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Beilage

Mittwoch, 22. Juni 1932

,, Malygins" empfindsame Reise

Bilder und Eindrücke aus Sowjetruẞland

Als während der Nordpolfahrt des Grafen Zeppelin"| Lebensmittel zum größten Teil verdorben waren, fonnte der russische Eisbrecher ,, Malygin" die erste Vergnügungs- mit bloßem Grübeln freilich nicht beantwortet werden. Wir gingen reise ins Nördliche Eismeer machte, fanden sich Ange- dann so weit, uns nach dem Abendessen auf die Betten zu legen und hörige vieler kapitalistisch- bürgerlichen Länder, um diese in Schmerzen zu winden. Die Nahrungsmittel waren nämlich in einzigartige Sensation des som jetrussischen Intourist"- einem Kühlraum untergebracht, durch den seltsamerweise die Reisedienstes mitzuerleben. Friedrich Sieburgs Heizungsröhren liefen. Er war somit der wärmste Raum des Buch Die rote Arktis"( Societäts- Verlag, Frank- Schiffes, dazu ewig von Dampf erfüllt, da das zur Frischhaltung furt a. M. 1932), dem die nachfolgenden Skizzen ent- der Waren bestimmte Eis zum Fortschmelzen einige Zeit brauchte. nommen sind, gibt einen Bericht von dieser Reise, der Jeden Tag wurde diesem Raum Fleisch oder Butter entnommen, gerade wegen der Wiedergabe kleiner, oft unscheinbarer ohne daß sein Zustand jemanden störte. Sobald die ersten Er= Eindrücke und wegen der Auseinandersetzung des liberal- tranfungen famen, wurden einige Kisten mit Rebhühnern ins bürgerlichen Westeuropäers mit dem Bolscheroismus meer geworfen, wo sie selbst von den gefräßigen Beluchadelphinen Beachtung verdient. verschmäht wurden. Die Passagiere ließen das Essen unberührt stehen, worauf es dem Schwein vorgeworfen wurde.

rot.

In Archangelst. Archangelst hatte vor dem Kriege fünfundzwanzigtausend Ein­wohner, heute mag es an die hunderttausend haben. Aber die meisten von ihnen sind nicht freiwillig hier. Man weiß, daß die Groß­bauern, die sich dem Kollektivierungsvorgang widersetzten, eine Zeitlang die Holzlager an der Dwina bevölkerten, wo sie als 3wangs­arbeiter dazu beitrugen, die Holzpreise auf dem Weltmarkt zu drücken. Ausländischer, hauptsächlich englischer und amerikanischer Widerstand gegen eine durch ,, Sklavenarbeit" erzeugte Ware hat die Sowjetbehörden veranlaßt, die politischen Zwangsarbeiter aus den Holzlagern zu entfernen und durch gewöhnliche Strafgefangene oder durch freiwillige Arbeiter zu ersetzen. Die Verbannten blieben indessen im Distrikt, wurden zu anderen Arbeiten verwendet oder sich selbst überlassen. Archangelst mit seinem polaren Winter ist nach wie vor ein Verbannungsort, und diese Tatsache bestimmt seinen Charakter. Durch die Straßen gehend, fühlte ich, daß die Mehrzahl der Menschen, die sich in immer dichteren Reihen auf den hölzernen Laufstegen hin- und herschoben, diese Stadt haßten. Ich betrachtete diese Menschen, die aus den Lagern famen oder zu ihnen gingen. Ihre Armut war unvorstellbar. Manchmal be­stand ihre Kleidung nur aus alter: Säden, die mit Striden um die Glieder geschnürt waren. Die meisten gingen mit nackten Füßen, und viele von ihnen trugen ihre Fezen so, daß man ihnen den Ur­sprung von einem Sonntagsanzug oder einem Wintermantel noch undeutlich ansah. Ihr Gepäck war fast immer das gleiche, auf dem Rücken hing ihnen ein Bündel, das Lumpen zu enthalten schien, auf der Schulter trugen sie meist einen fleinen, mit einer schwarzen Schmußtruste bedeckten Holzkasten, die erschütterndste Demonstration des Begriffes ,, Privateigentum", die ich in der Sowjetunion gesehen habe, und um den Hals baumelte ihnen an einer Schnur ein ver­beulter Teekessel, dessen Boden schwarz von Ruß war. Sie alle hatten den völlig leeren Blid von Menschen, die schwere Lasten tragen. Nichts schien ihre Aufmerksamkeit erregen zu können. Selbst wenn sich vor ihnen ein Abgrund geöffnet hätte, sie hätten ihm keinen Blick geschenkt, sondern wären weiter und ins Bodenlose gegangen. Sie tamen in kleinen Trupps daher, und die meisten von ihnen schienen auf jede Form der Selbstbehauptung verzichtet zu haben. Zwei oder drei Männer sah ich, deren Gang und Blick den Entschluß verriet, sich nicht brechen zu lassen. Sie waren von einer Art unsichtbarer Isolierschicht umgeben, sie schritten für sich, man sah ihnen unwillkürlich nach.

