geschlossen.
Frankfurt a. 2., 22. Juni.( Eigenbericht.)
Efwa 200 uniformierte azibanditen, die meist auf der Universität fludieren, drangen heute vormittag in der 11- Uhr- Pause vom Garten der Frankfurter Universität aus in die 2niversitätsräume ein und schlugen mit Iotfolägern und Schulterriemen wahllos auf die Studenten ein. Auf einzelne Studenten wurde förmlich Jagd gemacht. Der Rektor weigerte sich anfangs, der Polizei das Betreten der Univerfitätsräume zu gestalten, verfügte jedoch sodann die Schließung der Universität.
Solingen , 22. Juni. ( Eigenbericht.) In der Stempelstelle in Wald tam es heute nachmittag zu Reibereien zwischen Angehörigen der beiden extremen Parteien. Im ersten Jalle mußten 3 wei Nationalsozialisten fofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Beim zweiten Zusammenstoß trug ein Nationalsozialist leichtere Berletzungen davon. Die Täter wurden ermittelt.
Die Nationalsozialisten hatten am Dienstag ihre S.- Ceute aus der Umgebung in den Nazi- Kafernen der Stadt zusammengezogen, um im Laufe des Nachmittags in Trupps durch die Straßen der Innenstadt zuziehen und die Träger des Abzeichens der Eisernen Front zu provozieren. Nachdem aus der Stadt eine ganze Anzahl von Ueberfällen der Nazis gemeldet worden waren und die Provokationen der S.- Ceute immer unverschämter wurden, fehte der Widerstand ein, und es tam zu Schlägereien, bei denen die Nationalsozialisten Schußwaffen benutten. 10 Personen wurden in die Krankenhäuser eingeliefert. Erft im Laufe der frühen Morgenstunden legte sich die Erregung in den Straßen.
Steffin, 22. Juni. ( Eigenbericht.) In der Nacht zum Mittwoch fielen in dem Steffiner Bororf Frauendorf S.- Ceute über kommunisten her und gaben auf fie aus Armeepiftolen etwa 10 Schüsse ab, durch die zwei Kommunisten nicht unerheblich verlegt wurden. Ein Verletzter mußte ins Krankenhaus überführt werden. Ehe die Polizei erschien, flüchteten die Täter, von denen aber einige erkannt wurden, im Dunkel der Nacht in die Nebenstraßen. Die Ermittelungen der Polizei sind noch nicht abgefchloffen. Das Haus, vor dem sich der Ueberfall ereignete, weist sechs Einschläge von Geschossen auf.
In Altona wurden am Dienstagabend zehn S.- Leute von kommunisten aus einem Torweg heraus beschossen. Drei S.- Leute wurden schwer verletzt.
Ein Kommunist erstochen.
Eisen, 22. Juni.
Der 19 Jahre alte Heinrich Mertens wurde in Effen- West gegen 22 Uhr am Dienstagabend von unbekannten Tälern durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt. Bereits auf dem Transport zum Krankenhaus verstarb er. Da er ein Mitgliedsbuch des Kampfbundes gegen den Faschismus bei fich trug, glaubt man, daß man es mit einem politischen Berbrechen zu tun hat.
Andernach , 22. Juni. Ja einer öffentlichen, von den Nationalsozialisten einberufenen Bersammlung, an der über 1000 Personen teilnahmen, fam es gestern abend zu einer regelrechten Saalfchlacht. Der frühere Antifaschisten. führer Rathmann, der lange Jahre in Rußland weilte, sprach über die dortigen Berhältnisse. Er wurde durch Zurufe unterbrochen, in denen er als Cump und Verräter bezeichnet wurde. Die S.- Leute versuchten nun, die Zwischenrufer gewaltsam aus dem Saal zu entfernen. Dabei fam es zu einer heftigen Schlägerei. Eine Anzahl Personen wurde schwer verletzt. Ein Bersammlungsteilnehmer erhielt einen Stich in den Kopf. Zahlreiche Stühle und Einrichtungs. gegenstände, die als Schlagwaffen benutzt wurden, gingen in Trümmer. Die Unruhen dauerten auf der Straße an und konnten erft durch Eingreifen der verstärkten Polizei unterdrückt werden. Leberfall auf zwei Kölner Kriminalfommiffare.
