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Schandurteil in Danzig  .

Der Mörder von Neuteich   freigesprochen.

Danzig  , 17. Juni.  ( Eigenbericht.) Ein unerhörfes Urteil wurde heute von dem Danziger Schwur­gericht gefällt. Der SS.  - Führer Rudzinski aus Neuteich  , der am 3. Mai den fozialdemokratijgen Stadtverordneten Gruhn auf offener Straße erschoß, murde von der Auflage des Totschlages freigesprochen.

Nachdem Gruhn von zwei SS.  - Leuten zu Boden geworfen morden war, hatte Rudzinski auf den unmittelbar por ihm Siegenden vier Schüsse abgegeben, die ihn sofort töteten. Gestüt auf das Gutachten von zwei Aerzten, nach deren Ansicht Rudzinski fich unter dem Einfluß von Aliphol befunden haben soll, billigte das Gericht dem Angeklagten für den Augenblick der Tat den§ 51 zu.

Rudzinski war zwar, wie einige Zeugenoussagen ergaben, wenige Minuten vor der Tat so sehr im Besiz seiner normalen Berstandeskräfte, daß er mit zwei Leuten eine längere politische Unterhaltung führen und diese Leute zum Eintritt in die NSDAP  . auffordern fonnte, auch war er unmittelbar nach der Tat durchaus fähig, die mord waffe zweckmäßig an einem geeigneten Drt 3u versteden. In dem zeitlichen Zwischenraum zwischen diesen beiden finnvollen und zwemäßigen Handlungen aber hat er sich nach Ansicht des Gerichts nicht im Besige der vollen Geistesfräfte befunden.

Rudzinski wurde nur wegen tätlicher Beleidigung der Frau des Ermordeten zu zwei Wochen Gefängnis perurteilt, die als durch die Untersuchungshaft perbüßt erachtet wurden. Sofort nach der Urteilsverfündung wurde Rudzinski aus der Haftent= laffen. Die Mordwaffe murde ihm belassen, dagegen wurde der Regenschirm, mit dem er die Frau des Ermordeten verlegt hatte, eingezogen. Die an der Mordtat beteiligten SS.  - Beute wurden frei­gesprochen, da sie sich in Notwehr befunden haben sollen. Dieser Urteilssprach, der dem Rechtsempfinden der Bepölferung ins Gesicht schlägt, hat hier große Erregung hervorgerufen.

Schießerei in Hamburg  .

Zwei Polizeibeamte schwer verletzt.

Hamburg  , 17. Juni

Am Freitagabend gegen 7 Uhr ift es wiederum zu größeren Schießereien zwischen om muniffen und der Polizei ge­fommen. Besonders schwere Zusammenstöße ereigneten sich am Steindamm und Hansaplah.

Bei dieser Gelegenheit tam es zu einem wilden Kugelwechsel zwischen den kommunisten und der Polizei, bei dem zwei Beamte durch Rüden. bzw. Halsschüsse schwer verlegt wurden. Weiter trug eine Frau schwere Berletzungen davon. Fünf bis sechs Personen erlitten leichtere Verlegungen. Die Ruhe wurde durch Einfehung eines größeren Polizeikommandos wieder herge­ftellt. Die Polizei ist in höchfter Alarmbereitschaft. Eine Anzahl von Berhaffungen wurde vorgenommen.

Politische Ausschreitungen in West und Süd.

Effen, 17. Juni.

In Effen- West tam es gestern abend an verschiedenen Stellen bes Stadtteils zu leberfällen von bisher unbefannt gebliebenen Tätern, offensichtlich Anhängern der KPD., auf Nationalsozialisten. Ein Trupp von S.- Leuten murde von politischen Gegnern ange griffen und mehrfach beschoffen. Ein SA.- Mann erlitt durch einen Brustschuß schmere Berlegungen. Ein anderer SA..Mann erhielt einen Knieschuß. Die Täter find im Dunkel der Stacht unerkannt entfommen.

