SomialiUifche Akademiker Erinnerungen und Betrachtungen eines alten Parteigenoffen
Weit weniger als in manchen anderen Völkern— ich denke hier namentlich an Rußland und Italien — hat das Ringen des Prole- tariats um Leben und Lebenswerte bei den Studierenden und Stu- dierten im deutschen Volke Anteil gefunden. Hatte noch Adolf Strodtmann in Bonn in seinem.Lied des Relegierten"(1849) „Student und Proletarier" in einem Atem genannt, waren auch die großen Verkünder des Sozialismus, von Georg Büchner bis Wilhelm Liebknecht , überwiegend Akademiker, so standen doch auch sie innerhalb der breiten Schichten der unklar liberal Schwär- Menden oder politisch ganz Gleichgültigen doch immer recht verein- zelt. In der Zeit gar, in der ich politisch erwachte und aus dem überlieferten„Freisinn" den Weg zum bewußten Sozialismus fand, war davon auf deutschen Hochschulen so gut wie gar nicht mehr die Rede. Damals, in der Mitte bis Ende der 1889er Jahre, hatte die brutale Gewalt des Ausnahmegesetzes die proletarische Bewegung aus der Oeffentlichkeit vertrieben und gesellschaftlich geächtet. Zumal an den Hochschulen war fast alles„national" im Bismarckschen Sinn. Selbst der zahme Liberalismus, der noch von großen Gelehrten, wie B i r ch o w und M o m m s e n, von Dichtern wie Spiel- Hägen und H e y s e, oertreten wurde, fand kauni mehr Anklang. Die kriegerischen Erfolge von 18ö4— 1871 hatten einen nationalen Fieberrausch erzeugt. Das soziale Gewissen beruhigte man in jener Zeit tiefster Verelendung der breiten Massen mit Bismarckschem „Staatssozialismus " und Judenhetze. Und politisch schwor man auf den eisernen Kanzler und nahm dem ach so schwachen Reichstag gegenüber eine überlegen-kritische Haltung ein. Damals setzte mir der streng konservative Vater Eduard Davids, ein preußischer Finanzbeamter, auseinander, daß schon der Schritt zum National- liberalen die schiefe Bahn öffne, die beim Anarchismus ende. Hatte noch vor dem Ausnahmegesetz im Berliner „Mohren- k l u b" der akademische Sozialismus eine Stätte gefunden, so war nun das alles fast erstorben. Da und dort, von Polizei und akade- mischen Behörden gleichmäßig verfolgt, zeigte sich ein leichtes Auf- flackern der geächteten Bewegung. So in Breslau , in jenem Kreis, dem Curt B a a k e, Gustav Hoch , Heinrich Lux, Julian M a r c u s e angehörten und Gerhart Hauptmann nahestand. 1887 wurde Lux wegen„Geheimbündelei" zu einem Jahr Gefäng- nis verurteilt(nach neun Monaten Untersuchungshaft, von der kein Tag angerechnet wurde) und nach Verbüßung dieser Strafe, im Dezember 1888 vom akademischen Senat von der Universität verwiesen. Als ich, damals Rechtsstudent in Gießen , das in der „Frankfurter Zeitung " las, sandte ich chm sofort ein Telegramm: „Heinrich Lux, relegierter Studiosus Breslau. Gruß und Händedruck dem wackren Kämpfer." Er antwortete in einem Brief, in dem er schrieb, nichts habe ihn so gefreut, wie dieser Gruß eines Unbe- kannten. In diesem wie in anderen Fällen ist besonders kennzeichnend die Haltung der akademischen Behörden. Während selbst unter dem Zarismus es immer ehrenhafte Professoren gab, die ihre Schüler vor den Klauen der politischen Polizei zu schützen suchten, wälzten sich die Professoren des Volkes der Denker in freiwilligen Schergen- diensten gegen ehrenhafte Jünglinge, deren Verbrechen darin bestand, der Bismarckschen Reichsherrlichkeit und dem kapitalistischen System ablehnend gegenüberzustehen„Derartige Elemente wollen wir hier nicht", erklärte der berühmte Physiologe und Schöngeist Dubais - R e y m o n d als Rektor dem Berliner Genossen G r u n z e l, der, wegen Verbreitung verbotener Zeitungen bestraft, später in Berlin studie'-en wollte.