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cht, daß der Augeklagte nur in einzelnen Fällen schriftlich er- ährt, ans ivelchen Grunde» die Gesamuilheit in seine Freiheit eingegriffen und se nach der Lage der Dinge eine Freisprechung oder Verurtheilnng Herbeigeführt hat, Dasselbe gilt auch für den Privatkläger, Weist der Staat zur Genugthuung aus den Weg der Privatllage, so hat der Privaikläger auch ei» Interesse, zeigen zu können, in welcher Weise ihm vom Gericht dieselbe zugesprochen ist. Auch hier würde die auf Antrag zu erlangende Abschrist nur ein unvollkommener Ersatz sein. Gerechtfertigt wäre vielmehr eine unter allen Umständen er- folgende Zustellung des Urtheils. Es würde ausreichen, zu § 267 Str.-P.-O. einen Zusatz zu machen, daß nach Ablesung des Urtheils eine Ausfertigung dem Angeklagten auch dann zu- zustellen ist, wen» dies nicht schon infolge Abwesenheit oder Einlegung eines Rechtsmittels geschieht. Bei tz 424 wäre als Abs. 2 einzuordnen, daß eineAussertigung des Urtheils mit Gründen auch dem Privatkläger zuzustellen ist, sofern diese Zustellung nicht schon infolge Einlegung eines Rechtsmittels geschieht. Und tz 440, der den Nebenkläger betrifft, wäre dahin zu ändern, daß dem- selben eine Urtheilsausfertigung stets zugestellt werde. Die Kosten für diese Zustellung würden einen Theil der Kosten des Strafverfahrens bilden. Die bei nicht beitreibbaren Kosten entstehende Mehrausgabe würde gering sein gegenüber der inneren Rechtfertigung, die für eine solche Aenderung wie gezeigt besteht. Vielleicht beschäftigt sich der Reichstag doch mit den angeregten Fragen. Der letzke Inkurtmkiotmle krmgvvtz und seine Tehven. in. Man schreibt uns aus London unterm 4. August: Hat der letzte Kongreß sich ein großes Verdienst um die Internationale Arbeiterbewegung dadurch erworben, daß er die Existenz der Internationale» Arbeiterkongresse, als einer dauern- den Institution, sicher stellte, so liegt seine politische Be- d e n t u n g vor allem in der Thalsache, daß er zum ersten Male seit Beginn der modernen Arbeiterbewegung s ä m m t l i ch e Fraktionen und Organisationen, in welche die e n g l i s ch e B e w e g u n g sich abzweigt, zusammengeführt und einander genähert hat. Dies ist von epochaler Be« d e u t u n g, und diese Thatsackie ist es. welche die kapitalistische Presse Englands fast ausschließlich beschäftigt und sie mit schlecht hinter wohlfeilen Witzen versteckter Angst erfüllt.Der Kongreß hat nichts Praktisches geleistet, er hat die erste Hälfte seiner Zeit mit häßlichen Zänkereien, die zweite mit albernen Chimären vertrödelt, und die braven englischen Gewerkschaften werden sich voll Ekels von s olchem Treibe» abwenden und den kontinenlalenPhantasten für immer den Laufpaß geben" das ist das Leitmotiv aller Organe des konservativen und liberalen Kapitalismus, nament- lich des letztere», der seit Mitte des Jahrhunderts neun Zehntel der einflußreicheren Gewerkschaftsführer am Schürzenbandel ge« habt hat. Die englischen Trades-Unions haben bisher keine selbständige politische Rolle gespielt sie schwankten hin und her zwischen Liberalen und Konservative», bald diesen, bald jenen ihre Unter- stützung leihend, und das Gewicht, welches sie in die Waagschale warft», ist so groß, daß sie vielfach den Ausschlag gaben. Einem Theile der englischen Arbeiter genügte diese Rolle nicht; er er- strebte die Bildung einer selbständige» Arbeiterpartei, die unter der Fahne des Sozialismus marschirt. So bildeten sich nach verschiedentlichen Ansätzen zwei politische Gruppen: die Sozial- demokratische Föderation und dieUnab- hängige Arbeiterpartei" beide wesentlich mit dem gleichen Programm, aber im Lauf der Entwickelung praktisch verschiedene Anschauungen ausdrückend. Die Sozialdemokratische