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Bahnhofspiraten. Berber** an der Arbeit. Bahnhöfe als Tummelplätze der Qauner.

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Rund um die grohen Berliner Fernbahnhöfe entwickelt sich, besonders fetzt während der sommerlichen Reisezeit, ein überaus lebhaftes Bild. Der Uneingeweihte sieht nichts weiter als ein hastiges kommen und Gehen, ein aufgeregtes Publikum, schimpfende Träger und Chauffeure. Aber es mischt sich da so allerhand Gelichter in die Menge, das Opfer sucht und auch häusig findet. Hastig, aufgeregt, in nervöser Eile, ob mit oder ohne Grund, schreit oft der Reisende bei seiner Ankunft nach dem Gepäckträger. Er sieht meist nicht erst darauf hin, ob der auf ihn zustürzende Dienstbeflissene eine ordnungsmäßige Dienstkleidung, zumindest eine Mütze mit Nummernschild, trägt: ehe er sich's versieht, hat der Mann bereits das Gepäck geschultert und rennt im Eilschritt vor ihm her, so daß er Mühe hat, ihn einzuholen. Hat der gute Mann nun Pech gehabt, einemwilden" Gepäckträger in die Hände zu geraten, dann hat er vor allem einen stark übertariflichen Trägerlohn zu berappen. Es gibt da eine Gruppe von etwa 20 Mann, die sich auf die jeweiligen Bahnhöfe oerteilen und mit einem kaum zu überbietenden psychologischen Scharfblick samt der dazugehörigen Gerissenheit ihre Opfer zu finden wissen. Diese wilden GepäckträgerSerbe r" heißen sie in derPolizeisprache" haben ihre ganz bestimmten Taktiken. Da trägt einer beispielsweise dem Reisenden das Gepäck zum Ausgang, winkt, da er dessen gutgefüllte Brieftasche wittert, gleich ein Auto herbei und kassiert: 3,30 Mark. Höchst erstauntes Gesicht des Reifenden und die Frage: Wieso? Mit geschickter Rede- wendung sucht er dem Ahnungslosen plausibel zu machen, daß er der Besitzer des Wagens ist und daher den Fahrlohn gleich mit- kassiert: ehe der andere die Sache verarbeitet hat, ist der Chauffeur, der bisher scheinbar taube Ohren bewies, losgefahren, und der Reisende ist nicht wenig entsetzt, als er, am Ziele angelangt, noch- mals das Fahrgeld zu entrichten hat. Die Berber wenden sich schon immer an die richtige Adresie,

wo sie ihr Schwindelmanöver auch ausführen können, und die Opfer sind dann meist viel zu verdattert und erstarrt, um mit der nötigen Fixigkeit und Geistesgegenwart den Missetäter eventuell doch noch zu erwischen. Genau so schwer wie für das Opfer selbst ist es aber auch für die Beamten, dieser Bahnhofspiraten habhaft zu werden. Ganz unauffällig lungern sie bei den Bahnhofs- ein- und-ausgängen herum, markieren den biederen Gepäckträger, und man kann es ihnen naturgemäß nicht verwehren, sich ein paar Pfennige zu verdienen. Wie weit sie dabei das Erlaubte ihrer Forderung überschreiten, das lehrt dann eben ab und zu die An­zeige solch eines Geprellten, der damit stets viel zu spät und ohne jede Personalbeschreibung des Schwindlers ankommt. Da ist ihm dann nicht mehr zu helfen, meist erfolgen die Anzeigen auch noch schriftlich und enthalten nichts weiter als den kategorischen Imperativ,den Gauner zu fassen". Ja, aber wie? Dem Gesicht nach sind den Beamten die Herrschaften meist bekannt, sie haben auch schon mit jedem von ihnen einmal eine kurze, aber eindringliche Konversation geführt und dabei heilige Schwüre und dreifache Ehrenwörter erhalten, daß esnicht wieder vorkommen soll". Was davon zu halten ist, weiß man, zumal dieseEhrenmänner" fast alle schon ein- oder mehrmals mit den schwedischen Gardinen Bekannt- schaft gemacht haben. Im allgemeinen werden die wilden Gepäckträger es sind meist Arbeitslose, die ihre Unterstützung kassieren bei dem Ge­schäft auch keine Millionäre. Ab und zu macht schon einer mal einenguten Fang", das kann man daran erkennen, daß dann die ganze G. m. b. H. stockbesoffen ist und alles freihält, was ihr in den Weg kommt. Einer oder der andere hat sich aber im Laufe der Jahre vielfach sind sie 8. 10 und 12 Jahre bei demGe- schäft" doch schon gesund gemacht, er hat eine große Wohnung, möglichst wieder in einer Bahnhofsgegend, aus der er dann in seiner gewohnten Art Kapital zu schlagen versteht.

