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Morgenausgabe

Nr. 283

A 143

49. Jahrgang

Böchentlich 75 Bt. monatlich 3,25 M ( davon 87 Pf. monatlich für Zuftel lung ins Haus) im voraus zahlbar Postbezug 3,97 M. einschließlich 60 t Bestzeitungs- und 72 Pf. Postbestellge Suhren. Auslandsabonnement 5,65 m pro Monat; für Länder mit ermäßig tem Drucksachenporto 4.65 M

Der Borwärts erscheint wochentäg lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin  und im Handel mit dem Titel Der Abend". Jllustrierte Sonntagsbeilage Boll und Zeit"

Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

Gonnabend

18. Juni 1932

Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.

Die einspalt. Millimeterzeile 30 t Reklamezeile 2.- M. Kleine An geigen" das fettgedruckte Wort 20 Pf. ( zuläffig zwei fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Pf. Rabatt It. Tarif Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Millimeter zeile 25 Pf. Familienanzeigen Milli. meterzeile 16 Pf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3. wochentäglich von 8 bis 17 Uhr Der Verlag behält sich das Recht der Ab lehnung nicht genehmer Anzeigen vor!

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Reichsbanner marschiert!

Nichts für uns

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Die Bundesleitung des Reichsbanners Schwarz- Rof- Gold veröffentlicht folgenden Aufruf:

In allen Ortsvereinen sind die Schukfor. mationen sofort neu aufzustellen. Der Auflösungsbefehl vom 14. April d. J. wird hiermit widerrufen, die Organisationsbestimmungen treten wieder in Kraft. Bis Sonntag, den 26. Juni, muß überall im Reich der Stand vom 13. März 1932 wieder hergestellt und jede Formation zur Ueber nahme neuer Aufgaben bereit sein. Die am 8. Mai angeordnete Mitgliedersperre ist aufgehoben. Mitgliederwerbung für die Stammformationen ist mit Nachdruck sofort zu beginnen, alle Vorbereitun gen für die Neuaufstellung von Schuhformationen find unverzüglich zu treffen.

Die

Tausende und aber tausende junger Männer sind in den Organisationen der Eisernen Front. Wir rufen ihnen zu: Euer Platz ist jetzt in den Schutz formationen!

Kameraden! Es war nicht unser Wille, eine neue Mobilisierung der Schufo durchzuführen. Wir sind und blei­ben Gegner jeder Art von Privatarmeen. Nicht, um selbst Staatsgewalt zu sein, haben wir uns zusammengeschloffen. Unser Ziel war und bleibt:

die Autorität der deutschen Republik nach außen und nach innen zu stärken und zu festigen.

Bir fennen aus der Erfahrung von mehr als zehn Jahren die Gefahren, die dem Staat und jedem einzelnen Bürger aus der Duldung privater Armeen drohen. Aus dieser Erkenntnis haben wir, als der Herr Reichspräsident auf Anraten der Regierung Brüning- Groener- Dietrich die Auf­lösung der ,, nationalsozialistischen" Privatarmee anordnete, auf der Stelle unsere Schutzformationen aufgelöst. Wir lebten der Hoffnung, endlich uns ganz aufbauender Arbeit widmen

zu können.

Auf Grund privater Parteiabmachungen hat die Regie­Reichspräsidenten den nach unserer Ueberzeugung verderb lichen Rat gegeben, die Privatarmee eines Mannes wieder erstehen zu lassen, der schon einmal, im Jahre 1923, den Bürgerkrieg entfesselte. Mißbrauch der Demokratie ist die Grundlage der sogenannten national sozialistischen Bewegung. In Theorie und Praris ist Gewalt anwendung gegen Staat und Bürgerschaft die Aufgabe, die ihrer Parteiarmee gestellt ist.

rung von Papen, von Gayl, von Schleicher dem Herrn

Wir lassen uns im Gebrauch unserer Bürger rechte durch organisierten Terror nicht beschrän fen. Wir nehmen alle Rechte in Anspruch, die irgendeiner anderen politischen Gruppe gegeben werden.

Die Nationalsozialistische Partei und ihre Armee, aus­gerüstet und ausgehalten von privatkapitalistischen Inter­essentengruppen, zerspaltet die deutsche Nation, zerbricht echte nationale Willensbildung nach außen und nach innen. Die volle Verantwortung für die aus der Eristenz und der Be­tätigung einer Privatarmee notwendigerweise entspringenden Gefahren für das ganze deutsche   Volk trifft die gegenwärtige Reichsregierung.