Stuttgart  , 17. Juni.  ( Eigenbericht.)

Die Radikalen von rechts und links haben den heutigen Tag in Stuttgart   zu Demonstrationen auszunügen versucht. Im An­schluß an eine am Bormittag von den Kommunisten veranstaltete Erwerbslosenversammlung fonnten die Zusammenrottungen mühelos zerstreut merden. Dagegen fam es am Nachmittag im Anschluß an eine von den Nationalsozialisten einberufene Erwerbslosenperjamm. lung zu verschiedenen Zusammenstößen und Schlägereien mit den Kommunisten. Ernstliche Verlegungen jollen dabei nicht nargetom­man sein. In den Abendstunden maren es wieder die Kommunisten, die in mehreren Vororten Stuttgarts Demonstrationsversuche per­anstalteten. Dabei fam es in Heßlach zu heftigen Zusammenstößen mit den Hafenkreuzlern, die zum ersten Male wieder in ihren braunen Uniformen herumliefen, und sich sehr herausfordernd be­nahmen. Die Polizei mußte mehrere Berhaftungen vornehmen.

Auch Hamburg   sorgt vor.

Demonftrationsverbot bleibt bestehen.

Hamburg  . 17. Juni.  ( Eigenbricht.)

Das Demonstrationsperbot in Hamburg   wird zu nächst aufrechterhalten. Die Polizeibehörde macht in lleber einstimmung mit der Auffaffung des Reichsministers des Innern barauf aufmerksam, daß durch die Motverordnung vom 14. Juni 1982 die Befugnis der Länder, Berbote von Umzügen und politischen Demonstrationen nach Artitel 123 bjag 2 der Reichsverfaffung aufrechtzuerhalten oder zu erlassen, nicht berührt werde.

Der Baron vom Herrenklub.

,, Da wir in Preußen kaum zu einer Rechteregierung kommen werden, so flevere ich auf Reichskommiffar los."

( v. Alveneleben, Gründer des Deutschen Herrenklubs  , an seinen Freund, Devisenschieber und Rapitalflüchtling v. Kleefeld.)

HOTEL BEAURIVAGE  

HELVETIA

TERMINUS

HOTEL MAJESTIC

W

Geduld, ihr Lieben. Erft muß ich noch Reichskommissar über Preußen werden, dann dent' ich auch an euch!

Ad

Das Geständnis der Zolerierung.

Goebbels   ordnet an: über Papen   darf nicht geredet werden!

Die sozialreaktionären Taten der Regierung Papen   find von der Mazipreffe mit betretenem Schweigen beantwortet worden. Keine Zeifung und fein Redner des Ober- Diaf hat es gewagt, die ungeheuer­lichen Maßnahmen des Kabinetts der Barone gegen die Maffen der merftätigen Bevölkerung beim rechten Namen zu nennen. Daß diefes Stillschweigen auf allerhöchste Anordnung erfolgt, dafür liefert ein vertrauliches Rundschreiben des Reichspropagandaleifers der NSDAP  . Dr. Josef Goebbels   den Beweis. Das Schreiben hat folgenden Wortlauf:

Zur vertraulichen Kenntnisnahme an alle Parteiſtellen! Bei der Propaganda für die bevorstehende Reichstagsmahl, der die Bedeutung einer Entscheidungsschlacht zukommt, ist oberstes Gebot aller Parteistellen, der Redner mie der Preffe, unter allen Um ständen zu verhindern, daß den mit der Mißpirtschaft der legten 13 Jahre aufs schwerste belasteten Parteien auch mir die geringste Möglichkeit geboten mird, nach der Methode ,, Haltet den Dieb" die Frage der Berantwortung zu verschieben.

Tätigkeit des Kabinetts von Papen, sondern über die Laten jener Regierungen und Parteien, die verantwortlich sind für das No­nemhernerbrechen von 1918 und die von da ab his heute als System die Berantwortung für den größten historischen Zu sammenbruch der lezten Jahrhunderte zu tragen haben.