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Ein Paar kam die Straßen herabgegangen; es folgte einem kleinen, von zwei mageren Pferden gezogenen Wagen, auf dem sein Hausrat sich befand. Es waren Eheleute auf dem Umzug. Beide waren stattliche Menschen, die mit erhobenen Köpfen gingen und sich an der Hand hielten. Er trug sehr langes Haar ohne Kopf­bedeckung, seine weiße Bluse hatte hübsche Stidereien am Halsbort; sie trug fast die gleiche Bluse und das rote Kopftuch, das die Jung­kommunistinnen von den Bäuerinnen übernommen haben. Ihre Habe bestand aus lauter altem Gerümpel, aus zerbrochenen und mit Ristenbrettern geflicten Möbeln, aus einigen rußigen Töpfen, aus abgestoßenem Geschirr, verschiedenen Blechsachen und einem Bündel Lumpen. Alles dies war von so unsäglicher Schwärze, von einer so soliden Schicht nie mehr zu entfernenden Schmutzes überzogen, daß man Mitleid mit dem netten Paar befam, sich gleich­zeitig aber flarmachen mußte, daß dieser unsägliche Schmutz schließ­lich doch ein Produkt freien Willens ist.

Die Dritte Internationale .

Der Koch will fein Bärenfleisch zubereiten, es sei unter seiner Würde, er habe französische Küche gelernt. Was ist zu tun? Er besteht darauf, uns täglich Frikadellen aus verdorbenem Fleisch vorzusetzen, anstatt uns das nicht übermäßig wohlschmeckende, aber wenigstens frische Fleisch eines der vielen Bären zu geben, die unaufhörlich geschossen werden. Ich sage es zu M., dem Herrn vom Intourist", der mir erwidert, daß er den Genossen T. beauftragen merde, es zu ,, organisieren". Ich schlage vor, es lieber zu erledigen, als es zu organisieren, aber anstatt grob zu werden, wird er liebens­würdig und sagt, alles werde sofort bestens nach meinen Wünschen geschehen, ein sicheres Zeichen, daß alles beim alten bleiben wird. Ich werde mich an die Parteizelle des Schiffes wenden müssen, denn ich möchte nicht vergiftet werden.

Der Malygin" war noch keine Woche unterwegs, da war an Bord schon ein Kollektiv gebildet, ferner eine Parteizelle, ein Sportzirfel, mehrere Gruppen zur Erlernung fremder Sprachen und einige Berufsorganisationen. Drei Tage später hatten diejenigen Körperschaften, deren Zweck über das Abhalten von Ver­sammlungen hinausging, ihre Tätigkeit infolge Mangels an Teil­nehmern eingestellt. Insbesondere der Zirkel für Leibesübungen löfte sich auf, sobald es bekannt geworden war, wie falt es morgens um 7 Uhr auf Deck eines Schiffes im Nördlichen Eismeer sein konnte, zumal für solche Leute, die die halbe Nacht Zigaretten

Ja, wir hatten ein richtiges Schwein an Bord, das der Küchen­chef offenbar lebendig, aber im doppelten Leibesumfang mit nach Hause bringen wollte. Tatsächlich nahm das Tier täglich geradezu erschreckend zu, was man von den Reisenden nicht behaupten konnte. Schließlich war der Vorrat an Opium und anderen Heilmitteln auf­gebraucht, Darmblutungen wurden bei einigen Leuten festgestellt, und das Schwein war dem Herzschlag nahe. Das war der Augen­blid, wo die III. Internationale eingriff. Ihre Vertreter an Bord beriefen ein Meeting ein, luden den Küchenchef vor, setzten ihn ab und verurteilten das Schwein zum Tode. Das Urteil murde sogleich vollstreckt. Der Delinquent war derartig fett, daß wir tage­lang Fett essen mußten, bis wir auf die erste Fleischschicht stießen.

Neue Welt?

