Im alten Preußengeist Wie die Arbeiisdienstpflichi aussehen soll
In einer Versammlung in Siegen Hot der nationaljozia- listische Landtagsabgeordnete Manderbach einige Mitteilungen darüber gemacht, wie sich die Hakenkreuzler die Durchführung der Arbeitsdienstpflicht vorstellen Wir lesen darüber in der„Siegener Zeitung" vom 31. Mai, Nr. 125, folgendes: „Die Arbeitsdienstpflicht sei von der NSDAP , schon läng st vorbereitet und so gedacht, daß junge Leute vom 17. bis zum 26. Lebensjahre diese abzuleisten hätten. Sie würden zunächst einmal ein halbes Jahr im alten Preußen- geist erzogen, um dann an die praktische Arbeit geführt zu werden. Damit werde endlich einmal ein Schritt ins Freie hinaus getan. Dieses Arbeitsheer, das man schaffen wolle, wirke belebend auf die gesamte Wirtschaft ein. denn es brauche Klei- dung, Lebensmittel und Material. Dabei würden die K o st e n unserer Arbeitslosenunter st ützung, die einfach jetzt zum Fenster hinausgeworfen würde, nicht überschritten. Für das Reich seien 36 Inspektionen vorgesehen, die in Gruppen ähnlich unseren früheren Kompagnien eingeteilt würden. Auch für Siegen sei eine Garnison von 8000 Mann vorgesehen, für welche die Unterkunftsräume bereits besichtigt seien. Es käme jetzt die Zeit, in der die Blätter der deutschen Geschichte von 1318 ab vernichtet werden könnten. In den Zeiten höchster Not sei dem deutschen Volke noch immer ein Retter erstanden.— Mit allseitig zustimmendem Beifall wurden diese Darlegungen, die einmal einen Einblick in einen wichtigen Abschnitt des national- sozialistischen Programms tun ließen, entgegen ge- nommen."
Man kann sich also auf schöne Zustände gefaßt machen, wenn die Hakenkreuzler wirklich einmal zur Macht kommen sollten. Der „alle Preußengeist" soll also wieder erstehen, was soviel bedeutet, daß die Söhne der besitzlosen Volksschichten dem Rekrutendrill und Gamaschendienst ausgeliefert werden sollen. Die jungen Leute aus den besitzenden Klassen werden diesen„Preußengeist" unseligen An- gedenkens freilich nicht zu spüren bekommen. Für sie sind selbst- verständlich die Offiziers- und Feldwebelposten vorbehalten, deren es in diesem Arbeitsheer gewiß nicht wenige geben dürfte. Von allem anderen abgesehen: welche Gesinnung spricht aus der Aeußerung, daß die Kosten der Arbeitslosenunterstützung„ein- fach jetzt zum Fenster hinausgeworfen" werden! Das sagt mit anderen Worten dasselbe, was die sozial rück st än- digsten Unternehmer schon immer behauptet haben, daß eigentlich die Arbeitslosen im Grunde genommen Faulenzer seien, und daß die Unterstützungen nur dazu dienten, ihnen auf Kosten der Allgemeinheit ein Leben in Saus und Braus zu ermöglichen. Herrliche Aussichten eröffnen sich also für alle Arbeiter und Angestellten. Im„Dritten Reich" werden die Siebzehn- bis Fünf- undzwanzigjährigen zum Arbeitsdienst„im allen Preußengeist" ge- preßt, alle anderen aber mögen verhungern, wenn sie arbeitslos sind, denn von den Hakenkreuzlern werden keine Unterstützungen mehr„zum Fenster hinausgeworfen"!