& öln, 22. Juni. ( Eigenbericht.) Die beiden Kölner kriminalfommissare Bruedenhaus und Hofmann wurden in der Herzogstraße von einem Mitglied der NSDAP . überfallen. Der Täter, ein Transportarbeiter, rempelle die beiden Beamten an und rief ihnen zu: " Heil Hitler !" Als sich die Beamten die Belästigung verbalen, schlug der Arbeiter mit einer schweren Eifenffange dem Kommiffar Bruedenhaus zwei Zähne aus. Ein heftig geführter Jiu- JitsuSchlag traf den Kommissar Hofmann am Kehlkopf. Der Angreifer wurde überwältigt und abgeführt.
Die Kürzung der Invalidenrenten.
Der Abzug beginnt bei den Julibezügen. ,, Durch die Rotverordnung vom 14. Juni 1932, jo teilt die Landesversicherungsanstalt Berlin mit, ist u. a. auch die Kürzung der Renten in der Invalidenversicherung angeordnet worden. Die Kürzung erfolgt erstmalig bei den für Juli 1932 auszuzahlenden Bezügen, und zwar bei den 3nvalidenrenten um 6 M., bei den Witwenrenten und Witmerrenten um 5 M. und bei den Waifenrenten für jede Waise um 4 M. Da diese gesetzliche Maßnahme allgemein durchgeführt werden muß, find Eingaben an die Landesversicherungsanstalt megen Weiterzahlung der ungekürzten Rente zwecklos." Richt zwecklos, sondern notwendig ist, daß die mit der weiteren Berfümmerung ihrer färglichen Existenz bestraften Invaliden und Witwen sich darüber flarwerden, mieso es zu diesen Abzügen tommt. Die richtige Quittung dafür geben sie am 31. Juli bei der Reichstagswahl in Gestalt des Stimmzettels der Eifte 1.
Das Aufmarschverbot in Desterreich ist wiederholt von den Faschisten unter Dulbung der Behörden mißachtet worden. Ent sprechend seiner Ankündigung und dem gleichen Recht veranstaltet daher an diesem Wochenende der Republikanische Schuß bund mit 15000 Mann Uebungen bei Wien .
Weiterbericht für Berlin : Wieder zeitweise heiter mit etwas höheren Tagestemperaturen, mäßige nordwestliche Winde. Für Deutschland : Im ganzen Reiche langsame Wetterbesserung mit etwas Erwärmung. Nur im Nordosten noch meist trübe mit etwas Regen und füihl.
Die Volfsbühne hat ihren Treffer
Colantuoni: ,, Geld ohne Arbeit"
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Das Volksstück stammt aus Italien . Colantuoni, der Untertan Mussolinis, besißt aber Humor, Derbheit, Volkstümlichkeit. Der deutsche Bearbeiter, Adolf Stemmle, wohlbekannt als Volfs. bühnenautor( ,, Kampf um Kitsch"), ist ein saftiger Verdeutscher. Alles wird zum wilden Durcheinander, Mailänder Dialekt wird in sondern nur wirksames Theater. Berliner Deutsch übertragen. Keinerlei Literatur wird beabsichtigt,
Ontel Pompeo ist tot. Und nun? Daß er in der Waisen| Million eintassieren wird, das muß mohl erst ein Prozeß entfinderlotterie furz vor dem Sterben das große Los, eine Million, scheiden. Denn dank der Schuftigkeit der Neffen und Nichten wird gewonnen hat, das weiß die Familie. Aber da er stumm unter der der Präsentierungstermin perpaẞt. Erde liegt, fann er nicht mehr sagen, wo das große Los zu finden ist. Und nun sucht die ganze Familie nach dem Haupttreffer. Noch ein paar Stunden, und das Los wird verfallen, wenn es nicht präfentiert wird. Die Familie von Onkel Pompeo gerät hierüber außer Rand und Band. Das Haus wird zu einem Irrenhaus. Ob vom Lande, ob aus der Stadt, die Neffen und die Nichten, die von der näheren Linie und die von der ferneren, sie stellen das Haus auf den Kopf, um den Loszettel zu finden; schon haben sie jeden Winkel, jeden Schrank, jeden Koffer, jede Dielenrize durchwühlt nichts zu entdecken. Dabei mißtraut einer dem anderen, einer betrügt den anderen. Einer gräbt heimlich die Leiche aus, die anderen wollen das gleiche tun, fie schänden das Grab nicht nur, weil ihnen einer von den lieben Verwandten schon zuvorgekommen ist. Das Los tommt nicht an den Tag. An den Tag kommt nur, daß alle diese Leute närrischstes Pack sind. Aber da ist Ninetta, Onkel Pompeos Großnichte. Ninetta? Ja, der Schandfleck der Familie, Ninetta, die einen Säugling ohne legitimen Vater hat. Man hackt auf sie, man spuckt auf fie. Einen Augenblick braucht man sie sogar. Denn das Schandmadel war, o, verdammter Onfel Pompeo, Pompeos Liebling! Vielleicht hat er ihr den Versteck des Loses anvertraut. Hat er. Doch das zeigt sich erst, nachdem die ganze Familie blamiert ist, und wie blamiert! Kurz und gut, die Familie kann sich sehen lassen in ihrer Gemeinheit und Verrücktheit.