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und Gott

Sowjet- Rußland ist Propaganda. Dem jungen Menschen wird täglich mit allen Mitteln der modernen Publizität weiß, daß die Sowjets sich darauf verstehen ins Gehirn ge= hämmert, daß er sozusagen ein Soldat der Front ist, daß er sich im Kampfe um den sozialistischen Aufbau befindet und daß dieser Kampf zum Siege führen muß. Ihm wird klargemacht, daß die ganze Welt danach strebe, diesen Aufbau zu stören und zu ver­hindern, daß der Erdball vor Furcht zittere, der Aufbau möge gelingen. An den täglichen Schwierigkeiten des Kapitalismus wird ihm bewiesen, daß der Sowjetbürger der einzige Mensch ist, der seinen Weg fennt und ihn mit Sicherheit, Ruhe und Zuversicht geht. Dies Gefühl, als einziger auf dem richtigen Wege zu sein, berauscht ihn. Es füllt seine Seele mit dem Selbstbewußtsein eines

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärts

Menschen, der in einer Welt von Kranken der einzig Gesunde zu sein glaubt. Für ihn ist alles Zukunft. Wir sind für ihn Ber­gangenheit.

Das Alltagsleben in der Sowjet- Union ist schwer, in den Städten herrscht Mangel an allem außer an Menschen. Die Ueberfüllung der Wohnungen, Berkehrsmittel, Bahnhöfe, Straßen entspricht der Leere der Schaufenster, Speisekammern und Kleider­schränke. Außer Büchern kann man nichts kaufen, schon aus diesem Grunde ist das Geld kein Mittel zur Auswahl mehr. Es ist für jeden Angehörigen eines kapitalistischen Landes bitter, durch Ruß­ land zu gehen und zu sehen, wie dieser Staat auf der Verneinung alles dessen aufgebaut ist, was unserem Dasein noch ein wenig Wärme und Inhalt verleiht. Aber eines muß auf jeden Menschen aus dem Westen wie eine Erlösung wirken: daß in der Sowjet­ union das Geld nicht mehr als Maßstab für den persönlichen und moralischen Wert des einzelnen gilt.

Was bei den Gründern dieses Staates noch kämpferischer Wille war, ist bei der jungen Generation bereits Selbstverständlichkeit. Das Geld hat nur eine technische, keine soziale Funktion. Diese Tatsache macht den jungen Bolschewisten trotz aller seiner Unarten zu einem guten Menschen in unserem Sinne. Er hat kein Gefühl für materiellen Besitz, er betrachtet die wunderbaren Sportschuhe des amerikanischen Touristen mit großem Interesse, aber sie sind für ihn kein Gegenstand des Neides, des persönlichen Begehrens, sondern lediglich der Maßstab einer Produktion, die er für sein Land erzielen möchte, aber eines Wohlstandes, den er als allgemeinen Zustand herbeiwünscht.

Zunächst einmal ist es sicher, daß der Fünfjahresplan und über­haupt alle gesetzgeberischen und organisatorischen Gewalttätigkeiten der Sowjetregierung nur auf. Grund des russischen Volks charakters durchzuführen sind. Der Fünsjahresplan ist eine wahnsinnige Anspannung des ganzen Landes zur Erzeugung einer Exportindustrie. Der innere Verbrauch, der heute ein kapitaler Fat­tor im Wirtschaftssystem der westlichen Länder ist, existiert in Ruß­ land kaum. Denn wenn hinter jedem Konsumenten ein bewaffneter Polizist steht, um ihn gegebenenfalls zur Einschränkung und Annullierung seines Verbrauchs zu zwingen, so haben die Plan­wirtschaftler leicht arbeiten. Das ist heute in Rußland der Fall. Die Produktion ist mit einem Fanatismus ohnegleichen auf Er= zeugung von Exportware eingestellt, sie kann sich nicht mit der Befriedigung des inneren Verbrauchs abgeben. Kleider, Nahrung und Wohnung spielen keine Rolle, sie dürfen feine Rolle spielen. Dem einzelnen wird keinerlei Recht zuerkannt, seinen An­spruch aufs Leben geltend zu machen. Sollte er es wagen, auf diesem Recht zu bestehen, so wird man ihn einfach vernichten. Das Leben in der Sowjetunion ist von einer Armut und Härte ohnegleichen, aber die Zustände sind nicht sinnlos. Und selbst, wenn sie sinn­los wären, würde der Russe sie ertragen. Denn die Fähigkeit gren­zenlosen Erleidens liegt in seinem Wesen.

Feuer im Torpedo boot!

