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Rr. 287 49. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Das Dunkel um das Flick- Geschäft

Wann wird der Oeffentlichkeit reiner Wein eingeschenkt?

Ueber dem Geschäft des Reiches bzw. der Dresdener Bank| mit Friedrich Flick , dem Beherrscher der Vereinigten Stahlwerke, liegt nach wie vor fast völliges Dunkel. Kein Mensch kennt die Summen, mit denen Herr Flick seine Gelsenkirchen - Aktien im Inland und Ausland hat beleihen lassen. Niemand weiß, mie= viel von inländischen Banten, wieviel von aus= ländischen Banken und zu welchem Kurs beliehen worden ist. Man kenn nicht einmal den genauen Betrag von Gelsenkirchen Aktien, über den Flick verfügt oder verfügt hat. Es werden Beträge von 65, 70 aber auch von 110 Millionen Gelsenkirchen - Aktien ge­nannt. Am wahrscheinlichsten ist die letztere Ziffer, wobei aber an­genommen werden kann, daß sich 20 Millionen nominelle Gelsen­firchen- Aktien schon jetzt im Besitz der Dresdener Bank befinden. Niemand kennt auch die Fälligkeit der Lombardkredite. Wahr­scheinlich ist nur, daß eine holländische Lombardschuld zum 1. Juli fällig ist und daß diese Fälligkeit die Transaktion mit dem Reich vorwärts getrieben hat.

In Erwartung dieser Fälligkeit sollen schon unter dem Finanz minister Dietrich Verhandlungen stattgefunden haben und auch eine Zusage erfolgt sein, daß das Reich eventuell einspringt. Unter der jezigen Regierung sind die Verhandlungen aber erst abschlußreif geworden. Zu Blären wäre auch die Frage, was mit dem vom preußischen Staat vermittelten Kredit ist, gegen den eben­falls Gelsenkirchen - Aktien von Flid als Pfand gegeben wurden. Auch diese Aktien sollen eventuell vom Reich erworben werden.

Die Reichsbehörden haben bis jetzt geschwiegen.

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Dienstag, 21. Juni 1932

Deutschen Stahlwerte bejizen ihrerseits die Mehrheit des 30- Millionen" Mart- Kapitals von Linke Hoffmann- Busch, ferner 65 Proz. des Kapitals( 6 Millionen Marf) des Stahlmerts Hennings= dorf und die Hälfte des Kapitals der Schrotthandelsfirma Schweizer u. Oppler, die vor kurzem durch die Spekulations­und Betrugsmanöver ihrer Direktoren von sich reden machte. Die Marimilianshütte besitzt nahezu sämtliche Kuge der Gewerkschaft

liche Lage wie jetzt bestand, bei der das Reich eingegriffen hat, Viktoria( Braunkohle) und der Gewerkschaft Mont Cenis( Stein­ohne daß die Deffentlichkeit davon erfuhr.

Wir fragen endlich, ob das Reich die Absicht hat, die Mehrheit der Gelsenkirchen - Aktien zu erwerben und wenn nicht, weshalb sie dann das Geschäft überhaupt macht? Denn aus der holländischen Fälligkeit ergäbe sich keine ernste Gefahr der Ueberfremdung. Und wir stellen auch die Frage, ob die jetzigen Vertragsentwürfe Klauseln enthalten, die einen späteren Ber: zicht auf den Reichseinfluß in sich schließen. Diese Frage ist bei der jezigen Zusammensetzung des Reichskabinetts ganz besonders dringlich.

Flicks Herrschaftsgebilde.