Wir fordern Abrechnung mit den Verantwortlichen für die 13 Jahre hinter uns, feineswegs aber, wie die Propaganda der Gegner vortäuschen möchte, über die notwendigen Hebergangs mochen des Kabinetts von Papen.

Jede Diskussion über das Kabinett bon Pagen hat seitens aller Parteistellen in diesem Wahlkampf zu unterbleiben, um jedem derartigen Versuch unserer Gegner von vornherein die Spike ab zubrechen. gez. Dr. Goebbels  , Reichspropagandaleiter."

Die Regierung Papen   beschert den Nofleidenden des deutschen  Bolkes die unerträglichsten Casten. Josef Goebbels   aber fommandiert fategorisch: Jede Disfuffion über das Kabinett Papen   hat zu unter­bleiben. So offenbart fich abermals mit aller Deutlichkeit der wahre

In diesen Reichstagswahlen wird nicht abgeurteilt über die Charakter dieser angeblichen Arbeiterpartei!

Gelegenheit, diese Erklärung des Naziführers, durch die die Absichten der nationalsozialistischen Partei deutlich offenbart werden, noch ein mal ausdrücklich festzunageln. Auf die energische Aufforderung, sich flar und unzmeideutig über die Stellung der NSDAP  . zur Polizei zu äußern, fah sich Stamer dann veranlaßt, zu erklären, daß seine Fraktion gegen die gemeindlichen Zuschüsse zu den Polizeikosten sei, meil die Polizei ausschließlich Aufgabe des Staates fei. Aufgefordert, seine Erklärung über die Stellung der SU. zu wiederholen, rief Stamer unter lauten Hört- Hört- Rufen der Linken dann aus:

Jawohl, in einem nationalsozialistischen Preußen wird die Es besteht demnach für Hamburg   das von der Polizeibehörde am 13. Juli 1931 erlassene allgemeine Demonstrationsverbot un Polizei aus der SA. gebildet werden! Natürlich auf streng gefeh­Derändert meiter. Die Polizeibehörde hat, wie bei früheren lichem Wege!" Damit hat der Nazifraktionsführer und Mitglied der Nazi­politischen Wahlen, auch für die kommenden Reichstagswahlen in Aussicht genommen, in den letzten zwei Wochen vor den Reichstagsfraktion des aufgelöften Reichstages, der sicherlich über die internen mahlen Erleichterungen vorzunehmen und den Parteien Demon- Beratungen informiert ist, die Raze aus dem Sad gelassen. ftrationen zu ermöglichen.

GA. foll preußische Polizei werden. Nazi- Fraktionsführer läßt die Kaße aus dem Gad.

Hamburg  , 17. Juni.  ( Eigenbericht.)

Ein bemerkenswertes Eingeständnis ist am Donnerstag abend in der Sigung der städtischen Kollegien zu Altona   von dem Führer der nationalsozialistischen Fraktion und Mitglied und über die Pläne, die die Nationalsozialisten mit dieser Bürger­friegstruppe verfolgen, abgelegt worden.

des bisherigen Reichstages Stamer über die Rolle der SA  .

In der Besprechung eines fommunistischen Antrages, die Zahlung der gefeßlich festgelegten gemeindlichen Zuschüsse zu den Polizeitosten zu streichen, erflärte Stamer, daß seine Fraktion diesem Antrage zu ft immen werde. Auf den Zuruf des sozialdematra tischen Frattionsführers Richter, ob er diese Stellung auch ein­nehmen werde, wenn etwa ein Rationalsozialist preußischer Minister präsident werde, molte sich Stamer zunächst ausschweigen, plagte aber dann mit der Erflärung heraus: Uns wird die SA. genügen!"