KPD . aus Elternsang. (Sie will die SPD. entlarven" und entlarvt sich selber. Die Vorbereitungen für die Elternbeirats- wählen sind in vollem Gange. In dieser Woche finde» in den Schulen die amtlichen Elternversammlungen statt, in denen die Wahloorstände gewählt werden. Die Kommunisten stellen die Elternbeiratswahl in den Dienst ihrer sogenanntenEin- heitsfrontaktion". Ueberall versuchen sie besonderen Einfluß auf so- zialdemokratische Eltern zu gewinnen. Wir sind in der Lage, aus den Anweisungen der Bezirksleitung Berlin- Brandenburg der KPD. für die Elternbeirats- wählen folgendes zu veröffentlichen: Die Partei muß rasch die Voraussetzung schaffen, um unsere Schulpolitik und revolutionäre Eltern- und Pionierbewegung ent- schieden aus der bisherigen Isolierung und Unsystematik heraus- zuführen." Wo Elternbeiratswahlen auf der Tagesordnung stehen, müssen die Elternbeiratslisten auf breitester Grundlage in Massen- Versammlungen Zustandekommen. Bon den Kandidaten verlangen wir weder Zugehörigkeit zur Kommunistischen Partei noch Kirchen- austritt oder sofortige Abmeldung der Kinder vom Religionsunter- richt. Wir nannten in den vergangenen Jahren unsere Listen zu den ElterebniratswahlenProletarischer Schulkampf". Entsprechend der umfassenden Wendung unserer Parteiarbeit auf die Verwirklichung der roten Einheitsfront unter Führung der Kommunistischen Partei nennen wir in dieser Elternbeiratswahlkampagne unsere ListeRote Ein- he i t s l i st e werktätiger Eltern". Unter Entlarvung der ZPD.-Führer müssen wir die größten Anstrengungen zur Ge- winnung der sozialdemokratischen Eltern für die rote Einheit?- front machen." Mit diesen Anweisungen entlarven die Kommunisten sich selbst. Di«Einheitsfrontattion" enthüllt sich wieder einmal als Täuschungs- manöoer. Dieselben Kommunisten, die die weltlichen Schulen be- kämpfen, mit der Begründung, daß nicht alle Lehrkräfte aus der Kirche ausgetreten sind, verzichten hier offiziell auf alle diese sonst von ihnen so radikal herausgeschrienen Forderungen, um mit un- organisierten, kirchlich gebundenen, noch nicht zum Klassenbewußtsein erwachten Ellern ihre Aktionen zu führen. Die sozialdemokratischen Ellern , geschull und kampfentschlossen, werden sich durch solche Ein- hsitsfrontmanöver nicht täuschen lassen. Ein einziges Gelächter wird den Kommunisten entgegenschallen, wenn diese Anweisungen bekannt werden. Die sozialdemokratischen Eltern werden auch den Cllernbeiratswahlkampf führen für die Erhaltung dessen, was die Sozialdemokratie in mehr als lOjähriger Tätigkeit auf dem Schul- gebiet geschaffen hat. Die Parole heißt: An jeder Schule unsere Liste: Schulausbau!

Von einem Adler entführt. Vierjähriges Mädchen bis zum Adlerhorst geschleppt. Oslo , 7. Juni. In Dtre(Namdal) war eine Familie mit ihrem vierjährigen Töchterchen zu einer Tauffeierlichkeit auf einem Bauernhof zu Besuch. Nachmittags hatte man sich ohne das Kind etwa 10 Minuten vom Hof entfernt. Als man zurückkam, war das kleine Mädchen verschwunden. Nach vier Stunden ergebnislosen Suchens wollte man schon alles aufgeben, bis einer der Bauern daraus hinwies, daß nachmittags, zur Zeit, als man den Hof verlassen hatte, ein Adler über dem Gehöft schwebte. Sofort ging man erneut auf die Suche, und nach vielen Stunden kurz vor Mitternacht fand man das Kind in einem fast unzugänglichen Hochgebirgsmoor in der Nähe des Adlerhorstes. Da das Kind an einer sehr steilen Stelle aus- gefunden wurde, nimmt man an, daß der Adler nicht die Kraft gehabt habe, das etwa 18 Kilo schwere Kind mtt in seinen Horst zu schleppen. Das Kind war, abgesehen von einigen Schrammen am Kopf, unverletzt. Solche Fälle haben sich in Norwegen schon öfter ereignet, aber nie ist es den Adlern gelungen, die Beute in ihr Nest zu schleppen. Großes Fröbel-Sinderfest im Pestalozzi . Fröbel-haus . Das Pestalozzi-Fröbel-Haus I , Berlin-Schöneberg , Karl-Schrader-Str. 8, veranstallet am Sonnabend, dem 11. Juni, von 10 19 Uhr ein großes Frobel-Kinderfest mit Belustigungen aller Art für die kleinen Gäste und behaglicher Teestube für die Großen. Kundgebung der Bodenreformer. In einer öffentlichen Kund- gebung im großen Saal Halle IV der AusstellungLicht, Luft und Sonne für Alle" spricht der bekannte Bodenreformer Damaschke Mittwoch, den 8. Juni, 17 Uhr, überDanziger Bundestag und die Ausstellung".