Wolf Oemeier. Glückliches Debüt eines jungen Bildhauers. In der Galerie Ferd. Möller(Lützowuser 3) erlebt man das Werk eines jungen Bildhauers, dessen Reise in hohem Grade er- staunen macht. Wols Demeter stammt aus einer schon vor 2ÜO Jahren nach Deutschland eingewanderten griechischen Familie. Das Tsm» perament der Mittelmeerrasse scheint in ihm durchzubrechen, ge- bändigt von langer Zucht im nordischen Deutschland . In seinen sehr klaren und schön komponierten Reliefs, in den bezaubernden Frauen- torsi, in den großartig vereinsachten Zeichnungen, in der inonumen- talen überlebensgroßen Figur eines nackten schreitenden Mädchens von mächtigen Formen lebt viel von der sinnlichen Unmittelbarkeit des Südens, vibriert das Erlebnis des bewegten Körpers in der breiten Fülle, wie sie nur das Leben in südlicher Sonne offenbaren kann. Aber diese naiv empfundenen Skulpturen und Zeichnungen, die an Maillol sdem Demeter eine Zeitlang nahestand), an den Spanier Manolo und auch an die ziervollen Terrakotten Kogans denken lassen, sind im innersten Kern von anderem Geblüt. Die Mischung von Süd und Nord, von Sinnlichkeit und Ausdrucksform, überzeugt so betörend und stark, daß man diesem jungen begabten Künsller das glücklichste Horoskop stellen kann. Daß er sich ausschließ- lich mit dem weiblichen Körper beschäftigt, hat er mit unseren besten lebenden Bildhauern gemeinsam. In der Tat ist der Reichtum an plastischen Talenten bei unserem Nachwuchs erstaunlich: immer wieder erlebt man das Glück, neue bedeutende Talente auftauchen zu sehen, die ihren Rang behaupten und sich weiterentwickeln. Es ist kaum daran zu zweifeln, daß wir von diesem Künstler etwas Wesenlliches erwarten dürfen. P. k. scb. „Ginevra oder: Oer Ziegelstein." Max-Hafhe-llraufführung in München . Es ist oerwunderlich, daß ein so instinktstcherer Dramatiker wie Max Halbe sich mit der Dramatisierung seines psychologisch reiz- vollen, seingcsponnenen Romans vom Generalkonsul Stenzel vor eine fast unlösbare Ausgabe gestellt hat. Man spürt die Verlockung, mit zarter Ironie das Ringen des noch rüstigen und sieggewohnten Mannes um seine zweite Jugend in die weise Erkenntnis des Sich- bescheidene hinüberleiten zu wollen. Demgemäß führt diese Komödie den Namen der Frau„Ginevra", nach der der bald Alternde sich sehnt, und kündet im Untertllel das Schicksal an, das als geahnter„Ziegelstein" über dem Kopfe des Generalkonsuls schwebt. Jugend gehört zu Jugend, und so wird Ginevra zum Schluß doch einen schmucken Landwirt heiraten, den sie liebt, ob- zwar sie natürlich ein wenig dem Zauber des Generalkonsuls ver- fallen war. Freilich erscheint die im Roman tief und glaubhast fundierte Sehnsucht Stenzels in der Komödie etwas schrullenhaft. Um diese nicht gerade überzeugende Gestall hat der Dichter mit ge- schickter Hand eine Anzahl lebensechter Menschen aus der alten Welt aufgebaut. Aber es ist eine gespensternde Welt, die allerdings durch ihre zarte Selbstironie versöhnt. Der Erfolg des Abends war durch den Stenzel Gustav Waldaus verbürgt, der die gefähr- lichen Untiefen der Rolle mit parodierendem Elan umging. A. E. Rutra. Das„Schauspiel der Gegenwart". Ein MünchenerKollek- tiv junger Bühnenkünstler, das unter Willy Cronauers Leitung in dieser Zeit eine Reihe literarisch wertvoller Uraufführungen heraus- gebracht hatte, war vom Berliner Renaissance-Theater(Direktion Dr. Albers) eingeladen worden, mit der Komödie„Clarence und die Nutznießer" zu gastieren. Bereits lag ein unterschriebener Vertrag vor, und die Darsteller rüsteten sich zur Abreise, als Direktor Wbers sein Unvermögen, die Spielerlaubnis zu dem vereinbarten Termine zu erwirken, erklären mußte. Die jungen Künstler, die vielfach andere Engagements für den Sommer abgelehnt hatten, finden sich nunmehr in größten Schwierigkeiten. Es ist zu hoffen, daß ein Gastspiel an einer anderen Berlmer Bühne zustande kommt.