Onkel Pompeo hat das Los dem Sündenfind Ninettas als seinem Universalerben vermacht. Das ist die große Ueberraschung. Der Notar verliest darüber ein langes Schriftstück. Die Geisterstimme des Onfels redet sogar aus dem Grammophon. Bestraft wird die Aufgeblasenheit, die Treulosigkeit. Nur ein Haken ist dabei. Das Los ist da. Ob allerdings der Säugling in der Wiege die
Günther Start, als Regisseur früher nur für zweifelhafte Stücke eingesetzt, erhielt. diesmal, ehe er mit Martin ans Deutsche Theater übersiedelt, eine Aufgabe, die das Gelingen garantiert. So läßt er mit der donnernden, aber für diesen Stoff passenden Bossentechnik aufwarten. Seine Schauspieler können mit ihren Rollen zur eigenen Wonne und der des Parketts paradieren. Und sie legen Ios, jeder für den persönlichsten Erfolg, alle für das nie versagende Stüd. Mit dicken Südländer Augenbrauen und Rinaldini- SchnurrKarchom und bärten haben sie Italienermaske gemacht. Stedel sind die Rädelsführer der Familienverschwörung gegen Anständigkeit und Pietät. Sie wirken sehr komisch, obwohl sie toternst spielen. In einer Episode taucht ein Landbriefträger auf, Paul Kaufmann spielt ihn, und er ist eine Bilderbuchkarikatur erster Güte. Ueberhaupt zielt alles auf das Malerische der großen Gesten und Worte. Grete Ba ed ist eine eindrucksvoll feifende, selbst den Leichnam verleumdete Dreckschleuder. Ginsberg und Almas verspotten als Advokaten und Notare die Amtsschimmelpedanterie, und alles wird nicht sehr fein verspottet, sondern dick aufgetragen. Doch alles darf der Beifallsstürme sicher sein. Nina Tofumbet baut für den dramaturgischen Knaller das luftig anzublickende Max Hochdorf . Familien- und Irrenhausinterieur.
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Das Festprogramm umfaßt sehen wir von dem offiziellen Rahmen ab Orchester- und Kammermusikkonzerte, ein Arbeitersinfoniekonzert, Staatsopernaufführungen: Alban Bergs ( in Berlin genügend bekannten) Wozzek" sowie ein neues Wert von Egon Wellesz ,„ Die Bacchantinnen".
Mit ihrem diesjährigen, dem zehnten Musikfest, kehrt die inter -| unbeabsichtigte Gegenüberstellung hat eine unheimlich antithetische nationale Gesellschaft für neue Musik in jenes Land zurück, von Kraft: die Probleme und Lösungsversuche werden von selber dem sie einst ihren Ausgang nahm: es ist eine Heimkehr nach plastisch. Desterreich. In die musikalischste Ecke Europas also; in ein Land freilich, in dem man weder dem Neuen noch dem Internationalen jonderlich hold zu sein pflegte und pflegt; in dem der Stolz des Rückblicks auf die eigene Vergangenheit den Blick für die Gegenwart, den Blick für die Leistung anderer nicht unerheblich trübt; in dem landesübliche Trägheit und gesteigertes Traditionsbewußt sein sich seltsam vereinen und ergänzen, um ärger noch als überall anderswo im Namen des Allten das Neue erbittert zu bekämp= fen. Das Neue, das hier aber, in Wien insbesondere, trotz alledem ( oder gerade deshalb vielleicht) in ewiger Verwandlung, in immer neuer strömender Fülle, immer wieder geboren wird.
