fragen wir. Unser Kavalier übersetzt:„Er sagt, ich habe dich nicht um deinen Rat gebeten, sondern um Zigaretten!" Ja, ja, Afrika erwacht! Auch Afrikas Krone» wackeln. Ich greife nach interessanten Menschen herum in meiner Er- innerung aus allen Weltteilen. Warum ich gerade nach diesem türkischen Prinzen grifs? Ich hatte mir so viel, viel versprochen von meiner Bekanntschaft mit diesem gesellschaftlichen Ausstellung-- objekt. Und sah, daß auch ein millionenreicher türkischer Prinz Arabiens nichts Neues weiß. Ueberall, überall auf der Welt lebt der Mensch im Alltag, eingepfercht in sein kleines Selbst. Und wenn man seine frohe Laune nicht selber mitbringt in ein Prinzen- palais, auf der Menükarte steht sie nicht. Nirgends auf der Welt.
den König von Spanien unterrichtet. Jedenfalls scheint diese Grab- stätte am Monte Alban , den die Indianer das„Eingangstor zur anderen Welt" nennen, den Spaniern entgangen zu sein Ein anderes interessantes Ereignis wird aus der Alten Welt berichtet, wo Prof. R e i s n e r von der Havard-Boston-Expedition auf dem Pyramidenfeld bei Gizeh neue Funde ans Licht brachte. Es handelt sich unter anderem um 42 symbolische Steinsiguren aus der Zeit des Mycerinus, wie ihn die Griechen nannten. In diesem Zusammendang entwickelt Pros. Reisner eine neue Hypothese über den Bau der großen Pyramiden. Wie wir historisch unterrichtet sind, herrschte damals in Aegypten eine starke Depression und damit verbundene„Arbeitslosigkeit". Reisner glaubt, daß die Pharaonen mit dem Pyramidenbau zwei Absichten verfolgten: sich selbst ein standesgemäßes Mausoleum bauen zu lassen und gleich- zeitig einem Heer von Arbeitslosen Beschäftigung zu geben. Um die Mittel für dieses„Arbeitsbeschafsungsprogramm" auszubringen, wurden die Tempel geschlossen und den Klöstern ihre Reichtümer genommen. Erst unter Mycerinus, dem Enkel Chesrens und Sohn Cheops ', endete die Depression und die Ernährungsmöglichkeiten des eng bevölkerten Landes besserten sich wieder.— Es ist«in schwacher Trost für den Zeitgenossen, daß Ben Akiba wieder einmal recht hat!