Föderation, die auf dem Kongreß 120 Vertreter hatte, stellte sich von voruherei» genau auf dem- selbe» Boden, wie die kontinentale, insbesondere die deutsche Sozialdemokratie. Ihr Hanptverlreter, H y n d m a n, der eine zeitlang unter dem Einflüsse des pfäffische» Phrasenschmieds Nieuwenhms die deutsche Sozialdemokratie angefeindet halte, von diesem Jrrthum jedoch längst zurückgekommen ist, benahm sich auf dem Kongreß durchaus korrekt; er hielt fest an der Züricher Resolution und half energisch bei der Säuberung des Kongresses von denanarchistischen" Bourgeoiselemente». Und die ganze Delegation derSozialdemokratischen Föderation" ging geschlossen mit Hyndman. Nicht so korrekt war die Haltung derUnabhängigen Ar- beilerpartei" oder richtiger ihrer zwei offiziellen Hauptsiihrer: Keir Hardie und Tom Mann . Diese Fraktion war durch Deine Waffen, um zur M a ch t zu gelangen! Habe ich nicht recht?" stiienzi verbarg den Widerwillen, den diese Worte ihm erregt hatten.Allerdings," sagte er,würde es sein, nicht will ich Dir läugnen, daß ich nach jeuer Macht strebe, von der Du sprichst. Aber welche Verbindung kann bestehen zwischen dem Ehrgeiz eines römischen Bürgers und dem des Anführers bezahlter Söldner, die eine Sache nur vertheidigen nach dem Maßstäbe des Lohns, den sie ihnen gewährt, heute kämpfend für die Freiheit in Florenz , morgen für die Tyrannei in Bologna ? Entschuldige meine Aufrichtigkeit, denn in unserer Zeit hält man das, was ich von Deinen Söldnern sage, für keine Schande. Tapferkeit und Feldherrn- talente heiligen nach der jetzigen Ansicht jede Sache, der sie sich widmen; und wer den Fürsten gebietet, kann wohl als ihres Gleichen von ihnen geehrt werden." Wir kommen jetzt in einen lebhafteren Theil der Stadt," sagte der Ritter,giebt es keinen einsamen Ort, keinen Aventin, hier in der Nähe, wo wir uns weiter be­sprechen können?" Ich danke Dir", erwiderte Rienzi, indem er sich vor- sichtig umsah,für die Andeutung, auch wäre es nicht gut für uns, wenn man uns zusammen sähe. Willst Du mir in meine Wohnung über die palatinische Brücke folgen? dort können wir ungestört und sicher uns unterhalten." Ich nehme den Vorschlag an," sagte Monreal , indem er zurückblieb. Mit schnellen Schritten eilte Rienzi durch die Stadt, und wo er bemerkt wurde, begrüßten ihn die einzelnen Bürger mit besonderer Achtung. Indem er durch ein Labyrinth enger Gassen sich wand, als wolle er die leb- hafteren Straßen vermeiden, gelangte er endlich aus einen großen Platz am User des Flusses. Die ersten Sterne des Abends beleuchteten den alten Tempel der Fortuna virilis, den die Wechsel der Zeit schon damals in die Kirche St. Maria von Egypten verwandelt hatten, und dem doppelt geheiligten Gebäude gegenüber stand das Haus Rienzi's. Es ist eine schöne Vorbedeutung, daß mein Haus dem alten Tempel der Fortuna gegenüber liegt," sagte Rienzi lächelnd, als Monreal dem Römer in das Zimmer folgte, welches bereits beschrieben worden ist. Der Muth braucht sich aber nie vor dem Glück zu beugen, denn er gebietet ihm," sagte der Ritter. (Fortsetzung folgt.) IIS Delegirte vertreten, also auf dem Kongreß der Sozial- demokratischen Föderation so ziemlich gleich. Aus dem einen oder anderen Grunde suchten nun Hardie und Mann eine Stütze in denAnarchisten", sie forderten deren Zulassung und lieb- äugelte» mit ihnen. Durch diese zweideutige, in letzter Instanz aus Unklarheit herzuleitende Taktik verwirrten sie ihre eigene Truppe, und als es zum Klappen kam, stimmte die Mehrheit gegen die eigenen Führer. Kein Zweifel: die Sozialdemokratische Föderation hat auf diesem Kongreß sich die leitende Stellung innerhalb der Arbeiterparteien Englands erobert, und kein Zwei- sel: sie ist der feste Kern, um den die mächtig heranwachsende