Aoch einmal Leopard Nanosch. Es bleibt bei Dem Urteil erster Instanz. Der Kunstmaler O t h e g r a v e n hat sich mtt dem Urteil der ersten Instanz ein Jahr Gefängnis wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung nicht zufrieden gegeben. Er mar nach wie vor der Ansicht, daß nicht durch sein Verschulden sein Leopard Nanofch das zweijährige Töchterlein der Portierleute getötet habe, sondern daß es ein Unglücksfall gewesen sei. Deshalb hatte er Berufung eingelegt, die vor dem Landgericht II verhandelt wurde. Zum Beweise dafür, daß sein Raubtier ausreichend gefesselt war, hatte er den Bater des Dompteurs geladen, bei dem er nach demUnglückefall" seinen Nanofch untergebracht hatte, außer diesem noch einen zwetten Sachverständigen. Vom Gericht aus war als Sachverständiger' der Direktor des Zoologischen Gartens Dr. Lutz Heck anwesend. Alle drei Sachverständigen waren eigentlich der gleichen Ansicht, daß es überhaupt keine Fessel gebe, die imstande wäre, der Sprungkraft eines wütenden Raubtieres zu widerstehen. Dr. Lutz Heck fand'r die Psychologie des Herrn Othegraven eine ganz einfache Erklärung: Othegraven habe den Nanofch großgezogen, er war für ihn immer noch das kleine nette Leopardchen, während er in Wirklichkeit ein ausgewachsenes Raubtier ge- worden war. Othegraven war eben in das Tier verliebt. Und ganz so wie sich ein Mann seine Verliebtheit in eine Frau nicht ausreden läßt, mag sie für ihn noch so gefährlich seilt, so hörte auch Olhe- graven nicht auf alle Warnungen: er war eben von seiner Liebe geblendet. Die Strafkammer verwarf die Berufung des An- geklagten auf dessen Kosten und bestätigte damtt das erst- instanzliche Urteil, jedoch wurde Othegraven nach Verbüßung von vier Monaten der Straf« für den Rest dreijährige Bewährungsfrist zugebilligt.

Welteraussichlen für Verlin : Vorübergehend etwas wärmer, teils heiter, teils wolkig, einzelne Regenschauer, westliche Winde. Für Deutschland : Im Südwesten langsame Wiedererwärmung, keine nennenswerte Niederschläge und vielfach hetter: im übrigen Reiche teils hetter, teils wolkig und besonders im Küstengebiet einzelne Schauer.

Die Besichtigung des Do X. Die Dornier-Metallbauten teilen mit, daß die Besichtigung des Do X jetzt dadurch erleichtert wurde, daß die Dampfergesellschaft Bauer am Liegeplatz des Do X am Restaurant Rübezahl einen neuen Anlegesteg gebaut hat, so daß auch vom Müggelpark in Friedrichshagen die Ueberfahrt zum Do X stattfinden kann. Außer- dem fahren von der Schillingsbrücke aus ab 10 Uhr vormittags alle zwei Stunden Salondampfer direkt zum Restaurant Rübezahl . Be- sichtigungskarten sind an der Fahrkartenausgabe der Dampfer erhältlich. Die älteste Krau Deutschlands . Freiburg L Br., 7. Juni. (Eigenbericht.) In der Schwarzwaldgemeinde Lenzkirchen konnte gestern Frau Marie Schöpperle ihren 104. Geburtstag begehen. Sie dürfte damit die älteste Frau Deutschlands fein. Von ihren sechs Kindern leben noch drei. Außerdem hat die für ihr hohes Alter noch rüstige Greisin 17 Enkel und 34 Urenkel.

Sckupoksnzert im Hufcland-Hospital. Vom strahlenden Sonnenschein umflossen liegt der Platz vor dem hellen Gebäude. In Doppelreihen sitzt die andächttg lauschende Schar der Kranken. Auch die Gelähmten hat man in Rollstühlen dorthin gefahren. Alle Gesichter spiegeln freudige Bewegtheit wider. Den Höhepunkt der Stimmung bringt der WalzerMond - nacht auf der Alster ". Da schaukelten Männlein und Weiblein im uralten Rhythmus verschwundener Zeiten. In einer stilleren Ecke hat ein Dreiundachtzigjähriger ein Mütterchen engagiert und walzt in Pantoffeln holpernd und schwankend mit.

Todesopfer einer Benzinexplosion. Bei einer Benzinexplosion, die sich in der Schlosserei des Kaifer-Wilhelm-Jnstituts ereignete, wurde der 17 Jahre alte Schlosserlehrling Gerhard Flügge aus der Friedrichstrahe in Lichterselde so schwer verletzt, daß er ins Stubenrauchkranken- Haus gebracht werden mußte. Der junge Lehrling ist in der Nacht seinen Verletzungen erlegen.

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