Kieinhäustr aus Eiahl. Stahl und Kork fordern Solz und Stein heraus. Auf der Berliner Sommerschau„Sonne, Lufi und Haus für Alle" werden jelzt auch verfchiedene Stahihäufer gezeigt. Es handelt sich, dem Gesamtbild der Sommerschau angepatzt. um Kleinhcinser, in einem Fall sogar um eine Laube aus Stahl. Die herstellenden Firmen knüpfen dabei an die Ersah« rungen an, die im chochhauebau, bei der Errichtung von Kühl« Häusern und beim Bau von Ozeandampsern mit Stahl gemacht lvurden. So ist ein Wohnhaus und eine Wohnlaube von der Be- ratungdstelle für Stahlverwendung in seinen sämtlichen Be> standteilen aus Stahl hergestellt. Bon den Stahl« lamellen-Auhenwänden über die Tragteile der Innenwände bis zum Dachstuhl, den Türen und Fensterrahmen ist alles aus dem jetzt gegen choJz und Stein in Konturrenz tretenden neuen Werkstoff Natürlich mutzte man einen guten Isolierstoff dabei zu fjilse nehmen, und das ist Kork . Erst kommt Stahl, dann«ine Lusthülle. inmitten die K o r k s ch i ch t, dann wieder Luft und schltetzlich innen noch besonder« I s o l i e r p l a t t e n. Bei einem Modell ist der inner« Isolierstoss noch mit einer Putzdeckschicbt versehen, bei anderen Modellen mit Sperrholz. Es braucht sich also niemand Sorgen zu machen, wie er den Garderobenhaken anbringt. Dann hat man wieder auf Kork als Jsolationsmaterial verzichtet und dafür eine Asbest-Teer-Kombination gcnoinmen. Bon feiten der Stahlherren wird im übrigen versichert,-daß das chaus so schalldicht ist, dah man aus dem Dach selbst einen Platzregen nicht niederprasseln hört: outzerdem zeigt sich an den Wänden kern Schwitzwasser. Da es sich bei den Teilen des Stahlhauses um industriell vor« gerichtete Werkstücke handelt, ist die Montagezett eines solchen Hauses naturgemätz kurz. Sie schwankt zwischen zwei und sechs Tagen. Man weist auch darauf hin, dah bei dieser völlig industriali- sierten Bauweise ein« zuverlässige Kalkulation möglich ist. so daß es nachher nicht zu den meist unerquicklichen Auseinandersetzungen mit dem Bauherrn kommt. Die Preise de» Stahlhausbaues lassen allerdings— von der Geldtasche des Werktätigen aus gesehen � zu wünschen übrig. Ein Quadratmeter Wqndfläche stellt sich auf etwa 10 M. Das Modellhous, das 60 Quadratmeter überbauten Raum bei 47 Quadratmeter Zwtzflächs umfatzt, kostet 4700 M., und eine 20 Quadratmeter große Wohnlaube würde sich auf etwa 1200 M. stellen, jedesmal schlüsselfertig erstellt, allerdings ohne Fundament. Auf jeden Fall aber ist diese neuartige Bauwelse nicht nur für den Fachmann interessant: die Musterhäuser stehen aus dem Freigelände der Sommerschau am Funkturm.
Eifersuchisiragödie in Buckow . Die Freundin niedergestochen und lebensgefährltch verletzt In Buckow -Ost, am Stieglitzweg 44. spielte sich gestern nach« mittag, eine blutige Eifersuchtstragödie ab. Dort wohnt bei ihren Eltern eine 19 Jahre alt« Hildegard Baum, die mit dem ZOjähri« gen Heinrich Fiedler befreundet ist. In letzter Zeit kam es zwischen den jungen Leuten wiederholt zu Auseinandersetzungen, da Fiedler in die Treue seiner Freundin Zweifel setzte. Auch gestern nach» mittag gerieten beide wieder in einen heftigen Wortwechsel. In größter Erregung zog Fiedler plötzlich ein Messer und stach auf das junge Mädchen ein. Hilde V. erlitt mehrere l e b e n s« gefährliche Perletzungen und wurde bewußtlos ins Neuköllner Krankenhaus überführt. Der Täter wurde festgenommen und in» Polizeipräsidium gebracht. Um einen Tote». Vor der Großen Potsdamer Strafkammer mußte sich der kommunistisch« Stadtverordnete Werkzeugmacher Richard Schultz aus Nowawes wegen übler Nachrede des Lehrers La Grange.der durch Selbstniord geendet hat, verantworten. Das Gericht unter Vorsitz von Landgerichtsdirektor Dr. Hellwig verurteilte den Angeklagten wegen übler Nachrede in einer Druckschrift zu z e h n Tagen Gefängnis. Der Vorsitzende hob hervor, daß ein Artikel im..Noten Pionier" dazu geeignet gewesen sei, die Ehre eine» Men« Ichen auf das schändlichst» zu mitzbrauchen. Eine Geldstrafe sei bei dieser schweren Beleidigung nicht am Platz«. lvttyVF-Mark-Gewlnn gc�ogen. Die Direktion der Preußisch-Süddeutschen Klassenlotterie teilt mit: In der gestrigen Ziehung fiel ein 100 000-Mark<Ge- n> i n n auf die Nummer 25? 250. Die erste Abteilung wird in Achtellosen im Rheinland , die zweite in Viertellosen m Han- nooer gespielt.