Wie man sich auch zu Schönberg stellen mag: von ihm und seiner Schule gingen die stärksten Impulse der Musikentwicklung der letzten zwei Jahrzehnte aus, in destruttiver und tonftruttiner Hinsicht, hier wurde der Plan der denkwürdigen Salzburger Festspiele 1922" gefaßt und verwirklicht, von hier aus erfolgte die Gründung der Internationalen Gesellschaft", der es nicht nur am Herzen liegt, alle Steime neuen Wachstums in der Musik zur Ent widlung zu bringen, deren schönes Ziel vor allem ist: die Verstänbei allen digung aller Mufiter der Welt anzubahnen über ihre bei allen nationalen Berschiedenheiten übernational gleichen Ziele. nationalen Verschiedenheiten
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Ueberblickt man Werden, Vergehen und Veränderung der Formen im Berlauf von Jahrhunderten, die Stilabläufe, die musikhistorischen Epochen wie wir es heute zu tun gewohnt sind: historischer eingestellt, als unserer Kraft und Unmittelbarkeit bekömmlich sein kann, dann freilich sind zehn Jahre eine kurze und unwesentliche Frist. Trogdem aber fann ein Dezenium in historisch bedeutsamen Zeitabschnitten die Entscheidung bringen. So daß man jagen tann: Hier wird Rückkehr und Einkehr gehalten, hier gilt es vorurteilslos die Bilanz des abgelaufenen Jahrzehnts zu ziehen, die Dinge des Tages, die Sensationen des Augenblicks beiseite zu lassen, das Wesentliche herauszudeftillieren und sich darüber klar zu werden, wie es mit der musikalischen Gegenwart eigentlich bestellt ist. Das internationale Musikfest findet im Rahmen der Wiener Festwochen statt. Die nehmen den üblichen Verlauf; sie sind eine Aneinanderreihung von Schubertiaden und Hadn- Feiern, historischen Konzerten und Staatsopernzyklen, Schloßserenaden und ähnlichen Veranstaltungen. Vor diesem traditionellen Hintergrunde nun wird das Neue gleichsam transparent, nah, eindrucksvoll: die
" Ich schwöre bei Gott ." „ Ich
Lehrspiel von Ludwig Spiker.
Ludwig Spizer schlägt in seinem Lehrspiel Ich schwöre bei Gott ", das die Deutsche Welle zur Aufführung brachte, zwei Fliegen mit einer Klappe. Er stellt die böse Nachbarin an den Branger, die ihre elektrischen Geräte in Tätigkeit setzt, ohne Rücksicht auf die umwohnenden Rundfunkteilnehmer, und er zeigt, wie leicht vor Ge richt ein Zeuge einem Meineid in die Arme laufen kann. Denn die feierliche Eides formel Ich schwöre bei Gott " wird nicht nur herangezogen, wenn es gilt, hochbedeutsame Wahrheiten zu be= fräftigen; auch die Aussage, daß Frau Magerhals ihre Gegnerin nicht Alte Höferin" genannt, fondern nur von einem Höferton gesprochen hat, muß so bestätigt werden. Die psychologische Be gründung dafür, wie solche in entscheidenden Nuancen abweichenden Aussagen in Beleidigungsprozessen zustande kommen, bringt Spizers Lehrspiel sehr anschaulich. Ein Wort fällt im Streit; die Gegenpartei hört die Beleidigung heraus, unterstreicht sie durch eine verschärfte Wiederholung: Was, alte Höferin nennen Sie mich?" Zwei Formeln sind geschaffen; die Zeugen, die am Streit immerhin doch mindestens indirekt beteiligt waren, sollen nach Wochen vor Gericht entscheiden, welche die ursprüngliche war. Der Richter, der mit der Zeugenvereidigung nicht sehr vorsichtig ist, kann da aus einem Bagatelleprozeß allzu leicht den Boden für eine oder mehrere Meineidsllagen werden lassen.
Das Lehrspiel ist durch seinen Stoff und durch die anschauliche Berfonengestaltung wirkungsvoll. Die Gefahr der Karifierung, die bei der Darstellung der Charaktertypen immerhin nahe lag, murde von der geschickten Regie sorgfältig umgangen. -1z.