(Darüber und von anderem ähnlicher Art berichtet die von Auer verfaßte Schrift:„Nach zehn Iahren, Material und Glossen zur Geschichte des Sozialistengesetzes", die 1889 in London erschien, S. 139 ff.) Noch nach dem Ausnahmegesetz wurde Konrad Schmidt die Promotion mit einer gelehrten Arbeit, die von der Marxschen Werttheorie handelte, oerweigert. Und der National- ökonom Geheimrat E l st e r. der 1892 bei der Entfernung des sozialdemokratischen Physikers Leo A r o n s vom akademischen Lehr- amt eine wenig beneidenswerte Rolle gespielt hat, erklärte, wie ein Genosse mir erzählte, diesem:„Bei mir wird ein Sozialdemokrat nie das Doktorexamen machen." Einige wenige Akademiker hatten auch damals schon die Mög- lichkeit gewonenn, ohne Konflikt mit dem Ausnahmegesetz eine natürlich sehr beengte politische Tätigkeit zu entfalten. Der frühere Kammergerichtsreferendar Louis Viereck , vom Oktober 1884 bis Ende 1888 Reichstagsabgeordneter für Leipzig -Land, gab in Mün- chen eine weit verbreitete Zeitschrist:„Das Recht auf Arbeit"(an- knüpfend an ein Wort Bismarcks, der dieses Recht im alten Preußi- schen Landrecht anerkannt sah) heraus. Mit ihm zusammen arbeitete Bruno S ch ö n l a n k, der Vater unseres Dichters, der durch ge- lehrte Werke:„Die Fürther Ouecksilberspiegelbelege und ihre Arbeiten" und„Soziale Kämpfe vor 399 Jahren"(In Nürnberg ) und anderes, sich einen Platz in der Wissenschaft errang und dabei sich als Heroorragenden Agitator und Journalisten erwies. Im selben Jahr wie er, 18Z9 geboren, war Max S ch i p p e l, Sohn eines Realschul- direktors, der von dem Staatssozialismus des Rodbertus den Weg zur Arbeiterbewegung fand und zunächst durch ein an Tatsachen und Zahlen überreiches Buch:„Das moderne Elend und die moderne Ueberbeoölkerung", tiefschürfend wirkte. Nachher wurde er Heraus- geber der„Berliner Volkstribüne" und der Berliner.Arbeiter- b.ibliothek und geistiges Haupt der.Lunge n". der hauptsächlich in Berlin beheimateten radikalen Opposition. Die praktischen Aus- gaben in den Vordergrund stellte vor allen Max O u a r ck(geb. 18S9>, der als junger Jurist das Elend der Thüringer gegen fabri- kantliche Schönfärberei bloßgelegt hatte und mitten in der Staats- Prüfung wegen Verkehrs mit sozialdemokratischen Arbeitern gemäß- regelt worden war. Seine Schrift über die deutsche Arbeiterschutz- gesetzgebung, eine eindringende Begründung des Gesetzentwurfs der Reichstagsfraktion von 188S, war eine Fundgrube der Belehrung für alle, die sich noch aus den überlieferten liberalen Gedankengängen zur Sozialpolitik durcharbeiten mußten. Ein Sammelpunkt akademisch geschulter Kräfte war„Die Neue Z e i t", seit 1883 von Karl K a u t s k y als Monatsschrift herausgegeben, die in der gebotenen vorsichtigen Form die Marxschen Gedanken verbreitete und uns zeigte, daß der Sozialismus nicht nur eine Arbeiterfrage ist, sondern mit den wichtigsten Fragen der Soziologie und Kulturgeschichte im engsten Zusammenhang steht II. Doch waren die Akademiker, die sich damals für diese Dinge ernstlich interessierten, weiße Raben. Schon als bürgerlicher Repu- blikaner, der als Primaner den Vortrag eines Gedichts zu Kaisers Geburtstag verweigert hatte und gelegentlich auch im Unterricht einen politisch oder sozial kritischen Gedanken äußerte, hatte ich unter der Schülerschaft fast allein gestanden und es nur der Duld- samkeit des Direktors Hermann Schiller (des Verfassers einer Geschichte der römischen Kaiserzeit und einer Weltgeschichte, der auch Bahnbrecher der Schulreform war) zu verdanken, daß ich