Der Deffentlichkeit ist nie recht zum Bewußtsein gekommen, daß der mächtigste mann der deutschen Schwerindustrie

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nach dem Tode von Stinnes Friedrich Flick ist. Aber auch bei ihm fann keine Rede davon sein, daß er ein ,, Wirtschaftsführer", ein fon­ſtruktiver Kopf sei, wie es die Großkapitalisten immer für sich in Anspruch nehmen. Auch er ist nichts weiter als ein Aftien- und Machthändler, der es allerdings virtuos verstand, die Mittel der fleinen von ihm beherrschten Gesellschaft so zu verwenden, daß durch Aktienkaufen, Aktienbeleihen und Weiterkaufen eine starke Kapital­macht entstand. Wenn es nicht langte, haben die deutschen Groß­banken natürlich ohne Kenntnis voneinander mit nicht gerade fleinen Krediten ausgeholfen. Wieviel von all den Aktienpaketen Herrn Flick heute tatsächlich gehört, das ist freilich eine offene Frage. Der Schlüssel zu Flicks Machtgebilde ist die A.-G. Char lottenhütte, Berlin , mit einem Kapital von nur 20 Millionen Mark. Herr Flid hat bei ihr den Posten eines Generaldirektors; zu dirigieren" gibt es aber dort nur Aftienbeteiligungen, denn die Charlottenhütte ist keine Fabrikations-, sondern reine Holdinggesell des Kapitals der Charlottenhütte gehört, weiß man nicht, muß aber bezweifelt werden. Jedenfalls ist der Erlös aus der Kapitalerhöhung von 9,5 auf 20 Millionen Mark dazu benutzt worden, den Aktienbesitz seiner Gesellschaft, die der Generaldirektor zum Aufbau seiner per= an anderen Unternehmungen zu vergrößern. Es sind also die Mittel fönlichen Macht verwandt hat.

In einer Mitteilung des WTB.- Handelsdienstes, die von den zuständigen Stellen stammen könnte, wird gesagt, daß das Flick Geschäft eine Angelegenheit sei, die zwischen den beteiligten Banken und Flick erledigt werde. Sollte das die Auffassung des Reichsfinanzministeriums sein, so wäre diese Auffassung unschaft. Ob Herrn Flid als Privatmann ein wesentlicher Teil haltbar. Die Dresdner Bank führt in erster Linie die Verhandlungen, das Reich ist Großaktionär der Dresdner Bank Dieser Großaktionär hat sich um Geschäfte zu kümmern, in denen möglicherweise ein großes Risiko für das Reich als Großaktionär steckt. Er hat sich um so mehr darum zu kümmern, als die Dres: dener Bank mit riesigen Staatsmitteln arbeitet, die Steuergeldern entnommen sind. Die Oeffentlichkeit muß verlangen, daß das Reichsfinanzministerium über das Geschäft rückhalt los Auskunft gibt und auch das Parlament vor der Erledi­gung des Geschäfts einschaltet oder aber das Geschäft nur mit Borbehalt zustande kommen läßt.

Wir müssen außer den gestrigen noch weitere Fragen

stellen.

Es ist unwahrscheinlich, daß die 20 Millionen Mark, die gestern in der Preffe als Engaement des Reiches ge= nannt worden sind, ausreichen. Flick hat in den Jahren 1928/29 feine Beleihungsgeschäfte gemacht, als die Gelsenkirchen - Aktien noch einen Durchschnittsturs von wenigstens 150 Proz. hatten. Es iſt

wahrscheinlich, daß die Aktien zu pari, d. h. zu 100 Proz. beliehen worden sind. Flick hatte 90 Millionen Mark Gelsenkirchen- Aktien zur Verfügung. Es wäre sträflich vom Reich, das Geschäft über­haupt zu machen, wenn nicht die Herrschaft über den Stahlverein angestrebt werden würde. In beiden Fällen aber müssen die Summen. mit denen das Reich Flid aus seinen Verpflichtungen auslösen muß, erheblich größer sein als 20 Millionen Mark.