Ein griechischer Sagenstoff, von Euripides geformt, und hier Dom Komponisten selbst gestaltet: der Zug der asiatischen Mänaden gegen Theben, die Rache des Dionysos, der Untergang des Pen theus . Ein Schicksalsdrama also, ohne irgendeine greifbare und deutliche Symbolbeziehung zur Gegenwart. Formal find mie im antifen Drama selbst die großen Chöre das Primäre. Die Anlage des Ganzen( das mit dem Organismus Oper" natürlich nichts zu tun hat) ist eher episch als dramatisch, immerhin aber beides zugleich in merkwürdiger Bindung der Elemente. Gleichberechtigt aneinandergereiht, mehr erzählt als gestaltet, ziehen die Borgänge vorüber; schattenhaft, innerlich fraftlos troz aller äußeren Gesten: zu dynamisch, um etwa die feierliche Starrheit, die antifische Statik des Oedipus rex" zu erreichen andererseits wieder zu statisch, zu episch, als daß sich fortreißende dramatische Wirkung einstellte; eine unglückliche Lagerung von Kräften, die sich aufheben statt einander zu verstärken oder zu ergänzen.
Auch die Musik wirft feineswegs als lebendige Synthese. Auch hier wird man den Eindruck der unverschmolzenen Reihung gegenfäßlicher Kräfte nicht los. Energie und Bariationsfähigkeit des Rhythmus sind gering, die Melodit schwankt zwischen Intervallexpression Wagnerscher Herkunft und koloraturartigen Gebilden, es gibt da die einfachsten und kompliziertesten harmonischen Bildun gen, die primitivste Einstimmigkeit wie die abstruseste Heterephonie. nirgends spürt man eine einheitliche Kraft, die den fünstlerischen Bau im innersten zusammenhielte, so groß und ehrlich Wochen und Wissen des Komponisten auch sein mögen. Am stärksten sind die Chorszenen, die wahrscheinlich auch musikalisch die primären Visionen des Werks darstellen. Hier gelingen oft Klangflächen voll vibrierender Spannung, schöner Entwicklung, starter Steigerung: mag ihre Gewalt auch nur relativ sein. Die von Clemens Klaus geleitete Aufführung( Jerger und Manowarda in den Hauptrollen erfreulicherweise, Pauly und Kalenberg weniger erfreulicherweise) war recht durchschnittlich.
Arnold Walter.
Otto Hauser gestorben.
In der Prähistorischen Sammlung unseres Museums für Bölkerkunde befinden sich die für die Urgeschichte des Menschen außerordentlich wichtigen Funde, die Otto Hauser in den Höhlen der französischen Dordogne gemacht hat. Es ist begreiflich, daß es den französischen Nationalisten unbequem war, daß dieser Schweizer Forscher in der Vorfriegszeit einige der wichtigsten prähistorischen Entdeckungen in ihrem Lande gemacht hat und daß die Ergebnisse seiner ausdauernden Arbeit nach Berlin gekommen sind. Trotzdem war es für den verdienten Forscher ein nie wieder gut zu machender Schlag, als ihm ein französisches Gesetz die Fort fegung seiner Grabungen so gut wie unmöglich machte. Aber der Homo Aurignacensis und Homo Mousteriensis, die beiden Gestalten aus der Urgeschichte der Menschheit, denen Otto Hauser , abgesehen von seinem Glück des Findens, sozusagen Fleisch und Bein gegeben hat, werden dauernd 3eugnis für ihn ablegen. Jetzt ist der Forscher in Berlin , wo er seit einigen Jahren wohnte, im 58. Jahre gestorben.
Hauser hatte nicht die übliche Karriere des Universitätsgelehrten eingeschlagen, er war ein Selfmademan, der seine eigenen Wege ging. In seinen zahlreichen populärwissenschaftlichen Werken, die zum Teil eine sehr weite Verbreitung fanden, hat er uns ausführlich über die Art und Methode seiner Grabungen und über die Resultate seiner Forschungen berichtet. Eins seiner Bücher führte ins ,, Paradies der Urmenschen", ein anderes, Der Mensch vor hunderttausend Jahre n", zeigt schon durch seinen Titel an, was es zum Inhalt hat. Hauser verstand es, immer ein flares Bild, eine deutliche Borstellung von dem Leben der Urmenschen zu geben, deren Knochen und Grabbeigaben er gefunden hatte.