wurde. Allerdings waren wir in Hessen , wo die Reaktion sich nicht ganz so wild austobte wie in Preußen und Sachsen Die Studen- tenschaft war nicht minder vom„nationalen Gedanken", wie wir ihn heute wieder erleben, besessen, der neben Fachsimpelei und „feucht-fröhlichen" Burschenlcben alle Sinne erfüllte. Als ich im Jahre 1886 mich mit Eduard David in der Gießener Arminia, einer„Reformburschenschaft", die inzwischen auch den Weg zur Hitlerei gefunden hat, zusammenfand, war ich bürgerlicher Demokrat, er aber noch gemäßigt konservativ. Den Weg zur Sozialdemokratie fand er einige Jahre später als ich, anfangs der neunziger Jahre. Mit dem Fall des Ausnahmegesetzes und dem„neuen Kurs" unter Wilhelm II. und Caprivi kam ein lebhafterer Zug auch in die akademischen Kreise. Doch war auch da nicht entfernt von einer sozialistischen Bewegung, die auch nur kleine Kreise gepackt hätte, die Rede. Ja, die Verfolgungen durch akademische und sonstige Be- Hörden dauerten fort, ohne irgendeinen Widerspruch in der stumpsen akademischen Menge zu begegnen. Von einer Bewegung unter Akademikern hörte man zuerst gele- gentlich einer internationalen Tagung sozialistischer Studenten, die 1892 in Brüssel stattfand und an der die Berliner Genossen Lux und Zadek teilnahmen: ersterer bekannt durch seine Erlebnisse in Breslau , denen ein Abschluß seiner technischen Studien in Zürich gefolgt war, letzterer schon Mitglied des Mohrenklubs, später Arzt in Berlin und Vorsitzender der sozialpolitischen Kommission der Berliner Genossen, der namentlich durch Feststellung der Woh- nungszustände und seine Darstellung dieser in der„Berliner Arbeiter- bibliothek", dann als Stadtverordneter sich Verdienste erworben Hot. In Frankfurt a. M. wirkte Gustav Hoch als Leiter der neu- gegründeten„Volksstimme", später in Hanau als Schriftleiter der Dachdecker-Zeiwng, Arbeitersekretär und Reichstagsabgeordneter. In Frankfurt zog er sich mehrere Gefängnisstrafen wegen Pressever- gehen zu. Einmal wollte ich ihn besuchen, traf aber nur seine junge, in Zürich erworbene Frau an, da er wieder einmal„saß". Als ich mein Bedauern darüber aussprach, erwiderte sie tapfer:„Nun, es ist ja für die Sache", was auf mich damals großen Eindruck machte. Bald danach lernte auch ich, seit 1899 Referendar in Gießen , diese Dinge aus eigener Erfahrung kennen. 1889 war ich dem wieder begründeten Arbeiterbildungsverein beigetreten und hatte dort gleich, noch als Student, zwei Vorträge über die Schule ge- halten. Vor der Reichstagswahl 1899 arbeitete ich im Wahlkomitse