Wir fragen weiter, mer für die Kurstreiberei bei den Gelsenkirchen - Aktien verantwortlich ist, deren Kurse von Februar bis heute von 24 auf 43 Proz. gestiegen sind. Alle Welt erwartet, daß nach dem Abschluß des Reichsgeschäfts der Kurs wieder auf den alten Stand zurückgeht, was bei dem gestrigen Kursstand der Bereinigten Stahlwerfe von 15 bis 16 Proz. auch natürlich ist. Es ift bekannt, daß die Dresdner Bant Gelsenkirchen - Aftien ge­kauft hat. Hat sie das getan, um den Kurs so weit zu treiben, daß nicht der Eindrud eines unmäßigen Subventions: gefchäftes erwedt wird?

Wir fragen weiter, melche Reichsstelle Herrn Flick die Zusage gegeben hat, ihn aus seinen Lombardgeschäften auszulösen, ebenso, ob nicht schon im September vorigen Jahres eine ähn

Die Charlottenhütte besitzt zunächst 80 bis 90 Broz. des Kapitals ( 22,5 Millionen Mark) der Maximilianshütte, eines schmer­industriellen Werks in der Oberpfalz . Ferner hat sie 50 Proz. des Kapitals( 50 Millionen) der Mitteldeutschen Stahlwerke, deren Werke in Sachsen und Brandenburg liegen. Die Mittel­

fohle).

Bedeutender ist der zweite Teil der Charlottenhütte- Beteili­gungen, auf denen Herrn Flicks Einfluß auf die Schwerindustrie des Ruhrgebiets beruht. Die Charlottenhütte besitzt zunächst aus dem Verkauf ihrer eigenen Werke an die Vereinigten Stahlwerfe im Jahre 1926 etwa 20 Millionen Mark Stahlvereins- Aktien. Vor allem aber hat die Charlottenhütte in den letzten Jahren Aktien der Gelsenkirchener Bergwerks A.-G., deren Kapital 263 Millionen Mart beträgt, getauft. Der Besiz an Gelsenkirchen­Aftien wird verschieden, zwischen 70 und 110 Millionen Marf, angegeben; auf alle Fälle stellt er die ausschlaggebende Macht dar. Und jetzt wird die Sache ganz kompliziert: die Gelsen­firchener Bergwerts A.-G. ist im mefentlichen Holdinggesell­fchaft; fie befizt von den 775 Millionen Mart Kapital der Ver­einigten Stahlmerte 31,5 Proz. oder 252 Millionen Mark, dazu et: va 95 Millionen Mark Aktien der Phönig A.-G. für Bergbau( Ka­pital 205 Millionen). Diese, die Phönig, verfügt wiederum über 90 Proz. des Rapitals( 22,5 Millionen) der Stahlwerke van der

3ypen- Wissen und über 193 Millionen Mark Stahlvereins- Aktien. Van der Zypen- Wissen hat ihrerseits noch 19 Millionen Mark Stahl­vereins- Attien. Die Gelsenkirchener Bergwerts 2.-G. verfügt also insgesamt über 464 Millionen Aktien des Stahl­vereins( 252 Millionen eigene, 193 Millionen bei Phönig, 19 Millionen bei van der Zypen), des größten und wichtigsten Stahl­trusts Deutschlands .

Auf diese Weise, daß immer die beherrschte Gesellschaft einen Teil des Kapitals einer anderen Gesellschaft kauft, vervielfältigt sich die Kapitalmacht. Die Charlottenhütte selbst hat nur ein Kapital von 20 Millionen Mart, besitzt zwischen 70 und 110 Mil­fionen Mark Gelsenkirchen- Aktien und beherrscht damit 464 Millionen irgendwie abhängigen Gesellschaften Mitglied oder gar Vorsitzender Mart Stahlvereins- Aktien. Natürlich ist Herr Flick in allen des Aufsichtsrats( natürlich mit den entsprechenden Tantiemen!). Zum Zusammenkauf der Aktienpakete haben aber die Mittel der Charlottenhütte nicht ausgereicht. Der Aktienbesitz wurde im In­und Ausland gegen neue Kredite verpfändet. Jetzt, da die Kredite fällig werden, sind die Aktienkurse stark gefallen, und Bar­mittel sind nicht vorhanden. Also soll das Reich einspringen!