Bericht von Heinz Jacobs

Langsam glitt das schlanke, schwarzgestrichene Torpedoboot aus der Schleusenkammer. Dichte Rauchwollen quollen aus dem ovalen Schornstein hervor. Die Schraube wühlte heftiger in dem trüb­gelben Wasser zwischen den steinernen Molenköpfen. Möven streiften freischend die ragenden Mastspigen des schwarzen Schiffes. Die Matrosen schossen auf Deck die Trossen auf, die furz zuvor noch das Schiff in der Schleuse gehalten hatten. Es ging auf Probefahrt. Eine neue Heizanlage war tief unten im Schiff eingebaut worden. Die alten unmodischen Kohlenfeuerungen hatten den zeitgemäßeren Delfeuerungen weichen müssen. Riesige Mengen Massut hatte das Torpedoboot gestern in seine Bunker verschluckt. Jetzt sollte die Delanlage ausprobiert werden. Höchste Leistung sollte das Schiff zeigen. Dann erst würde die Marine das Boot der Werftleitung abnehmen. Eine vorher genau errechnete Höchstgeschwindigkeit war zu erzielen. Das war der Zweck der Probefahrt. Das Boot hatte jeßt freies Fahrwasser erreicht.

Im Heizraum herrschte ohrenbetäubender Lärm. Aus starten Düsen sprigte das schwarze Heizöl in die Feuerungsanlage. Flackernd und brüllend fraß sich die weiße Flamme unter den Kessel. An den Delmanometern standen die Arbeiter, die die Delanlage eingebaut hatten. Sie wußten: heute hatte ihr Werk die Probe zu bestehen. In dunkler Lederkleidung, mit ölverschmierten Händen regulierten sie den Delzustrom. Ruhig und sicher waren ihre Bewegungen. Sie fonnten sich auf ihrer Hände Werk verlassen. Die Rohrleitungen waren tadellos gelegt. Jeder Flansch war gut mit Packung ab­gedichtet und fest verschraubt. Wenn die Berechnungen der Ingenieure stimmten, dann mußte das Boot die verlangte Touren­zahl herausholen.

Der Maschinentelegraph flirrte. Ein Blick des Vorarbeiters der Maschinenbauer fiel sofort auf die gläserne Scheibe. ,, Bolle Kraft!" hieß es nun. Durch Zeichen verständigte der Vorarbeiter seine Kollegen. Worte wurden von der brüllenden Flamme gleich verschluckt. Nicht einmal lautes Schreien konnte eine Verständigung der arbeitenden Leute ermöglichen. Auf den Wink des Vorarbeiters öffneten die Arbeiter die Düsen weiter. Noch heftiger wurde das brausende Getöse des brennenden Delstromes. Die blendende Helle der zischenden Flamme fraß sich in die Augen der Leute. Doch das fümmerte sie nicht. Die Anlage war in Ordnung. Ein winziger Druck auf das Zufuhrventil genügte, um das Heizöl schwächer oder stärker fließen zu lassen.

Mit äußerster Kraft durchschnitt das schlanke Boot die Wellen der Nordsee . Der Kommandant äußerte sich zu dem Werftvertreter befriedigt über die neue Heizanlage. In allen Wendungen, die sein Schiff bisher ausführte, blieb die gewünschte Tourenzahl die gleiche. Stunde um Stunde raste das Torpedoboot jetzt schon so dahin. Die Arbeit der Maschinenbauer war gut, ohne Zweifel. Noch ein paar fahrt gut überstanden.

Gegen 2 Uhr Nachmittag versetzte ein furchtbarer Knall aus dem Heizraum alles auf dem Schiff in panischen Schrecken. Unten, wo die Männer an den Ventilen ihren Dienst machten, mußte Ent ſegliches passiert sein. Unmittelbar nach dem Knall wurde die Tür zum Heizraumniedergang aufgerissen. Eine jähe Stichflamme schlug

empor. Aus dieser Stichflamme heraus taumelte einer der Arbeiter, Gesicht und Hände grauenhaft verbrannt. An seiner Lederkleidung leckten gierige Flammen. Der Mann tat ein paar Schritte, dann sackte er zusammen. Matrosen hoben ihn auf und trugen ihn fort. Fast unhörbar stammelte der Arbeiter: Das Absperrventil schließen!"