Zrlm ohne ni Auswirkung dar neuen Notverordnung: Ausgleich das ütats unmöglich
Der Lberbürgermcisker schlägt der Stadlverordnetcnver- sammluag vor. die Festsetzung des haushsllsxlanes bis zum Sepkember zu vertagen, da schon seht feststeht, daß ein Aus- gleich des Etals mlt den vom Reich durch die Roloerordnung zur Verfügung gestellten Rliktcln selbst bei schärfster Spar- samkeit unmöglich ist. Zu all der Erbitterung, mit der die Notverordnung des Kabi« netts der Barone von den unmittelbar davon betroffenen breiten Volksschichten aufgenommen worden ist, tritt die Enttäuschung aller deutschen lZemeinden, insonderheit der Groß, und Industriestädte. die eine durchgreifende Hilfe in ihren Finanz- und Kassennöten von dieser Notverordnung erwarteten und erwarten dursten. Wenn schon auf dem Gebiet des Unter st ützungswesens wieder Flick- werk statt Reform beabsichtigt war, so mußten die Flicken wenigstens ausreichen, um die schon jetzt deutlich sichtbaren Löcher in den Haushalten der Gemeinden zu stopfen. Das ist aber in keiner Weise der Fall. Schon jetzt kann gesagt werden, daß Berlin mit den ihm zur Verfügung gestellten Mitteln seinen Etat nicht balancieren kann. Selbst wenn die Durchführungsbestimmungen, die bei der vorliegenden, nur ganz und gar skizzenhaften Verordnung die Hauptsache sein werden, in allen Details zugunsten der Gemeinden ausfallen sollten, bleibt doch abermals ein Defizit von vielen Mil- lionen. Das kann nicht Wunder nehmen bel der rohen und ober- flächlichen Schätzungsmanier der R e i ch s r e g i e r u n g, hie aus der Notoerordnung selbst ersichtlich ist und die der R e i ch s- finanzminister vorgestern noch unterstrichen hat, als er auf einer Pressebesprechung da» Zahlenwerk der Verordnung zu be- gründen verbuchte. Wenn man von der Unterstützungssumme des Vorjahres als Grundlage ausgeht und darüber hinaus lediglich das Gesamtdefizit der Gemeinden im Vorjahre in Betracht zieht, so bleibt der riesige erhöhte Cinnahmeausfall der Städte im laufenden Jahre, der doch nicht nur die Ueberweisungssteuern be« trifft, völlig unberückfickitigt. Für Berlin find das allein SO Millionen, die der Voran- schlag für 1332 an Steuereinnahmen weniger einstellen muß als der Etat für 1931. Und hierzu treten die verminderten Einnahmen aus den städtischen Betrieben. Demgegenüber berechnet das Preußisch« Finanzministerium den gesamten Zuschuß für Berlin aus dem Suboentionsfond? der neuen Reichsnotoerordnung auf nur 96 Millionen, wovon unter Umständen noch«in Abzug für den zehnprozentigen Ausgleichsfonds, dessen Einrichtung den Ländern
gestattet ist. abgehen soll. Das ist noch nicht einmal eine Sertoppw lung der Summe, die die Stadl im Vorjahr erhalten hat um die schon damals unter ungleich besseren Gesamtoerhaltnissen nicht au-- reichend war. Die Wohlfahrtsausgaben betragen bekannt- lich in Berlin allein 404 Millionen in diesem Etatssahre. Di» Zahl der Wohlfahrt-erwerbslosen. die au-ichließuch aus städtischen Mitteln unterstützt werden müssen, hat 280 000 überschritten, �rchan aus diesen wenigen Zahlen ist zu erkennen, daß das Defizit von 113 Mil- lionen aus den Mitteln, die die neue Notverordnung über das Vor- jähr hinaus zur Verfügung stellt, keinesfalls gedeckt werden kann. Und Mag! st rat und Stadtverordnetenversamm« lung sind sich in ihren langen Etatsberatungen darüber jedenfalls einig geworden, daß weitere Einschränkungen der Ausgaben schlsch- terdings nicht mehr verantwortet werden können. Jede Nachprüfung des Berliner Etats wird dasselbe Ergebnis haben. W c lange wird es noch gehen? So ist es zu verstehen, wenn der Mogistrat setzt der Stadt- verordnetenoersammlung