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Da diese Erklärung in der herrschenden Unruhe ziemlich unter gegangen war, nahm der sozialdemokratische Fraktionsporfigende

Die Hetze gegen Grzesinsti.

Den Nazis verhaßt, weil er die Gesetze schütt. Das Berliner   Naziblatt setzt seine verlogene Hege gegen, den Berliner   Polizeipräsidenten Grzesinski   munter fort. In größ ter Aufmachung auf der ersten Seite wiederhalt der Angriff" gestern feinen schon so oft geäußerten Wunsch, Albert Grzesinsti gestürzt zu sehen. Diesmal fordert man den Rücktritt des Berliner   Polizei­

präsidenten, weil er die Genehmigung für eine für den 28. Juni

geplante Kundgebung der Deutschen Studentenschaft   gegen Ver­ sailles  " im Lustgarten verjagt hat. Selbstverständlich wissen auch die Herren in der Redaktion des Angriff", daß in Breußen nach mie vor das Demonstrationsverbot besteht und daß Brzefinsti mit dem Berbot der geplanten Kundgebung nur seine gefegmäßig vorgeschriebene Pflicht erfüllt hat Der Angriff" aber fragt pathetisch, ob bas Hindenburg  - Rabinett der nationalen aber fragt pathetisch, ob das Hindenburg  - Kabinett der nationalen Konzentration diese Ungeheuerlichkeit widerspruchslos hin­nehmen will".

Eine ngeheuerlichfeit märe es allerdings gemejen, menn unter den bestehenden Gesezeszuständen irgendein Polizeis präsident anders gehandelt hätte, als es der Berliner Polizei präfident als hüter ber Staats autorität getan hat. Die

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neue Phase des nationalsozialistischen Hezfeldzuges tennzeichnet pon neuem die üble Absicht und die gemeine Bösmilligkeit, mit der hier gearbeitet wird.

Notverordnungsfeier.

Goebbels   läßt flaggen und will den, Borwärts" verbieten!

Die Notverordnungen der Regierung Papen­Schleicher haben die Hedemannstraße in Jubelstimmung verjeßt. Zur Feier der Herabsetzung der Kriegsbeschädigten­renten und der Wiederernennung des Hauptmanns Röhm zum Chef des Stabes der SA. hat Herr Dr. Joseph Goebbels  feinen Parteiuntertanen die Beflaggung ihrer Wohnungen mit Hakenkreuzfahnen anbefohlen. Zugleich verlangt Herr Goebbels   wir wissen nicht zum wievielten Male- ein Berbot des Vorwärts", diesmal, weil er die Aufhebung des S.- Verbots ,, ein Stück aus dem Tollhaus" ge nannt hat.

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Die Berbotshege gegen den Vorwärts", die übrigens von der ganzen Rechtspreise systematisch betrieben wird, ver­folgt das doppelte Ziel, die Regierung zu einer Dummheit zu verleiten und uns einzuschüchtern. Ob das erste Ziel erreich bar ist, fönnen wir nicht entscheiden. Das zweite ist es bestimmt nicht!

Hauptmann Röhm wieder Stabschef.

Der Chef des Stabes der S., Röhm, erläßt einen Aufruf, in dem er u. a. mitteilt, daß er durch das Vertrauen Adolf Hitlers   mieder als Chef des Stabes berufen und mit der Neuaufstellung der S.- und SS.- Gliederungen beauftragt worben sei. Auch der Reichsführer der SS., Himmler, gibt in einem Aufruf seine Wiederbetreuung befannt.

Hauptmann a. D. Röhm hat also noch wie vor das Vertrauen Adolf Hitlers  . Weber seine bekannten Neigungen, noch die fom­promittierenden Briefe, die er gefchrieben hat, haben daran efmas geändert. Hitlers   unerschütterliches Bertrauen" ist ber treffendste Ausdrud für den Geist, der die Leitung der Nationalsozialistischen  Bartei, der Partei ber fittlichen Erneuerung", befeelt.