„Mörder aus Gerechtigkeit." Hörspiel von Albert Ehrenstein . Unmittelbar aus Frankfurt a. M. folgte Köln mit einem chinesisch aufgemachten Hörspiel; jenes übernahm die deutsche Welle, dieses die Berliner Funkstunde. Das sieht aus wie ein komischer Konkurrenzkampf, doch wahrscheinlich war es nur Auswirkung jener Zusammenarbeit der Sender, von der zuzeiten sehr viel geredt wird und von der die Hörer nie etwas merkten. Dieses Hörspiel wurde als„altchinesisches Sittenbild" dem Hörer angekündigt. Ehrenstein gibt nicht mehr, als dieses Versprechen verheißt. Er erzählt die Geschichte der schönen Frau eines kleinen und häßlichen Mannes, der einen jüngeren, stattlichen, tapferen Bruder hat. Aber nicht dieser— o nein— fällt den Verführungskünsten der Schönen zum Opfer; er wird vielmehr der Rächer seines Bruders, der„Mörder aus Gerechtigkeit", als dieser von seiner Frau und ihrem Geliebten, dem reichsten Mann der Stadt, vergiftet worden ist. Die fremdartig sagenhaste Kostümierung erspart dem Autor die psychologische Kleinmalerei: Dekoration ersetzt die Kunst. Daher die Vorliebe für östliche Legende; man kann recht wirkungsvolle Unterhaltungen aus ihnen inszenieren, bunte Bilder von amüsanten und schaurigen Moritaten. Die für das Hörspiel unerläßliche Ein- sachhcit und Klarheit wird so auf die bequemste Weise erreicht. Immerhin muß festgestellt werden, daß Werke dieser Art für den Rundfunk nicht unwichtig sind, nicht nur als Unterhaltung, sondern als Wegbereiter für das geistige Hörspiel, dem sie seine formalen Grundgesetze zeigen. Ehrenstein ist ein sehr geschickter Techniker; aus kleinen bunten Fetzen baute er ein höchst plastisches Milieu zusammen. Der babylonische Turm im Berliner Museum. Die Frage nach dem Aussehen des babylonischen Turmes wird von den Besuchern der beiden Babylon-Säle im Berliner Museum oft und mit Recht gestellt. Am Ausbau ihrer übrigen Säle durch die Sperrung der Baugelder gehindert, macht die Vorderasiatische Abteilung des Museums jetzt den Versuch, den Eindruck des berühmten Bauwerkes durch Bilder und durch ein Modell zu vermitteln, für die im linken Turme des Jfchtar-Tores ein kleiner Raum hergerichtet ist. Die Mitte nimmt das farbig« Modell des Turmes ein. hergestellt nach der Er- gänzung, die Robert Koldewey. der Ausgräber von Babylon . 1317 versucht hat. Der babylonische Turm hat die Phantasie der Menschen im hohen Grade bewegt, und seit dem frühen Mittelalter ist versucht worden, ihn nach der Genesis zeichnerisch, malerisch oder plastisch darzustellen. Diese Bilder gehen in die vielen Hunderte. Eine Aus- wähl davon, ist in Reproduktionen an den Wänden des Turmzimmers zusammengestellt, geordnet nach der Entstehungszeit vom 11. Jahrhundert n. Chr. bis zum heutigen Tage. Eine Million Bände in der Deutschen Lücherei. Di« Bestände der Deutschen Bücherei in Leipzig haben, wie das Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel mitteilt, nach knapp zwanzigjährigem Bestehen der Anstalt fegt eine Million überschritten. Außer der Deutschen Bücherei besitzt Deutschland an Millionenbibliotheken noch die Preußische Staatsbibliothek in Berlin und die Bayerische Staats- bibliothek in München . Wilhelm Meyer-Förster wird 70 