englische Sozialdemokratie sich krystallisiren wird. DieUnabhängige Arbeiterpartei", deren Mitglieder tu der Masse genau die nämlichen Zwecke verfolgen wie die Sozial- demokratische Föderalion gehören doch manche bekannte Ge- nossen zugleich beiden Fraktionen an hat auf dem Kongreß eine schwere Niederlage erlitten, die mit der Zeit zur Auslösung der Organisation, d. h. zu ihrem Aufgehen in die Sozialdemokratische Föderation führen muß. Möglich, ja wahr- scheinlich, daß die Verwirklichung dieser Nothwendigkeit durch die Gründung einer gemeinsamen Zentralorganisatio» erleichtert wird. Die Verschmelzung der sozialdemokratischen Elemente Englands zu einer einheitlichen, von den bürgerlichen Parteien scharf ge- trennten Partei ist durch den Londoner Kongreß aus dem Himmel der frommen Wünsche auf die Erde der Thatsachen gebracht und in greifbare Nähe gerückt worden. Und die Erreichung dieses Ziels, dem die Agitationsreise Liebknechl's im Mai ünd Juni gewidmet war, ist die wichtigste Errungenschaft des Londoner Kongresses, die für sich allein hin- reicht, ihm einen dauernden Platz in der Geschichte der modernen Arbeiterbewegung zu sichern. Und nun zu den englischen Gewerkschaften was ist die Wirkung des Kongresses auf diese ungeheueren Or- ganisationen, deren Anschluß an die Sozialdemokratie der Tod der allen kapitalistischen Parteien ist? Thöricht wäre es, zu sage», die Vertreter der Trabes Unions seien von dem Verlause des Kongresses entzückt. Sie finden sich in ähnlicher Lage, wie die Henne, die junge Enten ausgebrütet hat und sie ins Wasser gehen sieht. Sie haben de» sozialistischen Kongreß ausbrüten helfen und er ist in bezng auf verschiedene Fragen andere Wege geg->.»ge», als sie erwartet haben und als ihnen für den Augenblick lieb ist. Das zu leugnen wäre sinnlos. Aber es giebt eine Logik der Thatsachen, und für kein Volk der Well ist sie so zwingend wie für die Engländer. Die eng­lischen Arbeiter haben es oft versäumt, einen Schritt vorwärts zu thuu, wo wir es gewünscht hätte», allein sie haben niemals einen Schritt rückwärts gel ha». Die englischen Trades Unions wurden durch die Logik der Thatsachen gezwungen, dem Sozialismus zuzusteuern und die internationalen sozialistischen Kongresse zu besuchen. Indem sie nach Zürich kamen, haben sie A gesagt; indem sie den Londoner Kongreß vollzählig und in Masse besuchten, habe» sie B gesagt, ünd sie werde» nun auch C sagen und alle Buchstaben bis zum Ende des ABC. Nicht schnell, nicht mit be- geisterte»! Eiser im Gegentheil mit Zögern und Wider- streben jedoch unweigerlich und in dem Bewußtsein, daß es fein muß, und daß, was einmal geschehen ist. geschehen bleibt. Die ISS Delegirten der englischen Gewerkschaften waren zum theil nichts weniger als erbaut, wenn sie sich von den 235 Dele­girten der zwei sozialistischen Organisationen Englands über- stimmt sahen, jedoch der Engländer liebt tair play ehrliches offenes Spiel und eine Niederlage in ehrlichem Kampf nimmt er ohne Hintergedanken hin. Der Appell der kapitalistischen Parteien an die Eigenliebe und die Eifersucht der Gewerkschaften, die sich von den politischen Organisationen hätten aufs Eis locken lassen, wird nur wenig empfängliche Ohren finden. Der Vorschlag des Kongreß-Bureaus betreffend die Gestaltung des nächsten Kongresses halte die e i n st i m m i g e Billigung der englischen Gciverkschaftsvertreler. Der nächste Kongreß des inter - nationalen Proletariats wird von den englischen Gewerkschaften besucht sein, und ihre Vertreter werden dann vieles mit Freuden thun, was mancher von ihnen diesmal mit Widerstreben that. Die Bedeutung, welche der Kongreß für England gehabt hat und hat, erhellt schon aus der Zahl der englischen Theilnehmer. Ans dem Kongreß waren im ganzen 7S1 Delegirte