Einer der Matrosen jagte über das Deck. Mit

zitternden Händen drehte er das schwere Absperrventil dicht. Jetzt fonnte fein Del mehr durch die Leitungen fließen. Die Fahrt des Torpedobootes verminderte sich. Währenddessen arbeitete die Be­sagung des Schiffes fieberhaft, um die übrigen Leute aus dem Heizraum zu holen. Fünf Männer und einige Matrosen wurden nacheinander mit fürchterlichen Verlegungen geborgen. In einer Grauenhaft flang das Reihe legte man sie auf Dec nieder. Stöhnen der Verbrannten. Man flöste ihnen Alkohol ein. Einer der Arbeiter, der bei dem Unglück in der Nähe des Niederganges gestanden hatte und weniger schwer verbrannt war, wurde von dem Kommandanten vernommen. Er hatte plötzlich einen heftigen Knall gehört und war dann in ein einziges Flammenmeer ein­gehüllt gewesen. Als er die Tür zum Niedergange geöffnet hatte, jei die Stichflamme über ihm zusammengeschlagen. Nach seiner Ansicht war eine der Delzuleitungen geplagt. Das ausfließende Del sei dann sofort in Brand geraten. Alles sei nur das Wert eines Augenblicks gewesen. Niemand habe sich recht auf die Katastrophe befinnen können. Das gleiche sagten auch die anderen Verletzten. hatte die schlimmsten Brandwunden. Seine Kollegen erzählten, er habe nach der Explosion der Rohrleitung noch versucht, das brennende Absperrventil des Heizraumes zu schließen. Dabei habe er sich die Hände so furchtbar verbrannt. Ganz sei es ihm nicht gelungen, den Delstrom zu hemmen, denn die rasenden Schmerzen nahmen ihm das Bewußtsein. Die lirsache des Unglücks sei wahrscheinlich ein Materialfehler, für den man keinen Menschen verantwortlich machen könne.

Der Vorarbeiter

Die Besatzung des Bootes bemühte sich um die Verletzten, so gut es ging. Aber man konnte den Unglücklichen wenig helfen. Schmerzlindernd konnte höchstens Alkohol wirken. Davon machte man starken Gebrauch. Das Feuer im Heizraum war verhältnis­mäßig rasch gelöscht. Es galt jetzt aber, die Verletzten an Land zu schaffen. Mit eigener Kraft fonnte das Schiff nicht mehr fahren. Funksprüche hatten schon Hilfsfahrzeuge angefordert. Doch bis diese Schiffe herangekommen waren, vergingen Stunden.

Endlich waren die Rettungsschiffe längsseit gekommen. Mit

rauchend geplaudert und gesungen haben. Aber die Parteizelle Manöver, dann konnte das Schiff einfahren, dann war die Probes höchster Fahrt jagten sie, nachdem man die Verunglückten behutsam

hielt. Von Zeit zu Zeit spürten wir ihr geheimnisvolles, aber wohltätiges Eingreifen, wenn die Schlamperei an Bord gar zu schlimm wurde. Die Parteiorganisation war also nüglich, was mich angesichts der gescheiten Leute, die sie umfaßte, feineswegs über­raschte.

"

Der Malygin" war ein reizendes Schiff, aber die Zustände auf ihm waren für degenerierte Angehörige der zum Tode verurteilten westlichen Zivilisation manchmal recht anstrengend. Der Umstand, daß alle Bett- Tücher und Decken um ungefähr dreißig Zentimeter zur furz waren, hat mir viel Stoff zum Grübeln gegeben. Daß die

Die Männer im Heizraum dachten ähnlich wie der Komman­dant. Ihre Zeit mußte bald um sein. Riesige Mengen Massut waren durch die Düsen gespritzt. Der Delstandmesser an den Bunkern bewies es. Aber immer noch donnerten die schwarzen Strahlen durch die Düsen, wo sie in einen milchweißen Feuerstrom ver­wandelt wurden. Die Preßluft jagte das Del unermüdlich unter die Kessel. Schwerer Dunst lag im Heizraum über den Männern. Der scharfe, beißende Geruch des Dels machte das Atmen schwer. Die Augen brannten von der äzenden Schärfe.

übergeben hatte, dem Hafen zu. Hier warteten schon mehrere

Krankenautos und fuhren mit ihrer unglücklichen Last eiligst davon. Biele Zuschauer warteten am Kai. Wie ein Lauffeuer hatte sich gesperrt, so daß die Neugierigen, unter denen sich wohl auch An­das Unglück herumgesprochen. Polizei hielt die Zugänge zum Kai gehörige der Verlegten befanden, nichts sehen konnten.

Im Krankenhause wurden die Berbrannten mit aller Sorgfalt und Sachfunde behandelt. Und doch konnten die Aerzte nicht pers hindern, daß drei Mann ihren furchtbaren Berlegungen erlagen,