mit und verfaßte ein Flugblatt, das vornehmlich gegen den Anti- semitcn Dr. B ö ck e l- Marburg gerichtet war. Später folgten wei- tere Vorträge, bis ich später, ein halbes Jahr vor dem Ende der Referendarzeit, vor den Landgerichtsprädenten geladen und von ihm eingehend über meine Meinungen verhört wurde. Das Er- gebnis war der Ausschluß aus dem Vorbereitungsdienst,„da Sie sich", so hieß es in der Verfügung,„zu einer Usberzeugung be- kennen, mit der der Staatsdienst in einem monarchischen Staat un- vereinbar ist." Dabei hatte ich gar nicht die Absicht gehabt, Beamter, sondern Rechtsanwalt zu werden. Aber man sah schon den Vor- bereitungsdienst als Staatsdienst an. Eine Beschwerde an die zweite Kammer des Landtags wurde von diesem mit allen gegen drei Stimmen gutgeheißen, aber von der ersten(Zldels- und Beamten») Kammer einstimmig verworfen, womit die Sache ihr Bewenden hatte. Das war 1892/93. Freiwillig vollzog sich das Ausscheiden Eduard Davids aus dem Staatsdienst. Er war Lehrer am Gießener Gymnasium und arbeitete sich allmählich zum Sozialismus durch. Neujahr 1924 ließen wir die„M itteldeutsche Sonntagszektung" er- scheinen, die mehr als Bauernzeitung gedacht war, tatsächlich aber doch sast nur in der Jndustriearbeiterschaft Boden fand. Am Tage unterrichtete er seine Schüler, nachts arbeitete er an der Zei- tung. Zu Ostern forderte er selbst seine Entlassung aus dem Schul- dienst. Aber Hermann Schiller (zu dessen Schülern in Konstanz auch Edgar Steiger gehört hatte) verweigerte sie ihm. Er hielt große Stücke auf David und erklärte ihm, er betrachte ihn nur als be- urlaubt. Erst als er am 1. Mai öffentlich in Frankfurt a. M. sprach, mußte Schiller ihn aus der Liste streichen. Damals kam der Ge- schichtsprofessor Wilhelm O n ck e n, ein nationalliberaler Heiß- sporn und Byzantiner, zu Schiller und sagte ihm:„Herr Kollege, Sie haben noch einen Sozialdemokraten im Kollegium." Schiller antwortete:„Das interessiert mich nicht. Ich kümmere mich nur darum, ob die Herren ihren Dienst richtig versehen. Ihr per- sönliches Leben sonst kümmert mich nicht." Der Denunzierte war unser Genosse Hüter, der damals nicht öffentlich hervortrat. Es gab viele in jenen Kreisen, die so anständig gesinnt waren wie Schiller (der übrigens politisch gar nicht links stand: auch Wil - Helm Blas nennt ihn mit Sympathie in seinen Lebenserinne- rungen). Die Monarchie hat ihr politisches Besitztum schärfer be- wacht und unduldsamer verteidigt als nachher unsere dumm-gütige Republik . Aber geholfen hat es ihr doch nicht. Später(1894/96) traf ich als Redakteur in Leipzig mit einigen sozialdemokratischen Studenten oder Gymnasiasten zusam- men. Heute kenne ich von ihnen nur noch Oda Olberg und Gertrud David (damals Swiderski) als Parteigenossen. Nach- her kam die gemeinsame Arbeit mit der Berliner Akademiker- Bewegung. Das aber ist schon ein Kapitel für sich.
Siannas QefekicMe mitgeteilt von �Katharina&eabdy Qirling
„Bist du schon als kleines Kind nach Amerika gekommen?" fragte ich Hanna. Sie ließ ihre Näherei in den Schoß fallen und sah mich mit ernsten Augen an.„Nein, ich war ein großes Mädchen, schon acht Jahre alt." „Mit acht Jahren warst du schon ein großes Mädchen?" fragt« ich. „Oh, natürlich", sagte Hanna.„Bei uns zu Hause, wenn klei- nere Geschwister da sind, muß man schon erwachsen sein mit acht Jahren. Wie sollte man sonst der Mutter Helsen ?" „Ja... Haben dich dein Dater und deine Mutter hergebracht?" „Nein", antwortete Hanna.„Vater und Mutter waren damals schon tot. Meine Tante, Vaters Schwester, hat uns geholt. Ich kann es ja erzählen, Madame, aber es wird Sie vielleicht traurig machen." „Erzähl' nur, Hanna, auch wenn es traurig ist", bat ich. „Ich weiß nicht...", Hanna zögerte, ob ich es ordentlich er- zählen werde, ich werde reden, so gut ich kann. Mein Vater war ein Fischer in Schweden . Er hatte ein eigenes Boot und war oft wochenlang fort. Manchmal, wenn das Wetter gar zu schlecht war. konnte er noch viel länger nicht nach Hause kommen. Meine Mutter war eine Deutsche . Sie war sehr schön", fügte Hanna leise verschämt hinzu.