mit giltigen Mandaten und unter diesen 751 Delegirten waren 475 Eng- länder: ISS Vertreter von Trades Unions, 120 der sozialdemo- kratischen Föderation, 115 der unabhängigen Arbeiterpartei, 22 der Fabianer und 83 von allerhand anderen Sektionen. Die Engländer bildeten also nahezu zwei Drittel des Kongresses und waren an sich selbst der stattlichste englische Arbeiter- k o n g r e ß, der seit der Blüthe der Chartistenbewegung SonncnfinPfvrniZse. Am S. August, also morgen, findet eine totale Sonnen- finsterniß statt, zu deren Beobachtung die zivilisirten Völker zahl- reiche astronomische Expeditionen ausgerüstet haben. In früheren Jahrhunderten und Jahrtausenden, als man die Ursachen eines solchen Ereignisses nosh nicht kannte, wurden die Menschen dadurch, wie es jetzt noch bei den Wilden der Fall ist, von Furcht und Grauen erfüllt. So wird berichtet, daß um das Jahr 600 eine Sonnenfinsterniß in Kleinasien stattfand, gerade als die Meder und Lyder in heißer Feldschlacht gegen einander wütheten; das unvorhergesehene und ihnen völlig unverständliche Ereigniß setzte sie derart in Schrecken, daß sie vom Kampfe abließen und ein Schutz- und Trutzbündniß mit einander schloffen, um den Zorn der Gölter zu versöhnen. Wenn wir heute auch die Ursachen kennen, welche uns das Sonnenlicht entziehen und das Eintreten der Erscheinung sogar bis auf Bruchtheile von Sekunden vorher zu berechnen im stände sind, wodurch das Furchtbare und Grauenvolle ver- schwunden ist, so bietet sie doch� einen so überraschenden und unheimlichen Anblick dar, daß der Schrecken der Wilden begreiflich wird. Bei dem völligen Dunkel, das sich über die Landschaft breitet, schießen am Rande der verdunkelten Sonncnscheibe seltsame röthlich- gelbe Gebilde hervor, aus welchen die Phantasie leicht feurige Ruthen , unheilverkündende Zeichen erblickt. Heute wissen wir, daß die Erscheinungen am Himmel nach bestimmten Regeln vor sich gehen, und haben daher nur noch ein Auge für die reizvolle Schönheit der Erscheinung, welche diese aus dem Sonnenrand hervorschießenden Pro- tnberanzen uns darbieten, sowie für den zarten Licht- schimmer der Korona, welcher den ganzen Sonnenrand umgiebt. Wir wissen, daß die Erscheinung zu stände kommt, wenn der Mond auf seiner Bahn zwischen Sonne und Erde tritt und der letzteren dadurch das Sonnenlicht entzieht. Zwar ist die Aus- dehnung der Sonne eine ganz ungeheure; ihr Durchmesser beträgt 186 000 Meilen, das ist eine Größe, welche sich zwar leicht aus- sprechen, aber durchaus nicht vorstellen läßt. Wir können wohl sagen, daß ein Courierzng, welcher mit einer Geschwindig- keit von 15 Meilen in der Stunde dahinrast, fast zwei Jahre brauchen würde, um eine solche Strecke zu durch- eilen; aber damit haben wir durchaus keine anschauliche Vorstellung der Größe selbst gewonnen, die eben über alle unsere Anschauung hinausreicht. Und doch wird das Licht dieses großen Körpers uns durch den kleinen Mond entzogen, dessen Durch- messer kaum 465 Meilen lang ist. so daß der Mond kaum den 64millionsten Theil des Sonnenkörpers einnimmt. Daß dies möglich ist, steht man leicht ein. wenn man daran denkt, daß man durch einen kleinen undurchsichtigen Körper dem Auge die größte hell glänzende Scheibe entziehen kann; hält mm jemals in England getagt hat. Die gesammte englisch « Arbeiterschaft hat in der Person ihrer tüchtigsten Vorkämpfer zusammen mit den Vorkämpfern der inter - nationalen Arbeiterbewegung der übrigen Welt getagt. Diese Thatsache allein ist von größerer Tragweite und erklärt die Angst der kapitalistischen Organe Englands. c Wenn diese, um die englischen Arbeiter gegen die übrigen Nationalitäten aufzuhetzen, von derUngeheuerlichkeil" reden, daß diemächtige englische Nationalität" von kleinen Nationali- täten