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Etymist

Nr. 269 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Wir schützen die Arbeitslosen

Freitag, 10. Juni 1932

man, Caros Korrespondenz zu erlangen. Man bemühte sich um seine Geheimnummer. Besonders rätselhaft war das ständige Verschwinden von Briefen, das übrigens bis heute fort­dauern soll. Man hintertrieb festliche Veranstaltungen, indem man das Gerücht verbreitete, seine Frau habe einen Schlaganfall be.

Wichtiger sozialdemokratischer Antrag im Stadtparlament- Kommunisten spielen Theater fommen u. a. m. Man schlug öffentlich Blafate an, in denen Caro

Die Berliner Stadtverordnetenversammlung| lich nichts weiter übrig blieb, als die Tribünen räumen zu lassen. hielt gestern nach vierwöchiger Pause, während der der Haushalts- Man ließ die Einheitsfront" hochleben, rief ,, Nieder Papen", fang ausschuß in fleißiger Arbeit den neuen Etat porberiet, wieder eine die Internationale und wich erst der Polizeigewalt. Nach der Wieder­Sigung ab. An die Stelle des Stadtverordneten Woywod( Soz.), eröffnung der Sigung wurden Anträge der Kommunisten auf der frankheitshalber zurücktrat, ist der Stadtarzt Dr. Korach in Wiederherstellung der Deffentlichkeit abgelehnt. Die ursprünglich be­bie Versammlung eingetreten. handelte Borlage wurde dann angenommen.

Deutschnationale gegen Unterstützungssicherung. Die sozialdemokratische Fraktion brachte einen Dring­titeitsantrag folgenden Wortlauts ein:

Der Herr Oberbürgermeiffer wird erfucht, in geeigneter Weise, auch durch Borstelligwerden bei allen in Betracht kommenden Stellen, dafür zu forgen, daß die Mittel zur Auszahlung aller Unterstützungsbeträge in der im Haushalt für 1932 vor­gefehenen Höhe trotz der angekündigten Kürzungsmaß­nahmen der jehigen Reichsregierung bereitgestellt

und ausgezahlt werden.

Gegen diesen Antrag, dem angesichts der angekündigten Herab­setzung aller Unterstützungen für Erwerbslose und sonstige Not­leidende durch die neue Baronsregierung erhöhte Bedeutung zu tommt,

erhoben die Deutschnationalen Einspruch,

fo daß er nicht sofort zur Verabschiedung kommen fonnte. Bei der Beratung eines Antrages, der die Zahlung von 14 000 mart an die Kirchengemeinde in Cladow anläßlich einer seit Jahren schwebenden Auseinandersetzung wegen der Trennung des Schul­amtes vom Küsteramt vorsah, tam es zu einem

Krach fommunistischer Tribünenbesucher. Die kommunistische Fraktion hatte Herrn Koenen, der sich jonst sehr selten in der Stadtverordnetenversammlung sehen läßt, als Redner vorgeschickt. Schon während seiner Ausführungen machten sich gewisse Tribünenbesucher durch laute Zurufe bemerkbar; Herr Koenen verstand es denn auch, die Erregung fünstlich zu steigern; er kümmerte sich absolut nicht um die Anordnungen des Vorstehers Haß( Soz.) und sprach selbst beim Glockenzeichen des Vorstehers ruhig weiter. Die Tribüne lärmte weiter, sie fand Unterstützung bei den kommunistischen Stadtverordneten, so daß dem Vorsteher schließ

Etwas sehr verspätet wurde dann ein Antrag der Wirtschafts­parteiler, die städtische Biersteuer um 50 Prozent und die Shantverzehrsteuer ganz aufzuheben, angenommen. Der Antrag stammt noch aus der Zeit des Gastwirtestreits im Februar dieses Jahres; für den Antrag stimmten die Wirtschafts­parteiler, die Kommunisten, die Nazis und nach einigem Zögern- auch die Deutschnationalen. Bei der angespannten Finanzlage der Stadt wird der Magistrat allerdings dem Antrag nicht beitreten.

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Die dann vorgenommene Wahl von zwei Beisigern zum Verwaltungsausschuß des Landesarbeitsamts Branden­burg ergab die Wahl von Stadtrat Fabiunke( Soz.) und der Stadtverordneten Frau Wunderlich( Staatsp.)

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Wozu Unvernunft im Parlament führen fann, zeigten dann wieder die Kommunisten in Gemeinschaft mit den Deutsch nationalen und den Nazis. Der Sachverhalt ist dieser: Der Magistrat hat vor einiger Zeit das Friedrich Wilhelms hospital aus den sehr alt gewordenen Gebäuden in der Palisadenstraße im Osten Berlins nach dem schönen Buch perlegt. Die Räume bekommt das Bezirksamt Friedrichs hain zur Verwendung für Verwaltungsstellen. In einer Vorlage zur Kenntnisnahme" teilte der Magistrat der Stadtverordnetenver­fammlung die Tatsachen mit. Der Kommunist Salzsieder machte einen schrecklichen Lärm um die Angelegenheit. Er sprach fortgesetzt von einer Schließung des Hospitals und ließ auch die Fests stellung des Stadtmedizinalrats Prof. v. Drigalski unbeachtet, daß es sich nur um eine Verlegung handelt. Getreu dem Grund faz : Wir sind immer dagegen! stellten die Kommunisten sogar den Antrag ,,, die Stadtverordnetenversammlung ist gegen die Schließung des Hospitals". Die Abstimmung ergab die Annahme dieses un­sinnigen Antrags, weil selbst eine größere Fraktion der Versammlung nicht zu erkennen vermochte, daß der Antrag offene Türen einrennt. Die in die schöne Gegend von Buch übersiedelten alten Leute fühlen sich dort aber sehr wohl!