„Außer mir waren noch drei jüngere Kinder da. Olga war sechs und Hilda vier und Jens, der war noch klein, vielleicht ändert- halb Jahre alt. Unser Haus stand gleich beim Dock. Im Sommer kamen Hunderte von Touristen, die auf die nahen Berge ringsum stiegen: denen verkaufte Mutter heißen Kaffee und Brot und Käse Aber nicht deshalb allein wohnten wir ganz einsam und abseits von den andern Leuten in dem kleinen Hause. Wir mußten nahe am Dock sein. Wenn Vater spät vom Fischen heimkam, da brauchte er nicht über die Straße zu gehen. In Schweden liegt der Schnee im Winter oft so hoch, daß man nicht durch kann. Letzten Winter. Vater war wieder fort, kam eine schwere Krankheit über Mutter. Und wenn sie zu schwach war, um für die kleineren Kinder zu sorgen, lag sie in der Küche und sah zu, daß ich es richtig mache." „Und wovon habt ihr da gelebt?" „Oh, es war genug zu essen da, viel getrocknete Fische, und die kochte ich mit Reis. Eines Tages sagte Mutter zu mir:„Hanna, du bist«in großes Mädchen, ich muß dir etwas sagen. Der Vater kommt vielleicht noch lange nicht heim und der Winter ist schon da. Ich kann nicht mehr lange warten, ich muh bald gehen. Dann mußt du dich nicht vor mir fürchten, wenn ich weiß wie der Schnee sein werde und nicht mehr mit euch sprechen kann. Aber ich will auch nicht, daß die Kleinen sich vor mir fürchten, vor mir, der Mutter! Nein, das will ich nicht!" Und sie sagte mir, was ich— später— zu tun hatte. Ich sollte ihr beide Augen zumachen und ihre Hände fest falten und die Tür vom Schuppen gut schließen." Hanna hatte ihre Näherei wieder aufgenommen. Langsam zog sie die Stiche und zuweilen schluckte sie ein trockenes Schluchzen. „So eines Nachts", fuhr sie fort,„bald darauf, sagte mir Mutter, ich solle ihr bestes Nachtgcwa�i bringen und ihr helfen, es anzu- ziehen. Dann küßte sie die Kinder in ihrem tiefen Schlaf und setzt« sich auf den Stuhl neben dem Feuer, und sagte, ich sollte ihr Jens in die Arme legen. Sie versuchte, ihn hin und her zu schaukeln und sie sang chm ein kleines Lied. Wer sie war so schwach, ich muhte chn ihr fortnehmen. Dann nahm sie einen großen Schal und band ihn mir um die Schultern und lehnte sich schwer an mich, und wir gingen hinaus in den Schuppen. Mutter hatte nur chr Nachtgewand an. Sie trug mir auf, ein breites Brett, das dort stand, über zwei alte Shihlgestelle zu legen. Es war mir zu schwer und sie wollte mir helfen, aber dabei befiel sie wieder ein langer Husten, und sie mußte sich an der Tür feschalten, und sie sah traurig aus die be- schneite Straße und auf die fernen Berge. Als das Brett über den Stühlen lag, hieß sie mich, ein Lemtuch darüber zu breiten und ein Kissen für den Kopf zu holen, und Mutter legt« sich darauf, und mit einem zweiten Leintuch ließ sie sich zudecken.„Ach, Mutter, nimm doch eine warme Decke", bat ich.„Nein", sprach sie so leise, nicht schon al» Schüler von der schärfsten Maßregelung betrossen' daß ich«» kaum hären tonnte..Letzt mußte ich herkommen, so