überstimmt worden sei, so ivird die Abgeschmacktheit dieses Vorwurfs gerade durch die numerische Stärke der englischen Delegation in hellste Beleuchtung gerückt, denn wäre blos nach Köpfen abgestimmt ivorden, so hätten die Engländer ja, wenn sie einig waren, bei jeder Gelegenheit den Kongreß überstimmen können. Das ist so einleuchtend, daß kein englischer Arbeiter auf den Leim geht. Ebenso wenig verfängt das kapitalistische Argument, der Kon- greß habe seinen Zweck verfehlt, weil er keineneuen Wahrheiten" zu Tage gefördert habe. Gewiß, neue Wahrheiten sind auf dem Londoner Kongreß nicht zu Tage gefördert worden. Aber sind Kongresse etwa dazu da, neue Wahrheiten zu Tage zn fördern? Wann hat je ein Kongreß dies gethau? Kongresse sind dazu da, un> sich über gewonnene Wahrheiten zu ver- ständigen, g« m e i n s a m e F o r m e l n für sie zn finden. Hat etwa das französische ' Gesetzbuch der Code Napoleon neue Wahrheiten sormulirt? Formulirr das vom Reichstag im Sommer angenommene Bürgerliche Gesetzbuch neue Wahr- Helten? Das als richtig erkannte ward in feste Formen und Formeln gebracht. Genau so ist es mit unsere» Kongressen: sie bringen das allgemein als richtig er- kannte in gemeinsame Formeln, und diese Formeln sind sicherlich weniger anfechtbar, als die meisten Formeln des so viel gerühmten deutschen Bürgerlichen Gesetzbuches. Wir würden uns sogar schämen, wenn sie nicht an Inhalt und Forin weit über die letzteren hinausragten, die für den zukünftigea Geschichtsschreiber nur als Denkmäler rück- ständiger und engherziger Denkungsart der heut herrschenden Klasse von Interesse sein werden. Mit den Beschlüssen des Kongresses können wir im ganzen zufrieden sein; sie sind wesentliche korrekt und bezeichnen in mancher Hinsicht einen entschiedenen Fortschritt. Und von dein verbissenste» Gegner, der seine Augen nicht den Thatsachen völlig verschließt, muß zugegeben werden, daß der Kongreß in den drei Tagen, die er für positive Arbeit hatte, sehr fleißig ge- arbeitel hat. Es wäre allerdings besser gewesen, wir hatien sechs Tage gehabt; doch auch die drei ersten Tage, so unerquicklich sie waren, sind nicht verlorene Tage. Daß die scharfe Trennung von dem wirren und unsaubere» Troß, der, aus dem Bodensatz der kapitalistischen Gesellschaft hervorgegangen, sich an die Arbeiterbewegung auklaminert und sie zu trüben und stören sucht daß die scharfe Trennung von diesen Elemente», nach- dem wir Deutsche dieselben schon seit fast einem Jahrzehnt abge- schüttelt, nun eine internationale geworden ist, bedeutet unzweifelhaft einen großen Fortschritt und hat für die Sozial- demokratie der meisten anderen Länder, als Deutschland , erne« eminenten praktischen Nutzen. Apropos praktisch es giebt praktische und praktische Dinge gar verschiedener Art. Die praktischen Dinge, die wir nach der Anklage der kapitalistischen Blätter zu thun freventlich nnterlassen haben, wären gewiß für unsere Feinde sehr praktisch gewesen, für uns aber sehr unpraktisch, z. B. Beschlüsse. daß zwischen Arbeit und Kapital Harmonie herrscht, daß das Inter- esse der Arbeiter ein Zusammengehen mit den bürgerlichen Parteien bedingt und dergleichen mehr. Für solchepraktische" Be- schlüsse, die der Tod der Sozialdemokratie wären, waren und sind wir natürlich nicht zu habe». Wir ivolleu nicht als An- hängsel der kapitalistischen Parteienpraktisch" sein, sondern als Sozialdemokraten, und verzichten deshalb mit Freuden auf das Lob der bürgerlichen Presse. Unseren deutschen Bourgeoisjournalisten geben wir aber bei dieser Gelegenheit de» Rath, oie englischen Z e i t u n g s- a r t i k e l über den Kongreß zu lese». Da können sie etwas journalistischen Anstand lernen. Nirgends wüstes Geschimpfe, durchweg sachliche, wenn auch mitunter recht alberne