Jahre. Als Stimme zum Tag spricht heute Hanns Martin Elster über Wilhelm Meyer- Förster , der Sonntag 73 Jahre all wird. Sein Drama„Alt- Heidelberg", das 1931 im Berliner Theater herauskam, ge- hört zu den meistaufgeführten deutschen Dramen. Die herzige Prinzenliebe zu der taufrischen Käte entzückt heute noch unbe- fangene Gemüter. Mit seinen anderen Dramen— darunter „Chriemhilde"" und„Der Vielgeprüfte"— hatte Meyer-Förster wenig Erfolg gehabt. Eher schon mit seinen Romanen, worunter eine prächtige Satire auf das Korpsstudententum„8axo— Zaxanen" und das Vorbild zu„Alt-Heidelberg"„Karl Heinrich" sind. Meyer- Förster lebt, erblindet, im Grunewald . Die Kunstgemeinschast Rosebery d'Argut» legt heute 5 Uhr 33 im Terrassengarten der Sommerschau Proben ihrer Arbeit auf dem Ge- biete des absoluten Gesanges und der GesangS-Tanz-BcwegungSchöre ab. Neugestaltete Volkslieder und Gcsangs-Tanz-Bewegungschöre. Bei un- günstiger Witterung in Feschalle IV.
Durcheinander der Liebe. Vier Männer und eine Krau unter Totschlagsanklage. Ein blutiges Eifersuchtsdrama auf dem Weiching brachte vier Männer und eine Frau wegen Totschlags, gemeinschafklicher Sörperverlehung vor das Landgericht III. Der vielfach vorbestrafte Kicnast— das spätere Todes- opfer— lebte mit Frau D am mi gleit zusammen; ihr Bruder, der zehnmal vorbestrafte L a u d o n, mit der verwitweten Frau Bade. Beide Paare wohnten seit fünfzehn Jahren nebenein- ander in dicker Freundschaft; saß der eine der beiden Männer im Gefängnis, so sorgten die anderen für ihn und auch für das Fort- kommen seiner Freundin. Im Jahre 1931 saß wieder einmal Kien- ast im Gefängnis. Er freundete sich hier dem zwölfmal vor- bestraften K r u m m e n st ä d t an. Als dieser vor ihm in die Frei- heit zurückkehrte, bestellte er durch ihn Grüße an seine Freundin, Frau Dammigkeit. Aus den Grüßen wurden Küsse; Krummen- städt blieb gleich bei Kienasts Freundin. Der Betrogene machte in Briefen seinem Aerger Luft. Es hieß da: Wenn Du den hast wählen können, so bist Du eine Frau ohne Ehre und Moral. Du kannst Dir noch mehr Schlafburschen holen. Du bist falsch wie ein Galgenholz, an dem Ihr bald baumeln werdet. Komm mir nicht am 7. Dezember unter die Finger, ich kann sehr lieb sein, aber auch sehr rabiat. Der 7. Dezember kam, Kienast verließ das Ge- f ä n g n i s, seine frühere Geliebte hütete sich, ihm unter die Augen zu kommen, dafür warf sich ihm aber die bisherige Freundin des Laudon, die geborene Frau Bade, in die Arme. Sei es, daß sie für ihn schon früher zärtliche Gefühle hegte, sei es daß ihr der Der- rat seiner früheren Freunde ans Herz griff— jedenfalls verließ sie Laudon. Der brütete Rache, und mit ihm auch Krummenstädt und Frau Dammigkeit. Es kam mehrmals zu Zusammenstößen. Frau Kienast hatte inzwischen auf einem Kohlenplatz in der Ostender Straße einen Handel mit Altpapier eröffnet, Kienast half ihr dabei. Am 33. Januar heirateten sie. Bier Tage später, am 2. Februar, erfolgte der Generalangriff der feindlichen Partei auf K i e n a st und seine Frau. Fritz Krummenstädt und der sechzehnmal vor- bestrafte, vollkommen schwachsinnige Sadray stiegen über den Zaun des Kohlenplatzes, Frau Dammigkeit, Laudon und Krummen- städts