Hohn und Spott für die Hungernden und Darben­den in Deutschland   ist es, wenn den Kriegsbeschädigten, den Witwen, Waisen und Invaliden die Bezüge gekürzt, die Er­werbslosenunterstützungen herabgesetzt, Löhne und Gehälter wieder und wieder abgebaut werden; wenn versichert wird, daß die Steuerkraft aller Schichten des Volkes erschöpft jei und dennoch eine Gruppe politischer Interessenten in der Lage ist, Millionen summen aufzubringen, um ihre Privat­armee mit neuen Paradeuniformen auszurüften! Gegen das Paradieren sehen wir den Willen, die furcht­bare Wirtschaftskrise zu überwinden.

Gegen die Berschwendung von Geldern, die der Bolfs­wirtschaft entzogen werden, setzen wir

den Ruf nach Arbeit.

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alles für die deutsche Republik!

Gegen die Organisation einer Terrorarmee setzen wir den Entschluß, die neu entstandene Bürgerkriegspsychose zu brechen.

Zusammenschließen, Kameraden! Härter die Faust um den Fahnenschaft! Hoch die Fahne Schwarz­rotgold! Nichts für uns! Alles für die deutsche  Magdeburg  , den 18. Juni 1932.

Gegen die Zerspaltung der Nation setzen wir die Liebe Republik  ! zum deutschen   Bolk.

Gegen das Wortchriftenfum sehen wir die fäfige Hilfe für die Mühseligen und Beladenen.

Gegen die Herrschsucht von Interessentenklüngeln steht unsere Bereitschaft zum Dienst am Bolksganzen!

Die Bundesleitung des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold 3. A. Karl Höltermann  .

Eiserne Front für Einheitsfront!

Gegen unehrliche Einheitsfrontmanöver.

Die Berliner   Ortsvorstände der Sozialdemokratischen, das Berbot soll die Kampfmobilisierung der Arbeiter gegen die Partei, der Gewerkschaften und des Reichsbanners erhielten gestern folgendes Schreiben der Berliner   tommunistischen Bezirksleitung:

In dem Bewußtsein, daß ein gemeinsamer Aufmarsch der Arbeitermassen in Berlin   ein Schlag gegen den Faschismus ist und die Kampffraft des Proletariats bedeutend stärkt, haben wir in unserem Aufruf vom 16. Juni allen Arbeitern und Organisationen eine gemeinsame Demonstration vorgeschlagen unter den Losungen: Nieder mit der faschistischen Reaktion!

Fort mit der Bapen- Regierung!

faschistische Reaktion erschwert werden. Wir fordern Sie auf, im Interesse der Verstärkung des Massenkampfes gegen den Faschismus die Forderung der Massen der Arbeiter auf sofortige Freigabe der Massendemonstrationen für alle Organisationen, die bereit sind, gegen den Faschismus zu kämpfen, zu unterstützen. Im übrigen erinnern wir daran, daß in der Vorkriegszeit die Sozialdemokratie unter ähnlichen Bedingungen eines Demonstrationsverbotes in Berlin   das Recht der Arbeiter auf die Straße durchgesetzt hat.

Angesichts der Notwendigkeit, auf Grund der Notverordnung der Papen   Regierung, möglichst schnell die meiteren Rampfmaß­Gegen den imperialistischen Krieg, für die Berteidigung der nahmen durchzuführen, erwarten mir Ihre Antwort bis Sonnabend, den 18. Juni, mittags. Sowjetunion  !

Dieser Vorschlag stimmt überein mit dem Willen der Arbeiter. massen in den Betrieben, an den Stempelstellen, in den Arbeiter vierteln, der in zahlreichen Beschlüssen der Arbeiter zum Ausdruc gekommen ist.

Die Eiserne Front antwortet:

Die Kampfleitung Berlin   der Eisernen Front er teilte darauf diese Antwort:

Sie haben an alle Organisationen der Eisernen Front( Sozial­demokratische Partei Deutschlands- Allgemeiner Deutscher Gewerk­

Wir erfahren inzwischen, daß die preußische Regierung formell Diese Maßnahme der das Demonstrationsverbot aufrecht erhält. preußischen Regierung dient lediglich dem Faschismus, denn durch schaftsbund AFA- Bund- Reichsbanner) unter dem 16. Juni 1932

Die Antwort an Hindenburg  .

Uniformierte SA.   überfällt Polizei.

Am Hindenburgdamm in Lichterfelde   wurde gestern nachmittag ein Polizeibeamter, der sich auf einer Streife befand, plötzlich von 25 uniformierten Nationalsozialisten umringt. Die Angreifer machten Anstalten, den Beamten niederzuschlagen. Einer der Angreifer rief: ,, Schießt ihn herunter!" Als der Beamte nach seiner Dienstwaffe griff, flüchteten sämtliche Angreifer auf bereitstehenden Motorrädern. Der Schupobeamte hatte am Tage zuvor mehrere Hitler. Krafeeler festgenommen.