Kritik. Gearbeitet, hart gearbeitet hat der Kongreß. Die eigentliche Arbeit tritt nicht im Plenum zu tage so wenig wie in dem Reichstag und anderen Parlamenten. Sie wird in Bureaus und in den Kommissionen verrichtet, und die, welche da gearbeitet habe», haben sich halb todt gearbeitet. Der Kongreß hat dann auch sein ganzes Pensum erledigt. Nur eine Ausgabe, die allerdings nur einzelne Mitglieder sich gestellt hatien, blieb unerledigt: die i n t e r p a r l a m e n t a- rische Konferenz kam nicht über die konstituirende Sitzung hinaus. Gerade die Mitglieder, welche die Konferenz au- geregt Halle», fanden sich so beschäftigt, daß keine Zeit mehr übrig blieb. Der nächste Kongreß, dessen Arbeiten ein glatterer ein kleines Zwanzig-Psennigstück dicht vor das Auge, so kann kein Licht mehr in dasselbe eindringen und auch die größten Lichtquellen müssen verdunkelt werden. Ebenso verhält es sich bei einer Verfinsterung der Sonne. Während die Sonne 20 Millionen Meilen von uns entfernt ist, beträgt die Ent» sernung des Mondes von uns nur etwa 50 000 Meilen, also den 400. Theil dieser Größe; daher ist er trotz seiner Kleinheit im stände, uns die Sonne zu verdecken. Bekanntlich bleibt seine Eutfernung von der Erde nicht immer dieselbe; denn er beschreibt um die Erde nicht eine kreisförmige, sondern eine elliptische Bahn. Wen» er zwischen Erde und Sonne lritt, so erreicht der Schatten, den er hinter sich wirft, nicht immer die Erde; in einem solchen Fall kann er uns die Sonne nicht ganz verdecken, sondern erscheint auf ihr als eine dunkele Scheibe, um welche rings noch ein Heller Sonnenring übrig bleibt. Alsdann spricht man von einer ringförmigen Finsterniß. Am 9. August tritt jedoch eine totale ein, weil der Schalten des Mondes die Erde erreicht; doch können nur diejenigen Orte das Ereigniß sehen, welche von dem Mondschatten getroffen werden. Derselbe zieht über die Erde hin, sodaß nacheinander für eine ganze Reihe von Orten die Finsterniß einlritt. Die sogenannte Totalitäts-Zon«, auf welcher alle diese Orre liegen, zieht sich diesmal von Lappland quer durch Sibirien nach Aeffo hinüber, der nördlichsten Insel von Japan . Berlin liegt diesmal leider nicht aus dieser Zone, hier ivird die Finsterniß nur als partielle sichtbar sein. De» Orten näm­lich, welche nicht in der Verlängerung der Verbindungslinie von Sonnen- und Mondmittelpunkl liege», wird durch den Mond die Sonne nur theilweise verdeckt; sie sehen daher die dunkele Mond - scheide in die Sonnenscheibe eintreten, a» ihrem Rande hinziehen und sie dann wieder verlassen. Bereits bei Sonnenaufgang, um 4 Uhr 41 Minuten, wird die Sonnenscheibe nur noch wie eine schmale Sichel erscheinen, da die Mondscheibe alsdann bereits '/w von ihr bedeckt; langsam wird die Sichel größer iverden, bis nach einer Stunde, um 5 Uhr 30 Min., der letzte Rest der Mond» scheide die Sonne wieder verläßt. Schöner und großartiger ist der Anblick einer totalen Finster- », welcher auch das hauptfächlichste wissenschaftliche Interesse der Forscher zugewendet ist. Was bedeuten die wunderbaren Protuberanzen und der zarte Lichtschimmer, welcher die Sonn« als Korona umgiebt? Der Lösung dieser Fragen kam man um ein gutes Stuck näher, als Kirchhoff und Bunsen die Bedeutung der dunklen Linien im Sonnenspcklrum fanden und die Spektralanalyse begründeien. Noch vor 50 Jahren konnte man in wissenschaftlichen Werken die Prophezeiung sinde», daß wir nie erkennen könnte», woraus die fernen Weltkörper bestehen. Auch in der Wissenschaft sind solche Prophezeiungen von Uebel. Der Lichtstrahl, welcher von den Gestirnen z» uns kommt, ist ein Bote, welcher dem kundigen Auge gar vieles über die Beschaffenheit des Körpers, der ihn sendet, erzählt. Läßt man ihn aus ein Prisma fallen, so zerlegt