empfiehlt, den Etat vorläufig nicht zu verabschieden, sondern zunächst die Aussührungs- bestimmungen der Notverordnung und die Entwicklung der nächsten Monate abzuwarten. Ob dte Stadtverordnetenversammlung diesem Vorschlage folgen wird, dürfte sich noch in dieser Woche entscheiden. Der Magistrat empfiehlt, lediglich die Höhe der R e a l st e u e r n durch einen Beschluß beider städtischen Körperschaften festzusetzen, um ein Eingreisen des Oberpräsidenten zu vermelden, das sonst nach dem Gesetz erforderlich wäre, da diese Steuern sür das laufend« Jahr bis zum 1. Juli spätestens beschlossen sein müssen. Die Haushaltwirtschaft soll dann nach dem Vorschlag de- Magistrats unter Zugrundelegung des Eiatsentwurfes weitergeführt werden, wobei Kurzungen, die der Haushalt-ausschuß der Stadtverordneten- vcrsamTÜlung bereits beschlossen hat, berücksichtigt werden sollen. Wie lange das Provisorium andauern muh, läßt sich noch nicht überblicken.-' Es steht fest, daß die Reichsnotoerordnung die erhoffte aus- reichende Hilf« für die bedrohliche Finanzlage der Städte und Ber- lins im besonderen nicht bringt, und daß auch die erwartete Erleich- terung der Kasienlage durch entsprechende Maßnahmen des Reiches nicht eintreten wird. Berlin muß also versuchen, solange e e geht, weiterhin aus eigener Kraft durchzukommen. Es ist aber sich und seiner Bevölkerung schuldig, laut und vernehmlich auf die- jenigen hinzuweisen, die die Verantwortung für alle Ge- fahren tragen, die sich aus dieser Sachlage entwickeln können.
Liste„Gchulaufbau". Naziporole lautet: Chriftlich-unpolitifch. Nach der Gründung der nationalsozialistischen Elternbiinde r.ar damit zu rechnen, daß die Nationalsozialisten bei den Elternbeirats« wählen mit eigenen Listen auftreten würden. Wie die Christlich - Unpolitischen melden, wird das auf besondere Anweisung aus Mün« chen nichtges ch ehe n. Die Nationalsozialisten gaben ki» Parole aus: Wählt christlich-unpolltisch. In ihren Bersammlungen arbeiten sie bereits nach dieser Parole. Ihre Agitation ist auch hier noch zügelloser als bisher. Alle Lügen und Verleumdungm. die früher von chrisllich-unpssitischer Seite gegen die weltlichen Schulen verbreitet wurden, werden wieder aufgegriffen, Verdrehungen und Entstellungen moderner Schularbeit sind der Inhalt der Referu« der Naziredner, der.Kampf gegen das System" die stets wiederkehrende Floskel. Die Nationalsozialisten treten auch im christlich- unpolitischen Elternbund, der bisher eine Domäne der Deutschnationalen war, das Erbe der Deutschnationalen an. Kein denkender Arbeiter, kein Republikaner darf die Christlich- Unpolitischen unterstützen. Wir bringen nachstehend eicke Probe aus den Nazi-Flugblättern:„Marxistische Aersuchsschulen mit den Ten- denzen einer„freien Entwicklung vom Kinde aus", mit dem-.ffen ausgesprochenen Gedanken der Familienzersetzung, der Religions- Verhöhnung und des Landesverrats haben keinen Platz mehr im beut- schen Leben der Zukunft! Das Ziel aller Erziehung liegt in der Bedeutung des Rassischen, in der Bedeutung der Führerpersönlich-
keit und im völkischen Wert der Wchrhaftigkett! Reinigt da» gesamte Erziehungswesen vom Marxismus!" Kurz und bündig heißt das: Erziehung zum Kanonen- f u t t e r, zum gehorsamen Untertanen, zur Unter- werfung unter„gottgewollte Abhängigkeiten". Arbeitereltern, erkennt die Gefahr! Wer christlich-unpoli- tisch wählt, wählt Nazis! Gebt die Antwort durch Auf- stellung von Listen„Schulaufbau". heule ist der lchle Termin! Die Listen müssen heute abend beim Wahloorstand(nicht beim Schul- leiter!) eingereicht sein. An jeder Schule eine Liste»Schulaufbau�.