Das Spionagesystem eines Millionärs

Der Kampf zwischen Petschek und Caro

Der Familien und Mitgiftstreit zwischen Professor Caro und dem Kohlenmagnaten Betschef trat in der gestrigen Verhandlung vollkommen in den Hintergrund. Was man zu hören bekam, war vielleicht mit das Spannendste, was man je in Moabit erlebt hat.

Die phantastischste Kriminalistik wurde hier Ereignis. Professor Caro nannte das alles ,, Vernichtungskampf der Familie Petschek

gegen ihn".

In der Che des Dr. Ernst Petschef mit der Tochter des Prof. Caro bestanden seit langem Unstimmigkeiten. Am 9. Juni 1928

ständig Tag und Nacht in zwei Tarometern auf der Straße waren und Caro überallhin folgten. Sein Portier war bestochen und bes lauschte mit Hilfe besonderer Telephonleitungen seine Gespräche. Der Detektiv der Deutschen Bant, Fomberg, stand im Dienste von Ernst Petschef; er verfaßte eine Schmähschrift, die Prof. Caros Kredit bei der Bank erschüttern sollte, und spionterte in Warschau Caro und dessen Anwalt Wolfgang Heine aus. In Paris verfuchte

teifte ber behandelnde Arzt Brof. Meier dem Prof. Caro mit, baß. Der Führerappell

wenn die Ehe so fortgeführt würde, das Leben seiner Tochter ge= fährdet sei. Prof. Caro ließ sich von seiner Tochter die Tragit ihrer Ehe schildern und legte wenige Tage später Dr. Ernst Betschet nahe, fich vorläufig auf drei Monate von seiner Frau zu trennen. Man einigte fich auf diesen dreimonatigen Burgfrieden, die Tochter zog

im Clou" war die Kampfansage der Führer und Funktionäre der Eisernen Front an die Regierung der Barone und ihren Verbündeten Adolf Hitler .

mit ihren beiden Kindern zu ihrem Bater. Hier beginnt der Kampf Disziplin, Aktivität, Geschlossenheit

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der Familie Betschet gegen Prof. Caro und zwar wenn man Caro glauben darf mit Mitteln, die vielleicht einzig dastehen und deren sich mur. ein hundertfacher Millionär bedienen konnte. Dr. Ernst Petschef umgab seinen Schwiegervater mit Spionen, die ihn Tag und Nacht bewachten. Der Burgfrieden wurde nicht einge­halten. Kurze Zeit nach der Trennung erschienen die Brüder Bet­fchet in Begleitung ihres Anwalts Severin Behrendt und der Spione, mit einer einstweiligen Verfügung ausgerüstet, um, wie Professor Caro behauptet, mit Hilfe des gekauften Portiers die Kinder zu entführen. Unmittelbar danach tam ein Vertrag

zustande, laut dem Prof. Caro die Mitgift seiner Tochter aufgewertet zurückerhalten sollte und das den freien Verkehr der Wutter mit dem Sohn, der dem Vater ausgeliefert werden sollte, vorsah. Im Ber: trag sieht Caro auch das Eingeständnis, daß er seinerzeit tatsächlich

die Mitgift gegeben hat. Die letztere Vereinbarung wurde aber nicht eingehalten. Die Mutter durfte ihren Sohn nur in Hotels sehen, der Großvater hat ihn nie wiedergesehen. Die Detettive wurden nicht zurückgezogen sondern vermehrt.

Prof. Caro fuhr nach Partenkirchen , in seinem Hotel wurde ein Detektiv eingemietet, der seine Telephongespräche belauschte und seine Briefe abfing. Er fuhr nach Prag ; Detektive Petschefs begleiteten ihn dorthin. Seine Billa wurde derart bewacht, daß Detektive

drückten der glänzend verlaufenen Kampfversamm­lung den Stempel eisernen Willens auf. Der 31. Juli ist Schicksalstag für die Arbeiterklasse! ir sind gerüstet!

Schon heute geht jeder Parteigenosse, jeder Reichsbanner­kamerad, jeder Gewerkschaftler und jeder Arbeiter­sportler ans Werk!

Genossen, Kameraden! Verbreitert die Front! Stärkt eure Presse!