Bruder folgten, sie wurden zurückgetrieben, erbrachen das Eingangstor, wurden wieder zurückgetrieben, Frau Dammigkeit nahm aber diesmal eine Axt mit aus die Straße und schrie; Ihr seid aber feige, schlagt die Hunde tot. Krummenstädt rief: Gib das Ding her, stürmte auf Kienast ein und versetzte ihm mit der stumpfen Seite der Axt fünf Schläge. Auch Bade wurde niedergeschlagen. K i e n a st st a r b an den Verletzungen, sein alter Vater nahm sich auf dem Friedhof das Leben. Die beiden Brüder Krummen städt, Sadray, Laudon und Frau Dammigkeit haben sich nun wegen ihres blutigen Angriffs gegen ihre Feinde vor dem Landgericht III zu verantworten. Die Verhandlung dürfte mehrere Tage in Anspruch nehmen. Oer Felseneck-Gchupo wieder da. Falsche Gerüchte über Wachtmeister Oldenstadt . Die Gerüchte um einen Selbstmordversuch oder ein Verschwinden des Polizeiwachtmeisters O l d e n st ä d t, der im Felseneck- Prozeß als Zeuge«ine Rolle spielt, haben sich im Verlauf der gestrigen Abendstunden als falsch erwiesen. Oldenstädt war bekanntlich aus Grund seiner Untersuchung im Staatskrankenhaus ürf die Dauer von acht Tagen krank geschrieben und auf seine Bitten noch Hause entlassen worden. Als dann, am gestrigen Vormittag die Gerüchte von einem Selbstmordversuch'des Polizeiwachtmeisters auftauchten, hatten sich Beamte des Klnnman- dos der Schutzpolizei in seine Wohnung in der Berner Straße in Reinickendorf begeben, um festzustellen, wie es ihm ginge. Es war ihnen jedoch nicht geöffnet worden, und sie erfuhren von Bekannten Oldenstädts, daß er sich in der Wohnlaube feiner Schwiegereltern aufhalte. Da die Beanuen über die Lage der Laube nicht genau Bescheid wußten, konnten sie den Gesuchten erst nach einiger Zeit aussindig machen. Es stellte sich dann heraus, daß Oldenstädt sich gestern vormittag zusammen mit seiner Frau nach der Laube der Schwiegereltern begeben hatte. Er ist gestern abend wieder mit seiner Frau in sein« Wohnung zurückgekehrt.
Erhöhie Strafe für Bankier Schreiber. Oer Zusammenbruch des Bankhauses Marcus& Eo. Die Strafkammer des Landgerichts I verwarf nach mehr- tägiger Verhandlung die von den Bankiers Max Marcus und Berthold Schreiber, den Inhabern des im vorigen Jahr zu- fammengebrochenen Bankhauses Max Marcus u. Co., eingelegte Berufung gegen das vom Schöffengericht Bsrlin-Mitte ver- hängte Urteil. Auf die Berufung der Staatsanwaltschaft wurde die Slrase für Schreiber um ein Jahr erhöht und er zu derselben Strafe wie Marcus, nämlich zu zweiJahrenund sechs Monaten Gefängnis wegen Depotverbrechens in Tateinheit mit Konkurs- vergehen»erurteilt. Die Haftbefehle gegen beide Angeklagten wurden aufrechterhalten. * Vor einiger Zeit waren aui Veranlassung der Zollfahndungs- stell« der Prokurist Leopold S i l b e r st e i n aus Berlin und der Kaufmann RudolsiFigdor aus Wien unter dem Verdacht der Devisenschiebung oerhaftet worden. Es war gegen sie der Vorwurf erhoben worden, daß sie für 253 333 Mark Rsichsbahnvorzugsaktien verkauft und den Erlös nicht, wie es die Deoifenordnung vorschreibt. als Ausländer auf Sperrkonto gelegt haben."Nunmehr hat der Generalstaatsanwalt beim Landgericht Berlin I das Verfahren gegen Silberstein und Figdor eingestellt.