„Razzia im Lunapark." Die Berliner Kriminalpolizei hat sich wieder einrn il angesagt und läßt wie alljährlich am kommenden Sonnabend. dem 18. Juni, nachmittags im Lunapark vom Publikum wieder drei„schwere Jungens" suchen. Jeder B-sucher erhält einen Steck- bries mit Bildern, mit dem er sich dann auf die„Verbrecherjagd" ike- geben kann. Für die besten Ergebnisse sind insgesamt 1000 Mark Belohnung ausgesetzt. Bisher haben die Berliner, insbesondere die Berlinerinnen, eine bemerkenswert gute Spürnase gezeigt. Einmal waren es fünf, einmal acht und einmal sogar zwanzig Glückliche, die sich die Belohnimg teilen konnten. Der Eintrittspreis beträgt dies-. mal nur 75 Pfennig. Neben dem unterhaltsamen Wettbewerb gibt' es noch ein Feuerwerk, ein Konzert des Blasorchesters der Kriminal- Polizei und zahlreiche artistische Sensationen.
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„Gegen Juden und Pfaffen allemal, allemal!" Pater Pirmin räuspert sich, irgendwie ist ihm etwas in den Schnaufhals, statt in den Schluckhals gekommen. Schließ- lich, nach zwei, drei guten Zügen Hambacher, hat er wieder die Stimme frei: „Noch am gleichen Tag ward der Schellenkönig dem Meß- kircher Nat zur Sühnung behandet:— Wie kommst du dazu, an unfsrm Heiland grußlos vorüber zu gehn? fragt ihn der Offizial. Wißt ihr, was der oerrückte Hund für eine Antwort gab?— Lielwsrte Herren, sagte er, was sollte ich da erst noch groß meinen Judenhut ztehn? Ich kenn ja euern Heiland noch aus der Zeit, da, er ein Zwetschenbaum war!" „HaHaHa! Hahaha!" „Ihr lacht, obgleich ihr unjüdisch seid! Auf alle Fälle, das kann ich euch sagen, ist dem Schellenkönig das Sachen bitter geworden. Heut tn der Früh, eine Stunde nach Auf- gang der Sonne, mußte er hangen. Doch alles, was recht ist, er erwies sich gegen uns Christen als Schalt bis zur letzten Sprosse der Galgenleiter. Wißt ihr, was er gesagt hat, als er zu oberst stand? Letzt alles, nur keinen Fehltritt, Gan- gölfchenl' Aber da hatte ihn auch schon Meister Philipp am Wickel." „Du sagtest doch vorhin, er sei als versöhnter Christ zum Himmel gefahren?! Wie reimt sich das mit seiner Schallhett zusammen?" „Als Christ ganz gewiß, denn im gleichen Augenblick, als ihm der Henker den Sack über den Kops zog, Hab ich ihm die Nottaufe gegeben!" „Das heiß ich den Teufe! geprellt!" „Das ist vernünftig geredet, Stössi. Teufel und Welt will beschissen sein, wozu saß ich sonst hier?!"