Einer der Haupttäter ist von dem überfallenen Schupobeamten erkannt worden.

Straßenerzeffe in Breslau  .

Breslau  , 17. Juni.  ( Eigenbericht.) Die Aufhebung des SU- Berbots hat in Breslau   zum fofortigen Wiederaufleben der nationalsozialistischen Exzesse in der Innenstadt geführt. Außer zahlreichen fleineren Trupps zog in den Bormittagsfunden eine kolonne von etwa 300 uniformierten SA.- Leuten, feldmarschmäßig ausgerüstet, den Sturmriemen her­untergezogen, unter Borantritt einer Musikkapelle, in den Straßen umher. Neben dem Trupp strömten Hunderte von weiteren S.­Leuten, die die Paffanten auf den Bürgersteigen regelrecht terrori­fierten. Einem Berkehrsschuhmann, der den Nazitrupp in eine Seitengaffe ablenken wollte, rief das Hakenkreuzgesindel zu: schlagt das as tot, wenn er die Straße für die S2. nicht freigibt. Schließlich nahmen der Gauführer der schlesischen S2. sowie der Gauleiter der Nazis für Schlesien   und die Reichstagsabgeordneten Heines und Brückner vor dem Gebäude der Niederschlesischen Provinzialverwaltung den Vorbeimarsch ihres de­monstrierenden Trupps ab. Obwohl es dabei zu erheblichen Ber­fehrsstörungen fam, fchrift die Polizei nicht ein. Ebenfalls am Freitagvormittag wurde in der Schweidnißer Straße gerade unmittelbar vor dem Polizeipräsidium ein jüdischer Leichenzug von Nationalsozialisten angepöbelt. Die Hafenkreuzler riefen:" Da hauf ichon einer ab nach Palästina, die anderen kommen bald nach."

ein gleichlautendes Schreiben gerichtet, auf das wir Ihnen hiermit im Auftrage aller Empfänger Ihres Schreibens folgendes ani­worten:

Die in der Eisernen Front vereinigten Organisationen stehen grundfäßlich auf dem Standpunkt, daß eine Einigung des Proletariats mehr denn je notwendig ist. Die faschistische Gefahr erfordert diese Einigkeit. Dieser faschistischen Gefahr kann aber nur begegnet werden, wenn ein ehrlich ge­meinter Einheitswillen vorhanden ist. In dem Führerappell der Eisernen Front am 9. Juni d. 3. haben unsere Genossen Künstler und Aufhäuser auf die Möglichkeiten für alle proletarischen Organi­fationen hingewiesen, den Einheitstampf gegen den Faschismus zu führen. Als Voraussetzung hierfür sehen wir an,

daß die Angriffe der Kommunistischen Partei gegen unsere Organisationen und ihre Führer eingestellt werden.

Sie beziehen sich in Ihrem Schreiben vom 16. Juni auf den am gleichen Tage in der Rolen Fahne" veröffentlichten Aufruf. Diefer Aufruf enthält im Gegensatz zu Ihrem Einheitsfrontangebot eine große Häufung unberechtigter und verletzender Angriffe gegen unsere Organisationen, ihre Funktionäre und Führer. Angriffe, die einen ehrlichen Willen zum gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus

nicht erkennen lassen.

Wir sind mit Ihnen der Auffassung, daß das Demonstrations­verbot aufgehoben werden muß. Unsere dahingehenden Forderungen haben wir bei den verantwortlichen Stellen bereits unterm 15. Juni d. 3. erhoben. Ihre seit Jahren betriebenen Verfuche zur Zer­d. 3. erhoben. Ihre seit Jahren betriebenen Verfuche zur Zer­fehung und zerreißung der starken Arbeiterorganisationen, 3hr Zusammengehen mit den Faschisten in und außerhalb der Parlamente, Ihre Versuche zur Zersehung der freien Gewerkschaften durch die RGO., Ihre Parole:" Severing gleich Hitler   und die Sozialdemokratie ist der Hauptfeind" haben bisher den notwendigen Einheitskampf gegen den Faschismus unmöglich gemacht.

Die Eiferne Front sieht keine Hinderungsgründe für ein einheit­liches Vorgehen, wenn Sie die im vorstehenden Schreiben ge­wünschten Boraussetzungen ehrlich geschaffen haben.

Die beabsichtigte Gründung der Partei der Mitte scheint end­gültig gescheitert zu sein. Der eingesette 2ftionsausschuß für die Gründung der neuen Partei hat nichts mehr von sich hören laffen.