lange ich noch Kraft dazu hatte. Aber es soll bald zu Ende sein, und es wird schneller gehen, wenn es kalt ist. O, Hanna, meine Tochter, mein gutes Kind..." Ich hielt Mutters Hand. Sie wurde kalt, sie wurde immer kälter. Ich blies meinen Atem aus sie, aber sie wurde nicht wärmer. Da wußte ich, daß ich ihr die Augen zumachen sollte, und mit Vaters Sonntagstaschentuch deckte ich sie zu und mit meinen Schür- zenbändern band ich ihre Hände zusammen. Dann holte ich einen Kamm und flocht Mutters Haare in zwei Zöpfe, wie ich es immer getan hatte, seitdem sie krank geworden war Dann schloß ich die Schuppentür und ging ins Haus und kroch zu den Kindern ins Bett, um mich zu wärmen. Am nächsten Tage sagte ich den Kindern, Mutter wäre sort- gegangen. Sie weinten ein bißchen, wurden aber bald still. Ich besorgte alles für sie und spielte mit ihnen, und einige Tage ver- gingen. Das Wetter wurde noch schlechter, der Sturm trieb den Schnee vor unserem Hause zusammen, niemand kam vorüber. Wenn die Kinder bei Nacht schliefen, sästoß ich den Schuppen aus, um nach Mutter zu sehen. Ost sah ich ihr bei Mondschein ins Gesicht, oft bei Kerzenlicht." Hanna schwieg einen Augenblick und sagte dann leise:„Noch heute macht mich Kerzenlicht traurig. Das Wetter wurde bald besser", fuhr sie fort,„und da kam sin Mann durch den tiefen Schnee gestapft, und der brachte meiner Mutter die Nachricht, Vater werde nicht nach Hause kommen, er sei ertrunken. Als er meine Mutter sah und die Kinder und mich— da hatte er Wasser in den Augen. Er ging dann weiter durch den Schnee, vier Meilen bis in die Stadt zu einer Dame, die dort wohnte. Und sie kam in einem Schlitten mit Pelzen und Glöckchen, und im zweiten Schlitten waren noch andere Leute und eine Frau zog Mutter ein schönes, weißes Kleid an und weiße Strümpfe. Mutters Haar ließ sie, wie ich ihre Zöpfe geflochten hatte, aber sie legte einen Kran; von weißen Blumen und grünen Blättern um ihren Kopf. Und dann schickte die Dame ihren Schlitten zu allen Leuten ringsum, damit sie kämen und die tapfer« Frau sehen sollten, die ihren Kindern eine Zeit des Grauens und eine furchtbare Er- innerung für das ganze Leben ersparen wollte. Und die Leute bewunderten alle meine Mutter" Hanna seufzte tief aus.„Ach, wenn die Mutter sich nur selbst so schön gesehen hätte!" „Und was geschah mit euch Kindern?" fragte ich. „Die Dame nahm uns mit in ihrem Schlitten. Ich wollte lieber bei der Mutter bleiben, aber sie sagte, das ginge nicht, ich müßte doch für die Kinder sorgen, sie würden weinen bei lauter fremden Menschen. So ging ich mit, aber die Kinder weinten gar nicht, sie freuten sich über die Glöckchen am Schlitten. Und dann schickte die Dame Männer, die legten die Mutter in einen Sarg und trugen ihn in die kleine Kapelle im Friedhof, und im Frühling, als der Schnee schmolz, legte man sie in die Erde. Und einen weihen Stein ließ die Dame über ihrem Grab ausstellen und aus dem stand: „Die Kraft im Igerzen der Armen ist die Hoffnung Schwedens ." Die Dame schrieb dann an Vaters Schwester, damit sie uns nach Amerika holen sollte." „Sagten die Leute bei euch zu Hause nicht auch, daß du ein prächtiges kleines Mädchen warst?" fragte ich noch. „Oh. ich war doch schon acht Jahre alt!" sagte Hanna. (.Aus dem Amerikanisdien übersetzt)
Arabische Sprichwörter Schlafe nicht zwischen Gräbern, damit du keine bösen Träum« bekommst Selbst wenn ein Kamel nicht mehr taugt, trägt es immerhin noch drei Doppelzentner(eine arabische Einheit). Iß da« Gemüse und denke dabei nicht an da» Mistbeet