Für die wertmäßige Beurteilung der Flickschen Aktienmacht fann natürlich nicht der Nominalmert der Aktien, sondern nur die innere Substanz der arbeitenden Werte entscheidend sein. Die 464 Millionen Mark Stahlvereins- Aktien haben bei einem Kurs von 16 Proz. heute nur einen Wert von 75 Millionen Mart. Daraus ergibt sich die überragende Bedeutung des Kurses, den das Reich für die in Holland verpfändeten Gelsenkirchen - Aktien, die ihren Wert allein in der Beherrschung des Stahlvereins haben, zahlen soll.

Deutsche Elektrizitätswirtschaft.

Zusammenfassung und Verstaatlichung sind eine Notwendigkeit.

Mit fast einem Jahr Verspätung veröffentlicht jetzt das Stati-| industrie, die chemisch- metallurgische Industrie und die Papier­stische Reichsamt die Ergebnisse der Erhebung, die jährlich über die industrie. Auf diese vier Industrien entfielen im Jahre 1930 85 Proz Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft in Deutschland durchgeführt derjenigen Strommenge, die in sämtlichen betriebseigenen Anlagen wird. Für eine Beobachtung der Konjunkturentwicklung fommt die Deutschlands erzeugt wurden. Veröffentlichung zu spät; aus den Angaben sind jedoch einige Ten­denzen erkennbar, die beachtet werden müssen.

Deutsche Stromerzeugung in Milliarden Kilowattstunden. Deffentliche Betriebseigene Insgesamt Werfe Anlagen 11,0

Jahr

1926..

1927. 1928

1929. 1930.

.

21,2

10,2

25,1

12,3

12,8

27,9

14,1

13,7

30,7

16,4

14,3

28,9

13,0

15,9

Das Jahr 1930 brachte also insgesamt einen Rückgang der Stromerzeugung um 6 Proz.; während aber die Stromerzeugung der betriebseigenen Anlagen um fast 9 Proz. zusammenschrumpfte, verminderte sich die Erzeugung der öffentlichen Werke um noch nicht 3 Broz.

Die Bedeutung der betriebseigenen( privaten) Anlagen hat also weiterhin abgenommen.

Es sind in der Hauptsache vier Industrien, die den größten Teil ihres Strombedarfs durch Eigenerzeugung decken: der Bergbau, die Eisen­

Die betriebseigenen Anlagen sind erklärlicherweise fast auss schließlich in Händen privater Unternehmungen. Diejenigen Elektri­zitätsanlagen, die ihren Strom an andere Verbraucher verkaufen, befinden sich zum übergroßen Teil im Befiz der öffentlichen Hand.

Von den 1587 öffentlichen Werken, die im Jahre 1930 in Deutschland tätig waren, gehörten 617 privaten Unternehmern; 165 maren gemischt wirtschaftliche Organisationen, d. h. an ihnen waren privates Kapital und öffentliche Hand beteiligt, 7 gehörten dem Reich, 54 der Reichsbahn, 25 den Ländern, 31 Provinzen und Kreisen und 586 den Gemeinden.

Noch stärker kommt der geringe Anteil des Privatkapitals in der deutschen Elektrizitätserzeugung zum Ausdruck, wenn wir die installierte Leistung und die Stromerzeugung betrachten.

Die installierte Leistung der Elektrizitätswerke belief sich auf 7,96 Millionen Kilowatt.

hiervon entfielen nur 0,88 Millionen auf Privatwerke, dagegen 2,10 Millionen auf gemischt wirtschaftliche Unternehmungen, und die

Handarbeit gegen Arbeitsnot!

Bei der Maschine genügt schon eine einzige Arbeitskratt zur Versorgung von

10.000 Rauchern

bei der Perusa Handarbeitszigarette geben schon

200 Kaucher

einer Arbeitskraft Verdienst und Brot

OESTERR

TABAK- REGIE

AUSTRIA

Kaucht Perula- handarbeitszigaretten zu48458 The helft der deutschen Wirtschaft