Werbt neue Leser dem

,, Vorwärts"

des Landesverrats bezichtigt wurde. Man faufte bulgarische Zei­tungen und Abgeordnete, um ihn bei der bulgarischen Regierung, deren Generaltonful er war, unmöglich zu machen. Man erstattete gegen ihn Anzeige wegen eines angeblich von ihm gefälschten Briefes, der in einem Berliner Blatt erschienen war und Ignaz Petschef beschuldigte, Aufsichtsratsmitglied bei der Ilse" im Auf­trage der tschechoslowakischen Regierung geworden zu sein. Man spionierte nicht nur ihn aus, sondern auch die Zeugen, die für ihn aussagten, und selbst einen Landtagsabgeordneten, der gegen den Kohlenmagnaten Petschek im Landtag gesprochen hatte. Das war die Tätigkeit meiner Gegner", ruft Professor Caro aus. Das sind Phantasiegebilde des Angeklagten", erklärt der Nebenkläger. Es ist Wahrheit", behauptet die Verteidigung.

Man wird vom Zeugen Dr. Ernst Petschef hören, was Wahr­heit und was Phantasie ist. Prof. Caro befindet sich aber erst am Anfang seiner Darstellung.

Frau vom Affen angefallen.

Das bösartige Tier erschossen.

Auf dem Gelände ber Spandauer Gasanstalt in der Partstraße 11/13 trug sich am Donnerstagmittag gegen 2 Uhr ein eigenartiger Unfall zu.

In dem der Gasanstalt benachbarten Restaurant ,, Schützen­haus" in der Neuendorfer Straße war ein etwa 40 Benti­meter großer Mohren- Makati- Affe ausgebrochen, den sich der Be­fizer des Etablissements, der Gastwirt Friedrich, schon seit längerer Zeit in einem besonderen Raum in einem Käfig hielt. Das Tier war an und für sich nicht besonders bösartig, aber schon wiederholt aus seinem Käfig ausgebrochen. Aus diesem Grunde wurde auch die Tür des Raumes, in dem der Käfig stand, immer verschloffen gehalten. Am Donnerstagmittag geriet der Affe aus irgendeinem Grunde- in But, biß das Drahtgitter durch und entfam durch die unglüdlicherweise gerade offenstehende Zimmertür ins Freie. Im nächsten Augenblick war er über den zwei Meter hohen 3aum der Gasanstalt geklettert und sprang von hier aus der Frau des im Gaswert wohnenden Schlossers Krüger, die gerade im Hof mit dem Schneiden von Futter für ihre Ziegen beschäftigt war, von hinten auf die Schulter. In ihrem Schreck versuchte die Frau, das Tier mit den Händen abzuwehren, worauf der Affe fie im selben Moment in beide Hände und Unterarme biß, so daß die Verletzte, die gellende Hilferufe ausstieß, starf blutete. Angestellte des Gaswerks und Polizeibeamte versuchten den Affen, der inzwischen auf dem Hühnerstall herumkletterte, einzu­fangen. Als dies nicht gelang, tötete ihn ein Polizist durch mehrere Revolverschüsse. Frau Krüger fonnte nach ärztlicher Behandlung in ihre Wohnung entlassen werden.

Mord an einem Gastwirt. Heldenmütiger Kampf einer Hansangestellten.

In der Nacht zum Donnerstag drang ein noch unbekannter des Gastwirts Desselhaus ein, erschlug den Gastwirt mit Täter in Schloß holde bei Bielefeld in das Schlafzimmer einem Hammer und verlegte die Frau des Gastwirts, feinen Bater und eine Hausangestellte schwer. Die Hausangestellte warf fich trotz ihrer Verlegungen dem Mörder entgegen und entriß ihm den Hammer, worauf der Täter flüchtete.

Die Schiffsfatastrophe im Atlantic. 800 Paffagiere schwer gefährdet und schließlich gerettet. Madrid , 9. Juni.

Der spanische Dampfer Teida", der am Mittwoch in der Nähe der Insel Fernando Po auf Felsen auflief, ist ge­junten. Die 800 Passagiere retteten sich zunächst auf die Felsen und befanden sich in ziemlich gefährlicher Lage. Da das Meer an dieser Stelle ziemlich stürmisch ist, befürchtete man, daß fich die Rettungsarbeiten äußerst schwierig gestalten werden. Sämt liche Passagiere und Mannschaften konnten dann aber von den zur Hilfe herbeigeeilten Schiffen gerettet werden.

Selbstmord einer deutschen Fliegerin.

Paris , 9. Juni.

Große Sensation hat in Pariser Fliegerkreisen eine Nachricht aus Bistra in Algerien hervorgerufen, nach der die Leiche der befannten Fliegerin Lena Bernstein auf der dortigen Pferderennbahn aufgefunden worden ist. Man vermutet, daß die Fliegerin, die eine geboren e Deutsche ist und sich naturali­fieren ließ, Selbstmord begangen hat. Sie war vor einiger Zeit nach Algerien geflogen, um sich für einen neuen Rekordflug vor­Schwierigkeiten waren.

Der neue Vorwärts"-Leser wird bald zum Mitstreiter zubereiten. Es scheint, daß Beweggründe für die Tat finanzielle und treuen Kampfgenossen werden!

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