Abessinischer Menschenraub. Sklavenhandel eines Völkerbundmiigliedes. London , 3. Juni. Lord Buxton, der bekannte sozialistische Schriftsteller den die Arbeiterregierung ins Oberhaus berufen hat, berichtet im„Dolly Herald" von A b e f s i n i e n, daß dort der Sklavenhandel im Zunehmen begriffen ist und zahlreiche Uebersälle von Abessiniern auf das englische Sudangebiet erfolgen. Erst kürzlich sind bei einem Uebersall 27 Männer getötet, 27 Frauen und 5 5 Kinder in die Sklaverei verschleppt worden. Buxton vermutet, daß diese Unglücklichen bereits in Arabien ' eingetroffen sind. Er schätzt die Zahl der in den letzten Monaten Verschleppten aus mehr als 4333 3. Die Preußennotverordnung. Der preußische Finanzminister Dr. Klepper spricht am Freitag, dem 13. Juni, über die neu« preußische Notverordnung von 7 bis 7.23 Uhr. Im Ntraiuischen wisienschastliibea Institut findet Freitag, 8 Uhr(Iran - Sische Str. 28) ein Vortrag von Tr. I. Losskyj in d-uticher Sprache über riedrich Bodenstedt und die Ukraine " statt.
Zwölfjährige Mörderin. Zwei kleine Kinder erstickt.— Bache für Ohrfeigen. Paris , 3. Juni. Eine zwölfjährig« Mörderin, die zwei Kinder im Alter von ein und zwei Jahren umbrachte, ist am Mittwoch in einem kleinen Dorf in der Nähe von Nancy verhaftet worden. Das junge Mädchen wohnte bei ihrer verheirateten Schwester, die ihr die Aufficht über ihre beiden Kinder übertragen hatte, während sie selbst vom frühen Morgen bis zum Abend in einer nahegelegenen Fabrik arbeitete. Im Mai dieses Jahres wurde die junge Mutter m den Vormittagsstunden davon benachrichtigt, daß das ällcstc der beiden Kinder plötzlich gestorben sei. Der Arzt stellte einen Gehirnschlag fest, und niemand ahnte, daß eine verbrecherische Hand im Spiel gewesen war. Am vergangenen Dienstag wiederholte sich der gleiche Vorgang. Die junge Mutter wurde in den Vormittags- stunden davon benachrichtigt, daß nunmehr auch da, jüngste Kind
plötzlich gestorben sei. Die Gendarmerie zeigte sich diesmal jedoch äußerst überrascht, da der Tod der beiden Kinder in einem Zellraum von nur 14 Tagen eingetreten war, während niemals vorher die Rede von irgendeiner Krankheit gewesen war. Man vernahm zu- nächst die zwölssährige Schwester der jungen Mutter, die schließlich eingestand, die beiden Kinder erstickt zu haben, um sich an ihrer Schwester zu rächen, von der sie vor kurzem g e o h r f e i g t worden war. Die Ausstellung„Der Mensch" wird am 12. Juni geschlossen. Die Ausstellung des Deutschen Hygienemuseums„Der Mensch in gesunden und kranken Tagen" mit Sonderqruppe„Der durchsichtige Mensch", die seit April in den Räumen des Europahauses der Ver- liner Einwohnerschaft zugänglich war. bleibt nur noch wenige Tage in Berlin . Als Schlußtag ist endgültig der 12. Juni festgesetzt worden. Am 11. Juni, abends 13 Uhr, findet in der Ausstellung ein Vortrag von Herrn Prof. Dr. Weißbach-Dresden über das Thema „Glaube, Aberglaube und Gesundheit" statt. Für Ausstellungs - befucher ist dieser Vortrag kostenlos.