„Brav, daß wir's wissen!" lacht der Schneizenhöfer.„Aber jetzt ruhig im Geist! Wirt komm her, hier klingelt Getdl" ,Lo. mer wend go!" sagt der Schaffhauser. IS. Die Wirkung der beiden letzten Klopferschläge auf das Durcheinander der böhmischen Herren ist verblüffend. Wie ein Tier, dem das Zuhaumesser des Metzgers die Gelenksehnen kappt, kippt plötzlich der Lärm um. Dieser über- gangslose Absturz vom vollsten Tumult in beinahe gvttes« häusliche Stille hat etwas Unnatürliches und Beängstigendes. Jeder Laut von der Diele her ist im Saale zu hören und nimmt in den überreizten Nerven der Lauschenden gigantische Formen an: der Schlursschritt des Esels, sein heiseres„Wer da?", der verrostete Schlüssel im Schloß, das Kreischen des Tors, das Wiederzuschließen und nachfolgende Einhängen des Balkens. Aller Augen sind gespannt auf die Tür gerichtet. Was für Ungutes wird kommen? Ein Stadtwappner? Ein Bote aus des Königs Kanzlei? Em Läufer der Väter? Doch die Herzen haben sich umsonst geängstigt, der zurück- gehaltene Atem kann wieder frei aus der Brust, Peter tritt ein, Kepkas Notar. „Herren!" sagt er hastig an Stelle einer Begrüßung, „was macht ihr für einen Heidenradau! Ich Hab euern Lärm schon vorn in der Gasse gehört! Dabei ist ein solcher Aufwand an Aufregung gar nicht mehr nötig! Was wir wollen, wäre geschafft!" „Nicht möglich!" „Es ist doch möglich! Diese Nacht noch wird Hu? frei!" „Wie ist..." „Nein, setzt mir nicht mit Fragen zu, jetzt nicht! Laßt euch an der Tatsache genügen, die spricht für sich selber. Mor- gen. wenn nach Sonnenausgang die Tore geöffnet werden, ist Hus bereits zwei Mellen aus der Stadt und in gutem Schirm auf dem Wegs nach Böhmen !" „Bruder, sag's nochmel!" „Hus frei und auf dem Wege nach Böhmen !" „Gott sei's getrommelt und gepfiffen!" jubelt Zista, „Langes Laster, wie hast du das in deinem Adookatenhirn bloß geschafft?! Sofort beichte, oder ich werde dich küssen!" Peter lacht: ,Lch bin kein Vartfreund! Dann lieber gebeichtet. Aber
es ist wenig, nur dies!" Dabei machte er mit Daumen und Zeigefinger die Bewegung des Geldzählens.„Ich habe zum Glück eine Wallpforte erkundet, von wo aus die sonst un- erstürmbaren Zinnen dieses Konziliums zugänglich find. Die Einzelheiten werdet ihr erfahren, sobald ich mit der Umlags komme. Herren, tut morgen Geld in den Beutell" „Ich pflastere gerne ganz Konstanz mit Gold aus, wenn ich's vermöchte: nur hätt' ich den einen Wunsch, zur Stunde, da Jans Flucht bekannt wird, den Vätern in die verdutzten Bartwiesen zu sehen!" „Nichts leichter als das Herr Kepka. Gehe morgen in der Frühe, wenn die Glocken zusammenlämen, zur Sitzung ins Münster !" „Topp, wird gemacht! Wer kommt mit?" «Ich! Ich! Ich!" schreien alle. „Pst!" mahnt der Notar.„Nun eines, liebe Herren: Schweigen, Geduld und ruhiges Blut, und noch vor dem Nachrruf der Scharwache ins Quartier! Ich habe eine Ahnung, als ob es für jeden von uns gm sein würde, sich über seinen Verbleib in dieser Nacht ein paar einwandfreie Zeugen zu beschaffen." Kepkas Rat leuchtet ein. Sochzelinmal im Verlauf der nächsten Stunde schließt der Esel das Haustor auf und schaut prüfend in die dunkle Gasse. Sechzehnmal sagt das grämliche Gesicht:„Die Luft ist rein!" Seckzehnmal löst sich ein Schatten vom Haus und strebt mit raschen Schritten nach der belebteren Straße. Aber keiner dieser Schatten wird inne. daß ihm schon zwei Hausbreiten wester ein anderer Schatten folgt, getreu wie fein eigener. Peter, der Notar, kundig des Instruments der Prozesse, hätte den Herren gar nicht ans Herz zu legen brauchen, sich für diese kritische Nacht ein Alibi zu schaffen. Diese Sorge hat ihnen der Vogt der guten und getreuen Stadt Konstanz abgenommen. Sein Betrieb ist auf der Höhe, nicht einmal der Spitzeldien't der Kurie arbeitet besser. Ob Hans Hagen mit dem Dürgsrmei'ter im Rotskeller sitzt, ob er nachher ban- kettiert an König Sigmunds Tischen, er mag ruhig seinen Becher schwenken und heben, er weiß morgen, sobald er aus die Vogtei kommt, genau, wa und wie jeder der böhmischen Herren die Nacht vom fünften zum sechsten Juli verbracht hat. Wenn er will, kann er Herrn Iindrich sogar die ander:- halb Stunden im Lordell der Italienerinnen neben dem Schottenkloster vorrechnen. iForlsetzung folgt.)